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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 20.10.2021 - Frau statt Mann - Bärbel Bas bald Bundestagspräsidentin?

heute journal vom 20.10.2021 - Frau statt Mann - Bärbel Bas bald Bundestagspräsidentin?

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.

Guten Abend.

"Die Unbeugsamen" heißt ein Dokumentarfilm,

in dem auf teils sehr unterhaltsame aber auch erschreckende Weise

erzählt wird, wie es deutschen Politikerinnen ergangen ist,

in der bundesdeutschen Politik.

Vor allem zu Bonner Zeiten.

Eine der für diesen Film interviewten Frauen,

die inzwischen 77-jährige Ursula Männle von der CSU, sagt darin:

"Es braucht halt alles seine Zeit, weil es ein Kampf um Macht ist.

Und natürlich haben Männer dabei etwas zu verlieren.

Wir müssen deutlich machen, dass es besser ist, wenn Frauen und Männer

gemeinsam etwas tun".

Den Frauen in der SPD scheint das gerade gelungen zu sein.

Nicht der Mann, der es so gerne wollte,

sondern eine Frau soll neue Bundestagspräsidentin werden.

Bärbel Bas ist damit erst die dritte in diesem hohen Amt.

Annemarie Renger von der SPD war 1972 die erste Bundestagspräsidentin.

Nach ihr hat es bisher nur noch eine weitere gegeben,

1988 wurde Rita Süssmuth von der CDU in das Amt gewählt.

Wer die neue ist, berichtet Lars Bohnsack.

Viele Bilder von ihr sind im Archiv nicht zu finden.

Bärbel Bas machte Politik bislang

eher aus der zweiten Reihe des Bundestags.

Jetzt aber winkt eins der wichtigsten Ämter,

das dieses Land zu vergeben hat.

Dass mit dem Vorschlag Bärbel Bas eine Sozialdemokratin,

mit einer großen Biografie, eine gute Wahl,

nicht nur für die SPD-Fraktion, sondern für den Bundestag

und als zweites höchstes Staatsamt in diesem Land

auch für die Bundesrepublik Deutschland ist.

Viermal holte die Frau, die hier fotografiert, ein Direktmandat.

Als parlamentarische Geschäftsführerin

und stellvertretende Fraktionsvorsitzende

lernte sie die Regeln des Parlaments kennen.

In ihrer Partei und Fraktion ist sie eher links verortet.

Den Agenda-Reformen jedenfalls stand sie,

anders als der Genosse neben ihr, kritisch gegenüber.

Wenn man vorher schon den Weg der Reformen mitgegangen ist

unter Schröder, ist man da schon recht schmerzerprobt.

Eigentlich wollte Fraktionschef Mützenich den Posten,

das aber hätte bedeutet, dass alle wichtigen Staatsämter,

Bundespräsident, Bundeskanzler und eben auch der Bundestagspräsident

in Männerhand wären.

Das dürfe bei einer Partei,

die mit dem Paritätsversprechen Wahlkampf gemacht hat, nicht sein.

Am Ende obsiegte der innerparteiliche Druck.

Wir haben ein weibliches Gesicht einer kompetenten Frau,

einer gut vernetzten Frau,

auf dem Stuhl der Bundestagspräsidentin platziert.

Es werden keine Nachrichtensendungen gebracht werden,

ohne dass deutlich wird,

in der Mitte der Politik in Deutschland sitzt eine Frau.

Die Erwartungen sind hoch, vielleicht auch,

weil die bislang zwei einzigen Frauen an der Spitze,

Annemarie Renger und Rita Süssmuth,

Charismatikerinnen ihrer Zeit waren.

Lob kommt heute ausgerechnet von dem künftigen Koalitionspartner,

der für sich selber Quoten strikt ablehnt.

Das Vorschlagsrecht liegt

bei der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion

als der größte dieses Hauses.

Die SPD hat sich entschieden für die Kollegin Bas,

die wir kennen und als Persönlichkeit auch schätzen.

16 Jahre lang lag der Posten bei der Union.

Auch Norbert Lammert und Wolfgang Schäuble

haben ihre Spuren hinterlassen.

Phantomschmerzen löst das aber offenbar nicht aus.

Jede Amtsinhaberin und jeder Amtsinhaber bringt

natürlich die eigene Persönlichkeit,

den eigenen Erfahrungshorizont mit ein.

Und da ist es auch ein Gebot der Fairness,

dass man jedem die Chance gibt,

seine eigenen Fußspuren zu hinterlassen.

Noch wird geschraubt im Bundestag.

Nächste Woche ist konstituierende Sitzung.

Wenn Bärbel Bas gewählt wird,

steht nach fast einem Vierteljahrhundert

wieder eine Frau an der Spitze des Parlaments.

Shakuntala Banerjee, bei der Diskussion darüber,

ob Mann oder Frau, wurde auch auf Schloss Bellevue geschaut.

Ist das Thema damit jetzt durch?

SB: Zumindest für den Moment ja, denn mit der heutigen Entscheidung

ist wenigstens eines von fünf Spitzenämtern

mit einer Frau besetzt.

Das nimmt erst mal den Druck von Frank-Walter Steinmeier,

der bekundet hatte, dass er eine zweite Amtszeit antreten wollte.

Die SPD hat heute mit dieser Entscheidung zumindest

haarscharf den Eindruck vermieden,

dass sie zwar im Wahlkampf die Gleichstellung

auf ihre Fahnen geschrieben hat,

dann aber bei der ersten Gelegenheit,

wo es um hohe Staatsämter geht,

die Sache wieder über Bord geworfen hatte.

Dass aber das Amt des Bundespräsidenten

nicht in die Debatte gerät, das haben wir heute gehört.

Es sollte nicht mehr weiter politisch über dieses Amt

debattiert werden, wurde gesagt.

Hat die SPD damit auch den Grünen etwas Wind aus den Segeln genommen?

Die hatten durchaus auch gerne eine ihrer Frauen

in einem hohen Amt gesehen.

Diesen Ehrgeiz werden sie vermutlich nicht gänzlich aufgeben.

Man wird sehen, wie es weiterreicht.

Es geht ab morgen in die Koalitionsverhandlungen,

da wird in den nächsten Wochen ernsthaft um Posten

gerungen werden müssen.

Olaf Scholz hatte schon vor den Wahlen versprochen,

dass sein Kabinett mindestens zur Hälfte mit Frauen

besetzt werden sollte.

Er hat klargemacht, dass FDP

und Grüne ihren Beitrag auch leisten müssen.

Das Thema Frauen in Spitzenpositionen wird uns

in den nächsten Wochen auch wieder erscheinen.

Es gab heute noch eine Personalie, die Schlagzeilen macht

und auch bei den Koalitionsverhandlungen

noch eine Rolle spielen könnte.

Denn damit ist plötzlich ein weiterer interessanter Posten neu zu besetzen.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann tritt zurück.

Aus persönlichen Gründen wie er sagt.

Ob es wirklich nur persönliche Gründe sind, darüber wird spekuliert.

Weidmann gilt als schärfster Kritiker der aktuellen Geldpolitik

der Europäischen Zentralbank.

Es scheint ein anderes Zeitalter, und ist doch nur zehn Jahre her:

der jugendliche Bundespräsident Christian Wulf

überreicht dem jugendlichen neuen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann

die Ernennungsurkunde als Nachfolger von Axel Weber.

Wie Weidmann seinen Kindern erklärt, was seine Arbeit ist,

das klang seinerzeit im ZDF-Interview so:

Das ist relativ einfach, ich erkläre ihnen, dass ich dafür sorge

oder dazu beitrage, dass das Geld, das sie im Portemonnaie haben

auch morgen noch so viel wert ist wie heute.

Dafür hat die Bundesbank unter Jens Weidmann stets gekämpft –

gegen immer größere Widerstände im Rat der Europäischen Zentralbank.

So kann man Jens Weidmanns heutigen Abschiedsbrief

an sein Team verstehen:

"Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik wird dauerhaft

Weidmann, hoch angesehen in der deutschen Öffentlichkeit,

war mehr und mehr isoliert im EZB-Rat.

Seine Mahnungen vor den Inflationsgefahren

der ausufernden Anleihekäufe fanden kaum Gehör.

Der EZB Rat wird dominiert von den Vertretern

der hochverschuldeten Länder, die für eine lockere Geldpolitik sind.

Und ich erwarte nach dem Rücktritt von Herrn Weidmann mehr denn je,

dass die EZB auch nach einem Ende des Pep Anleihe Kaufprogramms

weiter im großen Stil Staatsanleihen kaufen wird.

EZB-Präsidentin Lagarde beschreibt Weidmann heute als einen loyalen,

persönlichen Freund:

Weidmann hat seinen Rückzug weit vor der Wahl entschieden,

heißt es aus seinem Umfeld –

es hätte also jede mögliche Koalition getroffen.

In das Personaltableau der Ampel-Koalitionäre kommt dadurch

zusätzlicher Zündstoff.

Noch Finanzminister Scholz würdigt seine Verdienste,

Grünen-Chef-Habeck sieht die Chance

für eine Modernisierung der Bundesbank

und die FDP warnt vor Inflation.

Die deutsche Bundesbank muss weiter Anwältin

einer stabilitätsorientieren Geldpolitik in Europa bleiben.

Wir sehen inzwischen Inflationsrisiken in Europa.

Die EZB ist zur eigenen Macht am Main geworden –

daran wird auch der oder die künftige Bundesbankpräsident*in

kaum etwas ändern können.

Valerie Haller,

wie wird der Rücktritt in der Frankfurter Finanzwelt gesehen.

War da bei Weidmann auch Frust im Spiel

oder wird das überinterpretiert?

Er selbst hat nur persönliche Gründe angegeben,

man wagt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt,

dass er zuletzt ziemlich allein auf weiter Flur war mit einer Haltung

zur europäischen Geldpolitik.

Er stand dafür ein,

dass die Notenbanken unabhängig von den Begehrlichkeiten der Politik

und Finanzmärkte bleiben sollten.

Die Anleihekäufe unterstützte er,

aber nur solange sie ausschließlich in Notzeiten zum Einsatz kamen.

Hilfeseite eine Droge.

Durchsetzen konnte er sich mit seiner Haltung oft nicht.

Mit der Niedrigzinspolitik der EZB dürfte es dessen ungeachtet

jedenfalls erstmal so weitergehen, oder?

Davon kann man ausgehen,

zumal sich die EZB mehr Flexibilität genehmigt hat.

Künftig darf es ruhig eine Zeit lang mehr Inflation sein,

ohne dass die Zentralbank eingreifen muss.

Die Befürworter sind im EZB Rat, diesem Entscheidungsgremium,

in der Mehrzahl.

Mit Weidmann geht ein einflussreicher Neinsager

in einer Zeit steigender Installationen,

in der Nein sagen vermutlich wichtiger ist als denn je.

Zu seinem Abschied warnt er noch mal vor Inflationsgefahren -

Dies solle die EZB nicht aus dem Blick verlieren.

Und jetzt die Nachrichten, von Heinz Wolf.

Die Bundesanwaltschaft hat zwei frühere Bundeswehrsoldaten

festnehmen lassen.

Sie sollen am Aufbau einer

mehr als 100 Mann starken Söldnertruppe gearbeitet haben.

Laut Bundesanwaltschaft wollten sie mit einer Einheit in den Bürgerkrieg

im Jemen eingreifen.

Ihr Motiv: Geld.

Die beiden sind jetzt in Untersuchungshaft.

Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny

wird vom Europäischen Parlament mit dem Sacharow-Preis

für Menschenrechte ausgezeichnet.

Er habe unermüdlich für grundlegende Freiheiten in seinem Land gekämpft,

so die Begründung.

Dies habe ihn seine eigene Freiheit und fast sein Leben gekostet.

Nach einem Giftanschlag vergangenes Jahr kehrte Nawalny im Januar 2021

nach Russland zurück.

Seitdem sitzt der 45-Jährige dort in Haft.

In Moskau kamen bei einer von Russland organisierten

Afghanistan-Konferenz hochrangige Vertreter der Taliban und Diplomaten

aus zehn Ländern zusammen, unter ihnen China, Pakistan und Iran.

Sie riefen die militant-islamistischen Taliban

zur Gewährleistung eines dauerhaften Friedens

und zur Achtung der Menschenrechte in dem Land am Hindukusch auf.

Die Taliban appellierten an die internationale Gemeinschaft,

Gelder für den Wiederaufbau Afghanistans bereitzustellen.

Österreich führt die 3G-Regel am Arbeitsplatz ein, ab 1. November.

Demnach müssen Beschäftigte,

die am Arbeitsort mit anderen in Kontakt kommen, nachweisen,

dass sie entweder geimpft, genesen oder getestet sind.

Fehlt der Nachweis,

drohen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Geldstrafen.

In Österreich haben knapp 62 % der Gesamtbevölkerung

einen vollen Impfschutz gegen Covid-19.

Die 7-Tage Inzidenz lag zuletzt bei 183.

Ein Untersuchungsausschuss in Brasilien

wirft Präsident Jair Bolsonaro politisches Fehlverhalten

und "Scharlatanerie" im Umgang mit der Corona-Pandemie vor:

Von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

wird in dem über 1000 Seiten langen Bericht gesprochen.

Bolsonaro habe gegen alle Ratschläge gehandelt,

keine Schutzmaßnahmen ergriffen und das Virus verharmlost.

Brasilien verzeichnet mehr als 21 Millionen Corona-Infektionen

und über 600.000 Todesfälle -

tausende Tote, so der Bericht, seien vermeidbar gewesen.

Wie geht es bei uns mit Corona weiter?

Noch-Gesundheitsminister Spahn drängt ja darauf,

Ende November die "epidemische Notlage" zu beenden,

bzw. nicht mehr zu verlängern.

Das hat zunächst nur juristische Folgen.

Damit gäbe es dann keine bundes- einheitliche Rechtsgrundlage mehr

für Corona-Maßnahmen.

Die Bundesländer müssten jeweils selbst

in ihren Parlamenten beschließen,

dass weiterhin bestimmte Maßnahmen notwendig sind.

Was sie wohl auch tun würden.

Insofern wäre das förmliche Ende der bundesgesetzlich erklärten Notlage

keineswegs ein Freedom Day wie in Großbritannien,

wo im Juli mit einem Schlag Corona für beendet erklärt wurde.

Was auch in Großbritannien

Viele inzwischen für einen schweren Fehler halten.

Kein anderes westeuropäisches Land hat so hohe Infektionszahlen,

aktuell 50.000 neue am Tag.

Und jetzt wird auch noch eine neue Mutante beobachtet.

Andreas Stamm berichtet.

So sollte das Land gut über den Winter kommen –

mit der dritten Corona-Impfung für 30 Millionen Ältere

und meist Gefährdete.

Doch die großen Impfzentren abgebaut, das Impf-Programm

läuft nur schleppend.

Das sei, erklärt David Garfinkel,

für den Tod seines Vaters verantwortlich.

Der 76-Jährige wartete auf den dritten Impftermin.

Er ging wieder einkaufen,

hat Untersuchungstermine im Krankenhaus wahrgenommen.

Dann bekam er Corona.

Elf Tage später ist er gestorben.

Die Auffrischung hätte sein Leben gerettet.

Hohe Inzidenz, aber durch hohe Impfquote moderate Zahlen,

bei schweren Verläufen und Todesfällen.

Seitdem in England alle Beschränkungen aufgehoben wurden,

schien die Strategie der Regierung aufzugehen.

Doch das Blatt wendet sich.

223 gemeldete Tote gestern.

Fast 1000 Menschen müssen ins Krankenhaus,

und unter den steigenden Fallzahlen sind wieder viele über 80 -

ein Alarmzeichen.

Wir haben erstens kaum mehr Abstandsregeln

und ähnliches im Vergleich zum Rest Europas.

Zweitens, noch wichtiger, schwächt sich der Immunschutz

durch Impfung oder durch eine natürlich Infektion definitiv ab.

V.a. die Schutzwirkung des in Großbritannien

meistgenutzten Impfstoff von AstraZeneca lasse mit der Zeit

wohl deutlich nach, ergänzt Hunter.

Aber der Fall Israel habe gezeigt:

Auch bei anderen Impfstoffen braucht es die Auffrischung dringend.

Zeit für den Plan B, erklären nun die Spitzen

des staatlichen Gesundheitsdiensts, NHS.

Maskenpflicht in Teilen wieder einführen.

Einlass bei Massenveranstaltungen nur für Geimpfte.

Zurück ins Homeoffice, wo es möglich ist.

Die Wahl ist doch einfach.

Akzeptieren wir die überwältigenden Beweise aus allen Teilen

des Gesundheitssystems und tun, was wir können,

ohne uns wirklich stark einschränken zu müssen,

oder drücken wir die Daumen, hoffen auf ein Wunder

und stolpern dann wieder, wie schon so oft, in die nächste Krise?

"Zeit für Plan B?" So die Frage an den Premier.

Doch die wollen von Beschränkungen nichts wissen.

Man erwarte in den kommenden Wochen bis zu 100.000 Fälle am Tag,

so der Gesundheitsminister bei einer Sonderpressekonferenz.

Mehr schwere Verläufe und mehr Tote wohl unvermeidlich.

Trotzdem keine Verbote.

Dafür ein Appell an die Vernunft mit drohendem Unterton:

Wenn wir alle die gewährten Freiheiten behalten wollen,

dann ist es das Beste, wenn jeder sich impfen lässt,

wenn er wieder dran ist.

Aber es gibt auch viele weitere Maßnahmen,

um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Im Freien treffen, wenn möglich.

Wenn es drinnen sein muss, gut lüften.

Und in wenn es irgendwo sehr voll ist, Masken tragen.

Gefragt, warum seine eigene Fraktion im Parlament weiter dichtgepackt

maskenlos auftritt – spätestens da wirkt der Minister rat- und hilflos.

Währenddessen beobachten britische Forscher eine Delta-Mutation,

die noch ansteckender sein soll.

Und schon verantwortlich für zehn Prozent aller Fälle.

Corona steht vor einem Comeback in Britannien.

Und Vorsicht oder Nachsicht, das ist nun wieder die Frage.

Man konnte Horst Seehofer heute die Wut anmerken, die er hat.

Auf den belarussischen Diktator Lukaschenko.

Und auf Wladimir Putin, ohne dessen Zustimmung

der Belarusse sein schmutziges Geschäft mit Flüchtlingen

nicht treiben würde.

Das kam ja gestern auch im Europa-Parlament schon zur Sprache,

beim Appell an Polen, dem Kreml nicht in die Hände zu spielen.

Der vor allem eines will: Europa destabilisieren.

Je mehr Streit in der EU, desto besser.

Und kein Thema eignet sich dafür so gut wie Flüchtlinge.

Die Auswirkungen der Lukaschenko- Schlepperei sind inzwischen

auch im deutsch-polnischen Grenzgebiet zu spüren.

Zum Vergleich:

Bis Ende Juli kamen nur 26 Menschen über Belarus

und Polen nach Deutschland.

Jetzt im Oktober sind es schon über 3000.

Klaus Brodbeck berichtet.

Solche Situationen häufen sich.

Der Osten Brandenburgs, deutsch-polnischen Grenzgebiet

und eine Gruppe Flüchtende, aufgegriffen von der Polizei.

100, 200 Ankommende pro Tag waren es hier lange.

Seit zwei Tagen aber gehen die Zahl sprunghaft nach oben.

Allen gemeinsam, der Weg nach Westeuropa führt über Belarus.

In Belarus und durch Belarus findet eine staatlich organisierte,

zumindest unterstützte Schleusertätigkeit statt.

Und das ist eine Form der hybriden Bedrohung,

indem man Migranten als politische Waffe einsetzt.

Die es nach Deutschland geschafft haben,

berichten über Strapazen ihrer Flucht,

trinken aus Pfützen aus Angst zu verdursten.

Am Morgen hatte der Innenminister im Kabinett berichtet.

Beraten wurde hier auch über Gegenmaßnahmen.

Grenzschließungen, oft laut und gerne gefordert,

gehören nicht dazu.

Eine Schließung der Grenze haben wir heute kurz angesprochen,

ist von niemandem beabsichtigt,

wäre auch rechtlich, vom politischen abgesehen,

im Moment sehr, sehr fragwürdig.

Stattdessen soll die Zusammenarbeit

zwischen polnischen und deutschen Behörden noch intensiver werden.

Bis hin zu gemeinsamen Patrouillen auf polnischer Seite.

Acht Hundertschaften hat die Bundespolizei

bereits an die Grenze verlegt.

Wenn es dem belarussischen Diktator Lukaschenko gelingen würde,

die polnische Seite und die deutsche Seite gegeneinander auszuspielen,

wenn es ein Gegeneinander dieser beiden Mitgliedstaaten

der Europäischen Union in der Migrationspolitik

in dieser Frage gäbe, dann hätte die belarussische Regierung

genau das erreicht, was sie will,

eine weitere Spaltung der Europäischen Union.

Es kommen Flüge nach Minsk

aus Ländern außerhalb der Europäischen Union,

da müssen wir ansetzen, wir müssen gucken,

dass diese Flüge unterbunden werden

und dieser staatlich organisierte Menschenhandel gestoppt wird.

Noch richten sich Sanktionen und Forderungen danach

nur gegen Lukaschenko und dessen Regime.

Dabei werden die Strippen in Moskau gezogen.

Ich kann mir nicht vorstellen,

und da hat mir heute auch niemand widersprochen im Kabinett,

dass das Regime in Belarus dies alles machen kann,

ohne zumindest Inkaufnahme oder Billigung aus Moskau.

Solche Situationen...

Ja, hier Feststellung, zweimal Fußgänger, einmal Irak, einmal Iran.

...werden noch häufiger.

Noch sucht Europa nach einem Weg gemeinsam, auch gegen Putin.

Und jetzt noch mal Heinz mit anderen Meldungen.

In Japan ist einer der aktivsten Vulkane des Landes ausgebrochen.

Über dem im Südwesten Japans gelegenen Vulkan Aso

stieg eine tausende Meter hohe Aschewolke auf,

Gesteinsbrocken wurden durch die Luft geschleudert.

Bergsteiger an dem als Touristenmagnet bekannten Vulkan

wurden in Sicherheit gebracht.

Einsatzkräfte suchten

nach möglicherweise festsitzenden Wanderern.

Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.

Und bevor es gleich in ein paar Minuten

den ausführlichen Wetterbericht gibt, hier schon mal kurz ein Blick

auf den Wechsel heute von teils noch schönstem Oktoberwetter –

bei dem man wie hier am Tegernsee noch einmal Sonne tanken konnte -

hin zu windigem Herbstwetter wie auf dem Brocken und dem Sturmtief,

das jetzt über Deutschland hinwegfegt.

Der Deutsche Wetterdienst warnt ab der Nacht

für weite Teile Deutschlands vor schweren Sturmböen.

Für einige Regionen hat er sogar bereits

Unwetterwarnungen herausgegeben.

Vor orkanartigen Böen in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern,

Sachsen und Thüringen, vor Orkanböen in Teilen von Baden-Württemberg

und vor extremen Orkanböen in Teilen von Sachsen-Anhalt.

Ein Ergebnis aus der Fußball Champions-League.

Der VfL Wolfsburg hat bei RB Salzburg am Abend 1:3 verloren.

Die deutschen Bahnradteamsprinterinnen

haben bei der WM in Roubaix Gold gewonnen.

Die Titelverteidigerinnen Emma Hinze, Pauline Grabosch

und Lea Sophie Friedrich gewannen im Finale gegen Russland

und verbesserten den Weltrekord zum dritten Mal binnen weniger Stunden.

Bronze sicherte sich das Trio aus Großbritannien.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten:

Wie immer ohne Gewähr:

Die Buchmesse in Frankfurt ist natürlich ein Fest für Büchermenschen

und davon gibt es glücklicherweise sehr viele.

Es wird viel gelesen, viel geschrieben und viel verlegt.

Das Problem ist nur, die Verlage haben mittlerweile Angst,

ob sie den Vorbestellungen der Buchhändler

überhaupt noch gerecht werden können.

Denn es fehlt ein entscheidender Rohstoff: Papier.

Digitalisierung hin oder her,

Bücher werden nach wie vor massenhaft auf Papier gedruckt.

Das Publikum mag Papier.

Zum Lesen, zum Verschenken, zum ins Regal stellen.

Doch Papier ist Mangelware geworden.

Wie konnte es dazu kommen?

Dara Hassanzadeh mit den Hintergründen.

Selten hat ein Museumsbesuch so einen aktuellen Bezug.

Kaum war Gutenbergs Druckmaschine in Betrieb, entstand ein Engpass.

In Mainz fehlte es an hochwertigem Papier.

Gutenberg ließ edles Druckpapier aus Italien kommen.

Ein paar Jahrhunderte später herrscht wieder Papiermangel.

Selbst die großen in der Branche, wie der Hamburger Rowohlt Verlag,

sprechen von einer Papierkrise.

Es ist nicht mehr die Frage,

wann und auf welchem Papier wir unsere Bücher produzieren.

Sondern die Frage ist vielmehr,

ob wir unsere Bücher überhaupt bekommen und wie viele wir bekommen.

Drucken lässt Rowohlt auch im nordfriesischen Leck.

Bis zu 300.000 Bücher verlassen die CPI-Druckerei pro Tag.

Eine Papierrolle, 720 Kg schwer,

wird in 25 Minuten zu Büchern verarbeitet.

Hier herrscht täglicher Beschaffungsdruck.

Tatsächlich sind die Papierfabriken sehr beschränkt in ihren Kapazitäten

und wir bekommen die Materialien einfach nicht ran.

Ganz Europa sucht eigentlich und es ist sehr schwierig zur Zeit.

Der Papiermarkt ist unter Druck.

Die Hersteller setzen auf Verpackungspapiere

für den Onlinehandel.

Ganze Papierfabriken wurden umgewandelt.

Transportkosten sind gestiegen, dazu kommen Personal- und LKW-Mangel.

Die Verlage verkaufen jetzt mehr Bücher,

weil sie während der Corona-Lockdowns

Neuerscheinungen verschoben haben.

Der Holzmangel treibt die Preise für frischen Zellstoff in die Höhe.

Besonders schwierig ist der Druck ausgefallener Editionen.

In der digitalen Welt ist gerade das Habtische eines Buches

auch sein Wettbewerbsvorteil.

Und genau das schätzen die Leser.

Sie sind dem Buch auch in der Corona-Zeit treugeblieben.

Was vor einem Jahr Klopapier war, ist heute das Buchpapier.

Vor kurzem hat eine schwedische Firma Kapazität vom Markt genommen,

eine Megatonne holzfreies gestrichenes Papier

ist jetzt einfach perdue und Verpackungskarton geworden.

Und dann wundert man sich, dieses Bild ist natürlich irre.

Wir haben die Inhalte und die Welt wählt die Verpackung.

Man müsste eigentlich ein kulturkritisches Buch

darüber schreiben, aber man hat ja kein Papier.

Die Papierkrise kommt zur Unzeit.

Die Frankfurter Buchmesse öffnet ihre Pforten

und das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür.

Es ist die Zeit,

die über Wohl und Wehe einer ganzen Branche entscheidet.

Aber das Buch hat bisher noch jede Krise gemeistert.

Das wars von uns.

Und passend zu unserem Anfangsthema "Frauen in der Politik"

geht es jetzt weiter mit Frauen im Fußball.

Während es selbstverständlich ist,

dass Spielerinnen von Männern trainiert werden,

gibt es das umgekehrt fast gar nicht.

Ein Thema für "ZDF-Zoom".

Und um 0.45 Uhr meldet sich Nazan Gökdemir

mit unserem "heute journal up:date".

Auf Wiedersehen.

Guten Abend, über dem Atlantik hat sich ein Sturmtief entwickelt,

das ist heute über Tag weiter gezogen und liegt direkt vor dem Ärmelkanal.

Es wird innerhalb der nächsten 24 Stunden entlang des Ärmelkanals

und über Deutschland hinweg in Richtung Baltikum ziehen.

Die kräftigsten Windböen gibt es in Richtung des Tiefdruck-Zentrums.

Das mit diesen Sturmböen von 75 km/h und mehr geht schon heute Nacht los.

Zuerst im Südwesten in der zweiten Nachthälfte bis zum frühen Morgen.

Dann aber auch in Sachsen, Brandburg und Thüringen.

Auch morgen über Tag pfeift es ordentlich weiter.

Im Westen sind dann schwere Sturmböen möglich,

im Osten sogar orkanartige Sturmböen.

Orkanböen, mehr als 117 km/h,

beschränken sich aber auf die Gipfellagen der Mittelgebirge.

Morgen Abend ist es mit dem Sturm schon vorbei,

dann pfeift es noch über der Ostsee und der Nordsee.

Das Sturmtief bringt viel Regen mit.

Im Schwarzwald können bis zu 30 l/qm fallen.

Sonst sind Schauer und Gewitter unterwegs.

Heute Nacht bei Temperaturen zwischen 16-7 Grad.

Morgen werden es zehn bis 18 Grad.

Es wird ein greuslicher Donnerstag.

Halten Sie sich von Bäumen fern.

Die werden zum Teil umkippen oder Äste abreißen.

Auch der Verkehr kann durchaus eingeschränkt werden.

Am Freitag ist es mit dem Sturm vorbei.

Dann pfeift es nur noch in Norddeutschland.

Das Wochenende wird deutlich ruhiger.

Bei Temperaturen zwischen 7-14 Grad.

Guten Abend.


heute journal vom 20.10.2021 - Frau statt Mann - Bärbel Bas bald Bundestagspräsidentin? heute journal of 20.10.2021 - Woman instead of man - Bärbel Bas soon Bundestag president? heute journal of 20.10.2021 - Mujer en lugar de hombre - ¿Bärbel Bas pronto Presidenta del Bundestag? heute journal 20.10.2021 - Kvinna istället för man - Bärbel Bas snart förbundsdagspresident?

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.

Guten Abend.

"Die Unbeugsamen" heißt ein Dokumentarfilm,

in dem auf teils sehr unterhaltsame aber auch erschreckende Weise

erzählt wird, wie es deutschen Politikerinnen ergangen ist,

in der bundesdeutschen Politik.

Vor allem zu Bonner Zeiten.

Eine der für diesen Film interviewten Frauen,

die inzwischen 77-jährige Ursula Männle von der CSU, sagt darin:

"Es braucht halt alles seine Zeit, weil es ein Kampf um Macht ist.

Und natürlich haben Männer dabei etwas zu verlieren.

Wir müssen deutlich machen, dass es besser ist, wenn Frauen und Männer

gemeinsam etwas tun".

Den Frauen in der SPD scheint das gerade gelungen zu sein.

Nicht der Mann, der es so gerne wollte,

sondern eine Frau soll neue Bundestagspräsidentin werden.

Bärbel Bas ist damit erst die dritte in diesem hohen Amt.

Annemarie Renger von der SPD war 1972 die erste Bundestagspräsidentin.

Nach ihr hat es bisher nur noch eine weitere gegeben,

1988 wurde Rita Süssmuth von der CDU in das Amt gewählt.

Wer die neue ist, berichtet Lars Bohnsack.

Viele Bilder von ihr sind im Archiv nicht zu finden.

Bärbel Bas machte Politik bislang

eher aus der zweiten Reihe des Bundestags.

Jetzt aber winkt eins der wichtigsten Ämter,

das dieses Land zu vergeben hat.

Dass mit dem Vorschlag Bärbel Bas eine Sozialdemokratin,

mit einer großen Biografie, eine gute Wahl,

nicht nur für die SPD-Fraktion, sondern für den Bundestag

und als zweites höchstes Staatsamt in diesem Land

auch für die Bundesrepublik Deutschland ist.

Viermal holte die Frau, die hier fotografiert, ein Direktmandat.

Als parlamentarische Geschäftsführerin

und stellvertretende Fraktionsvorsitzende

lernte sie die Regeln des Parlaments kennen.

In ihrer Partei und Fraktion ist sie eher links verortet.

Den Agenda-Reformen jedenfalls stand sie,

anders als der Genosse neben ihr, kritisch gegenüber.

Wenn man vorher schon den Weg der Reformen mitgegangen ist

unter Schröder, ist man da schon recht schmerzerprobt.

Eigentlich wollte Fraktionschef Mützenich den Posten,

das aber hätte bedeutet, dass alle wichtigen Staatsämter,

Bundespräsident, Bundeskanzler und eben auch der Bundestagspräsident

in Männerhand wären.

Das dürfe bei einer Partei,

die mit dem Paritätsversprechen Wahlkampf gemacht hat, nicht sein.

Am Ende obsiegte der innerparteiliche Druck.

Wir haben ein weibliches Gesicht einer kompetenten Frau,

einer gut vernetzten Frau,

auf dem Stuhl der Bundestagspräsidentin platziert.

Es werden keine Nachrichtensendungen gebracht werden,

ohne dass deutlich wird,

in der Mitte der Politik in Deutschland sitzt eine Frau.

Die Erwartungen sind hoch, vielleicht auch,

weil die bislang zwei einzigen Frauen an der Spitze,

Annemarie Renger und Rita Süssmuth,

Charismatikerinnen ihrer Zeit waren.

Lob kommt heute ausgerechnet von dem künftigen Koalitionspartner,

der für sich selber Quoten strikt ablehnt.

Das Vorschlagsrecht liegt

bei der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion

als der größte dieses Hauses.

Die SPD hat sich entschieden für die Kollegin Bas,

die wir kennen und als Persönlichkeit auch schätzen.

16 Jahre lang lag der Posten bei der Union.

Auch Norbert Lammert und Wolfgang Schäuble

haben ihre Spuren hinterlassen.

Phantomschmerzen löst das aber offenbar nicht aus.

Jede Amtsinhaberin und jeder Amtsinhaber bringt

natürlich die eigene Persönlichkeit,

den eigenen Erfahrungshorizont mit ein.

Und da ist es auch ein Gebot der Fairness,

dass man jedem die Chance gibt,

seine eigenen Fußspuren zu hinterlassen.

Noch wird geschraubt im Bundestag.

Nächste Woche ist konstituierende Sitzung.

Wenn Bärbel Bas gewählt wird,

steht nach fast einem Vierteljahrhundert

wieder eine Frau an der Spitze des Parlaments.

Shakuntala Banerjee, bei der Diskussion darüber,

ob Mann oder Frau, wurde auch auf Schloss Bellevue geschaut.

Ist das Thema damit jetzt durch?

SB: Zumindest für den Moment ja, denn mit der heutigen Entscheidung

ist wenigstens eines von fünf Spitzenämtern

mit einer Frau besetzt.

Das nimmt erst mal den Druck von Frank-Walter Steinmeier,

der bekundet hatte, dass er eine zweite Amtszeit antreten wollte.

Die SPD hat heute mit dieser Entscheidung zumindest

haarscharf den Eindruck vermieden,

dass sie zwar im Wahlkampf die Gleichstellung

auf ihre Fahnen geschrieben hat,

dann aber bei der ersten Gelegenheit,

wo es um hohe Staatsämter geht,

die Sache wieder über Bord geworfen hatte.

Dass aber das Amt des Bundespräsidenten

nicht in die Debatte gerät, das haben wir heute gehört.

Es sollte nicht mehr weiter politisch über dieses Amt

debattiert werden, wurde gesagt.

Hat die SPD damit auch den Grünen etwas Wind aus den Segeln genommen?

Die hatten durchaus auch gerne eine ihrer Frauen

in einem hohen Amt gesehen.

Diesen Ehrgeiz werden sie vermutlich nicht gänzlich aufgeben.

Man wird sehen, wie es weiterreicht.

Es geht ab morgen in die Koalitionsverhandlungen,

da wird in den nächsten Wochen ernsthaft um Posten

gerungen werden müssen.

Olaf Scholz hatte schon vor den Wahlen versprochen,

dass sein Kabinett mindestens zur Hälfte mit Frauen

besetzt werden sollte.

Er hat klargemacht, dass FDP

und Grüne ihren Beitrag auch leisten müssen.

Das Thema Frauen in Spitzenpositionen wird uns

in den nächsten Wochen auch wieder erscheinen.

Es gab heute noch eine Personalie, die Schlagzeilen macht

und auch bei den Koalitionsverhandlungen

noch eine Rolle spielen könnte.

Denn damit ist plötzlich ein weiterer interessanter Posten neu zu besetzen.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann tritt zurück.

Aus persönlichen Gründen wie er sagt.

Ob es wirklich nur persönliche Gründe sind, darüber wird spekuliert.

Weidmann gilt als schärfster Kritiker der aktuellen Geldpolitik

der Europäischen Zentralbank.

Es scheint ein anderes Zeitalter, und ist doch nur zehn Jahre her:

der jugendliche Bundespräsident Christian Wulf

überreicht dem jugendlichen neuen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann

die Ernennungsurkunde als Nachfolger von Axel Weber.

Wie Weidmann seinen Kindern erklärt, was seine Arbeit ist,

das klang seinerzeit im ZDF-Interview so:

Das ist relativ einfach, ich erkläre ihnen, dass ich dafür sorge

oder dazu beitrage, dass das Geld, das sie im Portemonnaie haben

auch morgen noch so viel wert ist wie heute.

Dafür hat die Bundesbank unter Jens Weidmann stets gekämpft –

gegen immer größere Widerstände im Rat der Europäischen Zentralbank.

So kann man Jens Weidmanns heutigen Abschiedsbrief

an sein Team verstehen:

"Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik wird dauerhaft

Weidmann, hoch angesehen in der deutschen Öffentlichkeit,

war mehr und mehr isoliert im EZB-Rat.

Seine Mahnungen vor den Inflationsgefahren

der ausufernden Anleihekäufe fanden kaum Gehör.

Der EZB Rat wird dominiert von den Vertretern

der hochverschuldeten Länder, die für eine lockere Geldpolitik sind.

Und ich erwarte nach dem Rücktritt von Herrn Weidmann mehr denn je,

dass die EZB auch nach einem Ende des Pep Anleihe Kaufprogramms

weiter im großen Stil Staatsanleihen kaufen wird.

EZB-Präsidentin Lagarde beschreibt Weidmann heute als einen loyalen,

persönlichen Freund:

Weidmann hat seinen Rückzug weit vor der Wahl entschieden,

heißt es aus seinem Umfeld –

es hätte also jede mögliche Koalition getroffen.

In das Personaltableau der Ampel-Koalitionäre kommt dadurch

zusätzlicher Zündstoff.

Noch Finanzminister Scholz würdigt seine Verdienste,

Grünen-Chef-Habeck sieht die Chance

für eine Modernisierung der Bundesbank

und die FDP warnt vor Inflation.

Die deutsche Bundesbank muss weiter Anwältin

einer stabilitätsorientieren Geldpolitik in Europa bleiben.

Wir sehen inzwischen Inflationsrisiken in Europa.

Die EZB ist zur eigenen Macht am Main geworden –

daran wird auch der oder die künftige Bundesbankpräsident*in

kaum etwas ändern können.

Valerie Haller,

wie wird der Rücktritt in der Frankfurter Finanzwelt gesehen.

War da bei Weidmann auch Frust im Spiel

oder wird das überinterpretiert?

Er selbst hat nur persönliche Gründe angegeben,

man wagt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt,

dass er zuletzt ziemlich allein auf weiter Flur war mit einer Haltung

zur europäischen Geldpolitik.

Er stand dafür ein,

dass die Notenbanken unabhängig von den Begehrlichkeiten der Politik

und Finanzmärkte bleiben sollten.

Die Anleihekäufe unterstützte er,

aber nur solange sie ausschließlich in Notzeiten zum Einsatz kamen.

Hilfeseite eine Droge.

Durchsetzen konnte er sich mit seiner Haltung oft nicht.

Mit der Niedrigzinspolitik der EZB dürfte es dessen ungeachtet

jedenfalls erstmal so weitergehen, oder?

Davon kann man ausgehen,

zumal sich die EZB mehr Flexibilität genehmigt hat.

Künftig darf es ruhig eine Zeit lang mehr Inflation sein,

ohne dass die Zentralbank eingreifen muss.

Die Befürworter sind im EZB Rat, diesem Entscheidungsgremium,

in der Mehrzahl.

Mit Weidmann geht ein einflussreicher Neinsager

in einer Zeit steigender Installationen,

in der Nein sagen vermutlich wichtiger ist als denn je.

Zu seinem Abschied warnt er noch mal vor Inflationsgefahren -

Dies solle die EZB nicht aus dem Blick verlieren.

Und jetzt die Nachrichten, von Heinz Wolf.

Die Bundesanwaltschaft hat zwei frühere Bundeswehrsoldaten

festnehmen lassen.

Sie sollen am Aufbau einer

mehr als 100 Mann starken Söldnertruppe gearbeitet haben.

Laut Bundesanwaltschaft wollten sie mit einer Einheit in den Bürgerkrieg

im Jemen eingreifen.

Ihr Motiv: Geld.

Die beiden sind jetzt in Untersuchungshaft.

Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny

wird vom Europäischen Parlament mit dem Sacharow-Preis

für Menschenrechte ausgezeichnet.

Er habe unermüdlich für grundlegende Freiheiten in seinem Land gekämpft,

so die Begründung.

Dies habe ihn seine eigene Freiheit und fast sein Leben gekostet.

Nach einem Giftanschlag vergangenes Jahr kehrte Nawalny im Januar 2021

nach Russland zurück.

Seitdem sitzt der 45-Jährige dort in Haft.

In Moskau kamen bei einer von Russland organisierten

Afghanistan-Konferenz hochrangige Vertreter der Taliban und Diplomaten

aus zehn Ländern zusammen, unter ihnen China, Pakistan und Iran.

Sie riefen die militant-islamistischen Taliban

zur Gewährleistung eines dauerhaften Friedens

und zur Achtung der Menschenrechte in dem Land am Hindukusch auf.

Die Taliban appellierten an die internationale Gemeinschaft,

Gelder für den Wiederaufbau Afghanistans bereitzustellen.

Österreich führt die 3G-Regel am Arbeitsplatz ein, ab 1. November.

Demnach müssen Beschäftigte,

die am Arbeitsort mit anderen in Kontakt kommen, nachweisen,

dass sie entweder geimpft, genesen oder getestet sind.

Fehlt der Nachweis,

drohen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Geldstrafen.

In Österreich haben knapp 62 % der Gesamtbevölkerung

einen vollen Impfschutz gegen Covid-19.

Die 7-Tage Inzidenz lag zuletzt bei 183.

Ein Untersuchungsausschuss in Brasilien

wirft Präsident Jair Bolsonaro politisches Fehlverhalten

und "Scharlatanerie" im Umgang mit der Corona-Pandemie vor:

Von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

wird in dem über 1000 Seiten langen Bericht gesprochen.

Bolsonaro habe gegen alle Ratschläge gehandelt,

keine Schutzmaßnahmen ergriffen und das Virus verharmlost.

Brasilien verzeichnet mehr als 21 Millionen Corona-Infektionen

und über 600.000 Todesfälle -

tausende Tote, so der Bericht, seien vermeidbar gewesen.

Wie geht es bei uns mit Corona weiter?

Noch-Gesundheitsminister Spahn drängt ja darauf,

Ende November die "epidemische Notlage" zu beenden,

bzw. nicht mehr zu verlängern.

Das hat zunächst nur juristische Folgen.

Damit gäbe es dann keine bundes- einheitliche Rechtsgrundlage mehr

für Corona-Maßnahmen.

Die Bundesländer müssten jeweils selbst

in ihren Parlamenten beschließen,

dass weiterhin bestimmte Maßnahmen notwendig sind.

Was sie wohl auch tun würden.

Insofern wäre das förmliche Ende der bundesgesetzlich erklärten Notlage

keineswegs ein Freedom Day wie in Großbritannien,

wo im Juli mit einem Schlag Corona für beendet erklärt wurde.

Was auch in Großbritannien

Viele inzwischen für einen schweren Fehler halten.

Kein anderes westeuropäisches Land hat so hohe Infektionszahlen,

aktuell 50.000 neue am Tag.

Und jetzt wird auch noch eine neue Mutante beobachtet.

Andreas Stamm berichtet.

So sollte das Land gut über den Winter kommen –

mit der dritten Corona-Impfung für 30 Millionen Ältere

und meist Gefährdete.

Doch die großen Impfzentren abgebaut, das Impf-Programm

läuft nur schleppend.

Das sei, erklärt David Garfinkel,

für den Tod seines Vaters verantwortlich.

Der 76-Jährige wartete auf den dritten Impftermin.

Er ging wieder einkaufen,

hat Untersuchungstermine im Krankenhaus wahrgenommen.

Dann bekam er Corona.

Elf Tage später ist er gestorben.

Die Auffrischung hätte sein Leben gerettet.

Hohe Inzidenz, aber durch hohe Impfquote moderate Zahlen,

bei schweren Verläufen und Todesfällen.

Seitdem in England alle Beschränkungen aufgehoben wurden,

schien die Strategie der Regierung aufzugehen.

Doch das Blatt wendet sich.

223 gemeldete Tote gestern.

Fast 1000 Menschen müssen ins Krankenhaus,

und unter den steigenden Fallzahlen sind wieder viele über 80 -

ein Alarmzeichen.

Wir haben erstens kaum mehr Abstandsregeln

und ähnliches im Vergleich zum Rest Europas.

Zweitens, noch wichtiger, schwächt sich der Immunschutz

durch Impfung oder durch eine natürlich Infektion definitiv ab.

V.a. die Schutzwirkung des in Großbritannien

meistgenutzten Impfstoff von AstraZeneca lasse mit der Zeit

wohl deutlich nach, ergänzt Hunter.

Aber der Fall Israel habe gezeigt:

Auch bei anderen Impfstoffen braucht es die Auffrischung dringend.

Zeit für den Plan B, erklären nun die Spitzen

des staatlichen Gesundheitsdiensts, NHS.

Maskenpflicht in Teilen wieder einführen.

Einlass bei Massenveranstaltungen nur für Geimpfte.

Zurück ins Homeoffice, wo es möglich ist.

Die Wahl ist doch einfach.

Akzeptieren wir die überwältigenden Beweise aus allen Teilen

des Gesundheitssystems und tun, was wir können,

ohne uns wirklich stark einschränken zu müssen,

oder drücken wir die Daumen, hoffen auf ein Wunder

und stolpern dann wieder, wie schon so oft, in die nächste Krise?

"Zeit für Plan B?" So die Frage an den Premier.

Doch die wollen von Beschränkungen nichts wissen.

Man erwarte in den kommenden Wochen bis zu 100.000 Fälle am Tag,

so der Gesundheitsminister bei einer Sonderpressekonferenz.

Mehr schwere Verläufe und mehr Tote wohl unvermeidlich.

Trotzdem keine Verbote.

Dafür ein Appell an die Vernunft mit drohendem Unterton:

Wenn wir alle die gewährten Freiheiten behalten wollen,

dann ist es das Beste, wenn jeder sich impfen lässt,

wenn er wieder dran ist.

Aber es gibt auch viele weitere Maßnahmen,

um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Im Freien treffen, wenn möglich.

Wenn es drinnen sein muss, gut lüften.

Und in wenn es irgendwo sehr voll ist, Masken tragen.

Gefragt, warum seine eigene Fraktion im Parlament weiter dichtgepackt

maskenlos auftritt – spätestens da wirkt der Minister rat- und hilflos.

Währenddessen beobachten britische Forscher eine Delta-Mutation,

die noch ansteckender sein soll.

Und schon verantwortlich für zehn Prozent aller Fälle.

Corona steht vor einem Comeback in Britannien.

Und Vorsicht oder Nachsicht, das ist nun wieder die Frage.

Man konnte Horst Seehofer heute die Wut anmerken, die er hat.

Auf den belarussischen Diktator Lukaschenko.

Und auf Wladimir Putin, ohne dessen Zustimmung

der Belarusse sein schmutziges Geschäft mit Flüchtlingen

nicht treiben würde.

Das kam ja gestern auch im Europa-Parlament schon zur Sprache,

beim Appell an Polen, dem Kreml nicht in die Hände zu spielen.

Der vor allem eines will: Europa destabilisieren.

Je mehr Streit in der EU, desto besser.

Und kein Thema eignet sich dafür so gut wie Flüchtlinge.

Die Auswirkungen der Lukaschenko- Schlepperei sind inzwischen

auch im deutsch-polnischen Grenzgebiet zu spüren.

Zum Vergleich:

Bis Ende Juli kamen nur 26 Menschen über Belarus

und Polen nach Deutschland.

Jetzt im Oktober sind es schon über 3000.

Klaus Brodbeck berichtet.

Solche Situationen häufen sich.

Der Osten Brandenburgs, deutsch-polnischen Grenzgebiet

und eine Gruppe Flüchtende, aufgegriffen von der Polizei.

100, 200 Ankommende pro Tag waren es hier lange.

Seit zwei Tagen aber gehen die Zahl sprunghaft nach oben.

Allen gemeinsam, der Weg nach Westeuropa führt über Belarus.

In Belarus und durch Belarus findet eine staatlich organisierte,

zumindest unterstützte Schleusertätigkeit statt.

Und das ist eine Form der hybriden Bedrohung,

indem man Migranten als politische Waffe einsetzt.

Die es nach Deutschland geschafft haben,

berichten über Strapazen ihrer Flucht,

trinken aus Pfützen aus Angst zu verdursten.

Am Morgen hatte der Innenminister im Kabinett berichtet.

Beraten wurde hier auch über Gegenmaßnahmen.

Grenzschließungen, oft laut und gerne gefordert,

gehören nicht dazu.

Eine Schließung der Grenze haben wir heute kurz angesprochen,

ist von niemandem beabsichtigt,

wäre auch rechtlich, vom politischen abgesehen,

im Moment sehr, sehr fragwürdig.

Stattdessen soll die Zusammenarbeit

zwischen polnischen und deutschen Behörden noch intensiver werden.

Bis hin zu gemeinsamen Patrouillen auf polnischer Seite.

Acht Hundertschaften hat die Bundespolizei

bereits an die Grenze verlegt.

Wenn es dem belarussischen Diktator Lukaschenko gelingen würde,

die polnische Seite und die deutsche Seite gegeneinander auszuspielen,

wenn es ein Gegeneinander dieser beiden Mitgliedstaaten

der Europäischen Union in der Migrationspolitik

in dieser Frage gäbe, dann hätte die belarussische Regierung

genau das erreicht, was sie will,

eine weitere Spaltung der Europäischen Union.

Es kommen Flüge nach Minsk

aus Ländern außerhalb der Europäischen Union,

da müssen wir ansetzen, wir müssen gucken,

dass diese Flüge unterbunden werden

und dieser staatlich organisierte Menschenhandel gestoppt wird.

Noch richten sich Sanktionen und Forderungen danach

nur gegen Lukaschenko und dessen Regime.

Dabei werden die Strippen in Moskau gezogen.

Ich kann mir nicht vorstellen,

und da hat mir heute auch niemand widersprochen im Kabinett,

dass das Regime in Belarus dies alles machen kann,

ohne zumindest Inkaufnahme oder Billigung aus Moskau.

Solche Situationen...

Ja, hier Feststellung, zweimal Fußgänger, einmal Irak, einmal Iran.

...werden noch häufiger.

Noch sucht Europa nach einem Weg gemeinsam, auch gegen Putin.

Und jetzt noch mal Heinz mit anderen Meldungen.

In Japan ist einer der aktivsten Vulkane des Landes ausgebrochen.

Über dem im Südwesten Japans gelegenen Vulkan Aso

stieg eine tausende Meter hohe Aschewolke auf,

Gesteinsbrocken wurden durch die Luft geschleudert.

Bergsteiger an dem als Touristenmagnet bekannten Vulkan

wurden in Sicherheit gebracht.

Einsatzkräfte suchten

nach möglicherweise festsitzenden Wanderern.

Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.

Und bevor es gleich in ein paar Minuten

den ausführlichen Wetterbericht gibt, hier schon mal kurz ein Blick

auf den Wechsel heute von teils noch schönstem Oktoberwetter –

bei dem man wie hier am Tegernsee noch einmal Sonne tanken konnte -

hin zu windigem Herbstwetter wie auf dem Brocken und dem Sturmtief,

das jetzt über Deutschland hinwegfegt.

Der Deutsche Wetterdienst warnt ab der Nacht

für weite Teile Deutschlands vor schweren Sturmböen.

Für einige Regionen hat er sogar bereits

Unwetterwarnungen herausgegeben.

Vor orkanartigen Böen in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern,

Sachsen und Thüringen, vor Orkanböen in Teilen von Baden-Württemberg

und vor extremen Orkanböen in Teilen von Sachsen-Anhalt.

Ein Ergebnis aus der Fußball Champions-League.

Der VfL Wolfsburg hat bei RB Salzburg am Abend 1:3 verloren.

Die deutschen Bahnradteamsprinterinnen

haben bei der WM in Roubaix Gold gewonnen.

Die Titelverteidigerinnen Emma Hinze, Pauline Grabosch

und Lea Sophie Friedrich gewannen im Finale gegen Russland

und verbesserten den Weltrekord zum dritten Mal binnen weniger Stunden.

Bronze sicherte sich das Trio aus Großbritannien.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten:

Wie immer ohne Gewähr:

Die Buchmesse in Frankfurt ist natürlich ein Fest für Büchermenschen

und davon gibt es glücklicherweise sehr viele.

Es wird viel gelesen, viel geschrieben und viel verlegt.

Das Problem ist nur, die Verlage haben mittlerweile Angst,

ob sie den Vorbestellungen der Buchhändler

überhaupt noch gerecht werden können.

Denn es fehlt ein entscheidender Rohstoff: Papier.

Digitalisierung hin oder her,

Bücher werden nach wie vor massenhaft auf Papier gedruckt.

Das Publikum mag Papier.

Zum Lesen, zum Verschenken, zum ins Regal stellen.

Doch Papier ist Mangelware geworden.

Wie konnte es dazu kommen?

Dara Hassanzadeh mit den Hintergründen.

Selten hat ein Museumsbesuch so einen aktuellen Bezug.

Kaum war Gutenbergs Druckmaschine in Betrieb, entstand ein Engpass.

In Mainz fehlte es an hochwertigem Papier.

Gutenberg ließ edles Druckpapier aus Italien kommen.

Ein paar Jahrhunderte später herrscht wieder Papiermangel.

Selbst die großen in der Branche, wie der Hamburger Rowohlt Verlag,

sprechen von einer Papierkrise.

Es ist nicht mehr die Frage,

wann und auf welchem Papier wir unsere Bücher produzieren.

Sondern die Frage ist vielmehr,

ob wir unsere Bücher überhaupt bekommen und wie viele wir bekommen.

Drucken lässt Rowohlt auch im nordfriesischen Leck.

Bis zu 300.000 Bücher verlassen die CPI-Druckerei pro Tag.

Eine Papierrolle, 720 Kg schwer,

wird in 25 Minuten zu Büchern verarbeitet.

Hier herrscht täglicher Beschaffungsdruck.

Tatsächlich sind die Papierfabriken sehr beschränkt in ihren Kapazitäten

und wir bekommen die Materialien einfach nicht ran.

Ganz Europa sucht eigentlich und es ist sehr schwierig zur Zeit.

Der Papiermarkt ist unter Druck.

Die Hersteller setzen auf Verpackungspapiere

für den Onlinehandel.

Ganze Papierfabriken wurden umgewandelt.

Transportkosten sind gestiegen, dazu kommen Personal- und LKW-Mangel.

Die Verlage verkaufen jetzt mehr Bücher,

weil sie während der Corona-Lockdowns

Neuerscheinungen verschoben haben.

Der Holzmangel treibt die Preise für frischen Zellstoff in die Höhe.

Besonders schwierig ist der Druck ausgefallener Editionen.

In der digitalen Welt ist gerade das Habtische eines Buches

auch sein Wettbewerbsvorteil.

Und genau das schätzen die Leser.

Sie sind dem Buch auch in der Corona-Zeit treugeblieben.

Was vor einem Jahr Klopapier war, ist heute das Buchpapier.

Vor kurzem hat eine schwedische Firma Kapazität vom Markt genommen,

eine Megatonne holzfreies gestrichenes Papier

ist jetzt einfach perdue und Verpackungskarton geworden.

Und dann wundert man sich, dieses Bild ist natürlich irre.

Wir haben die Inhalte und die Welt wählt die Verpackung.

Man müsste eigentlich ein kulturkritisches Buch

darüber schreiben, aber man hat ja kein Papier.

Die Papierkrise kommt zur Unzeit.

Die Frankfurter Buchmesse öffnet ihre Pforten

und das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür.

Es ist die Zeit,

die über Wohl und Wehe einer ganzen Branche entscheidet.

Aber das Buch hat bisher noch jede Krise gemeistert.

Das wars von uns.

Und passend zu unserem Anfangsthema "Frauen in der Politik"

geht es jetzt weiter mit Frauen im Fußball.

Während es selbstverständlich ist,

dass Spielerinnen von Männern trainiert werden,

gibt es das umgekehrt fast gar nicht.

Ein Thema für "ZDF-Zoom".

Und um 0.45 Uhr meldet sich Nazan Gökdemir

mit unserem "heute journal up:date".

Auf Wiedersehen.

Guten Abend, über dem Atlantik hat sich ein Sturmtief entwickelt,

das ist heute über Tag weiter gezogen und liegt direkt vor dem Ärmelkanal.

Es wird innerhalb der nächsten 24 Stunden entlang des Ärmelkanals

und über Deutschland hinweg in Richtung Baltikum ziehen.

Die kräftigsten Windböen gibt es in Richtung des Tiefdruck-Zentrums.

Das mit diesen Sturmböen von 75 km/h und mehr geht schon heute Nacht los.

Zuerst im Südwesten in der zweiten Nachthälfte bis zum frühen Morgen.

Dann aber auch in Sachsen, Brandburg und Thüringen.

Auch morgen über Tag pfeift es ordentlich weiter.

Im Westen sind dann schwere Sturmböen möglich,

im Osten sogar orkanartige Sturmböen.

Orkanböen, mehr als 117 km/h,

beschränken sich aber auf die Gipfellagen der Mittelgebirge.

Morgen Abend ist es mit dem Sturm schon vorbei,

dann pfeift es noch über der Ostsee und der Nordsee.

Das Sturmtief bringt viel Regen mit.

Im Schwarzwald können bis zu 30 l/qm fallen.

Sonst sind Schauer und Gewitter unterwegs.

Heute Nacht bei Temperaturen zwischen 16-7 Grad.

Morgen werden es zehn bis 18 Grad.

Es wird ein greuslicher Donnerstag.

Halten Sie sich von Bäumen fern.

Die werden zum Teil umkippen oder Äste abreißen.

Auch der Verkehr kann durchaus eingeschränkt werden.

Am Freitag ist es mit dem Sturm vorbei.

Dann pfeift es nur noch in Norddeutschland.

Das Wochenende wird deutlich ruhiger.

Bei Temperaturen zwischen 7-14 Grad.

Guten Abend.