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GERMANIA, Nura über Leben im Heim, Doppelmoral im HipHop und Hate

Nura über Leben im Heim, Doppelmoral im HipHop und Hate

Ich hatte schon damals so'n Problem,

dass mein kleiner Bruder länger draußen bleiben durfte als ich,

weil der ein Junge ist

und jetzt bin ich auch in einer Branche, wo das weiter so läuft.

Die Welt tickt immer noch so, dass sie sagt,

Mädchen dürfen das nicht und Jungen dürfen das.

Das geht enicht klar. Wir leben in Deutschland.

Vor allem da geht das nicht klar.

Mein Name ist Nura Habib Omer, ich bin geboren in Kuwait City.

Ich bin in Wuppertal aufgewachsen, lebe mittlerweile in Berlin

und ich bin Musikerin, Schauspielerin, Aktivistin.

Meine Mutter ist 1991 mit vier Kindern nach Deutschland geflohen.

Diese Show-Ding ist voll mein Ding.

Ich bin einfach der geborene Entertainer.

Sei es jetzt quatschen oder Musik machen,

oder die Leute einfach zum Lachen bringen.

Das ist mein Ding einfach.

Es gibt nur zwei Parteien von denen ich Hate bekomme.

Einmal rechte Leute und dann muslimische Jungs, Mädchen.

Da finde ich es sehr komisch, wenn sie auf meine Seite kommen

und schreiben: schäm dich, schäm dich, deine Mutter muss sich schämen.

Bei Mädchen ist es eben nicht so cool,

wenn die über Ficken oder sonst was rappen.

Dann denke ich mir so: Leute, habt ihr mal gesehen,

wie viele Rapper es gibt, die über Koks und keine Ahnung was rappen

und bei denen weiß man, die haben einen muslimischen Background.

Da fragt sich keiner, was mit denen ist.

Denkt ihr, die kommen in den Himmel und sind noch so mit Allah?

Nein Mann!

Dieser Punkt nervt mich halt extrem an dieser Szene,

aber ich werde denen das einprügeln.

Solange es mich gibt, bis ich sterbe, werde ich schon hinkriegen.

Fairness und Gleichberechtigung, das ist etwas,

was mich mein Leben lang verfolgen wird,

bis ins Erwachsenenalter.

Und ich komme ja von dieser Ecke.

Kultur und Religion hat 'ne Riesenrolle gespielt bei mir.

Ich habe mit der deutschen Schule angefangen,

aber gleichzeitig hatte ich freitags Koranschule.

Der Clash war auf jeden Fall in der Pubertät.

Da hat das angefangen.

Ich hatte nicht mehr so viel Lust, alles heimlich zu machen.

Das Rauchen heimlich.

Das hat mich dann nicht mehr so gejuckt,

ob meine Mutter gerochen hat, dass ich vorher geraucht habe.

Vorher habe ich immer ganz viel Parfüm draufgesprüht,

oder immer das auf die beste Freundin geschoben.

Und da dachte ich, ne, das ist voll unfair zuhause.

Mein kleiner Bruder ist jünger und darf länger draußen bleiben,

nur weil er ein Junge ist, und ich durfte nie bei Freunden schlafen.

Aber die Freunde durften auch nicht bei mir schlafen.

Wenn eine deutsche Freundin mich fragt, darf ich bei dir schlafen?

Und das sind die ersten Dinge, wo man sich integriert.

Und wenn die Mutter dann sagt, nein, ihr dürft nicht.

Warum? Weil wir das nicht machen.

Ich war nach einer Zeit so: Nö.

Dann soll sie es akzeptieren.

Ich meine, sie hat mich ja hierhergebracht.

Wieso kann sie nicht verstehen, dass ich natürlich europäisch werde.

Ich hatte damals eine beste Freundin, mit 12, 13 hab ich gesagt:

Nö. Ich scheiß da drauf.

Dann haben wir beide festgemacht, dass wir abhauen von zu Hause.

Und nach drei Tagen oder so wurden wir gefunden.

Dann wurden wir beim Jugendamt abgegeben.

Und dann war ich dort im Heim und habe ein eigenes Zimmer bekommen.

Die Betreuer sind zu jedem gleich.

Ich fand das einfach cool, dass es da egal war,

ob ich ein Mädchen bin oder ein Junge.

Nach dem Alter bekomme ich Taschengeld,

ich muss nach dem Alter schlafen gehen,

ich muss je nach dem Alter um die und die Uhrzeit zu Hause sein.

Und dann war ganz schnell klar,

meine Freundin wurde abgeholt, und ich hab gesagt, ich bleib da.

Bis ich 18 war. Bis zum Ende.

Sie hat so ihren Horizont erweitert in den letzten Jahren.

Mittlerweile habe ich Kontakt zu meiner Mama und es ist alles mega.

Das hat sich schon gelohnt.

Und jeder hat jetzt das was er will.

Meine Mama ist übertrieben happy mit mir,

ich bin übertrieben happy, muss mich nicht mehr verstellen,

weil, wenn du dich nicht bei deiner Familie verstellen muss,

dann musste es bei gar keinem.

In der arabischen Kultur ist das eher so,

meine Tochter, die ist 25, hat drei Kinder,

ist verheiratet, bla bla bla.

Aber bei meinem Dream-Ding kann meine Mama sagen:

Yo, meine Tochter ist zwar nicht verheiratet,

aber die ist der Mann im Haus, die ist der Boss.

Die macht richtig krass Karriere.

Und sie erzählt das halt voll stolz.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)


Nura über Leben im Heim, Doppelmoral im HipHop und Hate Η Nura για τη ζωή στο σπίτι, τα διπλά πρότυπα στο χιπ-χοπ και το Μίσος Nura about life in the home, double standards in HipHop and Hate Нюра о жизни в доме, двойных стандартах в хип-хопе и ненависти

Ich hatte schon damals so'n Problem,

dass mein kleiner Bruder länger draußen bleiben durfte als ich,

weil der ein Junge ist

und jetzt bin ich auch in einer Branche, wo das weiter so läuft.

Die Welt tickt immer noch so, dass sie sagt,

Mädchen dürfen das nicht und Jungen dürfen das.

Das geht enicht klar. Wir leben in Deutschland.

Vor allem da geht das nicht klar.

Mein Name ist Nura Habib Omer, ich bin geboren in Kuwait City.

Ich bin in Wuppertal aufgewachsen, lebe mittlerweile in Berlin

und ich bin Musikerin, Schauspielerin, Aktivistin.

Meine Mutter ist 1991 mit vier Kindern nach Deutschland geflohen.

Diese Show-Ding ist voll mein Ding.

Ich bin einfach der geborene Entertainer.

Sei es jetzt quatschen oder Musik machen,

oder die Leute einfach zum Lachen bringen.

Das ist mein Ding einfach.

Es gibt nur zwei Parteien von denen ich Hate bekomme.

Einmal rechte Leute und dann muslimische Jungs, Mädchen.

Da finde ich es sehr komisch, wenn sie auf meine Seite kommen

und schreiben: schäm dich, schäm dich, deine Mutter muss sich schämen.

Bei Mädchen ist es eben nicht so cool,

wenn die über Ficken oder sonst was rappen.

Dann denke ich mir so: Leute, habt ihr mal gesehen,

wie viele Rapper es gibt, die über Koks und keine Ahnung was rappen

und bei denen weiß man, die haben einen muslimischen Background.

Da fragt sich keiner, was mit denen ist.

Denkt ihr, die kommen in den Himmel und sind noch so mit Allah?

Nein Mann!

Dieser Punkt nervt mich halt extrem an dieser Szene,

aber ich werde denen das einprügeln.

Solange es mich gibt, bis ich sterbe, werde ich schon hinkriegen.

Fairness und Gleichberechtigung, das ist etwas,

was mich mein Leben lang verfolgen wird,

bis ins Erwachsenenalter.

Und ich komme ja von dieser Ecke.

Kultur und Religion hat 'ne Riesenrolle gespielt bei mir.

Ich habe mit der deutschen Schule angefangen,

aber gleichzeitig hatte ich freitags Koranschule.

Der Clash war auf jeden Fall in der Pubertät.

Da hat das angefangen.

Ich hatte nicht mehr so viel Lust, alles heimlich zu machen.

Das Rauchen heimlich.

Das hat mich dann nicht mehr so gejuckt,

ob meine Mutter gerochen hat, dass ich vorher geraucht habe.

Vorher habe ich immer ganz viel Parfüm draufgesprüht,

oder immer das auf die beste Freundin geschoben.

Und da dachte ich, ne, das ist voll unfair zuhause.

Mein kleiner Bruder ist jünger und darf länger draußen bleiben,

nur weil er ein Junge ist, und ich durfte nie bei Freunden schlafen.

Aber die Freunde durften auch nicht bei mir schlafen.

Wenn eine deutsche Freundin mich fragt, darf ich bei dir schlafen?

Und das sind die ersten Dinge, wo man sich integriert.

Und wenn die Mutter dann sagt, nein, ihr dürft nicht.

Warum? Weil wir das nicht machen.

Ich war nach einer Zeit so: Nö.

Dann soll sie es akzeptieren.

Ich meine, sie hat mich ja hierhergebracht.

Wieso kann sie nicht verstehen, dass ich natürlich europäisch werde.

Ich hatte damals eine beste Freundin, mit 12, 13 hab ich gesagt:

Nö. Ich scheiß da drauf.

Dann haben wir beide festgemacht, dass wir abhauen von zu Hause.

Und nach drei Tagen oder so wurden wir gefunden.

Dann wurden wir beim Jugendamt abgegeben.

Und dann war ich dort im Heim und habe ein eigenes Zimmer bekommen.

Die Betreuer sind zu jedem gleich.

Ich fand das einfach cool, dass es da egal war,

ob ich ein Mädchen bin oder ein Junge.

Nach dem Alter bekomme ich Taschengeld,

ich muss nach dem Alter schlafen gehen,

ich muss je nach dem Alter um die und die Uhrzeit zu Hause sein.

Und dann war ganz schnell klar,

meine Freundin wurde abgeholt, und ich hab gesagt, ich bleib da.

Bis ich 18 war. Bis zum Ende.

Sie hat so ihren Horizont erweitert in den letzten Jahren.

Mittlerweile habe ich Kontakt zu meiner Mama und es ist alles mega.

Das hat sich schon gelohnt.

Und jeder hat jetzt das was er will.

Meine Mama ist übertrieben happy mit mir,

ich bin übertrieben happy, muss mich nicht mehr verstellen,

weil, wenn du dich nicht bei deiner Familie verstellen muss,

dann musste es bei gar keinem.

In der arabischen Kultur ist das eher so,

meine Tochter, die ist 25, hat drei Kinder,

ist verheiratet, bla bla bla.

Aber bei meinem Dream-Ding kann meine Mama sagen:

Yo, meine Tochter ist zwar nicht verheiratet,

aber die ist der Mann im Haus, die ist der Boss.

Die macht richtig krass Karriere.

Und sie erzählt das halt voll stolz.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)