Bevor Sophie Scholl berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
"Ich habe noch nie jemanden so sterben sehen.",
soll der Scharfrichter Johann Reichhart,
der während des Nationalsozialismus über 3.000 Menschen köpfte,
über Sophie Scholl gesagt haben.
Sie habe so tapfer ausgesehen.
(Nachdenkliche Musik)
Sophie Scholl wurde grade mal 21 Jahre alt,
weil sie für eine freie und friedliche Welt kämpfte
und gegen die Unterdrückung des vorherrschenden NS-Regimes.
(Kratzender Stift)
Am Tage ihrer Hinrichtung lag Hitlers Machtergreifung
etwas mehr als zehn Jahre zurück.
Damals ist Sophie elf Jahre alt
und wie ihre Geschwister euphorisch gestimmt.
Die nationalsozialistischen Jugendorganisationen
bringen gehörig Abwechslung in ihr ödes Dorfleben.
Schon bald übernimmt Sophie die Leitung in der Mädchengruppe,
dem "Bund Deutscher Mädel".
Sie mag das Gemeinschaftsgefühl und genießt die Zeit in der Natur.
(Heroische Musik)
Sophies Eltern sind derweil nicht so angetan
von der Begeisterung ihrer Kinder.
Papa Robert ist ein kantiger Typ,
der früher als Bürgermeister arbeitete
und liberale Werte vertritt.
Schon damals steht er Hitlers Partei, der NSDAP,
die einen radikalen Nationalismus verbreitet und immer stärker wird,
ablehnend gegenüber.
Genau wie seine Frau Magdalene,
die als gläubige Christin für Nächstenliebe einsteht.
Ganz egal, welcher Religion die Menschen angehören
oder woher sie kommen.
Ständig führen die beiden Diskussionen mit ihren Kindern.
Teenager, die gegen die Meinung ihrer Eltern rebellieren?
Wohl schon damals ein Ding.
Warum sich die Einstellung besonders von Sophie und Hans
in den nächsten Jahren trotzdem um 180 Grad drehen sollte,
dafür gibt es gleich mehrere Anhaltspunkte.
Einer ist sicherlich,
dass Hans, der als Fähnleinführer der Hitlerjugend
1935 nach Berlin reisen
und höchstpersönlich an Hitler vorbeimarschieren durfte,
sehr enttäuscht nach Hause zurückkehrt.
Dort sei es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen,
dass einzelne Persönlichkeiten in der Hitlerjugend
nichts wert waren.
Stattdessen sollte ein riesiges System
an Mitläufern geschaffen werden.
Die Begeisterung der Geschwister Scholl für das Hitler-Regime
bekommt Risse, die von nun an immer tiefer werden.
Sophie kann nicht verstehen,
wieso bestimmte Bücher verboten werden.
Und erst recht nicht,
warum Menschen schikaniert und ausgegrenzt werden,
nur weil sie Juden sind.
Was für eine Ungerechtigkeit!
Eines Nachts steht die geheime Staatspolizei
bei den Scholls auf der Matte.
Sophie, Hans und die anderen Geschwister
werden kurzzeitig festgenommen.
Wegen Konflikten wie diesem
fühlt sie sich auch im BDM nicht mehr zu Hause.
Die Zweifel am System waren gesät
und keimten in den nächsten Jahren weiter auf.
Nach dem Abitur beginnt Sophie eine Ausbildung
zur Kindergärtnerin.
Trotzdem kommt sie nicht
um den sogenannten Reichsarbeitsdienst herum,
den damals alle Jugendlichen ableisten mussten:
Knochenharte Arbeit von früh bis spät,
begleitet von militärischem Drill und ideologischen Schulungen.
Sophie hasste es!
Schreibt sie damals in ihr Tagebuch.
Es dauert noch rund ein Jahr, bis sie diesen Hunger stillen darf.
Sophie startet in ein neues, aufregendes Leben in München,
wo sie von nun an Philosophie und Biologie studieren wird.
Ihr zwei Jahre älterer Bruder Hans lebt auch hier.
Während für die 21-Jährige ein neuer Lebensabschnitt beginnt,
tobt in der Welt Krieg.
Juden werden in Vernichtungslager deportiert und qualvoll umgebracht.
Millionen Soldaten und Zivilisten sterben.
Über dieses Grauen spricht Sophie nächtelang mit ihrem Bruder
und dessen Freunden,
einer Clique, die dem NS-Regime kritisch gegenübersteht.
Weil sie, wie Hans, teilweise schon selbst
negative Erfahrungen mit dem NS-Staat gemacht hatten.
Aber auch, weil sie die herrschenden Strukturen stets hinterfragen.
Zu Beginn nur im Dunkeln,
indem sie philosophisch-religiöse Fragen diskutieren
und Bücher verbotener Autoren lesen.
Auch Sophie wird Teil dieser Clique.
Sophie wird in ihrer Auseinandersetzung
vor allem von den Arbeiten des katholischen Publizisten
Theodor Haecker beeinflusst,
an dessen Widerstand sich die Gruppe ein Beispiel nimmt.
So wird aus der freundschaftlichen Clique
über die nächsten Monate ein Bündnis im Kampf gegen die Nazidiktatur.
Die Studierenden sind sich einig:
Nur reden und lesen reicht nicht!
Sie müssen etwas gegen das Naziregime tun.
Da eröffnen ihnen Hans und Alexander,
dass sie bereits anonyme Flugblätter verfassen,
die sie im Raum München an Akademiker verschicken.
Darin appellieren sie an die moralische Verantwortung
der Empfänger, Widerstand zu leisten.
Die anderen Freunde schließen sich der Protestaktion an.
Auch Sophie tritt entschlossen bei.
Obwohl ihr Bruder sie eigentlich schützen möchte.
Immerhin ist diese öffentliche Kritik an den Nazis lebensgefährlich.
Die Gruppe, die sich "Weiße Rose" nennt,
will nun noch entschiedener vorgehen und mit weiteren Flugblättern
auch die breite Bevölkerung aufrütteln.
Durch Aufklärung,
aber auch durch das Aufrufen zum aktiven Widerstand.
Sie verteilen die Flugblätter in München,
aber auch in anderen Städten.
Auf diese Weise versuchen sie,
möglichst viele Menschen zu erreichen.
Die "Weiße Rose" wirkt zwar wie ein Netzwerk,
das im ganzen Land operiert,
doch schon bald vermutet die Gestapo die Urheber der Blätter in München.
Die Aktivisten der "Weißen Rose" wissen nicht,
dass ihnen die Polizei so dicht auf den Fersen ist,
als sie ihr sechstes Flugblatt anfertigen.
Es sollte ihr letztes sein.
Sophie und Hans legen es unbemerkt an ihrer Uni aus
und verschwinden über den Hinterausgang.
Doch Sophie kehrt noch einmal zurück, sie wollte aufs Ganze gehen.
Ein leichter Schubs - mit schwerwiegenden Folgen.
Es ist der Hausmeister der Universität,
der die beiden verrät.
In den Verhören nehmen Sophie und Hans
alle Schuld auf sich,
unter anderem, um die weiteren Mitglieder zu schützen.
Vier Tage später erfolgt der Prozess wegen Hochverrats
an der Verfassung des Reichs
gegen Sophie, ihren Bruder Hans und einen weiteren Aktivisten.
Noch am Tag des Prozesses werden die Geschwister Scholl hingerichtet.
Ihre letzten Worte richtet Sophie an ihren Bruder:
(Nachdenkliche Musik)
(Melancholische Musik)
(Melancholische Musik)
Warum sich Querdenkerin Jana aus Kassel
nicht mit Sophie Scholl vergleichen sollte,
erklärt "MrWissen2go".
Und eine weitere historische Biografie
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration!
"Der Biograph".