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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 22.06.2021 - Kein Regenbogen in München - UEFA untersagt Stadionbeleuchtung

heute journal vom 22.06.2021 - Kein Regenbogen in München - UEFA untersagt Stadionbeleuchtung

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Die Münchner Allianz Arena wird morgen beim EM-Spiel

Deutschland gegen Ungarn also nicht in Regenbogenfarben leuchten.

Was die Stadt als Zeichen für Weltoffenheit geplant hatte,

wurde von der UEFA heute untersagt.

Grund: Der ausdrücklich politische Kontext der Anfrage,

die in der Tat als Reaktion auf die rechtsnationale und homophobe Politik

von Ungarns Regierungschef Orban gemeint war.

Der Protest gegen die UEFA-Entscheidung ist nun laut.

Und Deutschland, das zeichnet sich ab,

wird morgen regenbogenbunt sein wie nie.

Zu den Hintergründen: Dominik Lessmeister.

Es sollte ein Zeichen für Toleranz und Gleichstellung sein:

das Münchner Stadion in Regenbogenfarben,

morgen beim deutschen EM-Spiel gegen Ungarn.

Doch die UEFA lehnt den Antrag der Stadt München ab.

Hintergrund ist ein umstrittenes Gesetz der Regierung Orban,

verabschiedet im Parlament.

Es stellt die Aufklärung von Jugendlichen in Schulen

bei Themen der Homo- und Transsexualität unter Strafe.

Ungarn kritisiert,

dass München eine Sportveranstaltung zur Politik nutze wolle.

Der Oberbürgermeister weist das zurück.

Wir reden jetzt viel über Politik.

Was wir aber als Signal senden wollen,

ist ein Signal der Menschlichkeit, ein Signal der Toleranz,

ein Signal der Weltoffenheit.

Dabei hatte die UEFA am Samstag noch die Regenbogen-Kapitänsbinde

von Manuel Neuer erlaubt.

Doch das Symbol “Stadion in Regenbogenfarben“

scheut der Verband, was auch den Bundestrainer enttäuscht.

Zunächst mal hätten wir uns auch so ein Zeichen gewünscht.

Aber die UEFA hat jetzt anders entschieden.

Zeichen sind gut, aber wichtiger ist, dass man danach lebt.

Gerne gibt sich die UEFA und der Fußball weltoffen und tolerant.

Doch Homosexualität ist ein Tabuthema.

2014 sorgte das Coming-out von Ex-Fußball-Nationalspieler

Thomas Hitzlsperger für Aufsehen.

Doch danach oute sich

kein anderer aktiver oder ehemaliger Bundesliga-Profi mehr.

Viele Spieler überlegen sich ja,

wenn ich erfolgreicher Fußballer sein möchte,

möchte ich alleine im Fokus stehen,

weil ich mich z.B. zu meiner Homosexualität bekannt habe.

Und dann fällt die Entscheidung natürlich,

weil es dieses Umfeld gar nicht gibt, in dem so etwas möglich ist,

indem sich auch Spieler sicher fühlen können,

immer zu Ungunsten eines Coming-outs aus.

Das ist schade, weil der Fußball auch nur dann wettbewerbs-

und konkurrenzfähig bleiben wird,

wenn er sich gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschließt.

Aber so weit ist der Fußball noch nicht.

Marcus Urban ist diesen Schritt gegangen, hat sich geoutet.

Homophobie im Fußball sei fest verankert,

sagt der frühere DDR-Jugendnationalspieler.

Ich wollte ein echtes Leben und kein Fake-Leben.

Und das als Fußballer und als Nicht-Fußballer.

Deswegen bin ich diesen Weg der Authentizität gegangen.

Natürlich sind Diskriminierungen hart.

Mobbing im Team oder von außerhalb kommend, von der Öffentlichkeit,

das ist hart.

Nach der UEFA-Entscheidung möchte der deutsche Fußball

nun ein sichtbares Zeichen setzten.

10.000 Regenbogenfahnen will der DFB morgen in München an Fans verteilen.

Und viele andere Städte springen ein.

Arenen in Köln, Frankfurt und das Berliner Olympiastadion

werden morgen in Regenbogenfarben erstrahlen.

In Düsseldorf begrüße ich die Bundestrainerin

der Deutschen Frauennationalmannschaft,

Martina Voss-Tecklenburg.

Schönen guten Abend.

Guten Abend.

Aber zunächst einmal will ich wissen:

Was sagen Sie zur Entscheidung der UEFA?

Können sie die Begründung nachvollziehen?

Ja, die Begründung ist ein Stück weit nachvollziehbar,

weil es in den Statuten der UEFA so ist,

dass man keine politischen Statements

in dem Sinne abgeben möchte.

Trotzdem ist es gerade eine schwierige Position.

Die UEFA begründet das damit,

dass eine parlamentarische Entscheidungen in Ungarn

getätigt wurde und man dadurch ein Gegensignal setze.

Ich sehe das Thema ein bisschen größer, ein bisschen weiter gefasst.

Aber es ist natürlich schon möglich,

morgen trotzdem ein Zeichen zu setzen.

Das wird ja auch in vielfältiger Weise dann geschehen.

Der DFB, der ja auch ihr Dienstherr ist,

verteidigt ganz ähnlich wie die UEFA die Entscheidung.

Ich will's noch mal sagen, weil die Begründung der Stadt München so ausdrücklich politisch gewesen sei,

habe die UEFA gar nicht anders entscheiden können.

Jetzt sagt er der Münchner OB,

es geht nicht um Parteipolitik, sondern es geht um Werte,

die überall in Europa gleich gelten sollten.

Können Sie damit was anfangen?

Ja, natürlich. Ich kann auch die Sichtweise verstehen.

Wie gesagt: Es wird morgen trotzdem die Chance geben, Zeichen zu setzen.

Es ist so, dass die Statuten der UEFA greifen.

Die Arena oder der Betreiber, in dem Fall die Stadt,

hat einen Vertrag abgeschlossen.

Dem muss man sich jetzt auch

zwar nicht beugen, aber sich trotzdem daran halten.

Ich finde aber, dass wir aufge- fordert sind, nicht nur als DFB,

sondern insgesamt in der Gesellschaft,

einerseits das zu akzeptieren,

aber andererseits unsere Möglichkeiten zu nutzen,

trotzdem unsere Haltung sichtbar zu machen.

Nicht nur über die Kapitänsbinde von Manuel Neuer,

sondern auch über Regenbogenfahnen, über die Kapitänsbinde,

die auch jeder Zuschauer tragen kann.

Oder vielleicht auch durch andere Symbolik.

Aber ist das so richtig glaubwürdig?

Hätte der der DFB hier nicht doch etwas anders vermitteln können,

der ja jetzt auch sagt:

Zieht am besten morgen alle eure Regenbogen-T-Shirts an.

Aber hätte man nicht im Vorfeld

auch als DFB auf die UEFA einwirken können,

die ganze Sache ähnlich wie bei der Neuer-Kapitänsbinde zu sehen?

Es ist ein UEFA-Turnier, die UEFA hat die Regularien.

Das mit der Kapitänsbinde ist genehmigt und dass jetzt überhaupt

über dieses Thema gesprochen wird, zeigt auch die Diskrepanz zwischen

"was zeige ich, wo ist meine Haltung wo sind meine Werte". Viel wichtiger finde ich, dass darüber gesprochen wird

und dass wir in Deutschland klar unsere Werte

und unsere Haltung vertreten.

Das können wir jetzt auf vielfältige Art und Weise tun.

Viele Städte haben sich solidarisiert mit München.

Wir stehen hinter dieser Haltung.

Nicht nur die Männer-Nationalmannschaft,

sondern auch wir, die Frauen-Nationalmannschaft,

leben das schon lange, das Thema und machen es auch sichtbar.

Und es gibt ja auch viele Kampagnen

für Toleranz, Offenheit, sexuelle Selbstbestimmung.

Die leiden jetzt nicht?

Ist die Glaubwürdigkeit ein bisschen angekratzt?

Welche Glaubwürdigkeit?

Die vom DFB ganz bestimmt nicht,

sondern wir forcieren diese Themen extrem.

Und wir setzen auch in anderen Themen

immer wieder ganz klare Zeichen nach außen.

Vielleicht dürfen wir es sogar noch etwas sichtbarer machen.

Noch mal: Wir haben nur bedingt Einflussmöglichkeiten morgen.

Außerdem liegt der Fokus für mich,

auch als Bundestrainerin, auf dem Fußball.

Ist ein wichtiges Spiel.

Die Diskussion zeigt aber auch, dass wir in der Gesellschaft

tatsächlich ja immer noch nicht die nötige Akzeptanz haben.

Dann will ich da auch inhaltlich noch mal nachfragen,

warum diese ganzen Kampagnen, die es wirklich vielfältig gibt,

nicht so richtig verfangen.

Die richten sich appellativ an die Fans,

aber aktive Fußballspielerinnen und -spieler trauen sich

immer noch nicht so richtig,

sich offen zu ihrer Homosexualität z.B. zu bekennen.

Warum wirkt das nicht?

Hätte nicht jetzt so ein starkes Signal mehr gewirkt vielleicht

als viele Kampagnen?

Ich kann da nur für unseren Frauenfußball sprechen.

Da versteckt sich niemand.

Da haben wir Spielerinnen, die ganz klar ihre Meinung äußern,

die auch zu dem stehen.

Trotzdem muss das auch jede einzelne Person für sich selbst entscheiden,

wie sie damit umgeht.

Heute haben wir ein starkes Zeichen aus den USA bekommen.

Der erste Profi der National Football League hat sich geoutet.

Das sind starke Symbole, er kriegt sehr viel Unterstützung.

Ich persönlich würde mir natürlich mehr Mut wünschen.

Aber es zeigt eben noch, dass berechtigte Ängste da sind,

dass immer noch Menschen mit Anfeindung,

mit Diskriminierung leben müssen.

Ja, wir können als Gesellschaft nur dort extreme Stärke zeigen.

Ich glaube, durch diese Diskussion

schieben wir die ganze Thematik auch noch mal richtig an.

Der Appell der Bundestrainerin, die ich jetzt natürlich,

Frau Voss-Tecklenburg, nicht gehen lassen kann,

ohne doch noch mal schnell einen Tipp für morgen Abend abzugeben.

Ich glaube daran, dass wir das Spiel

mit zwei Toren Unterschied gewinnen werden

und damit dann auch ins Achtelfinale einziehen.

Dann herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Sehr gerne, danke schön.

Das Gespräch haben wir am Abend aufgezeichnet,

zum Sportlichen später noch mehr in dieser Sendung.

Jetzt erstmal zur Innenpolitik:

In Berlin musste sich die Ministerin Kramp-Karrenbauer heute Abend

Fragen im Verteidigungsausschuss stellen.

Anlass: Die Reform des Kommando Spezialkräfte.

Das KSK stand vergangenes Jahr schon vor der Auflösung,

nachdem ein ganzes Bündel von Verfehlungen bekannt geworden war.

Rechtsextreme Vorfälle, verschwundene Munition,

ein fehlgeleiteter Korpsgeist.

Die Verteidigungsministerin versprach,

mit "eisernem Besen" zu kehren: Eine Kompanie wurde aufgelöst, die Struktur verändert,

ein neuer Kommandeur benannt.

Und nun? Hält Kramp-Karrenbauer an der KSK fest,

bleibt aber auffällig vorsichtig.

Und die Opposition hat Fragen.

Thomas Reichart.

Es ist schon Abend,

als die Verteidigungsministerin ins Parlament kommt.

Und wieder sagt sie öffentlich – nichts.

So wie seit über einer Woche,

seit der Abschlussbericht zur Eliteeinheit KSK

und ihren Skandalen vorliegt.

Vor einem Jahr noch hat Kramp-Karrenbauer

nichts weniger als den kompletten Umbau

der Spezialeinheit versprochen, einen "eisernen Besen". Die Schlussfolgerung aus der Analyse heißt,

dass das KSK in seiner jetzigen Verfassung

so nicht bestehen bleiben kann.

Dass es von innen heraus verändert werden muss.

Ist passiert, sagt nun der Bericht.

Die “Aufarbeitung der Fehlentwicklungen und Missstände

sowie umfassende strukturelle Veränderungen im KSK“

kämen “faktisch einer Neuaufstellung dieses Verbandes“ gleich.

Doch genau diese Chance zum Truppenumbau

hat Kramp-Karrenbauer aus Sicht der Opposition vertan.

Wer den eisernen Besen rausholt,

sollte ja ein Jahr später auch Erfolge haben.

Wir persönlich bedauern sehr, dass sie das nicht genutzt hat,

nicht nur zu fegen,

sondern auch die KSK dahingehend organisatorisch neu aufzustellen.

Einzigartige Fähigkeiten habe das KSK, sagt die Bundeswehr.

Einzigartig aber waren zuletzt

v.a. die rechtsextremen Tendenzen in Teilen der Truppe.

Die zweite Kompanie wurde aufgelöst.

Bei insgesamt 50 Verdachtsfällen seit 2017 wurden bislang

fünf Soldaten entlassen, einer verurteilt.

“Ein rechtsextremistisches Netzwerk“ aber, so der Bericht,

das ziel- und zweckgerichtet an dem Beseitigen

der freiheitlichen demokratischen Grundordnung arbeitet“,

wurde angeblich nicht erkannt.

Im Nachgang müssen wir festhalten,

dass eine nicht konsequent durchgesetzte Dienstaufsicht

auch dazu geführt hat, dass das KSK

ein falschverstandenes eigenes Korpsgefühl entwickeln konnte

und dass man jetzt durchsetzen muss,

dass auch für das KSK klar ist,

dass alle Regeln der Bundeswehr auch für sie gelten.

Genau die schienen eben nicht zu gelten.

Truppenangehörige schafften offenbar Munition,

Waffen und Sprengstoff beiseite.

KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr erfand eine Amnestie-Aktion

für die Rückgabe des Materials.

Gegen ihn wird nun ermittelt, er selbst wird versetzt –

gleichwertiger Posten, normale Rotation.

Kramp-Karrenbauer will von der Amnestie-Aktion

nichts gewusst haben.

Wir können aus den Akten entnehmen,

überall haben die Alarmglocken geschrillt, als man erfahren hat,

dass da rechtswidrig verhindert wurde, herauszufinden,

wer Munition entwendet hat.

Dass die Ministerin das nicht gewusst haben will,

das werte ich persönlich als Schutzbehauptung.

Der Bericht sagt viel darüber, wie die Mannschaftsgrade des KSK

nun strenger kontrolliert werden,

weniger darüber, was sich auf der Leitungsebene ändert.

Was Kramp-Karrenbauer öffentlich dazu sagt –

darauf warten sie in Berlin nach wie vor.

Ein anderer Ausschuss im Bundestag legte heute den Abschlussbericht vor.

Damit beginnen die Nachrichten mit Gundula Gause.

Der Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal

hat nach neun Monaten Aufklärungsarbeit

eine gemischte Bilanz gezogen:

Einig ist man sich in der Kritik an den Wirtschaftsprüfern von EY.

Sie hätten den Bilanzbetrug des Zahlungsdienstleisters

feststellen müssen.

Die Ausschussmitglieder übergaben den Abschlussbericht

an Bundestagspräsident Schäuble.

Dabei hoben sie positiv hervor, dass durch ihre Arbeit

eine Neuaufstellung der Finanz- aufsicht BaFin erreicht worden sei.

Zugleich erneuerten Vertreter von Union und Opposition

ihre Kritik an Finanzminister Scholz,

der die politische Verantwortung trage.

Die AfD forderte Scholz' Rücktritt. Kurz bevor am Donnerstag das neue Klimaschutzgesetz

im Bundestag beschlossen werden soll, haben sich Union und SPD

auf Kompromisse verständigt, die weiter kontrovers diskutiert werden.

Zustimmung aus beiden Fraktionen kommt zum vereinbarten Ausbau

von Solar- und Windenergie.

Scharfe Kritik übt die SPD aber an der Union,

die die angedachte Beteiligung der Vermieter an den CO2-Kosten ablehnte.

Die spanische Regierung hat wie angekündigt

neun inhaftierte Separatisten aus Katalonien begnadigt.

Allerdings dürfen sie keine öffentlichen Ämter mehr übernehmen.

Mit der Entscheidung hoffe Madrid auf eine neue Ära des Dialogs,

erklärte Ministerpräsident Sanchez.

Die Separatisten waren 2019 wegen des Versuchs der Abspaltung Kataloniens

zu Haftstrafen von 9 bis 13 Jahren verurteilt worden.

Die Vereinten Nationen warnen vor einem weiteren Vormarsch der Taliban

in Afghanistan.

Seit Beginn des Abzugs der NATO-Truppen

seien mehr als 50 der rund 400 Bezirke

von den militanten Islamisten eingenommen worden.

Inzwischen sollen sich

zahlreiche Zivilisten und Anhänger verschiedener Parteien

bewaffnet und der afghanischen Regierung angeschlossen haben,

um die Taliban zurückzudrängen.

Spätestens bis zum 11. September

sollen die letzten ausländischen Truppen das Land verlassen haben.

Mit Gedenkveranstaltungen haben Russland, die Ukraine und Belarus

an den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion

heute vor 80 Jahren erinnert.

Allein dieser deutsche Vernichtungskrieg

kostete auf sowjetischer Seite 27 Mio. Menschen das Leben.

Ihrer gedachte Bundespräsident Stein- meier bei einer Kranzniederlegung

am sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide in Berlin.

Dort sind 13.000 gefallene Soldaten der Roten Armee beigesetzt.

Kanzlerin Merkel rief Russlands Präsident Putin an,

um ihr Mitgefühl für das unermessliche Leid auszudrücken.

Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden,

geht Europa in die Vollen.

Ein 750-Milliarden-Wiederaufbaufond,

gemeinsame Schulden in beispielloser Höhe.

Und jetzt geht es ans Auszahlen:

Die Kommissionspräsidentin von der Leyen

bringt sozusagen persönlich die Schecks vorbei,

heute zunächst in Berlin.

Für Deutschland sind es 25,6 Mrd., die zweckgebunden

v.a. für Klimaschutz und Digi- talisierung ausgegeben werden sollen.

Nächste Station am Nachmittag dann Rom.

Italien war mit am schwersten von Corona betroffen

und ist nun größter Profiteur des Fonds:

Auf mehr als 191 Mrd. Euro summieren sich Zuschüsse und Kredite,

Regierungschef Draghi will und soll sein Land damit umfassend erneuern.

Und Draghi, der frühere EZB-Chef, der nicht als Politiker,

sondern als Experte die Regierung führt, macht Tempo.

Er will Italien in Rekordzeit umbauen.

Wie, hat Andreas Postel beobachtet.

Grüner Wasserstoff ist das Zauberwort

für Europas größten Gasnetzbetreiber Snam.

Das italienische Unternehmen verfügt über ein weitverzweigtes Gasnetz,

das den Süden mit dem Norden Europas verbindet.

Unternehmen wie dieses sind es,

ohne die Italiens ehrgeizige Zukunftspläne

nicht gelingen werden.

Mario Draghi ist angetreten,

sein Land nach der Corona-Pandemie zu revitalisieren.

Stimmen im römischen Regierungsviertel:

Ich setze großes Vertrauen in Draghi,

besonders was die wirtschaftliche Entwicklung anbelangt.

Draghi ist besser als sein Vorgänger.

Er genießt mehr Autorität.

Habt ihr euch mal die Frage gestellt,

warum der Staatspräsident Draghi gerufen hat?

Weil die Dinge nicht gut gelaufen sind.

Nicht gut gelaufen.

Mario Draghi brachte das ins Stocken geratene Impfprogramm

wieder in Gang, tauschte Spitzenpersonal aus

und entwarf ein nationales Investitionsprogramm,

um die EU-Milliarden für den Wieder- aufbau aus Brüssel abzurufen.

48 Einzelreformen warten nun auf Umsetzung –

eine gigantische Herausforderung,

sagt einer der profiliertesten Politik-Journalisten Italiens.

Die Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen,

dass das viele Geld ein Wachstum fördert,

das in den letzten 20 Jahren gefehlt hat.

Es gibt ein großes Fragezeichen, ob das gelingt,

aber es gibt keine wirkliche Alternative.

Der Mann, der mit drei Worten den Euro rettete,

legt ein beachtliches Reformtempo vor - whatever it takes.

Es wird notwendig sein, die Unternehmer und Angestellten

zu unterstützen auf dem Weg raus aus der Corona-Krise

und der Rezession.

Dies ist ein Jahr, in dem man kein Geld verlangt, man gibt es.

Für große Skepsis im Ausland

sorgt nach wie vor die immense Staatsverschuldung.

Wolfgang Schäuble meinte kürzlich in der "Financial Times" Mario Draghi daran erinnern zu müssen,

dass jedes Land für seine Schulden allein zuständig sei.

Unverblümter geht es kaum.

Für die renommierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften

an der Universität Turin geht es um die Qualität der Schulden.

Draghi hat mehrfach gesagt, dass es notwendig ist, mit Schulden

Investitionen zu finanzieren, nicht laufende Ausgaben.

Wir haben in der Vergangenheit viele Schulden aufgenommen,

aber sie wurden nicht genutzt, um die Defizite zu schließen,

die das Land in Bezug auf Infra- struktur und Reformen hatte.

Das muss in der Zukunft getan werden.

Irgendwie passend zum Fußball-EM-Auftakt in Rom

ist die wirtschaftliche Aufbruchstimmung da.

Mehr als 5 % Wachstumsprognose für dieses Jahr.

Größte Bremse ist jetzt schon ein Fachkräftemangel und die Bürokratie.

Draghis Experten-Koalition

hat deshalb ein Anti- Bürokratiegesetz verabschiedet.

Der Kern: Einer Behörde wird die Zuständigkeit entzogen,

wen sie nicht innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung

über ein Projekt seines Investitionsplans fällt -

so sieht Politik a la Draghi aus.

Lange waren die Aussichten von Europas Gründungsmitglied

nicht so gut, im Fußball und in ganz Italien.

Gejubelt wird allerdings immer erst zum Schluss.

Noch einmal Nachrichten, Gundula Gause.

Der Corona-Impfstoffhersteller Biontech konnte heute

auf seiner Online-Hauptversammlung große Erfolge bilanzieren:

Umsatz und Gewinn in Milliardenhöhe

und weitere Perspektiven für das Mainzer Unternehmen

in der Biotechnologie.

Valerie Haller, wie reagiert Biontech denn auf Forderungen

nach einem zumindest zeitweisen Patentverzicht auf Corona-Impfstoffe?

Biontech-Chef Sahin sagt, das sei keine Lösung,

weil die Freigabe nicht die Impfstoff-Produktion erhöhe.

Der Impfstoff sei schwierig herzustellen.

Das Thema ist durchaus umstritten.

Hilfsorganisationen fordern,

die Formel ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen,

um eine bessere Versorgung zu gewährleisten.

Die Europäische Pharmabehörde spricht sich dagegen aus.

Ihr Argument: Dadurch werde der Impfstoff nicht schneller verfügbar.

Und: Die Zwangsfreigabe gefährde Innovationsanreize

in der Pharmaindustrie.

Mit dem Corona-Impfstoff brachte Biontech

sein erstes Produkt auf den Markt.

Milliardenumsätze wird es dem Mainzer Unternehmen einbringen.

Am Erfolg will Biontech auch seine Aktionäre teilhaben lassen.

Kommendes Geschäftsjahr werde geprüft,

ob eine Dividende möglich sei.

Noch aber benötige das Unternehmen Geld für Innovationen und Wachstum.

Anleger können zufrieden sein.

Der Kurs der Biontech-Aktien

hat sich in den vergangenen 12 Monaten mehr als verdreifacht.

Die Hauptversammlung nutzte Biontech für eine vorsichtige Entwarnung:

Der Impfstoff soll auch gegen Mutanten schützen.

Die Wirksamkeit werde ständig analysiert.

Zusammen mit dem US-Partner Pfizer will das Unternehmen

noch in diesem Jahr bis zu drei Milliarden Dosen produzieren.

Kommendes Jahr sollen es dann noch mehr sein.

Die Pandemie habe

grundlegende Standortschwächen Deutschlands offengelegt,

das kritisierte zum Tag der Industrie BDI-Präsident Russwurm

und forderte von der Politik mehr Unterstützung für die Industrie,

v.a. um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Alle drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen machten klar,

Deutschland stehe vor einem Epochenwechsel.

Um den zu bewältigen, so die Wirtschaftsvertreter,

müsse der Staat schneller werden,

auch bei der Bewältigung der "haarsträubenden Defizite" bei der Digitalisierung.

Zur Fußball-EM:

Morgen Abend steht das Gruppen-Finale der deutschen Nationalmannschaft

gegen Ungarn an, live zu sehen im ZDF.

Die Stimmung bei den Jungs, wie Bundestrainer Löw sagte,

sei "insgesamt sehr positiv", der Sieg gegen Portugal gebe Rückenwind. Sorge bereite nach wie vor das Knie von Thomas Müller.

Die deutsche Mannschaft ist gut angekommen in München.

Das ist die erste positive Nachricht.

Die zweite deutet hier Thomas Müller an:

ein Victory-Zeichen, möglicherweise als eine Form von Entwarnung.

Beim Abschlusstraining zuvor

hatte er noch wegen seines lädierten Knies passen müssen.

Er wird sich morgen Früh nochmal einem Test unterziehen,

während die anderen hier im Hotel trainieren.

Und dann wird man sehen.

Als möglicher Müller-Ersatz kommen wohl am ehesten Leroy Sane

und Leon Goretzka in Frage.

Aber egal, wer spielt -

wichtiger als die Aufstellung ist die Einstellung.

Ungarn darf auf keinen Fall unterschätzt werden.

Das darf uns nicht passieren.

Das ist ganz wichtig, dass wir da cool bleiben,

dass wir wissen, dass wir erst ein Spiel gewonnen haben.

Gewinnt das DFB-Team auch das nächste Spiel,

ist sogar der Gruppensieg möglich.

Bei einer Niederlage aber könnte die Europameisterschaftsreise

bereits nach der Vorrunde vorbei sein.

Also, die Hürde muss die deutsche Elf nehmen,

wenn sie im Finale ankommen will, am 11. Juli in London.

Dort macht Corona und seine Delta-Variante täglich mehr Sorgen.

Und das gleiche gilt für das nächste große Sportereignis,

das direkt nach der EM folgt.

In einem Monat sollen in Tokio die Olympischen Spiele beginnen,

doch die Angst ist groß, dass aus dem sportlichen Weltereignis

ein globaler Superspreader-Event wird.

Mit gravierenden Folgen auch für die Tokioter Bevölkerung,

die längst noch nicht durchgeimpft ist.

Sonja Blaschke und Ulf Röller berichten.

Fumiya Taguchi ist der Mann der Bonsais.

Die ganze Welt wollte er zu den Olympischen Spielen

in seinem Museum begrüßen.

Etwas zurechtschneiden, um etwas Schönes daraus entstehen zu lassen,

das ist die Idee bei der Bonsai-Züchtung.

Eine Idee, auf die sie in Japan bauen, denn irgendwie stutzen sie

gerade auch die Spiele wegen Corona und hoffen doch,

dass sie der Welt gefallen.

Wenn Sie den Bonsai von der Seite betrachten,

sehen Sie die ausgebreiteten Arme, den leicht gesenkten Kopf.

Als Willkommensgeste ist seine Form gestaltet.

Einen Monat vor Beginn der Spiele grüßt Tokio schon,

aber die Olympia-Stimmung in den Straßen ist verhalten.

Die Angst vor Corona, vor der Ansteckung, ist groß.

In den Stadien sollen maximal 10.000 Einheimische zuschauen dürfen.

Einerseits freue ich mich, die Spiele zu sehen.

Anderseits bin ich nicht so sicher, ob das alles so vernünftig ist.

Ich habe schon das Gefühl,

die Regierung drückt das auf Biegen und Brechen durch.

Gegen diesen Eindruck kämpfen die Verantwortlichen

und versuchen zu beruhigen.

Die Impfquote für die Bewohner des Olympischen Dorfes

wird bei über 80 % liegen.

Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

Denn Japan hat viel zu spät angefangen,

seine Bevölkerung zu impfen.

Es setzte zu lange auf die Erforschung

eines eigenen Impfstoffes.

Wohl erst im September, also nach den Spielen,

kommen die unter 65-Jährigen dran.

Zu einer ausgelassenen Stimmung wird es wohl eher nicht kommen.

Die Menschen haben Angst.

Deshalb wird das Olympische Dorf

für die etwa 11.000 Athleten zu einer Festung.

Nach außen abgeschirmt, nach innen regelt das "Play book", dass die Sportler jeden Kontakt vermeiden müssen.

Gesundheitsexperten wie Dr. Shibuya reicht das nicht.

Gerade jetzt, wo auch die Delta-Variante des Virus

in Japan angekommen ist.

Wir stecken immer noch mitten in der Pandemie.

Deshalb komme ich zu dem Schluss als Gesundheitsexperte,

dass es gefährlich ist, die Spiele im Moment stattfinden zu lassen.

Japan hofft, keine Corona-Katastrophe zu erleben,

hofft, die Spiele richtig gestutzt zu haben.

Die perfekten Bonsai-Spiele –

sie wären eine neue japanische Tradition.

Vom Bonsai zurück zum Wetter in Deutschland.

Da hat Katja Horneffer gleich Wissenswertes für uns:

Wie steht's um das Wasser im Boden? Fehlt es? Reicht es?

Ein neuer Service beantwortet das jetzt online,

täglich und für jeden gewünschten Ort.

Mehr dazu im Wetterbericht.

Und gegen 0.15 Uhr meldet sich Wulf Schmiese mit unserem

"heute journal up:date". Bis morgen in der Halbzeit des Deutschland-Spiels.

Saftige Wiesen Ende Juni - scheint so, als seien wir die Dürre los.

Ob das stimmt, kann jederzeit im Internet mit dem Bodenfeuchteviewer

des Deutschen Wetterdienstes überprüft werden.

Die oberste Bodenschicht war gestern im Nordwesten sogar zu nass,

während sie im Nordosten ausgedorrt ist.

In 1 m Tiefe dagegen fällt die braune Farbe in Teilen von Thüringen

und Sachsen-Anhalt auf: starker bis extremer Trockenstress.

Flachwurzler leiden schneller bei akuten Hitzewellen wie letzte Woche,

weil ihre Wurzeln nur 30 cm in die Tiefe reichen.

Tiefwurzler dagegen können Dürren besser überstehen.

Ein nasser Mai allerdings gleicht drei Dürrejahre in Folge nicht aus.

Auch die heftigen Gewitter, heute Abend v.a. in Bayern,

bringen wenig, weil das Wasser zu schnell runterkommt.

Das kann der Boden nicht aufnehmen.

Heute Nacht gibt es kräftige Gewitter.

Morgen verschwinden die Gewitter zunächst,

breiten sich dann von Nordwesten aber wieder über die Südhälfte aus.

Gegen 21/22 Uhr kann das auch München treffen.

In den nächsten Tagen beruhigt sich das Wetter allmählich.

Am Samstag sind wir die Gewitter los.

heute journal vom 22.06.2021 - Kein Regenbogen in München - UEFA untersagt Stadionbeleuchtung heute journal vom 22.06.2021 - No rainbow in Munich - UEFA bans stadium lighting heute journal del 22.06.2021 - Niente arcobaleno a Monaco: la UEFA vieta l'illuminazione degli stadi heute Journaal van 22.06.2021 - Geen regenboog in München - UEFA verbiedt stadionverlichting

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Die Münchner Allianz Arena wird morgen beim EM-Spiel

Deutschland gegen Ungarn also nicht in Regenbogenfarben leuchten.

Was die Stadt als Zeichen für Weltoffenheit geplant hatte,

wurde von der UEFA heute untersagt.

Grund: Der ausdrücklich politische Kontext der Anfrage,

die in der Tat als Reaktion auf die rechtsnationale und homophobe Politik

von Ungarns Regierungschef Orban gemeint war.

Der Protest gegen die UEFA-Entscheidung ist nun laut.

Und Deutschland, das zeichnet sich ab,

wird morgen regenbogenbunt sein wie nie.

Zu den Hintergründen: Dominik Lessmeister.

Es sollte ein Zeichen für Toleranz und Gleichstellung sein:

das Münchner Stadion in Regenbogenfarben,

morgen beim deutschen EM-Spiel gegen Ungarn.

Doch die UEFA lehnt den Antrag der Stadt München ab.

Hintergrund ist ein umstrittenes Gesetz der Regierung Orban,

verabschiedet im Parlament.

Es stellt die Aufklärung von Jugendlichen in Schulen

bei Themen der Homo- und Transsexualität unter Strafe.

Ungarn kritisiert,

dass München eine Sportveranstaltung zur Politik nutze wolle.

Der Oberbürgermeister weist das zurück.

Wir reden jetzt viel über Politik.

Was wir aber als Signal senden wollen,

ist ein Signal der Menschlichkeit, ein Signal der Toleranz,

ein Signal der Weltoffenheit.

Dabei hatte die UEFA am Samstag noch die Regenbogen-Kapitänsbinde

von Manuel Neuer erlaubt.

Doch das Symbol “Stadion in Regenbogenfarben“

scheut der Verband, was auch den Bundestrainer enttäuscht.

Zunächst mal hätten wir uns auch so ein Zeichen gewünscht.

Aber die UEFA hat jetzt anders entschieden.

Zeichen sind gut, aber wichtiger ist, dass man danach lebt.

Gerne gibt sich die UEFA und der Fußball weltoffen und tolerant.

Doch Homosexualität ist ein Tabuthema.

2014 sorgte das Coming-out von Ex-Fußball-Nationalspieler

Thomas Hitzlsperger für Aufsehen.

Doch danach oute sich

kein anderer aktiver oder ehemaliger Bundesliga-Profi mehr.

Viele Spieler überlegen sich ja,

wenn ich erfolgreicher Fußballer sein möchte,

möchte ich alleine im Fokus stehen,

weil ich mich z.B. zu meiner Homosexualität bekannt habe.

Und dann fällt die Entscheidung natürlich,

weil es dieses Umfeld gar nicht gibt, in dem so etwas möglich ist,

indem sich auch Spieler sicher fühlen können,

immer zu Ungunsten eines Coming-outs aus.

Das ist schade, weil der Fußball auch nur dann wettbewerbs-

und konkurrenzfähig bleiben wird,

wenn er sich gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschließt.

Aber so weit ist der Fußball noch nicht.

Marcus Urban ist diesen Schritt gegangen, hat sich geoutet.

Homophobie im Fußball sei fest verankert,

sagt der frühere DDR-Jugendnationalspieler.

Ich wollte ein echtes Leben und kein Fake-Leben.

Und das als Fußballer und als Nicht-Fußballer.

Deswegen bin ich diesen Weg der Authentizität gegangen.

Natürlich sind Diskriminierungen hart.

Mobbing im Team oder von außerhalb kommend, von der Öffentlichkeit,

das ist hart.

Nach der UEFA-Entscheidung möchte der deutsche Fußball

nun ein sichtbares Zeichen setzten.

10.000 Regenbogenfahnen will der DFB morgen in München an Fans verteilen.

Und viele andere Städte springen ein.

Arenen in Köln, Frankfurt und das Berliner Olympiastadion

werden morgen in Regenbogenfarben erstrahlen.

In Düsseldorf begrüße ich die Bundestrainerin

der Deutschen Frauennationalmannschaft,

Martina Voss-Tecklenburg.

Schönen guten Abend.

Guten Abend.

Aber zunächst einmal will ich wissen:

Was sagen Sie zur Entscheidung der UEFA?

Können sie die Begründung nachvollziehen?

Ja, die Begründung ist ein Stück weit nachvollziehbar,

weil es in den Statuten der UEFA so ist,

dass man keine politischen Statements

in dem Sinne abgeben möchte.

Trotzdem ist es gerade eine schwierige Position.

Die UEFA begründet das damit,

dass eine parlamentarische Entscheidungen in Ungarn

getätigt wurde und man dadurch ein Gegensignal setze.

Ich sehe das Thema ein bisschen größer, ein bisschen weiter gefasst.

Aber es ist natürlich schon möglich,

morgen trotzdem ein Zeichen zu setzen.

Das wird ja auch in vielfältiger Weise dann geschehen.

Der DFB, der ja auch ihr Dienstherr ist,

verteidigt ganz ähnlich wie die UEFA die Entscheidung.

Ich will's noch mal sagen, weil die Begründung der Stadt München so ausdrücklich politisch gewesen sei,

habe die UEFA gar nicht anders entscheiden können.

Jetzt sagt er der Münchner OB,

es geht nicht um Parteipolitik, sondern es geht um Werte,

die überall in Europa gleich gelten sollten.

Können Sie damit was anfangen?

Ja, natürlich. Ich kann auch die Sichtweise verstehen.

Wie gesagt: Es wird morgen trotzdem die Chance geben, Zeichen zu setzen.

Es ist so, dass die Statuten der UEFA greifen.

Die Arena oder der Betreiber, in dem Fall die Stadt,

hat einen Vertrag abgeschlossen.

Dem muss man sich jetzt auch

zwar nicht beugen, aber sich trotzdem daran halten.

Ich finde aber, dass wir aufge- fordert sind, nicht nur als DFB,

sondern insgesamt in der Gesellschaft,

einerseits das zu akzeptieren,

aber andererseits unsere Möglichkeiten zu nutzen,

trotzdem unsere Haltung sichtbar zu machen.

Nicht nur über die Kapitänsbinde von Manuel Neuer,

sondern auch über Regenbogenfahnen, über die Kapitänsbinde,

die auch jeder Zuschauer tragen kann.

Oder vielleicht auch durch andere Symbolik.

Aber ist das so richtig glaubwürdig?

Hätte der der DFB hier nicht doch etwas anders vermitteln können,

der ja jetzt auch sagt:

Zieht am besten morgen alle eure Regenbogen-T-Shirts an.

Aber hätte man nicht im Vorfeld

auch als DFB auf die UEFA einwirken können,

die ganze Sache ähnlich wie bei der Neuer-Kapitänsbinde zu sehen?

Es ist ein UEFA-Turnier, die UEFA hat die Regularien.

Das mit der Kapitänsbinde ist genehmigt und dass jetzt überhaupt

über dieses Thema gesprochen wird, zeigt auch die Diskrepanz zwischen

"was zeige ich, wo ist meine Haltung wo sind meine Werte". Viel wichtiger finde ich, dass darüber gesprochen wird

und dass wir in Deutschland klar unsere Werte

und unsere Haltung vertreten.

Das können wir jetzt auf vielfältige Art und Weise tun.

Viele Städte haben sich solidarisiert mit München.

Wir stehen hinter dieser Haltung.

Nicht nur die Männer-Nationalmannschaft,

sondern auch wir, die Frauen-Nationalmannschaft,

leben das schon lange, das Thema und machen es auch sichtbar.

Und es gibt ja auch viele Kampagnen

für Toleranz, Offenheit, sexuelle Selbstbestimmung.

Die leiden jetzt nicht?

Ist die Glaubwürdigkeit ein bisschen angekratzt?

Welche Glaubwürdigkeit?

Die vom DFB ganz bestimmt nicht,

sondern wir forcieren diese Themen extrem.

Und wir setzen auch in anderen Themen

immer wieder ganz klare Zeichen nach außen.

Vielleicht dürfen wir es sogar noch etwas sichtbarer machen.

Noch mal: Wir haben nur bedingt Einflussmöglichkeiten morgen.

Außerdem liegt der Fokus für mich,

auch als Bundestrainerin, auf dem Fußball.

Ist ein wichtiges Spiel.

Die Diskussion zeigt aber auch, dass wir in der Gesellschaft

tatsächlich ja immer noch nicht die nötige Akzeptanz haben.

Dann will ich da auch inhaltlich noch mal nachfragen,

warum diese ganzen Kampagnen, die es wirklich vielfältig gibt,

nicht so richtig verfangen.

Die richten sich appellativ an die Fans,

aber aktive Fußballspielerinnen und -spieler trauen sich

immer noch nicht so richtig,

sich offen zu ihrer Homosexualität z.B. zu bekennen.

Warum wirkt das nicht?

Hätte nicht jetzt so ein starkes Signal mehr gewirkt vielleicht

als viele Kampagnen?

Ich kann da nur für unseren Frauenfußball sprechen.

Da versteckt sich niemand.

Da haben wir Spielerinnen, die ganz klar ihre Meinung äußern,

die auch zu dem stehen.

Trotzdem muss das auch jede einzelne Person für sich selbst entscheiden,

wie sie damit umgeht.

Heute haben wir ein starkes Zeichen aus den USA bekommen.

Der erste Profi der National Football League hat sich geoutet.

Das sind starke Symbole, er kriegt sehr viel Unterstützung.

Ich persönlich würde mir natürlich mehr Mut wünschen.

Aber es zeigt eben noch, dass berechtigte Ängste da sind,

dass immer noch Menschen mit Anfeindung,

mit Diskriminierung leben müssen.

Ja, wir können als Gesellschaft nur dort extreme Stärke zeigen.

Ich glaube, durch diese Diskussion

schieben wir die ganze Thematik auch noch mal richtig an.

Der Appell der Bundestrainerin, die ich jetzt natürlich,

Frau Voss-Tecklenburg, nicht gehen lassen kann,

ohne doch noch mal schnell einen Tipp für morgen Abend abzugeben.

Ich glaube daran, dass wir das Spiel

mit zwei Toren Unterschied gewinnen werden

und damit dann auch ins Achtelfinale einziehen.

Dann herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Sehr gerne, danke schön.

Das Gespräch haben wir am Abend aufgezeichnet,

zum Sportlichen später noch mehr in dieser Sendung.

Jetzt erstmal zur Innenpolitik:

In Berlin musste sich die Ministerin Kramp-Karrenbauer heute Abend

Fragen im Verteidigungsausschuss stellen.

Anlass: Die Reform des Kommando Spezialkräfte.

Das KSK stand vergangenes Jahr schon vor der Auflösung,

nachdem ein ganzes Bündel von Verfehlungen bekannt geworden war.

Rechtsextreme Vorfälle, verschwundene Munition,

ein fehlgeleiteter Korpsgeist.

Die Verteidigungsministerin versprach,

mit "eisernem Besen" zu kehren: Eine Kompanie wurde aufgelöst, die Struktur verändert,

ein neuer Kommandeur benannt.

Und nun? Hält Kramp-Karrenbauer an der KSK fest,

bleibt aber auffällig vorsichtig.

Und die Opposition hat Fragen.

Thomas Reichart.

Es ist schon Abend,

als die Verteidigungsministerin ins Parlament kommt.

Und wieder sagt sie öffentlich – nichts.

So wie seit über einer Woche,

seit der Abschlussbericht zur Eliteeinheit KSK

und ihren Skandalen vorliegt.

Vor einem Jahr noch hat Kramp-Karrenbauer

nichts weniger als den kompletten Umbau

der Spezialeinheit versprochen, einen "eisernen Besen". Die Schlussfolgerung aus der Analyse heißt,

dass das KSK in seiner jetzigen Verfassung

so nicht bestehen bleiben kann.

Dass es von innen heraus verändert werden muss.

Ist passiert, sagt nun der Bericht.

Die “Aufarbeitung der Fehlentwicklungen und Missstände

sowie umfassende strukturelle Veränderungen im KSK“

kämen “faktisch einer Neuaufstellung dieses Verbandes“ gleich.

Doch genau diese Chance zum Truppenumbau

hat Kramp-Karrenbauer aus Sicht der Opposition vertan.

Wer den eisernen Besen rausholt,

sollte ja ein Jahr später auch Erfolge haben.

Wir persönlich bedauern sehr, dass sie das nicht genutzt hat,

nicht nur zu fegen,

sondern auch die KSK dahingehend organisatorisch neu aufzustellen.

Einzigartige Fähigkeiten habe das KSK, sagt die Bundeswehr.

Einzigartig aber waren zuletzt

v.a. die rechtsextremen Tendenzen in Teilen der Truppe.

Die zweite Kompanie wurde aufgelöst.

Bei insgesamt 50 Verdachtsfällen seit 2017 wurden bislang

fünf Soldaten entlassen, einer verurteilt.

“Ein rechtsextremistisches Netzwerk“ aber, so der Bericht,

das ziel- und zweckgerichtet an dem Beseitigen

der freiheitlichen demokratischen Grundordnung arbeitet“,

wurde angeblich nicht erkannt.

Im Nachgang müssen wir festhalten,

dass eine nicht konsequent durchgesetzte Dienstaufsicht

auch dazu geführt hat, dass das KSK

ein falschverstandenes eigenes Korpsgefühl entwickeln konnte

und dass man jetzt durchsetzen muss,

dass auch für das KSK klar ist,

dass alle Regeln der Bundeswehr auch für sie gelten.

Genau die schienen eben nicht zu gelten.

Truppenangehörige schafften offenbar Munition,

Waffen und Sprengstoff beiseite.

KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr erfand eine Amnestie-Aktion

für die Rückgabe des Materials.

Gegen ihn wird nun ermittelt, er selbst wird versetzt –

gleichwertiger Posten, normale Rotation.

Kramp-Karrenbauer will von der Amnestie-Aktion

nichts gewusst haben.

Wir können aus den Akten entnehmen,

überall haben die Alarmglocken geschrillt, als man erfahren hat,

dass da rechtswidrig verhindert wurde, herauszufinden,

wer Munition entwendet hat.

Dass die Ministerin das nicht gewusst haben will,

das werte ich persönlich als Schutzbehauptung.

Der Bericht sagt viel darüber, wie die Mannschaftsgrade des KSK

nun strenger kontrolliert werden,

weniger darüber, was sich auf der Leitungsebene ändert.

Was Kramp-Karrenbauer öffentlich dazu sagt –

darauf warten sie in Berlin nach wie vor.

Ein anderer Ausschuss im Bundestag legte heute den Abschlussbericht vor.

Damit beginnen die Nachrichten mit Gundula Gause.

Der Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal

hat nach neun Monaten Aufklärungsarbeit

eine gemischte Bilanz gezogen:

Einig ist man sich in der Kritik an den Wirtschaftsprüfern von EY.

Sie hätten den Bilanzbetrug des Zahlungsdienstleisters

feststellen müssen.

Die Ausschussmitglieder übergaben den Abschlussbericht

an Bundestagspräsident Schäuble.

Dabei hoben sie positiv hervor, dass durch ihre Arbeit

eine Neuaufstellung der Finanz- aufsicht BaFin erreicht worden sei.

Zugleich erneuerten Vertreter von Union und Opposition

ihre Kritik an Finanzminister Scholz,

der die politische Verantwortung trage.

Die AfD forderte Scholz' Rücktritt. Kurz bevor am Donnerstag das neue Klimaschutzgesetz

im Bundestag beschlossen werden soll, haben sich Union und SPD

auf Kompromisse verständigt, die weiter kontrovers diskutiert werden.

Zustimmung aus beiden Fraktionen kommt zum vereinbarten Ausbau

von Solar- und Windenergie.

Scharfe Kritik übt die SPD aber an der Union,

die die angedachte Beteiligung der Vermieter an den CO2-Kosten ablehnte.

Die spanische Regierung hat wie angekündigt

neun inhaftierte Separatisten aus Katalonien begnadigt.

Allerdings dürfen sie keine öffentlichen Ämter mehr übernehmen.

Mit der Entscheidung hoffe Madrid auf eine neue Ära des Dialogs,

erklärte Ministerpräsident Sanchez.

Die Separatisten waren 2019 wegen des Versuchs der Abspaltung Kataloniens

zu Haftstrafen von 9 bis 13 Jahren verurteilt worden.

Die Vereinten Nationen warnen vor einem weiteren Vormarsch der Taliban

in Afghanistan.

Seit Beginn des Abzugs der NATO-Truppen

seien mehr als 50 der rund 400 Bezirke

von den militanten Islamisten eingenommen worden.

Inzwischen sollen sich

zahlreiche Zivilisten und Anhänger verschiedener Parteien

bewaffnet und der afghanischen Regierung angeschlossen haben,

um die Taliban zurückzudrängen.

Spätestens bis zum 11. September

sollen die letzten ausländischen Truppen das Land verlassen haben.

Mit Gedenkveranstaltungen haben Russland, die Ukraine und Belarus

an den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion

heute vor 80 Jahren erinnert.

Allein dieser deutsche Vernichtungskrieg

kostete auf sowjetischer Seite 27 Mio. Menschen das Leben.

Ihrer gedachte Bundespräsident Stein- meier bei einer Kranzniederlegung

am sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide in Berlin.

Dort sind 13.000 gefallene Soldaten der Roten Armee beigesetzt.

Kanzlerin Merkel rief Russlands Präsident Putin an,

um ihr Mitgefühl für das unermessliche Leid auszudrücken.

Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden,

geht Europa in die Vollen.

Ein 750-Milliarden-Wiederaufbaufond,

gemeinsame Schulden in beispielloser Höhe.

Und jetzt geht es ans Auszahlen:

Die Kommissionspräsidentin von der Leyen

bringt sozusagen persönlich die Schecks vorbei,

heute zunächst in Berlin.

Für Deutschland sind es 25,6 Mrd., die zweckgebunden

v.a. für Klimaschutz und Digi- talisierung ausgegeben werden sollen.

Nächste Station am Nachmittag dann Rom.

Italien war mit am schwersten von Corona betroffen

und ist nun größter Profiteur des Fonds:

Auf mehr als 191 Mrd. Euro summieren sich Zuschüsse und Kredite,

Regierungschef Draghi will und soll sein Land damit umfassend erneuern.

Und Draghi, der frühere EZB-Chef, der nicht als Politiker,

sondern als Experte die Regierung führt, macht Tempo.

Er will Italien in Rekordzeit umbauen.

Wie, hat Andreas Postel beobachtet.

Grüner Wasserstoff ist das Zauberwort

für Europas größten Gasnetzbetreiber Snam.

Das italienische Unternehmen verfügt über ein weitverzweigtes Gasnetz,

das den Süden mit dem Norden Europas verbindet.

Unternehmen wie dieses sind es,

ohne die Italiens ehrgeizige Zukunftspläne

nicht gelingen werden.

Mario Draghi ist angetreten,

sein Land nach der Corona-Pandemie zu revitalisieren.

Stimmen im römischen Regierungsviertel:

Ich setze großes Vertrauen in Draghi,

besonders was die wirtschaftliche Entwicklung anbelangt.

Draghi ist besser als sein Vorgänger.

Er genießt mehr Autorität.

Habt ihr euch mal die Frage gestellt,

warum der Staatspräsident Draghi gerufen hat?

Weil die Dinge nicht gut gelaufen sind.

Nicht gut gelaufen.

Mario Draghi brachte das ins Stocken geratene Impfprogramm

wieder in Gang, tauschte Spitzenpersonal aus

und entwarf ein nationales Investitionsprogramm,

um die EU-Milliarden für den Wieder- aufbau aus Brüssel abzurufen.

48 Einzelreformen warten nun auf Umsetzung –

eine gigantische Herausforderung,

sagt einer der profiliertesten Politik-Journalisten Italiens.

Die Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen,

dass das viele Geld ein Wachstum fördert,

das in den letzten 20 Jahren gefehlt hat.

Es gibt ein großes Fragezeichen, ob das gelingt,

aber es gibt keine wirkliche Alternative.

Der Mann, der mit drei Worten den Euro rettete,

legt ein beachtliches Reformtempo vor - whatever it takes.

Es wird notwendig sein, die Unternehmer und Angestellten

zu unterstützen auf dem Weg raus aus der Corona-Krise

und der Rezession.

Dies ist ein Jahr, in dem man kein Geld verlangt, man gibt es.

Für große Skepsis im Ausland

sorgt nach wie vor die immense Staatsverschuldung.

Wolfgang Schäuble meinte kürzlich in der "Financial Times" Mario Draghi daran erinnern zu müssen,

dass jedes Land für seine Schulden allein zuständig sei.

Unverblümter geht es kaum.

Für die renommierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften

an der Universität Turin geht es um die Qualität der Schulden.

Draghi hat mehrfach gesagt, dass es notwendig ist, mit Schulden

Investitionen zu finanzieren, nicht laufende Ausgaben.

Wir haben in der Vergangenheit viele Schulden aufgenommen,

aber sie wurden nicht genutzt, um die Defizite zu schließen,

die das Land in Bezug auf Infra- struktur und Reformen hatte.

Das muss in der Zukunft getan werden.

Irgendwie passend zum Fußball-EM-Auftakt in Rom

ist die wirtschaftliche Aufbruchstimmung da.

Mehr als 5 % Wachstumsprognose für dieses Jahr.

Größte Bremse ist jetzt schon ein Fachkräftemangel und die Bürokratie.

Draghis Experten-Koalition

hat deshalb ein Anti- Bürokratiegesetz verabschiedet.

Der Kern: Einer Behörde wird die Zuständigkeit entzogen,

wen sie nicht innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung

über ein Projekt seines Investitionsplans fällt -

so sieht Politik a la Draghi aus.

Lange waren die Aussichten von Europas Gründungsmitglied

nicht so gut, im Fußball und in ganz Italien.

Gejubelt wird allerdings immer erst zum Schluss.

Noch einmal Nachrichten, Gundula Gause.

Der Corona-Impfstoffhersteller Biontech konnte heute

auf seiner Online-Hauptversammlung große Erfolge bilanzieren:

Umsatz und Gewinn in Milliardenhöhe

und weitere Perspektiven für das Mainzer Unternehmen

in der Biotechnologie.

Valerie Haller, wie reagiert Biontech denn auf Forderungen

nach einem zumindest zeitweisen Patentverzicht auf Corona-Impfstoffe?

Biontech-Chef Sahin sagt, das sei keine Lösung,

weil die Freigabe nicht die Impfstoff-Produktion erhöhe.

Der Impfstoff sei schwierig herzustellen.

Das Thema ist durchaus umstritten.

Hilfsorganisationen fordern,

die Formel ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen,

um eine bessere Versorgung zu gewährleisten.

Die Europäische Pharmabehörde spricht sich dagegen aus.

Ihr Argument: Dadurch werde der Impfstoff nicht schneller verfügbar.

Und: Die Zwangsfreigabe gefährde Innovationsanreize

in der Pharmaindustrie.

Mit dem Corona-Impfstoff brachte Biontech

sein erstes Produkt auf den Markt.

Milliardenumsätze wird es dem Mainzer Unternehmen einbringen.

Am Erfolg will Biontech auch seine Aktionäre teilhaben lassen.

Kommendes Geschäftsjahr werde geprüft,

ob eine Dividende möglich sei.

Noch aber benötige das Unternehmen Geld für Innovationen und Wachstum.

Anleger können zufrieden sein.

Der Kurs der Biontech-Aktien

hat sich in den vergangenen 12 Monaten mehr als verdreifacht.

Die Hauptversammlung nutzte Biontech für eine vorsichtige Entwarnung:

Der Impfstoff soll auch gegen Mutanten schützen.

Die Wirksamkeit werde ständig analysiert.

Zusammen mit dem US-Partner Pfizer will das Unternehmen

noch in diesem Jahr bis zu drei Milliarden Dosen produzieren.

Kommendes Jahr sollen es dann noch mehr sein.

Die Pandemie habe

grundlegende Standortschwächen Deutschlands offengelegt,

das kritisierte zum Tag der Industrie BDI-Präsident Russwurm

und forderte von der Politik mehr Unterstützung für die Industrie,

v.a. um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Alle drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen machten klar,

Deutschland stehe vor einem Epochenwechsel.

Um den zu bewältigen, so die Wirtschaftsvertreter,

müsse der Staat schneller werden,

auch bei der Bewältigung der "haarsträubenden Defizite" bei der Digitalisierung.

Zur Fußball-EM:

Morgen Abend steht das Gruppen-Finale der deutschen Nationalmannschaft

gegen Ungarn an, live zu sehen im ZDF.

Die Stimmung bei den Jungs, wie Bundestrainer Löw sagte,

sei "insgesamt sehr positiv", der Sieg gegen Portugal gebe Rückenwind. Sorge bereite nach wie vor das Knie von Thomas Müller.

Die deutsche Mannschaft ist gut angekommen in München.

Das ist die erste positive Nachricht.

Die zweite deutet hier Thomas Müller an:

ein Victory-Zeichen, möglicherweise als eine Form von Entwarnung.

Beim Abschlusstraining zuvor

hatte er noch wegen seines lädierten Knies passen müssen.

Er wird sich morgen Früh nochmal einem Test unterziehen,

während die anderen hier im Hotel trainieren.

Und dann wird man sehen.

Als möglicher Müller-Ersatz kommen wohl am ehesten Leroy Sane

und Leon Goretzka in Frage.

Aber egal, wer spielt -

wichtiger als die Aufstellung ist die Einstellung.

Ungarn darf auf keinen Fall unterschätzt werden.

Das darf uns nicht passieren.

Das ist ganz wichtig, dass wir da cool bleiben,

dass wir wissen, dass wir erst ein Spiel gewonnen haben.

Gewinnt das DFB-Team auch das nächste Spiel,

ist sogar der Gruppensieg möglich.

Bei einer Niederlage aber könnte die Europameisterschaftsreise

bereits nach der Vorrunde vorbei sein.

Also, die Hürde muss die deutsche Elf nehmen,

wenn sie im Finale ankommen will, am 11. Juli in London.

Dort macht Corona und seine Delta-Variante täglich mehr Sorgen.

Und das gleiche gilt für das nächste große Sportereignis,

das direkt nach der EM folgt.

In einem Monat sollen in Tokio die Olympischen Spiele beginnen,

doch die Angst ist groß, dass aus dem sportlichen Weltereignis

ein globaler Superspreader-Event wird.

Mit gravierenden Folgen auch für die Tokioter Bevölkerung,

die längst noch nicht durchgeimpft ist.

Sonja Blaschke und Ulf Röller berichten.

Fumiya Taguchi ist der Mann der Bonsais.

Die ganze Welt wollte er zu den Olympischen Spielen

in seinem Museum begrüßen.

Etwas zurechtschneiden, um etwas Schönes daraus entstehen zu lassen,

das ist die Idee bei der Bonsai-Züchtung.

Eine Idee, auf die sie in Japan bauen, denn irgendwie stutzen sie

gerade auch die Spiele wegen Corona und hoffen doch,

dass sie der Welt gefallen.

Wenn Sie den Bonsai von der Seite betrachten,

sehen Sie die ausgebreiteten Arme, den leicht gesenkten Kopf.

Als Willkommensgeste ist seine Form gestaltet.

Einen Monat vor Beginn der Spiele grüßt Tokio schon,

aber die Olympia-Stimmung in den Straßen ist verhalten.

Die Angst vor Corona, vor der Ansteckung, ist groß.

In den Stadien sollen maximal 10.000 Einheimische zuschauen dürfen.

Einerseits freue ich mich, die Spiele zu sehen.

Anderseits bin ich nicht so sicher, ob das alles so vernünftig ist.

Ich habe schon das Gefühl,

die Regierung drückt das auf Biegen und Brechen durch.

Gegen diesen Eindruck kämpfen die Verantwortlichen

und versuchen zu beruhigen.

Die Impfquote für die Bewohner des Olympischen Dorfes

wird bei über 80 % liegen.

Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

Denn Japan hat viel zu spät angefangen,

seine Bevölkerung zu impfen.

Es setzte zu lange auf die Erforschung

eines eigenen Impfstoffes.

Wohl erst im September, also nach den Spielen,

kommen die unter 65-Jährigen dran.

Zu einer ausgelassenen Stimmung wird es wohl eher nicht kommen.

Die Menschen haben Angst.

Deshalb wird das Olympische Dorf

für die etwa 11.000 Athleten zu einer Festung.

Nach außen abgeschirmt, nach innen regelt das "Play book", dass die Sportler jeden Kontakt vermeiden müssen.

Gesundheitsexperten wie Dr. Shibuya reicht das nicht.

Gerade jetzt, wo auch die Delta-Variante des Virus

in Japan angekommen ist.

Wir stecken immer noch mitten in der Pandemie.

Deshalb komme ich zu dem Schluss als Gesundheitsexperte,

dass es gefährlich ist, die Spiele im Moment stattfinden zu lassen.

Japan hofft, keine Corona-Katastrophe zu erleben,

hofft, die Spiele richtig gestutzt zu haben.

Die perfekten Bonsai-Spiele –

sie wären eine neue japanische Tradition.

Vom Bonsai zurück zum Wetter in Deutschland.

Da hat Katja Horneffer gleich Wissenswertes für uns:

Wie steht's um das Wasser im Boden? Fehlt es? Reicht es?

Ein neuer Service beantwortet das jetzt online,

täglich und für jeden gewünschten Ort.

Mehr dazu im Wetterbericht.

Und gegen 0.15 Uhr meldet sich Wulf Schmiese mit unserem

"heute journal up:date". Bis morgen in der Halbzeit des Deutschland-Spiels.

Saftige Wiesen Ende Juni - scheint so, als seien wir die Dürre los.

Ob das stimmt, kann jederzeit im Internet mit dem Bodenfeuchteviewer

des Deutschen Wetterdienstes überprüft werden.

Die oberste Bodenschicht war gestern im Nordwesten sogar zu nass,

während sie im Nordosten ausgedorrt ist.

In 1 m Tiefe dagegen fällt die braune Farbe in Teilen von Thüringen

und Sachsen-Anhalt auf: starker bis extremer Trockenstress.

Flachwurzler leiden schneller bei akuten Hitzewellen wie letzte Woche,

weil ihre Wurzeln nur 30 cm in die Tiefe reichen.

Tiefwurzler dagegen können Dürren besser überstehen.

Ein nasser Mai allerdings gleicht drei Dürrejahre in Folge nicht aus.

Auch die heftigen Gewitter, heute Abend v.a. in Bayern,

bringen wenig, weil das Wasser zu schnell runterkommt.

Das kann der Boden nicht aufnehmen.

Heute Nacht gibt es kräftige Gewitter.

Morgen verschwinden die Gewitter zunächst,

breiten sich dann von Nordwesten aber wieder über die Südhälfte aus.

Gegen 21/22 Uhr kann das auch München treffen.

In den nächsten Tagen beruhigt sich das Wetter allmählich.

Am Samstag sind wir die Gewitter los.