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2021 Tagesschau, tagesthemen 23.10.2021, 23:30 Uhr - Türkei erklärt Botschafter zur unerwünschten Person, Einreise über Belarus: Proteste

tagesthemen 23.10.2021, 23:30 Uhr - Türkei erklärt Botschafter zur unerwünschten Person, Einreise über Belarus: Proteste

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (23.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Es ist seine bewährte Methode:

Wenn der türkische Präsident mit dem Rücken zur Wand steht,

sucht er den Schuldigen woanders.

Erdogan geht es so schlecht wie der türkischen Wirtschaft,

seine Umfragewerte sind im Keller.

Wohl deshalb legt er sich jetzt

auch mit seinen wichtigsten NATO-Verbündeten an.

Die Botschafter von zehn Ländern, darunter Deutschland und die USA,

will er zu unerwünschten Personen erklären lassen.

Und er droht damit, sie rauszuwerfen.

Oliver Mayer-Rüth.

Viermal wiederholt Erdogan den Namen des Kulturförderers Osman Kavala

bei seiner Reda in Eskisehir.

Er will zeigen,

dass die Regierungen im Westen an nichts anderes denken würden.

Anfang der Woche forderten zehn Botschafter,

auch der Deutsche Jürgen Schulz - hier bei der Amtseinführung 2020 -,

die Freilassung des seit 2017 inhaftierten Kavala.

Erdogan ist wütend.

Sein Außenminister habe den Auftrag,

die Ausweisung der zehn Botschafter vorzubereiten.

Sie müssen umgehend zu unerwünschten Personen erklärt werden.

Danach folgt in der Regel die Ausweisung.

Kavala sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Silivri.

Vom Vorwurf der Finanzierung von Protesten im Gezipark 2013

wurde er Anfang 2020 freigesprochen,

um Stunden später wieder inhaftiert zu werden.

Nun wirft ihm die Staatsanwaltschaft die Beteiligung am Putschversuch 2016

und erneut die Finanzierung der Proteste vor.

Auch der EU-Gerichtshof für Menschenrechte

hat die Türkei aufgefordert, Kavala freizulassen:

Es gebe keine Beweise für die Vorwürfe.

Oppositionsführer Kilicdaroglu twittert am Abend,

Erdogan wolle nur ablenken von der schlechten wirtschaftlichen Lage,

die er selbst verschuldet habe.

Die Botschafter warten nun,

ob das türkische Außenministerium Erdogans Ansage förmlich umsetzt.

Fragen wir nach bei unserem Türkei-Korrespondenten.

Das ist ja ein gewagter Schritt.

Was hätte das für Folgen,

wenn Erdogan die Botschafter rauswirft?

Wir müssen erst mal sehen, ob das passiert.

Aber er ist mit der Ansage weit oben auf dem Baum.

Ist die Frage, wie er wieder runterkommt.

Sicher sprechen die Länder miteinander,

koordinieren unter Umständen eine Reaktion.

Berlin könnte Richtung Washington gucken und hoffen,

dass von dort die harte Reaktion kommt.

Eine Option ist, dass man die türkischen Botschafter ausweist.

Das wäre eine Möglichkeit.

Aber das wäre eine schwere diplomatische Krise,

die länger dauern könnte.

Wenn ein Botschaftsposten mal geräumt ist,

wird er nicht so schnell wieder besetzt.

Was heißt das innenpolitisch?

Wird es Erdogan helfen, von den Problemen im Land abzulenken?

Die wirtschaftliche Lage in der Türkei ist dramatisch.

Eigentlich soll es '23 Wahlen geben, aber man hört,

dass es nächstes Jahr schon Wahlen geben könnte.

Die Umfragen sehen nicht gut aus für Erdogan.

Er muss also ein Momentum erzeugen, bei dem er 'ne Chance auf Gewinn hat.

Die Regierung setzt auf die nationalistische Karte.

Das Ausweisen der Botschafter passt dazu.

Erdogan wird weiter polarisieren bis zum Gehtnichtmehr.

Aber ob die Strategie wieder aufgeht, bezweifle ich.

Danke, Oliver Mayer-Rüth.

Sehr gerne.

Die Türkei kennt das schon lange,

dass viele Menschen in ihrem Land Zuflucht suchen.

Für Polen ist das neu.

Angelockt von Versprechungen des belarussischen Lukaschenko-Regimes

haben sich Tausende Menschen aufgemacht zur polnischen Grenze.

Dort sitzen sie jetzt in den Wäldern fest.

Hungrig, frierend und ohne Hilfe von außen,

denn Polen hat hier eine Sperrzone eingerichtet.

Hilfsorganisationen ist der Zugang verwehrt.

Das ist menschenunwürdig - finden nun immer mehr Polen.

Vor allem viele Frauen trugen heute ihren Protest auf die Straße.

Polnisches Grenzgebiet heute Abend.

Fünf Syrer mit Erfrierungserscheinungen

sind aus dem Wald gerettet worden.

Eine Flüchtlingshelferin hatte Kontakt zu ihnen bekommen

und Hilfe gerufen.

Einer konnte sich nicht mehr bewegen.

Den mussten wir ein paar Hundert Meter aus dem Wald tragen.

Jetzt werden sie ins Krankenhaus gebracht.

Diese Anwohnerin hat von der Aktion erfahren

und hat Essen gebracht.

Das ist unmenschlich,

wenn die Flüchtlinge in Polen so stören.

Sie wurden von Lukaschenko betrogen

und unsere Regierung pusht sie wie Hunde zurück.

Die Situation von Flüchtlingen und Migranten

wird dramatischer - es wird kälter.

Diese Frauen aus ganz Polen protestieren in einem Dorf

an der Grenze zu Belarus vor dem Gebäude des Grenzschutzes.

Dass Flüchtlinge und Migranten in den Wäldern hungern und frieren,

wollen sie nicht hinnehmen.

Ich fordere, dass man Zelte aufbaut und die Menschen aus dem Wald holt.

Wem Asyl zusteht, dem steht Asyl zu.

Wem nicht, der soll zurückgebracht werden.

Auch drei frühere polnische First Ladys unterstützen die Aktion.

Wir sind dagegen, dass Flüchtlinge stigmatisiert werden

und ihre Tragödie für politische Zwecke ausgenutzt wird.

Bilder aus den sozialen Netzwerken sorgen für Aufregung:

Männer, Frauen und Kinder im polnischen Grenzgebiet.

Sie wurden nach Belarus gelockt - der Weg in die EU sei leicht.

Nun sind sie gestrandet bei Kälte und Nässe.

Die polnische Regierung

setzt offensichtlich weiter auf Abschreckung und Rückführungen.

Der 90-km-Grenzzaun wird ausgebaut, und es gibt eine Sperrzone.

Die Demonstranten fordern Zugang

für Hilfsorganisationen in die Wälder.

Dann könnten Kleider und Hilfsgüter verteilt werden,

die Bürger des ganzen Landes gespendet haben.

Für seinen unbarmherzigen Umgang mit Flüchtenden

war auch Italiens Ex-Innenminister Salvini bekannt.

Nun steht er vor Gericht.

Die Nachrichten.

Salvini werden Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Der Chef der rechten Lega-Partei hatte sich 2019 geweigert,

das spanische Rettungsschiff Open Arms in Italien anlegen zu lassen.

Das Schiff harrte mit 150 Menschen an Bord tagelang auf dem Meer aus.

In Ungarn demonstrierten

Zehntausende Unterstützer von Ministerpräsident Orban.

Mit einer Brandrede gegen die EU eröffnete Orban seinen Wahlkampf.

Er warf der EU vor, Ungarn Vorschriften machen zu wollen.

Nicht weit entfernt versammelten sich Tausende Anhänger der Opposition.

Sechs Parteien von links-grün bis rechts-konservativ

wollen bei der Wahl 2022 gegen Orbans Fidesz-Partei antreten.

Die CDU in NRW hat die Nachfolge von Parteichef Laschet geregelt:

Zum neuen Vorsitzenden wurde Verkehrsminister Wüst gewählt.

Er bekam mehr als 98 % der Stimmen, ohne Gegenkandidaten.

Wüst soll auch bei der Landtagswahl im Mai als Spitzenkandidat antreten.

Laschet hatte vor der Bundestagswahl angekündigt,

seine Ämter in NRW auch bei einer Niederlage aufzugeben.

Ärzte warnen davor, die Corona-Notlage Ende November

auslaufen zu lassen, wie es Gesundheitsminister Spahn plant.

Laut Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner

können Tausende Intensivbetten nicht mehr belegt werden,

weil Pflegekräfte gekündigt hätten.

Es gebe noch immer einen Zusammenhang zwischen Inzidenz

und Neuaufnahmen auf Intensivstationen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte heute 100 Neuinfektionen

pro 100.000 Einwohner.

Der Wert ist erstmals seit Mitte Mai wieder dreistellig.

Auch wenn der Wert weiter klettert:

Weil die Mehrheit geimpft ist,

können wir längst wieder Restaurants besuchen.

Aber nicht wenige haben ihre Öffnungszeiten verkürzt

oder machen dicht am Samstag oder Sonntag.

Es fehlt an Köchinnen und Kellnern.

Zermürbt durch Kurzarbeit und Angst vor Arbeitslosigkeit

haben viele andere Jobs gefunden.

Manche Läden engagieren nun eine besondere Kollegin,

eine Dame aus China.

Hauke von Hallern stellt sie vor.

Wirt Tim Bornewasser gibt die Tischnummern ein,

und Bella legt los - mit den Bestellungen an Bord.

Sie soll helfen, den Fachkräftemangel in der Gastronomie auszugleichen.

So. 'n Kaffee?

Leeres Geschirr in die Küche, Speisen und Getränke an die Tische.

Bella kann vier Tabletts mit bis zu 40 Kilo transportieren.

* ... mich kurz vorbei, die Gäste warten auf mich. *

Ich geh ins Lokal, weil ich 'ne Atmosphäre möchte.

Mit dem Roboter ist es kalt, steril.

Muss man sich dran gewöhnen.

Ich find's nicht schlecht.

Mal gucken, ob das beibehalten wird und wie's angenommen wird.

* Vorsicht bitte, ich muss durch. *

Bella orientiert sich über Kameras und Laserscanner.

* Miauen *

Das funktioniert nicht immer.

* Miauen *

Was ist schiefgelaufen?

Wir standen hier so lange und haben sie festgehalten.

Es ist 'ne enorme Entlastung für Rücken und Schultern.

Wenn wir ein paar Stunden am Tag die Teller tragen,

die sind nicht leicht ...

20.000 Euro hat der Wirt für Bella bezahlt.

Eine teure Investition, aber er findet nicht genug Servicekräfte.

* Bitte tippe die Tischnummer ein. *

Wenn Sie mir Personal bringen, das da ist und das macht:

Dann hätten wir niemals auf die Idee kommen müssen.

30 Menschen und ein Roboter arbeiten im Hafenrestaurant.

Und Tim Bornewasser will bald einen zweiten Roboter bestellen.

Zum Sport.

In Fußball-Bundesliga hat Bayern den nächsten Sieg geschafft.

Mit einem Trainer im Homeoffice.

Es ist zwar nur ein Gerücht, dass Julian Nagelsmann

auch nach seiner Covid-19-Erkrankung weiter aus dem Homeoffice coacht.

Aber vielleicht sollten die Bayern mal darüber nachdenken.

Nach dem 4:0 in Lissabon gab's heute das 4:0 gegen Hoffenheim.

Die Münchner verteidigen die Tabellenführung.

Nicht aufsehenerregend.

Was aber nach der Partie folgte, dürfte für Gesprächsstoff sorgen.

Er sei weder Corona-Leugner noch Impfgegner.

Er wolle Langzeitstudien abwarten, bevor er sich impfen lasse.

So Kimmich nach dem Spiel.

Das Thema sorgt auch in der Mannschaft für Gesprächsstoff.

Ich bin absoluter Befürworter vom Impfen.

Dennoch, es ist Privatsache und jeder entscheidet das selbst.

Auf dem Platz ist von dieser Diskussion nichts zu spüren.

Bayern in Rot geht schon in der 16. Minute in Führung.

Torschütze zum 1:0 ist Gnabry.

Nach einer halben Stunde erkämpft sich Müller den Ball

und lädt auf Lewandowski ab.

Der polnische Nationalstürmer trifft aus 20 Metern zum 2:0.

Sein zehntes Saisontor

bringt die 60.000 auf den Rängen in Feierstimmung.

Auch in der zweiten Halbzeit haben die Bayern nicht genug.

Der eingewechselte Choupo-Moting profitiert von Hoffenheimer Fehlern

und bezwingt Gäste-Torhüter Baumann.

Das Spiel jetzt längst entschieden, doch einer geht noch.

Coman mit dem 4:0-Endstand.

Sportlich alles bestens.

Bleibt die Arbeit der Bayern-Verantwortlichen,

Kimmich doch noch von einer Impfung zu überzeugen.

Neben Kimmich soll das vier Spieler betreffen bei den Bayern.

Die sorgen also für Gesprächsstoff, nicht nur sportlich.

Anders der SC Freiburg.

Dessen Höhenflug ist bemerkenswert:

2:0 in Wolfsburg und damit der Sprung auf Champions-League-Platz 3

für das Überraschungsteam der Liga.

Nicht zu stoppen, die Freiburger.

Sie feiern den fünften Saisonsieg

und sind als einziges Team der Liga ungeschlagen.

Wir sind ein geiler Haufen, 'ne kompakte Mannschaft,

wir greifen zusammen an, verteidigen zusammen.

Uns bringt nichts aus der Ruhe.

Jeder vertraut dem anderen.

Wir kennen unsere Stärken.

Das ist das Geheimrezept.

Erst wenige Torgefahr auf beiden Seiten.

Dann der Freistoß von Grifo

und das 0:1 durch Lienhart in der 27. Minute.

Die Entscheidung erst nach Videobeweis:

Wolfsburgs Mbabu hebt mit der Ferse das Abseits auf.

Der VfL dann mit etwas Pech: Nmecha an die Latte.

Van Bommels Team ist in der Krise.

Ganz anders Freiburg:

Höler vollendet einen Konter mit dem 0:2 in der 68. Minute.

Tabellenplatz 3.

Das wird trocken aufgenommen.

Wir haben 19 Punkte, das ist viel.

Freude hier - Frust dort.

Freiburg bringt Wolfsburg die vierte Niederlage in Folge bei.

Die weiteren Ergebnisse:

Bei der Bahnrad-WM in Roubaix

bleiben die deutschen Fahrerinnen herausragend.

Fünfmal Gold haben sie schon,

wobei die Einerverfolgung heute ohne Zweifel der Höhepunkt war.

Erfolgreicher geht's nicht.

Alle Medaillen für eine Nation -

das gab es noch nie in den über 60 Jahren dieser Disziplin.

Gold holte Lina Brennauer in der Einerverfolgung.

Mieke Kröger hatte sich Bronze gesichert.

Brennauer hatte schon in der Teamverfolgung

den Titel gewonnen.

Ein überragendes Jahr für sie, auch mit Olympiasieg.

Am Abend jubelte Lea Sophie Friedrich

über die Titelverteidigung im 500-m-Zeitfahren.

Sie war eine Woche krank und wollte auf die WM eigentlich verzichten.

Die Genesung kam auf den Punkt.

Wenn Stürme durchs Land ziehen, Bäume entwurzelt werden

und Endzeitstimmung droht:

Dann erwacht verfrüht das Winterleben im österreichischen Sölden.

Auftakt der Skisportsaison mit dem Riesenslalom der Damen

und einer alles überragenden, alten Bekannten.

Auf dem Rettenbachferner präsentiert sich

der Star Mikaela Shiffrin (USA) schon jetzt in überragender Form.

Sie kann auf steilem, schwierigen Gelände,

vor allem im zweiten Lauf, dem Finale der besten 30,

am meisten zulegen und die Konkurrenz hinter sich lassen.

9000 Zuschauer feuern nahezu jede Athletin an.

Ein Ansporn auch für Marlene Schmotz.

Nach zwei Kreuzbandrissen kämpft sie sich in die Weltspitze zurück.

Rang 28 bringt ihr Anerkennung und wichtige Weltcup-Punkte.

Für den Skisport ist dieser Auftakt ein deutliches Lebenszeichen.

Bleibt noch der Blick auf einen goldenen Oktober-Sonntag,

und Sven ist auch schon da.

Hallo Caren.

Ich habe gerade noch meine Karten studiert.

Ich möchte Folgendes zeigen:

Dieses Foto.

Man fragt sich, wo der Sonnenaufgang ist.

Aber hier ist er.

Genau hier zwischen Wald und den Wolken kurz zu sehen.

Und jetzt beginne ich mit der Darstellung der Wetterlage.

Hoher Luftdruck über dem Osten Europas.

Die warme Luft kommt in höheren Schichten an.

Auf dem Feldberg im Schwarzwald heute nur vier Grad.

Das sind normale Verhältnisse.

Morgen kommt warme Luft in die Höhe.

Da haben wir dann elf Grad auf dem Feldberg.

Wir schauen uns die Wetterlage an.

Morgen gibt es freundliches Wetter.

Es gibt örtliche Nebelfelder in der Nacht.

Die können teilweise zäh sein.

Die Temperaturen in der Nacht:

Der Nachmittag hat folgende Temperaturen:

Am Montag immer noch freundlich.

Am Dienstag ziehen Wolkenfelder drüber.

Das war der Spezialwetterbericht von heute.

Vielen Dank.

Hier folgt das Wort zum Sonntag über Schuld und zweite Chancen.

Fangen Sie den Sonntag gut an.

Wir sind morgen wieder da.

Gute Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 23.10.2021, 23:30 Uhr - Türkei erklärt Botschafter zur unerwünschten Person, Einreise über Belarus: Proteste tagesthemen 23.10.2021, 23:30 - Turkey declares ambassador undesirable, entry via Belarus: protests

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (23.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Es ist seine bewährte Methode:

Wenn der türkische Präsident mit dem Rücken zur Wand steht,

sucht er den Schuldigen woanders.

Erdogan geht es so schlecht wie der türkischen Wirtschaft,

seine Umfragewerte sind im Keller.

Wohl deshalb legt er sich jetzt

auch mit seinen wichtigsten NATO-Verbündeten an.

Die Botschafter von zehn Ländern, darunter Deutschland und die USA,

will er zu unerwünschten Personen erklären lassen.

Und er droht damit, sie rauszuwerfen.

Oliver Mayer-Rüth.

Viermal wiederholt Erdogan den Namen des Kulturförderers Osman Kavala

bei seiner Reda in Eskisehir.

Er will zeigen,

dass die Regierungen im Westen an nichts anderes denken würden.

Anfang der Woche forderten zehn Botschafter,

auch der Deutsche Jürgen Schulz - hier bei der Amtseinführung 2020 -,

die Freilassung des seit 2017 inhaftierten Kavala.

Erdogan ist wütend.

Sein Außenminister habe den Auftrag,

die Ausweisung der zehn Botschafter vorzubereiten.

Sie müssen umgehend zu unerwünschten Personen erklärt werden.

Danach folgt in der Regel die Ausweisung.

Kavala sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Silivri.

Vom Vorwurf der Finanzierung von Protesten im Gezipark 2013

wurde er Anfang 2020 freigesprochen,

um Stunden später wieder inhaftiert zu werden.

Nun wirft ihm die Staatsanwaltschaft die Beteiligung am Putschversuch 2016

und erneut die Finanzierung der Proteste vor.

Auch der EU-Gerichtshof für Menschenrechte

hat die Türkei aufgefordert, Kavala freizulassen:

Es gebe keine Beweise für die Vorwürfe.

Oppositionsführer Kilicdaroglu twittert am Abend,

Erdogan wolle nur ablenken von der schlechten wirtschaftlichen Lage,

die er selbst verschuldet habe.

Die Botschafter warten nun,

ob das türkische Außenministerium Erdogans Ansage förmlich umsetzt.

Fragen wir nach bei unserem Türkei-Korrespondenten.

Das ist ja ein gewagter Schritt.

Was hätte das für Folgen,

wenn Erdogan die Botschafter rauswirft?

Wir müssen erst mal sehen, ob das passiert.

Aber er ist mit der Ansage weit oben auf dem Baum.

Ist die Frage, wie er wieder runterkommt.

Sicher sprechen die Länder miteinander,

koordinieren unter Umständen eine Reaktion.

Berlin könnte Richtung Washington gucken und hoffen,

dass von dort die harte Reaktion kommt.

Eine Option ist, dass man die türkischen Botschafter ausweist.

Das wäre eine Möglichkeit.

Aber das wäre eine schwere diplomatische Krise,

die länger dauern könnte.

Wenn ein Botschaftsposten mal geräumt ist,

wird er nicht so schnell wieder besetzt.

Was heißt das innenpolitisch?

Wird es Erdogan helfen, von den Problemen im Land abzulenken?

Die wirtschaftliche Lage in der Türkei ist dramatisch.

Eigentlich soll es '23 Wahlen geben, aber man hört,

dass es nächstes Jahr schon Wahlen geben könnte.

Die Umfragen sehen nicht gut aus für Erdogan.

Er muss also ein Momentum erzeugen, bei dem er 'ne Chance auf Gewinn hat.

Die Regierung setzt auf die nationalistische Karte.

Das Ausweisen der Botschafter passt dazu.

Erdogan wird weiter polarisieren bis zum Gehtnichtmehr.

Aber ob die Strategie wieder aufgeht, bezweifle ich.

Danke, Oliver Mayer-Rüth.

Sehr gerne.

Die Türkei kennt das schon lange,

dass viele Menschen in ihrem Land Zuflucht suchen.

Für Polen ist das neu.

Angelockt von Versprechungen des belarussischen Lukaschenko-Regimes

haben sich Tausende Menschen aufgemacht zur polnischen Grenze.

Dort sitzen sie jetzt in den Wäldern fest.

Hungrig, frierend und ohne Hilfe von außen,

denn Polen hat hier eine Sperrzone eingerichtet.

Hilfsorganisationen ist der Zugang verwehrt.

Das ist menschenunwürdig - finden nun immer mehr Polen.

Vor allem viele Frauen trugen heute ihren Protest auf die Straße.

Polnisches Grenzgebiet heute Abend.

Fünf Syrer mit Erfrierungserscheinungen

sind aus dem Wald gerettet worden.

Eine Flüchtlingshelferin hatte Kontakt zu ihnen bekommen

und Hilfe gerufen.

Einer konnte sich nicht mehr bewegen.

Den mussten wir ein paar Hundert Meter aus dem Wald tragen.

Jetzt werden sie ins Krankenhaus gebracht.

Diese Anwohnerin hat von der Aktion erfahren

und hat Essen gebracht.

Das ist unmenschlich,

wenn die Flüchtlinge in Polen so stören.

Sie wurden von Lukaschenko betrogen

und unsere Regierung pusht sie wie Hunde zurück.

Die Situation von Flüchtlingen und Migranten

wird dramatischer - es wird kälter.

Diese Frauen aus ganz Polen protestieren in einem Dorf

an der Grenze zu Belarus vor dem Gebäude des Grenzschutzes.

Dass Flüchtlinge und Migranten in den Wäldern hungern und frieren,

wollen sie nicht hinnehmen.

Ich fordere, dass man Zelte aufbaut und die Menschen aus dem Wald holt.

Wem Asyl zusteht, dem steht Asyl zu.

Wem nicht, der soll zurückgebracht werden.

Auch drei frühere polnische First Ladys unterstützen die Aktion.

Wir sind dagegen, dass Flüchtlinge stigmatisiert werden

und ihre Tragödie für politische Zwecke ausgenutzt wird.

Bilder aus den sozialen Netzwerken sorgen für Aufregung:

Männer, Frauen und Kinder im polnischen Grenzgebiet.

Sie wurden nach Belarus gelockt - der Weg in die EU sei leicht.

Nun sind sie gestrandet bei Kälte und Nässe.

Die polnische Regierung

setzt offensichtlich weiter auf Abschreckung und Rückführungen.

Der 90-km-Grenzzaun wird ausgebaut, und es gibt eine Sperrzone.

Die Demonstranten fordern Zugang

für Hilfsorganisationen in die Wälder.

Dann könnten Kleider und Hilfsgüter verteilt werden,

die Bürger des ganzen Landes gespendet haben.

Für seinen unbarmherzigen Umgang mit Flüchtenden

war auch Italiens Ex-Innenminister Salvini bekannt.

Nun steht er vor Gericht.

Die Nachrichten.

Salvini werden Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Der Chef der rechten Lega-Partei hatte sich 2019 geweigert,

das spanische Rettungsschiff Open Arms in Italien anlegen zu lassen.

Das Schiff harrte mit 150 Menschen an Bord tagelang auf dem Meer aus.

In Ungarn demonstrierten

Zehntausende Unterstützer von Ministerpräsident Orban.

Mit einer Brandrede gegen die EU eröffnete Orban seinen Wahlkampf.

Er warf der EU vor, Ungarn Vorschriften machen zu wollen.

Nicht weit entfernt versammelten sich Tausende Anhänger der Opposition.

Sechs Parteien von links-grün bis rechts-konservativ

wollen bei der Wahl 2022 gegen Orbans Fidesz-Partei antreten.

Die CDU in NRW hat die Nachfolge von Parteichef Laschet geregelt:

Zum neuen Vorsitzenden wurde Verkehrsminister Wüst gewählt.

Er bekam mehr als 98 % der Stimmen, ohne Gegenkandidaten.

Wüst soll auch bei der Landtagswahl im Mai als Spitzenkandidat antreten.

Laschet hatte vor der Bundestagswahl angekündigt,

seine Ämter in NRW auch bei einer Niederlage aufzugeben.

Ärzte warnen davor, die Corona-Notlage Ende November

auslaufen zu lassen, wie es Gesundheitsminister Spahn plant.

Laut Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner

können Tausende Intensivbetten nicht mehr belegt werden,

weil Pflegekräfte gekündigt hätten.

Es gebe noch immer einen Zusammenhang zwischen Inzidenz

und Neuaufnahmen auf Intensivstationen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte heute 100 Neuinfektionen

pro 100.000 Einwohner.

Der Wert ist erstmals seit Mitte Mai wieder dreistellig.

Auch wenn der Wert weiter klettert:

Weil die Mehrheit geimpft ist,

können wir längst wieder Restaurants besuchen.

Aber nicht wenige haben ihre Öffnungszeiten verkürzt

oder machen dicht am Samstag oder Sonntag.

Es fehlt an Köchinnen und Kellnern.

Zermürbt durch Kurzarbeit und Angst vor Arbeitslosigkeit

haben viele andere Jobs gefunden.

Manche Läden engagieren nun eine besondere Kollegin,

eine Dame aus China.

Hauke von Hallern stellt sie vor.

Wirt Tim Bornewasser gibt die Tischnummern ein,

und Bella legt los - mit den Bestellungen an Bord.

Sie soll helfen, den Fachkräftemangel in der Gastronomie auszugleichen.

So. 'n Kaffee?

Leeres Geschirr in die Küche, Speisen und Getränke an die Tische.

Bella kann vier Tabletts mit bis zu 40 Kilo transportieren.

* ... mich kurz vorbei, die Gäste warten auf mich. *

Ich geh ins Lokal, weil ich 'ne Atmosphäre möchte.

Mit dem Roboter ist es kalt, steril.

Muss man sich dran gewöhnen.

Ich find's nicht schlecht.

Mal gucken, ob das beibehalten wird und wie's angenommen wird.

* Vorsicht bitte, ich muss durch. *

Bella orientiert sich über Kameras und Laserscanner.

* Miauen *

Das funktioniert nicht immer.

* Miauen *

Was ist schiefgelaufen?

Wir standen hier so lange und haben sie festgehalten.

Es ist 'ne enorme Entlastung für Rücken und Schultern.

Wenn wir ein paar Stunden am Tag die Teller tragen,

die sind nicht leicht ...

20.000 Euro hat der Wirt für Bella bezahlt.

Eine teure Investition, aber er findet nicht genug Servicekräfte.

* Bitte tippe die Tischnummer ein. *

Wenn Sie mir Personal bringen, das da ist und das macht:

Dann hätten wir niemals auf die Idee kommen müssen.

30 Menschen und ein Roboter arbeiten im Hafenrestaurant.

Und Tim Bornewasser will bald einen zweiten Roboter bestellen.

Zum Sport.

In Fußball-Bundesliga hat Bayern den nächsten Sieg geschafft.

Mit einem Trainer im Homeoffice.

Es ist zwar nur ein Gerücht, dass Julian Nagelsmann

auch nach seiner Covid-19-Erkrankung weiter aus dem Homeoffice coacht.

Aber vielleicht sollten die Bayern mal darüber nachdenken.

Nach dem 4:0 in Lissabon gab's heute das 4:0 gegen Hoffenheim.

Die Münchner verteidigen die Tabellenführung.

Nicht aufsehenerregend.

Was aber nach der Partie folgte, dürfte für Gesprächsstoff sorgen.

Er sei weder Corona-Leugner noch Impfgegner.

Er wolle Langzeitstudien abwarten, bevor er sich impfen lasse.

So Kimmich nach dem Spiel.

Das Thema sorgt auch in der Mannschaft für Gesprächsstoff.

Ich bin absoluter Befürworter vom Impfen.

Dennoch, es ist Privatsache und jeder entscheidet das selbst.

Auf dem Platz ist von dieser Diskussion nichts zu spüren.

Bayern in Rot geht schon in der 16. Minute in Führung.

Torschütze zum 1:0 ist Gnabry.

Nach einer halben Stunde erkämpft sich Müller den Ball

und lädt auf Lewandowski ab.

Der polnische Nationalstürmer trifft aus 20 Metern zum 2:0.

Sein zehntes Saisontor

bringt die 60.000 auf den Rängen in Feierstimmung.

Auch in der zweiten Halbzeit haben die Bayern nicht genug.

Der eingewechselte Choupo-Moting profitiert von Hoffenheimer Fehlern

und bezwingt Gäste-Torhüter Baumann.

Das Spiel jetzt längst entschieden, doch einer geht noch.

Coman mit dem 4:0-Endstand.

Sportlich alles bestens.

Bleibt die Arbeit der Bayern-Verantwortlichen,

Kimmich doch noch von einer Impfung zu überzeugen.

Neben Kimmich soll das vier Spieler betreffen bei den Bayern.

Die sorgen also für Gesprächsstoff, nicht nur sportlich.

Anders der SC Freiburg.

Dessen Höhenflug ist bemerkenswert:

2:0 in Wolfsburg und damit der Sprung auf Champions-League-Platz 3

für das Überraschungsteam der Liga.

Nicht zu stoppen, die Freiburger.

Sie feiern den fünften Saisonsieg

und sind als einziges Team der Liga ungeschlagen.

Wir sind ein geiler Haufen, 'ne kompakte Mannschaft,

wir greifen zusammen an, verteidigen zusammen.

Uns bringt nichts aus der Ruhe.

Jeder vertraut dem anderen.

Wir kennen unsere Stärken.

Das ist das Geheimrezept.

Erst wenige Torgefahr auf beiden Seiten.

Dann der Freistoß von Grifo

und das 0:1 durch Lienhart in der 27. Minute.

Die Entscheidung erst nach Videobeweis:

Wolfsburgs Mbabu hebt mit der Ferse das Abseits auf.

Der VfL dann mit etwas Pech: Nmecha an die Latte.

Van Bommels Team ist in der Krise.

Ganz anders Freiburg:

Höler vollendet einen Konter mit dem 0:2 in der 68. Minute.

Tabellenplatz 3.

Das wird trocken aufgenommen.

Wir haben 19 Punkte, das ist viel.

Freude hier - Frust dort.

Freiburg bringt Wolfsburg die vierte Niederlage in Folge bei.

Die weiteren Ergebnisse:

Bei der Bahnrad-WM in Roubaix

bleiben die deutschen Fahrerinnen herausragend.

Fünfmal Gold haben sie schon,

wobei die Einerverfolgung heute ohne Zweifel der Höhepunkt war.

Erfolgreicher geht's nicht.

Alle Medaillen für eine Nation -

das gab es noch nie in den über 60 Jahren dieser Disziplin.

Gold holte Lina Brennauer in der Einerverfolgung.

Mieke Kröger hatte sich Bronze gesichert.

Brennauer hatte schon in der Teamverfolgung

den Titel gewonnen.

Ein überragendes Jahr für sie, auch mit Olympiasieg.

Am Abend jubelte Lea Sophie Friedrich

über die Titelverteidigung im 500-m-Zeitfahren.

Sie war eine Woche krank und wollte auf die WM eigentlich verzichten.

Die Genesung kam auf den Punkt.

Wenn Stürme durchs Land ziehen, Bäume entwurzelt werden

und Endzeitstimmung droht:

Dann erwacht verfrüht das Winterleben im österreichischen Sölden.

Auftakt der Skisportsaison mit dem Riesenslalom der Damen

und einer alles überragenden, alten Bekannten.

Auf dem Rettenbachferner präsentiert sich

der Star Mikaela Shiffrin (USA) schon jetzt in überragender Form.

Sie kann auf steilem, schwierigen Gelände,

vor allem im zweiten Lauf, dem Finale der besten 30,

am meisten zulegen und die Konkurrenz hinter sich lassen.

9000 Zuschauer feuern nahezu jede Athletin an.

Ein Ansporn auch für Marlene Schmotz.

Nach zwei Kreuzbandrissen kämpft sie sich in die Weltspitze zurück.

Rang 28 bringt ihr Anerkennung und wichtige Weltcup-Punkte.

Für den Skisport ist dieser Auftakt ein deutliches Lebenszeichen.

Bleibt noch der Blick auf einen goldenen Oktober-Sonntag,

und Sven ist auch schon da.

Hallo Caren.

Ich habe gerade noch meine Karten studiert.

Ich möchte Folgendes zeigen:

Dieses Foto.

Man fragt sich, wo der Sonnenaufgang ist.

Aber hier ist er.

Genau hier zwischen Wald und den Wolken kurz zu sehen.

Und jetzt beginne ich mit der Darstellung der Wetterlage.

Hoher Luftdruck über dem Osten Europas.

Die warme Luft kommt in höheren Schichten an.

Auf dem Feldberg im Schwarzwald heute nur vier Grad.

Das sind normale Verhältnisse.

Morgen kommt warme Luft in die Höhe.

Da haben wir dann elf Grad auf dem Feldberg.

Wir schauen uns die Wetterlage an.

Morgen gibt es freundliches Wetter.

Es gibt örtliche Nebelfelder in der Nacht.

Die können teilweise zäh sein.

Die Temperaturen in der Nacht:

Der Nachmittag hat folgende Temperaturen:

Am Montag immer noch freundlich.

Am Dienstag ziehen Wolkenfelder drüber.

Das war der Spezialwetterbericht von heute.

Vielen Dank.

Hier folgt das Wort zum Sonntag über Schuld und zweite Chancen.

Fangen Sie den Sonntag gut an.

Wir sind morgen wieder da.

Gute Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021