Die Wahrheit über L'Oréal
L'Oréal: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr jetzt gerade in Berührung mit einem Produkt dieser Marke seid, ist relativ groß! Die Frauen vielleicht mit einem Nagellack von Essie oder mit einem Hautpflegeprodukt von Garnier, und die Männer mit einem Parfüm von Armani oder vielleicht auch mit einem Haarpflegeprodukt von Redken. Wenn da jetzt nichts dabei war, schaut mal diese Grafik an: Das sind alles Marken, die zu dem großen Konzerndach L'Oréal gehören. Eine ganze Menge - das ist ein Riesenkonzern! 22,2 Mrd.Euro Umsatz im Jahr, 77.500 Mitarbeiter, überall über die ganze Welt verteilt, und ein Gewinn von rund 4 Mrd.Euro aktuell! Ein super Image kommt noch dazu, ein gutes Bild, das da nach außen getragen wird. Aber die Frage ist natürlich: Gibt es auch Schattenseiten? Das ist natürlich eine rhetorische Frage, sonst gäbe es dieses Video nicht. Wie die Schattenseiten aussehen, darum geht's jetzt! (Titelmelodie) Untertitel: ARD Text für Funk (2018) Die Wahrheit! Gibt es die überhaupt? Nein, natürlich nicht! Und klar ist auch, dass jede Medaille immer 2 Seiten hat. Es gibt die gute Seite, die gerne nach außen dargestellt wird, auf Firmen-Homepages, in Hochglanz-Broschüren oder durch Pressemitteilungen. Und es gibt die schlechte Seite, die Seite mit den Schattenseiten, von denen man nicht so viel erfährt, und über die Presseabteilungen gerne schweigen. Und genauso ist das auch bei L'Oréal: Ein Unternehmen, das viel für die Gesellschaft macht, das natürlich jede Menge Steuern zahlt, das die Wirtschaft ankurbelt und vieles mehr. Aber eben auch ein Unternehmen, bei dem einiges nicht so gut läuft. Das hat mit der Gegenwart zu tun, aber, wie bei vielen anderen Unternehmen auch, mit der Vergangenheit. Und da sind wir schon beim ersten Punkt: Bei der Vergangenheit des Unternehmens, das 1909 in Clichy, nordwestlich von Paris gelegen, gegründet wurde, das auch immer noch dort seinen Hauptsitz hat. Und das es eigentlich heute gar nicht geben dürfte, das schon vor Jahrzehnten hätte aufgelöst werden müssen und dessen Gründer und langjähriger Chef eigentlich ins Gefängnis gehörte. Aber immer der Reihe nach: Das hier ist Eugène Schueller. Ein Mann, der aus einfachen Verhältnissen kam, ein Bäckerssohn, der sich nach und nach hochgearbeitet hat, zum angesehenen Chemiker! Eugène Schueller war ein kluger Mann, der gerne mal herum experimentierte. Und eines Tages gelang ihm die Sensation: Er entwickelte ein Haarfärbemittel, das gesundheitlich, zumindest nach damaligen Maßstäben, völlig unbedenklich war. Bis dahin haben sich die Friseure meistens irgendwelche Dinge selbst ausgedacht oder zusammengerührt und die dann ihren Kundinnen in die Haare geschmiert. Das war wirklich gefährlich, stellenweise, und führte immer wieder zu üblen Verletzungen. Jetzt gab es etwas Neues, Ungefährliches, und das war der Grundstock des Erfolgs! 1909 gründete Eugéne Schueller das Unternehmen L'Oréal, und das legte einen kometenhaften Aufstieg hin. 1939 wurde daraus eine Aktiengesellschaft, Schueller ein reicher Mann und L'Oréal war eines der umsatzstärksten, eines der erfolgreichsten Unternehmen dieser Zeit in Frankreich. Alles, was Schueller anfasste, wurde quasi zu Gold. Nur eine Sache, die passte ihm gar nicht: Und das war die linke Regierung in Frankreich. Denn nichts fürchteten Schueller und auch andere Industrielle mehr als den Kommunismus! Sie hatten Angst davor, dass ihnen alles weggenommen würde. Und deshalb begann Schueller damit, die Regierung zu sabotieren. Schueller wurde Unterstützer und Finanzier einer Terrororganisation, die "Cagoule" genannt wurde, eine rechte Terrororganisation, die immer wieder Anschläge und Attentate verübte. Z.B. gegen den damaligen französischen Innenminister Marx Dormoy. Und nicht nur das: Schueller sympathisierte auch sehr stark mit den Nazis. Er sagte: " Also, die haben da alles eigentlich richtig gemacht. Wenn wir das nur auch so hinbekommen könnten in Frankreich, wie die das 1933 bei der Machtergreifung gemacht haben." Und auch mit einer anderen Sache sympathisierte er, nämlich mit dem Antisemitismus der Nazis. Ein Zitat aus einer Rede von 1940: In diesem Zusammenhang sprach Schueller auch davon, dass man "schnell 50 bis 100 wichtige Persönlichkeiten erschießen" müsste. Und dann nahm die Geschichte ihren Lauf: Die Nazis überfielen Frankreich, besetzten das Land, und in Teilen des Landes wurde eine Marionetten-Regierung installiert, nämlich das Vichy-Regime. Und mit diesem Regime arbeitete Schueller immer wieder zusammen. Ein Regime, das mitverantwortlich war für den Tod tausender französischer Juden. Die Sache war eigentlich klar: Schueller hatte einerseits eine Terrororganisation unterstützt, auf der anderen Seite hatte er indirekt mit den Nazis zusammengearbeitet. Da könnte man meinen: "Okay, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihm dafür der Prozess gemacht." Aber es kam ganz anders: Erstaunlicherweise durfte Schueller nämlich weitermachen, und auch sein Unternehmen L'Oréal gab es weiterhin. Andere Konzerne, die mit den Nazis zusammengearbeitet hatten, oder bei denen es sonst irgendwelche Auffälligkeiten gab während des Zweiten Weltkriegs, die wurden teilweise zerschlagen oder verstaatlicht, wie z.B. Renault, und die Verantwortlichen kamen hinter Gitter. Nicht so Schueller! Warum? Naja, er hatte einen wichtigen Fürsprecher, einen Mann namens Francois. Dieser Francois war früher selber Terrorist, wechselte dann die Seiten, wurde Widerstandskämpfer, Teil der Résistance, des Widerstands gegen die Nazis, und sagte nach dem Zweiten Weltkrieg aus, auch Schueller und dessen Schwiegersohn André Bettencourt wären Teil des Widerstands gewesen. Und damit waren sie von allem freigesprochen. Dieser Francois wurde später weltbekannt. Es war Francois Mitterand, von 1981 bis 1995 französischer Staatspräsident und ein enger Freund der Familie, auch ein Förderer der Familie: André Bettencourt war eine Zeit lang Minister unter Francois Mitterrand. Und die einzige Tochter von Schueller, Liliane Bettencourt, die war nicht nur mit Mitterrand eng befreundet, sondern auch mit anderen Politikern, hatte gute Connections bis ganz nach oben. 2017 starb sie. D.h. : Gegründet und lange Zeit geführt wurde L'Oréal von einem Mann, der nicht nur Terroristen unterstützte, sondern der auch indirekt mit den Nazis zusammenarbeitete. Und L'Oréal hat diese Geschichte bis heute nicht wirklich aufgearbeitet. Wenn Verantwortliche darauf angesprochen werden, dann schweigen sie gerne, und nur ab und zu rückt man mal mit ein paar Infos heraus. Und das bis heute! Damit sind wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt, der Ethik: Wenn es um Schönheit geht, ist keine andere Marke auf der ganzen Welt so weit vorne dabei wie L'Oréal. Die Marke steht für strahlend schöne Haut, für wunderbar rote Lippen oder auch für Haut, die nicht wirklich altert, die immer wunderbar glatt ist. Das Image von L'Oréal ist auch wirklich gut. Laut Deutschem Markenmonitor ist L'Oréal die zweitbeliebteste Marke im Bereich Kosmetik. Der größte Kosmetikkonzern weltweit lässt aber nichts anbrennen und investiert jedes Jahr rund 6 Mrd.Euro in die Werbung. Das ist deutlich mehr als in die Entwicklung! Da merkt man schon: Werbung ist ganz, ganz wichtig. Die Außenwirkung ist ganz, ganz wichtig. Und es ist auch ganz, ganz wichtig, da mit bekannten Gesichtern zusammenzuarbeiten. Entweder in der Medienwelt, in der Welt der Stars, oder auch hier bei YouTube. Gebt einfach mal Markennamen wie NYX oder Maybelline bei YouTube ein, da findet ihr jede Menge Videos mit Produktplatzierungen, die in Kooperation mit L'Oréal entstanden sind. Klar ist auf jeden Fall: Da ist ein wunderbares Image der Marke L'Oréal. Und dieses Image steht für Reinheit, für Sauberkeit, für alles, was mit Schönheit verbunden ist, und was mit einer heilen Welt vor allem verbunden ist. Aber passt dieses Image wirklich? "Na klar! ", sagt L'Oréal. Und wenn man sich die Website des Unternehmens anschaut, stellt man fest: Da wird wirklich viel Gutes gemacht. Ich habe euch das auch mal unten in der Infobox verlinkt. Aber es gibt einen sehr, sehr dunklen Fleck auf der vermeintlich weißen Weste von L'Oréal. Und der bezieht sich auf das Thema Tierversuche. Da sagt L'Oréal: "Das machen wir schon ganz lange nicht mehr. Seit 1989, früher als viele andere Unternehmen haben wir damit aufgehört, z.B. Shampoo in die Augen von Mäusen zu tröpfeln oder Ratten das Fell abzurasieren und irgendwelche Tinkturen drüberzupinseln. Das ist alles längst Geschichte." Und das stimmt auch! Tierversuche gibt es bei L'Oréal nicht mehr. Aber es gibt eine ganz, ganz wichtige Ausnahme, nämlich China: In China sind Tierversuche staatlich verordnet. Jedes ausländische Unternehmen, das Kosmetikprodukte in China auf den Markt bringt, dort verkaufen möchte, das muss seine Produkte Tierversuchen unterwerfen. Und diese Tierversuche werden staatlich durchgeführt. Da sagt L'Oréal: "Okay, wir können da nichts dafür, das wird so gemacht. Und wir führen diese Versuche ja auch nicht selbst durch!" Stimmt alles. Allerdings müsste L'Oréal das alles gar nicht, nämlich indem man seine Produkte einfach nicht in China verkauft! Andere Unternehmen machen das auch so, genau eben aus diesen ethischen Gründen. Aber damit würde man sich selbst einen Zugang zu einem riesigen Markt versperren und hätte weniger Profit. Und deshalb nimmt man die Tier- versuche in Kauf, nach wie vor, auch im Jahr 2018. Und dann ist da noch eine Sache, die nicht so ganz passt zur Selbstdarstellung des ethisch einwandfreien Unternehmens. Und das ist einer der Anteilseigner von L'Oréal. Ein Anteilseigner, der rund 30% der Anteile an dem Konzern besitzt, nämlich Nestlé! Nestlé hat ein Drittel aller Anteile an L'Oréal! Was Nestlé für ein Unternehmen ist und warum man das kritisieren könnte, das erfahrt ihr in diesem Video hier, das ich euch oben auf dem "i" verlinkt habe und das ich vor einiger Zeit mal gemacht habe. Und wo wir gerade bei Tierversuchen und evtl. gesundheitsschädlichen Stoffen waren, da gibt es noch einen Punkt. Und der bezieht sich auf den Inhalt. Dass in Make-ups, Haarsprays oder Cremes und so weiter und so fort Stoffe drin sind, die vielleicht nicht alle super natürlich sind, die chemisch sind, die künstlich sind und die vielleicht der einen oder anderen Haut auch schaden, das ist klar. Das ist bei allen Unternehmen so. Aber Kosmetikunternehmen wie L'Oréal stehen auch immer wieder in der Kritik, weil Stoffe verwendet werden, die dann doch gesundheitsschädlicher sind als sie eigentlich sein sollten. Ganz interessant ist das, was das Magazin "Öko-Test" immer wieder herausfindet zu L'Oréal. L'Oréal fällt nämlich immer wieder auf in den Tests. Gerade erst neulich, bei einem Lippenstift, da muss ich den Namen nachlesen, der ist etwas kompliziert: "Color Sensational Summer Pink 148" von der Marke Maybelline. Der ist aufgefallen, weil er unter anderem gefährliche und gesundheitsschädigende Mineralöle enthält. Und diese Mineralöle können, so steht es zumindest in dem Test, sogar krebserregend sein! Und so ist es immer wieder: Vor einigen Jahren sind z.B. auch mal Gesichtswasser von Vichy und La Roche Posay, beides Marken, die zu L'Oréal gehören, aufgefallen, weil sie gesundheitsschädliche Stoffe enthalten. Und auch 2005 hat schon das Magazin "Spiegel" über das Thema berichtet. Da ging es unter anderem um ein Haarfärbemittel, das von der Sängerin Beyoncé beworben wurde. Und in dem Artikel heißt es dazu: Außerdem wurde in dem "Spiegel"- Artikel darauf hingewiesen, dass einige L'Oréal-Produkte nachweislich zwar viel versprechen, aber relativ wenig einhalten und fast gar nichts bringen. Und auch um die hohe Gewinnmarge bei einigen Produkten ging es z.B. : Bei einem Parfüm kostet die Herstellung, laut diesem Artikel, 1,50 Euro, der Verkaufspreis liegt dann bei 60 Euro. Und da wurde ein Vergleich gezogen zu WC-Duftmitteln, die in der Herstellung genauso viel kosten, aber natürlich im Verkauf viel, viel weniger. Wenn euch der Artikel interessiert, ich habe euch den unten verlinkt. Klar, das ist jetzt schon lange her, 13 Jahre, und L'Oréal sagt, es hat sich einiges getan seitdem und auch einige der Vorwürfe stimmen nicht. L'Oréal versucht auch immer wieder, was zu unternehmen, wenn z.B. "Ökotest" neue Tests veröffentlicht, die nicht gerade schmeichelhaft für das Unternehmen sind. Auch dazu habe ich euch was unten verlinkt. Aber Verbraucherschützer sagen: "Naja, im Großen und Ganzen gibt es da doch immer noch einige Probleme." So, und was bedeutet das jetzt alles? Naja, letztendlich muss jeder selber wissen, was er konsumiert und was er nicht konsumiert. Und klar ist auch: Das, was ich jetzt hier über L'Oréal gesagt habe, das trifft teilweise auch auf andere Kosmetikkonzerne zu. L'Oréal ist eben der Marktführer. Und ich sagte eingangs auch schon: L'Oréal macht viele gute Dinge, steckt viel Geld in die Forschung, in die Entwicklung, unterstützt viele verschiedene gesellschaftliche Projekte usw. Auch dazu findet ihr was unten in der Infobox. Aber es gibt eben auch diese Kritik. Und da würde mich mal interessieren: Wie sieht es denn bei euch aus? Sagt ihr: "Sowas finde ich schon wichtig beim Einkauf. Ich achte auf sowas." Oder sagt ihr: "Man kommt ja gar nicht drum rum, egal ob man 'ne Sonnencreme braucht oder ein Parfüm, irgendwie ist L'Oréal da immer mit in Verbindung, das geht gar nicht anders." Schreibt's gerne in die Kommentare! Ein sehr, sehr spannendes Thema. Und wenn euch große Marken interessieren, und was dahintersteckt, findet ihr hier noch ein Video über H&M; von mir. Und ein Video von den Kollegen von "Die Frage" gibt's hier zum Thema Tierversuche, das habe ich ja hier auch ganz kurz angerissen. Danke euch, fürs Zuschauen, und bis zum nächsten Mal!