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2021 Tagesschau, tagesthemen 24.09.2021, 21:45 Uhr - Weltweit demonstrieren Menschen zum achten Mal für eine bessere Klimapolitik, Partei

tagesthemen 24.09.2021, 21:45 Uhr - Weltweit demonstrieren Menschen zum achten Mal für eine bessere Klimapolitik, Partei

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (24.09.2021)

Heute im Studio: Aline Abboud

Guten Abend.

Vor zwei Jahren gingen erstmals Millionen Menschen weltweit

für mehr Klimaschutz auf die Straße.

Heute ist wieder so ein Tag.

Laut dem Motto #AlleFürsKlima rief Fridays for Future alle dazu auf,

sich dem globalen Klimastreik anzuschließen.

Mit Unterstützung prominenter Akteure.

Es ist der achte globale Klimastreik,

aber diesmal ein besonderer - zwei Tage vor der Bundestagswahl.

Aber gerade deshalb hoffen viele, besonders junge Menschen,

daraus eine Klimawahl zu machen und noch etwas bewegen zu können.

Ganz nach dem Motto #AlleFürsKlima.

Jan Koch und Stephan Lenhardt.

(alle) Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Noch einmal alles geben - kurz vor der Bundestagswahl.

Pauline Brünger, von Anfang an bei Fridays for Future dabei.

Eine von Hunderttausenden, die heute wieder auf die Straße gehen.

Beim ersten Streik war die Studentin noch Schülerin -

seitdem hat sich für sie nicht viel geändert.

Ich bin unfassbar wütend.

Ich hab das Gefühl, wir werden von der Politik verraten,

und die Menschen, die von der Klimakrise betroffen sind.

Klima-Aktivismus ist für sie mehr als ein Ehrenamt,

v.a. nach den letzten Naturkatastrophen.

Am Ende ist die Klimakrise ja ein physikalisches Problem,

mit dem man keine Kompromisse machen kann.

Besonders nach so einem Sommer,

wo wir hier in NRW diese Katastrophen miterlebt haben.

Es ist unerklärlich,

wie daraus keine politischen Konsequenzen folgen.

Auch in Sinzig in Rheinland-Pfalz wissen sie jetzt,

was es heißt, Naturkatastrophen ausgesetzt zu sein.

Jakob Dietl gehört zu Sinzig for Future.

Seine Heimat stand vor Wochen komplett unter Wasser.

Fassungslosigkeit - weil so was wie hier nie erwartet gewesen war.

Ich kann das immer noch nicht glauben,

wenn ich mich hier umgucke.

Weil das die Orte sind, wo ich als Kind war.

Kinder sind es,

die in einem großen Demozug durch Sinzig ziehen.

Voller Hoffnung, dass sich doch was ändert.

Weltweit geht Fridays for Future heute in über 80 Ländern

auf die Straße.

In Deutschland sind es laut Veranstalter Hunderttausende.

Die meisten in Berlin, wohin auch sie gekommen ist:

Greta Thunberg.

Extra angereist, um zu betonen:

Deutschland als Klimakiller müsse mehr tun,

die nächste Regierung müsse mehr tun.

Wir müssen wählen, ihr müsst wählen.

Und wir müssen weiter auf die Straße gehen und von Politikern einfordern,

etwas fürs Klima zu tun.

Wir dürfen nicht aufgeben.

Es gibt kein Zurück.

Aber wen wählen?

Auch von ihr sind viele enttäuscht: Annalena Baerbock.

Sie taucht in Köln auf einmal im Demogeschehen auf.

Fridays for Future toleriert das.

Doch für sie reicht auch das Wahlprogramm der Grünen nicht aus.

Kein Wahlprogramm tue alles fürs Klima, betonen sie auch,

als sie am SPD-Wahlkampfevent vorbeimarschieren.

Diejenigen, die wirklich für Klimagerechtigkeit streiken,

die diese Krise wirklich verstanden haben:

Die finden wir nicht bei Regierungserklärungen

und nicht auf Wahlkampfevents.

Diese Menschen finden wir freitags beim Klimastreik.

Aus dem Klimastreik, der Bewegung ist eine Interessengemeinschaft

mit Maximalforderungen für Klimaschutz geworden.

Aber auch mit der Hoffnung auf eine Trendwende,

eine Regierung, die den Klimawandel konsequenter bekämpft.

Es ist Endspurt im Wahlkampf.

In knapp 48 Stunden schließen die Wahllokale.

Einige haben ihre Stimme schon per Briefwahl abgegeben.

Und nach zig Wahl-Triellen, Wahl-Arenen, Wahlkampf-Events

schleicht sich so langsam dieses gesättigte Gefühl ein:

Jetzt kann's losgehen.

Gespannt blickt Deutschland auf den Wahlsonntag.

Denn egal wie er ausgeht -

es wird nach 16 Jahren Merkel anders werden.

Zum Abschluss des Wahlkampfes haben sich die Parteien

heute noch einmal bundesweit aufgestellt.

Um Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren

und um die Unentschlossenen zur Wahl aufzurufen.

Nicole Kohnert.

Es knallt am Ende des Wahlkampfs der Union aus bayerischer Tradition.

Die Böllerschützen nicht nur für Kanzlerkandidat Laschet.

Mit Tradition und Trachten möchte die Union auf dem Nockerberg

auf den letzten Metern Wähler gewinnen.

Im Biergarten werden aber einige Merkel vermissen.

Wir werden ihr nachtrauern,

wenn wieder die ganzen Supermänner auftauchen.

Es ist ein spezieller Tag.

Ich bin Unternehmer.

Diese Wahl ist eine der wichtigsten.

Merkel will den Mann unterstützen, der sie ablösen soll.

Wir wollen voller Überzeugung rausgehen,

alles vergessen, was uns hier und da nicht gefallen hat.

Und sagen, es geht um Deutschland.

Damit Deutschland stabil bleibt, muss Armin Laschet Kanzler werden.

Und Laschet warnt auch auf den letzten Metern

vor einem rot-grün-roten Bündnis.

Die fangen wieder an mit den alten sozialistischen Zöpfen der 80er.

Bürokratie, Steuererhöhung, Leute bevormunden,

ihnen vorschreiben, wie sie zu reden haben.

Nein, die Bürger wissen das besser als diese Ideologen.

In Köln will Olaf Scholz noch mal einen Punkt machen.

Es geht ihm um soziale Gerechtigkeit, den Mindestlohn,

ein stabiles Rentenniveau.

Und er schießt noch mal gegen die Union und die Liberalen.

Wer wie die CDU/CSU und FDP in dieser Lage vorschlägt:

Dass Leute wie ich oder Leute, die noch mehr verdienen,

eine Steuersenkung brauchen, die 30 Milliarden Euro im Jahr kosten darf.

Der kann nicht rechnen.

Wieder werden Gemeinsamkeiten mit den Grünen beim Thema Energie genannt –

mit einem Seitenhieb in Sachen Stromnetze:

Sie haben eine kleine Umsetzungsschwäche.

Zwölf Windkraftanlagen in Baden-Württemberg

gebaut im letzten Jahr ist nicht die Zahl,

um die es hier geht.

Aber wenn man das richtige Ziel hat, wird der Rest auch klappen.

In Düsseldorf will Annalena Baerbock die Grünen stark machen,

sich von der SPD klar absetzen:

Wo wart ihr Sozialdemokraten,

als die Kinder und Jugendlichen euch brauchten?

Ihr stellt den Finanzminister seit einigen Jahren,

den Arbeit- und Sozialminister

und bis vor Kurzem auch die Familienministerin.

Ihr habt alle drei zusammen nicht dafür gesorgt,

Kindern eine Priorität zu geben.

Keine klare Aussage von Baerbock, ob sie in eine Ampel-Koalition will

oder doch mit der CDU in eine Jamaika-Koalition.

Die FDP würde am liebsten mit der Union und den Grünen -

beharren darauf:

Die FDP wird nur in eine Regierung eintreten,

wenn es eine Regierung der Mitte ist.

Und wenn die FDP in eine Regierung eintritt,

wird es eine Regierung der Mitte sein.

Nur wer wird Merkel nun ersetzen?

Noch zwei Tage haben die Wähler Zeit, das zu entscheiden.

Tina Hassel in Berlin.

Diese Bundestagswahl wird ja sehr wahrscheinlich

ein ziemlicher Sonntagskrimi werden.

Dabei ist koalitionstechnisch noch fast alles offen.

Was könnte uns da erwarten?

Fest steht, dass alles offen ist.

Das haben die Wahlkämpfer heute alle gesagt.

Es stimmt.

SPD und Union trennen wenig Abstand.

Das Rennen um Platz eins ist offen.

Es kann auch sein, dass wir einen Wahlsieger am Sonntag kennen,

aber noch nicht den künftigen Kanzler.

Auch von Platz zwei kann eine Regierung

theoretisch gebildet werden.

Wer auch immer das Rennen macht,

dürfte 75 Prozent der Menschen im Land nicht überzeugt haben.

Der wird kein strahlender Sieger sein.

Er wird mit zwei Partnern versuchen müssen, eine Regierung zu bilden.

Das könnte kompliziert werden.

Viele Menschen sind noch unentschlossen,

wem sie ihre Stimme geben.

Macht es Sinn, taktisch zu wählen?

Das fragen sich viele Menschen.

Sie wollen damit entweder ein Bündnis stark machen

oder eine Koalition verhindern.

Weil es viele Optionen gibt, ist das riskant.

Es zählt nicht nur der Wählerwille, sondern am Ende vor allem

die Verhandlung der Parteien nach der Wahl.

Also lieber die Partei wählen, von der man überzeugt ist.

Vielen Dank, Tina Hassel.

Die Entscheidung des Papstes war mit Spannung erwartet worden:

Darf der Kölner Kardinal Woelki im Amt bleiben oder nicht?

Nicht nur in Köln kehren Katholiken der Kirche in Scharen den Rücken,

entsetzt über den Umgang des Kardinals mit den Missbrauchsfällen.

Der Papst ordnete eine Untersuchung durch den Vatikan an.

Die führte ihn nun zum Urteil: Woelki darf bleiben.

Der nimmt nun auf eigenen Wunsch eine mehrmonatige Auszeit.

Aber Franziskus' Festhalten an Woelki hinterlässt Unbehagen,

auch in den eigenen Reihen.

Christina Zühlke.

Kardinal Woelki hatte eingeladen, um zu erzählen,

wie er im Gespräch mit dem Papst von dessen Urteil erfahren hatte.

Er hat die Aufarbeitung und unsere Entschlossenheit,

mit der wir den sexuellen Missbrauch aufzuarbeiten versucht haben,

hervorgehoben und gewürdigt.

Kardinal Woelki hatte wieder und wieder versprochen,

Namen von Vertuschern zu nennen und Konsequenzen zu ziehen.

Doch ein juristisches Gutachten ließ er nicht veröffentlichen,

galt plötzlich selbst als Vertuscher.

Er gab ein zweites Gutachten in Auftrag, das zwei Weihbischöfen

Pflichtverletzungen bei der Missbrauchsaufklärung bescheinigte.

Die Konsequenz: Woelki beurlaubte sie.

Aber der Papst teilte heute mit, auch sie sollten weitermachen.

Patrick Bauer hat als Kind jahrelang sexualisierte Gewalt erfahren,

in einem katholischen Internat.

Er wurde enttäuscht.

Papst Franziskus hat bis heute

die Gefühle eines Betroffenen nicht verstanden.

Die gesamte Führungsetage der katholischen Kirche

hat nicht begriffen, wie schlimm dieser Skandal ist.

Patrick Bauer und Maria Mesrian von der Reformgruppe Maria 2.0

engagieren sich für Veränderungen im Bistum.

Doch solche Nachrichten machen mürbe.

In Köln wurde über Jahrzehnte vertuscht.

Das wird jetzt gar nicht bewertet und hat keine Konsequenzen.

Das ist ein fatales Zeichen aus Rom.

Die Werte Recht und Gerechtigkeit sind hier im freien Fall.

Auch Kirchenrechtler Thomas Schüller befürchtet,

dass Vertrauen ins Kölner Bistum und in den Vatikan verloren geht.

Man sieht wieder Entschuldigungen,

Feststellungen, es hätten keine Rechtsverstöße stattgefunden.

Großzügige Sabbatzeit.

Die Bischöfe fallen weich und werden nicht zur Verantwortung gezogen.

Das wird viele Gläubige enttäuschen.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing, schrieb:

Kardinal Woelki will ab Mitte Oktober seine halbjährige Auszeit starten.

Natürlich habe ich Fehler gemacht bei der Aufarbeitung

und mit Blick auf die Kommunikation.

Dafür übernehme ich die Verantwortung.

Das tut mir leid.

Wie wollen Sie das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen?

Darauf gab es heute keine Antwort.

Zur Entscheidung des Papstes in Sachen Woelki

und zum Umgang des Bistums mit den Missbrauchsfällen

hat Michael Heussen vom WDR diese Meinung:

Die Katholiken in Köln

hatten 2014 große Hoffnungen in ihren neuen Bischof gesteckt:

'ne Kölsche Jung, aufgewachsen ein paar Kilometer vom Dom entfernt,

Fan des 1. FC, volksnah und so ganz anders als sein Vorgänger.

Zu schön, um wahr zu sein? Ja.

Woelki entpuppte sich für viele als empathieloser Technokrat.

Aber immerhin wollte er als einer der ersten Bischöfe

Namen nennen von Tätern - und von Komplizen,

die beim Vertuschen sexualisierter Gewalt an Kindern halfen.

Ich halte ihm zugute, dass er gemerkt hat: So geht es nicht weiter.

Er hat Fehler erkannt und benannt, auch eigene.

Und das von ihm präsentierte zweite Missbrauchsgutachten

rechnet schonungslos mit den Tätern ab.

Hätte eine Abberufung die Krise beigelegt?

Woelki hat immer wieder gesagt, Davonlaufen sei keine Lösung.

Und er ist – sprichwörtlich - nach Canossa gegangen, zum Papst,

in die Öffentlichkeit, zu den Betroffenen.

Reicht das, um im Amt zu bleiben?

Viele hätten sich vom Papst ein deutlicheres Signal gewünscht.

Stattdessen: eine Rüge wegen schlechter Kommunikation,

eine Auszeit.

Das wirkt viel zu milde.

Ein Kardinal der Herzen wird Woelki nicht mehr werden.

Aber das Erzbistum werden weiter mit ihm leben müssen.

Denn er wird wahrscheinlich zurückkommen.

Der Vatikan ist keine Demokratie -

der Papst hat entschieden, nicht das Kirchenvolk.

Jeder muss selbst wissen, ob all das Grund genug für einen Austritt ist,

oder ob man es aussitzt.

Ich versuche, mich damit zu trösten,

dass Kirche nicht der Bischof oder der Papst ist.

Sondern vor allem die Gemeinde vor Ort.

Dass Priester dort Verbrechen an Kindern begehen

und von oben in Schutz genommen werden:

Das kann hoffentlich jetzt nie mehr passieren.

Die Meinung von Michael Heussen.

Wir kommen ins Ausland, nach Afghanistan.

Dort mutet es für viele zynisch an,

wenn jetzt ausgerechnet die Taliban für Recht und Ordnung sorgen sollen.

Also die, die hier bis vor 20 Jahren ein Schreckensregiment führten.

Und die Hoffnung, dass sich die Taliban verändert haben,

schwindet immer mehr.

Und es bleibt die Angst, dass alles genauso wird wie damals.

Die Kämpfer jedenfalls haben Polizeiaufgaben übernommen.

Oliver Mayer hat sie auf Patrouille in Kabul begleitet,

um herauszufinden:

Was bleibt übrig von der angeblichen neuen Offenheit und Transparenz?

Patrouille der islamistischen Taliban in Kabul.

Wir begleiten sie, wollen sehen, wie die Menschen auf sie reagieren.

Nach der Machtergreifung kontrollieren sie die Straßen.

Vor uns wollen sie ein gutes Bild abgeben.

Wir haben alle Probleme gelöst.

Es gibt viel weniger Kriminalität.

Früher konnte man nachts nicht raus, jetzt ist das kein Problem.

Die Leute sind glücklich.

So die Behauptung des Kommandeurs.

Dass die Kriminalität abgenommen haben könnte, liegt auch daran,

dass die Taliban Verbrechen nach der Scharia bestrafen.

Dazu gehört das Abhacken von Gliedmaßen,

das Auspeitschen und Foltern.

Der Kommandeur äußert sich nicht -

wir sollten lieber Leute befragen, was sie von den Taliban halten.

Wir sind glücklich, dass die Taliban patrouillieren.

Keiner traut sich mehr, etwas Kriminelles zu tun.

Das hat stark abgenommen.

Wir gehen unserer Arbeit nach - Männer und Frauen.

Selbst wenn der Fleischverkäufer eine kritische Meinung hätte:

Es wäre schwer, sie zu äußern, wenn ein bewaffneter Talib mithört.

Ein junge Frau, die anonym bleiben will, erzählt:

Ihr Vater war Journalist, habe Zugang zu sensiblen Daten gehabt.

Eines Abends kam er nicht heim.

24 Stunden später sind wir zu den Taliban gegangen.

Wir haben gesagt, wir können unseren Vater nicht finden.

Es war schlimm.

Ich weiß nicht, wo er ist.

Ich vermisse ihn so sehr!

Sie ist sicher, dass er von den Taliban verschleppt wurde.

Die Familie fühlt sich bedroht.

Wir müssen Afghanistan verlassen.

Aber mein Bruder bleibt - er versucht, meinen Vater zu finden.

Solche Vorwürfe weist der Kommandeur von sich.

Von verschleppten Menschen hätte er nie gehört.

Man sei allen freundlich gesinnt.

Die letzte Regierung war korrupt.

Sie hat Bestechungsgelder von Kriminellen genommen

und sie aus der Haft entlassen.

Wir machen so was nicht, wir sind transparent.

Wir haben beobachtet:

Die Taliban wollen nach außen zeigen,

wie ihr Verständnis von Recht und Ordnung ist.

Genau das sorgt bei vielen für Angst.

Afghanistan war auch Thema in Bundespräsident Steinmeiers Rede

vor der UN-Vollversammlung.

Er forderte, aus dem Scheitern des Westens in dem Land

Lehren zu ziehen.

Nachrichten mit Susanne Daubner.

Der Fall von Kabul sei eine Zäsur, so Steinmeier.

Resignation wäre aber die falsche Lehre.

Er plädierte für mehr deutsche und europäische Verantwortung

in der Welt.

Es war die erste Rede eines deutschen Bundespräsidenten

vor der UN-Vollversammlung seit fast 40 Jahren.

Der Bundespräsident kam nach New York,

um Zuversicht zu verbreiten.

Deutschland werde auch nach der Wahl

seine internationale Verantwortung wahrnehmen.

Nach dem Scheitern in Afghanistan sei Rückzug keine Option.

Die deutsche Außenpolitik müsse ehrlicher, klüger und stärker werden.

Deutsche und europäische Außenpolitik darf sich nicht

aufs Rechthaben und Verurteilen beschränken.

Wir müssen unseren Instrumentenkasten erweitern.

Diplomatisch, militärisch, zivil, humanitär.

In den großen Fragen wie Corona und Erderwärmung

sei man mehr denn je international aufeinander angewiesen.

Künftige Generationen werden uns nicht

an militärischer Stärke heute messen.

Sondern daran,

ob wir in der Lage waren, Probleme zu lösen.

Auch in der Klimafrage

dürfe es keinen Rückfall in nationale Egoismen geben.

Es sei eine historische Aufgabe,

die Lücke zwischen Worten und Handeln zu schließen.

Die EU wirft Russland kurz vor der Bundestagswahl Cyberattacken vor.

Diese richteten sich gegen Abgeordnete,

Regierungsbeamte und Journalisten, heißt es in einer Erklärung.

Ziel sei es,

demokratische Institutionen und Abläufe zu schädigen.

Der EU-Außenbeauftragte Borrell forderte Moskau auf,

die Angriffe zu stoppen.

Für Aufmerksamkeit

sorgt ein Hackerangriff auf das Statistische Bundesamt.

Der Behördenchef ist zugleich Bundeswahlleiter.

Laut Innenministerium gefährdet der Angriff die Wahl aber nicht.

Wer dahintersteckt, sei nicht bekannt.

Der frühere katalanische Regionalpräsident Puigdemont

ist nach seiner Festnahme in Italien wieder frei.

Er war als Europaabgeordneter nach Sardinien gereist

und gestern am Flughafen in Gewahrsam genommen worden.

Das Berufungsgericht will im Oktober über einen europäischen Haftbefehl

aus Spanien gegen Puigdemont entscheiden.

Ihm wird u.a. Rebellion vorgeworfen.

Puigdemont war einer der Hauptakteure im Abspaltungsversuch Kataloniens

von der Zentralregierung in Madrid.

Die beiden deutschen Wissenschaftler Dieter Oesterhelt und Peter Hegemann

wurden mit ihrem US-Kollegen Karl Deisseroth

mit dem Lasker Award ausgezeichnet,

einem der renommiertesten amerikanischen Medizinpreise.

Oesterhelt hatte vor rund 50 Jahren ein Protein entdeckt,

das Licht in chemische Energie umwandeln kann.

In Zusammenarbeit mit Hegemann

entstand die Disziplin der Optogenetik.

Sie bietet die Möglichkeit, Hirne besser zu untersuchen,

und könnte künftig dabei helfen, Krankheiten zu heilen.

Der reichste Mann der Welt lebte im 16. Jahrhundert in Augsburg.

Jakob Fugger, Chef eines Handelsunternehmens,

war durchaus bereit, von seinem Reichtum abzugeben.

So ließ er eine Stadt in der Stadt bauen,

wo nur wohnen durfte, wer wenig hatte und Not litt.

Die Fuggerei steht heute noch.

Und wie damals gibt es hier Wohnraum zu niedrigem Zins -

unter der Bedingung, dass täglich drei Gebete gesprochen werden.

Andreas Herz war mittendrin und hat erlebt,

wie Menschen sich freuen, wenn sie hier eine Wohnung bekommen.

Die Angst hatte ich schon immer:

Keine Wohnung zu finden und auf der Straße zu leben.

Und plötzlich wird Derya krank, verliert die Ausbildungsstelle -

und dann den Platz in der Wohngruppe.

Dass sie nun in Augsburgs teures Zentrum zieht, kann sie kaum fassen.

Die Fuggerei ist meine Rettung.

Ich wüsste nicht, wo ich eine bezahlbare Wohnung finde.

Die Fuggerei - Bestlage, mitten in der Stadt.

Für Derya eigentlich unbezahlbar.

Doch in Deutschlands ältester Sozialsiedlung

wohnt sie für 88 Cent Kaltmiete - im Jahr.

Ordnerweise stapeln sich die Anfragen für eine Wohnung.

Die Not wird größer.

Man spürt den Druck, viele sagen, sie müssen ihre Wohnung räumen.

Auch viele, die im Dienstleistungssektor arbeiten.

Diese Wohnung wird neu vergeben und vor dem Bezug saniert.

So wird sie dann aussehen.

Gleich sehen wir, was es bedeutet, so eine Wohnung zu ergattern.

Wir sind bei der Auswahl dabei – anhand von 500 Jahre alten Kriterien:

Bedürftig muss man sein, katholisch, und schon länger in Augsburg leben.

Schau, die wartet schon ziemlich lange.

Hat gesagt: Erdgeschoss wegen einer Hüft-OP.

Und die Altersrente ist niedrig.

Okay, also das heißt, die nehmen wir.

* Freizeichen *

Fuggersche Stiftungen ... * Frau Herzog, ich grüße Sie! *

Wir haben eine Erdgeschosswohnung, die bald frei wird.

Die können Sie anschauen. * Mei, Sie sind ein Engel! *

* Woah, echt, oder? * Ja, machen wir einen Termin aus.

* Oh, ist das toll! *

Das Geld bringt die Forstwirtschaft,

die die Familie Fugger nach dem 30-jährigen Krieg erworben hat.

Alexander Graf Fugger, ein Nachfahre des Gründers,

muss der Personalie noch zustimmen.

Ja, klingt gut.

Eine Formalie.

Was den Graf wirklich umtreibt, hat mit diesem Mann zu tun:

Gintaras Grachauskas hat die litauische Regierung

jahrelang in Sachen demografischer Wandel betraut.

Nun will er in seiner Heimat eine Fuggerei aufbauen.

Wie kann man armen alten Leuten helfen?

Ich habe in der Welt geguckt, von Tokio bis New York.

Und das beste Beispiel habe ich hier in Augsburg gefunden.

Gintaras ist dabei, Unternehmer in Litauen dafür zu gewinnen.

Das Grundstück ist schon da.

Und das will Graf Fugger:

Nachahmer finden, die es in Deutschland bislang nicht gibt.

Noch gab es hier keinen Austausch mit einer Privatinitiative,

die versucht, ein ähnliches Konzept umzusetzen.

Dabei gibt es so viele Menschen wie Derya.

Die nun umgeben ist von Sozialpädagoginnen

und einer Gemeinschaft.

Für 88 Cent Kaltmiete sowie – auch das hat der Gründer festgelegt -

drei Gebete pro Tag.

Ich hab einmal das Ave Maria am Abend vergessen,

weil ich so müde war und eingeschlafen bin.

Ehrliches Geständnis.

Der alte Fugger wird es ihr verzeihen.

Und sicher auch seine Nachfahren, die aus dem Filetgrundstück

im Augsburger Zentrum nicht das Maximum herauspressen.

Sondern einen Ort für Bedürftige erhalten haben.

Zum Schluss noch das Wetter.

Wie wird's denn am Wochenende, Karsten Schwanke?

Für die meisten Menschen wird es spätsommerlich.

Man kann nach draußen gehen.

Schauen wir auf den Sonntag.

In Berlin wird es ein Sommertag.

Es bleibt in Berlin auf jeden Fall trocken.

Schauen wir, wie es weitergeht.

Nach dem Wochenende gehen die Temperaturen nach unten.

Springen wir weiter auf den europäischen Wetterfilm.

Zunächst trockenes Wetter.

Dann kommen Schauer und Gewitter am Sonntag im Südwesten an.

Und dann kommt dieses Tiefdrucksystem zum Zuge.

Es bringt kalte Luft zu uns.

Heute Nacht kompakte Bewölkung im Norden.

In der Südhälfte in der zweiten Nachthälfte Nebel.

Der löst sich vormittags auf.

Am Nachmittag bekommen die Wolken im Norden einige Lücken.

Die Temperaturen:

Am Sonntag lösen sich die meisten der Wolken im Norden auf.

Am Nachmittag kommen aus Südwesten Schauer und Gewitter.

Am Montag wechselhaft.

Vielen Dank.

Das waren die tagesthemen.

Hier folgt ein Tatort aus Dortmund.

Wir sind morgen wieder da.

Einen schönen Abend.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 24.09.2021, 21:45 Uhr - Weltweit demonstrieren Menschen zum achten Mal für eine bessere Klimapolitik, Partei tagesthemen 24.09.2021, 21:45 Uhr - Worldwide people demonstrate for the eighth time for a better climate policy, party

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (24.09.2021)

Heute im Studio: Aline Abboud

Guten Abend.

Vor zwei Jahren gingen erstmals Millionen Menschen weltweit

für mehr Klimaschutz auf die Straße.

Heute ist wieder so ein Tag.

Laut dem Motto #AlleFürsKlima rief Fridays for Future alle dazu auf,

sich dem globalen Klimastreik anzuschließen.

Mit Unterstützung prominenter Akteure.

Es ist der achte globale Klimastreik,

aber diesmal ein besonderer - zwei Tage vor der Bundestagswahl.

Aber gerade deshalb hoffen viele, besonders junge Menschen,

daraus eine Klimawahl zu machen und noch etwas bewegen zu können.

Ganz nach dem Motto #AlleFürsKlima.

Jan Koch und Stephan Lenhardt.

(alle) Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Noch einmal alles geben - kurz vor der Bundestagswahl.

Pauline Brünger, von Anfang an bei Fridays for Future dabei.

Eine von Hunderttausenden, die heute wieder auf die Straße gehen.

Beim ersten Streik war die Studentin noch Schülerin -

seitdem hat sich für sie nicht viel geändert.

Ich bin unfassbar wütend.

Ich hab das Gefühl, wir werden von der Politik verraten,

und die Menschen, die von der Klimakrise betroffen sind.

Klima-Aktivismus ist für sie mehr als ein Ehrenamt,

v.a. nach den letzten Naturkatastrophen.

Am Ende ist die Klimakrise ja ein physikalisches Problem,

mit dem man keine Kompromisse machen kann.

Besonders nach so einem Sommer,

wo wir hier in NRW diese Katastrophen miterlebt haben.

Es ist unerklärlich,

wie daraus keine politischen Konsequenzen folgen.

Auch in Sinzig in Rheinland-Pfalz wissen sie jetzt,

was es heißt, Naturkatastrophen ausgesetzt zu sein.

Jakob Dietl gehört zu Sinzig for Future.

Seine Heimat stand vor Wochen komplett unter Wasser.

Fassungslosigkeit - weil so was wie hier nie erwartet gewesen war.

Ich kann das immer noch nicht glauben,

wenn ich mich hier umgucke.

Weil das die Orte sind, wo ich als Kind war.

Kinder sind es,

die in einem großen Demozug durch Sinzig ziehen.

Voller Hoffnung, dass sich doch was ändert.

Weltweit geht Fridays for Future heute in über 80 Ländern

auf die Straße.

In Deutschland sind es laut Veranstalter Hunderttausende.

Die meisten in Berlin, wohin auch sie gekommen ist:

Greta Thunberg.

Extra angereist, um zu betonen:

Deutschland als Klimakiller müsse mehr tun,

die nächste Regierung müsse mehr tun.

Wir müssen wählen, ihr müsst wählen.

Und wir müssen weiter auf die Straße gehen und von Politikern einfordern,

etwas fürs Klima zu tun.

Wir dürfen nicht aufgeben.

Es gibt kein Zurück.

Aber wen wählen?

Auch von ihr sind viele enttäuscht: Annalena Baerbock.

Sie taucht in Köln auf einmal im Demogeschehen auf.

Fridays for Future toleriert das.

Doch für sie reicht auch das Wahlprogramm der Grünen nicht aus.

Kein Wahlprogramm tue alles fürs Klima, betonen sie auch,

als sie am SPD-Wahlkampfevent vorbeimarschieren.

Diejenigen, die wirklich für Klimagerechtigkeit streiken,

die diese Krise wirklich verstanden haben:

Die finden wir nicht bei Regierungserklärungen

und nicht auf Wahlkampfevents.

Diese Menschen finden wir freitags beim Klimastreik.

Aus dem Klimastreik, der Bewegung ist eine Interessengemeinschaft

mit Maximalforderungen für Klimaschutz geworden.

Aber auch mit der Hoffnung auf eine Trendwende,

eine Regierung, die den Klimawandel konsequenter bekämpft.

Es ist Endspurt im Wahlkampf.

In knapp 48 Stunden schließen die Wahllokale.

Einige haben ihre Stimme schon per Briefwahl abgegeben.

Und nach zig Wahl-Triellen, Wahl-Arenen, Wahlkampf-Events

schleicht sich so langsam dieses gesättigte Gefühl ein:

Jetzt kann's losgehen.

Gespannt blickt Deutschland auf den Wahlsonntag.

Denn egal wie er ausgeht -

es wird nach 16 Jahren Merkel anders werden.

Zum Abschluss des Wahlkampfes haben sich die Parteien

heute noch einmal bundesweit aufgestellt.

Um Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren

und um die Unentschlossenen zur Wahl aufzurufen.

Nicole Kohnert.

Es knallt am Ende des Wahlkampfs der Union aus bayerischer Tradition.

Die Böllerschützen nicht nur für Kanzlerkandidat Laschet.

Mit Tradition und Trachten möchte die Union auf dem Nockerberg

auf den letzten Metern Wähler gewinnen.

Im Biergarten werden aber einige Merkel vermissen.

Wir werden ihr nachtrauern,

wenn wieder die ganzen Supermänner auftauchen.

Es ist ein spezieller Tag.

Ich bin Unternehmer.

Diese Wahl ist eine der wichtigsten.

Merkel will den Mann unterstützen, der sie ablösen soll.

Wir wollen voller Überzeugung rausgehen,

alles vergessen, was uns hier und da nicht gefallen hat.

Und sagen, es geht um Deutschland.

Damit Deutschland stabil bleibt, muss Armin Laschet Kanzler werden.

Und Laschet warnt auch auf den letzten Metern

vor einem rot-grün-roten Bündnis.

Die fangen wieder an mit den alten sozialistischen Zöpfen der 80er.

Bürokratie, Steuererhöhung, Leute bevormunden,

ihnen vorschreiben, wie sie zu reden haben.

Nein, die Bürger wissen das besser als diese Ideologen.

In Köln will Olaf Scholz noch mal einen Punkt machen.

Es geht ihm um soziale Gerechtigkeit, den Mindestlohn,

ein stabiles Rentenniveau.

Und er schießt noch mal gegen die Union und die Liberalen.

Wer wie die CDU/CSU und FDP in dieser Lage vorschlägt:

Dass Leute wie ich oder Leute, die noch mehr verdienen,

eine Steuersenkung brauchen, die 30 Milliarden Euro im Jahr kosten darf.

Der kann nicht rechnen.

Wieder werden Gemeinsamkeiten mit den Grünen beim Thema Energie genannt –

mit einem Seitenhieb in Sachen Stromnetze:

Sie haben eine kleine Umsetzungsschwäche.

Zwölf Windkraftanlagen in Baden-Württemberg

gebaut im letzten Jahr ist nicht die Zahl,

um die es hier geht.

Aber wenn man das richtige Ziel hat, wird der Rest auch klappen.

In Düsseldorf will Annalena Baerbock die Grünen stark machen,

sich von der SPD klar absetzen:

Wo wart ihr Sozialdemokraten,

als die Kinder und Jugendlichen euch brauchten?

Ihr stellt den Finanzminister seit einigen Jahren,

den Arbeit- und Sozialminister

und bis vor Kurzem auch die Familienministerin.

Ihr habt alle drei zusammen nicht dafür gesorgt,

Kindern eine Priorität zu geben.

Keine klare Aussage von Baerbock, ob sie in eine Ampel-Koalition will

oder doch mit der CDU in eine Jamaika-Koalition.

Die FDP würde am liebsten mit der Union und den Grünen -

beharren darauf:

Die FDP wird nur in eine Regierung eintreten,

wenn es eine Regierung der Mitte ist.

Und wenn die FDP in eine Regierung eintritt,

wird es eine Regierung der Mitte sein.

Nur wer wird Merkel nun ersetzen?

Noch zwei Tage haben die Wähler Zeit, das zu entscheiden.

Tina Hassel in Berlin.

Diese Bundestagswahl wird ja sehr wahrscheinlich

ein ziemlicher Sonntagskrimi werden.

Dabei ist koalitionstechnisch noch fast alles offen.

Was könnte uns da erwarten?

Fest steht, dass alles offen ist.

Das haben die Wahlkämpfer heute alle gesagt.

Es stimmt.

SPD und Union trennen wenig Abstand.

Das Rennen um Platz eins ist offen.

Es kann auch sein, dass wir einen Wahlsieger am Sonntag kennen,

aber noch nicht den künftigen Kanzler.

Auch von Platz zwei kann eine Regierung

theoretisch gebildet werden.

Wer auch immer das Rennen macht,

dürfte 75 Prozent der Menschen im Land nicht überzeugt haben.

Der wird kein strahlender Sieger sein.

Er wird mit zwei Partnern versuchen müssen, eine Regierung zu bilden.

Das könnte kompliziert werden.

Viele Menschen sind noch unentschlossen,

wem sie ihre Stimme geben.

Macht es Sinn, taktisch zu wählen?

Das fragen sich viele Menschen.

Sie wollen damit entweder ein Bündnis stark machen

oder eine Koalition verhindern.

Weil es viele Optionen gibt, ist das riskant.

Es zählt nicht nur der Wählerwille, sondern am Ende vor allem

die Verhandlung der Parteien nach der Wahl.

Also lieber die Partei wählen, von der man überzeugt ist.

Vielen Dank, Tina Hassel.

Die Entscheidung des Papstes war mit Spannung erwartet worden:

Darf der Kölner Kardinal Woelki im Amt bleiben oder nicht?

Nicht nur in Köln kehren Katholiken der Kirche in Scharen den Rücken,

entsetzt über den Umgang des Kardinals mit den Missbrauchsfällen.

Der Papst ordnete eine Untersuchung durch den Vatikan an.

Die führte ihn nun zum Urteil: Woelki darf bleiben.

Der nimmt nun auf eigenen Wunsch eine mehrmonatige Auszeit.

Aber Franziskus' Festhalten an Woelki hinterlässt Unbehagen,

auch in den eigenen Reihen.

Christina Zühlke.

Kardinal Woelki hatte eingeladen, um zu erzählen,

wie er im Gespräch mit dem Papst von dessen Urteil erfahren hatte.

Er hat die Aufarbeitung und unsere Entschlossenheit,

mit der wir den sexuellen Missbrauch aufzuarbeiten versucht haben,

hervorgehoben und gewürdigt.

Kardinal Woelki hatte wieder und wieder versprochen,

Namen von Vertuschern zu nennen und Konsequenzen zu ziehen.

Doch ein juristisches Gutachten ließ er nicht veröffentlichen,

galt plötzlich selbst als Vertuscher.

Er gab ein zweites Gutachten in Auftrag, das zwei Weihbischöfen

Pflichtverletzungen bei der Missbrauchsaufklärung bescheinigte.

Die Konsequenz: Woelki beurlaubte sie.

Aber der Papst teilte heute mit, auch sie sollten weitermachen.

Patrick Bauer hat als Kind jahrelang sexualisierte Gewalt erfahren,

in einem katholischen Internat.

Er wurde enttäuscht.

Papst Franziskus hat bis heute

die Gefühle eines Betroffenen nicht verstanden.

Die gesamte Führungsetage der katholischen Kirche

hat nicht begriffen, wie schlimm dieser Skandal ist.

Patrick Bauer und Maria Mesrian von der Reformgruppe Maria 2.0

engagieren sich für Veränderungen im Bistum.

Doch solche Nachrichten machen mürbe.

In Köln wurde über Jahrzehnte vertuscht.

Das wird jetzt gar nicht bewertet und hat keine Konsequenzen.

Das ist ein fatales Zeichen aus Rom.

Die Werte Recht und Gerechtigkeit sind hier im freien Fall.

Auch Kirchenrechtler Thomas Schüller befürchtet,

dass Vertrauen ins Kölner Bistum und in den Vatikan verloren geht.

Man sieht wieder Entschuldigungen,

Feststellungen, es hätten keine Rechtsverstöße stattgefunden.

Großzügige Sabbatzeit.

Die Bischöfe fallen weich und werden nicht zur Verantwortung gezogen.

Das wird viele Gläubige enttäuschen.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing, schrieb:

Kardinal Woelki will ab Mitte Oktober seine halbjährige Auszeit starten.

Natürlich habe ich Fehler gemacht bei der Aufarbeitung

und mit Blick auf die Kommunikation.

Dafür übernehme ich die Verantwortung.

Das tut mir leid.

Wie wollen Sie das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen?

Darauf gab es heute keine Antwort.

Zur Entscheidung des Papstes in Sachen Woelki

und zum Umgang des Bistums mit den Missbrauchsfällen

hat Michael Heussen vom WDR diese Meinung:

Die Katholiken in Köln

hatten 2014 große Hoffnungen in ihren neuen Bischof gesteckt:

'ne Kölsche Jung, aufgewachsen ein paar Kilometer vom Dom entfernt,

Fan des 1. FC, volksnah und so ganz anders als sein Vorgänger.

Zu schön, um wahr zu sein? Ja.

Woelki entpuppte sich für viele als empathieloser Technokrat.

Aber immerhin wollte er als einer der ersten Bischöfe

Namen nennen von Tätern - und von Komplizen,

die beim Vertuschen sexualisierter Gewalt an Kindern halfen.

Ich halte ihm zugute, dass er gemerkt hat: So geht es nicht weiter.

Er hat Fehler erkannt und benannt, auch eigene.

Und das von ihm präsentierte zweite Missbrauchsgutachten

rechnet schonungslos mit den Tätern ab.

Hätte eine Abberufung die Krise beigelegt?

Woelki hat immer wieder gesagt, Davonlaufen sei keine Lösung.

Und er ist – sprichwörtlich - nach Canossa gegangen, zum Papst,

in die Öffentlichkeit, zu den Betroffenen.

Reicht das, um im Amt zu bleiben?

Viele hätten sich vom Papst ein deutlicheres Signal gewünscht.

Stattdessen: eine Rüge wegen schlechter Kommunikation,

eine Auszeit.

Das wirkt viel zu milde.

Ein Kardinal der Herzen wird Woelki nicht mehr werden.

Aber das Erzbistum werden weiter mit ihm leben müssen.

Denn er wird wahrscheinlich zurückkommen.

Der Vatikan ist keine Demokratie -

der Papst hat entschieden, nicht das Kirchenvolk.

Jeder muss selbst wissen, ob all das Grund genug für einen Austritt ist,

oder ob man es aussitzt.

Ich versuche, mich damit zu trösten,

dass Kirche nicht der Bischof oder der Papst ist.

Sondern vor allem die Gemeinde vor Ort.

Dass Priester dort Verbrechen an Kindern begehen

und von oben in Schutz genommen werden:

Das kann hoffentlich jetzt nie mehr passieren.

Die Meinung von Michael Heussen.

Wir kommen ins Ausland, nach Afghanistan.

Dort mutet es für viele zynisch an,

wenn jetzt ausgerechnet die Taliban für Recht und Ordnung sorgen sollen.

Also die, die hier bis vor 20 Jahren ein Schreckensregiment führten.

Und die Hoffnung, dass sich die Taliban verändert haben,

schwindet immer mehr.

Und es bleibt die Angst, dass alles genauso wird wie damals.

Die Kämpfer jedenfalls haben Polizeiaufgaben übernommen.

Oliver Mayer hat sie auf Patrouille in Kabul begleitet,

um herauszufinden:

Was bleibt übrig von der angeblichen neuen Offenheit und Transparenz?

Patrouille der islamistischen Taliban in Kabul.

Wir begleiten sie, wollen sehen, wie die Menschen auf sie reagieren.

Nach der Machtergreifung kontrollieren sie die Straßen.

Vor uns wollen sie ein gutes Bild abgeben.

Wir haben alle Probleme gelöst.

Es gibt viel weniger Kriminalität.

Früher konnte man nachts nicht raus, jetzt ist das kein Problem.

Die Leute sind glücklich.

So die Behauptung des Kommandeurs.

Dass die Kriminalität abgenommen haben könnte, liegt auch daran,

dass die Taliban Verbrechen nach der Scharia bestrafen.

Dazu gehört das Abhacken von Gliedmaßen,

das Auspeitschen und Foltern.

Der Kommandeur äußert sich nicht -

wir sollten lieber Leute befragen, was sie von den Taliban halten.

Wir sind glücklich, dass die Taliban patrouillieren.

Keiner traut sich mehr, etwas Kriminelles zu tun.

Das hat stark abgenommen.

Wir gehen unserer Arbeit nach - Männer und Frauen.

Selbst wenn der Fleischverkäufer eine kritische Meinung hätte:

Es wäre schwer, sie zu äußern, wenn ein bewaffneter Talib mithört.

Ein junge Frau, die anonym bleiben will, erzählt:

Ihr Vater war Journalist, habe Zugang zu sensiblen Daten gehabt.

Eines Abends kam er nicht heim.

24 Stunden später sind wir zu den Taliban gegangen.

Wir haben gesagt, wir können unseren Vater nicht finden.

Es war schlimm.

Ich weiß nicht, wo er ist.

Ich vermisse ihn so sehr!

Sie ist sicher, dass er von den Taliban verschleppt wurde.

Die Familie fühlt sich bedroht.

Wir müssen Afghanistan verlassen.

Aber mein Bruder bleibt - er versucht, meinen Vater zu finden.

Solche Vorwürfe weist der Kommandeur von sich.

Von verschleppten Menschen hätte er nie gehört.

Man sei allen freundlich gesinnt.

Die letzte Regierung war korrupt.

Sie hat Bestechungsgelder von Kriminellen genommen

und sie aus der Haft entlassen.

Wir machen so was nicht, wir sind transparent.

Wir haben beobachtet:

Die Taliban wollen nach außen zeigen,

wie ihr Verständnis von Recht und Ordnung ist.

Genau das sorgt bei vielen für Angst.

Afghanistan war auch Thema in Bundespräsident Steinmeiers Rede

vor der UN-Vollversammlung.

Er forderte, aus dem Scheitern des Westens in dem Land

Lehren zu ziehen.

Nachrichten mit Susanne Daubner.

Der Fall von Kabul sei eine Zäsur, so Steinmeier.

Resignation wäre aber die falsche Lehre.

Er plädierte für mehr deutsche und europäische Verantwortung

in der Welt.

Es war die erste Rede eines deutschen Bundespräsidenten

vor der UN-Vollversammlung seit fast 40 Jahren.

Der Bundespräsident kam nach New York,

um Zuversicht zu verbreiten.

Deutschland werde auch nach der Wahl

seine internationale Verantwortung wahrnehmen.

Nach dem Scheitern in Afghanistan sei Rückzug keine Option.

Die deutsche Außenpolitik müsse ehrlicher, klüger und stärker werden.

Deutsche und europäische Außenpolitik darf sich nicht

aufs Rechthaben und Verurteilen beschränken.

Wir müssen unseren Instrumentenkasten erweitern.

Diplomatisch, militärisch, zivil, humanitär.

In den großen Fragen wie Corona und Erderwärmung

sei man mehr denn je international aufeinander angewiesen.

Künftige Generationen werden uns nicht

an militärischer Stärke heute messen.

Sondern daran,

ob wir in der Lage waren, Probleme zu lösen.

Auch in der Klimafrage

dürfe es keinen Rückfall in nationale Egoismen geben.

Es sei eine historische Aufgabe,

die Lücke zwischen Worten und Handeln zu schließen.

Die EU wirft Russland kurz vor der Bundestagswahl Cyberattacken vor.

Diese richteten sich gegen Abgeordnete,

Regierungsbeamte und Journalisten, heißt es in einer Erklärung.

Ziel sei es,

demokratische Institutionen und Abläufe zu schädigen.

Der EU-Außenbeauftragte Borrell forderte Moskau auf,

die Angriffe zu stoppen.

Für Aufmerksamkeit

sorgt ein Hackerangriff auf das Statistische Bundesamt.

Der Behördenchef ist zugleich Bundeswahlleiter.

Laut Innenministerium gefährdet der Angriff die Wahl aber nicht.

Wer dahintersteckt, sei nicht bekannt.

Der frühere katalanische Regionalpräsident Puigdemont

ist nach seiner Festnahme in Italien wieder frei.

Er war als Europaabgeordneter nach Sardinien gereist

und gestern am Flughafen in Gewahrsam genommen worden.

Das Berufungsgericht will im Oktober über einen europäischen Haftbefehl

aus Spanien gegen Puigdemont entscheiden.

Ihm wird u.a. Rebellion vorgeworfen.

Puigdemont war einer der Hauptakteure im Abspaltungsversuch Kataloniens

von der Zentralregierung in Madrid.

Die beiden deutschen Wissenschaftler Dieter Oesterhelt und Peter Hegemann

wurden mit ihrem US-Kollegen Karl Deisseroth

mit dem Lasker Award ausgezeichnet,

einem der renommiertesten amerikanischen Medizinpreise.

Oesterhelt hatte vor rund 50 Jahren ein Protein entdeckt,

das Licht in chemische Energie umwandeln kann.

In Zusammenarbeit mit Hegemann

entstand die Disziplin der Optogenetik.

Sie bietet die Möglichkeit, Hirne besser zu untersuchen,

und könnte künftig dabei helfen, Krankheiten zu heilen.

Der reichste Mann der Welt lebte im 16. Jahrhundert in Augsburg.

Jakob Fugger, Chef eines Handelsunternehmens,

war durchaus bereit, von seinem Reichtum abzugeben.

So ließ er eine Stadt in der Stadt bauen,

wo nur wohnen durfte, wer wenig hatte und Not litt.

Die Fuggerei steht heute noch.

Und wie damals gibt es hier Wohnraum zu niedrigem Zins -

unter der Bedingung, dass täglich drei Gebete gesprochen werden.

Andreas Herz war mittendrin und hat erlebt,

wie Menschen sich freuen, wenn sie hier eine Wohnung bekommen.

Die Angst hatte ich schon immer:

Keine Wohnung zu finden und auf der Straße zu leben.

Und plötzlich wird Derya krank, verliert die Ausbildungsstelle -

und dann den Platz in der Wohngruppe.

Dass sie nun in Augsburgs teures Zentrum zieht, kann sie kaum fassen.

Die Fuggerei ist meine Rettung.

Ich wüsste nicht, wo ich eine bezahlbare Wohnung finde.

Die Fuggerei - Bestlage, mitten in der Stadt.

Für Derya eigentlich unbezahlbar.

Doch in Deutschlands ältester Sozialsiedlung

wohnt sie für 88 Cent Kaltmiete - im Jahr.

Ordnerweise stapeln sich die Anfragen für eine Wohnung.

Die Not wird größer.

Man spürt den Druck, viele sagen, sie müssen ihre Wohnung räumen.

Auch viele, die im Dienstleistungssektor arbeiten.

Diese Wohnung wird neu vergeben und vor dem Bezug saniert.

So wird sie dann aussehen.

Gleich sehen wir, was es bedeutet, so eine Wohnung zu ergattern.

Wir sind bei der Auswahl dabei – anhand von 500 Jahre alten Kriterien:

Bedürftig muss man sein, katholisch, und schon länger in Augsburg leben.

Schau, die wartet schon ziemlich lange.

Hat gesagt: Erdgeschoss wegen einer Hüft-OP.

Und die Altersrente ist niedrig.

Okay, also das heißt, die nehmen wir.

* Freizeichen *

Fuggersche Stiftungen ... * Frau Herzog, ich grüße Sie! *

Wir haben eine Erdgeschosswohnung, die bald frei wird.

Die können Sie anschauen. * Mei, Sie sind ein Engel! *

* Woah, echt, oder? * Ja, machen wir einen Termin aus.

* Oh, ist das toll! *

Das Geld bringt die Forstwirtschaft,

die die Familie Fugger nach dem 30-jährigen Krieg erworben hat.

Alexander Graf Fugger, ein Nachfahre des Gründers,

muss der Personalie noch zustimmen.

Ja, klingt gut.

Eine Formalie.

Was den Graf wirklich umtreibt, hat mit diesem Mann zu tun:

Gintaras Grachauskas hat die litauische Regierung

jahrelang in Sachen demografischer Wandel betraut.

Nun will er in seiner Heimat eine Fuggerei aufbauen.

Wie kann man armen alten Leuten helfen?

Ich habe in der Welt geguckt, von Tokio bis New York.

Und das beste Beispiel habe ich hier in Augsburg gefunden.

Gintaras ist dabei, Unternehmer in Litauen dafür zu gewinnen.

Das Grundstück ist schon da.

Und das will Graf Fugger:

Nachahmer finden, die es in Deutschland bislang nicht gibt.

Noch gab es hier keinen Austausch mit einer Privatinitiative,

die versucht, ein ähnliches Konzept umzusetzen.

Dabei gibt es so viele Menschen wie Derya.

Die nun umgeben ist von Sozialpädagoginnen

und einer Gemeinschaft.

Für 88 Cent Kaltmiete sowie – auch das hat der Gründer festgelegt -

drei Gebete pro Tag.

Ich hab einmal das Ave Maria am Abend vergessen,

weil ich so müde war und eingeschlafen bin.

Ehrliches Geständnis.

Der alte Fugger wird es ihr verzeihen.

Und sicher auch seine Nachfahren, die aus dem Filetgrundstück

im Augsburger Zentrum nicht das Maximum herauspressen.

Sondern einen Ort für Bedürftige erhalten haben.

Zum Schluss noch das Wetter.

Wie wird's denn am Wochenende, Karsten Schwanke?

Für die meisten Menschen wird es spätsommerlich.

Man kann nach draußen gehen.

Schauen wir auf den Sonntag.

In Berlin wird es ein Sommertag.

Es bleibt in Berlin auf jeden Fall trocken.

Schauen wir, wie es weitergeht.

Nach dem Wochenende gehen die Temperaturen nach unten.

Springen wir weiter auf den europäischen Wetterfilm.

Zunächst trockenes Wetter.

Dann kommen Schauer und Gewitter am Sonntag im Südwesten an.

Und dann kommt dieses Tiefdrucksystem zum Zuge.

Es bringt kalte Luft zu uns.

Heute Nacht kompakte Bewölkung im Norden.

In der Südhälfte in der zweiten Nachthälfte Nebel.

Der löst sich vormittags auf.

Am Nachmittag bekommen die Wolken im Norden einige Lücken.

Die Temperaturen:

Am Sonntag lösen sich die meisten der Wolken im Norden auf.

Am Nachmittag kommen aus Südwesten Schauer und Gewitter.

Am Montag wechselhaft.

Vielen Dank.

Das waren die tagesthemen.

Hier folgt ein Tatort aus Dortmund.

Wir sind morgen wieder da.

Einen schönen Abend.

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