Sprachen 1: Englisch - Latein - Italienisch - Französisch - Rumänisch
Dass Fremdsprachen eines meiner liebsten Hobbys sind, hat natürlich mit verschiedensten Erfahrungen in meiner Kindheit und Jugend zu tun.
Mit Englisch hatte ich schon früh Kontakt, vor allem durch Musik, wobei ich von Liedertexten, die ich nachzusingen versuchte eigentlich noch kaum etwas verstand. Ich hatte ein Liliput-Wörterbuch von Langenscheidt für Deutsch-Englisch, aus dem ich mir einige Wörter heraussuchte, ohne die richtige Aussprache zu kennen. In der Schule hatte ich ab der 5.
Schulstufe, im Gymnasium, Englisch und nach zwei Jahren, also mit 12, machte ich meine ersten fremdsprachlichen Kommunikationsversuche bei einem Schüleraustausch in Birmingham! Wer den Akzent dort kennt, kann sich vorstellen, was das für eine Herausforderung war. Es war ein aufregendes Abenteuer, das mich auf den Geschmack brachte, mehr und mehr zu lernen, und zwar vor allem auf eigene Faust. Damals gab es im österreichischen Fernsehen Sprachkurse, deren Qualität hervorragend war, mit Textunterlagen in einer Programmzeitschrift.
Von Woche zu Woche konnte man mitlernen ohne den schulischen Zwang: Dialoge und Übungen, Erklärungen zu Grammatik und Wortschatz und vor allem die ungezwungenen Unterhaltungen des Lehrers mit seiner Assistentin im Studio, teils auf Deutsch, teils auf Englisch. Zuerst war es nur der Englischkurs. Dann begann ein Französischkurs, durch den ich schon ein paar Jahre vor dem Französischunterricht in der Schule etwas von dieser Sprache lernte, die ich sehr mochte. Im dritten Jahr des Gymnasiums begann der Lateinunterricht, der sechs Jahre dauern sollte.
Das war nun etwas ganz anderes. Hier ging es nicht um Kommunikation, sondern um Grammatik, Satzbau und Formenlehre, Deklinationen und Konjugationen, Fälle, Endungen, Konjunktive und Partizipien. Erst nach und nach vermittelte der Unterricht auch Einblicke in historische Zusammenhänge und die Biographien berühmter Römer. Gleichzeitig mit dem Lateinunterricht begann im Fernsehen ein Italienischkurs. Ich konnte nicht widerstehen und war von der Ähnlichkeit des Italienischen mit Latein fasziniert. Da konnte ich sozusagen die "gesprochene Volkssprache" so nebenher mitlernen. Ab und zu verwechselte ich wohl eine italienische mit der alten lateinischen Verbform, aber im Großen und Ganzen half mir das Italienische das Latein nicht eigentlich als tote Sprache zu sehen. Auch wenn wir Latein im Unterricht nie als Kommunikationsmittel verwendeten und außer ganz am Anfang immer nur ins Deutsche übersetzten, erschien mir doch die Möglichkeit gegeben es zu sprechen. Auf fortgeschrittener Stufe begann ich für mich selbst kleine tagebuchartige Texte auf Latein zu schreiben, antike Reden laut zu lesen und sogar die Dichter nachzuahmen, indem ich kleine Gedichte in lateinischen Versmaßen verfasste. Die Krönung dieses Lernprozesses war die Teilnahme, zusammen mit einem Klassenkameraden, am Lateinwettbewerb in San Remo an der Blumenriviera, zwischen der schriftlichen und mündlichen Reifeprüfung (dem Abitur).
Teilnehmen war alles, getreu dem olympischen Gedanken. Meine Übersetzungskünste waren wohl nicht so überragend, aber das war nicht das Wichtigste. Vielmehr konnte ich bei der Abschlussfeier zum ersten Mal eine Rede auf Latein hören, natürlich in der italienischen Aussprachevariante, und während dieser Tage reichlich meine Italienischkenntnisse testen, zum Beispiel indem wir am Abend italienische Filme im Kino ansahen. Da hatte ich wirklich das Gefühl relativ viel zu verstehen. Zurück in Österreich muss dann mein Latein bei der mündlichen Reifeprüfung doch ein wenig italienisch geklungen haben.
Den Klang des beim Wettbewerb in Italien gesprochenen Lateins hatte ich ja noch frisch in den Ohren. Welchen Eindruck das gemacht hat, wage ich mir nicht vorzustellen, da in Österreich überwiegend die mitteleuropäische Aussprache üblich ist. Trotzdem ging alles gut bei dieser Prüfung. Dass ich nicht Latein studiert habe wie mein Schulkollege, hatte vor allem damit zu tun, dass ich dafür auch die Beherrschung des Altgriechischen hätte nachweisen müssen.
Ein Griechischkurs kam aber in der Schule mangels einer ausreichenden Zahl von Teilnehmern nicht zustande. Inzwischen war mein Französisch, das ich vier Jahre im Gymnasium lernte, gut genug, um mich an die Literatur zu wagen und so fiel meine Studienwahl auf Englisch und Französisch. Inzwischen war aber noch etwas passiert.
Als begeisterter Kurzwellenhörer entdeckte ich die Möglichkeiten, die mir Radiosendungen aus aller Welt, in Verbindung mit einem Tonbandgerät, für das Fremdsprachenlernen boten. Immer neue Sprachen drangen an mein Ohr. Zunächst wollte ich einfach wissen, welche Sprachen das waren. Eine fiel mir dabei besonders auf: Rumänisch. Das Auffälligste war dabei die Ähnlichkeit des Klanges mit Latein, noch bevor ich etwas davon lernte oder verstand. Sicher auch die Ähnlichkeit mit dem Italienischen, aber etwas war anders. Vor allem, wenn Gedichte vorgetragen wurden, bezauberte mich der melodische Klang. Da das Universitätsstudium damals relativ viele Freiheiten bot, konnte ich nicht anders, als einfach neben meinen beiden Hauptsprachen auch einen Rumänischkurs zu belegen.
Vier Semester, also zwei Jahre lang, besuchte ich dieses Proseminar, das Grundkenntnisse von Grammatik und Wortschatz und schließlich auch die Lektüre von literarischen Texten vermittelte. Der Lektor, Ion Cazan, war etwas enttäuscht, als ich im Hinblick auf meine Ausbildung zum Englisch- und Französischlehrer im zweiten Studienabschnitt diese Rumänischstudien nicht mehr fortsetzte. Aber ich musste mich für etwas entscheiden, das mir eine berufliche Basis versprach, und die sah ich unter den damaligen politischen Verhältnissen in Rumänien (in den 70er Jahren) nicht. Somit ist es eine Episode geblieben, an die ich mich gerne erinnere, auch wenn ich das meiste vergessen habe, was ich einmal gelernt habe. Natürlich werde ich auch jetzt noch regelmäßig an mein Rumänischstudium erinnert, weil ich fast in jeder Klasse einige rumänische Schülerinnen und Schüler unterrichte, denen ich manchmal durch Hinweise auf Vokabeln oder Grammatik in ihrer Muttersprache beim Erlernen von Englisch oder Französisch helfen kann.
Vielleicht kehre ich ja auch wieder einmal zu dieser Sprache zurück, die jetzt auch bei LingQ angeboten wird.