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Youtube videos, Verkorkste Wiedervereinigung - Ausverkauf des Ostens?

Verkorkste Wiedervereinigung - Ausverkauf des Ostens?

. 28 Jahre lang trennten Mauer und Stacheldraht die beiden deutschen Staaten DDR und Bundesrepublik.

Mittlerweile sind diese beiden Staaten längere Zeit vereint,

als die Mauer stand. Aber noch immer

gibt es Unterschiede zwischen Ost und West.

In der Wirtschaft, im normalen Leben, in der Politik.

Manchmal meint man, diese Unterschiede nehmen sogar zu.

Und viele Menschen suchen nach Fehlern,

die damals bei der Vereinigung gemacht wurden.

Und genau darum geht es in diesem Video.

Bei der Wiedervereinigung geht es um Freiheit und Demokratie,

um den Rechtsstaat, das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Also die ganz, ganz großen Themen.

Aber es geht auch um Fragen, die eher das persönliche Leben betreffen.

Wie gesund ist die Umwelt, in der ich lebe?

Finde ich eine Arbeit, die ich gerne mache?

Kann ich mit meinem Partner oder meiner Partnerin das Leben aufbauen,

wie wir es uns vorstellen?

Und zu guter Letzt geht es auch um die konkreten Dinge des Alltags.

Was kann ich mir leisten?

Eine große Wohnung? Ein teures Auto? Das neue Sofa?

Paradoxerweise ist es einfacher, die ganz großen Fragen zu beantworten

oder zu lösen.

Die Verfassung dafür ist ja schon da. Nämlich das Grundgesetz.

Dann werden noch rechtsstaatliche Verfahren eingeführt und fertig.

Ganz so einfach geht es natürlich nicht.

Eine Demokratie ist schnell eingeführt, wenn ich Wahlen abhalte.

Ob Kinder aber sicher und behütet aufwachsen können,

das entscheidet sich an sehr vielen Faktoren.

Wenn es also darum geht,

ob die Wiedervereinigung gut gelaufen ist oder nicht,

muss man genau hinschauen und ins Detail gehen.

Sehr viele der weniger großen oder der ganz kleinen Fragen

haben etwas mit der Wirtschaft oder Sozialpolitik zu tun.

Was also nimmt man sich vor, als am 3. Oktober 1990

das wiedervereinigte Deutschland entsteht?

Das Ziel heißt: eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West.

Viele Ostdeutsche, die keine Perspektive,

v.a. keine berufliche Perspektive für sich sehen,

gehen in den Westen.

Und das schon unmittelbar nach der Wiedervereinigung.

Viele, v.a. auch viele leistungsbereite

und leistungsstarke Menschen,

verlassen ihre Heimat und ziehen fort.

Oft setzt sich dann eine Spirale vor negativen Entwicklungen in Gang,

die sich gegenseitig immer mehr verstärken.

Geschäfte müssen schließen und das Personal entlassen,

weil keiner mehr da ist, der die Sachen kaufen kann.

Kleine Städte ohne Läden oder Gaststätten

sind natürlich keine Orte, in die man gerne zieht

oder in denen man gerne wohnt.

Also verlassen noch mehr die Heimat. Und so weiter.

Weil eher die Jüngeren Weggehen, sinkt auch die Geburtenrate.

Es kommen also weniger Kinder zur Welt,

und das verstärkt den negativen Trend noch weiter.

Das nennt man den demografischen Wandel.

Landstriche werden entvölkert

und die verbleibende Bevölkerung wird immer älter.

Mit all den Problemen.

Keine Kinder bedeutet keine Kinder, die in den Fußballverein gehen.

Bald gibt es keine Mannschaft mehr,

weil alle Spieler zu alt geworden sind.

Ohne Fußballverein gibt es aber auch keine Feste mehr im Dorf,

keine Freizeitgestaltung.

Überall Öde und Tristesse, Langeweile.

Schauen wir uns die Lage im Frühjahr 1990 an.

Sehr, sehr viele Menschen verlassen die DDR und gehen in den Westen.

Die Mauer ist jetzt ja weg.

Diese gigantische Abwanderung soll gestoppt werden.

Helfen soll dabei die D-Mark, die Währung der Bundesrepublik.

Noch vor der eigentlichen Wiedervereinigung

tritt am 1. Juli 1990 der Staatsvertrag

über die Wirtschafts-, Sozial- und Währungsunion

zwischen der Bundesrepublik Deutschland

und der Deutschen Demokratischen Republik in Kraft.

Damit ist die Wiedervereinigung praktisch vollzogen.

Denn das Geld ist gleich,

die Renten- und Krankenkassen- leistungen sind gleich,

die Regeln für die Wirtschaft sind gleich.

Und das sieht man als erstes im Geldbeutel.

Die starke Währung aus dem Westen

wird auch im Osten gesetzliches Zahlungsmittel.

Ostmark wird in D-Mark getauscht.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl

entscheidet sich für diesen Schritt.

Er gibt den Forderungen der Demonstranten in der DDR nach,

die auf ihre Plakate schreiben:

"Kommt D-Mark, bleiben wir. Kommt sie nicht, gehen wir zu ihr."

Die sog. Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten,

schlagen Alarm.

Sie schreiben an Helmut Kohl:

Das ist klar. Eine Währung an sich ist ja nichts wert.

Der Wert kommt, ganz vereinfacht gesagt,

durch die Volkswirtschaft, die dahinter steckt.

Die Wirtschaft der Bundesrepublik

ist sehr viel stärker als die Wirtschaft in der DDR.

Normalerweise hätten vielleicht 100 Ostmark in 30 Westmark

umgetauscht werden müssen.

Aber die Menschen erwarten, dass die Mark der DDR

im Verhältnis 1:1 in D-Mark umgetauscht wird.

Auch diese Forderung erfüllt Helmut Kohl.

Er will die Währungsunion schnell durchziehen,

damit der Prozess der Wiedervereinigung unumkehrbar wird.

Nicht, dass die Sowjetunion es sich noch mal anders überlegt

oder die westlichen Siegermächte des 2. Weltkriegs.

Also werden vermögen, aber auch Renten und Löhne, 1:1 umgestellt.

Damit besitzen die DDR-Bürger mit einem Schlag richtig viel Geld.

Sie kaufen und kaufen. Weshalb die Händler die Preise erhöhen.

Denn die Leute können mehr bezahlen.

Für Unternehmen wirkt sich der 1:1-Umtausch so aus:

Sie müssen auf einmal sehr hohe Löhne zahlen.

Aber für ihre Waren bekommen sie nicht mehr Geld.

Gerade die Kunden aus den sozialistischen Bruderstaaten

im Ostblock können die D-Mark-Preise nicht mehr bezahlen

und kaufen gar nichts mehr.

Also mehr Geld raus, weniger Geld rein.

So steigt die Gefahr einer Insolvenz.

Firmen gehen pleite.

Und diese Pleitewelle würgt wiederum den Kaufrausch ab.

Denn ganz klar, wer keine Arbeit hat, der hat auch nur wenig Geld.

Wir sind in der Wirtschaft angekommen.

Natürlich sehen auch die Frauen und Männer, die damals in der DDR

und der Bundesrepublik Verantwortung tragen,

dass man die Wirtschaft der DDR umbauen muss,

wenn sich etwas bessern soll.

Um das zu bewerkstelligen, gründen sie die:

Mehr als die Hälfte der vorher staatseigenen Betriebe, der VEBs,

volkseigenen Betriebe, wird privatisiert.

Sie gehen also in Privateigentum

von Unternehmen und Aktiengesellschaften über.

Das betrifft die Industrie-Betriebe.

Außerdem gibt es Zehntausende Gaststätten, Geschäfte,

Vergnügungsparkbetriebe wie Kinos und Hotels,

die an private Besitzer verkauft werden.

Ein Unternehmen muss sich rentieren.

Das bedeutet, dass die neuen Eigentümer investieren müssen.

Neue Maschinen, neue Hallen usw.

Weil in der DDR geringere Umweltstandards gelten als im Westen,

muss teilweise saniert werden.

Verunreinigungen müssen beseitigt werden, Filteranlagen eingebaut,

und natürlich wird oft auch Personal abgebaut.

Denn mit moderneren Produktionsmethoden

braucht man weniger Personal.

Auch wird anfangs weniger verkauft, so dass man weniger produzieren muss.

Ostprodukte sind total out.

Im Westen sowieso, im Osten glaubt man,

dass eine westdeutsche Gewürzgurke

besser schmeckt als eine aus dem Spreewald.

Deshalb gibt es Sozialpläne,

dass die Mitarbeiter*innen nicht sofort arbeitslos werden.

All das berücksichtigt die Treuhand, wenn sie Unternehmen verkauft.

Das bedeutet wiederum, dass von den neuen Besitzern

oft nur sehr wenig bezahlt werden muss.

Manchmal kosten Betriebe nur eine symbolische D-Mark.

Und mehr noch: Wenn Unternehmen sich nicht auf dem Markt behaupten können,

dann schießt die Treuhand Geld zu,

zahlt Subventionen, Unterstützungsleistungen.

V.a., damit nicht noch mehr Leute arbeitslos werden.

Schließlich gibt es leider viele "Geschäftsleute",

die unseriös unterwegs sind.

Sie zocken Subventionen ab.

Ich sagte ja schon, dass Unternehmen nicht selten

sehr günstig verkauft werden, für eine D-Mark.

Das liegt daran, dass die Treuhand den Wert eines Unternehmens

nicht daran bemisst, welchen Wert Maschinen und Gebäude haben,

sondern daran, welche Chancen das Unternehmen hat,

auf dem Markt Geld zu verdienen.

Aber die Firmen der DDR sind auf dem Markt nicht konkurrenzfähig.

V.a. nach der Währungsunion nicht.

Jetzt kommen Betrüger, die sich ein Unternehmen für eine D-Mark kaufen,

und versprechen, zu investieren.

In Wirklichkeit aber verkaufen sie, was verkauft werden kann,

Maschinen kann man schon irgendwo loswerden.

Dann machen die Betrüger den Betrieb zu und entlassen die Arbeiter.

Oft bekommen sie dafür auch noch Subventionen.

Weil es leider häufig vorkommt,

sind viele ostdeutsche Arbeiter*innen verständlicherweise enttäuscht.

Die Sanierung gelingt nur in wenigen Fällen.

Von einem Viertel der Betriebe nimmt die Treuhand, meistens wohl zu Recht,

an, dass sie sowieso nicht lebensfähig sind.

Diese Betriebe werden gleich geschlossen.

Die Arbeiter*innen werden arbeitslos.

Ich fasse die wirtschaftlichen Aspekte

der Wiedervereinigung zusammen.

Erst ist die Freude riesig,

und nach einem halben Jahr hat sich die Wirtschaftskraft halbiert

und die Arbeitslosigkeit ist um 30 % gestiegen.

Von den 4,1 Mio.Arbeitsplätzen,

die es 1990 in den von der Treuhand verwalteten Unternehmen gibt,

bestehen Ende 1994 nur noch 1,5 Mio.

Ernüchterung macht sich breit.

Die Privatisierung kommt in der DDR als Ausverkauf an.

Nur 6 % aller Betriebe gehen an Ostdeutsche.

80 % kaufen Westdeutsche.

Der Rest geht ins Ausland.

Und in den Betrieben, die weiter bestehen,

besetzen westdeutsche Manager die Chefsessel.

Leider sind darunter auch viele unseriöse Glücksritter.

Von Bestechungsskandalen

wird in den Zeitungen und im Fernsehen groß berichtet.

Auch in den Verwaltungen werden Westbeamte an die Spitze gesetzt.

Selbst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung

stammen 3 von 4 Abteilungsleitern in den Behörden und Ministerien

in Ostdeutschland aus dem Westen.

Viele Ostdeutsche nehmen die Wiedervereinigung

schon 1990 als eine Übernahme wahr.

Dafür gibt es auch hier gute Gründe,

dass man Beamte aus dem Westen in den Osten holt.

Immerhin muss die Angleichung sehr schnell gehen

und die Westbeamten kennen eben die Regeln.

Aber nicht nur viele Ostdeutsche

sind schon kurz nach der Wiedervereinigung unzufrieden.

Im Westen beschweren sich die Leute,

weil dieser schnelle, fast übers kniegebrochene Umstieg

auf das demokratisch-kapitalistische System sehr viel Geld kostet.

Allein die Treuhand macht fast 300 Mrd. D-Mark Schulden.

Die Sozialsysteme, also Renten, Arbeitslosengeld,

Krankenversicherungen, müssen sich um Millionen Menschen kümmern.

Auch das muss bezahlt werden.

V.a. die Massenarbeitslosigkeit kostet Geld.

Weil eine Wirtschaft nur dann wirklich rund laufen kann,

wenn die Infrastruktur stimmt, pumpt der Staat Milliarden

in den Neubau von ostdeutschen Autobahnen und Straßen,

von Schienen und Wasserwegen.

Viele Westdeutsche empfinden die Ostdeutschen als undankbar,

weil sie trotz dieser enormen Geldtransfers jammern

und sich beschweren.

Wenn ich das so erzähle, könnte man meinen,

dass die Wiedervereinigung eine einzige verkorkste Fehlleistung ist.

Aber das stimmt natürlich nicht.

Ich habe nur die negativen Dinge aufgezählt.

Schauen wir mal auf Meinungsumfragen von damals.

Da sagen die Ostdeutschen ganz überwiegend,

dass die generelle geschäftliche Lage schlimm ist.

Gleichzeitig sind aber fast 70 % der Meinung,

für sie persönlich sei es eine gute Zeit.

Es gibt einen Unterschied zwischen der generellen Stimmung

und der Beurteilung der persönlichen Lage.

Für die meisten Ostdeutschen

entwickelt sich die persönliche wirtschaftliche Situation gut.

Sie können sich mehr leisten, können mehr genießen.

Selbst der Verlust des Arbeitsplatzes

bedeutet im Osten nur selten eine soziale Katastrophe.

Der Staat hilft ja materiell.

Aber die ungewohnte Unsicherheit macht den Menschen zu schaffen.

Dazu kommt, dass sich viele als weniger wertvoll empfinden.

Denn stolz sind wir meistens auf das, was wir geleistet haben.

Wenn wir davon abhängig sind, dass uns andere was geben,

schämen wir uns und sind unzufrieden.

Diese Gefühle sind unglaublich stark.

Die ostdeutschen Arbeiter*innen können nichts dafür,

dass sie plötzlich ihre Arbeit verlieren.

Das liegt fast immer an der Art und Weise,

wie die Wiedervereinigung praktisch angegangen wird.

Aber selbst, wenn man es weiß, hilft es nicht.

Man kann da kaum objektiv und abgeklärt sein.

Dazu kommt, dass sich nicht wenige Westdeutsche

auch als Sieger im Wettbewerb der Systeme fühlen

und Ostdeutsche dann wieder als nicht ernst genommen.

Ihre Leistung im Leben wird schlechtgemacht.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Ihr kennt die Schlagworte.

Arroganter Besserwessi und jammernder Ossi.

Da stellt sich natürlich die Frage:

Hätte man das nicht besser machen können?

Vielleicht sogar müssen?

Das wäre wohl nur gegangen,

wenn die DDR ein eigenständiger Staat geblieben wäre,

dessen Wirtschaft sich langsam über viele Jahre

auf das Niveau der Westwirtschaft hochgearbeitet hätte

und dann eine Wiedervereinigung zwischen 2 gleichwertigen Partnern.

Wie das hätte aussehen können mit einer DDR,

die weiterhin fortbestanden hätte -

dazu habe ich euch ein Video hier oben verlinkt.

In der Geschichte ist es immer schwierig zu sagen,

was wäre gewesen wenn. Da kann man am Ende nur mutmaßen.

Eines ist auf jeden Fall aber richtig:

In der Weltpolitik verändern sich die Dinge schnell.

Deshalb ist damals die Einschätzung von Helmut Kohl sicher richtig,

dass er sagt, jetzt gibt es die Chance zur Wiedervereinigung,

die nutzen wir. Selbst, wenn es schwierig wird.

Immer noch besser, als wenn die Wiedervereinigung nicht kommt.

So ist es auch mit der Arbeit der Treuhand.

Heute beurteilen auch die meisten Historiker diese Arbeit

als - vorsichtig gesagt - durchwachsen.

Die Frage ist, ob es angesichts des enormen Zeitdrucks

und der riesigen komplizierten Aufgabe

eine realistische Alternative gegeben hätte.

Fest steht: Dieser Umbruch ist brutal.

In wahnsinnig kurzer Zeit

wird eine ganze Gesellschaft auf ein anderes System umgestellt.

Gerade bei der Privatisierung der Betriebe werden Fehler gemacht.

Kriminelle nutzen das aus.

Für die Bürger der DDR läuft es knallhart.

Sie haben keine Chancen,

müssen irgendwie mit dem Wandel Schritt halten.

Die Wirtschaft gibt die Geschwindigkeit vor

und viele, die da nicht schnell genug mitlaufen können,

kommen ins Straucheln. Ihre Leben geraten durcheinander.

Sie werden arbeitslos, verlieren komplett den Anschluss.

Und weil die Bedingungen insgesamt schlecht sind,

müssen sie durch viele schlechte Jahre irgendwie durchkommen.

Ihr habt es euch wahrscheinlich schon gedacht, jetzt frage ich euch:

Ist die Wiedervereinigung eurer Meinung nach verkorkst?

Hätten Fehler vermieden werden können?

Wie hättet ihr das gemacht, an der Stelle der Politiker?

Schreibt es gerne unten in die Kommentare.

Neben mir noch mal das Video

"Was wäre, wenn es die DDR heute noch geben würde?"

Und direkt drunter ein Video zum politischen System

der Deutschen Demokratischen Republik.

Danke euch fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal!

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)


Verkorkste Wiedervereinigung - Ausverkauf des Ostens? Κατεστραμμένη επανένωση - Ξεπουλώντας την Ανατολή; Screwed-up Reunification - Selling Out the East? Reunificación malograda: ¿vender el Este? Réunification ratée - vente de l'Est ? Una riunificazione mal riuscita: vendere l'Est? 失敗した統一 - 東側を売り渡す? Reunificação falhada - Vender o Leste? Berbat Yeniden Birleşme - Doğu'yu Satmak mı? Невдале возз'єднання - розпродаж Сходу? 糟糕的统一——东方出卖?

. 28 Jahre lang trennten Mauer und Stacheldraht , Стена и колючая проволока разделены на 28 лет die beiden deutschen Staaten DDR und Bundesrepublik.

Mittlerweile sind diese beiden Staaten längere Zeit vereint,

als die Mauer stand. Aber noch immer

gibt es Unterschiede zwischen Ost und West.

In der Wirtschaft, im normalen Leben, in der Politik.

Manchmal meint man, diese Unterschiede nehmen sogar zu.

Und viele Menschen suchen nach Fehlern,

die damals bei der Vereinigung gemacht wurden.

Und genau darum geht es in diesem Video.

Bei der Wiedervereinigung geht es um Freiheit und Demokratie,

um den Rechtsstaat, das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Also die ganz, ganz großen Themen.

Aber es geht auch um Fragen, die eher das persönliche Leben betreffen.

Wie gesund ist die Umwelt, in der ich lebe?

Finde ich eine Arbeit, die ich gerne mache?

Kann ich mit meinem Partner oder meiner Partnerin das Leben aufbauen,

wie wir es uns vorstellen?

Und zu guter Letzt geht es auch um die konkreten Dinge des Alltags.

Was kann ich mir leisten?

Eine große Wohnung? Ein teures Auto? Das neue Sofa?

Paradoxerweise ist es einfacher, die ganz großen Fragen zu beantworten

oder zu lösen.

Die Verfassung dafür ist ja schon da. Nämlich das Grundgesetz.

Dann werden noch rechtsstaatliche Verfahren eingeführt und fertig.

Ganz so einfach geht es natürlich nicht.

Eine Demokratie ist schnell eingeführt, wenn ich Wahlen abhalte.

Ob Kinder aber sicher und behütet aufwachsen können,

das entscheidet sich an sehr vielen Faktoren.

Wenn es also darum geht,

ob die Wiedervereinigung gut gelaufen ist oder nicht,

muss man genau hinschauen und ins Detail gehen.

Sehr viele der weniger großen oder der ganz kleinen Fragen

haben etwas mit der Wirtschaft oder Sozialpolitik zu tun.

Was also nimmt man sich vor, als am 3. Oktober 1990

das wiedervereinigte Deutschland entsteht?

Das Ziel heißt: eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West.

Viele Ostdeutsche, die keine Perspektive,

v.a. keine berufliche Perspektive für sich sehen,

gehen in den Westen.

Und das schon unmittelbar nach der Wiedervereinigung.

Viele, v.a. auch viele leistungsbereite

und leistungsstarke Menschen,

verlassen ihre Heimat und ziehen fort.

Oft setzt sich dann eine Spirale vor negativen Entwicklungen in Gang,

die sich gegenseitig immer mehr verstärken.

Geschäfte müssen schließen und das Personal entlassen,

weil keiner mehr da ist, der die Sachen kaufen kann.

Kleine Städte ohne Läden oder Gaststätten

sind natürlich keine Orte, in die man gerne zieht

oder in denen man gerne wohnt.

Also verlassen noch mehr die Heimat. Und so weiter.

Weil eher die Jüngeren Weggehen, sinkt auch die Geburtenrate.

Es kommen also weniger Kinder zur Welt,

und das verstärkt den negativen Trend noch weiter.

Das nennt man den demografischen Wandel.

Landstriche werden entvölkert

und die verbleibende Bevölkerung wird immer älter.

Mit all den Problemen.

Keine Kinder bedeutet keine Kinder, die in den Fußballverein gehen.

Bald gibt es keine Mannschaft mehr,

weil alle Spieler zu alt geworden sind.

Ohne Fußballverein gibt es aber auch keine Feste mehr im Dorf,

keine Freizeitgestaltung.

Überall Öde und Tristesse, Langeweile.

Schauen wir uns die Lage im Frühjahr 1990 an.

Sehr, sehr viele Menschen verlassen die DDR und gehen in den Westen.

Die Mauer ist jetzt ja weg.

Diese gigantische Abwanderung soll gestoppt werden.

Helfen soll dabei die D-Mark, die Währung der Bundesrepublik.

Noch vor der eigentlichen Wiedervereinigung

tritt am 1. Juli 1990 der Staatsvertrag

über die Wirtschafts-, Sozial- und Währungsunion

zwischen der Bundesrepublik Deutschland

und der Deutschen Demokratischen Republik in Kraft.

Damit ist die Wiedervereinigung praktisch vollzogen.

Denn das Geld ist gleich,

die Renten- und Krankenkassen- leistungen sind gleich,

die Regeln für die Wirtschaft sind gleich.

Und das sieht man als erstes im Geldbeutel.

Die starke Währung aus dem Westen

wird auch im Osten gesetzliches Zahlungsmittel.

Ostmark wird in D-Mark getauscht.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl

entscheidet sich für diesen Schritt.

Er gibt den Forderungen der Demonstranten in der DDR nach,

die auf ihre Plakate schreiben:

"Kommt D-Mark, bleiben wir. Kommt sie nicht, gehen wir zu ihr."

Die sog. Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten,

schlagen Alarm.

Sie schreiben an Helmut Kohl:

Das ist klar. Eine Währung an sich ist ja nichts wert.

Der Wert kommt, ganz vereinfacht gesagt,

durch die Volkswirtschaft, die dahinter steckt.

Die Wirtschaft der Bundesrepublik

ist sehr viel stärker als die Wirtschaft in der DDR.

Normalerweise hätten vielleicht 100 Ostmark in 30 Westmark

umgetauscht werden müssen.

Aber die Menschen erwarten, dass die Mark der DDR

im Verhältnis 1:1 in D-Mark umgetauscht wird.

Auch diese Forderung erfüllt Helmut Kohl.

Er will die Währungsunion schnell durchziehen,

damit der Prozess der Wiedervereinigung unumkehrbar wird.

Nicht, dass die Sowjetunion es sich noch mal anders überlegt

oder die westlichen Siegermächte des 2. Weltkriegs.

Also werden vermögen, aber auch Renten und Löhne, 1:1 umgestellt.

Damit besitzen die DDR-Bürger mit einem Schlag richtig viel Geld.

Sie kaufen und kaufen. Weshalb die Händler die Preise erhöhen.

Denn die Leute können mehr bezahlen.

Für Unternehmen wirkt sich der 1:1-Umtausch so aus:

Sie müssen auf einmal sehr hohe Löhne zahlen.

Aber für ihre Waren bekommen sie nicht mehr Geld.

Gerade die Kunden aus den sozialistischen Bruderstaaten

im Ostblock können die D-Mark-Preise nicht mehr bezahlen

und kaufen gar nichts mehr.

Also mehr Geld raus, weniger Geld rein.

So steigt die Gefahr einer Insolvenz.

Firmen gehen pleite.

Und diese Pleitewelle würgt wiederum den Kaufrausch ab.

Denn ganz klar, wer keine Arbeit hat, der hat auch nur wenig Geld.

Wir sind in der Wirtschaft angekommen.

Natürlich sehen auch die Frauen und Männer, die damals in der DDR

und der Bundesrepublik Verantwortung tragen,

dass man die Wirtschaft der DDR umbauen muss,

wenn sich etwas bessern soll.

Um das zu bewerkstelligen, gründen sie die:

Mehr als die Hälfte der vorher staatseigenen Betriebe, der VEBs,

volkseigenen Betriebe, wird privatisiert.

Sie gehen also in Privateigentum

von Unternehmen und Aktiengesellschaften über.

Das betrifft die Industrie-Betriebe.

Außerdem gibt es Zehntausende Gaststätten, Geschäfte,

Vergnügungsparkbetriebe wie Kinos und Hotels,

die an private Besitzer verkauft werden.

Ein Unternehmen muss sich rentieren.

Das bedeutet, dass die neuen Eigentümer investieren müssen.

Neue Maschinen, neue Hallen usw.

Weil in der DDR geringere Umweltstandards gelten als im Westen,

muss teilweise saniert werden.

Verunreinigungen müssen beseitigt werden, Filteranlagen eingebaut,

und natürlich wird oft auch Personal abgebaut.

Denn mit moderneren Produktionsmethoden

braucht man weniger Personal.

Auch wird anfangs weniger verkauft, so dass man weniger produzieren muss.

Ostprodukte sind total out.

Im Westen sowieso, im Osten glaubt man,

dass eine westdeutsche Gewürzgurke

besser schmeckt als eine aus dem Spreewald.

Deshalb gibt es Sozialpläne,

dass die Mitarbeiter*innen nicht sofort arbeitslos werden.

All das berücksichtigt die Treuhand, wenn sie Unternehmen verkauft.

Das bedeutet wiederum, dass von den neuen Besitzern

oft nur sehr wenig bezahlt werden muss.

Manchmal kosten Betriebe nur eine symbolische D-Mark.

Und mehr noch: Wenn Unternehmen sich nicht auf dem Markt behaupten können,

dann schießt die Treuhand Geld zu,

zahlt Subventionen, Unterstützungsleistungen.

V.a., damit nicht noch mehr Leute arbeitslos werden.

Schließlich gibt es leider viele "Geschäftsleute",

die unseriös unterwegs sind.

Sie zocken Subventionen ab.

Ich sagte ja schon, dass Unternehmen nicht selten

sehr günstig verkauft werden, für eine D-Mark.

Das liegt daran, dass die Treuhand den Wert eines Unternehmens

nicht daran bemisst, welchen Wert Maschinen und Gebäude haben,

sondern daran, welche Chancen das Unternehmen hat,

auf dem Markt Geld zu verdienen.

Aber die Firmen der DDR sind auf dem Markt nicht konkurrenzfähig.

V.a. nach der Währungsunion nicht.

Jetzt kommen Betrüger, die sich ein Unternehmen für eine D-Mark kaufen,

und versprechen, zu investieren.

In Wirklichkeit aber verkaufen sie, was verkauft werden kann,

Maschinen kann man schon irgendwo loswerden.

Dann machen die Betrüger den Betrieb zu und entlassen die Arbeiter.

Oft bekommen sie dafür auch noch Subventionen.

Weil es leider häufig vorkommt,

sind viele ostdeutsche Arbeiter*innen verständlicherweise enttäuscht.

Die Sanierung gelingt nur in wenigen Fällen.

Von einem Viertel der Betriebe nimmt die Treuhand, meistens wohl zu Recht,

an, dass sie sowieso nicht lebensfähig sind.

Diese Betriebe werden gleich geschlossen.

Die Arbeiter*innen werden arbeitslos.

Ich fasse die wirtschaftlichen Aspekte

der Wiedervereinigung zusammen.

Erst ist die Freude riesig,

und nach einem halben Jahr hat sich die Wirtschaftskraft halbiert

und die Arbeitslosigkeit ist um 30 % gestiegen.

Von den 4,1 Mio.Arbeitsplätzen,

die es 1990 in den von der Treuhand verwalteten Unternehmen gibt,

bestehen Ende 1994 nur noch 1,5 Mio.

Ernüchterung macht sich breit.

Die Privatisierung kommt in der DDR als Ausverkauf an.

Nur 6 % aller Betriebe gehen an Ostdeutsche.

80 % kaufen Westdeutsche.

Der Rest geht ins Ausland.

Und in den Betrieben, die weiter bestehen,

besetzen westdeutsche Manager die Chefsessel.

Leider sind darunter auch viele unseriöse Glücksritter.

Von Bestechungsskandalen

wird in den Zeitungen und im Fernsehen groß berichtet.

Auch in den Verwaltungen werden Westbeamte an die Spitze gesetzt.

Selbst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung

stammen 3 von 4 Abteilungsleitern in den Behörden und Ministerien

in Ostdeutschland aus dem Westen.

Viele Ostdeutsche nehmen die Wiedervereinigung

schon 1990 als eine Übernahme wahr.

Dafür gibt es auch hier gute Gründe,

dass man Beamte aus dem Westen in den Osten holt.

Immerhin muss die Angleichung sehr schnell gehen

und die Westbeamten kennen eben die Regeln.

Aber nicht nur viele Ostdeutsche

sind schon kurz nach der Wiedervereinigung unzufrieden.

Im Westen beschweren sich die Leute,

weil dieser schnelle, fast übers kniegebrochene Umstieg

auf das demokratisch-kapitalistische System sehr viel Geld kostet.

Allein die Treuhand macht fast 300 Mrd. D-Mark Schulden.

Die Sozialsysteme, also Renten, Arbeitslosengeld,

Krankenversicherungen, müssen sich um Millionen Menschen kümmern.

Auch das muss bezahlt werden.

V.a. die Massenarbeitslosigkeit kostet Geld.

Weil eine Wirtschaft nur dann wirklich rund laufen kann,

wenn die Infrastruktur stimmt, pumpt der Staat Milliarden

in den Neubau von ostdeutschen Autobahnen und Straßen,

von Schienen und Wasserwegen.

Viele Westdeutsche empfinden die Ostdeutschen als undankbar,

weil sie trotz dieser enormen Geldtransfers jammern

und sich beschweren.

Wenn ich das so erzähle, könnte man meinen,

dass die Wiedervereinigung eine einzige verkorkste Fehlleistung ist.

Aber das stimmt natürlich nicht.

Ich habe nur die negativen Dinge aufgezählt.

Schauen wir mal auf Meinungsumfragen von damals.

Da sagen die Ostdeutschen ganz überwiegend,

dass die generelle geschäftliche Lage schlimm ist.

Gleichzeitig sind aber fast 70 % der Meinung,

für sie persönlich sei es eine gute Zeit.

Es gibt einen Unterschied zwischen der generellen Stimmung

und der Beurteilung der persönlichen Lage.

Für die meisten Ostdeutschen

entwickelt sich die persönliche wirtschaftliche Situation gut.

Sie können sich mehr leisten, können mehr genießen.

Selbst der Verlust des Arbeitsplatzes

bedeutet im Osten nur selten eine soziale Katastrophe.

Der Staat hilft ja materiell.

Aber die ungewohnte Unsicherheit macht den Menschen zu schaffen.

Dazu kommt, dass sich viele als weniger wertvoll empfinden.

Denn stolz sind wir meistens auf das, was wir geleistet haben.

Wenn wir davon abhängig sind, dass uns andere was geben,

schämen wir uns und sind unzufrieden.

Diese Gefühle sind unglaublich stark.

Die ostdeutschen Arbeiter*innen können nichts dafür,

dass sie plötzlich ihre Arbeit verlieren.

Das liegt fast immer an der Art und Weise,

wie die Wiedervereinigung praktisch angegangen wird.

Aber selbst, wenn man es weiß, hilft es nicht.

Man kann da kaum objektiv und abgeklärt sein.

Dazu kommt, dass sich nicht wenige Westdeutsche

auch als Sieger im Wettbewerb der Systeme fühlen

und Ostdeutsche dann wieder als nicht ernst genommen.

Ihre Leistung im Leben wird schlechtgemacht.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Ihr kennt die Schlagworte.

Arroganter Besserwessi und jammernder Ossi.

Da stellt sich natürlich die Frage:

Hätte man das nicht besser machen können?

Vielleicht sogar müssen?

Das wäre wohl nur gegangen,

wenn die DDR ein eigenständiger Staat geblieben wäre,

dessen Wirtschaft sich langsam über viele Jahre

auf das Niveau der Westwirtschaft hochgearbeitet hätte

und dann eine Wiedervereinigung zwischen 2 gleichwertigen Partnern.

Wie das hätte aussehen können mit einer DDR,

die weiterhin fortbestanden hätte -

dazu habe ich euch ein Video hier oben verlinkt.

In der Geschichte ist es immer schwierig zu sagen,

was wäre gewesen wenn. Da kann man am Ende nur mutmaßen.

Eines ist auf jeden Fall aber richtig:

In der Weltpolitik verändern sich die Dinge schnell.

Deshalb ist damals die Einschätzung von Helmut Kohl sicher richtig,

dass er sagt, jetzt gibt es die Chance zur Wiedervereinigung,

die nutzen wir. Selbst, wenn es schwierig wird.

Immer noch besser, als wenn die Wiedervereinigung nicht kommt.

So ist es auch mit der Arbeit der Treuhand.

Heute beurteilen auch die meisten Historiker diese Arbeit

als - vorsichtig gesagt - durchwachsen.

Die Frage ist, ob es angesichts des enormen Zeitdrucks

und der riesigen komplizierten Aufgabe

eine realistische Alternative gegeben hätte.

Fest steht: Dieser Umbruch ist brutal.

In wahnsinnig kurzer Zeit

wird eine ganze Gesellschaft auf ein anderes System umgestellt.

Gerade bei der Privatisierung der Betriebe werden Fehler gemacht.

Kriminelle nutzen das aus.

Für die Bürger der DDR läuft es knallhart.

Sie haben keine Chancen,

müssen irgendwie mit dem Wandel Schritt halten.

Die Wirtschaft gibt die Geschwindigkeit vor

und viele, die da nicht schnell genug mitlaufen können,

kommen ins Straucheln. Ihre Leben geraten durcheinander.

Sie werden arbeitslos, verlieren komplett den Anschluss.

Und weil die Bedingungen insgesamt schlecht sind,

müssen sie durch viele schlechte Jahre irgendwie durchkommen.

Ihr habt es euch wahrscheinlich schon gedacht, jetzt frage ich euch:

Ist die Wiedervereinigung eurer Meinung nach verkorkst?

Hätten Fehler vermieden werden können?

Wie hättet ihr das gemacht, an der Stelle der Politiker?

Schreibt es gerne unten in die Kommentare.

Neben mir noch mal das Video

"Was wäre, wenn es die DDR heute noch geben würde?"

Und direkt drunter ein Video zum politischen System

der Deutschen Demokratischen Republik.

Danke euch fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal!

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)