×

Nous utilisons des cookies pour rendre LingQ meilleur. En visitant le site vous acceptez nos Politique des cookies.


image

2020-7 Imported from YouTube, Sekte Hare Krishna: Menschen in Ekstase für ihren Gott | 7 Tage | NDR

Sekte Hare Krishna: Menschen in Ekstase für ihren Gott | 7 Tage | NDR

Das bin ich, Lars.

Aber hier im Tempel spielt das keine Rolle.

Denn hier soll ich mich aufgeben.

Ich wage das Experiment und gehe sieben Tage in einen Krishna-Tempel.

Eine mir fremde Gottheit anbeten, bis sich die Welt draußen auflöst.

Warum gehe ich hier rein?

Ich bin getauft, aber ich glaube an nichts.

Springt hier mein spiritueller Motor an?

Kann mir diese Gemeinschaft geben, was ich in der Welt nicht finde?

Verstehe ich die Menschen,

die hier leben wollen bei den Hare Krishnas?

Wir wollen hier kehren und Teppiche auslegen.

Da schlafen dann Matajis.

Schnapp dir mal 'nen Besen, ich nehme auch einen.

Mal die Tische abkehren.

Da vorne ist noch 'n Besen. Ruck, zuck ist das gemacht.

Wo steht 'n Besen? Da vorne.

Ach da.

Wie gefällt's dir bei uns?

Spannende, andere Welt.

'ne andere Welt? Ja, 'ne andere Welt. Inwiefern?

Na ja ...

Es ist sehr indisch.

Ja, das ist ...

Merkst du das nicht, wenn du rauskommst,

dass die Welt draußen anders aussieht?

(lacht) Aber total. Ich bin froh, dass ich selten raus muss.

Wieso? Mir gefällt's da draußen nicht mehr.

Hier bin ich auf der sicheren Seite.

Bist du nicht gefestigt genug?

Oder bist du hier der bessere Hare Krishna als draußen?

Wie soll ich sagen? Hier bist du besser beschützt.

Draußen kannst du schnell zu Fall kommen.

Wenn du da nicht ein spiritueller Meister bist,

dann kannst du schnell zu Fall kommen.

Ist die Welt so fies und gemein, dass man vor ihr Angst haben muss?

Ja.

Die materielle Welt ist fies und gemein.

Das sagst du richtig.

Wie guckst du auf die Menschen, die noch da draußen sind?

Mit Bedauern.

Echt? Ja.

Hast du Bedauern mit mir?

Du bist besser hier aufgehoben. Ist so.

Ich fühl mich wohl da draußen.

Wart mal ab, nach der Woche, wenn du wieder weggehst, ...

Sich verlieren, um sich zu finden, ...

Das hab ich bisher nicht erlebt.

Aber genau das ist hier das Ziel.

Das lese ich zumindest immer,

wenn über die Krishnas berichtet wird.

Manche sprechen davon,

dass sie Menschen angeblich in spirituelle Ekstase versetzen.

Andere reden von Gehirnwäsche.

Was passiert mit mir hier?

Es ist 4 Uhr früh.

Guten Morgen, Lars.

Moin.

Gut geschlafen?

Zu kurz.

* Lachen *

Wow! Hare Krishna.

Guten Morgen.

Wichtig ist, dass es hält.

Sonst kann es passieren, dass man den Dhoti verliert,

gerade im Kirtan, wenn wir singen und tanzen.

Ihren Namen legen die Mönche ab, um eins zu werden mit der Gruppe.

Dann steigst du mit dem linken Bein drüber.

Immer noch halten, dass es sich nicht auflöst.

Das ist Tim Leb.

Hier ist er Ananda Krishna das.

Nicht zu hoch, muss ja kein Hochwasser-Dhoti sein.

Hochwasser-Dhoti? Dann einfach reinstecken.

Luftig.

Und die Kurta.

Das ist eine Art Hemd.

Gibt's kurzärmelig oder langärmelig.

Ja, das sieht schon gut aus.

Das ist gewollt, dass man sich anders fühlt,

als die anderen da draußen?

Genau, es ist eine spirituelle Uniform.

Das hilft, sich mehr als spiritueller Mensch zu sehen,

weil die Kleidung simpel ist, wie das spirituelle Leben:

Mehr Wert aufs Geistige legen, weniger aufs Materielle.

Totaler Verzicht, darum geht es dem harten Kern der Krishnas:

Kein Fleisch, kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Sex,

damit das nächste Leben besser wird.

Daran glauben sie und chanten.

So heißt das Beten bei den Krishnas.

Das ist die Gebetskette, Japa Mala heißt die.

Die besteht aus 108 Perlen.

Du rezitierst auf jeder Perle den Hare-Krishna-Mantra.

Und du chantest im Kreis, bis du zum Ende kommst.

Dann drehst du Japa um und gehst zurück.

Mantra ist, was den Geist befreit.

Du versuchst, einmal pro Perle den Mantra zu rezitieren.

Du versuchst einfach, zu sprechen und zu hören.

Wie oft muss ich?

Wir rezitieren 16 Runden, 16 mal 108.

Das dauert ungefähr zwei Stunden.

16 mal 108? Genau.

Das machen wir mindestens am Tag.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

So gehst du von Perle zu Perle,

versuchst bei jeder Perle, aufmerksam zu rezitieren, zu hören.

Vielleicht eine mindestfestgesetzte Zahl,

das ist einfacher für den Geist, wenn du sagst: Das ist mein Ziel.

Vielleicht mal vier Runden beim ersten Mal.

Musst du überlegen, was du machen kannst.

Ich gucke, wie weit ich komm.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

* Monotones Stimmengewirr *

Das Chanten kann einen Rausch erzeugen.

Ein Rausch - reizvoll.

Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama

Hare Rama Hare Rama Hare Rama Rama ...

Zum ersten Mal passiert etwas:

Ich kann mich nicht mehr konzentrieren.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna

Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama

Hare Hare ...

Das da draußen:

Jandelsbrunn, erzkatholisches Bayern.

Dort beten sie den Rosenkranz.

Vielleicht ist das ähnlich:

Immer wieder und wieder und wieder das Gleiche.

Meine vier Runden hab ich geschafft.

Und was ist deine Erfahrung?

Ich habe mich danach nicht klarer gefühlt.

Eher das Gefühl, dass mein Gehirn zwischendrin ausgesetzt hat.

Eher im Gegenteil.

Es hat mir eher Angst gemacht, ...

... als dass es mir Freude oder Offenheit gebracht hätte.

Kontrolle verlieren über ...?

Über das, was in meinem Kopf vorgeht.

Dass es am Anfang ungewohnt, seltsam und beklemmend ist,

kann ich nachvollziehen.

Aber das heißt nicht, dass es schlecht ist.

Der Punkt ist: Es passiert etwas.

Aber weil du nicht genau weißt, was da passiert,

weil das ungewohnt ist, dass da Angst oder Beklemmung ist:

Das ist das Zeichen dafür, dass es funktioniert.

So habe ich das Gefühl, ich verstehe,

dass Leute da hineingesogen werden können.

Genau, das ist der Punkt.

'n Mantra ist sehr mächtig, das zieht einen rein.

Will ich das?

So lange diesen Gott besingen, bis ich nicht mehr

an der Welt festhalten muss und eins werde mit Krishna?

So verstehen sie die Bhagavad Gita, ihr heiliges Buch.

Ich soll immer wiedergeboren werden und jedes Mal noch reiner leben,

mich noch freier machen von weltlichen Versuchungen.

Dritter Tag.

Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare Hare Rama

Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna

Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare Hare Rama

Hare Rama Rama Rama ...

1728 Wiederholungen.

* Stimmengewirr *

Der Rausch wird anstrengend.

* Stimmengewirr *

Brauchst noch Hilfe?

Du kannst gerne die andere Seite machen.

Mahadschan hieß mal Michael.

Michael Duchale.

Das Beet hier noch fertig machen? Ja.

Das auf der Stirn und auf der Nase,

das hält nicht lange, wenn man arbeitet.

Vor allem, wenn man schwitzt und sich die Stirn reibt.

Manchmal geh ich raus, vergess das und die Leute gucken komisch.

Dann fällt dir ein: Ach ja, ich hab da was.

Zu Hause hast du das, aber machst es ab, wenn du rausgehst?

Nicht immer, manchmal schon.

Wenn man jetzt irgendwie ...

... irgendwas Offizielles macht, dann mach ich's ab.

Aha.

Beim Einkaufen nicht, aber wenn man Termine hat,

irgendwas Wichtiges.

Wieso?

Warum ich das dann abmach? Ja.

Damit die Leute nicht gestört sind und denken:

"Was is das für 'n Spinner?"

So denken viele heute. Ja?

Oder dann kommt der Spruch: "Du hast da Senf auf der Nase."

Wie bist du großgezogen worden? Bist du religiös erzogen worden?

Nee, meine Eltern sind in der DDR aufgewachsen.

Die sind alle atheistisch erzogen worden.

Da war nix mit Religion.

Das haste einfach gemacht und denen erzählt?

Oder sind die drauf gekommen? Nee, ich hab denen das gesagt.

Ich hab immer gesagt: "Ich wandere irgendwann aus."

Dann haben sie gesagt: "Dafür haben wir dich nicht großgezogen."

Ich sag: "Ich flieg nach Indien."

Sie wussten, dass ich mich mit Religionen beschäftigen.

Dann bin ich nach Indien und sie haben Angst gekriegt,

dass ich wirklich auswandere.

So sind sie happy, dass ich hiergeblieben bin.

Ich hab's denen einfach gesagt:

"Ich ziehe in 'nen Tempel, ich werde Mönch."

Hab drei Jahre als Mönch in Leipzig gelebt. Ach so?

Dann sind die mal vorbeigekommen.

Die können selber wahrscheinlich nicht so viel damit anfangen.

Aber sie haben kein Problem damit.

Haben die nicht gesagt: "Hey, sei mal vorsichtig"?

Wenn du gesagt hättest: "Der Katholizismus ist es für mich."

Da hätten sie wahrscheinlich mehr mit anfangen können.

Die hätten mehr mit anfangen können.

Mit Hare Krishna haben die sich vielleicht im Internet belesen,

aber die haben nie viel dazu gesagt.

Nicht gesagt: "Das ist doch 'ne Sekte"?

Das sagen viele sonst.

Das ist das, was man so lernt in der Gesellschaft, im Internet.

Aber das haben die nie gesagt.

Die sind wahrscheinlich danach gegangen, ...

... wie's mir geht.

Die haben mir meine Freiheit gelassen,

da bin ich dankbar für.

Ich kann mir denken, dass andere größere Probleme haben.

Dass die Freunde sagen:

"Du hast ja 'ne Meise. Was willste mit denen?"

Ja, von anderen hört man,

dass die Eltern sehr unzufrieden sind.

Aber was kann man machen?

Jeder muss sich seinen Lebensweg selber aussuchen.

Ja, das stimmt.

Jeder muss seinen eigenen Weg gehen – und doch scheint es,

als versinken hier alle in der Masse dieser Sekte.

Denn als eine Sekte sehen sie viele.

Gibt das den Krishnas ihren Halt: verordnete Ekstase, stundenlang?

Einer tanzt vor und alle tanzen mit?

Ich hatte mit Ritualen schon immer Probleme,

auch in meiner christlichen Religion.

Festgelegte Bräuche, Mitmachen erbeten.

Hier ist es extremer:

Kopf aus, Mantra an.

Hare Krishna wurde in den 70ern einiges vorgeworfen:

Veruntreuen von Spenden, Waffenbesitz, Kindesentführung.

Heute sind die Krishnas kaum noch in den Schlagzeilen.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Mitsingen!

* Läuten *

Audienz beim Chefpriester.

Ronald Sohr, hier drin: Ramananda Gopal das.

Das Stichwort "Sekte" wird gerne genutzt.

Wie siehst du das? Was ist 'ne Sekte?

Im Lexikon ist das 'ne religiöse Abspaltung,

im Endeffekt nichts Schlechtes.

Das Christentum ist voll Sekten,

das eine hat sich vom anderen abgespalten.

Mittlerweile hat das so 'ne negative Betrachtung.

Es haben viele versucht, damit Geld zu machen

und Leute zu manipulieren und unter Kontrolle zu bringen.

Und, ähm ...

Oft ist das auch auf uns angewendet worden.

Und wahrscheinlich ...

Wir müssen Verantwortung übernehmen, wir können auch nicht sagen:

Das hat die Presse aus uns gemacht.

Wahrscheinlich haben wir uns so verhalten.

Aber kannst du nicht nachvollziehen,

dass auch Menschen da draußen Angst vor euch haben?

Oder vor dem, was ihr mit Menschen auf der Straße anstellen könnt,

mit Jugendlichen?

Nachvollziehen schon, aber du musst schauen:

Was machen die großen Sekten, was macht die Werbung?

Was macht die Presse, was machen die Medien?

Was macht Politik?

Ich kann dir nicht sagen: Das ist so!

Weil das klingt, als wär ich fanatisch:

"Du musst das jetzt glauben, das ist so!"

Die Dinge sehen für dich vielleicht anders aus.

Du musst dich niemand hingeben,

irgendjemand verehren, dich nicht auf die Knie legen.

Du kannst in dem Restaurant die Karte von oben bis unten essen,

ohne darüber nachzudenken, dass jemand nach der Rechnung fragt.

Wir tanzen um Gott, andere tanzen um McDonald's.

Die Welt da draußen und ihre Propaganda

empfinde ich ermüdend, die Welt im Tempel aber auch.

Alle wollen mir immer nur sagen, dass gerade ihr Weg der richtige ist.

Aber dafür alles aufgeben im Hier und Jetzt:

Damit es vielleicht mal besser wird, in einem nächsten Leben?

Tag sechs.

* Stimmengewirr *

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Nicht mehr sprechen.

Nur noch der eigenen Stimme zuhören.

Und die hört sich mittlerweile immer mehr an wie die eines Fremden.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

* Stimmengewirr *

Martin ist am selben Tag hier angekommen wie ich.

Auch, um zu schauen, ob die Krishnas ihm etwas geben.

Mit dem Kopf war er noch sehr in seiner alten Welt –

aber sechs Tage sind hier eine lange Zeit.

Voila!

Du bist noch net fertig.

So kann man auch aussehen.

Hast du dich geändert in dieser Woche?

Ja.

Ich hab in diesen sechs Tagen

kein trauriges, ernstes oder grimmiges Gesicht gesehen.

Bin sehr gespannt, wenn ich am Sonntag wieder gehe,

was da für Gesichter einem entgegenkommen.

Hier ist mein Erlebnis, dass die Gesichter fröhlich sind.

Ich hab manchmal das Gefühl: weichgespült. Mhm.

So als hätte man einmal durch den Kopf gepustet.

Und das, was dringeblieben ist, ist noch die Hingabe an Gott ...

... und ein unumstößlicher Glaube daran, dass alles richtig ist.

Das ist vielleicht nicht falsch.

Der Kopf soll durchgepustet werden.

Man kann sich überlegen: Was sind die Götter unserer Zeit?

Superstars!

"Jeanette Biedermann ist meine Göttin.

Die bete ich an, die will ich täglich im Fernsehen sehen.

Ich will mich vor ihr verbeugen, wenn sie auf die Bühne kommt."

Das ist auch ein spirituelles Zusammenkommen:

Robbie Williams auf der Bühne.

Ist es nicht Selbstbetrug, wenn man sagt:

"Ich ziehe mich aus dieser materialistischen Welt zurück,

gehe in einen Tempel."

Dann hat man die Welt zwar nicht mehr in Griffweite,

aber das heißt ja nicht, dass man die Welt hinter sich gelassen hat.

Ist es nicht Betrug in der Welt da draußen,

wo dir oder mir vieles nicht passt, wo ich nicht mit dem Chef klarkomme.

Wo ich Vorgaben hab, die für mich nicht durchschaubar sind.

Und für viele andere Menschen auch, die aber nicht zu Krishna gehen,

sondern psychotisch werden oder durchdrehen.

Sie gehen Schulen mit 'ner Pumpgun oder sonst was,

wenn man die Welt nicht mehr versteht.

Ist das nicht Selbstbetrug, in dieser Welt freiwillig zu leben?

Ich hab so 'n klein wenig Sorge:

Dass manche sich vor der Welt verschließen,

statt sich ihr zu stellen.

Da draußen fällt es mir sehr schwer, zu sagen:

"Ich leb mein geradliniges Leben.

Ich bin völlig mit mir d'accord, mit mir und meinem Leben."

Das fällt mir draußen schwer.

Hier fällt's mir leicht.

(leise) Krishna Krishna Hare Hare

Mein letzter Versuch.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Es funktioniert nicht.

Immer noch nicht.

Ich treffe noch mal den Mönch vom Anfang, der sagte,

ich würde mich verändern.

Ich versteh auch diese Rechnung nicht:

Alles, was du in diese Richtung tust, wird aufgerechnet wie aufm Bankkonto.

Auf ein spirituelles Konto, aber da geht nie was verloren.

Alles, was du für Gott tust, was du hier gemacht hast,

sind materiell ausgedrückt spirituelle Pluspunkte.

Die gehen nicht verloren,

im nächsten Leben fängst du wieder dort an.

Dann geht's weiter.

So kann man sich aber alles erklären. Nein.

Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Krishna möchte, dass wir zu ihm kommen.

Der zieht uns regelrecht zu sich hin, auch euch. Ja!

Glaubst du, dass die Krishna-Bewegung oder die Ideen dahinter

für jeden Menschen was sind?

Nicht für jeden.

Das ist nicht für jeden, Krishna sucht sich seine Leute aus.

Es ist leider nicht für jeden.

Im nächsten Leben ist vielleicht der dran,

der dieses Leben nicht dran war.

Denk nicht, dass du der Typ bist, der lenkt.

Das ist Gott, Krishna.

Doch!

Sonst wär 'n Kollege von dir hier, nicht du.

In einigen Jahren kommst du wieder zurück

zum Krishna-Bewusstsein.

Das fühl ich im Herzen.

Und dann?

Dann geb ich meinen Job auf und schneide mir die Haare ab.

Ich bekomme einen neuen Namen,

damit ich noch weiter weg bin von der Welt und ihren Versuchungen.

Im Hier geht es dann nur noch um den Dienst an Krishna.

Und um das Aufgehen in der Gemeinschaft,

um das Sich-Verlieren in der Gemeinschaft.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Es reicht.

Sieben Tage bei Menschen, die alles aufgeben für ihren Gott,

sind mir genug.

Ich bin kein Sekten-Jünger geworden

und auch nicht spiritueller - im Gegenteil.

Vom Glauben bin ich weiter entfernt als je zuvor.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Ich verstehe, dass Menschen hier im Wir aufgehen wollen,

statt Einzelkämpfer da draußen zu bleiben.

Aber dafür den eigenen Kopf aufgeben, finde ich riskant.

Copyright Untertitel: NDR 2017 Untertitel: Norddeutscher Rundfunk 2017

Sekte Hare Krishna: Menschen in Ekstase für ihren Gott | 7 Tage | NDR Hare Krishna sect: People in ecstasy for their god | 7 days | NDR La secte Hare Krishna : Des gens en extase pour leur dieu | 7 Tage | NDR ハレ・クリシュナ宗派神のために恍惚とする人々|7日間|NDR Hare Krishna-sekte: Mensen in extase voor hun god | 7 dagen | NDR Sekta Hare Kryszna: Ludzie w ekstazie dla swojego boga | 7 dni | NDR Seita Hare Krishna: Pessoas em êxtase pelo seu deus | 7 dias | NDR

Das bin ich, Lars.

Aber hier im Tempel spielt das keine Rolle.

Denn hier soll ich mich aufgeben.

Ich wage das Experiment und gehe sieben Tage in einen Krishna-Tempel.

Eine mir fremde Gottheit anbeten, bis sich die Welt draußen auflöst.

Warum gehe ich hier rein?

Ich bin getauft, aber ich glaube an nichts.

Springt hier mein spiritueller Motor an?

Kann mir diese Gemeinschaft geben, was ich in der Welt nicht finde?

Verstehe ich die Menschen,

die hier leben wollen bei den Hare Krishnas?

Wir wollen hier kehren und Teppiche auslegen.

Da schlafen dann Matajis.

Schnapp dir mal 'nen Besen, ich nehme auch einen.

Mal die Tische abkehren.

Da vorne ist noch 'n Besen. Ruck, zuck ist das gemacht.

Wo steht 'n Besen? Da vorne.

Ach da.

Wie gefällt's dir bei uns?

Spannende, andere Welt.

'ne andere Welt? Ja, 'ne andere Welt. Inwiefern?

Na ja ...

Es ist sehr indisch.

Ja, das ist ...

Merkst du das nicht, wenn du rauskommst,

dass die Welt draußen anders aussieht?

(lacht) Aber total. Ich bin froh, dass ich selten raus muss.

Wieso? Mir gefällt's da draußen nicht mehr.

Hier bin ich auf der sicheren Seite.

Bist du nicht gefestigt genug?

Oder bist du hier der bessere Hare Krishna als draußen?

Wie soll ich sagen? Hier bist du besser beschützt.

Draußen kannst du schnell zu Fall kommen.

Wenn du da nicht ein spiritueller Meister bist,

dann kannst du schnell zu Fall kommen.

Ist die Welt so fies und gemein, dass man vor ihr Angst haben muss?

Ja.

Die materielle Welt ist fies und gemein.

Das sagst du richtig.

Wie guckst du auf die Menschen, die noch da draußen sind?

Mit Bedauern.

Echt? Ja.

Hast du Bedauern mit mir?

Du bist besser hier aufgehoben. Ist so.

Ich fühl mich wohl da draußen.

Wart mal ab, nach der Woche, wenn du wieder weggehst, ...

Sich verlieren, um sich zu finden, ...

Das hab ich bisher nicht erlebt.

Aber genau das ist hier das Ziel.

Das lese ich zumindest immer,

wenn über die Krishnas berichtet wird.

Manche sprechen davon,

dass sie Menschen angeblich in spirituelle Ekstase versetzen.

Andere reden von Gehirnwäsche.

Was passiert mit mir hier?

Es ist 4 Uhr früh.

Guten Morgen, Lars.

Moin.

Gut geschlafen?

Zu kurz.

* Lachen *

Wow! Hare Krishna.

Guten Morgen.

Wichtig ist, dass es hält.

Sonst kann es passieren, dass man den Dhoti verliert,

gerade im Kirtan, wenn wir singen und tanzen.

Ihren Namen legen die Mönche ab, um eins zu werden mit der Gruppe.

Dann steigst du mit dem linken Bein drüber.

Immer noch halten, dass es sich nicht auflöst.

Das ist Tim Leb.

Hier ist er Ananda Krishna das.

Nicht zu hoch, muss ja kein Hochwasser-Dhoti sein.

Hochwasser-Dhoti? Dann einfach reinstecken.

Luftig.

Und die Kurta.

Das ist eine Art Hemd.

Gibt's kurzärmelig oder langärmelig.

Ja, das sieht schon gut aus.

Das ist gewollt, dass man sich anders fühlt,

als die anderen da draußen?

Genau, es ist eine spirituelle Uniform.

Das hilft, sich mehr als spiritueller Mensch zu sehen,

weil die Kleidung simpel ist, wie das spirituelle Leben:

Mehr Wert aufs Geistige legen, weniger aufs Materielle.

Totaler Verzicht, darum geht es dem harten Kern der Krishnas:

Kein Fleisch, kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Sex,

damit das nächste Leben besser wird.

Daran glauben sie und chanten.

So heißt das Beten bei den Krishnas.

Das ist die Gebetskette, Japa Mala heißt die.

Die besteht aus 108 Perlen.

Du rezitierst auf jeder Perle den Hare-Krishna-Mantra.

Und du chantest im Kreis, bis du zum Ende kommst.

Dann drehst du Japa um und gehst zurück.

Mantra ist, was den Geist befreit.

Du versuchst, einmal pro Perle den Mantra zu rezitieren.

Du versuchst einfach, zu sprechen und zu hören.

Wie oft muss ich?

Wir rezitieren 16 Runden, 16 mal 108.

Das dauert ungefähr zwei Stunden.

16 mal 108? Genau.

Das machen wir mindestens am Tag.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

So gehst du von Perle zu Perle,

versuchst bei jeder Perle, aufmerksam zu rezitieren, zu hören.

Vielleicht eine mindestfestgesetzte Zahl,

das ist einfacher für den Geist, wenn du sagst: Das ist mein Ziel.

Vielleicht mal vier Runden beim ersten Mal.

Musst du überlegen, was du machen kannst.

Ich gucke, wie weit ich komm.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

* Monotones Stimmengewirr *

Das Chanten kann einen Rausch erzeugen.

Ein Rausch - reizvoll.

Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama

Hare Rama Hare Rama Hare Rama Rama ...

Zum ersten Mal passiert etwas:

Ich kann mich nicht mehr konzentrieren.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna

Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama

Hare Hare ...

Das da draußen:

Jandelsbrunn, erzkatholisches Bayern.

Dort beten sie den Rosenkranz.

Vielleicht ist das ähnlich:

Immer wieder und wieder und wieder das Gleiche.

Meine vier Runden hab ich geschafft.

Und was ist deine Erfahrung?

Ich habe mich danach nicht klarer gefühlt.

Eher das Gefühl, dass mein Gehirn zwischendrin ausgesetzt hat.

Eher im Gegenteil.

Es hat mir eher Angst gemacht, ...

... als dass es mir Freude oder Offenheit gebracht hätte.

Kontrolle verlieren über ...?

Über das, was in meinem Kopf vorgeht.

Dass es am Anfang ungewohnt, seltsam und beklemmend ist,

kann ich nachvollziehen.

Aber das heißt nicht, dass es schlecht ist.

Der Punkt ist: Es passiert etwas.

Aber weil du nicht genau weißt, was da passiert,

weil das ungewohnt ist, dass da Angst oder Beklemmung ist:

Das ist das Zeichen dafür, dass es funktioniert.

So habe ich das Gefühl, ich verstehe,

dass Leute da hineingesogen werden können.

Genau, das ist der Punkt.

'n Mantra ist sehr mächtig, das zieht einen rein.

Will ich das?

So lange diesen Gott besingen, bis ich nicht mehr

an der Welt festhalten muss und eins werde mit Krishna?

So verstehen sie die Bhagavad Gita, ihr heiliges Buch.

Ich soll immer wiedergeboren werden und jedes Mal noch reiner leben,

mich noch freier machen von weltlichen Versuchungen.

Dritter Tag.

Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare Hare Rama

Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna

Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare Hare Rama

Hare Rama Rama Rama ...

1728 Wiederholungen.

* Stimmengewirr *

Der Rausch wird anstrengend.

* Stimmengewirr *

Brauchst noch Hilfe?

Du kannst gerne die andere Seite machen.

Mahadschan hieß mal Michael.

Michael Duchale.

Das Beet hier noch fertig machen? Ja.

Das auf der Stirn und auf der Nase,

das hält nicht lange, wenn man arbeitet.

Vor allem, wenn man schwitzt und sich die Stirn reibt.

Manchmal geh ich raus, vergess das und die Leute gucken komisch.

Dann fällt dir ein: Ach ja, ich hab da was.

Zu Hause hast du das, aber machst es ab, wenn du rausgehst?

Nicht immer, manchmal schon.

Wenn man jetzt irgendwie ...

... irgendwas Offizielles macht, dann mach ich's ab.

Aha.

Beim Einkaufen nicht, aber wenn man Termine hat,

irgendwas Wichtiges.

Wieso?

Warum ich das dann abmach? Ja.

Damit die Leute nicht gestört sind und denken:

"Was is das für 'n Spinner?"

So denken viele heute. Ja?

Oder dann kommt der Spruch: "Du hast da Senf auf der Nase."

Wie bist du großgezogen worden? Bist du religiös erzogen worden?

Nee, meine Eltern sind in der DDR aufgewachsen.

Die sind alle atheistisch erzogen worden.

Da war nix mit Religion.

Das haste einfach gemacht und denen erzählt?

Oder sind die drauf gekommen? Nee, ich hab denen das gesagt.

Ich hab immer gesagt: "Ich wandere irgendwann aus."

Dann haben sie gesagt: "Dafür haben wir dich nicht großgezogen."

Ich sag: "Ich flieg nach Indien."

Sie wussten, dass ich mich mit Religionen beschäftigen.

Dann bin ich nach Indien und sie haben Angst gekriegt,

dass ich wirklich auswandere.

So sind sie happy, dass ich hiergeblieben bin.

Ich hab's denen einfach gesagt:

"Ich ziehe in 'nen Tempel, ich werde Mönch."

Hab drei Jahre als Mönch in Leipzig gelebt. Ach so?

Dann sind die mal vorbeigekommen.

Die können selber wahrscheinlich nicht so viel damit anfangen.

Aber sie haben kein Problem damit.

Haben die nicht gesagt: "Hey, sei mal vorsichtig"?

Wenn du gesagt hättest: "Der Katholizismus ist es für mich."

Da hätten sie wahrscheinlich mehr mit anfangen können.

Die hätten mehr mit anfangen können.

Mit Hare Krishna haben die sich vielleicht im Internet belesen,

aber die haben nie viel dazu gesagt.

Nicht gesagt: "Das ist doch 'ne Sekte"?

Das sagen viele sonst.

Das ist das, was man so lernt in der Gesellschaft, im Internet.

Aber das haben die nie gesagt.

Die sind wahrscheinlich danach gegangen, ...

... wie's mir geht.

Die haben mir meine Freiheit gelassen,

da bin ich dankbar für.

Ich kann mir denken, dass andere größere Probleme haben.

Dass die Freunde sagen:

"Du hast ja 'ne Meise. Was willste mit denen?"

Ja, von anderen hört man,

dass die Eltern sehr unzufrieden sind.

Aber was kann man machen?

Jeder muss sich seinen Lebensweg selber aussuchen.

Ja, das stimmt.

Jeder muss seinen eigenen Weg gehen – und doch scheint es,

als versinken hier alle in der Masse dieser Sekte.

Denn als eine Sekte sehen sie viele.

Gibt das den Krishnas ihren Halt: verordnete Ekstase, stundenlang?

Einer tanzt vor und alle tanzen mit?

Ich hatte mit Ritualen schon immer Probleme,

auch in meiner christlichen Religion.

Festgelegte Bräuche, Mitmachen erbeten.

Hier ist es extremer:

Kopf aus, Mantra an.

Hare Krishna wurde in den 70ern einiges vorgeworfen:

Veruntreuen von Spenden, Waffenbesitz, Kindesentführung.

Heute sind die Krishnas kaum noch in den Schlagzeilen.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Mitsingen!

* Läuten *

Audienz beim Chefpriester.

Ronald Sohr, hier drin: Ramananda Gopal das.

Das Stichwort "Sekte" wird gerne genutzt.

Wie siehst du das? Was ist 'ne Sekte?

Im Lexikon ist das 'ne religiöse Abspaltung,

im Endeffekt nichts Schlechtes.

Das Christentum ist voll Sekten,

das eine hat sich vom anderen abgespalten.

Mittlerweile hat das so 'ne negative Betrachtung.

Es haben viele versucht, damit Geld zu machen

und Leute zu manipulieren und unter Kontrolle zu bringen.

Und, ähm ...

Oft ist das auch auf uns angewendet worden.

Und wahrscheinlich ...

Wir müssen Verantwortung übernehmen, wir können auch nicht sagen:

Das hat die Presse aus uns gemacht.

Wahrscheinlich haben wir uns so verhalten.

Aber kannst du nicht nachvollziehen,

dass auch Menschen da draußen Angst vor euch haben?

Oder vor dem, was ihr mit Menschen auf der Straße anstellen könnt,

mit Jugendlichen?

Nachvollziehen schon, aber du musst schauen:

Was machen die großen Sekten, was macht die Werbung?

Was macht die Presse, was machen die Medien?

Was macht Politik?

Ich kann dir nicht sagen: Das ist so!

Weil das klingt, als wär ich fanatisch:

"Du musst das jetzt glauben, das ist so!"

Die Dinge sehen für dich vielleicht anders aus.

Du musst dich niemand hingeben,

irgendjemand verehren, dich nicht auf die Knie legen.

Du kannst in dem Restaurant die Karte von oben bis unten essen,

ohne darüber nachzudenken, dass jemand nach der Rechnung fragt.

Wir tanzen um Gott, andere tanzen um McDonald's.

Die Welt da draußen und ihre Propaganda

empfinde ich ermüdend, die Welt im Tempel aber auch.

Alle wollen mir immer nur sagen, dass gerade ihr Weg der richtige ist.

Aber dafür alles aufgeben im Hier und Jetzt:

Damit es vielleicht mal besser wird, in einem nächsten Leben?

Tag sechs.

* Stimmengewirr *

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Nicht mehr sprechen.

Nur noch der eigenen Stimme zuhören.

Und die hört sich mittlerweile immer mehr an wie die eines Fremden.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

* Stimmengewirr *

Martin ist am selben Tag hier angekommen wie ich.

Auch, um zu schauen, ob die Krishnas ihm etwas geben.

Mit dem Kopf war er noch sehr in seiner alten Welt –

aber sechs Tage sind hier eine lange Zeit.

Voila!

Du bist noch net fertig.

So kann man auch aussehen.

Hast du dich geändert in dieser Woche?

Ja.

Ich hab in diesen sechs Tagen

kein trauriges, ernstes oder grimmiges Gesicht gesehen.

Bin sehr gespannt, wenn ich am Sonntag wieder gehe,

was da für Gesichter einem entgegenkommen.

Hier ist mein Erlebnis, dass die Gesichter fröhlich sind.

Ich hab manchmal das Gefühl: weichgespült. Mhm.

So als hätte man einmal durch den Kopf gepustet.

Und das, was dringeblieben ist, ist noch die Hingabe an Gott ...

... und ein unumstößlicher Glaube daran, dass alles richtig ist.

Das ist vielleicht nicht falsch.

Der Kopf soll durchgepustet werden.

Man kann sich überlegen: Was sind die Götter unserer Zeit?

Superstars!

"Jeanette Biedermann ist meine Göttin.

Die bete ich an, die will ich täglich im Fernsehen sehen.

Ich will mich vor ihr verbeugen, wenn sie auf die Bühne kommt."

Das ist auch ein spirituelles Zusammenkommen:

Robbie Williams auf der Bühne.

Ist es nicht Selbstbetrug, wenn man sagt:

"Ich ziehe mich aus dieser materialistischen Welt zurück,

gehe in einen Tempel."

Dann hat man die Welt zwar nicht mehr in Griffweite,

aber das heißt ja nicht, dass man die Welt hinter sich gelassen hat.

Ist es nicht Betrug in der Welt da draußen,

wo dir oder mir vieles nicht passt, wo ich nicht mit dem Chef klarkomme.

Wo ich Vorgaben hab, die für mich nicht durchschaubar sind.

Und für viele andere Menschen auch, die aber nicht zu Krishna gehen,

sondern psychotisch werden oder durchdrehen.

Sie gehen Schulen mit 'ner Pumpgun oder sonst was,

wenn man die Welt nicht mehr versteht.

Ist das nicht Selbstbetrug, in dieser Welt freiwillig zu leben?

Ich hab so 'n klein wenig Sorge:

Dass manche sich vor der Welt verschließen,

statt sich ihr zu stellen.

Da draußen fällt es mir sehr schwer, zu sagen:

"Ich leb mein geradliniges Leben.

Ich bin völlig mit mir d'accord, mit mir und meinem Leben."

Das fällt mir draußen schwer.

Hier fällt's mir leicht.

(leise) Krishna Krishna Hare Hare

Mein letzter Versuch.

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare

Es funktioniert nicht.

Immer noch nicht.

Ich treffe noch mal den Mönch vom Anfang, der sagte,

ich würde mich verändern.

Ich versteh auch diese Rechnung nicht:

Alles, was du in diese Richtung tust, wird aufgerechnet wie aufm Bankkonto.

Auf ein spirituelles Konto, aber da geht nie was verloren.

Alles, was du für Gott tust, was du hier gemacht hast,

sind materiell ausgedrückt spirituelle Pluspunkte.

Die gehen nicht verloren,

im nächsten Leben fängst du wieder dort an.

Dann geht's weiter.

So kann man sich aber alles erklären. Nein.

Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Krishna möchte, dass wir zu ihm kommen.

Der zieht uns regelrecht zu sich hin, auch euch. Ja!

Glaubst du, dass die Krishna-Bewegung oder die Ideen dahinter

für jeden Menschen was sind?

Nicht für jeden.

Das ist nicht für jeden, Krishna sucht sich seine Leute aus.

Es ist leider nicht für jeden.

Im nächsten Leben ist vielleicht der dran,

der dieses Leben nicht dran war.

Denk nicht, dass du der Typ bist, der lenkt.

Das ist Gott, Krishna.

Doch!

Sonst wär 'n Kollege von dir hier, nicht du.

In einigen Jahren kommst du wieder zurück

zum Krishna-Bewusstsein.

Das fühl ich im Herzen.

Und dann?

Dann geb ich meinen Job auf und schneide mir die Haare ab.

Ich bekomme einen neuen Namen,

damit ich noch weiter weg bin von der Welt und ihren Versuchungen.

Im Hier geht es dann nur noch um den Dienst an Krishna.

Und um das Aufgehen in der Gemeinschaft,

um das Sich-Verlieren in der Gemeinschaft.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Es reicht.

Sieben Tage bei Menschen, die alles aufgeben für ihren Gott,

sind mir genug.

Ich bin kein Sekten-Jünger geworden

und auch nicht spiritueller - im Gegenteil.

Vom Glauben bin ich weiter entfernt als je zuvor.

* Rhythmische Musik und Gesang *

Ich verstehe, dass Menschen hier im Wir aufgehen wollen,

statt Einzelkämpfer da draußen zu bleiben.

Aber dafür den eigenen Kopf aufgeben, finde ich riskant.

Copyright Untertitel: NDR 2017 Untertitel: Norddeutscher Rundfunk 2017