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2021 Tagesschau, tagesthemen 17.11.2021, 22:15 Uhr - Corona-Alarm in Baden-Württemberg: 390 Covid-Patienten am Tag, Die Nöte der Schauste

tagesthemen 17.11.2021, 22:15 Uhr - Corona-Alarm in Baden-Württemberg: 390 Covid-Patienten am Tag, Die Nöte der Schauste

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (17.11.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Wer hat in dieser Pandemie noch die politische Kontrolle?

Während die Ampel ein neues Infektionsschutzgesetz

auf den Weg bringen will,

bahnt sich ein Streit zwischen Ampel-Koalition und Union an.

Morgen wollen sich die Ministerpräsidenten wieder treffen,

um einen Weg abzustimmen.

Und das tut Not.

Seit heute herrscht etwa in Baden-Württemberg die Alarmstufe:

Nachdem an zwei Werktagen nacheinander

mehr als 390 Covid-Patienten stationär aufgenommen wurden.

Personal und Kliniken an der Belastungsgrenze -

es droht auch dort der Kontrollverlust.

Kristina Böker.

Alarmstufe.

Für diese Zehntklässlerinnen in einer Stuttgarter Schule heißt das:

Ab heute gilt wieder Maskenpflicht.

Bis gestern durften sie im Unterricht unmaskiert Mathe lernen.

Schulleiter Thore Berg bekommt die Kontrolle über seine Schule zurück,

die er zeitweise abgeben musste - und er ist froh darüber.

Ich hätte mir gewünscht, dass noch mehr auf uns,

auf die Lehrkräfte aus der Praxis, gehört wird.

Kein Kollege war dafür, dass die Maskenpflicht fällt,

alle hatten befürchtet, was gekommen ist.

Nämlich: mehr Infektionen, aufgespürt immerhin mit morgendlichen Tests.

Dreimal pro Woche gehört das Selbsttest-Kit

genauso zum Unterricht wie das Lesebuch.

In der maskenfreien Zeit stiegen die Positiv-Tests

auf etwa zehn pro Woche.

Aber wenigstens wurden die Infektionen so entdeckt.

Thüringen hat eine Zeit lang Tests an Schulen abgeschafft.

Wir haben leider keine konsequente Maskenpflicht.

Wir haben jetzt Rückmeldungen von Gesundheitsämtern:

Dass sie nicht in der Lage sind, Kontaktrückverfolgung

bei Infektionsausbrüchen an Schulen durchzuführen.

Das ist nichts anderes als ein Kontrollverlust.

Aber wer könnte das Virus kontrollieren?

Im Stuttgarter Gesundheitsamt

dominiert Corona seit Welle eins den Büro-Alltag.

Aktuell ist die Lage angesichts hoher Fallzahlen wieder angespannt.

Trotzdem hat Baden-Württemberg die Nachverfolgung

auf Do It Yourself umgestellt.

Bürger müssen ihre Kontakte selbst informieren.

Die Ämter konzentrieren sich auf den Schutz von Risikogruppen.

Man verlagert die Eigenverantwortung zurück dorthin, wo sie hingehört,

nämlich zu jeder Bürgerin und jedem Bürger.

Man muss sich auf das besinnen, was wichtig ist.

Auf Eigenverantwortung setzen?

In diesem Mannheimer Pflegeheim hat das nicht geklappt.

Bis vor Kurzem waren hier weniger als die Hälfte der Pflegekräfte geimpft.

Erst Mitte Oktober gab es einen großen Corona-Ausbruch.

Nun hat der Träger seine Mitarbeitenden vor die Wahl gestellt:

Impfen oder freigestellt werden.

Und damit ein Stück weit die Kontrolle zurückgewonnen.

Ich erlebe in dieser Situation,

dass die Mitarbeiter meinen Leitungen zurückmelden:

Wir haben gewartet, bis es eine klare Ansage gibt.

Dann werden wir uns impfen lassen.

Klare Ansage – kommt die morgen vom Bund-Länder-Treffen?

Baden-Württembergs Ministerpräsident will selbst die Kontrolle behalten.

Die Ausgangsbeschränkung können wir gar nicht machen,

mit dem, was jetzt vorgesehen ist.

Das brauchen wir aber, wenn die Zahlen noch weiter steigen.

Deswegen werden wir plädieren, dass wir alle Möglichkeiten haben,

die wir bisher auch hatten.

In der Altenburgschule werden sie auch morgen wieder testen und hoffen,

dass keiner positiv ist – bisher nur eine Hoffnung.

So wie Baden-Württemberg

führen immer mehr Bundesländer 3G- oder 2G-Regelungen ein.

Die gehören auch zum neuen Infektionsschutzgesetz,

über das morgen im Bundestag abgestimmt wird.

Noch vor dem Bund-Länder-Treffen.

Die wichtigsten Vorhaben der Ampel sind Kontaktbeschränkungen,

3G am Arbeitsplatz, eine Homeoffice-Pflicht

und 3G in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Ampel hat ihren Gesetzentwurf nachgeschärft und heute hören wir:

Dass sogar Christian Lindner offen sei

für eine Impfpflicht in Gesundheitsberufen.

Dennoch protestiert die Union und hält die Vorhaben

für "unverantwortlich und nicht zustimmungsfähig".

Fragen wir den Landeschef von NRW

und Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz:

Hendrik Wüst.

Guten Abend.

Guten Abend, Frau Miosga.

Welche Maßnahmen genau fehlen Ihnen in diesem Ampel-Papier?

Die Lage ist gerade in einer Art und Weise ernst.

Immer mehr Menschen erkranken, immer mehr landen auf der Intensivstation.

Wir sind in dieser Pandemie so nah an dem Punkt,

an den wir nie kommen wollten:

Dass in Krankenhäusern entschieden werden muss,

wer noch behandelt wird.

Dass wir einen vollen Instrumentenkasten brauchen,

um die Menschen zu schützen.

Darum ist die Reduktion der Instrumente das falsche Signal.

Ebenso wie die Abschaffung

der epidemischen Lage nationaler Tragweite.

Was, wenn nicht das, haben wir hier?

Welche konkreten Maßnahmen fehlen Ihnen in dem Gesetzentwurf?

Schauen wir mal nach Sachsen.

Da haben wir Landkreise mit Inzidenzen über 1000.

Es wird die Möglichkeit genommen, im Land zu bestimmen,

Kneipen, Klubs zu schließen oder eine Sperrstunde einzuführen.

Da frag ich mich, was soll das?

Heißt das, Sie rechnen damit,

dass Sie möglicherweise noch mal Geschäfte schließen müssen?

In NRW ist die Lage zum Glück noch völlig anders.

Wir entscheiden uns hier jetzt für 2G und 2Gplus,

sodass wir möglichst vor der Lage bleiben.

Aber ich brauche doch am Anfang des Winters

die volle Handlungsfähigkeit.

Darum geht es mir,

auch als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.

Dass alle staatlichen Ebenen gemeinsam handlungsfähig bleiben.

Das hat sich in den letzten Monaten

immer als das Erfolgreichste erwiesen.

Aber Sie sind doch noch handlungsfähig.

Geschäfte schließen könnte man,

nach geltendem Recht könnten Sie das bis Mitte Dezember.

Aber der Winter wird Mitte Dezember nicht vorbei sein.

Darum ist das Signal, das die neue Mehrheit im Bundestag sendet,

so falsch.

Es passt nicht zur Lage.

Sie wollen, dass die epidemische Notlage nicht ausläuft.

Das wirkt etwas kurios:

Der Noch-Bundesgesundheitsminister, Ihrer Partei, hat im September

und im Oktober das Auslaufen der epidemischen Notlage gefordert.

Und noch im August haben auch Teile der Unions-Fraktion im Bundestag

nicht für ein Fortbestehen der Notlage gestimmt.

Noch im August war die Lage völlig anders,

auch im September.

Jens Spahn hat mehrfach darauf hingewiesen,

dass er das heute so nicht mehr sagen würde.

Weil die Lage sich so dramatisch verändert hat.

Weil die Lage so dramatisch ist, müssen Sie sich ändern.

Das erwarten die Menschen.

Sie haben heute damit gedroht,

das Infektionsschutzgesetz der Ampel im Bundesrat zu blockieren.

Wird das tatsächlich geschehen?

Wir wollen erst mal abwarten, was der Bundestag beschließt.

Ich höre, es wird noch verhandelt. Das ist gut.

Ich will konstatieren, dass die neue Mehrheit

an vielen Stellen schon der Lage Rechnung getragen hat.

So viel Fairness muss parteiübergreifend möglich sein.

Aber wir wollen das Ergebnis am Ende bewerten.

Dann werden wir sehen, was wir machen können im Bundesrat -

ob wir zustimmen können oder nicht.

Also es ist nur eine Drohung? Sie meinen es nicht ernst?

Ich meine das sehr ernst.

Wir brauchen in dieser ernsten Lage den vollen Instrumentenkasten.

Das Haus brennt, die Feuerwehr wirft die Schläuche ins Feuer.

Das passt nicht zur Situation.

Wir brauchen volle Handlungsfähigkeit als Staat

in Summe, um unsere Menschen bestmöglich zu schützen.

Angesichts dieser bedrohlichen Lage, Herr Wüst:

Muss man da nicht parteiübergreifend zusammenarbeiten?

Ist es da nicht unredlich, jetzt zu blockieren?

Mein Ansinnen als Vorsitzender der Ministerkonferenz wird sein,

ein möglichst abgestimmtes Vorgehen der Länder hinzukriegen.

Trotzdem bleibt die Kritik am Vorgehen der neuen Mehrheit

im Bundestag.

Völlig entgegen der Situation in der Realität,

die epidemische Lage abzulehnen.

Die Forderung bleibt aufrecht:

Einen möglichst vollen Instrumentenkasten zu haben,

dass wir die Menschen gut durch den Corona-Winter bringen können.

Ich danke Ihnen für das Gespräch, Hendrik Wüst.

Sehr gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

So wie Hendrik Wüst versuchen auch andere seiner Länderkollegen,

eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Gleichsam aber die Balance zu halten und den Menschen Hoffnung zu geben,

dass wir ein anderes Weihnachten erleben als noch 2020.

Und dazu gehört, so viel Normalität zuzulassen,

wie es mit 3G oder 2G und den Kontrollen geht.

Damit Jonglieren nun die Schausteller auf den Märkten,

wenn sie überhaupt aufgebaut werden.

Jan Koch.

Direkt hinterm Kölner Dom liegt sie schon in der Luft:

Die Weihnachtszeit - mit Glühwein und Reibekuchen.

Letzte Vorbereitungen auch für Hans-Paul Kaschinski.

Seit mehr als zehn Jahren verkauft er Kerzen, Laternen, Adventsdeko.

Letztes Jahr blieb die Kasse leer.

Dieses Jahr soll es nächsten Montag endlich losgehen -

oder vielleicht doch nicht?

Dieses Jahr ist es viel schlimmer.

Die ganze Zeit: Findet es statt, findet es nicht statt?

Unter 2G, 3G?

Findet man genug Personal? Das ist auch eine Frage heutzutage.

Die Studenten, die früher für uns gearbeitet haben,

die haben andere Jobs.

Oder auch langjährige Mitarbeiter, die haben sich anders orientiert.

Das ist alles schwierig.

Gut 140 Standbesitzer hoffen, dass alles klappt.

Die gelagerte Ware von 2020 soll endlich an den Mann kommen.

Ein zweites Jahr ohne Weihnachtsgeschäft

können sich viele nicht leisten.

Dann wäre ich schwer enttäuscht, ich will das ja.

Wir wollen so einen Markt machen.

Wir wollen verkaufen, das ist unser Leben.

Der Weihnachtsmarkt gehört dazu.

Wenn alles aufgebaut ist,

kommen sonst bis zu zwei Millionen Menschen in die Kölner Altstadt.

Dieses Jahr rechnen sie mit 30 Prozent weniger.

Was noch in Ordnung wäre, sagen sie.

Die Regeln dafür sind klar:

Kommen kann nur, wer geimpft oder genesen ist,

also die 2G-Regeln erfüllt.

Es gibt Kontrollteams auf dem Markt

und die Bitte an den Ständen, den Impfausweis zu zeigen.

Man wird gestempelt, wie in einer Disko,

dann kann man an jedem anderen Stand weiterkaufen.

So könnte es klappen, hoffen viele Schausteller in Deutschland.

Und blicken bange nach München: Hier heißt es abbauen statt aufbauen.

Hier wurde die Hoffnung gestern begraben.

Der Christkindlmarkt abgesagt.

Der Frust ist groß,

man hätte es letzte Woche schon entscheiden können.

Gestern Aufbau, heute Abbau. Herzlichen Dank. Wer zahlt uns das?

Die Hilfen müssen kommen, Entschuldigung wäre auch schön.

Der Viktualienmarkt darf stattfinden.

Sportveranstaltungen finden statt, die Discos und Klubs haben auf.

Wir sind draußen. Was soll da passieren?

Das zweite Jahr in Folge ohne Christkindlmarkt.

Die Corona-Situation lasse keine andere Entscheidung zu,

so die Stadt München.

Daran wollen sie in Köln gar nicht denken.

Trotzdem schauen einige auf morgen: auf die Ministerpräsidentenkonferenz.

Dass der Traum vom Weihnachtsgeschäft nicht doch noch platzt.

Denn es liegt doch schon in der Luft: der Glühwein und die Weihnachtszeit.

Um sicher über den Weihnachtsmarkt zu laufen,

braucht es nicht nur Maske und Abstand.

Viele Menschen, deren zweite Impfung schon sechs Monate zurückliegt,

brauchen eine Auffrischung, die Booster-Impfung.

Denn der Schutz gegen Ansteckung lässt mit der Zeit nach.

Deshalb nimmt das Impfen in Deutschland

jetzt noch mal richtig Fahrt auf.

So sehr, dass Hausärzten schwindelig werden dürfte.

Die dritte Impfung,

die erst für Ältere und Vorbelastete vorgesehen war,

könnte schon bald für alle ab 18 Jahren empfohlen werden.

Ausreichend Impfstoff ist da, allein:

Wie kommt der so plötzlich in all die Arme?

Ingrid Bertram.

Die Schlange ist schon den ganzen Tag so lang:

Im Bürgerzentrum von Köln-Porz kann heute jeder geimpft werden.

Das hat sich rumgesprochen.

Die meisten stehen hier zum Boostern an, auch Ute Jäck.

Sie ist 40, Sozialarbeiterin,

betreut eine Männergruppe mit psychischen Erkrankungen.

Ein Bewohner des Hauses wusste das.

Da war große Begeisterung und alle sind aufgebrochen,

um sich boostern zu lassen.

Kein Wunder: Die Sorge um den schwindenden Impfschutz wächst,

auch bei den Menschen unter 70.

Wer sich um einen Termin beim Hausarzt bemüht,

muss oft Geduld haben, auch deswegen kommen manche hierher.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Ärzte überlastet sind.

Ich habe gestern mit einer Arzthelferin gesprochen, die sagte:

Sie impfen nur über 70-Jährige.

Der Nächste sagte: Rufen Sie Donnerstag an.

Da habe ich überlegt,

dass diese Aktion wohl etwas unkomplizierter verläuft.

Tatsächlich wird auch in den Praxen geimpft.

Nur etliche Ärzte bieten keine Corona-Impfung mehr an.

Allein im Rheinland sind es ein Drittel weniger als im Sommer.

Der Frust ist groß,

auch über die fehlende Einbindung durch die Politik.

Wir werden nicht vorher in eine Runde gesetzt:

Wie können wir das erreichen, welche Maßnahmen müssen wir treffen?

Wie kann man eine vernünftige Kommunikation aufbauen,

um das strukturiert, schnell und effektiv zu machen?

Das führt zu Frustration.

Doch wie die Arztpraxen entlasten?

Während die Politiker noch darüber diskutieren,

werden hier Tatsachen geschaffen - flexibel ohne große Hürden.

Woanders werden ganze Impfzentren wieder in Betrieb genommen -

wie im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Genau das fordern Politiker wie Karl Lauterbach.

Die Impfzentren sollten unbedingt wieder hochgefahren werden,

so schnell wie möglich.

Wir brauchen ein enormes Tempo,

wenn wir die vierte Welle bekämpfen wollen.

Das ist mit den niedergelassenen Ärzten nicht zu schaffen.

Auch Ute Jäck bekommt heute schnell ihren Pieks.

Eine Erleichterung - sie muss sich nicht mehr hinten anstellen.

Der Schutz ist wichtig, in jedem Alter.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr Möglichkeiten gäbe.

Dass man nicht guckt, welches Alter man hat,

dass jeder die Möglichkeit hat.

Dazu will morgen die STIKO ihre Empfehlung geben.

Dann könnte der Ansturm richtig losgehen.

Stellt sich die Frage, ob die Impfangebote ausreichen.

Impfung Nummer drei, der Booster,

und das Handeln der politisch Verantwortlichen:

Die Meinung von Monika Wagener vom WDR.

Man hätte es wissen können.

Als im August die Zahlen im fast durchgeimpften Israel explodierten,

war klar, was auch hierzulande kommen wird.

Eine vierte Welle nicht nur der Ungeimpften,

sondern auch der Geimpften.

Auch eine 2G-Disco Anfang September in Münster

hätte ein letzter Wachruf sein können.

85 Infizierte nach nur einer Tanznacht.

Doch während die Zahlen anstiegen, ließ die Politik Impfzentren abbauen,

kostenlose Schnelltests streichen

und die Maskenpflicht an Schulen aufheben.

Man wollte zwar noch Druck auf Ungeimpfte machen.

Die Geimpften sollten aber nicht durch Testpflichten

oder die Diskussion um Drittimpfungen verunsichert werden.

Die Abschaffung der kostenlosen Tests brachte kaum neue Impfungen.

Die Ungeimpften vielleicht sogar noch ungetestet

ins Private getrieben.

In Klubs, Bars und Festivals feierten Geimpfte fast so,

als ob es Corona nie gegeben hätte.

Viele hatten da schon ein mulmiges Gefühl.

Dann ein Wahlkampf, bei dem vermeintlich nur punkten konnte,

der weitreichende Öffnungen versprach.

Fatale Fehler, die kaum noch gutzumachen sind.

Jetzt müssen Ärzte und mobile Impfteams retten,

was zu retten ist.

Sie werden derzeit von Impf- und Booster-Willigen überrannt.

Es fehlt auch nicht an Impfstoff,

wohl aber an einer Infrastruktur, denn die wurde abgebaut.

Fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie

hätte man auf mehr Professionalität der Regierung und der STIKO gehofft.

Auf eine genaue Verfolgung der Infektions- und Studienlage,

auf ein besseres Verständnis auch der Infektionswege.

Doch wenig ist passiert.

Noch immer irrlichtern wir durchs Corona-Geschehen.

Und ein wirkliches Ende ist nicht in Sicht.

Die Meinung von Monika Wagener.

Die Lage an der polnisch-belarusischen Grenze

scheint sich zu entspannen.

An die verhärteten und jüngst gewaltsamen Fronten

zwischen Migranten und der polnischen Polizei

ist Bewegung gekommen.

Heute wurden erste Migranten in Bussen abgeholt,

um sie von der Grenze wegzubringen, was schwer zu interpretieren ist:

Ist das ein Einlenken des belarusischen Diktators?

Geschah dies in Folge der Telefonate mit der deutschen Kanzlerin?

Dass Merkel mit Lukaschenko sprach, sehen die einen als Erfolg,

die anderen aber als politische Grenzüberschreitung.

David Zajonz.

Eines hat der belarusische Machthaber Lukaschenko schon erreicht:

Neue Spannungen im Verhältnis zwischen Polen und Deutschland.

Polens Staatspräsident Duda heute bei einem Besuch in Montenegro.

Unmut darüber, dass Kanzlerin Merkel

schon zweimal mit Lukaschenko telefoniert hat.

Das hat mich verwundert.

Denn bislang hat kein ernstzunehmender Regierungschef

mit Herrn Lukaschenko gesprochen, der die Wahl gefälscht hat.

Und Duda legte nach:

Die Polen werden keine Beschlüsse akzeptieren,

die über ihren Kopf hinweg getroffen werden.

Die deutsche Bundesregierung versucht, die Wogen zu glätten.

Um diese humanitäre Lage für Tausende Menschen zu verbessern:

Hat es Sinn, auch mit denen zu sprechen,

die in Minsk Möglichkeiten haben, diese Situation zu verändern.

Auch wenn es um einen Machthaber geht,

dessen Legitimität Deutschland,

wie alle EU-Mitgliedsstaaten, nicht anerkennt.

Merkel telefonierte dann auch mit Polens Ministerpräsident Morawiecki.

Morgen kommt Bundesinnenminister Seehofer nach Warschau.

Deutschland demonstriert Solidarität.

Polens Regierung sieht sich als Verteidiger der EU.

gegen einen Angriff von Lukaschenko.

Die Rhetorik oft militärisch:

Heute glaubte die Regierung an einen Zwischensieg.

Denn, wie diese Bilder des Innenministeriums zeigen,

packten viele Migranten ihre Sachen und machten sich auf den Weg.

Es kommen neue Busse an und die Personen steigen ein.

Das Zeltlager am Grenzübergang Kuznica leert sich langsam.

Es sieht so aus,

dass Lukaschenko diese Schlacht an der Grenze verloren hat.

Auch wenn es nicht die letzte ist.

Aber wohin die Menschen gefahren wurden, ist unklar.

Gleichzeitig entstand heute ein neues Zeltlager -

direkt am Grenzübergang Kuznica.

Die polnischen Einsatzkräfte fürchten neue Auseinandersetzungen -

so wie letzte Nacht:

Die Personen waren sehr aggressiv.

Sie haben die Grenzschützer mit Steinen beworfen,

wir wurden mit Lasern geblendet, Feuerwerkskörper wurden benutzt.

Für morgen ist ein erster Rückflug geplant.

Irakische Migranten sollen dann von Belarus

zurück in den Irak gebracht werden.

Nach NDR-Recherchen

sind aber erst 200 Menschen für einen Rückflug registriert.

Olaf Bock in der Nähe des Grenzübergangs Kuznica:

Die polnische Regierung berichtet,

dass zahlreiche Migranten mit Bussen weggebracht wurden.

Was ist da dran und wohin ist der Bus unterwegs?

Das sind die Beobachtungen der polnischen Seite.

Busse wurden beobachtet, Menschen wurden reingesetzt,

die wurden von der Grenze weggebracht.

Aber von niemandem wurde gesagt, was mit diesen Menschen passiert ist.

Hinter mir ist der Weg zur Grenzstation.

Hier herrscht immer noch Ausnahmezustand.

Wir dürfen dort nicht hin und können nicht selbst beobachten.

Wir müssen uns auf die offiziellen Verlautbarungen verlassen.

Heute Nachmittag sollen sich Menschen wieder genähert haben.

Die Polen sagen, es sieht nach Entspannung aus.

Aber die Wachsamkeit bleibt.

Hier fuhr eine ganze Kolonne von Grenzfahrzeugen vorbei.

Wir sind bis zu 25.000 Menschen im Einsatz.

Die Bilder des gestrigen Tages sind unvergessen.

Zwölf Grenzbeamte und Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.

Das hat großen Ärger ausgelöst.

Es war ein Gewaltausbruch auf der einen Seite.

Das Regime Lukaschenko sei dafür verantwortlich, hieß es.

Hier fahren jetzt gerade wieder neue Fahrzeuge vorbei.

Es gab auch Beobachtungen, dass einzelne Menschen darunter

belarusische Sicherheitskräfte gewesen sein könnten.

Es wurden auch Provokationen aus dieser Richtung vermutet.

Es sollen sich neue Migranten der Grenze genähert haben.

Was passiert jetzt dort?

Die polnische Seite beobachtet.

Rund 1000 Menschen sollen sich in den Wäldern befinden.

Es gibt über die sozialen Netzwerke Videobeweise über diese Lager.

Belarus zeigt im Fernsehen Videos,

dass die Menschen in Hallen untergebracht werden.

Da zeigt man positive Bilder,

die die Regierung Lukaschenko gerne in der Öffentlichkeit zeigt.

Ich habe Gespräche mit Menschen geführt,

die in diesem Grenzgebiet festhingen.

Sie sagten mir, dass sie geschlagen wurden,

wenn sie zurück nach Minsk gehen wollten.

Ob Belarus der große Samariter ist, muss man hinterfragen.

Das macht man öffentlichkeitswirksam, dass man zeigt, dass man hilft.

Im Grenzgebiet herrscht also weiter Ausnahmezustand.

Im Parlament wurde heute beschlossen, dass diese Regelung erhalten bleibt.

Hilfsorganisationen und Journalisten haben hier keinen Zutritt.

Es könnte allerdings Sonderregeln für Medienschaffende geben.

Möglicherweise werden Medienpools eingerichtet.

Man kann sich aber nicht frei bewegen.

Danke für diese Einschätzungen, Olaf Bock in Kuznica.

Die Frist für eine Bewerbung um den CDU-Vorsitz ist abgelaufen.

Die Partei steht damit vor einem Dreikampf um die Macht.

Damit zu weiteren Nachrichten:

Die Entscheidung über den CDU-Vorsitz fällt zwischen Norbert Röttgen,

Friedrich Merz und Helge Braun.

Die Brandenburgerin Sabine Buder war mit ihrer Bewerbung

an ihrem Kreisverband gescheitert, der sie nicht nominierte.

Der CDU-Wahlvorstand muss noch formal feststellen,

dass die Kandidaten rechtmäßig vorgeschlagen wurden.

Nach einer Mitgliederbefragung soll ein Parteitag im Januar

den neuen Vorsitzenden wählen.

Die deutschen Opel-Standorte in Rüsselsheim und Eisenach

werden nicht aus dem Mutterkonzern Stellantis ausgegliedert.

Nach Protesten der Belegschaft gab der Autobauer die Pläne auf.

Die IG Metall und die Betriebsräte fürchteten um Mitbestimmungsrechte

und hatten vor einer Zerschlagung von Opel gewarnt.

Stellantis war Anfang des Jahres nach einer Fusion von Fiat-Chrysler

mit Groupe PSA entstanden.

Dazu gehören weitere Marken wie Citroen, Peugeot und Alfa Romeo.

Die Inflationsrate im Euroraum ist den vierten Monat in Folge gestiegen.

Sie lag laut Statistikbehörde Eurostat

im Oktober bei 4,1 Prozent.

Mehr von Markus Gürne:

Abermals bleiben die Energiekosten - Öl, Gas und Strom -

die größten Preistreiber.

Sie machen fast ein Viertel der Preissteigerungen aus.

Bei Lebensmitteln sowie bei Alkohol und Tabak

lag der Preisauftrieb bei knapp zwei Prozent.

Das ist auch das Inflationsziel der EZB.

Tatsächlich aber liegt die Rate derzeit doppelt so hoch.

Für 2022 haben die Volkswirte der EZB

eine Teuerungsrate von 1,7 Prozent prophezeit:

Die 2023 auf 1,5 Prozent sinken sollte.

Diese Aussichten hatten einige Ökonomen durchaus geteilt,

aber nicht alle.

Deren Befürchtungen könnten sich bestätigen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nicht mehr ausgeschlossen,

dass die Inflationsrate länger höher sein könnte als gedacht.

Wegen seiner Beteiligung am Sturm auf das US-Kapitol

muss einer der Beteiligten für 41 Monate in Haft.

Das Bild des Verurteilten ging bei der Erstürmung des Parlamentsgebäudes

durch Anhänger des abgewählten Präsidenten Trump um die Welt.

Es ist die bisher längste Haftstrafe im Zuge der Geschehnisse.

Mehr als 650 Menschen wurden angeklagt.

Die größte deutsche Kunstmesse in Köln feiert ein Comeback:

2,5 Jahre war die Art Cologne wegen der Pandemie ausgefallen,

seit heute hat sie wieder geöffnet.

Rund 150 Galerien und Händler aus mehr als 20 Ländern

zeigen in der Domstadt ihre Werke.

Von der Klassischen Moderne bis hin zu Zeitgenössischer Kunst.

Wenn wir eine bittere Lehre gezogen haben aus dieser Pandemie:

Dann die, dass die Schulen nicht mehr schließen dürfen.

Darüber sind sich die Parteien bei allem Streit einig.

Da frische Luft den Weg über Filter noch nicht in viele Räume fand,

gehen manche Klassen an die frische Luft.

Eine Schule, die diese Idee vor langer Zeit zum Konzept gemacht hat,

erscheint nicht nur wegen des Virus attraktiv.

Sondern vielleicht auch, weil sie zeigt,

dass Schüler draußen mehr lernen können als das Einmaleins.

Unsere Reportage von Andreas König

kommt aus der Jugendschule Strausberg in Brandenburg.

Der Tag in der Montessori-Jugendschule in Strausberg

beginnt mit einem Stuhlkreis.

Schulleiter Timo Nadolny sagt, was der Tag bringt

und teilt mit der Kollegin Lerngruppen ein.

Wer weiß, wann er wo sein muss?

31 Mädchen und Jungen von der 7. bis zur 10. Klasse

lernen und arbeiten hier zusammen.

Meist draußen, im Sommer wie im Winter.

Das soll helfen, alle Sinne zu schärfen,

praktische Fähigkeiten zu vermitteln.

Und komplexe Zusammenhänge "zu begreifen".

Aber der ganze Schultag muss deshalb nicht zwangsläufig

draußen stattfinden.

Es muss eine ernsthafte Notwendigkeit sein.

Sonst bleiben Sie drin?

Wenn es schlechtes Wetter ist und draußen nichts zu tun ist,

machen wir mehr Theorie.

Im Winter werden wir mehr drin sein.

Aber wir werden auch raus müssen,

um den Weihnachtsmarkt vorzubereiten.

Kakaobutter, Sheabutter 100 Gramm. Stell das schon mal auf die Waage.

Für diesen Weihnachtsmarkt wollen Dorothea und ihre Gruppe

eine Duschseife zusammenrühren.

Die 15-Jährige genießt das Draußen-sein

und die praktische Arbeit.

Sie ist in der 9. Klasse

und seit 2,5 Jahren an der Jugendschule.

Anleitung für das Experiment heute gibt es von Sylvia Marenz,

einer der sechs Pädagoginnen.

Ihr mischt in einer Schüssel die staubigen ...

... also die Speisestärke und die Tenside.

Und das Fett, die Sheabutter, wird überm Stövchen warm gemacht.

Nach einer halben Stunde köcheln und rühren

ist die Duschseife so weit und wird in Formen gebracht.

Den Praxistest unterm Wasserhahn besteht die Seife auch.

Was an Theorie in ihrem Experiment steckt,

erklärt ihnen ihre Chemielehrerin am Nachmittag.

Bei dem Wetter natürlich draußen.

Eine Art des Lernens, mit der Dorothea gut zurechtkommt.

Da fragt man sich auch, wie funktioniert das?

Wie wird aus dem Zeug eine Seife, die die Hände sauber macht?

Dann will ich das wissen und dann sind wir auch gespannt.

Im Klassenzimmer würde mir das nicht unbedingt so gehen.

Was haben wir jetzt gebildet?

Ein rechtwinkliges Dreieck. Wo ist der rechte Winkel?

Vor dem Mittag wird es mathematisch.

Dorothea und ihre Gruppe vermessen die Fläche,

wo ab dem nächsten Jahr das neue Schulhaus gebaut wird.

Wieder geht es darum, Theorie und Praxis zusammenzubringen.

Das ist eine häufige Frage: Was lernen die Kinder hier?

Werden die zu Handwerkern, zu Bauern ausgebildet?

Das ist nicht unser Ziel.

Wir arbeiten praktisch, aber unser Anliegen ist es:

Die Jugendlichen in diesem Alter

haben verschiedene Entwicklungsziele.

Das eine ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit

und das andere eine soziale Unabhängigkeit.

Wenn die aus der Schule rausgehen,

sind sie draußen in der Welt und wollen ihren Platz finden.

Die Jugendschule ist privat, wie alle Montessori-Einrichtungen.

Für den Unterricht müssen ihre Eltern bezahlen.

Da gibt es von Schule zu Schule Unterschiede.

Im Schnitt sind es um die 300 Euro monatlich.

Die Jugendlichen machen den gleichen Abschluss

wie an einer staatlichen Schule.

Nur der Weg dahin ist etwas anders.

Nicht nur diese Jugendlichen dürften sich dafür interessieren,

was uns Claudia zu sagen hat.

Wie wird's morgen draußen?

Es wird ähnlich grau wie heute, aber nicht so oft nass.

Heute kam eine Kaltfront rein.

Dahinter lockerte es im Nordwesten auf.

Auch die Sonne war kurz dabei.

Die Kaltfront ist auf dem Weg nach Süden zerfallen.

Viel Regen kam im Süden nicht mehr an.

Dahinter etwas Sonne.

Jetzt folgen die Wolken einer Warmfront,

die uns morgen beschäftigt.

Dahinter wird es deutlich wärmer.

Die Temperaturen steigen vor allem im Norden an.

Auf 13, teils sogar 14 Grad.

Vor allem Richtung Wochenende

steigen die Temperaturen in den zweistelligen Bereich.

In der Nacht haben wir es noch mit den Restwolken der Front zu tun.

Etwas Regen.

Über der Mitte lockert es auf, da bildet sich Nebel.

Morgen kommen neue, kompakte Wolken einer Warmfront zu uns.

Sie bringt im Norden etwas Regen, teils auch kräftiger.

Im Süden ist auch die Sonne dabei.

Die Temperaturen:

Der Wind ist im Nordwesten deutlich zu spüren.

Am Freitag und Samstag hängen im Norden dichte Wolken.

Später von der Nordsee Sonnenschein.

Am Freitag auch im Süden oft sonnig, aber gerade in Bayern recht kühl.

Am Samstag im Süden oft sonnig,

sonst dichte Wolkenfelder, aber kaum Regen.

Vor allem im Norden und Nordwesten steigen die Werte auf 12 bis 13 Grad.

Vielen Dank, Claudia Kleinert.

Hier geht es weiter mit Sandra Maischberger.

Sie hat den bayerischen Ministerpräsidenten Söder zu Gast.

Im nachtmagazin erwartet Sie Julia-Niharika Sen um 0.05 Uhr.

Wir sehen uns morgen wieder. Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 17.11.2021, 22:15 Uhr - Corona-Alarm in Baden-Württemberg: 390 Covid-Patienten am Tag, Die Nöte der Schauste tagesthemen 17.11.2021, 22:15 Uhr - Corona alarm in Baden-Württemberg: 390 Covid patients a day, The hardships of the Schauste tagesthemen 17.11.2021, 22:15 - Коронарная тревога в Баден-Вюртемберге: 390 пациентов Covid в день, Тяготы Schauste tagesthemen 17.11.2021, 22:15 - Corona-larm i Baden-Württemberg: 390 Covid-patienter per dag, Schausteens vedermödor

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (17.11.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Wer hat in dieser Pandemie noch die politische Kontrolle? Who is still in political control in this pandemic?

Während die Ampel ein neues Infektionsschutzgesetz

auf den Weg bringen will,

bahnt sich ein Streit zwischen Ampel-Koalition und Union an.

Morgen wollen sich die Ministerpräsidenten wieder treffen,

um einen Weg abzustimmen.

Und das tut Not.

Seit heute herrscht etwa in Baden-Württemberg die Alarmstufe:

Nachdem an zwei Werktagen nacheinander

mehr als 390 Covid-Patienten stationär aufgenommen wurden.

Personal und Kliniken an der Belastungsgrenze -

es droht auch dort der Kontrollverlust.

Kristina Böker.

Alarmstufe.

Für diese Zehntklässlerinnen in einer Stuttgarter Schule heißt das:

Ab heute gilt wieder Maskenpflicht.

Bis gestern durften sie im Unterricht unmaskiert Mathe lernen.

Schulleiter Thore Berg bekommt die Kontrolle über seine Schule zurück,

die er zeitweise abgeben musste - und er ist froh darüber.

Ich hätte mir gewünscht, dass noch mehr auf uns,

auf die Lehrkräfte aus der Praxis, gehört wird.

Kein Kollege war dafür, dass die Maskenpflicht fällt,

alle hatten befürchtet, was gekommen ist.

Nämlich: mehr Infektionen, aufgespürt immerhin mit morgendlichen Tests.

Dreimal pro Woche gehört das Selbsttest-Kit

genauso zum Unterricht wie das Lesebuch.

In der maskenfreien Zeit stiegen die Positiv-Tests

auf etwa zehn pro Woche.

Aber wenigstens wurden die Infektionen so entdeckt.

Thüringen hat eine Zeit lang Tests an Schulen abgeschafft.

Wir haben leider keine konsequente Maskenpflicht.

Wir haben jetzt Rückmeldungen von Gesundheitsämtern:

Dass sie nicht in der Lage sind, Kontaktrückverfolgung

bei Infektionsausbrüchen an Schulen durchzuführen.

Das ist nichts anderes als ein Kontrollverlust.

Aber wer könnte das Virus kontrollieren?

Im Stuttgarter Gesundheitsamt

dominiert Corona seit Welle eins den Büro-Alltag.

Aktuell ist die Lage angesichts hoher Fallzahlen wieder angespannt.

Trotzdem hat Baden-Württemberg die Nachverfolgung

auf Do It Yourself umgestellt.

Bürger müssen ihre Kontakte selbst informieren.

Die Ämter konzentrieren sich auf den Schutz von Risikogruppen.

Man verlagert die Eigenverantwortung zurück dorthin, wo sie hingehört,

nämlich zu jeder Bürgerin und jedem Bürger.

Man muss sich auf das besinnen, was wichtig ist.

Auf Eigenverantwortung setzen?

In diesem Mannheimer Pflegeheim hat das nicht geklappt.

Bis vor Kurzem waren hier weniger als die Hälfte der Pflegekräfte geimpft.

Erst Mitte Oktober gab es einen großen Corona-Ausbruch.

Nun hat der Träger seine Mitarbeitenden vor die Wahl gestellt:

Impfen oder freigestellt werden.

Und damit ein Stück weit die Kontrolle zurückgewonnen.

Ich erlebe in dieser Situation,

dass die Mitarbeiter meinen Leitungen zurückmelden:

Wir haben gewartet, bis es eine klare Ansage gibt.

Dann werden wir uns impfen lassen.

Klare Ansage – kommt die morgen vom Bund-Länder-Treffen?

Baden-Württembergs Ministerpräsident will selbst die Kontrolle behalten.

Die Ausgangsbeschränkung können wir gar nicht machen,

mit dem, was jetzt vorgesehen ist.

Das brauchen wir aber, wenn die Zahlen noch weiter steigen.

Deswegen werden wir plädieren, dass wir alle Möglichkeiten haben,

die wir bisher auch hatten.

In der Altenburgschule werden sie auch morgen wieder testen und hoffen,

dass keiner positiv ist – bisher nur eine Hoffnung.

So wie Baden-Württemberg

führen immer mehr Bundesländer 3G- oder 2G-Regelungen ein.

Die gehören auch zum neuen Infektionsschutzgesetz,

über das morgen im Bundestag abgestimmt wird.

Noch vor dem Bund-Länder-Treffen.

Die wichtigsten Vorhaben der Ampel sind Kontaktbeschränkungen,

3G am Arbeitsplatz, eine Homeoffice-Pflicht

und 3G in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Ampel hat ihren Gesetzentwurf nachgeschärft und heute hören wir:

Dass sogar Christian Lindner offen sei

für eine Impfpflicht in Gesundheitsberufen.

Dennoch protestiert die Union und hält die Vorhaben

für "unverantwortlich und nicht zustimmungsfähig".

Fragen wir den Landeschef von NRW

und Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz:

Hendrik Wüst.

Guten Abend.

Guten Abend, Frau Miosga.

Welche Maßnahmen genau fehlen Ihnen in diesem Ampel-Papier?

Die Lage ist gerade in einer Art und Weise ernst.

Immer mehr Menschen erkranken, immer mehr landen auf der Intensivstation.

Wir sind in dieser Pandemie so nah an dem Punkt,

an den wir nie kommen wollten:

Dass in Krankenhäusern entschieden werden muss,

wer noch behandelt wird.

Dass wir einen vollen Instrumentenkasten brauchen,

um die Menschen zu schützen.

Darum ist die Reduktion der Instrumente das falsche Signal.

Ebenso wie die Abschaffung

der epidemischen Lage nationaler Tragweite.

Was, wenn nicht das, haben wir hier?

Welche konkreten Maßnahmen fehlen Ihnen in dem Gesetzentwurf?

Schauen wir mal nach Sachsen.

Da haben wir Landkreise mit Inzidenzen über 1000.

Es wird die Möglichkeit genommen, im Land zu bestimmen,

Kneipen, Klubs zu schließen oder eine Sperrstunde einzuführen.

Da frag ich mich, was soll das?

Heißt das, Sie rechnen damit,

dass Sie möglicherweise noch mal Geschäfte schließen müssen?

In NRW ist die Lage zum Glück noch völlig anders.

Wir entscheiden uns hier jetzt für 2G und 2Gplus,

sodass wir möglichst vor der Lage bleiben.

Aber ich brauche doch am Anfang des Winters

die volle Handlungsfähigkeit.

Darum geht es mir,

auch als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.

Dass alle staatlichen Ebenen gemeinsam handlungsfähig bleiben.

Das hat sich in den letzten Monaten

immer als das Erfolgreichste erwiesen.

Aber Sie sind doch noch handlungsfähig.

Geschäfte schließen könnte man,

nach geltendem Recht könnten Sie das bis Mitte Dezember.

Aber der Winter wird Mitte Dezember nicht vorbei sein.

Darum ist das Signal, das die neue Mehrheit im Bundestag sendet,

so falsch.

Es passt nicht zur Lage.

Sie wollen, dass die epidemische Notlage nicht ausläuft.

Das wirkt etwas kurios:

Der Noch-Bundesgesundheitsminister, Ihrer Partei, hat im September

und im Oktober das Auslaufen der epidemischen Notlage gefordert.

Und noch im August haben auch Teile der Unions-Fraktion im Bundestag

nicht für ein Fortbestehen der Notlage gestimmt.

Noch im August war die Lage völlig anders,

auch im September.

Jens Spahn hat mehrfach darauf hingewiesen,

dass er das heute so nicht mehr sagen würde.

Weil die Lage sich so dramatisch verändert hat.

Weil die Lage so dramatisch ist, müssen Sie sich ändern.

Das erwarten die Menschen.

Sie haben heute damit gedroht,

das Infektionsschutzgesetz der Ampel im Bundesrat zu blockieren.

Wird das tatsächlich geschehen?

Wir wollen erst mal abwarten, was der Bundestag beschließt.

Ich höre, es wird noch verhandelt. Das ist gut.

Ich will konstatieren, dass die neue Mehrheit

an vielen Stellen schon der Lage Rechnung getragen hat.

So viel Fairness muss parteiübergreifend möglich sein.

Aber wir wollen das Ergebnis am Ende bewerten.

Dann werden wir sehen, was wir machen können im Bundesrat -

ob wir zustimmen können oder nicht.

Also es ist nur eine Drohung? Sie meinen es nicht ernst?

Ich meine das sehr ernst.

Wir brauchen in dieser ernsten Lage den vollen Instrumentenkasten.

Das Haus brennt, die Feuerwehr wirft die Schläuche ins Feuer.

Das passt nicht zur Situation.

Wir brauchen volle Handlungsfähigkeit als Staat

in Summe, um unsere Menschen bestmöglich zu schützen.

Angesichts dieser bedrohlichen Lage, Herr Wüst:

Muss man da nicht parteiübergreifend zusammenarbeiten?

Ist es da nicht unredlich, jetzt zu blockieren?

Mein Ansinnen als Vorsitzender der Ministerkonferenz wird sein,

ein möglichst abgestimmtes Vorgehen der Länder hinzukriegen.

Trotzdem bleibt die Kritik am Vorgehen der neuen Mehrheit

im Bundestag.

Völlig entgegen der Situation in der Realität,

die epidemische Lage abzulehnen.

Die Forderung bleibt aufrecht:

Einen möglichst vollen Instrumentenkasten zu haben,

dass wir die Menschen gut durch den Corona-Winter bringen können.

Ich danke Ihnen für das Gespräch, Hendrik Wüst.

Sehr gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

So wie Hendrik Wüst versuchen auch andere seiner Länderkollegen,

eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Gleichsam aber die Balance zu halten und den Menschen Hoffnung zu geben,

dass wir ein anderes Weihnachten erleben als noch 2020.

Und dazu gehört, so viel Normalität zuzulassen,

wie es mit 3G oder 2G und den Kontrollen geht.

Damit Jonglieren nun die Schausteller auf den Märkten,

wenn sie überhaupt aufgebaut werden.

Jan Koch.

Direkt hinterm Kölner Dom liegt sie schon in der Luft:

Die Weihnachtszeit - mit Glühwein und Reibekuchen.

Letzte Vorbereitungen auch für Hans-Paul Kaschinski.

Seit mehr als zehn Jahren verkauft er Kerzen, Laternen, Adventsdeko.

Letztes Jahr blieb die Kasse leer.

Dieses Jahr soll es nächsten Montag endlich losgehen -

oder vielleicht doch nicht?

Dieses Jahr ist es viel schlimmer.

Die ganze Zeit: Findet es statt, findet es nicht statt?

Unter 2G, 3G?

Findet man genug Personal? Das ist auch eine Frage heutzutage.

Die Studenten, die früher für uns gearbeitet haben,

die haben andere Jobs.

Oder auch langjährige Mitarbeiter, die haben sich anders orientiert.

Das ist alles schwierig.

Gut 140 Standbesitzer hoffen, dass alles klappt.

Die gelagerte Ware von 2020 soll endlich an den Mann kommen.

Ein zweites Jahr ohne Weihnachtsgeschäft

können sich viele nicht leisten.

Dann wäre ich schwer enttäuscht, ich will das ja.

Wir wollen so einen Markt machen.

Wir wollen verkaufen, das ist unser Leben.

Der Weihnachtsmarkt gehört dazu.

Wenn alles aufgebaut ist,

kommen sonst bis zu zwei Millionen Menschen in die Kölner Altstadt.

Dieses Jahr rechnen sie mit 30 Prozent weniger.

Was noch in Ordnung wäre, sagen sie.

Die Regeln dafür sind klar:

Kommen kann nur, wer geimpft oder genesen ist,

also die 2G-Regeln erfüllt.

Es gibt Kontrollteams auf dem Markt

und die Bitte an den Ständen, den Impfausweis zu zeigen.

Man wird gestempelt, wie in einer Disko,

dann kann man an jedem anderen Stand weiterkaufen.

So könnte es klappen, hoffen viele Schausteller in Deutschland.

Und blicken bange nach München: Hier heißt es abbauen statt aufbauen.

Hier wurde die Hoffnung gestern begraben.

Der Christkindlmarkt abgesagt.

Der Frust ist groß,

man hätte es letzte Woche schon entscheiden können.

Gestern Aufbau, heute Abbau. Herzlichen Dank. Wer zahlt uns das?

Die Hilfen müssen kommen, Entschuldigung wäre auch schön.

Der Viktualienmarkt darf stattfinden.

Sportveranstaltungen finden statt, die Discos und Klubs haben auf.

Wir sind draußen. Was soll da passieren?

Das zweite Jahr in Folge ohne Christkindlmarkt.

Die Corona-Situation lasse keine andere Entscheidung zu,

so die Stadt München.

Daran wollen sie in Köln gar nicht denken.

Trotzdem schauen einige auf morgen: auf die Ministerpräsidentenkonferenz.

Dass der Traum vom Weihnachtsgeschäft nicht doch noch platzt.

Denn es liegt doch schon in der Luft: der Glühwein und die Weihnachtszeit.

Um sicher über den Weihnachtsmarkt zu laufen,

braucht es nicht nur Maske und Abstand.

Viele Menschen, deren zweite Impfung schon sechs Monate zurückliegt,

brauchen eine Auffrischung, die Booster-Impfung.

Denn der Schutz gegen Ansteckung lässt mit der Zeit nach.

Deshalb nimmt das Impfen in Deutschland

jetzt noch mal richtig Fahrt auf.

So sehr, dass Hausärzten schwindelig werden dürfte.

Die dritte Impfung,

die erst für Ältere und Vorbelastete vorgesehen war,

könnte schon bald für alle ab 18 Jahren empfohlen werden.

Ausreichend Impfstoff ist da, allein:

Wie kommt der so plötzlich in all die Arme?

Ingrid Bertram.

Die Schlange ist schon den ganzen Tag so lang:

Im Bürgerzentrum von Köln-Porz kann heute jeder geimpft werden.

Das hat sich rumgesprochen.

Die meisten stehen hier zum Boostern an, auch Ute Jäck.

Sie ist 40, Sozialarbeiterin,

betreut eine Männergruppe mit psychischen Erkrankungen.

Ein Bewohner des Hauses wusste das.

Da war große Begeisterung und alle sind aufgebrochen,

um sich boostern zu lassen.

Kein Wunder: Die Sorge um den schwindenden Impfschutz wächst,

auch bei den Menschen unter 70.

Wer sich um einen Termin beim Hausarzt bemüht,

muss oft Geduld haben, auch deswegen kommen manche hierher.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Ärzte überlastet sind.

Ich habe gestern mit einer Arzthelferin gesprochen, die sagte:

Sie impfen nur über 70-Jährige.

Der Nächste sagte: Rufen Sie Donnerstag an.

Da habe ich überlegt,

dass diese Aktion wohl etwas unkomplizierter verläuft.

Tatsächlich wird auch in den Praxen geimpft.

Nur etliche Ärzte bieten keine Corona-Impfung mehr an.

Allein im Rheinland sind es ein Drittel weniger als im Sommer.

Der Frust ist groß,

auch über die fehlende Einbindung durch die Politik.

Wir werden nicht vorher in eine Runde gesetzt:

Wie können wir das erreichen, welche Maßnahmen müssen wir treffen?

Wie kann man eine vernünftige Kommunikation aufbauen,

um das strukturiert, schnell und effektiv zu machen?

Das führt zu Frustration.

Doch wie die Arztpraxen entlasten?

Während die Politiker noch darüber diskutieren,

werden hier Tatsachen geschaffen - flexibel ohne große Hürden.

Woanders werden ganze Impfzentren wieder in Betrieb genommen -

wie im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Genau das fordern Politiker wie Karl Lauterbach.

Die Impfzentren sollten unbedingt wieder hochgefahren werden,

so schnell wie möglich.

Wir brauchen ein enormes Tempo,

wenn wir die vierte Welle bekämpfen wollen.

Das ist mit den niedergelassenen Ärzten nicht zu schaffen.

Auch Ute Jäck bekommt heute schnell ihren Pieks.

Eine Erleichterung - sie muss sich nicht mehr hinten anstellen.

Der Schutz ist wichtig, in jedem Alter.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr Möglichkeiten gäbe.

Dass man nicht guckt, welches Alter man hat,

dass jeder die Möglichkeit hat.

Dazu will morgen die STIKO ihre Empfehlung geben.

Dann könnte der Ansturm richtig losgehen.

Stellt sich die Frage, ob die Impfangebote ausreichen.

Impfung Nummer drei, der Booster,

und das Handeln der politisch Verantwortlichen:

Die Meinung von Monika Wagener vom WDR.

Man hätte es wissen können.

Als im August die Zahlen im fast durchgeimpften Israel explodierten,

war klar, was auch hierzulande kommen wird.

Eine vierte Welle nicht nur der Ungeimpften,

sondern auch der Geimpften.

Auch eine 2G-Disco Anfang September in Münster

hätte ein letzter Wachruf sein können.

85 Infizierte nach nur einer Tanznacht.

Doch während die Zahlen anstiegen, ließ die Politik Impfzentren abbauen,

kostenlose Schnelltests streichen

und die Maskenpflicht an Schulen aufheben.

Man wollte zwar noch Druck auf Ungeimpfte machen.

Die Geimpften sollten aber nicht durch Testpflichten

oder die Diskussion um Drittimpfungen verunsichert werden.

Die Abschaffung der kostenlosen Tests brachte kaum neue Impfungen.

Die Ungeimpften vielleicht sogar noch ungetestet

ins Private getrieben.

In Klubs, Bars und Festivals feierten Geimpfte fast so,

als ob es Corona nie gegeben hätte.

Viele hatten da schon ein mulmiges Gefühl.

Dann ein Wahlkampf, bei dem vermeintlich nur punkten konnte,

der weitreichende Öffnungen versprach.

Fatale Fehler, die kaum noch gutzumachen sind.

Jetzt müssen Ärzte und mobile Impfteams retten,

was zu retten ist.

Sie werden derzeit von Impf- und Booster-Willigen überrannt.

Es fehlt auch nicht an Impfstoff,

wohl aber an einer Infrastruktur, denn die wurde abgebaut.

Fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie

hätte man auf mehr Professionalität der Regierung und der STIKO gehofft.

Auf eine genaue Verfolgung der Infektions- und Studienlage,

auf ein besseres Verständnis auch der Infektionswege.

Doch wenig ist passiert.

Noch immer irrlichtern wir durchs Corona-Geschehen.

Und ein wirkliches Ende ist nicht in Sicht.

Die Meinung von Monika Wagener.

Die Lage an der polnisch-belarusischen Grenze

scheint sich zu entspannen.

An die verhärteten und jüngst gewaltsamen Fronten

zwischen Migranten und der polnischen Polizei

ist Bewegung gekommen.

Heute wurden erste Migranten in Bussen abgeholt,

um sie von der Grenze wegzubringen, was schwer zu interpretieren ist:

Ist das ein Einlenken des belarusischen Diktators?

Geschah dies in Folge der Telefonate mit der deutschen Kanzlerin?

Dass Merkel mit Lukaschenko sprach, sehen die einen als Erfolg,

die anderen aber als politische Grenzüberschreitung.

David Zajonz.

Eines hat der belarusische Machthaber Lukaschenko schon erreicht:

Neue Spannungen im Verhältnis zwischen Polen und Deutschland.

Polens Staatspräsident Duda heute bei einem Besuch in Montenegro.

Unmut darüber, dass Kanzlerin Merkel

schon zweimal mit Lukaschenko telefoniert hat.

Das hat mich verwundert.

Denn bislang hat kein ernstzunehmender Regierungschef

mit Herrn Lukaschenko gesprochen, der die Wahl gefälscht hat.

Und Duda legte nach:

Die Polen werden keine Beschlüsse akzeptieren,

die über ihren Kopf hinweg getroffen werden.

Die deutsche Bundesregierung versucht, die Wogen zu glätten.

Um diese humanitäre Lage für Tausende Menschen zu verbessern:

Hat es Sinn, auch mit denen zu sprechen,

die in Minsk Möglichkeiten haben, diese Situation zu verändern.

Auch wenn es um einen Machthaber geht,

dessen Legitimität Deutschland,

wie alle EU-Mitgliedsstaaten, nicht anerkennt.

Merkel telefonierte dann auch mit Polens Ministerpräsident Morawiecki.

Morgen kommt Bundesinnenminister Seehofer nach Warschau.

Deutschland demonstriert Solidarität.

Polens Regierung sieht sich als Verteidiger der EU.

gegen einen Angriff von Lukaschenko.

Die Rhetorik oft militärisch:

Heute glaubte die Regierung an einen Zwischensieg.

Denn, wie diese Bilder des Innenministeriums zeigen,

packten viele Migranten ihre Sachen und machten sich auf den Weg.

Es kommen neue Busse an und die Personen steigen ein.

Das Zeltlager am Grenzübergang Kuznica leert sich langsam.

Es sieht so aus,

dass Lukaschenko diese Schlacht an der Grenze verloren hat.

Auch wenn es nicht die letzte ist.

Aber wohin die Menschen gefahren wurden, ist unklar.

Gleichzeitig entstand heute ein neues Zeltlager -

direkt am Grenzübergang Kuznica.

Die polnischen Einsatzkräfte fürchten neue Auseinandersetzungen -

so wie letzte Nacht:

Die Personen waren sehr aggressiv.

Sie haben die Grenzschützer mit Steinen beworfen,

wir wurden mit Lasern geblendet, Feuerwerkskörper wurden benutzt.

Für morgen ist ein erster Rückflug geplant.

Irakische Migranten sollen dann von Belarus

zurück in den Irak gebracht werden.

Nach NDR-Recherchen

sind aber erst 200 Menschen für einen Rückflug registriert.

Olaf Bock in der Nähe des Grenzübergangs Kuznica:

Die polnische Regierung berichtet,

dass zahlreiche Migranten mit Bussen weggebracht wurden.

Was ist da dran und wohin ist der Bus unterwegs?

Das sind die Beobachtungen der polnischen Seite.

Busse wurden beobachtet, Menschen wurden reingesetzt,

die wurden von der Grenze weggebracht.

Aber von niemandem wurde gesagt, was mit diesen Menschen passiert ist.

Hinter mir ist der Weg zur Grenzstation.

Hier herrscht immer noch Ausnahmezustand.

Wir dürfen dort nicht hin und können nicht selbst beobachten.

Wir müssen uns auf die offiziellen Verlautbarungen verlassen.

Heute Nachmittag sollen sich Menschen wieder genähert haben.

Die Polen sagen, es sieht nach Entspannung aus.

Aber die Wachsamkeit bleibt.

Hier fuhr eine ganze Kolonne von Grenzfahrzeugen vorbei.

Wir sind bis zu 25.000 Menschen im Einsatz.

Die Bilder des gestrigen Tages sind unvergessen.

Zwölf Grenzbeamte und Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.

Das hat großen Ärger ausgelöst.

Es war ein Gewaltausbruch auf der einen Seite.

Das Regime Lukaschenko sei dafür verantwortlich, hieß es.

Hier fahren jetzt gerade wieder neue Fahrzeuge vorbei.

Es gab auch Beobachtungen, dass einzelne Menschen darunter

belarusische Sicherheitskräfte gewesen sein könnten.

Es wurden auch Provokationen aus dieser Richtung vermutet.

Es sollen sich neue Migranten der Grenze genähert haben.

Was passiert jetzt dort?

Die polnische Seite beobachtet.

Rund 1000 Menschen sollen sich in den Wäldern befinden.

Es gibt über die sozialen Netzwerke Videobeweise über diese Lager.

Belarus zeigt im Fernsehen Videos,

dass die Menschen in Hallen untergebracht werden.

Da zeigt man positive Bilder,

die die Regierung Lukaschenko gerne in der Öffentlichkeit zeigt.

Ich habe Gespräche mit Menschen geführt,

die in diesem Grenzgebiet festhingen.

Sie sagten mir, dass sie geschlagen wurden,

wenn sie zurück nach Minsk gehen wollten.

Ob Belarus der große Samariter ist, muss man hinterfragen.

Das macht man öffentlichkeitswirksam, dass man zeigt, dass man hilft.

Im Grenzgebiet herrscht also weiter Ausnahmezustand.

Im Parlament wurde heute beschlossen, dass diese Regelung erhalten bleibt.

Hilfsorganisationen und Journalisten haben hier keinen Zutritt.

Es könnte allerdings Sonderregeln für Medienschaffende geben.

Möglicherweise werden Medienpools eingerichtet.

Man kann sich aber nicht frei bewegen.

Danke für diese Einschätzungen, Olaf Bock in Kuznica.

Die Frist für eine Bewerbung um den CDU-Vorsitz ist abgelaufen.

Die Partei steht damit vor einem Dreikampf um die Macht.

Damit zu weiteren Nachrichten:

Die Entscheidung über den CDU-Vorsitz fällt zwischen Norbert Röttgen,

Friedrich Merz und Helge Braun.

Die Brandenburgerin Sabine Buder war mit ihrer Bewerbung

an ihrem Kreisverband gescheitert, der sie nicht nominierte.

Der CDU-Wahlvorstand muss noch formal feststellen,

dass die Kandidaten rechtmäßig vorgeschlagen wurden.

Nach einer Mitgliederbefragung soll ein Parteitag im Januar

den neuen Vorsitzenden wählen.

Die deutschen Opel-Standorte in Rüsselsheim und Eisenach

werden nicht aus dem Mutterkonzern Stellantis ausgegliedert.

Nach Protesten der Belegschaft gab der Autobauer die Pläne auf.

Die IG Metall und die Betriebsräte fürchteten um Mitbestimmungsrechte

und hatten vor einer Zerschlagung von Opel gewarnt.

Stellantis war Anfang des Jahres nach einer Fusion von Fiat-Chrysler

mit Groupe PSA entstanden.

Dazu gehören weitere Marken wie Citroen, Peugeot und Alfa Romeo.

Die Inflationsrate im Euroraum ist den vierten Monat in Folge gestiegen.

Sie lag laut Statistikbehörde Eurostat

im Oktober bei 4,1 Prozent.

Mehr von Markus Gürne:

Abermals bleiben die Energiekosten - Öl, Gas und Strom -

die größten Preistreiber.

Sie machen fast ein Viertel der Preissteigerungen aus.

Bei Lebensmitteln sowie bei Alkohol und Tabak

lag der Preisauftrieb bei knapp zwei Prozent.

Das ist auch das Inflationsziel der EZB.

Tatsächlich aber liegt die Rate derzeit doppelt so hoch.

Für 2022 haben die Volkswirte der EZB

eine Teuerungsrate von 1,7 Prozent prophezeit:

Die 2023 auf 1,5 Prozent sinken sollte.

Diese Aussichten hatten einige Ökonomen durchaus geteilt,

aber nicht alle.

Deren Befürchtungen könnten sich bestätigen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nicht mehr ausgeschlossen,

dass die Inflationsrate länger höher sein könnte als gedacht.

Wegen seiner Beteiligung am Sturm auf das US-Kapitol

muss einer der Beteiligten für 41 Monate in Haft.

Das Bild des Verurteilten ging bei der Erstürmung des Parlamentsgebäudes

durch Anhänger des abgewählten Präsidenten Trump um die Welt.

Es ist die bisher längste Haftstrafe im Zuge der Geschehnisse.

Mehr als 650 Menschen wurden angeklagt.

Die größte deutsche Kunstmesse in Köln feiert ein Comeback:

2,5 Jahre war die Art Cologne wegen der Pandemie ausgefallen,

seit heute hat sie wieder geöffnet.

Rund 150 Galerien und Händler aus mehr als 20 Ländern

zeigen in der Domstadt ihre Werke.

Von der Klassischen Moderne bis hin zu Zeitgenössischer Kunst.

Wenn wir eine bittere Lehre gezogen haben aus dieser Pandemie:

Dann die, dass die Schulen nicht mehr schließen dürfen.

Darüber sind sich die Parteien bei allem Streit einig.

Da frische Luft den Weg über Filter noch nicht in viele Räume fand,

gehen manche Klassen an die frische Luft.

Eine Schule, die diese Idee vor langer Zeit zum Konzept gemacht hat,

erscheint nicht nur wegen des Virus attraktiv.

Sondern vielleicht auch, weil sie zeigt,

dass Schüler draußen mehr lernen können als das Einmaleins.

Unsere Reportage von Andreas König

kommt aus der Jugendschule Strausberg in Brandenburg.

Der Tag in der Montessori-Jugendschule in Strausberg

beginnt mit einem Stuhlkreis.

Schulleiter Timo Nadolny sagt, was der Tag bringt

und teilt mit der Kollegin Lerngruppen ein.

Wer weiß, wann er wo sein muss?

31 Mädchen und Jungen von der 7. bis zur 10. Klasse

lernen und arbeiten hier zusammen.

Meist draußen, im Sommer wie im Winter.

Das soll helfen, alle Sinne zu schärfen,

praktische Fähigkeiten zu vermitteln.

Und komplexe Zusammenhänge "zu begreifen".

Aber der ganze Schultag muss deshalb nicht zwangsläufig

draußen stattfinden.

Es muss eine ernsthafte Notwendigkeit sein.

Sonst bleiben Sie drin?

Wenn es schlechtes Wetter ist und draußen nichts zu tun ist,

machen wir mehr Theorie.

Im Winter werden wir mehr drin sein.

Aber wir werden auch raus müssen,

um den Weihnachtsmarkt vorzubereiten.

Kakaobutter, Sheabutter 100 Gramm. Stell das schon mal auf die Waage.

Für diesen Weihnachtsmarkt wollen Dorothea und ihre Gruppe

eine Duschseife zusammenrühren.

Die 15-Jährige genießt das Draußen-sein

und die praktische Arbeit.

Sie ist in der 9. Klasse

und seit 2,5 Jahren an der Jugendschule.

Anleitung für das Experiment heute gibt es von Sylvia Marenz,

einer der sechs Pädagoginnen.

Ihr mischt in einer Schüssel die staubigen ...

... also die Speisestärke und die Tenside.

Und das Fett, die Sheabutter, wird überm Stövchen warm gemacht.

Nach einer halben Stunde köcheln und rühren

ist die Duschseife so weit und wird in Formen gebracht.

Den Praxistest unterm Wasserhahn besteht die Seife auch.

Was an Theorie in ihrem Experiment steckt,

erklärt ihnen ihre Chemielehrerin am Nachmittag.

Bei dem Wetter natürlich draußen.

Eine Art des Lernens, mit der Dorothea gut zurechtkommt.

Da fragt man sich auch, wie funktioniert das?

Wie wird aus dem Zeug eine Seife, die die Hände sauber macht?

Dann will ich das wissen und dann sind wir auch gespannt.

Im Klassenzimmer würde mir das nicht unbedingt so gehen.

Was haben wir jetzt gebildet?

Ein rechtwinkliges Dreieck. Wo ist der rechte Winkel?

Vor dem Mittag wird es mathematisch.

Dorothea und ihre Gruppe vermessen die Fläche,

wo ab dem nächsten Jahr das neue Schulhaus gebaut wird.

Wieder geht es darum, Theorie und Praxis zusammenzubringen.

Das ist eine häufige Frage: Was lernen die Kinder hier?

Werden die zu Handwerkern, zu Bauern ausgebildet?

Das ist nicht unser Ziel.

Wir arbeiten praktisch, aber unser Anliegen ist es:

Die Jugendlichen in diesem Alter

haben verschiedene Entwicklungsziele.

Das eine ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit

und das andere eine soziale Unabhängigkeit.

Wenn die aus der Schule rausgehen,

sind sie draußen in der Welt und wollen ihren Platz finden.

Die Jugendschule ist privat, wie alle Montessori-Einrichtungen.

Für den Unterricht müssen ihre Eltern bezahlen.

Da gibt es von Schule zu Schule Unterschiede.

Im Schnitt sind es um die 300 Euro monatlich.

Die Jugendlichen machen den gleichen Abschluss

wie an einer staatlichen Schule.

Nur der Weg dahin ist etwas anders.

Nicht nur diese Jugendlichen dürften sich dafür interessieren,

was uns Claudia zu sagen hat.

Wie wird's morgen draußen?

Es wird ähnlich grau wie heute, aber nicht so oft nass.

Heute kam eine Kaltfront rein.

Dahinter lockerte es im Nordwesten auf.

Auch die Sonne war kurz dabei.

Die Kaltfront ist auf dem Weg nach Süden zerfallen.

Viel Regen kam im Süden nicht mehr an.

Dahinter etwas Sonne.

Jetzt folgen die Wolken einer Warmfront,

die uns morgen beschäftigt.

Dahinter wird es deutlich wärmer.

Die Temperaturen steigen vor allem im Norden an.

Auf 13, teils sogar 14 Grad.

Vor allem Richtung Wochenende

steigen die Temperaturen in den zweistelligen Bereich.

In der Nacht haben wir es noch mit den Restwolken der Front zu tun.

Etwas Regen.

Über der Mitte lockert es auf, da bildet sich Nebel.

Morgen kommen neue, kompakte Wolken einer Warmfront zu uns.

Sie bringt im Norden etwas Regen, teils auch kräftiger.

Im Süden ist auch die Sonne dabei.

Die Temperaturen:

Der Wind ist im Nordwesten deutlich zu spüren.

Am Freitag und Samstag hängen im Norden dichte Wolken.

Später von der Nordsee Sonnenschein.

Am Freitag auch im Süden oft sonnig, aber gerade in Bayern recht kühl.

Am Samstag im Süden oft sonnig,

sonst dichte Wolkenfelder, aber kaum Regen.

Vor allem im Norden und Nordwesten steigen die Werte auf 12 bis 13 Grad.

Vielen Dank, Claudia Kleinert.

Hier geht es weiter mit Sandra Maischberger.

Sie hat den bayerischen Ministerpräsidenten Söder zu Gast.

Im nachtmagazin erwartet Sie Julia-Niharika Sen um 0.05 Uhr.

Wir sehen uns morgen wieder. Bis dann.

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