Kapitel 5
Tamino und Papageno gehen weiter auf ihrem Weg,
aber Papageno besteht am Ende die Prüfung nicht.
Er kann nicht schweigen.
14. Auftritt
Tamino setzt sich auf eine Bank.
Nach einer Pause sagt Papageno: „Tamino!“
„Pst! Papageno, sei still!“
Papageno redet weiter: „Ich kann doch mit mir selbst sprechen! Außerdem können wir beide doch zusammen sprechen, wir sind ja Männer.“
„Pst!“ Tamino wird ärgerlich.
Papageno sieht sich um. „Es gibt hier nicht einmal einen Tropfen Wasser!“
15. Auftritt
Plötzlich kommt eine alte, hässliche Frau mit einer großen Tasse Wasser. Papageno fragt: „Ist das für mich?“
„Ja, mein Engel!“
Papageno trinkt und redet weiter: „Komm, Alte, setze dich her zu mir. Wie alt bist du denn?“
„Achtzehn Jahre und zwei Minuten.“
„Ha ha ha! Ei, du junger Engel! Hast du auch einen Geliebten?“
„Ja, natürlich!“
„Wie heißt denn dein Liebhaber?“
„Papageno!“
Papageno nimmt schnell etwas Wasser und spritzt es sich ins Gesicht.
Es donnert stark. Die Alte humpelt weg.
16. Auftritt
Die drei Knaben kommen. Einer von ihnen hat die Flöte, ein anderer das Kästchen mit den Glöckchen. In der Mitte der Bühne steht ein schöner, gedeckter Tisch.
Sie begrüßen Tamino und Papageno: „Seid zum zweiten Mal in Sarastros Reich willkommen! Man hat euch die Flöte und das Glockenspiel weggenommen. Sarastro schickt sie euch jetzt zurück. Nun esst und trinkt! Bald sehen wir uns das dritte Mal! Euch erwartet große Freude als Lohn für eure Tapferkeit. Tamino, Mut! Das Ziel ist nah! Du Papageno, schweig still!“
Die drei Knaben verschwinden.
Papageno lässt sich die Speisen und den Wein schmecken.
17. Auftritt
Tamino spielt auf seiner Flöte.
„Tamino, wollen wir nicht essen?“
Tamino hört nicht auf Papageno und spielt weiter.
„Blase du nur weiter auf deiner Flöte! Herr Sarastro hat eine gute Küche. Ich bekomme hier so gutes Essen. Auf die Art, ja, da will ich schon schweigen.“
Er trinkt. „Nun will ich sehen, ob auch der Wein gut ist. Ha! Das ist Götterwein!“
18. Auftritt
Pamina hört das Flötenspiel von Tamino. Sie läuft schnell dem Ton nach und findet Tamino: „Bist du wirklich hier?“, ruft sie freudig aus. „Gütige Götter! Ich danke euch!“
Tamino seufzt: „Ah…“ Dann gibt er ihr ein Zeichen: Sie soll fortgehen!
Pamina sieht Tamino überrascht an und fragt: „Was ist mit dir? Bist du traurig? Warum sprichst du nicht mit deiner Pamina?“
Tamino antwortet wieder nur mit: Ah… und schickt sie wieder weg.
Pamina kann es nicht verstehen: „Wie? Ich soll von dir weggehen? Liebst du mich nicht mehr? Warum soll ich weggehen? Tamino, holder Jüngling! Habe ich dich beleidigt? O kränke mein Herz nicht noch mehr! Ich suche Trost und Hilfe bei dir und du verletzt mein liebevolles Herz noch mehr! Liebst du mich nicht mehr?“
Tamino seufzt.
„Papageno, sag du mir: Was ist mit meinem Freund?“
Aber auch er sagt nur: „Pst!“ und schickt sie weg.
„Wie? Auch du? O, das ist mehr als Kränkung – mehr als Tod! Liebster, einziger Tamino!“
Pamina weint und klagt. „Mein Glück ist für immer verloren. Die Liebe kehrt nie mehr in mein Herz zurück. Ach, erst im Tode finde ich Ruhe!“
Tamina geht unglücklich weg.
19. Auftritt
Papageno isst hastig.
„Nicht wahr Tamino, ich kann auch schweigen, wenn es sein muss? Ja, bei so einer Sache, da bin ich ein Mann.“
Er trinkt.
„Der Herr Koch und der Herr Kellermeister sollen leben!“
Da erklingt dreimal der Posaunenton. Tamino will wieder weitergehen, aber Papageno sagt:
„Moment, ich komme gleich nach!“
Tamino will ihn mit Gewalt fortführen.
Doch Papageno ruft: „Der Stärkere bleibt da!“
Tamino droht ihm und geht weg.
„Ich habe gerade den besten Appetit. Ich bleibe hier. Soll Herr Sarastro seine sechs Löwen vor mich spannen! Ich gehe nicht weg.“
In diesem Moment kommen auch schon die Löwen aus dem Palast von Sarastro. Papageno erschrickt und schreit: „Tamino, rette mich! Die Löwen fressen mich sonst auf!“
Tamino kommt schnell zurück und bläst auf seiner Flöte. Sofort verschwinden die Löwen wieder. Tamino winkt Papageno.
„Ich komme schon! Aber hör einmal, Tamino, was passiert denn noch alles mit uns?“
Tamino zeigt in Richtung Himmel.
„Die Götter soll ich fragen?“ Tamino deutet: ja.
Der dreimalige Posaunenton erklingt wieder. Tamino reißt Papageno mit Gewalt fort.
20. Auftritt
Die Bühne verwandelt sich in das Gewölbe von Pyramiden. Zwei Priester tragen eine beleuchtete Pyramide auf den Schultern. Jeder Priester hat eine transparente Pyramide in der Größe einer Laterne in der Hand.
Die Priester beten zu Isis und Osiris: „O Isis und Osiris, welche Freude! Der Glanz der Sonne vertreibt die dunkle Nacht. Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben. Bald gehört er zu uns. Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein. Bald wird er unser würdig sein!“
21. Auftritt
Ein Priester führt Tamino herein. Sarastro empfängt ihn.
„Prinz, dein Betragen war bis jetzt männlich und klug. Nun musst du noch zwei gefährliche Wege gehen. Schlägt dein Herz noch so warm für Pamina und möchtest du den Weg weitergehen, so sollen dich die Götter weiter begleiten! Reich mir deine Hand! Bringt Pamina!“
Die Priester schweigen. Ein Priester führt Pamina herein. Sie weiß nicht, wo sie ist. Sie hat einen Sack über dem Kopf. Sarastro entfernt die Stricke vom Sack.
„Wo bin ich? Welch eine fürchterliche Stille! Sagt, wo ist mein Jüngling?“, fragt Pamina ängstlich.
„Er wartet auf dich“, antwortet Sarastro. „Er will dir das letzte Lebewohl sagen.“
„Das letzte Lebewohl! Wo ist er? Führe mich zu ihm!“
„Hier ist der Jüngling!“ Sarastro zeigt auf Tamino.
„Tamino!“ Pamina läuft zu ihm.
Doch Tamino ruft: „Zurück!“
„Soll ich dich, Liebster, nicht mehr sehen?“ Pamina ist verzweifelt.
„Ihr seht euch bald glücklich wieder!“, verspricht Sarastro.
„Auf dich warten tödliche Gefahren!“, ruft Pamina
„Die Götter mögen ihn behüten!“, beruhigt sie Sarastro.
Doch Pamina mahnt Tamino: „Du kannst dem Tod nicht entkommen! Ich habe eine Vorahnung.“
„Der Wille der Götter soll geschehen! Er soll den Göttern folgen!“
„O liebst du mich so wie ich dich, würdest du nicht so ruhig sein!“
Doch Sarastro spricht ruhig weiter: „Glaub mir, er fühlt die gleiche Liebe wie du. Er soll für immer dein Geliebter sein! Doch es ist Zeit. Ihr müsst euch Auf Wiedersehen sagen. Tamino muss nun wieder fort!“
Tamino und Pamina müssen sich wieder trennen.
„Wie bitter ist die Trennung! Pamina, ich muss wirklich fort!“
Sarastro bekräftigt: „ Nun muss er fort!“
„Pamina, lebe wohl!“
„Tamino, lebe wohl!“
„Nun eile fort!“, mahnt Sarastro, „dich ruft dein Wort!“
„Ach, goldne Ruhe, kehre wieder!“, seufzt Tamino.
Die Priester führen Tamino fort.
22. Auftritt
Papageno kommt und ruft:
„Tamino! Tamino! Willst du mich denn ganz verlassen? Wo bin ich? Tamino! Tamino! Verlass mich armen Reisegefährten nicht!“
Er geht zu einer Tür. Eine Stimme ruft: „Zurück!“
Dann donnert es laut.
„Barmherzige Götter!“, schreit Papageno. „Wo finde ich den Ausgang? Ich weiß nicht mehr, wo ich hereingekommen bin.“
Er geht zu einer anderen Tür.
„Zurück!“, ruft die Stimme wieder.
Und wieder donnert es laut.
„Nun kann ich nicht zurück und auch nicht vorwärts!“
Papageno weint. „Muss ich vielleicht am Ende verhungern? Schon gut! Warum bin ich mitgereist?“
23. Auftritt
Ein Priester erscheint und sagt ernst zu Papageno: „Du darfst keine Prüfungen mehr machen. Du kommst nicht zu den Eingeweihten. Aber die gütigen Götter bestrafen dich nicht. Hast du noch einen Wunsch?“
„Ich möchte jetzt ein gutes Glas Wein!“
Sofort kommt aus der Erde ein großer Becher mit rotem Wein. Papageno trinkt und wird ganz lustig. Er singt und schlägt dazu das Glockenspiel: „Ich wünsche mir auch eine Frau. Ich möchte sie küssen und glücklich sein!“