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Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #29: Akademiker mit Lizenz zum Fliegen – Studiengang Aeronautical Engineering | Bundeswehr

Podcast #29: Akademiker mit Lizenz zum Fliegen – Studiengang Aeronautical Engineering | Bundeswehr

"Delta to all, Radiocheck, over

Hier ist Bravo, kommen

This is Tango, over

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr"

A: Pilot mit Studium, das gibt's bei der Bundeswehr

erst seit kurzem.

Gerade haben die ersten Soldaten an der Bundeswehr Universität in München den dualen Studiengang

„Aeronautical Engineering" abgeschlossen.

Und genau das ist auch unser Thema heute.

Herzlich willkommen zum Funkkreis, ich bin Barbara Gantenbein von der Redaktion der Bundeswehr

und zu Gast ist bei mir heute Oberleutnant Simon, einer der allerersten AE,

Aeronautical Engineering, Absolventen aus München.

Herzlich willkommen Simon!

B: Ja schönen guten Tag, Hallo!

A: Simon, du hast mir eben schon im Vorgespräch gesagt, du kommst jetzt im Moment gar nicht

von der Uni, sondern du bist schon im Verband.

Sag mir doch mal, wo du jetzt bist und was genau jetzt schon deine Aufgaben sind?

B: Genau, wir wurden vor zwei Wochen von der Bundeswehr Universität "weg versetzt".

Hin zu den Verbänden und das hat für mich bedeutet nach Ostfriesland, nach Wittmund,

zu fahren.

Da sind im Wesentlichen jetzt meine Aufgaben: Erstmal ankommen.

Dinge wie Laufzettel erledigen.

Papierkram abgeben und solche Dinge.

A: Also warst du jetzt noch gar nicht in der Luft?

B: Nein, nein leider nicht.

A: (lacht) Na das kommt dann bestimmt sehr bald, hoffe ich für dich.

B: Ich hoffe es auch, ja.

A: Ja dieser Studiengang, den du gemacht hast, der gilt ja als der schnellste Weg ins Cockpit.

Warum ist das so, was war dein ursprünglicher Plan?

Was wäre der längere Weg gewesen?

B: Der längere Plan wäre für mich gewesen, das Masterstudium "Luft- und Raumfahrttechnik",

auch in der Bundeswehr Universität in München, zu absolvieren.

Es ist schneller.

Weil gewisse Inhalte, die in der fliegerischen Ausbildung, was jetzt für mich in den USA war.

Aber es gibt Kameraden, bei denen wird es in Bremen sein, Winnipeg in Kanada oder ähnlich.

Dort sind die Inhalte mit ECTS hinterlegt.

Für die man also quasi Studienzeit angerechnet bekommt.

Sich so sein Studium durch die theoretischen Inhalte von der fliegerischen Ausbildung validiert.

A: Ja verstehe.

Das ist jetzt ein Bachelor-Studiengang, also Grundstudium gewesen und das andere wäre

bis zum Master gegangen in München?

B: Genau, also das Studium bei der Bundeswehr ist meistens auf den Master ausgelegt.

Man kann zwar auch nach dem Bachelor quasi aufhören, aber eigentlich ist es auf den

Master ausgelegt.

Aeronautical Engineering ist nur in “Anführungsstrichen“ auf den Bachelor ausgelegt.

A: War es dir wichtig diese duale Ausbildung zu haben.

Also sowohl das fliegerische als auch das akademische?

War das für dich auch ein Grund zu sagen, ich will so schnell wie möglich fliegen?

B: Ehrlich gesagt gar nicht so sehr wie die Tatsache, dass einfach die Inhalte in dem

Aeronautical Engineering Studium ein bisschen “Flieger“ bezogener sind.

Wenn man da in der Vorlesung über Triebwerke und über Tragflächen redet.

Über ja lauter so Dinge halt, dann ist es halt viel mehr an der Materie, Meteorologie.

Anstatt das “ingenieurlastige“ Studium zu nehmen.

A: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Hattest du auch Leistungskurse im naturwissenschaftlichen Sektor?

Also braucht man das um überhaupt eine Chance zu haben da reinzukommen?

B: Ich hatte Leistungskurse im naturwissenschaftlichen Sektor.

Aber ich würde nicht sagen, dass man das braucht.

Also, wenn man die Eignung aus Köln für diesen Studiengang mitnimmt, dann passt es eigentlich.

Man wird ganz am Anfang sehr gut abgeholt mit einem Mathe-Vorkurs und den braucht man

auch nach der Grundausbildung und in der Offiziersschule.

Da wird man schon ganz gut reingeführt.

A: Mathe-Fokus ist so ein Thema.

Aber ihr hattet ja auch sehr viel Physik und ich weiß nicht, Aerodynamik hattest du auch

schon erwähnt.

Das setzt eigentlich schon voraus, dass man sich jetzt nicht nur für das reine Fliegen

interessiert, sondern auch für die ganze theoretische Unterfütterung.

Ihr habt aber bevor ihr an die Uni gegangen seid Segelfliegen gelernt richtig?

B: Ja, mittlerweile lernt man es bevor man an die Uni geht.

In dem Jahrgang 2015, wo ich das gemacht habe, haben wir es quasi noch im Sommer immer gemacht.

Also waren wir zweimal im Sommer über drei Wochen in Oerlinghausen (Nordrhein-Westfalen)

und haben da den Segelflugschein gemacht.

A: Hat es euch geholfen?

Gibt es dann quasi so praktische Erfahrungen, die einem nachher auch bei der Theorie helfen?

Oder ist das eigentlich erst später, wenn es wirklich auch ins Cockpit geht von Nutzen?

B: Das ist schwer zu beurteilen, weil ich habe sie nur einmal gemacht, mit der Segelflugausbildung.

Ich würde aber sagen, das hat minimal direkt Einfluss auf das akademische in der Universität,

als auch später das fliegerische.

Nichtsdestotrotz ist es super wertvoll, weil man die Leute mit denen man das macht kennen lernt.

Also wann hat man schon die Möglichkeit mit denen drei Wochen lang, tagein tagaus, das

zu machen?

Man bekommt ein bisschen Gespür dafür, wie viel halt noch drum herum passiert.

Welche Flugzeuge in die Luft kommen.

Dass es halt nicht so einfach ist und das ist sehr wertvoll, finde ich.

A: Die fliegerische Erfahrung, nützt die euch später auch?

B: Da müssten Sie mich in 10 Jahren noch mal fragen.

(Frau Gantenbein lacht) Im Moment würde ich auch da sagen, wahrscheinlich eher minimal.

Es kann auf jeden Fall nicht schaden, würde ich mal behaupten.

In meinen Augen liegt der größte Pluspunkt an dem Segelfliegen definitiv daran, dass

man das sozusagen als Teambuilding-Maßnahme verstehen kann.

So halt mit den Leuten, wie in meinem Fall, dann in Amerika noch mal anderthalb Jahre Zeit verbringt.

Da muss man sich halt wirklich gut mit denen verstehen, dass man die da schon mal kennen lernen kann.

Man wächst definitiv zusammen.

A: Und wo in Amerika war die Ausbildung und auf was für Flugzeugen seid ihr da ausgebildet worden?

B: Also für mich und die anderen drei Absolventen, die jetzt schon fertig sind,

war's in Wichita Falls in Texas bei der Sheppard Air Force Base.

Genau, da ist ja auch die Ausbildung für nicht Europa, EU-Studenten.

Sondern da ist ganz normal die Ausbildung einfach.

Die Flugzeugmuster, die da geflogen werden, sind einmal die T 6 und einmal die T 38, Schulflugzeuge.

A: Und das dauerte insgesamt, also hintereinander weg, anderthalb Jahre oder gab es zwischendurch

Module dann wieder in Deutschland, also man hin und her gependelt ist?

B: Ja nee, das dauert hintereinander weg anderthalb Jahre.

Es würde sich auch gar nicht anders darstellen lassen.

Denn es gibt ja auch Anwärter für den fliegerischen Dienst, Pilotenschüler, die ja auch gar nicht

studiert haben oder einen Masterstudiengang gemacht haben.

Sagen wir mal jetzt mit Aeronautical Engineering hat das direkt nichts zu tun.

Die müssen ja auch diese Ausbildung durchlaufen.

Das ist an einem Stück durch, circa anderthalb Jahre.

A: Das heißt, dort trifft sich dann alles?

B: Genau, dort trifft sich dann alles.

A: Wie wart ihr dort untergebracht?

Ist das ähnlich wie auf dem Campus auf der Uni oder anders?

B: Ja kann man schon vergleichen.

An der Universität hat man meistens, wenn man Glück hat, ne Einzelstube.

Da hat man auf jeden Fall auch eine und das ist auch gut, man muss echt einigermaßen

viel lernen.

Trotzdem ist es eigentlich ein großer Wohnblock, wo dann alle wohnen.

Der Kamerad, oder hoffentlich der beste Freund, ist zwei Meter weit weg.

Wenn man den dann fragen kann.

Ist auf jeden Fall sehr gut, das “Environment“ da.

A: Und wie viel Flugstunden habt ihr jetzt inzwischen?

B: Oh, das ist eine gute Frage.

Ich schätze so um die 100, 150 vielleicht.

Aber ich müsste jetzt wirklich grob schätzen.

A: Und Simulator Stunden, die kommen dann noch dazu?

B: Genau, Simulator-Stunden kommen auf jeden Fall noch dazu.

Also ist echt viel Simulator Ausbildung Teil des Syllabus dort in Sheppard.

Das ist aber auch gut.

Gerade am Anfang, wenn man gewisse Abläufe und gewisse Schalter, die man in einer Reihenfolge

zu betätigen hat.

Das muss man einfach üben, viele Wiederholungen machen.

Dafür ist der Simulator eigentlich sehr gut.

A: Gab es jemals irgendwie eine Situation, jetzt bei dir ganz speziell wo es kritisch

war, wo du das Gefühl hattest, das könnte jetzt schiefgehen oder war immer alles gut?

B: Eigentlich war immer alles gut.

Also es gab natürlich mal Situationen wo der Fluglehrer, das anders gesehen hatte,

als ich es beschrieben habe.

Aber ich hatte nie irgendwie Angst um mich oder so.

Ich denke auch, dass man da in einer gewisser Weise ein anderes “Mindset“ kommt.

Das alles irgendwie ein bisschen anders betrachtet, wenn man dann wirklich in der Materie ist.

Wenn man sich dann gerade damit befasst.

A: Ja.

Klar.

B: Also ist halt schwierig zu beschreiben, aber sagen wir mal so: mir kommt es halt nicht so

vor, als wenn man wirklich in Gefahr ist.

Sondern es ist halt einfach eine Situation, mit der man dann umgehen muss und die es zu lösen gilt.

A: Ja klar, natürlich.

Als ihr dann in München wart, wahrscheinlich sowohl vorher als auch nachher, das sind ja

Trimester.

Also grundsätzlich bei der Bundeswehr, wie anstrengend war das?

Wie habt ihr das empfunden?

Gibt's dann überhaupt noch Freizeit, kann man zwischendurch auch mal bisschen Party

machen oder ist dann wirklich nur lernen, lernen, lernen?

B: Also es ist schon viel lernen, da führt irgendwie kein Weg drum herum.

Wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte in München keine Zeit gehabt, um Party zu machen,

würde ich auch lügen.

Also, das ist schon okay, man findet da die Balance.

Trimester sind heute einfach anstrengender.

Es ist enger getaktet, es passiert mehr.

Also ich konnte das immer ganz gut vergleichen, weil mein Bruder studiert zivil, ganz normal.

Immer, wenn er erzählt hat: "Ich habe bald Klausuren", da hatte ich schon wieder die

nächsten Klausuren.

In der Zeit, wo er angefangen hat für seine Klausuren Phase zu lernen, da hatte ich zwei

in der Zeit.

Also es ist schon enger.

Man kann schon München oder Hamburg, je nachdem, dann auch schon genießen.

A: Man sieht's ja auch bei euch, von 15 haben es 13 geschafft, das ist ja auch eine

gute Quote würde ich sagen und spricht auch dafür, dass das Konzept funktioniert.

Wie ausgewogen hast du denn die Anteile Praxis und Theorie empfunden.

Ist das aus deiner Sicht eine sehr gute Alternative zum Luft- und Raumfahrt Studium, wo man ja

sehr viel Theorie hat, bevor es dann mal in die Praxis geht?

B: Ja aus meiner Sicht ist es auf jeden Fall eine gute Alternative mit einem gewissen Beigeschmack

oder Sternchen dran.

In „Anführungsstrichen“, nur, dass man den Bachelor am Ende bekommt.

Es ist definitiv ein technisches und anspruchsvolles Studium.

Mit dem Ziel einem Studenten einen ingenieurwissenschaftlichen Abschluss zu geben.

Dem wird es auf jeden Fall gerecht.

Nichtsdestotrotz ist für die technische Seite ein Luft- und Raumfahrt Studium schon viel, viel mehr.

Es geht halt noch mal auf eine ganz andere Ebene.

Ich finde es nicht nur als eine Alternative so gut, sondern sinnvoll, wenn man das alles

verstehen will, wie das funktioniert.

Dann ist Aeronautical Engineering genau richtig.

Bei mir war es auch so, ich will das fliegen.

Will es ja nicht bauen.

Ich will gerne verstehen, wie das funktioniert und wie die Zusammenhänge sind.

Was passieren kann und warum das passiert.

Aber ich muss jetzt nicht selber bauen können und das ist genau die Ebene, die da angesprochen

wird.

A: Das ist eine gute Erklärung, ja stimmt.

Ja klar.

Außerdem haben wir ja eben auch im Vorgespräch schon drüber gesprochen, du könntest ja

den Master noch machen, wenn du das willst und die Zeit dafür findest, aber jetzt geht's

erstmal ans Fliegen.

Was wird jetzt deine Aufgabe sein, wenn du dich da in Wittmund so richtig eingegroovt

hast, wo geht es dann hin?

B: Wenn ich da angekommen bin und mich eingelebt habe, dann geht's wahrscheinlich für uns

alle schon nach Laage in Mecklenburg-Vorpommern, weil dann der B-Kurs, also die Ausbildung

auf dem Eurofighter losgeht.

Da sind wir alle sehr gespannt darauf und hoffen, dreimal auf Holz klopfen (Klopf Geräusche),

dass da die Wartezeit für uns nicht so groß wird.

Aber es sieht momentan ganz gut aus.

A: Wie lange wird das dann noch sein?

Also diese Ausbildung wie viele Wochen, Monate kommen da dann noch dazu?

B: Der B-Kurs ging bisher immer etwa acht bis neun Monate.

Aber ich glaube, dass jetzt quasi im Sommer auch der Syllabus für den B-Kurs des Eurofighters

umgeschrieben wird.

Und er jetzt sich noch mal verkürzt.

Aber da weiß ich ehrlich gesagt jetzt nicht, um wie viel genau.

A: Und die Ausbildung findet aber komplett in Laage statt, da geht es nicht noch mal

nach Amerika, das bleibt dann alles in Deutschland?

B: Genau, das bleibt in Deutschland.

Ich kenne Leute, die vor mir aus Sheppard zurückgekommen sind.

Die dürfen das in Spanien machen oder in England.

Da gab's Plätze, aber für uns ist es in Laage.

A: Ok und wenn ihr damit durch seid, dann werdet ihr wieder verteilt oder?

B: Ja, dann werden wir wieder zurück verteilt, also Laage hat dann in dem Fall quasi den

Auftrag uns auszubilden.

Dann werden wir wieder zurück an unser eigenes Geschwader verteilt.

A: Verstehe.

Du hast mir schon gesagt, bei euch, in deinem Jahrgang war keine einzige Frau dabei.

Grundsätzlich ist es aber auch möglich, oder?

B: Ja, das ist definitiv möglich.

Die Frauenquote ist bei allen Studiengängen der Bundeswehr natürlich wesentlich geringer

als sie an der Humboldt-Universität zu Berlin ist.

Aber ist auf jeden Fall möglich und man sieht definitiv die eine oder andere weibliche Kameradin

auf dem Flur.

A: Wenn ihr jetzt mit allem durch seid und so zurückschaut, was war eigentlich das Spannendste,

das Schönste, jetzt in diesem Studiengang, in dieser Ausbildung und auch in dieser dualen

Geschichte?

B: Also das Schönste hatte wenig mit dem dualen Studium zu tun, sondern definitiv die

fliegerische Ausbildung.

Also das Studium ist super und die Zeit an der Universität macht Spaß.

Aber das, was alle Leute machen wollen, die diesen Studiengang wählen ist Flugzeuge fliegen.

Wenn man das dann wirklich machen kann und es dann wirklich losgeht, das ist definitiv

das Schönste an dem Werdegang.

Und die Leute, die man dabei kennen lernt, auf jeden Fall auch.

Also am Anfang, klar kannte ich keinen.

Definitiv die Leute mit denen ich jetzt in Amerika war, würde ich zu meinen besten Freunden

zählen.

Ich glaube, so eng wächst man selten zusammen.

A: Sehr schön!

Ja das klingt nach einem sehr schönen, schnellen Weg ins Cockpit.

Danke Simon, für diese Einblicke!

Wir melden uns jetzt gleich ab aus dem Funkkreis aber vorher noch den Hinweis: Den nächsten

Podcast gibt's dann in einer Woche, wie immer natürlich donnerstags auf YouTube oder Sound Cloud

oder Deezer, Spotify auf den üblichen Kanälen.

Ich melde mich jetzt ab aus dem Funkkreis.

Danke Simon.

Tschüss!

B: Auf Wiedersehen.


Podcast #29: Akademiker mit Lizenz zum Fliegen – Studiengang Aeronautical Engineering | Bundeswehr Podcast #29: Academics with a license to fly - Aeronautical Engineering course | Bundeswehr Podcast #29: Académicos com licença para voar - Curso de Engenharia Aeronáutica | Bundeswehr

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Hier ist Bravo, kommen

This is Tango, over

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr"

A: Pilot mit Studium, das gibt's bei der Bundeswehr

erst seit kurzem.

Gerade haben die ersten Soldaten an der Bundeswehr Universität in München den dualen Studiengang

„Aeronautical Engineering" abgeschlossen.

Und genau das ist auch unser Thema heute.

Herzlich willkommen zum Funkkreis, ich bin Barbara Gantenbein von der Redaktion der Bundeswehr

und zu Gast ist bei mir heute Oberleutnant Simon, einer der allerersten AE,

Aeronautical Engineering, Absolventen aus München.

Herzlich willkommen Simon!

B: Ja schönen guten Tag, Hallo!

A: Simon, du hast mir eben schon im Vorgespräch gesagt, du kommst jetzt im Moment gar nicht

von der Uni, sondern du bist schon im Verband.

Sag mir doch mal, wo du jetzt bist und was genau jetzt schon deine Aufgaben sind?

B: Genau, wir wurden vor zwei Wochen von der Bundeswehr Universität "weg versetzt".

Hin zu den Verbänden und das hat für mich bedeutet nach Ostfriesland, nach Wittmund,

zu fahren.

Da sind im Wesentlichen jetzt meine Aufgaben: Erstmal ankommen.

Dinge wie Laufzettel erledigen.

Papierkram abgeben und solche Dinge.

A: Also warst du jetzt noch gar nicht in der Luft?

B: Nein, nein leider nicht.

A: (lacht) Na das kommt dann bestimmt sehr bald, hoffe ich für dich.

B: Ich hoffe es auch, ja.

A: Ja dieser Studiengang, den du gemacht hast, der gilt ja als der schnellste Weg ins Cockpit.

Warum ist das so, was war dein ursprünglicher Plan?

Was wäre der längere Weg gewesen?

B: Der längere Plan wäre für mich gewesen, das Masterstudium "Luft- und Raumfahrttechnik",

auch in der Bundeswehr Universität in München, zu absolvieren.

Es ist schneller.

Weil gewisse Inhalte, die in der fliegerischen Ausbildung, was jetzt für mich in den USA war.

Aber es gibt Kameraden, bei denen wird es in Bremen sein, Winnipeg in Kanada oder ähnlich.

Dort sind die Inhalte mit ECTS hinterlegt.

Für die man also quasi Studienzeit angerechnet bekommt.

Sich so sein Studium durch die theoretischen Inhalte von der fliegerischen Ausbildung validiert.

A: Ja verstehe.

Das ist jetzt ein Bachelor-Studiengang, also Grundstudium gewesen und das andere wäre

bis zum Master gegangen in München?

B: Genau, also das Studium bei der Bundeswehr ist meistens auf den Master ausgelegt.

Man kann zwar auch nach dem Bachelor quasi aufhören, aber eigentlich ist es auf den

Master ausgelegt.

Aeronautical Engineering ist nur in “Anführungsstrichen“ auf den Bachelor ausgelegt.

A: War es dir wichtig diese duale Ausbildung zu haben.

Also sowohl das fliegerische als auch das akademische?

War das für dich auch ein Grund zu sagen, ich will so schnell wie möglich fliegen?

B: Ehrlich gesagt gar nicht so sehr wie die Tatsache, dass einfach die Inhalte in dem

Aeronautical Engineering Studium ein bisschen “Flieger“ bezogener sind.

Wenn man da in der Vorlesung über Triebwerke und über Tragflächen redet.

Über ja lauter so Dinge halt, dann ist es halt viel mehr an der Materie, Meteorologie.

Anstatt das “ingenieurlastige“ Studium zu nehmen.

A: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Hattest du auch Leistungskurse im naturwissenschaftlichen Sektor?

Also braucht man das um überhaupt eine Chance zu haben da reinzukommen?

B: Ich hatte Leistungskurse im naturwissenschaftlichen Sektor.

Aber ich würde nicht sagen, dass man das braucht.

Also, wenn man die Eignung aus Köln für diesen Studiengang mitnimmt, dann passt es eigentlich.

Man wird ganz am Anfang sehr gut abgeholt mit einem Mathe-Vorkurs und den braucht man

auch nach der Grundausbildung und in der Offiziersschule.

Da wird man schon ganz gut reingeführt.

A: Mathe-Fokus ist so ein Thema.

Aber ihr hattet ja auch sehr viel Physik und ich weiß nicht, Aerodynamik hattest du auch

schon erwähnt.

Das setzt eigentlich schon voraus, dass man sich jetzt nicht nur für das reine Fliegen

interessiert, sondern auch für die ganze theoretische Unterfütterung.

Ihr habt aber bevor ihr an die Uni gegangen seid Segelfliegen gelernt richtig?

B: Ja, mittlerweile lernt man es bevor man an die Uni geht.

In dem Jahrgang 2015, wo ich das gemacht habe, haben wir es quasi noch im Sommer immer gemacht.

Also waren wir zweimal im Sommer über drei Wochen in Oerlinghausen (Nordrhein-Westfalen)

und haben da den Segelflugschein gemacht.

A: Hat es euch geholfen?

Gibt es dann quasi so praktische Erfahrungen, die einem nachher auch bei der Theorie helfen?

Oder ist das eigentlich erst später, wenn es wirklich auch ins Cockpit geht von Nutzen?

B: Das ist schwer zu beurteilen, weil ich habe sie nur einmal gemacht, mit der Segelflugausbildung.

Ich würde aber sagen, das hat minimal direkt Einfluss auf das akademische in der Universität,

als auch später das fliegerische.

Nichtsdestotrotz ist es super wertvoll, weil man die Leute mit denen man das macht kennen lernt.

Also wann hat man schon die Möglichkeit mit denen drei Wochen lang, tagein tagaus, das

zu machen?

Man bekommt ein bisschen Gespür dafür, wie viel halt noch drum herum passiert.

Welche Flugzeuge in die Luft kommen.

Dass es halt nicht so einfach ist und das ist sehr wertvoll, finde ich.

A: Die fliegerische Erfahrung, nützt die euch später auch?

B: Da müssten Sie mich in 10 Jahren noch mal fragen.

(Frau Gantenbein lacht) Im Moment würde ich auch da sagen, wahrscheinlich eher minimal.

Es kann auf jeden Fall nicht schaden, würde ich mal behaupten.

In meinen Augen liegt der größte Pluspunkt an dem Segelfliegen definitiv daran, dass

man das sozusagen als Teambuilding-Maßnahme verstehen kann.

So halt mit den Leuten, wie in meinem Fall, dann in Amerika noch mal anderthalb Jahre Zeit verbringt.

Da muss man sich halt wirklich gut mit denen verstehen, dass man die da schon mal kennen lernen kann.

Man wächst definitiv zusammen.

A: Und wo in Amerika war die Ausbildung und auf was für Flugzeugen seid ihr da ausgebildet worden?

B: Also für mich und die anderen drei Absolventen, die jetzt schon fertig sind,

war's in Wichita Falls in Texas bei der Sheppard Air Force Base.

Genau, da ist ja auch die Ausbildung für nicht Europa, EU-Studenten.

Sondern da ist ganz normal die Ausbildung einfach.

Die Flugzeugmuster, die da geflogen werden, sind einmal die T 6 und einmal die T 38, Schulflugzeuge.

A: Und das dauerte insgesamt, also hintereinander weg, anderthalb Jahre oder gab es zwischendurch

Module dann wieder in Deutschland, also man hin und her gependelt ist?

B: Ja nee, das dauert hintereinander weg anderthalb Jahre.

Es würde sich auch gar nicht anders darstellen lassen.

Denn es gibt ja auch Anwärter für den fliegerischen Dienst, Pilotenschüler, die ja auch gar nicht

studiert haben oder einen Masterstudiengang gemacht haben.

Sagen wir mal jetzt mit Aeronautical Engineering hat das direkt nichts zu tun.

Die müssen ja auch diese Ausbildung durchlaufen.

Das ist an einem Stück durch, circa anderthalb Jahre.

A: Das heißt, dort trifft sich dann alles?

B: Genau, dort trifft sich dann alles.

A: Wie wart ihr dort untergebracht?

Ist das ähnlich wie auf dem Campus auf der Uni oder anders?

B: Ja kann man schon vergleichen.

An der Universität hat man meistens, wenn man Glück hat, ne Einzelstube.

Da hat man auf jeden Fall auch eine und das ist auch gut, man muss echt einigermaßen

viel lernen.

Trotzdem ist es eigentlich ein großer Wohnblock, wo dann alle wohnen.

Der Kamerad, oder hoffentlich der beste Freund, ist zwei Meter weit weg.

Wenn man den dann fragen kann.

Ist auf jeden Fall sehr gut, das “Environment“ da.

A: Und wie viel Flugstunden habt ihr jetzt inzwischen?

B: Oh, das ist eine gute Frage.

Ich schätze so um die 100, 150 vielleicht.

Aber ich müsste jetzt wirklich grob schätzen.

A: Und Simulator Stunden, die kommen dann noch dazu?

B: Genau, Simulator-Stunden kommen auf jeden Fall noch dazu.

Also ist echt viel Simulator Ausbildung Teil des Syllabus dort in Sheppard.

Das ist aber auch gut.

Gerade am Anfang, wenn man gewisse Abläufe und gewisse Schalter, die man in einer Reihenfolge

zu betätigen hat.

Das muss man einfach üben, viele Wiederholungen machen.

Dafür ist der Simulator eigentlich sehr gut.

A: Gab es jemals irgendwie eine Situation, jetzt bei dir ganz speziell wo es kritisch

war, wo du das Gefühl hattest, das könnte jetzt schiefgehen oder war immer alles gut?

B: Eigentlich war immer alles gut.

Also es gab natürlich mal Situationen wo der Fluglehrer, das anders gesehen hatte,

als ich es beschrieben habe.

Aber ich hatte nie irgendwie Angst um mich oder so.

Ich denke auch, dass man da in einer gewisser Weise ein anderes “Mindset“ kommt.

Das alles irgendwie ein bisschen anders betrachtet, wenn man dann wirklich in der Materie ist.

Wenn man sich dann gerade damit befasst.

A: Ja.

Klar.

B: Also ist halt schwierig zu beschreiben, aber sagen wir mal so: mir kommt es halt nicht so

vor, als wenn man wirklich in Gefahr ist.

Sondern es ist halt einfach eine Situation, mit der man dann umgehen muss und die es zu lösen gilt.

A: Ja klar, natürlich.

Als ihr dann in München wart, wahrscheinlich sowohl vorher als auch nachher, das sind ja

Trimester.

Also grundsätzlich bei der Bundeswehr, wie anstrengend war das?

Wie habt ihr das empfunden?

Gibt's dann überhaupt noch Freizeit, kann man zwischendurch auch mal bisschen Party

machen oder ist dann wirklich nur lernen, lernen, lernen?

B: Also es ist schon viel lernen, da führt irgendwie kein Weg drum herum.

Wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte in München keine Zeit gehabt, um Party zu machen,

würde ich auch lügen.

Also, das ist schon okay, man findet da die Balance.

Trimester sind heute einfach anstrengender.

Es ist enger getaktet, es passiert mehr.

Also ich konnte das immer ganz gut vergleichen, weil mein Bruder studiert zivil, ganz normal.

Immer, wenn er erzählt hat: "Ich habe bald Klausuren", da hatte ich schon wieder die

nächsten Klausuren.

In der Zeit, wo er angefangen hat für seine Klausuren Phase zu lernen, da hatte ich zwei

in der Zeit.

Also es ist schon enger.

Man kann schon München oder Hamburg, je nachdem, dann auch schon genießen.

A: Man sieht's ja auch bei euch, von 15 haben es 13 geschafft, das ist ja auch eine

gute Quote würde ich sagen und spricht auch dafür, dass das Konzept funktioniert.

Wie ausgewogen hast du denn die Anteile Praxis und Theorie empfunden.

Ist das aus deiner Sicht eine sehr gute Alternative zum Luft- und Raumfahrt Studium, wo man ja

sehr viel Theorie hat, bevor es dann mal in die Praxis geht?

B: Ja aus meiner Sicht ist es auf jeden Fall eine gute Alternative mit einem gewissen Beigeschmack

oder Sternchen dran.

In „Anführungsstrichen“, nur, dass man den Bachelor am Ende bekommt.

Es ist definitiv ein technisches und anspruchsvolles Studium.

Mit dem Ziel einem Studenten einen ingenieurwissenschaftlichen Abschluss zu geben.

Dem wird es auf jeden Fall gerecht.

Nichtsdestotrotz ist für die technische Seite ein Luft- und Raumfahrt Studium schon viel, viel mehr.

Es geht halt noch mal auf eine ganz andere Ebene.

Ich finde es nicht nur als eine Alternative so gut, sondern sinnvoll, wenn man das alles

verstehen will, wie das funktioniert.

Dann ist Aeronautical Engineering genau richtig.

Bei mir war es auch so, ich will das fliegen.

Will es ja nicht bauen.

Ich will gerne verstehen, wie das funktioniert und wie die Zusammenhänge sind.

Was passieren kann und warum das passiert.

Aber ich muss jetzt nicht selber bauen können und das ist genau die Ebene, die da angesprochen

wird.

A: Das ist eine gute Erklärung, ja stimmt.

Ja klar.

Außerdem haben wir ja eben auch im Vorgespräch schon drüber gesprochen, du könntest ja

den Master noch machen, wenn du das willst und die Zeit dafür findest, aber jetzt geht's

erstmal ans Fliegen.

Was wird jetzt deine Aufgabe sein, wenn du dich da in Wittmund so richtig eingegroovt

hast, wo geht es dann hin?

B: Wenn ich da angekommen bin und mich eingelebt habe, dann geht's wahrscheinlich für uns

alle schon nach Laage in Mecklenburg-Vorpommern, weil dann der B-Kurs, also die Ausbildung

auf dem Eurofighter losgeht.

Da sind wir alle sehr gespannt darauf und hoffen, dreimal auf Holz klopfen (Klopf Geräusche),

dass da die Wartezeit für uns nicht so groß wird.

Aber es sieht momentan ganz gut aus.

A: Wie lange wird das dann noch sein?

Also diese Ausbildung wie viele Wochen, Monate kommen da dann noch dazu?

B: Der B-Kurs ging bisher immer etwa acht bis neun Monate.

Aber ich glaube, dass jetzt quasi im Sommer auch der Syllabus für den B-Kurs des Eurofighters

umgeschrieben wird.

Und er jetzt sich noch mal verkürzt.

Aber da weiß ich ehrlich gesagt jetzt nicht, um wie viel genau.

A: Und die Ausbildung findet aber komplett in Laage statt, da geht es nicht noch mal

nach Amerika, das bleibt dann alles in Deutschland?

B: Genau, das bleibt in Deutschland.

Ich kenne Leute, die vor mir aus Sheppard zurückgekommen sind.

Die dürfen das in Spanien machen oder in England.

Da gab's Plätze, aber für uns ist es in Laage.

A: Ok und wenn ihr damit durch seid, dann werdet ihr wieder verteilt oder?

B: Ja, dann werden wir wieder zurück verteilt, also Laage hat dann in dem Fall quasi den

Auftrag uns auszubilden.

Dann werden wir wieder zurück an unser eigenes Geschwader verteilt.

A: Verstehe.

Du hast mir schon gesagt, bei euch, in deinem Jahrgang war keine einzige Frau dabei.

Grundsätzlich ist es aber auch möglich, oder?

B: Ja, das ist definitiv möglich.

Die Frauenquote ist bei allen Studiengängen der Bundeswehr natürlich wesentlich geringer

als sie an der Humboldt-Universität zu Berlin ist.

Aber ist auf jeden Fall möglich und man sieht definitiv die eine oder andere weibliche Kameradin

auf dem Flur.

A: Wenn ihr jetzt mit allem durch seid und so zurückschaut, was war eigentlich das Spannendste,

das Schönste, jetzt in diesem Studiengang, in dieser Ausbildung und auch in dieser dualen

Geschichte?

B: Also das Schönste hatte wenig mit dem dualen Studium zu tun, sondern definitiv die

fliegerische Ausbildung.

Also das Studium ist super und die Zeit an der Universität macht Spaß.

Aber das, was alle Leute machen wollen, die diesen Studiengang wählen ist Flugzeuge fliegen.

Wenn man das dann wirklich machen kann und es dann wirklich losgeht, das ist definitiv

das Schönste an dem Werdegang.

Und die Leute, die man dabei kennen lernt, auf jeden Fall auch.

Also am Anfang, klar kannte ich keinen.

Definitiv die Leute mit denen ich jetzt in Amerika war, würde ich zu meinen besten Freunden

zählen.

Ich glaube, so eng wächst man selten zusammen.

A: Sehr schön!

Ja das klingt nach einem sehr schönen, schnellen Weg ins Cockpit.

Danke Simon, für diese Einblicke!

Wir melden uns jetzt gleich ab aus dem Funkkreis aber vorher noch den Hinweis: Den nächsten

Podcast gibt's dann in einer Woche, wie immer natürlich donnerstags auf YouTube oder Sound Cloud

oder Deezer, Spotify auf den üblichen Kanälen.

Ich melde mich jetzt ab aus dem Funkkreis.

Danke Simon.

Tschüss!

B: Auf Wiedersehen.