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2020-7 Imported from YouTube, Exklusiv: Mitglieder der Wettmafia packen aus | STRG_F

Exklusiv: Mitglieder der Wettmafia packen aus | STRG_F

. Ich kann da niemals rein. Niemals. Ich hab zwei Typen getroffen, die behaupten,

dass sie für die Wettmafia arbeiten.

- Bei mir ist's einfach, ich setz auf manipulierte Spiele, fertig.

Angeblich kennen sie Sportergebnisse schon vor Spielende

und sahnen beim Wetten kräftig ab.

- Ich versteh mich selbst als eine Art Robin Hood.

Wie läuft das Geschäft der Wettmafia?

Manchmal muss man ganz besonders vorsichtig sein.

Heute treffe ich jemanden,

der sagt, er wettet auf manipulierte Sportwetten.

Ich kann ihn mit versteckter Kamera begleiten.

Mittendrin bei seinen Einsätzen.

Der Typ mit der Kapuze ist ein Runner, ein Läufer.

Seine Identität muss in diesem Film streng geschützt werden.

Deshalb nennen wir ihn Ron.

Er arbeitet für ein mafiöses Netzwerk.

Seine Aufgabe ist es, mit Geld auf manipulierte Spiele zu wetten.

Denn die Sportler wurden gekauft und verlieren absichtlich.

Die Tipps bekommt er von einem Mittelsmann.

Hallo, bin ready.

Er sagt, Tipp kommt noch. - Du bist voll entspannt,

gar nicht mehr aufgeregt, wenn du sowas machst.

Alter, ich reg mich auf, wenn kein Tipp reinkommt.

Dann sitz ich hier 3 Stunden auf Behindert.

Aber dass du was machst, was also...

Du meinst, etwas, das gegen Gesetz und Normen verstößt.

Schlechtes Gewissen. Die Zeiten sind vorbei.

Dass Kriminelle aus dieser Szene vor die Kamera treten,

kommt praktisch nie vor. Das hier ist die absolute Ausnahme.

Bis hierhin war es aber ein weiter Weg.

Vor 6 Monaten bekomme ich eine Sprachnachricht.

- Hey, hör zu, ich muss dir was erzählen.

Ich hab letztens einen schrägen Typen kennengelernt,

der hat mir was Verrücktes erzählt.

Nämlich dass er für die Wettmafia arbeiten würde.

Keine Ahnung, ob das stimmt,

aber das hat sich nach 'ner crazy Story angehört.

Einige Tage später organisiert meine Vertrauensperson

ein Treffen mit diesem Typen.

Er bringt seinen Geschäftspartner mit.

Sie erzählen mir, dass die Mafia seit Jahren

korrupte Sportler schmiert

und mit den anschließenden Wetten viel Geld verdient.

Wer Spielergebnisse vorher kennt, sahnt eben ab.

Die beiden sind Runner, sie platzieren illegale Wetten.

Von solchen Fußsoldaten soll es allein in Deutschland

Tausende geben.

Bis dato wusste ich fast nichts über Manipulation im Sport.

So lächerlich kann das aber aussehen.

* Publikumsgeschrei *

Für diese Aktion wurde der Torwart

der nordkoreanischen U16-Nationalmannschaft

ein Jahr lang gesperrt.

Sogar auf so junge Sportler darf gewettet werden.

Ein absurdes System. Ich bleibe mit Ron im Kontakt.

Es ist der Beginn einer Recherche, die mich Monate umtreiben wird.

Ich hab mich jetzt zum 8.oder 9.Mal mit meinem Insider getroffen.

Er ist sehr offen, mir gegenüber sehr aufgeschlossen

und beantwortet alle meine Fragen.

Er ist sogar bereit, mir ein Interview zu geben.

Aber zu bestimmten Momenten ist er wieder total misstrauisch

und zieht sich zurück und macht komplett dicht.

Ich bitte Ron, mir Beweise für seine Aussagen zu schicken.

Kurz vor dem geplanten Dreh ist Ron verunsichert.

Er hat Angst, erkannt zu werden.

Das könnte für ihn lebensgefährlich sein.

Deshalb treffen wir uns, um zu reden. Ohne Kamera.

Er meinte eben noch, er muss einfach 100% sicher sein,

dass seine Identität verborgen bleibt.

Jetzt wird er aber mitmachen, er ist bereit, zu erzählen.

Das erste Interview unter strengen Auflagen.

Verkleidung, nachgesprochene Stimmen und Masken.

Dann kommt Ron sogar wieder mit seinem Partner.

Sie wollen ihr Netzwerk nicht verärgern, niemanden verraten.

Und deshalb v.a. nicht erkannt werden.

Willst du einen Schal noch haben? - Nee, nee.

Kann ich eine Sonnenbrille haben? - 'ne Sonnenbrille?

Ja. Man erkennt sonst die Farbe von meinen Augen.

Augen abkleben, damit man am Ende einfach nichts erkennt.

Die zwei kennen sich durch ihre krummen Wettgeschäfte.

Täglich hocken sie an verschiedenen Orten in Wettbüros

und warten auf Tipps.

Könnt ihr mir erzählen, wie euer Alltag aussieht?

Ähm, man macht halt immer ein Auge auf.

Dann guckt man mal aufs Handy, je nachdem, was halt so ansteht.

Ja, also, entweder ist schon was da, dann gibt's auch kein Duschen mehr.

Du musst einfach schnell sein, einfach raus.

Karre an, schnell 'n Red Bull hinterherkippen.

Im Endeffekt muss man einfach bereit sein,

schnell von A nach B zu kommen, um im jeweiligen Büro zu sein.

Wenn ein Tipp reinkommt? - Genau.

Wie viele Tipps kommen am Tag so rein bei euch?

Manchmal gibt's Tage, da sind es bis zu 10 Stück.

Etwa 500 Spiele wurden letztes Jahr als verdächtig gemeldet.

Die zwei meinen, das sei nur die Spitze des Eisbergs.

Doppelt so viele Tipps hätten sie von ihrem Netzwerk bekommen.

Aber was genau ist ihre Rolle im organisierten Verbrechen?

Ein Wettsyndikat ist aufgebaut wie eine Pyramide.

Ganz oben sitzen die Bosse.

Sie agieren nicht selbst, sprechen nur mit engsten Vertrauten.

Mittelsmänner oder Match-Fixer

schmieren anfällige Nachwuchssportler

oder drittklassige Spieler.

Gemeinsam legen sie fest, welches Ergebnis herauskommen soll.

Das Match wird gefixt.

Die Info wird dann zum richtigen Zeitpunkt

an eine Art Runner-Armee gestreut. Sie platzieren die Wetten.

Die anteiligen Gewinne fließen dann koordiniert nach oben.

Vielleicht könnt ihr mir erzählen, also erst mal du,

wie du dazu gekommen bist.

Man muss schon auf irgend eine Art in Kontakt mit Bereichen

der organisierten Kriminalität sein, um sicherzustellen zu können,

dass man keiner ist, der z.B.mit der Polizei spricht.

Oder keiner ist, der sich irgendwas gefallen lässt.

Warum darf man sich nichts gefallen lassen?

Weil es die Möglichkeit gibt, dass bestimmte Geschäftsstellen

oder Inhaber der Wettbüros das Geld einfach nicht auszahlen.

Dürfen sie das, euch einfach kein Geld auszahlen?

Naja, laut den AGBs steht drin: "Bei Verdacht auf Manipulation

behalten wir uns vor, Sie nicht auszuzahlen" oder so.

Irgendwie sowas steht in den AGBs.

Viele Wettbüros, die selber von Kriminellen

oder ehemals Kriminellen gegründet wurden,

die denken sich natürlich, ich lasse mich nicht abziehen.

Und dann zieht Ron etwas aus seiner Tasche. Eine Gaspistole.

Sonst trägt er angeblich eine scharfe Waffe bei sich.

Zum Schutz, sagt er.

Für mich ist das, als würde ich mein Geld

und meinen Autoschlüssel mit einstecken.

So ist das auch, wenn ich eine Waffe dabei habe.

Die dunkle Seite der Sportwetten.

Die beiden leben in einer Parallelwelt.

Warum sie mit uns sprechen?

Es ist wohl eine Mischung aus Übermut und Arglosigkeit.

* elektronische Musik *

Früher waren sie selbst große Sportfans,

sind normal wetten gegangen, haben oft verloren.

Heute ergaunern sie sich unfaire Gewinne.

Geprellt werden v.a. Wettanbieter.

Ich versteh mich selbst als eine Art Robin Hood.

Natürlich für meine eigene Tasche.

Aber im Endeffekt haben sie's voll verdient.

Weil das sind die wahren Verbrecher.

Man kann mal schauen, wo die alle registriert sind.

Schön Malta, Cayman Islands. Die sitzen da auf ihrer Yacht,

während die ganzen Armen ihr letztes Geld zum Wettbüro tragen.

So ist das.

Ich mein, ihr seid ja die Gewinner dieses Systems.

Aber letztendlich ist es Geld, was die Armen da reinstecken.

Daraus summiert sich dieser Topf. - Gut, das ist ja sowieso schon weg.

Die haben's den Armen mit List aus der Tasche gezogen.

Und wir ziehen es ihnen zurück aus den Taschen.

Es ist einfach ein schönes Gefühl.

Die sollen so viel ausgenommen werden, wie's geht.

- Zugegeben, auch mir tun millionen- schwere Wettkonzerne nicht leid.

Aber darum geht es auch nicht.

Match-Fixing bedroht wichtige Werte, für die Sport steht:

Fairness und Integrität.

Und was ist mit den ahnungslosen Spielern,

die verlieren, weil das Spiel geschoben ist?

Ich will Namen von Sportlern

und wissen, welche Begegnungen manipuliert wurden.

Guck mal, das sind hunderte Tennisspieler,

das sind hunderte Fußballmannschaften.

Wenn ich dir das sage, ich hab keine Ahnung, was dann passiert.

Dann geh ich eine Gefahr ein,

die ich vielleicht einfach nicht eingehen sollte.

Ihre Angst ist plausibel.

Namen von korrupten Sportlern öffentlich zu machen,

würde das Netzwerk alarmieren.

Die Suche nach der undichten Stelle wäre eröffnet.

Wer die Mafia hintergeht, wird womöglich aus dem Weg geräumt.

So wie in diesem Fall.

Kevin und Sissy waren Studenten aus England.

Sie haben bei illegalen Wettgeschäften mitgewirkt.

Wie meine beiden Insider waren sie nur kleine Fische.

Sie wurden brutal gefoltert und ermordet.

Ihr Vergehen: Sie haben an ihren Bossen vorbei

zusätzliche Gelder kassiert.

Match-Fixing ist ein lukratives Geschäft für die Mafia.

Fast alle großen Netzwerke wie die chinesischen Triaden

und die Camorra mischen mit.

Der Mann, der am Ende dafür verurteilt wurde,

arbeitete für die Mafia.

Wettmanipulation ist ein komplexer Vorgang.

Um ihn zu verstehen, will ich selbst einmal wetten.

Ganz regulär.

Seit man einfach online setzen kann, boomt die Wettbranche erst richtig.

Viele Sportfans tippen regelmäßig.

Er betreibt sogar einen eigenen YouTube-Kanal dazu.

10.000 Euro Tipico-Auszahlung! Wettpate Neuköllns.

Für mich gibt es kaum einen Unterschied

zwischen Sportwetten und Glücksspiel.

Ich will aber versuchen, den Hype zu verstehen.

Maverick soll mir die legale Seite der Sportwetten zeigen.

Der große Gewinn, davon träumen viele, die wetten gehen.

Aus diesen Träumen ist ein eigener Finanzmarkt entstanden.

Mit absurden Gewinnen: ca. 7,6 Mrd.Euro

haben Wettanbieter 2017 in Deutschland umgesetzt. Legal.

Sein Kiez ist Neukölln.

Viele aus Mavericks Umfeld wetten täglich. So wie er auch.

Ich glaube, es gibt in ganz Deutschland nicht ein Viertel,

wo es mehr Wettbüros gibt als in Neukölln.

- Wetten ist v.a.etwas für Sportliebhaber.

So können sie mitmachen und mehr als nur Zuschauer sein.

Es ist etwas, womit sich viele Jugendliche beschäftigen.

Viele treiben Sport, viele mögen,

Wetten abzuschließen.

Wir tauschen gerade die Kamera, weil wir gleich im Wettbüro drehen

und wetten und nicht so auffallen wollen.

Wir haben gehört, es ist besser, wenn wir nicht auffallen.

Ich bin das erste Mal in einem Wettbüro.

In diesem Moment finden weltweit Tausende Spiele statt,

auf die man tippen kann. Im Prinzip kann man auf alles wetten.

Etwa wer das erste Tor schießt oder eine rote Karte bekommt.

Ist das wirklich vorhersehbar?

Es gibt gewisse Mannschaften, die überhart spielen.

Die z.B.öfters foulen

und sich, also, viel, viel härter spielen als andere Mannschaften.

- Je riskanter der Tipp, desto höher die Gewinnchance.

Wer auf etwas besonders Unwahrscheinliches setzt,

hat die höchste Quote. Also im Fall der Fälle einen fetten Gewinn.

Ich platziere 3 Livewetten. Damit ich gewinne,

muss eine Mannschaft kurz vor Spielende 2 Tore schießen.

Unwahrscheinlich.

Deshalb ist meine Quote, also mein möglicher Gewinn, sehr hoch.

Ich kann auf jeden Fall jetzt gleich 37 Euro gewinnen.

Mit 2 Euro Einsatz. Wie viel wettest du?

Ich wette 5 Euro nur auf locker.

Maverick setzt auf unentschieden für ein englisches Oberligaspiel.

Man kann aber auch auf unterklassige Spiele wetten,

die nicht einmal im Fernsehen ausgestrahlt werden.

Wir gucken, zeig mir deinen Schein.

Wie wurde das getippt gegen Bröndby? 2:1.

3:2 haben Bröndby noch gewonnen und das sollte auch unentschieden sein.

Bedeutet, du hast das erste gewonnen.

Du hast eins getroffen, ich eins. - Aber wir haben beide verloren.

Wir haben beide verloren, aber wir haben unentschieden gespielt.

Das ist faire Punkteverteilung. - Vom kleinen Wettbüro in Neukölln

kann man auf ein Provinzspiel am Ende der Welt setzen.

In allen Varianten.

Und die Mafia nutzt das komplizierte Geflecht

für ihre Manipulationen.

Die großen Wettanbieter versichern uns,

sie würden mit spezieller Software arbeiten.

Einer Art technischem Frühwarnsystem,

das Unregelmäßigkeiten in den Wetteinsätzen erkennt

und das betroffene Spiel für Wetten sperrt.

Doch Kunden vorwarnen können sie offenbar nicht.

Heute zeigt mir Ron seine Welt.

Er nimmt mich mit, wenn er auf manipulierte Spiele wettet.

Bedingung: Ich darf keines der Spiele öffentlich machen.

Und nichts zeigen, was sein Netzwerk verraten könnte.

Ich lerne direkt: Der Alltag eines Runners besteht v.a.aus Warten.

Denn sie wissen nie, ob und wann ein Auftrag reinkommt.

Ist es nicht manchmal ganz schön dröge, zu warten und zu warten,

bis ein Tipp reinkommt? - Am Anfang haben wir uns manchmal

Tage um die Ohren geschlagen und saßen nur in Cafes rum

und im Auto und haben gewartet und gewartet.

OK, ich glaube... - Ja, du musst ein bisschen warten.

Geduldig sein, ne? - Ja.

Wir haben 2 Stunden gewartet, bis ein Tipp kommt.

Vor ein paar Minuten ist einer gekommen. Auf ein Volleyballspiel.

Das Problem ist, wir können nicht im Wettbüro wetten,

weil das das Spiel nicht offeriert. Wir können es nur online probieren,

da kann man auf fast jedes Spiel weltweit wetten.

Ron bekommt die Tipps über verschlüsselte soziale Netzwerke.

Es gibt klare Regeln.

Erst fragt sein Mittelsmann ihn, ob er heute verfügbar ist.

Der Runner muss bestätigen.

Dann kommen Angaben zum Spiel.

Jetzt muss Ron warten. Der Betrug steht schon lange fest.

Die Tipps kommen aber live.

Das überfordert die Warnsysteme der Wettanbieter.

Dieser Tipp bedeutet, dass die Gesamtpunktzahl des Spiels

nicht über 44 liegen darf.

Die korrupte Mannschaft muss den Satz verlieren.

Am Ende muss der Runner einen Beleg über seinen Einsatz abgeben.

Der Mittelsmann führt darüber Buch.

Wie ein Dealer ist er also im Besitz einer Ware,

die er zu Geld machen muss. Und jetzt muss er setzen.

Oder einen triftigen Grund haben, es nicht zu tun.

- Ich setze gerade.

Der Tipp war unter 43,5, d.h.er ist gekommen.

- Der Tipp ist vor meinen Augen eingetroffen.

Gewonnen, ne? - Ja, aber das darfst du nicht veröffentlichen.

Ich weiß. - Auch nicht den Betrag.

- Wieder müssen wir das ganze Bild unscharf machen.

Die Spiele ließen Rückschlüsse auf Ron zu.

Dann kriegt er wieder einen Tipp. Wir gehen in ein Wettbüro.

Keine Anmeldung, keine lästige Identitätsüberprüfung.

Und der Gewinn bar auf die Hand. Ein Traum für Runner.

Diesmal geht's um Fußball.

Die korrupte Mannschaft muss 2 Tore durchlassen.

Als Ron aber setzen will, ist das Ergebnis bereits eingetroffen.

Er war zu langsam.

Und so geht's weiter.

An diesem Nachmittag erlebe ich mit, wie 5 Tipps eintreffen.

Die Gewinne sind gering, das macht es unauffälliger.

Entscheidend ist die Masse.

Tausende Runner wetten viele kleine Beträge.

Und irgendwann erhalte ich etwas, das meine Einblicke breiter macht.

Ron gibt mir Auszüge aus internen Chat-Protokollen.

Ein Überblick über mehrere Wochen.

Es sind zwar keine Spieler aus Deutschland dabei,

trotzdem ist das, was ich lese, schockierend.

Unzählige Namen von Sportlern, die absichtlich verloren haben.

V.a.aus Fußball und Tennis.

Es ist total absurd, in einem Land, ich kann nicht genau sagen, welches,

sind 4 Spieler aus der ersten Liga betroffen.

Wenn ich die Tipps von einem einzigen Monat zusammenzähle,

sind das knapp 30 eingetroffene Tipps.

Da muss man sich mal vorstellen, hier geht es um ein Netzwerk,

wie da die Bilanz für ein ganzes Jahr aussieht.

Ich bin mir mittlerweile sicher:

Ron ist Teil eines globalen kriminellen Netzwerks.

Ich will mir aber eine zweite Meinung einholen.

So, ich hatte ein längeres Gespräch mit Andreas Krannich.

Er ist der Geschäftsführer von Sportradar.

Das ist das Datenunternehmen, wenn es um Sportfragen geht.

Er glaubt, dass das, was die Jungs erzählen, totaler Quatsch ist.

Er hätte das in seiner Karriere bis jetzt noch nicht erlebt,

dass Leute aus dieser Szene mit Journalisten reden.

Er hat uns nach London eingeladen, um die Daten noch mal auszuwerten.

Flug nach London.

Krannichs Erklärung: Insider-Trading im Sport.

Also zufällig eingetroffene Spekulationen von Leuten,

die sich halt auskennen. Die Einschätzung ist ein Rückschlag.

Von London aus operieren die Ermittler von Sportradar.

Sie helfen Interpol und dem BKA bei der Aufklärung von Wettmanipulation.

Auch ehemalige Geheimdienstler arbeiten hier.

Sportradar ist ein riesen Unternehmen,

das mit dem Verkauf von Datensätzen rund 200 Mio.Euro Umsatz/Jahr macht.

So richtig ernst scheinen uns die Experten nicht zu nehmen.

Statt nach unseren Erkenntnissen zu fragen, stellen sie uns

die einzelnen Abteilungen von Sportradar vor.

Erklären ihre Arbeit 5 Stunden lang.

Interessant ist immerhin ihre geheime Software,

die anhand von Wettquotenverläufen verdächtige Spiele erkennt.

300.000 Spiele überwacht Sportradar jährlich.

Geschäftsführer Andreas Krannich weiß,

dass immer mehr illegales Geld umgesetzt wird.

Aktuell ist es sogar so der Fall, dass die organisierte Kriminalität

sogar aus den klassischen Kriminalitätsfeldern rausgeht

und in die sportwettbezogene Manipulation rein.

Kurz bevor unser Flug geht,

darf ich schnell meine Tipps vertraulich bewerten lassen.

Wenn die Spiele verdächtig waren,

könnte das in den Daten von Sportradar auftauchen.

Die Wahrscheinlichkeit wird hier aber nicht als sehr hoch angesehen.

Erster Versuch direkt ein Treffer.

Das Kurvendiagramm zeigt die verdächtigen Abweichungen.

Je weiter die Kurven auseinanderdriften,

desto größer der Verdachtsmoment.

Ein Indiz, dass an diesem Spiel etwas faul ist.

Sportradar ist keine Staatsanwaltschaft.

Das Unternehmen analysiert Daten für Vereine und Verbände.

Was die dann damit machen, bleibt ihnen überlassen.

Der auffällige Spieler, um den es geht, spielt weiter.

Als nächstes wieder ein drittklassiger Spieler.

Auch sein Name scheint hier bekannt zu sein.

Und so geht es weiter, ein Treffer nach dem anderen.

Ist auch in der Liste.

Also, ich glaub, die Übung können wir hier abbrechen.

- Dann wird es plötzlich richtig ernst.

Andreas Krannich bittet mich, den Ton auszuschalten.

Im nächsten Moment finde ich mich mit jemandem in einem Raum wieder,

der früher für die Terrorismus- bekämpfung zuständig war.

Man rät mir, die Story auf keinen Fall zu machen.

Solche Netzwerke, aus denen unsere Daten stammen könnten,

seien unglaublich gefährlich.

Wer zu tief wühlt, kann aus dem Weg geräumt werden.

Die Möglichkeit, dass ihr hier in ein sehr ernsthaftes Netzwerk

organisierter Kriminalität reingestoßen seid, ist sehr groß.

- Mich hat gerade dieser Tumult bzw.diese Reaktion von euch beiden

sehr überrascht. Wie kann ich das deuten?

Es war für uns selber überraschend,

weil es einer der seltenen Augenblicke ist,

wo wir mal wirklich valide Informationen vorgelegt bekommen.

Und das ist eher die Ausnahme, was unsere Reaktion gezeigt hat.

- Okay, verstehe.

Die deutlichen Warnungen des Unternehmens machen mir Sorgen.

Die Chat-Protokolle sind als hochtoxisch eingestuft worden.

Dennoch entschließen wir uns, den Film zu veröffentlichen.

Anonymisiert, ohne Betroffenheit zu schaffen.

Kein Spieler wird genannt, keine Hintermänner.

Maximaler Schutz.

Auch für mich, denn die Daten werden streng vertraulich behandelt.

Nicht mal die Polizei erhält sie.

Journalistisches Grundprinzip und Quellenschutz.

Noch einmal dorthin zurück, wo alles angefangen hat.

Ins Parkhaus.

Ich glaube, dass Ron selbst gar nicht klar ist,

auf was für ein Netzwerk er sich da eingelassen hat.

Falsch fühlt es sich für ihn sowieso nicht an.

Ich verkaufe kein, was weiß ich, kein schummriges Zeug.

Ich verkaufe keine Drogen, keine Organe oder sowas.

Bei mir ist's einfach: Ich setz auf manipulierte Spiele und fertig.

- Aber woher kommt das Geld, was ihr habt am Ende?

- Naja, im Endeffekt kommt's von den Süchtigen, ne?

- Es kommt von den Verlierern. - Genau.

Ich würd sagen, das ist wie im Dschungel.

Entweder du frisst oder wirst gefressen.

- Aber wir leben nicht im Dschungel.

- Doch, natürlich, nur dass es Leute gibt,

die behaupten, dass wir hier Gesetze haben.

Wo ist man denn dann noch, sagen wir mal, wirklich abgesichert,

hat ein Sozialsystem, wo gibt's das? - In Deutschland.

Ja, außer in Deutschland, wo gibt's das?

- Aber wir leben in Deutschland. - Ja, egal.

Was bleibt? Dieser Film ist heikel.

Doch wir zeigen ihn euch. Weil ihr eins wissen müsst:

Wenn ihr je Sportwetten platziert, kann es womöglich

einen Dritten geben, der mitmischt.

Und unser Material? Ab jetzt unter Verschluss.

Und, würdet ihr nach diesem Film noch mal wetten gehen?

Oder jetzt sogar erst recht wetten?

Schreibt es in die Kommentare, sagt uns eure Meinung,

wir freuen uns, das zu lesen und zu beantworten.

Wenn ihr euch noch einen Undercover-Film anschauen wollt,

guckt unbedingt Patricias, der müsste hier sein, RAF-Film an.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von funk (2018)

Exklusiv: Mitglieder der Wettmafia packen aus | STRG_F Exclusive: Members of the betting mafia spill the beans | STRG_F Exclusiva: los miembros de la mafia de las apuestas se desahogan | STRG_F Exclusief: Leden van de gokmaffia vertellen alles | STRG_F Exclusivo: os membros da máfia das apostas revelam o que se passa | STRG_F Эксклюзив: члены букмекерской мафии раскрывают тайны | STRG_F

. Ich kann da niemals rein. Niemals. Ich hab zwei Typen getroffen, die behaupten,

dass sie für die Wettmafia arbeiten.

- Bei mir ist's einfach, ich setz auf manipulierte Spiele, fertig.

Angeblich kennen sie Sportergebnisse schon vor Spielende

und sahnen beim Wetten kräftig ab.

- Ich versteh mich selbst als eine Art Robin Hood.

Wie läuft das Geschäft der Wettmafia?

Manchmal muss man ganz besonders vorsichtig sein.

Heute treffe ich jemanden,

der sagt, er wettet auf manipulierte Sportwetten.

Ich kann ihn mit versteckter Kamera begleiten.

Mittendrin bei seinen Einsätzen.

Der Typ mit der Kapuze ist ein Runner, ein Läufer.

Seine Identität muss in diesem Film streng geschützt werden.

Deshalb nennen wir ihn Ron.

Er arbeitet für ein mafiöses Netzwerk.

Seine Aufgabe ist es, mit Geld auf manipulierte Spiele zu wetten.

Denn die Sportler wurden gekauft und verlieren absichtlich.

Die Tipps bekommt er von einem Mittelsmann.

Hallo, bin ready.

Er sagt, Tipp kommt noch. - Du bist voll entspannt, Dice que la propina llegará. - Usted está completamente relajado,

gar nicht mehr aufgeregt, wenn du sowas machst. No me emociono cuando haces eso.

Alter, ich reg mich auf, wenn kein Tipp reinkommt.

Dann sitz ich hier 3 Stunden auf Behindert.

Aber dass du was machst, was also...

Du meinst, etwas, das gegen Gesetz und Normen verstößt.

Schlechtes Gewissen. Die Zeiten sind vorbei.

Dass Kriminelle aus dieser Szene vor die Kamera treten,

kommt praktisch nie vor. Das hier ist die absolute Ausnahme.

Bis hierhin war es aber ein weiter Weg.

Vor 6 Monaten bekomme ich eine Sprachnachricht.

- Hey, hör zu, ich muss dir was erzählen.

Ich hab letztens einen schrägen Typen kennengelernt,

der hat mir was Verrücktes erzählt.

Nämlich dass er für die Wettmafia arbeiten würde.

Keine Ahnung, ob das stimmt,

aber das hat sich nach 'ner crazy Story angehört.

Einige Tage später organisiert meine Vertrauensperson

ein Treffen mit diesem Typen.

Er bringt seinen Geschäftspartner mit.

Sie erzählen mir, dass die Mafia seit Jahren

korrupte Sportler schmiert

und mit den anschließenden Wetten viel Geld verdient.

Wer Spielergebnisse vorher kennt, sahnt eben ab.

Die beiden sind Runner, sie platzieren illegale Wetten.

Von solchen Fußsoldaten soll es allein in Deutschland

Tausende geben.

Bis dato wusste ich fast nichts über Manipulation im Sport.

So lächerlich kann das aber aussehen.

* Publikumsgeschrei *

Für diese Aktion wurde der Torwart

der nordkoreanischen U16-Nationalmannschaft

ein Jahr lang gesperrt.

Sogar auf so junge Sportler darf gewettet werden.

Ein absurdes System. Ich bleibe mit Ron im Kontakt.

Es ist der Beginn einer Recherche, die mich Monate umtreiben wird.

Ich hab mich jetzt zum 8.oder 9.Mal mit meinem Insider getroffen.

Er ist sehr offen, mir gegenüber sehr aufgeschlossen

und beantwortet alle meine Fragen.

Er ist sogar bereit, mir ein Interview zu geben.

Aber zu bestimmten Momenten ist er wieder total misstrauisch

und zieht sich zurück und macht komplett dicht.

Ich bitte Ron, mir Beweise für seine Aussagen zu schicken.

Kurz vor dem geplanten Dreh ist Ron verunsichert.

Er hat Angst, erkannt zu werden.

Das könnte für ihn lebensgefährlich sein.

Deshalb treffen wir uns, um zu reden. Ohne Kamera.

Er meinte eben noch, er muss einfach 100% sicher sein,

dass seine Identität verborgen bleibt.

Jetzt wird er aber mitmachen, er ist bereit, zu erzählen.

Das erste Interview unter strengen Auflagen.

Verkleidung, nachgesprochene Stimmen und Masken.

Dann kommt Ron sogar wieder mit seinem Partner.

Sie wollen ihr Netzwerk nicht verärgern, niemanden verraten.

Und deshalb v.a. nicht erkannt werden.

Willst du einen Schal noch haben? - Nee, nee.

Kann ich eine Sonnenbrille haben? - 'ne Sonnenbrille?

Ja. Man erkennt sonst die Farbe von meinen Augen.

Augen abkleben, damit man am Ende einfach nichts erkennt.

Die zwei kennen sich durch ihre krummen Wettgeschäfte.

Täglich hocken sie an verschiedenen Orten in Wettbüros

und warten auf Tipps.

Könnt ihr mir erzählen, wie euer Alltag aussieht?

Ähm, man macht halt immer ein Auge auf.

Dann guckt man mal aufs Handy, je nachdem, was halt so ansteht.

Ja, also, entweder ist schon was da, dann gibt's auch kein Duschen mehr.

Du musst einfach schnell sein, einfach raus.

Karre an, schnell 'n Red Bull hinterherkippen.

Im Endeffekt muss man einfach bereit sein,

schnell von A nach B zu kommen, um im jeweiligen Büro zu sein.

Wenn ein Tipp reinkommt? - Genau.

Wie viele Tipps kommen am Tag so rein bei euch?

Manchmal gibt's Tage, da sind es bis zu 10 Stück.

Etwa 500 Spiele wurden letztes Jahr als verdächtig gemeldet.

Die zwei meinen, das sei nur die Spitze des Eisbergs.

Doppelt so viele Tipps hätten sie von ihrem Netzwerk bekommen.

Aber was genau ist ihre Rolle im organisierten Verbrechen?

Ein Wettsyndikat ist aufgebaut wie eine Pyramide.

Ganz oben sitzen die Bosse.

Sie agieren nicht selbst, sprechen nur mit engsten Vertrauten.

Mittelsmänner oder Match-Fixer

schmieren anfällige Nachwuchssportler

oder drittklassige Spieler.

Gemeinsam legen sie fest, welches Ergebnis herauskommen soll.

Das Match wird gefixt.

Die Info wird dann zum richtigen Zeitpunkt

an eine Art Runner-Armee gestreut. Sie platzieren die Wetten.

Die anteiligen Gewinne fließen dann koordiniert nach oben.

Vielleicht könnt ihr mir erzählen, also erst mal du,

wie du dazu gekommen bist.

Man muss schon auf irgend eine Art in Kontakt mit Bereichen

der organisierten Kriminalität sein, um sicherzustellen zu können,

dass man keiner ist, der z.B.mit der Polizei spricht.

Oder keiner ist, der sich irgendwas gefallen lässt.

Warum darf man sich nichts gefallen lassen?

Weil es die Möglichkeit gibt, dass bestimmte Geschäftsstellen

oder Inhaber der Wettbüros das Geld einfach nicht auszahlen.

Dürfen sie das, euch einfach kein Geld auszahlen?

Naja, laut den AGBs steht drin: "Bei Verdacht auf Manipulation

behalten wir uns vor, Sie nicht auszuzahlen" oder so.

Irgendwie sowas steht in den AGBs.

Viele Wettbüros, die selber von Kriminellen

oder ehemals Kriminellen gegründet wurden,

die denken sich natürlich, ich lasse mich nicht abziehen.

Und dann zieht Ron etwas aus seiner Tasche. Eine Gaspistole.

Sonst trägt er angeblich eine scharfe Waffe bei sich.

Zum Schutz, sagt er.

Für mich ist das, als würde ich mein Geld

und meinen Autoschlüssel mit einstecken.

So ist das auch, wenn ich eine Waffe dabei habe.

Die dunkle Seite der Sportwetten.

Die beiden leben in einer Parallelwelt.

Warum sie mit uns sprechen?

Es ist wohl eine Mischung aus Übermut und Arglosigkeit.

* elektronische Musik *

Früher waren sie selbst große Sportfans,

sind normal wetten gegangen, haben oft verloren.

Heute ergaunern sie sich unfaire Gewinne.

Geprellt werden v.a. Wettanbieter.

Ich versteh mich selbst als eine Art Robin Hood.

Natürlich für meine eigene Tasche.

Aber im Endeffekt haben sie's voll verdient.

Weil das sind die wahren Verbrecher.

Man kann mal schauen, wo die alle registriert sind.

Schön Malta, Cayman Islands. Die sitzen da auf ihrer Yacht,

während die ganzen Armen ihr letztes Geld zum Wettbüro tragen.

So ist das.

Ich mein, ihr seid ja die Gewinner dieses Systems.

Aber letztendlich ist es Geld, was die Armen da reinstecken.

Daraus summiert sich dieser Topf. - Gut, das ist ja sowieso schon weg.

Die haben's den Armen mit List aus der Tasche gezogen.

Und wir ziehen es ihnen zurück aus den Taschen.

Es ist einfach ein schönes Gefühl.

Die sollen so viel ausgenommen werden, wie's geht.

- Zugegeben, auch mir tun millionen- schwere Wettkonzerne nicht leid.

Aber darum geht es auch nicht.

Match-Fixing bedroht wichtige Werte, für die Sport steht:

Fairness und Integrität.

Und was ist mit den ahnungslosen Spielern,

die verlieren, weil das Spiel geschoben ist?

Ich will Namen von Sportlern

und wissen, welche Begegnungen manipuliert wurden.

Guck mal, das sind hunderte Tennisspieler,

das sind hunderte Fußballmannschaften.

Wenn ich dir das sage, ich hab keine Ahnung, was dann passiert.

Dann geh ich eine Gefahr ein,

die ich vielleicht einfach nicht eingehen sollte.

Ihre Angst ist plausibel.

Namen von korrupten Sportlern öffentlich zu machen,

würde das Netzwerk alarmieren.

Die Suche nach der undichten Stelle wäre eröffnet.

Wer die Mafia hintergeht, wird womöglich aus dem Weg geräumt.

So wie in diesem Fall.

Kevin und Sissy waren Studenten aus England.

Sie haben bei illegalen Wettgeschäften mitgewirkt.

Wie meine beiden Insider waren sie nur kleine Fische.

Sie wurden brutal gefoltert und ermordet.

Ihr Vergehen: Sie haben an ihren Bossen vorbei

zusätzliche Gelder kassiert.

Match-Fixing ist ein lukratives Geschäft für die Mafia.

Fast alle großen Netzwerke wie die chinesischen Triaden

und die Camorra mischen mit.

Der Mann, der am Ende dafür verurteilt wurde,

arbeitete für die Mafia.

Wettmanipulation ist ein komplexer Vorgang.

Um ihn zu verstehen, will ich selbst einmal wetten.

Ganz regulär.

Seit man einfach online setzen kann, boomt die Wettbranche erst richtig.

Viele Sportfans tippen regelmäßig.

Er betreibt sogar einen eigenen YouTube-Kanal dazu.

10.000 Euro Tipico-Auszahlung! Wettpate Neuköllns.

Für mich gibt es kaum einen Unterschied

zwischen Sportwetten und Glücksspiel.

Ich will aber versuchen, den Hype zu verstehen.

Maverick soll mir die legale Seite der Sportwetten zeigen.

Der große Gewinn, davon träumen viele, die wetten gehen.

Aus diesen Träumen ist ein eigener Finanzmarkt entstanden.

Mit absurden Gewinnen: ca. 7,6 Mrd.Euro

haben Wettanbieter 2017 in Deutschland umgesetzt. Legal.

Sein Kiez ist Neukölln.

Viele aus Mavericks Umfeld wetten täglich. So wie er auch.

Ich glaube, es gibt in ganz Deutschland nicht ein Viertel,

wo es mehr Wettbüros gibt als in Neukölln.

- Wetten ist v.a.etwas für Sportliebhaber.

So können sie mitmachen und mehr als nur Zuschauer sein.

Es ist etwas, womit sich viele Jugendliche beschäftigen.

Viele treiben Sport, viele mögen,

Wetten abzuschließen.

Wir tauschen gerade die Kamera, weil wir gleich im Wettbüro drehen

und wetten und nicht so auffallen wollen.

Wir haben gehört, es ist besser, wenn wir nicht auffallen.

Ich bin das erste Mal in einem Wettbüro.

In diesem Moment finden weltweit Tausende Spiele statt,

auf die man tippen kann. Im Prinzip kann man auf alles wetten.

Etwa wer das erste Tor schießt oder eine rote Karte bekommt.

Ist das wirklich vorhersehbar?

Es gibt gewisse Mannschaften, die überhart spielen.

Die z.B.öfters foulen

und sich, also, viel, viel härter spielen als andere Mannschaften.

- Je riskanter der Tipp, desto höher die Gewinnchance.

Wer auf etwas besonders Unwahrscheinliches setzt,

hat die höchste Quote. Also im Fall der Fälle einen fetten Gewinn.

Ich platziere 3 Livewetten. Damit ich gewinne,

muss eine Mannschaft kurz vor Spielende 2 Tore schießen.

Unwahrscheinlich.

Deshalb ist meine Quote, also mein möglicher Gewinn, sehr hoch.

Ich kann auf jeden Fall jetzt gleich 37 Euro gewinnen.

Mit 2 Euro Einsatz. Wie viel wettest du?

Ich wette 5 Euro nur auf locker.

Maverick setzt auf unentschieden für ein englisches Oberligaspiel.

Man kann aber auch auf unterklassige Spiele wetten,

die nicht einmal im Fernsehen ausgestrahlt werden.

Wir gucken, zeig mir deinen Schein.

Wie wurde das getippt gegen Bröndby? 2:1.

3:2 haben Bröndby noch gewonnen und das sollte auch unentschieden sein.

Bedeutet, du hast das erste gewonnen.

Du hast eins getroffen, ich eins. - Aber wir haben beide verloren.

Wir haben beide verloren, aber wir haben unentschieden gespielt.

Das ist faire Punkteverteilung. - Vom kleinen Wettbüro in Neukölln

kann man auf ein Provinzspiel am Ende der Welt setzen.

In allen Varianten.

Und die Mafia nutzt das komplizierte Geflecht

für ihre Manipulationen.

Die großen Wettanbieter versichern uns,

sie würden mit spezieller Software arbeiten.

Einer Art technischem Frühwarnsystem,

das Unregelmäßigkeiten in den Wetteinsätzen erkennt

und das betroffene Spiel für Wetten sperrt.

Doch Kunden vorwarnen können sie offenbar nicht.

Heute zeigt mir Ron seine Welt.

Er nimmt mich mit, wenn er auf manipulierte Spiele wettet.

Bedingung: Ich darf keines der Spiele öffentlich machen.

Und nichts zeigen, was sein Netzwerk verraten könnte.

Ich lerne direkt: Der Alltag eines Runners besteht v.a.aus Warten.

Denn sie wissen nie, ob und wann ein Auftrag reinkommt.

Ist es nicht manchmal ganz schön dröge, zu warten und zu warten,

bis ein Tipp reinkommt? - Am Anfang haben wir uns manchmal

Tage um die Ohren geschlagen und saßen nur in Cafes rum

und im Auto und haben gewartet und gewartet.

OK, ich glaube... - Ja, du musst ein bisschen warten.

Geduldig sein, ne? - Ja.

Wir haben 2 Stunden gewartet, bis ein Tipp kommt.

Vor ein paar Minuten ist einer gekommen. Auf ein Volleyballspiel.

Das Problem ist, wir können nicht im Wettbüro wetten,

weil das das Spiel nicht offeriert. Wir können es nur online probieren,

da kann man auf fast jedes Spiel weltweit wetten.

Ron bekommt die Tipps über verschlüsselte soziale Netzwerke.

Es gibt klare Regeln.

Erst fragt sein Mittelsmann ihn, ob er heute verfügbar ist.

Der Runner muss bestätigen.

Dann kommen Angaben zum Spiel.

Jetzt muss Ron warten. Der Betrug steht schon lange fest.

Die Tipps kommen aber live.

Das überfordert die Warnsysteme der Wettanbieter.

Dieser Tipp bedeutet, dass die Gesamtpunktzahl des Spiels

nicht über 44 liegen darf.

Die korrupte Mannschaft muss den Satz verlieren.

Am Ende muss der Runner einen Beleg über seinen Einsatz abgeben.

Der Mittelsmann führt darüber Buch.

Wie ein Dealer ist er also im Besitz einer Ware,

die er zu Geld machen muss. Und jetzt muss er setzen.

Oder einen triftigen Grund haben, es nicht zu tun.

- Ich setze gerade.

Der Tipp war unter 43,5, d.h.er ist gekommen.

- Der Tipp ist vor meinen Augen eingetroffen.

Gewonnen, ne? - Ja, aber das darfst du nicht veröffentlichen.

Ich weiß. - Auch nicht den Betrag.

- Wieder müssen wir das ganze Bild unscharf machen.

Die Spiele ließen Rückschlüsse auf Ron zu.

Dann kriegt er wieder einen Tipp. Wir gehen in ein Wettbüro.

Keine Anmeldung, keine lästige Identitätsüberprüfung.

Und der Gewinn bar auf die Hand. Ein Traum für Runner.

Diesmal geht's um Fußball.

Die korrupte Mannschaft muss 2 Tore durchlassen.

Als Ron aber setzen will, ist das Ergebnis bereits eingetroffen.

Er war zu langsam.

Und so geht's weiter.

An diesem Nachmittag erlebe ich mit, wie 5 Tipps eintreffen.

Die Gewinne sind gering, das macht es unauffälliger.

Entscheidend ist die Masse.

Tausende Runner wetten viele kleine Beträge.

Und irgendwann erhalte ich etwas, das meine Einblicke breiter macht.

Ron gibt mir Auszüge aus internen Chat-Protokollen.

Ein Überblick über mehrere Wochen.

Es sind zwar keine Spieler aus Deutschland dabei,

trotzdem ist das, was ich lese, schockierend.

Unzählige Namen von Sportlern, die absichtlich verloren haben.

V.a.aus Fußball und Tennis.

Es ist total absurd, in einem Land, ich kann nicht genau sagen, welches,

sind 4 Spieler aus der ersten Liga betroffen.

Wenn ich die Tipps von einem einzigen Monat zusammenzähle,

sind das knapp 30 eingetroffene Tipps.

Da muss man sich mal vorstellen, hier geht es um ein Netzwerk,

wie da die Bilanz für ein ganzes Jahr aussieht.

Ich bin mir mittlerweile sicher:

Ron ist Teil eines globalen kriminellen Netzwerks.

Ich will mir aber eine zweite Meinung einholen.

So, ich hatte ein längeres Gespräch mit Andreas Krannich.

Er ist der Geschäftsführer von Sportradar.

Das ist das Datenunternehmen, wenn es um Sportfragen geht.

Er glaubt, dass das, was die Jungs erzählen, totaler Quatsch ist.

Er hätte das in seiner Karriere bis jetzt noch nicht erlebt,

dass Leute aus dieser Szene mit Journalisten reden.

Er hat uns nach London eingeladen, um die Daten noch mal auszuwerten.

Flug nach London.

Krannichs Erklärung: Insider-Trading im Sport.

Also zufällig eingetroffene Spekulationen von Leuten,

die sich halt auskennen. Die Einschätzung ist ein Rückschlag.

Von London aus operieren die Ermittler von Sportradar.

Sie helfen Interpol und dem BKA bei der Aufklärung von Wettmanipulation.

Auch ehemalige Geheimdienstler arbeiten hier.

Sportradar ist ein riesen Unternehmen,

das mit dem Verkauf von Datensätzen rund 200 Mio.Euro Umsatz/Jahr macht.

So richtig ernst scheinen uns die Experten nicht zu nehmen.

Statt nach unseren Erkenntnissen zu fragen, stellen sie uns

die einzelnen Abteilungen von Sportradar vor.

Erklären ihre Arbeit 5 Stunden lang.

Interessant ist immerhin ihre geheime Software,

die anhand von Wettquotenverläufen verdächtige Spiele erkennt.

300.000 Spiele überwacht Sportradar jährlich.

Geschäftsführer Andreas Krannich weiß,

dass immer mehr illegales Geld umgesetzt wird.

Aktuell ist es sogar so der Fall, dass die organisierte Kriminalität

sogar aus den klassischen Kriminalitätsfeldern rausgeht

und in die sportwettbezogene Manipulation rein.

Kurz bevor unser Flug geht,

darf ich schnell meine Tipps vertraulich bewerten lassen.

Wenn die Spiele verdächtig waren,

könnte das in den Daten von Sportradar auftauchen.

Die Wahrscheinlichkeit wird hier aber nicht als sehr hoch angesehen.

Erster Versuch direkt ein Treffer.

Das Kurvendiagramm zeigt die verdächtigen Abweichungen.

Je weiter die Kurven auseinanderdriften,

desto größer der Verdachtsmoment.

Ein Indiz, dass an diesem Spiel etwas faul ist.

Sportradar ist keine Staatsanwaltschaft.

Das Unternehmen analysiert Daten für Vereine und Verbände.

Was die dann damit machen, bleibt ihnen überlassen.

Der auffällige Spieler, um den es geht, spielt weiter.

Als nächstes wieder ein drittklassiger Spieler.

Auch sein Name scheint hier bekannt zu sein.

Und so geht es weiter, ein Treffer nach dem anderen.

Ist auch in der Liste.

Also, ich glaub, die Übung können wir hier abbrechen.

- Dann wird es plötzlich richtig ernst.

Andreas Krannich bittet mich, den Ton auszuschalten.

Im nächsten Moment finde ich mich mit jemandem in einem Raum wieder,

der früher für die Terrorismus- bekämpfung zuständig war.

Man rät mir, die Story auf keinen Fall zu machen.

Solche Netzwerke, aus denen unsere Daten stammen könnten,

seien unglaublich gefährlich.

Wer zu tief wühlt, kann aus dem Weg geräumt werden.

Die Möglichkeit, dass ihr hier in ein sehr ernsthaftes Netzwerk

organisierter Kriminalität reingestoßen seid, ist sehr groß.

- Mich hat gerade dieser Tumult bzw.diese Reaktion von euch beiden

sehr überrascht. Wie kann ich das deuten?

Es war für uns selber überraschend,

weil es einer der seltenen Augenblicke ist,

wo wir mal wirklich valide Informationen vorgelegt bekommen.

Und das ist eher die Ausnahme, was unsere Reaktion gezeigt hat.

- Okay, verstehe.

Die deutlichen Warnungen des Unternehmens machen mir Sorgen.

Die Chat-Protokolle sind als hochtoxisch eingestuft worden.

Dennoch entschließen wir uns, den Film zu veröffentlichen.

Anonymisiert, ohne Betroffenheit zu schaffen.

Kein Spieler wird genannt, keine Hintermänner.

Maximaler Schutz.

Auch für mich, denn die Daten werden streng vertraulich behandelt.

Nicht mal die Polizei erhält sie.

Journalistisches Grundprinzip und Quellenschutz.

Noch einmal dorthin zurück, wo alles angefangen hat.

Ins Parkhaus.

Ich glaube, dass Ron selbst gar nicht klar ist,

auf was für ein Netzwerk er sich da eingelassen hat.

Falsch fühlt es sich für ihn sowieso nicht an.

Ich verkaufe kein, was weiß ich, kein schummriges Zeug.

Ich verkaufe keine Drogen, keine Organe oder sowas.

Bei mir ist's einfach: Ich setz auf manipulierte Spiele und fertig.

- Aber woher kommt das Geld, was ihr habt am Ende?

- Naja, im Endeffekt kommt's von den Süchtigen, ne?

- Es kommt von den Verlierern. - Genau.

Ich würd sagen, das ist wie im Dschungel.

Entweder du frisst oder wirst gefressen.

- Aber wir leben nicht im Dschungel.

- Doch, natürlich, nur dass es Leute gibt,

die behaupten, dass wir hier Gesetze haben.

Wo ist man denn dann noch, sagen wir mal, wirklich abgesichert,

hat ein Sozialsystem, wo gibt's das? - In Deutschland.

Ja, außer in Deutschland, wo gibt's das?

- Aber wir leben in Deutschland. - Ja, egal.

Was bleibt? Dieser Film ist heikel.

Doch wir zeigen ihn euch. Weil ihr eins wissen müsst:

Wenn ihr je Sportwetten platziert, kann es womöglich

einen Dritten geben, der mitmischt.

Und unser Material? Ab jetzt unter Verschluss.

Und, würdet ihr nach diesem Film noch mal wetten gehen?

Oder jetzt sogar erst recht wetten?

Schreibt es in die Kommentare, sagt uns eure Meinung,

wir freuen uns, das zu lesen und zu beantworten.

Wenn ihr euch noch einen Undercover-Film anschauen wollt,

guckt unbedingt Patricias, der müsste hier sein, RAF-Film an.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von funk (2018)