Voller Tatendrang
Hin und wieder tut sie tatsächlich jeder: eine gute Tat. Straftäter gehören nicht dazu. Untätig sind diejenigen, die nichts tun oder Worten keine Taten folgen lassen. Gut, wer dann Goethe oder Ovid zitieren kann.
„Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen.“ So spricht der Theaterdirektor in Goethes „Faust“. In den Metamorphosen des lateinischen Dichters Ovid heißt es: „Schließlich, was bedarf es der Worte? Lasst uns durch die Taten zeigen, was wir können.“ Und ein deutsches Boulevardblatt packt die Aufforderung an die Politiker, doch zu handeln, in die kurze Überschrift: „Tut was!“
Leichter gesagt, als getan
Offensichtlich ist das mit dem „tun“ und den „Taten“ leichter gesagt als getan – vor allem, wenn es darum geht, das Richtige zu tun. Aber irgendwann sind der Worte genug gewechselt. Die Sache ist ausdiskutiert und beschlossen worden. Jetzt gilt es, den Worten Taten folgen zu lassen, oder anders ausgedrückt: das Wort in die Tat umzusetzen.
Die Pluralform von „Tat“ – „Taten“ – und das dem Wort zugrundeliegende Verb „tun“ haben immer dann Hochkonjunktur, wenn keine Entscheidungen getroffen werden, wenn man „nicht vom Fleck kommt“ oder „es so nicht weitergehen kann“. In der Tat – man könnte auch sagen „tatsächlich“ – gibt es viel zu tun. Denn Tatsache ist, dass in Deutschland manche Reform noch auf sich warten lässt.
Taten und ihre Folgen
Aber lassen wir das mal beiseite. Damit haben wir nichts zu tun. Uns interessieren viel mehr die Worte „Tat“ und „tun“. „Tat“ ist in seiner grundlegenden Bedeutung eine Handlung, ja sogar ein Ereignis. In der Tat führt das „Tun“, also das Handeln, zu einem greifbaren, sichtbaren oder mitunter spürbaren Ergebnis.
Nehmen wir das Wort „Straftat“. Da hat jemand etwas getan, was nach dem Gesetz strafbar ist. Eine Straftat ist etwa der Einbruchsdiebstahl. Wird einem Einbrecher und Dieb diese Tat nachgewiesen, wird er gar „auf frischer Tat ertappt“, ist für die Juristen der Tatbestand des Einbruchsdiebstahls gegeben. Noch schlimmer dran ist jemand, der eine „Untat“ begangen hat, eine böse und grausame Tat wie einen Mord.
Ein großer Unterschied: Missetäter und Wohltäter
Der Einbrecher wie auch der Mörder sind zum Täter geworden. Merkwürdigerweise wird „Täter“ in der heutigen Sprache ausschließlich negativ gebraucht, im Sinne des alten, kaum noch gebrauchten Wortes „Missetäter“. Nun gibt es ja weiß Gott auch die „gute Tat“ und neben dem Missetäter den Wohltäter. Dass beide „Täter“ auch weiblich sein können, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden.
Bleiben wir noch einen Augenblick beim Täter, dem Einbrecher oder Mörder, der sich vor Gericht verantworten muss. Er wird einen Strafverteidiger bekommen oder sich selbst einen aussuchen. Dessen Aufgabe ist es dann, seinem Mandanten, seiner Mandantin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Berufstätige und die getane Arbeit
Apropos Aufgabe: Jeder Beruf beinhaltet die Aufgabe, etwas zu tun. Das klingt vielleicht banal, ist aber nichts anderes als die Umschreibung dessen, was wir unter dem Wort „berufstätig“ verstehen: seinen Dienst tun, seine Pflicht tun – oder ganz schlicht – seine Arbeit tun, also handeln. Wenn man es ganz genau nimmt: etwas verändern.
Dabei kann Arbeit eine hochgeistige Tätigkeit sein. Es kann aber ebenso das lästige Bügeln der Wäscheberge sein, die sich schließlich nach getaner Arbeit in geglättete, übersichtliche Stapel verwandelt haben. Es scheint im Menschen selbst zu liegen, dass sein Tatendrang manchmal gestört oder gar gestoppt wird – entweder durch eigenes Zutun oder durch einen Außenstehenden.
Damit ist es nicht getan!
Untätig ist, wer statt die Fenster zu putzen, lieber auf dem Sofa liegt und ein Buch liest, oder wer die ungebügelten Oberhemden „übersieht“ und lieber spazieren geht. Auch mancher optimistisch zupackende Macher, der sogenannte „Tatmensch“, tut sich nicht leicht mit diesen profanen Alltagstätigkeiten. Denn der Reiz zur Tat, zum Tun, liegt in der Sache selbst. Manches tut man eben gern, manches weniger.
Aber damit – mit dem, was getan werden muss, was über den privaten Bereich hinausgeht – ist es nicht getan. Wenn es sozusagen gesellschaftliche Dimensionen annimmt, bedarf es durchaus der Tatkraft und des guten Willens sehr vieler, um etwas zu bewegen.
Der Worte sind genug …
Und nun sind wir wieder tatsächlich da, wo wir zu Beginn schon einmal waren: Der Worte sind genug. Lasst uns durch Taten zeigen, was wir können!