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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Digitale Nomaden: Online arbeiten und durch die Welt reisen

Digitale Nomaden: Online arbeiten und durch die Welt reisen

Am Strand chillen und dabei am Laptop Kohle verdienen.

Digital Nomad, Juchuh.

Ich bin in Playa del Carmen, in Mexiko.

Dafür ist Playa eigentlich bekannt, für Party und laute Musik.

Gut versteckt in den Touri-Massen und der Straßen-Action treffe ich die für mich noch

unerforschte Spezies der digitalen Nomaden.

Zum Überleben brauchen sie nur einen Laptop und schnelles Netz.

Da fühl ich mich irgendwie ein bisschen mit in dieser stillen Revolution.

Dass man leben kann, wo man will, ist nicht der einzige Vorteil.

Klartext: weniger Steuern.

Moderne Nomaden, die von Land zu Land ziehen.

Sogar mit drei kleinen Kindern.

Holland, Spanien, Kambodscha, jetzt Mexiko - Wie geht das?

Der Dreh beginnt, meine Laune ist am Tiefpunkt.

Ich mach'n Film über Leute, die den ganzen Tag am Laptop sitzen...

Geile Idee, ne?

Ich hab' Schiss.

Action.

Am Anfang muss ich mal ganz tief in mich gehen.

Wow, geile Story, oder?

Ich weiß, es klingt unglaublich!

Damit ihr kapiert, warum ich das erzähle, lass´ ich das Ganze mal nachstellen.

Hola.

Un Cappuccino.

Jetzt müsstest du von hinten gucken, so.

Sun, Beach and Success!

Jetzt, ein paar Jährchen später, ist das der Lifestyle, den tatsächlich viele Menschen leben,

und der auch für viele immer attraktiver wird.

Ich bin hier in Playa, um mich mit ein paar digitalen Nomaden zu treffen und zu sehen:

Wie sieht das Leben eigentlich konkret in der Realität aus.

Und hier haben wir ihn: Einen digitalen Nomaden, wie aus dem Bilderbuch.

Die traurige Wahrheit ist nämlich: Ich musste Markus in die Strandbar zwingen.

Also wenn gestellt, dann richtig, ne?

Jeder hat diese Imagination im Kopf, wenn er… "Ach dies, das sind doch die Flitzpiepen,

die am Strand sitzen, den ganzen Tag.

Digital Nomad, Juchuh.

Aber, dass du nichts siehst, wegen der Sonne, und dass der Schweiß läuft und die Tastatur

schmierig wird, all das ist egal.

Markus ist 39.

Er ist Online-Trainer, und bringt anderen Leuten bei, wie man Geld im Internet verdient.

Er selbst ist seit zwei Jahren weltweit unterwegs.

Habla espanol?

Poquito, poquito...

Ich bin ja ein Spätzünder, was das betrifft.

Ich bin mit… Mit 35 Entscheidung getroffen, mit 36 weggeflogen.

Ne, mit 36 Entscheidung getroffen, mit kurz vor 37 saß ich im Flieger nach Philippinen.

Ist schon spät.

Man muß dieses innere Gefühl haben, dass man die Welt verä… also das hört sich

jetzt polemisch an, aber, dass man schon die Welt verändern möchte.

Und ein Teil davon sein möchte, von der neuen Welt.

Sowas wie Aufbruchstimmung.

Wie früher die Leute aus Hamburg abgezischt sind, aus'm Ballindamm alle nach Amerika übergesiedelt sind.

Heute, durch die Technik und die Möglichkeiten, können wir dieses in Anführungsstrichen

Amerika überall auf der Welt haben, wo wir das wünschen.

Wir müssen dafür nicht an einen bestimmten Ort mehr fahren.

Und da fühl' ich mich irgendwie ein bisschen mit in dieser stillen Revolution, als ein Teil davon.

Markus redet total viel von der “neuen Welt”, die er mitgestaltet.

Wer gehört da dazu und wer nicht?

Die Zweifel am Thema dieses Films werden langsam kleiner.

Digitale Nomaden tummeln sich vor allem auf Bali oder in Thailand, Chiang Mai oder Bangkok.

Aber mit ein paar Kontakten zu den Co-Working-Spaces in der Stadt

finde ich auch hier eine Community von Digital Nomads.

Markus, der aus der Strandbar, will mir zeigen, wie sein Digital Nomad Lifestyle tatsächlich aussieht.

Hier hat Markus ein Air BnB gefunden.

Hallo!

Hi!

Na?

Nichts in dieser Wohnung gehört Markus selbst, auch nicht die Katze.

Er besitzt nur seinen Laptop, sein Handy, und einen Handgepäck-großen Koffer mit Klamotten und Zeugs.

Für das Air BnB bezahlt er ein bisschen über 300 EUR.

Es ist Freitag.

Und Freitags geht Markus in seiner Facebook-Gruppe live, in der sich alle seine Kunden befinden.

Er hält dann so etwas wie eine Motivations-Ansprache.

Und erstmal herzlich willkommen zum Freedom-Friday-Call.

Heute haben wir halt ein wirklich spannendes Thema.

Es dauert etwas, bis ich checke, womit Markus jetzt genau sein Geld verdient.

Habt ihr schonmal was von E-Coaches gehört?

Quasi Online-Trainer, die einem in ´nem Webinar oder Videokurs Dinge beibringen.

Diesen E-Coaches hilft Markus dabei, ihr Business aufzubauen.

Geschäftsstrategien, Kundengewinnung.

Um so was geht es.

Und nicht dann denken: "Oh Gott, jetzt habe ich gerade eine Stunde oder drei Stunden verkauft,

jetzt muss ich zusehen, dass ich die anderen 97 Stunden verkaufe."

Gemeldet bin ich in Deutschland nicht mehr.

Das heißt also, ich bin dahin gegangen, hab' da meinen Ausweis abgegeben, meinen Personalausweis.

Ich hab' jetzt den Reisepass nur noch.

Meine Firma ist in Hamburg gemeldet.

Und… mit ner Betriebsstätte.

Das ist… Es gibt heutzutage Möglichkeiten, dass du dir Büroräume anmieten kannst, die

du als Betriebsstätte angeben kannst, beim Finanzamt.

Das heißt, ich bin zwar nie da, aber trotzdem hab' ich dort 'nen Schreibtisch und 'nen Briefkasten

mit allem drum und dran, da geht dann die Post hin, die wichtig ist.

Er zahlt also seine Steuern in Deutschland.

Dabei kann man als digitaler Nomade der Steuerpflicht auch entkommen.

Durch gut getimtes Reisen gilt man als Dauertourist, oder man besorgt sich einen Wohnsitz in Panama,

das ist ziemlich easy, und man zahlt gar keine Steuern mehr.

Aber was ich ja auch bei mir mache, ist ja, das steht ja nächstes Jahr an,

dass ich die Firma, die ich in Deutschland habe, schließen werde.

Plattmachen, und ich werde so ein Re-Opening machen auf Zypern.

Klartext: Weniger Steuern.

Früher hat Markus mal Versicherungen verkauft, ein Bürojob “im System”, wie er es heute nennt.

Er hat lange Zeit gar nicht gemerkt, wie ihn das kaputt gemacht hat.

Mein Leben war jetzt, eigentlich war es beschissen.

Weil ich glaubte, wenn ich anderen Menschen gefalle, dass ich dadurch Vorteile erreiche,

also Karriere letztendlich auch mache.

Und da hat sich bei mir so ein Devotismus aufgebaut, und du hättest mich jederzeit

anrufen können, ich hätte immer ja gesagt.

Das Nomadenleben ist für Markus eine Befreiung vom alten Leben, in dem er nur gebuckelt hat.

Nichts mehr was ihn hält, kein Haus, kein Auto, nur er und seine Freiheit.

Entweder ist man Rebell, oder man ist es nicht.

Ich bin auch viel unterwegs, ich kann auch ortsunabhängig arbeiten, solange ich meine

Kamera und meinen Laptop dabei hab', aber dieses ständige Reisen, dieses ständige

auf Achse sein, also ich stell mir das auch ein bisschen einsam vielleicht vor.

Im Co-Working Space hat Markus seinen aktuellen Freundeskreis gefunden.

Am Abend geht's zum Stammtisch der Digital Nomads in Playa del Carmen.

Hier treffe ich viele US-Amerikaner, außerdem Leute zum Beispiel aus Frankreich oder Japan.

Ich hab' hier in Playa sogar ne Familie gefunden, die das Leben als digitale Nomaden lebt.

Mark und Katharina haben drei Kinder.

Mark ist halber US-Amerikaner, Katharina hat in den USA studiert.

Mit ihren Kindern sprechen sie meistens Englisch, der Jüngste ist 5 Monate alt.

Er ist in Mexiko geboren?

Ne, in Valencia.

In Spanien.

Alle unsere Kinder sind in drei Ländern geboren.

Kennengelernt haben sie sich in den Staaten, dann eine zeitlang in Deutschland gewohnt,

aber sie haben es nicht lange ausgehalten.

Hier, das ist in Spanien gewesen.

Damals haben wir noch gedacht, wir bleiben in Spanien. Deshalb waren wir bei Ikea groß Möbel einkaufen.

Oder hier in Kambodscha war das.

Das war unser Haus mit Garten.

Da hatten wir 'ne Kuh.

Oder als ich Backpacking mit den Kindern in Thailand war, waren wir in Krabi, und…

Ganz nett, wenn man das hier öfter mal anguckt.

Holland, Spanien, Kambodscha, Trips nach Thailand, jetzt Mexiko.

Wie kommen die Kinder damit klar, immer wieder umzuziehen?

Die Frage aller Fragen.

Das war beim Weggehen halt ein großes Reizthema.

Ich hab' zwei Jahre lang mit meinen Eltern nicht geredet deswegen.

Meine Oma hat mich komplett aus ihrem Leben geschnitten.

Seine Mutter hat auch sehr die Parolen dann..

Also, es war schon sehr anti.

Action, Action-Shot hier.

Ich hab' grad ein neues Projekt gekriegt, sogar über die Weihnachtsfeiertage.

Mark ist studierter Übersetzer.

Meistens übersetzt er vom Deutschen ins Englische.

Der Übersetzer übersetzt.

Es ist total schwierig ein Bild zu machen von 'nem Übersetzer.

Man geht dann immer durchs Dokument durch.

In der Übersetzung arbeitet man über Wortpreise, beziehungsweise Zeilenpreise

und da gibt es halt 'ne Spanne.

Ich kann jetzt konkret Zahlen nennen, also, ich hab' ein Projekt reingekriegt,

das am achten Januar fällig ist, und da krieg ich für dieses Projekt 3.200 Euro.

3.200 Euro hört sich viel an, und die Freelancer-Honorare sind auch oft sehr gut,

wenn man aus Deutschland bezahlt wird.

Aber Projekte sind schlecht planbar, man weiß nie, was reinkommt, das alte Lied vom Freelancer-Leben.

Von Marks Einkommen lebt die ganze Familie.

Die größten Posten sind: Eine umfassende Krankenversicherung, die sie in

den USA abgeschlossen haben, und die Hausmiete.

Die Miete hier kostet 600 Dollar im Monat.

Das ist überschaubar.

Für ein Dreizimmer-Haus, mit drei Bädern und in 'ner netten Nachbarschaft, das kannst

du dir in Deutschland nicht unbedingt leisten.

Alle anderen Kosten fährt die Family runter, spart zum Beispiel am Auto.

Das hat Katharina vor kurzem für ein paar hundert Euro gekauft und es bleibt auch schon

mal liegen, ist auch während meines Besuchs passiert.

Quentin ist jetzt sieben.

Übrigens hat er im Moment einen Hautausschlag, ist aber nichts schlimmes.

In einer gewöhnlichen Schule war er noch nie.

Das wäre traumatisch gewesen, weil er kann nicht so gut still sitzen.

Also jetzt nichts schlimmes. Ein ganz normales Kind einfach.

Er hat viel Energie und wenn du jetzt sagst: "Ok, nein, du musst jetzt heute dich hinsetzen

und lesen lernen und schreiben", das nimmt einem so ein bisschen, in meiner Wahrnehmung,

oder unserer Meinung nach, nimmt das einem so ein bisschen die Freude am Lernen.

Aber gleichzeitig wollten wir halt so ein paar Grundsachen wie...

Mathematik haben wir mit ihm geübt.

Oder ich hab ihm, wir haben so ein Buch gekauft, “Learning how to read in a hundred days”,

quasi so jeden Tag eine Lektion, und jetzt halt am Ende der Zeit kann er lesen, und schreiben.

In Mexiko geht Quentin mit seiner Schwester seit ein paar Wochen in die Dschungelschule,

das ist 'ne Mischung aus alternativem Lernkonzept und Kinderhort.

Für die Dschungelschule bezahlen die Eltern etwa 200 Dollar im Monat.

Am Ende des Tages traue ich mich dann endlich mit Quentin selbst über sein Leben zu reden.

Er hat schon in sieben Ländern gelebt, mit sieben Jahren!

Wahnsinn.

Am Anfang, als wir nach Kambodscha sind, da fand er das, da hat er gesagt: "Oh ich vermisse

meine Freunde", aber das hat er… Jetzt mittlerweile möchte er eigentlich

weiterziehen, und machen, und entdecken.

Er redet auch davon, dass wenn wir, also irgendwann mal, tot sind, hat er gesagt, dann reist er

weiter für uns, damit wir alle Länder sehen.

Letzter Drehtag, endlich mal Zeit, das Nachtleben zu filmen.

Was hab' ich jetzt gelernt aus diesem Film, was nehm ich mit?

Die Wahrheit ist: Ich haue selber so oft ich kann aus Deutschland ab und

ich kriege ernsthafte Beklemmungen im Büro.

Ich pendel zwischen Berlin, dem Bauernhof meiner Eltern, und Belize in Mittelamerika,

wo ich übrigens auch diesen Film geschnitten hab'.

Das hier ist mein mobiles Verton-Studio.

Ist doch keinem aufgefallen, oder?

Aber Nomade bin ich auch nicht, weil ich hab ja jetzt nicht gar keine Heimat,

sondern halt irgendwie einfach mehrere.

So richtig Nomade zu sein, das stell ich mir echt einfach auch anstrengend vor.

Wenn ich jetzt so überlege, was die Protagonisten miteinander verbindet, also was haben die gemein,

dann glaube ich, ist es eigentlich Mut.

Ja, doch.

Die Hintergründe waren ja ganz unterschiedlich, die Berufe sind ganz unterschiedlich,

in denen sie arbeiten.

Aber irgendwie wirkten sie alle sehr angstbefreit.

Es gibt noch was anderes, was mir während meiner Drehtage immer klarer wird.

Die neue Welt der digitalen Nomaden, so wie ich sie kennengelernt hab', besteht vor allem

aus top-gebildeten Menschen aus reichen Ländern, wie Deutschland oder den USA.

Sowas wie eine Elitetruppe im ständigen Auslandseinsatz.

Viele Locals, also die Menschen in den Ländern, in denen die digitalen Nomaden von Dollars

oder Euros ein super Leben führen, haben nichts von der neuen Welt.


Digitale Nomaden: Online arbeiten und durch die Welt reisen Digital nomads: work online and travel the world

Am Strand chillen und dabei am Laptop Kohle verdienen. Chill on the beach and earn money on the laptop.

Digital Nomad, Juchuh.

Ich bin in Playa del Carmen, in Mexiko.

Dafür ist Playa eigentlich bekannt, für Party und laute Musik.

Gut versteckt in den Touri-Massen und der Straßen-Action treffe ich die für mich noch

unerforschte Spezies der digitalen Nomaden.

Zum Überleben brauchen sie nur einen Laptop und schnelles Netz.

Da fühl ich mich irgendwie ein bisschen mit in dieser stillen Revolution.

Dass man leben kann, wo man will, ist nicht der einzige Vorteil.

Klartext: weniger Steuern.

Moderne Nomaden, die von Land zu Land ziehen.

Sogar mit drei kleinen Kindern.

Holland, Spanien, Kambodscha, jetzt Mexiko - Wie geht das?

Der Dreh beginnt, meine Laune ist am Tiefpunkt.

Ich mach'n Film über Leute, die den ganzen Tag am Laptop sitzen...

Geile Idee, ne?

Ich hab' Schiss.

Action.

Am Anfang muss ich mal ganz tief in mich gehen.

Wow, geile Story, oder?

Ich weiß, es klingt unglaublich!

Damit ihr kapiert, warum ich das erzähle, lass´ ich das Ganze mal nachstellen.

Hola.

Un Cappuccino.

Jetzt müsstest du von hinten gucken, so.

Sun, Beach and Success!

Jetzt, ein paar Jährchen später, ist das der Lifestyle, den tatsächlich viele Menschen leben,

und der auch für viele immer attraktiver wird.

Ich bin hier in Playa, um mich mit ein paar digitalen Nomaden zu treffen und zu sehen:

Wie sieht das Leben eigentlich konkret in der Realität aus.

Und hier haben wir ihn: Einen digitalen Nomaden, wie aus dem Bilderbuch.

Die traurige Wahrheit ist nämlich: Ich musste Markus in die Strandbar zwingen.

Also wenn gestellt, dann richtig, ne?

Jeder hat diese Imagination im Kopf, wenn er… "Ach dies, das sind doch die Flitzpiepen,

die am Strand sitzen, den ganzen Tag.

Digital Nomad, Juchuh.

Aber, dass du nichts siehst, wegen der Sonne, und dass der Schweiß läuft und die Tastatur

schmierig wird, all das ist egal.

Markus ist 39.

Er ist Online-Trainer, und bringt anderen Leuten bei, wie man Geld im Internet verdient.

Er selbst ist seit zwei Jahren weltweit unterwegs.

Habla espanol?

Poquito, poquito...

Ich bin ja ein Spätzünder, was das betrifft.

Ich bin mit… Mit 35 Entscheidung getroffen, mit 36 weggeflogen.

Ne, mit 36 Entscheidung getroffen, mit kurz vor 37 saß ich im Flieger nach Philippinen.

Ist schon spät.

Man muß dieses innere Gefühl haben, dass man die Welt verä… also das hört sich

jetzt polemisch an, aber, dass man schon die Welt verändern möchte.

Und ein Teil davon sein möchte, von der neuen Welt.

Sowas wie Aufbruchstimmung.

Wie früher die Leute aus Hamburg abgezischt sind, aus'm Ballindamm alle nach Amerika übergesiedelt sind.

Heute, durch die Technik und die Möglichkeiten, können wir dieses in Anführungsstrichen

Amerika überall auf der Welt haben, wo wir das wünschen.

Wir müssen dafür nicht an einen bestimmten Ort mehr fahren.

Und da fühl' ich mich irgendwie ein bisschen mit in dieser stillen Revolution, als ein Teil davon.

Markus redet total viel von der “neuen Welt”, die er mitgestaltet.

Wer gehört da dazu und wer nicht?

Die Zweifel am Thema dieses Films werden langsam kleiner.

Digitale Nomaden tummeln sich vor allem auf Bali oder in Thailand, Chiang Mai oder Bangkok.

Aber mit ein paar Kontakten zu den Co-Working-Spaces in der Stadt

finde ich auch hier eine Community von Digital Nomads.

Markus, der aus der Strandbar, will mir zeigen, wie sein Digital Nomad Lifestyle tatsächlich aussieht.

Hier hat Markus ein Air BnB gefunden.

Hallo!

Hi!

Na?

Nichts in dieser Wohnung gehört Markus selbst, auch nicht die Katze.

Er besitzt nur seinen Laptop, sein Handy, und einen Handgepäck-großen Koffer mit Klamotten und Zeugs.

Für das Air BnB bezahlt er ein bisschen über 300 EUR.

Es ist Freitag.

Und Freitags geht Markus in seiner Facebook-Gruppe live, in der sich alle seine Kunden befinden.

Er hält dann so etwas wie eine Motivations-Ansprache.

Und erstmal herzlich willkommen zum Freedom-Friday-Call.

Heute haben wir halt ein wirklich spannendes Thema.

Es dauert etwas, bis ich checke, womit Markus jetzt genau sein Geld verdient.

Habt ihr schonmal was von E-Coaches gehört?

Quasi Online-Trainer, die einem in ´nem Webinar oder Videokurs Dinge beibringen.

Diesen E-Coaches hilft Markus dabei, ihr Business aufzubauen.

Geschäftsstrategien, Kundengewinnung.

Um so was geht es.

Und nicht dann denken: "Oh Gott, jetzt habe ich gerade eine Stunde oder drei Stunden verkauft,

jetzt muss ich zusehen, dass ich die anderen 97 Stunden verkaufe."

Gemeldet bin ich in Deutschland nicht mehr.

Das heißt also, ich bin dahin gegangen, hab' da meinen Ausweis abgegeben, meinen Personalausweis.

Ich hab' jetzt den Reisepass nur noch.

Meine Firma ist in Hamburg gemeldet.

Und… mit ner Betriebsstätte.

Das ist… Es gibt heutzutage Möglichkeiten, dass du dir Büroräume anmieten kannst, die

du als Betriebsstätte angeben kannst, beim Finanzamt.

Das heißt, ich bin zwar nie da, aber trotzdem hab' ich dort 'nen Schreibtisch und 'nen Briefkasten

mit allem drum und dran, da geht dann die Post hin, die wichtig ist.

Er zahlt also seine Steuern in Deutschland.

Dabei kann man als digitaler Nomade der Steuerpflicht auch entkommen.

Durch gut getimtes Reisen gilt man als Dauertourist, oder man besorgt sich einen Wohnsitz in Panama,

das ist ziemlich easy, und man zahlt gar keine Steuern mehr.

Aber was ich ja auch bei mir mache, ist ja, das steht ja nächstes Jahr an,

dass ich die Firma, die ich in Deutschland habe, schließen werde.

Plattmachen, und ich werde so ein Re-Opening machen auf Zypern.

Klartext: Weniger Steuern.

Früher hat Markus mal Versicherungen verkauft, ein Bürojob “im System”, wie er es heute nennt.

Er hat lange Zeit gar nicht gemerkt, wie ihn das kaputt gemacht hat.

Mein Leben war jetzt, eigentlich war es beschissen.

Weil ich glaubte, wenn ich anderen Menschen gefalle, dass ich dadurch Vorteile erreiche,

also Karriere letztendlich auch mache.

Und da hat sich bei mir so ein Devotismus aufgebaut, und du hättest mich jederzeit

anrufen können, ich hätte immer ja gesagt.

Das Nomadenleben ist für Markus eine Befreiung vom alten Leben, in dem er nur gebuckelt hat.

Nichts mehr was ihn hält, kein Haus, kein Auto, nur er und seine Freiheit.

Entweder ist man Rebell, oder man ist es nicht.

Ich bin auch viel unterwegs, ich kann auch ortsunabhängig arbeiten, solange ich meine

Kamera und meinen Laptop dabei hab', aber dieses ständige Reisen, dieses ständige

auf Achse sein, also ich stell mir das auch ein bisschen einsam vielleicht vor.

Im Co-Working Space hat Markus seinen aktuellen Freundeskreis gefunden.

Am Abend geht's zum Stammtisch der Digital Nomads in Playa del Carmen.

Hier treffe ich viele US-Amerikaner, außerdem Leute zum Beispiel aus Frankreich oder Japan.

Ich hab' hier in Playa sogar ne Familie gefunden, die das Leben als digitale Nomaden lebt.

Mark und Katharina haben drei Kinder.

Mark ist halber US-Amerikaner, Katharina hat in den USA studiert.

Mit ihren Kindern sprechen sie meistens Englisch, der Jüngste ist 5 Monate alt.

Er ist in Mexiko geboren?

Ne, in Valencia.

In Spanien.

Alle unsere Kinder sind in drei Ländern geboren.

Kennengelernt haben sie sich in den Staaten, dann eine zeitlang in Deutschland gewohnt,

aber sie haben es nicht lange ausgehalten.

Hier, das ist in Spanien gewesen.

Damals haben wir noch gedacht, wir bleiben in Spanien. Deshalb waren wir bei Ikea groß Möbel einkaufen.

Oder hier in Kambodscha war das.

Das war unser Haus mit Garten.

Da hatten wir 'ne Kuh.

Oder als ich Backpacking mit den Kindern in Thailand war, waren wir in Krabi, und…

Ganz nett, wenn man das hier öfter mal anguckt.

Holland, Spanien, Kambodscha, Trips nach Thailand, jetzt Mexiko.

Wie kommen die Kinder damit klar, immer wieder umzuziehen?

Die Frage aller Fragen.

Das war beim Weggehen halt ein großes Reizthema.

Ich hab' zwei Jahre lang mit meinen Eltern nicht geredet deswegen.

Meine Oma hat mich komplett aus ihrem Leben geschnitten.

Seine Mutter hat auch sehr die Parolen dann..

Also, es war schon sehr anti.

Action, Action-Shot hier.

Ich hab' grad ein neues Projekt gekriegt, sogar über die Weihnachtsfeiertage.

Mark ist studierter Übersetzer.

Meistens übersetzt er vom Deutschen ins Englische.

Der Übersetzer übersetzt.

Es ist total schwierig ein Bild zu machen von 'nem Übersetzer.

Man geht dann immer durchs Dokument durch.

In der Übersetzung arbeitet man über Wortpreise, beziehungsweise Zeilenpreise

und da gibt es halt 'ne Spanne.

Ich kann jetzt konkret Zahlen nennen, also, ich hab' ein Projekt reingekriegt,

das am achten Januar fällig ist, und da krieg ich für dieses Projekt 3.200 Euro.

3.200 Euro hört sich viel an, und die Freelancer-Honorare sind auch oft sehr gut,

wenn man aus Deutschland bezahlt wird.

Aber Projekte sind schlecht planbar, man weiß nie, was reinkommt, das alte Lied vom Freelancer-Leben.

Von Marks Einkommen lebt die ganze Familie.

Die größten Posten sind: Eine umfassende Krankenversicherung, die sie in

den USA abgeschlossen haben, und die Hausmiete.

Die Miete hier kostet 600 Dollar im Monat.

Das ist überschaubar.

Für ein Dreizimmer-Haus, mit drei Bädern und in 'ner netten Nachbarschaft, das kannst

du dir in Deutschland nicht unbedingt leisten.

Alle anderen Kosten fährt die Family runter, spart zum Beispiel am Auto.

Das hat Katharina vor kurzem für ein paar hundert Euro gekauft und es bleibt auch schon

mal liegen, ist auch während meines Besuchs passiert.

Quentin ist jetzt sieben.

Übrigens hat er im Moment einen Hautausschlag, ist aber nichts schlimmes.

In einer gewöhnlichen Schule war er noch nie.

Das wäre traumatisch gewesen, weil er kann nicht so gut still sitzen.

Also jetzt nichts schlimmes. Ein ganz normales Kind einfach.

Er hat viel Energie und wenn du jetzt sagst: "Ok, nein, du musst jetzt heute dich hinsetzen

und lesen lernen und schreiben", das nimmt einem so ein bisschen, in meiner Wahrnehmung,

oder unserer Meinung nach, nimmt das einem so ein bisschen die Freude am Lernen.

Aber gleichzeitig wollten wir halt so ein paar Grundsachen wie...

Mathematik haben wir mit ihm geübt.

Oder ich hab ihm, wir haben so ein Buch gekauft, “Learning how to read in a hundred days”,

quasi so jeden Tag eine Lektion, und jetzt halt am Ende der Zeit kann er lesen, und schreiben.

In Mexiko geht Quentin mit seiner Schwester seit ein paar Wochen in die Dschungelschule,

das ist 'ne Mischung aus alternativem Lernkonzept und Kinderhort.

Für die Dschungelschule bezahlen die Eltern etwa 200 Dollar im Monat.

Am Ende des Tages traue ich mich dann endlich mit Quentin selbst über sein Leben zu reden.

Er hat schon in sieben Ländern gelebt, mit sieben Jahren!

Wahnsinn.

Am Anfang, als wir nach Kambodscha sind, da fand er das, da hat er gesagt: "Oh ich vermisse

meine Freunde", aber das hat er… Jetzt mittlerweile möchte er eigentlich

weiterziehen, und machen, und entdecken.

Er redet auch davon, dass wenn wir, also irgendwann mal, tot sind, hat er gesagt, dann reist er

weiter für uns, damit wir alle Länder sehen.

Letzter Drehtag, endlich mal Zeit, das Nachtleben zu filmen.

Was hab' ich jetzt gelernt aus diesem Film, was nehm ich mit?

Die Wahrheit ist: Ich haue selber so oft ich kann aus Deutschland ab und

ich kriege ernsthafte Beklemmungen im Büro.

Ich pendel zwischen Berlin, dem Bauernhof meiner Eltern, und Belize in Mittelamerika,

wo ich übrigens auch diesen Film geschnitten hab'.

Das hier ist mein mobiles Verton-Studio.

Ist doch keinem aufgefallen, oder?

Aber Nomade bin ich auch nicht, weil ich hab ja jetzt nicht gar keine Heimat,

sondern halt irgendwie einfach mehrere.

So richtig Nomade zu sein, das stell ich mir echt einfach auch anstrengend vor.

Wenn ich jetzt so überlege, was die Protagonisten miteinander verbindet, also was haben die gemein,

dann glaube ich, ist es eigentlich Mut.

Ja, doch.

Die Hintergründe waren ja ganz unterschiedlich, die Berufe sind ganz unterschiedlich,

in denen sie arbeiten.

Aber irgendwie wirkten sie alle sehr angstbefreit.

Es gibt noch was anderes, was mir während meiner Drehtage immer klarer wird.

Die neue Welt der digitalen Nomaden, so wie ich sie kennengelernt hab', besteht vor allem

aus top-gebildeten Menschen aus reichen Ländern, wie Deutschland oder den USA.

Sowas wie eine Elitetruppe im ständigen Auslandseinsatz.

Viele Locals, also die Menschen in den Ländern, in denen die digitalen Nomaden von Dollars

oder Euros ein super Leben führen, haben nichts von der neuen Welt.