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Youtube videos, Der Islamreport | DokThema | Doku | BR (1)

Der Islamreport | DokThema | Doku | BR (1)

UNTERTITEL: Hessischer Rundfunk

Deutschland ist ein Einwanderungsland:

Menschen aus unterschiedlichen Kulturen,

verschiedene Religionen.

Bis 2001 war der Islam nur eine davon.

Das war für mich noch heile Welt, davor.

Danach wurde es dunkel.

Mehr als 3000 Menschen starben.

Der 11. September 2001 war die Zeitenwende.

In Deutschland wurden die Muslime auf einmal misstrauisch angeschaut.

Jetzt beginnt die Hetzjagd auf uns Muslime.

Sommer 2016. Anschläge in Deutschland.

Und immer wieder berufen sich die Terroristen auf Allah.

Es ist ein Fakt: Die Gewalt hat mit dem Islam zu tun.

Eine Religion als Gewaltproblem?

In Deutschland leben 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime.

Hinzu kamen in den vergangenen 15 Monaten

mehr als eine Million muslimischer Flüchtlinge.

Wie sieht der Islam in Deutschland aus?

Nach den Terror-Attacken ist die Angst in Deutschland gewachsen.

Hat das doch mit dem Islam zu tun?

Ist der Islam eine Terror-Religion?

18. Juli 2016: Ein Attentäter greift Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg an.

Nur sechs Tage später sprengt sich ein anderer in Ansbach in die Luft.

Beide waren Flüchtlinge.

Ist die Angst vor dem Islam also berechtigt?

"Nein", sagen Sicherheitsbehörden.

Sie warnen vor einer Dämonisierung muslimischer Flüchtlinge.

So sieht es die Mehrheit der Deutschen:

In einer repräsentativen Umfrage für unseren Film sagen nur elf Prozent,

dass sie glauben, Gewalt sei im Islam generell angelegt.

83 Prozent glauben,

hier werde eine friedliche Religion von Extremisten missbraucht.

Aber es gibt die Gewaltpassagen im Koran.

Auch muslimische Wissenschaftler finden:

Diese Stellen lassen sich nutzen, um Menschen zur Gewalt zu verführen.

Wir haben ein Problem mit dem Islam.

Das ist ein Fakt. Das ist eine Tatsache.

Schauen Sie mal in der Welt, was zurzeit passiert!

Würzburg, Nizza: Das sind Muslime.

Wenn sie Gewalttaten begehen,

bezeugen sie ihre Glaubenszugehörigkeit

durch den "Takbir", also: "Gott ist groß", "Allahu akbar".

Das ist ein deutlicher Hinweis, dass diese Menschen Muslime sind.

Aber ist nicht die große Mehrheit der Muslime friedlich?

Familie Cehadarevic lebt seit 25 Jahren

in der Nähe von Frankfurt am Main.

Mutter Amela und Vater Mersudin kommen aus Ex-Jugoslawien.

Die Familie ist religiös.

Wenn jemand sagt, und ich sage jetzt meine Meinung: "Allahu akbar",

"Allah ist groß", das wissen wir.

Wenn der dann Menschen umbringt, das ist keine Religion.

Es gibt keine Religion in dem Moment.

Das ist kein Muslim. Das ist auch kein Christ.

Egal welche Religion. Das sind einfach Mörder.

Mersudin Cehadarevic ist im Vorstand einer kleinen Gemeinde in Frankfurt.

Seine Moschee soll Extremisten keine Plattform bieten.

Als Gemeinde, wenn wir merken,

dass irgendwelche Leute zu uns kommen, die diese Sicht haben,

dann sind die hier nicht willkommen.

Dafür haben wir auch Kameras überall.

Solche Leute sind hier in diesem Haus nicht willkommen.

Der Berliner Prediger Abdul Adhim Kamouss

gehörte selbst einmal zu "solchen Leuten".

Er hat oft erlebt, wie jugendliche Anhänger erst

auf die schiefe Bahn gerieten und sich dann religiös radikalisierten.

Der Radikale ist gewöhnlich ein Krimineller,

der den Mantel der Religion anzieht.

Und unter dem Mantel ist derselbe Kriminelle da.

Kamouss predigt seit 15 Jahren.

Seine Ansichten haben sich in dieser Zeit stark verändert.

Lange Zeit war er ein salafistischer Prediger,

ein "Star" für junge Muslime.

Sie kamen zu ihm, weil er einfache Lösungen vermittelte:

ein geschlossenes Weltbild, strikte religiöse Regeln.

Der Verfassungsschutz nannte Kamouss

eine Durchlaufstation zur Radikalisierung.

Das hat ihm zu denken gegeben.

Das stimmt.

In dieser Hinsicht wirkte ich als Durchlaufstation,

ohne dass ich es wollte.

Ohne dass ich direkte extreme Inhalte gegeben habe.

Aber es ist wahr, dass die, die aus meiner Mitte, aus meiner Umgebung

herausgekommen sind, schnell gefangen genommen wurden.

Kamouss wirkt glaubwürdig.

Sicherheitskreise sehen ihn immer noch als friedlichen Salafisten.

Aber vielleicht braucht es Grenzgänger wie ihn,

um gefährdete Jugendliche früher zu erreichen.

# Willkommen in meiner Welt voll Hass und Blut.

Ich schreibe Zeilen für meine Kinder und das mit Blut. #

Ihn hat niemand mehr erreicht: Dennis Cuspert, "Deso Dogg".

Ein Junge aus Berlin.

Voller Hass, weil er für sich keinen Platz in der Gesellschaft fand.

Sahira Awad ist selbst Rapperin. Sie kannte Deso gut.

Warte, ich mach das mal weg. Ich will ihn nicht sehen jetzt.

Denn ich kenne ihn, ich war mit ihm befreundet.

Er war enttäuscht, genau wie ich es bin, von der Gesellschaft.

Von den Medien, von diesem ganzen Islamhass, so haben wir es gesehen.

So sehe ich es immer noch.

Der Unterschied ist einfach nur,

dass er ein Soldat war und ich eine Pazifistin.

Auch Sahira hatte anfangs den Weg eingeschlagen, den Deso ging.

Sie geriet in extremistische Kreise, kapselte sich ab: "Wir gegen die."

"Ein krankes Islamverständnis" nennt sie das heute.

Ich lade euch ein zum Dschihad! Das könnt ihr schreiben, ihr Medien.

Deso Dogg ging 2013 nach Syrien, um für den IS zu kämpfen.

"Er war ein Psycho", sagt Sahira heute über ihn.

Einer von denen, die den Islam als Kampfideologie verstehen

und nicht als Religion.

Du siehst keinen, der dorthin geht und 60 Jahre alt ist.

Das sind alles fast schon Pubertierende,

frisch Konvertierte oder Revertierte, so wie ich.

Die finden den Islam gerade neu.

Sie tun das, was ihre Eltern leben, als blöd ab.

Sie denken: "Das ist jetzt der Dschihad."

Und die, die das so blöd finden, wenn die Mutter ...

Meine Mutter hat es mir tausendmal gesagt, mein Vater auch:

"Der große Dschihad ist der "Dschihad al-nafs",

die Anstrengung mit deinem Charakter, mit dir selbst."

Haben das die Radikalen nur falsch verstanden?

"Nein, sie wollen es falsch verstehen", sagen Terrorexperten.

Denn sie brauchen eine Rechtfertigung für Gewalt.

Islamistischer Terrorismus oder der "Islamische Staat":

Es bringt nichts zu sagen, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat.

Das ist natürlich islamisch.

Aber gleichzeitig ist es auch wichtig zu sagen,

dass das nicht der Islam ist.

Die Dschihadisten, wie sie etwa beim "Islamischen Staat" unterwegs sind,

repräsentieren eine Strömung innerhalb der Salafisten.

Die Salafisten wiederum

repräsentieren ungefähr drei Prozent aller globalen Muslime.

Die sind Teil des Islams.

Aber die sind ein relativ kleiner Teil des Islams.

Der Verfassungsschutz zählte 2013 in Deutschland 5500 Salafisten.

2014 waren es 7000.

Und 2015 dann 8350.

Als Gefährder schätzt das BKA davon 516 Personen ein

und 361 als Unterstützer.

Die Zahlen steigen.

Problematisch finden Integrationsexperten zudem:

40 Prozent aller Muslime in Deutschland

teilen fundamentalistische Einstellungen.

Das geht aus einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin hervor.

Es ist eher bedenklich.

Das hat damit zu tun, dass im Islam eine fundamentalistische Auffassung

stark zusammenhängt mit Hass auf andere Gruppen, mit Feindbildern.

Das sieht man auch in dieser Studie:

Muslime mit einem fundamentalistischen Glaubensbild

sind sehr stark geneigt, Homosexuelle abzulehnen.

Sie sind oft der Meinung, dass Juden nicht zu trauen ist.

Und sie haben auch ein Feindbild des Westens.

Sie hängen also der Idee an,

dass der Westen darauf aus ist, den Islam zu vernichten.

Wenn das stimmt, wird es ein schwieriger Weg, das zu ändern.

Auf der anderen Seite gibt es viele Muslime,

die eine zeitgemäße Form des Glaubens befürworten.

Wir müssen anfangen, vor der eigenen Tür zu kehren.

Wir müssen annehmen, dass wir Gewaltpassagen haben im Koran

und in der Überlieferung des Propheten.

Die Frage, wie wir damit umgehen, die ist zentral.

Vom Umgang mit diesen Passagen, vom offenen Diskurs darüber

wird es abhängen, ob die Muslime in der Lage sind,

ihre Religion zu modernisieren, den Radikalen den Boden zu entziehen.

Apropos Moderne:

Ist das Rollenverständnis von Mann und Frau im Islam zeitgemäß?

Oder ist der Islam frauenfeindlich?

Fatima, so nennen wir sie, floh vor drei Jahren aus Afghanistan.

Dort sollte sie mit einem älteren Mann zwangsverheiratet werden.

Ich war im selben Alter wie seine Töchter.

Ich wäre seine vierte oder fünfte Frau gewesen.

Ich wäre wie eine Dienerin von ihm gewesen.

Vielleicht hätte es jeden Tag Schläge und Befehle gegeben.

Und ich hätte das tolerieren müssen.

Und wenn ich das nicht gekonnt hätte,

hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht.

Damals hatte sie sich in einen jungen Afghanen verliebt,

mit dem sie heute ein Kind hat.

Sie floh nach Deutschland. Ihr heutiger Mann kam nach.

Immer noch hat sie Angst, dass ihre Familie sie findet.

Ohne jeden Zweifel würden sie mich töten.

Fatima trägt kein Kopftuch.

Sie will modern leben. Aber das fällt ihr nicht so leicht.

Sie trägt immer noch schwer an den Regeln,

mit denen sie im Namen Allahs erzogen wurde.

Ja, ich bin eine muslimische Frau. Und ich breche die Regeln.

Aber ich denke, das ist nicht so wichtig,

dass ich die Religionsgesetze breche.

Es ist okay. Mein Herz ist rein.

Allah wird mir das nicht vorwerfen.

Vielleicht. Ich weiß es nicht.

Auch in Deutschland gibt es Fälle wie den von Fatima.

Jedes Jahr suchen Tausende Beratungsstellen auf,

weil sie zwangsverheiratet werden sollen.

In einer Studie der Bundesregierung zeigte sich 2011,

dass 3400 Menschen pro Jahr von Zwangsverheiratung bedroht sind.

Etwa 80 Prozent von ihnen haben einen muslimischen Hintergrund.

Der Islam ist frauenfeindlich, so, wie er strukturiert ist,

auch das Gesellschaftsbild und das System Islam.

Das ist der Islam ja neben dem Glauben auch gleichzeitig.

Denn der Islam macht Gesetze und bestimmt genau,

wie Mann und Frau miteinander zu leben haben.

Das Frauenbild vieler Muslime

unterscheidet sich von dem der Mehrheitsgesellschaft.

Das zeigt sich in einer Studie.

In ihr wurde gefragt, ob sich Frauen

eher um Haushalt und Familie kümmern sollten als um Karriere.

Nur 17 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund sehen das so.

Menschen mit türkischen Wurzeln zu 32 Prozent.

Einwanderer aus Afghanistan und Pakistan zu 27 Prozent

und aus Nordafrika zu 39 Prozent.

Werden muslimische Frauen also unterdrückt?

Und ist das Kopftuch ein Indiz dafür?

Die Sängerin Hülya Kandemir entdeckte vor mehr als zehn Jahren

ihren Glauben neu.

Sie band sich ein Kopftuch um,

ohne dass jemand sie dazu gezwungen hätte.

Da war für mich das Kopftuch eine Befreiung.

Ich konzentriere mich einfach mal. Ich gehe nach innen.

Alles Materielle und Weltliche ist dann nicht mehr wichtig.

Das war fast wie ein asketischer Gedanke, den ich dann gelebt habe.

Hülya Kandemir war schon eine bekannte Sängerin,

als sie entschied, das Kopftuch gehöre für sie zum Glauben dazu.

Für viele konservative Muslime wurde sie damit zum Vorbild.

Sogar auf der Bühne trug sie das Tuch.

Meine Fans, meine Band, meine Produzenten,

alle, die dazugehören, waren natürlich schockiert.

Aber ich fand die Reaktionen schlimmer,

als ich das Kopftuch abgesetzt habe.

Warum? Wie waren die?

Von der muslimischen Seite so ungefähr:

Ich hab meinen Weg verloren, den Glauben verloren.

Für sie ist das irgendwie gar nicht akzeptabel,

dass eine Frau erst ein Kopftuch trägt und es dann absetzt.

Das ist so, als würde man sie verraten.

Hülya Kandemir ist immer noch gläubig.

Das Kopftuch trägt sie im Alltag nicht mehr.

Sie sagt, sie habe für sich jetzt

den richtigen Mittelweg im Glauben gefunden.

Amela Cehadarevic aus Frankfurt hat eine andere Entscheidung getroffen.

20 Jahre hat sie in Deutschland kein Kopftuch getragen.

Seit vergangenem Jahr trägt sie es.

Für sie war es ein Akt der Emanzipation

und kein Zugeständnis an ihren Mann.

Das fragt jeder, ob ich das von meinem Mann aus tragen muss.

Waren Sie schuld?

Nein. Überhaupt nicht.

Mein Wunsch war das immer, mein innerlicher Wunsch.

In unserer Religion sagt man,

man soll niemanden zu etwas zwingen, was er nicht will.

Religion ist frei.

Wollten Sie ihm einen Gefallen tun?

Nee, damit tu ich keinen Gefallen.

Das habe ich nur für Gott und für mich gemacht.

Die Frage, ob der Koran das vorschreibt,

ist für sie nebensächlich.

Amela Cehadarevic ist mit sich und ihrer Religion im Reinen.

Eine Entscheidung, die man akzeptieren sollte,

meinen selbst Islamkritiker.

Ich sehe die Gesellschaft immer so,

dass eine Frau zwischen Punk-Leben und einem religiösen Leben wählt.

Die Entscheidung soll sie haben.

Sie kann sich zwischen Badeanzug und Burka entscheiden.

Auch Eltern und islamische Gesellschaft sollen das vermitteln:

"Du bist frei. Und du trägst die Verantwortung dafür."

Dann ist alles gut. Aber dahin wollen wir ja.

Dass das noch ein weiter Weg ist, meint die Mehrheit der Deutschen.

Nur sieben Prozent glauben,

dass Männer und Frauen im Islam gleichberechtigt behandelt werden.

88 Prozent glauben das nicht.

Sahira Awad hat sich früher komplett verhüllt,

bis auf Gesicht und Hände.

Heute entwirft sie provokante T-Shirts.

Dass sie sich wieder schminkt, ist auch ein Zeichen dafür,

dass sie sich nicht mehr gängeln lassen will.

Haben die Menschen recht, wenn sie sagen:


Der Islamreport | DokThema | Doku | BR (1) The Islam Report | DokThema | Doku | BR (1) The Islam Report | DokThema | Doku | BR (1) O Relatório do Islão | DokThema | Doku | BR (1)

UNTERTITEL: Hessischer Rundfunk

Deutschland ist ein Einwanderungsland:

Menschen aus unterschiedlichen Kulturen,

verschiedene Religionen.

Bis 2001 war der Islam nur eine davon.

Das war für mich noch heile Welt, davor.

Danach wurde es dunkel.

Mehr als 3000 Menschen starben.

Der 11. September 2001 war die Zeitenwende.

In Deutschland wurden die Muslime auf einmal misstrauisch angeschaut.

Jetzt beginnt die Hetzjagd auf uns Muslime.

Sommer 2016. Anschläge in Deutschland.

Und immer wieder berufen sich die Terroristen auf Allah.

Es ist ein Fakt: Die Gewalt hat mit dem Islam zu tun.

Eine Religion als Gewaltproblem?

In Deutschland leben 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime.

Hinzu kamen in den vergangenen 15 Monaten

mehr als eine Million muslimischer Flüchtlinge.

Wie sieht der Islam in Deutschland aus?

Nach den Terror-Attacken ist die Angst in Deutschland gewachsen.

Hat das doch mit dem Islam zu tun?

Ist der Islam eine Terror-Religion?

18\. Juli 2016: Ein Attentäter greift Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg an.

Nur sechs Tage später sprengt sich ein anderer in Ansbach in die Luft.

Beide waren Flüchtlinge.

Ist die Angst vor dem Islam also berechtigt?

"Nein", sagen Sicherheitsbehörden.

Sie warnen vor einer Dämonisierung muslimischer Flüchtlinge.

So sieht es die Mehrheit der Deutschen:

In einer repräsentativen Umfrage für unseren Film sagen nur elf Prozent,

dass sie glauben, Gewalt sei im Islam generell angelegt.

83 Prozent glauben,

hier werde eine friedliche Religion von Extremisten missbraucht.

Aber es gibt die Gewaltpassagen im Koran.

Auch muslimische Wissenschaftler finden:

Diese Stellen lassen sich nutzen, um Menschen zur Gewalt zu verführen.

Wir haben ein Problem mit dem Islam.

Das ist ein Fakt. Das ist eine Tatsache.

Schauen Sie mal in der Welt, was zurzeit passiert!

Würzburg, Nizza: Das sind Muslime.

Wenn sie Gewalttaten begehen,

bezeugen sie ihre Glaubenszugehörigkeit

durch den "Takbir", also: "Gott ist groß", "Allahu akbar".

Das ist ein deutlicher Hinweis, dass diese Menschen Muslime sind.

Aber ist nicht die große Mehrheit der Muslime friedlich?

Familie Cehadarevic lebt seit 25 Jahren

in der Nähe von Frankfurt am Main.

Mutter Amela und Vater Mersudin kommen aus Ex-Jugoslawien.

Die Familie ist religiös.

Wenn jemand sagt, und ich sage jetzt meine Meinung: "Allahu akbar",

"Allah ist groß", das wissen wir.

Wenn der dann Menschen umbringt, das ist keine Religion.

Es gibt keine Religion in dem Moment.

Das ist kein Muslim. Das ist auch kein Christ.

Egal welche Religion. Das sind einfach Mörder.

Mersudin Cehadarevic ist im Vorstand einer kleinen Gemeinde in Frankfurt.

Seine Moschee soll Extremisten keine Plattform bieten.

Als Gemeinde, wenn wir merken,

dass irgendwelche Leute zu uns kommen, die diese Sicht haben,

dann sind die hier nicht willkommen.

Dafür haben wir auch Kameras überall.

Solche Leute sind hier in diesem Haus nicht willkommen.

Der Berliner Prediger Abdul Adhim Kamouss

gehörte selbst einmal zu "solchen Leuten".

Er hat oft erlebt, wie jugendliche Anhänger erst

auf die schiefe Bahn gerieten und sich dann religiös radikalisierten.

Der Radikale ist gewöhnlich ein Krimineller,

der den Mantel der Religion anzieht.

Und unter dem Mantel ist derselbe Kriminelle da.

Kamouss predigt seit 15 Jahren.

Seine Ansichten haben sich in dieser Zeit stark verändert.

Lange Zeit war er ein salafistischer Prediger,

ein "Star" für junge Muslime.

Sie kamen zu ihm, weil er einfache Lösungen vermittelte:

ein geschlossenes Weltbild, strikte religiöse Regeln.

Der Verfassungsschutz nannte Kamouss

eine Durchlaufstation zur Radikalisierung.

Das hat ihm zu denken gegeben.

Das stimmt.

In dieser Hinsicht wirkte ich als Durchlaufstation,

ohne dass ich es wollte.

Ohne dass ich direkte extreme Inhalte gegeben habe.

Aber es ist wahr, dass die, die aus meiner Mitte, aus meiner Umgebung

herausgekommen sind, schnell gefangen genommen wurden.

Kamouss wirkt glaubwürdig.

Sicherheitskreise sehen ihn immer noch als friedlichen Salafisten.

Aber vielleicht braucht es Grenzgänger wie ihn,

um gefährdete Jugendliche früher zu erreichen.

# Willkommen in meiner Welt voll Hass und Blut.

Ich schreibe Zeilen für meine Kinder und das mit Blut. #

Ihn hat niemand mehr erreicht: Dennis Cuspert, "Deso Dogg".

Ein Junge aus Berlin.

Voller Hass, weil er für sich keinen Platz in der Gesellschaft fand.

Sahira Awad ist selbst Rapperin. Sie kannte Deso gut.

Warte, ich mach das mal weg. Ich will ihn nicht sehen jetzt.

Denn ich kenne ihn, ich war mit ihm befreundet.

Er war enttäuscht, genau wie ich es bin, von der Gesellschaft.

Von den Medien, von diesem ganzen Islamhass, so haben wir es gesehen.

So sehe ich es immer noch.

Der Unterschied ist einfach nur,

dass er ein Soldat war und ich eine Pazifistin.

Auch Sahira hatte anfangs den Weg eingeschlagen, den Deso ging.

Sie geriet in extremistische Kreise, kapselte sich ab: "Wir gegen die."

"Ein krankes Islamverständnis" nennt sie das heute.

Ich lade euch ein zum Dschihad! Das könnt ihr schreiben, ihr Medien.

Deso Dogg ging 2013 nach Syrien, um für den IS zu kämpfen.

"Er war ein Psycho", sagt Sahira heute über ihn.

Einer von denen, die den Islam als Kampfideologie verstehen

und nicht als Religion.

Du siehst keinen, der dorthin geht und 60 Jahre alt ist.

Das sind alles fast schon Pubertierende,

frisch Konvertierte oder Revertierte, so wie ich.

Die finden den Islam gerade neu.

Sie tun das, was ihre Eltern leben, als blöd ab.

Sie denken: "Das ist jetzt der Dschihad."

Und die, die das so blöd finden, wenn die Mutter ...

Meine Mutter hat es mir tausendmal gesagt, mein Vater auch:

"Der große Dschihad ist der "Dschihad al-nafs",

die Anstrengung mit deinem Charakter, mit dir selbst."

Haben das die Radikalen nur falsch verstanden?

"Nein, sie wollen es falsch verstehen", sagen Terrorexperten.

Denn sie brauchen eine Rechtfertigung für Gewalt.

Islamistischer Terrorismus oder der "Islamische Staat":

Es bringt nichts zu sagen, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat.

Das ist natürlich islamisch.

Aber gleichzeitig ist es auch wichtig zu sagen,

dass das nicht der Islam ist.

Die Dschihadisten, wie sie etwa beim "Islamischen Staat" unterwegs sind,

repräsentieren eine Strömung innerhalb der Salafisten.

Die Salafisten wiederum

repräsentieren ungefähr drei Prozent aller globalen Muslime.

Die sind Teil des Islams.

Aber die sind ein relativ kleiner Teil des Islams.

Der Verfassungsschutz zählte 2013 in Deutschland 5500 Salafisten.

2014 waren es 7000.

Und 2015 dann 8350.

Als Gefährder schätzt das BKA davon 516 Personen ein

und 361 als Unterstützer.

Die Zahlen steigen.

Problematisch finden Integrationsexperten zudem:

40 Prozent aller Muslime in Deutschland

teilen fundamentalistische Einstellungen.

Das geht aus einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin hervor.

Es ist eher bedenklich.

Das hat damit zu tun, dass im Islam eine fundamentalistische Auffassung

stark zusammenhängt mit Hass auf andere Gruppen, mit Feindbildern.

Das sieht man auch in dieser Studie:

Muslime mit einem fundamentalistischen Glaubensbild

sind sehr stark geneigt, Homosexuelle abzulehnen.

Sie sind oft der Meinung, dass Juden nicht zu trauen ist.

Und sie haben auch ein Feindbild des Westens.

Sie hängen also der Idee an,

dass der Westen darauf aus ist, den Islam zu vernichten.

Wenn das stimmt, wird es ein schwieriger Weg, das zu ändern.

Auf der anderen Seite gibt es viele Muslime,

die eine zeitgemäße Form des Glaubens befürworten.

Wir müssen anfangen, vor der eigenen Tür zu kehren.

Wir müssen annehmen, dass wir Gewaltpassagen haben im Koran

und in der Überlieferung des Propheten.

Die Frage, wie wir damit umgehen, die ist zentral.

Vom Umgang mit diesen Passagen, vom offenen Diskurs darüber

wird es abhängen, ob die Muslime in der Lage sind,

ihre Religion zu modernisieren, den Radikalen den Boden zu entziehen.

Apropos Moderne:

Ist das Rollenverständnis von Mann und Frau im Islam zeitgemäß?

Oder ist der Islam frauenfeindlich?

Fatima, so nennen wir sie, floh vor drei Jahren aus Afghanistan.

Dort sollte sie mit einem älteren Mann zwangsverheiratet werden.

Ich war im selben Alter wie seine Töchter.

Ich wäre seine vierte oder fünfte Frau gewesen.

Ich wäre wie eine Dienerin von ihm gewesen.

Vielleicht hätte es jeden Tag Schläge und Befehle gegeben.

Und ich hätte das tolerieren müssen.

Und wenn ich das nicht gekonnt hätte,

hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht.

Damals hatte sie sich in einen jungen Afghanen verliebt,

mit dem sie heute ein Kind hat.

Sie floh nach Deutschland. Ihr heutiger Mann kam nach.

Immer noch hat sie Angst, dass ihre Familie sie findet.

Ohne jeden Zweifel würden sie mich töten.

Fatima trägt kein Kopftuch.

Sie will modern leben. Aber das fällt ihr nicht so leicht.

Sie trägt immer noch schwer an den Regeln,

mit denen sie im Namen Allahs erzogen wurde.

Ja, ich bin eine muslimische Frau. Und ich breche die Regeln.

Aber ich denke, das ist nicht so wichtig,

dass ich die Religionsgesetze breche.

Es ist okay. Mein Herz ist rein.

Allah wird mir das nicht vorwerfen.

Vielleicht. Ich weiß es nicht.

Auch in Deutschland gibt es Fälle wie den von Fatima.

Jedes Jahr suchen Tausende Beratungsstellen auf,

weil sie zwangsverheiratet werden sollen.

In einer Studie der Bundesregierung zeigte sich 2011,

dass 3400 Menschen pro Jahr von Zwangsverheiratung bedroht sind.

Etwa 80 Prozent von ihnen haben einen muslimischen Hintergrund.

Der Islam ist frauenfeindlich, so, wie er strukturiert ist,

auch das Gesellschaftsbild und das System Islam.

Das ist der Islam ja neben dem Glauben auch gleichzeitig.

Denn der Islam macht Gesetze und bestimmt genau,

wie Mann und Frau miteinander zu leben haben.

Das Frauenbild vieler Muslime

unterscheidet sich von dem der Mehrheitsgesellschaft.

Das zeigt sich in einer Studie.

In ihr wurde gefragt, ob sich Frauen

eher um Haushalt und Familie kümmern sollten als um Karriere.

Nur 17 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund sehen das so.

Menschen mit türkischen Wurzeln zu 32 Prozent.

Einwanderer aus Afghanistan und Pakistan zu 27 Prozent

und aus Nordafrika zu 39 Prozent.

Werden muslimische Frauen also unterdrückt?

Und ist das Kopftuch ein Indiz dafür?

Die Sängerin Hülya Kandemir entdeckte vor mehr als zehn Jahren

ihren Glauben neu.

Sie band sich ein Kopftuch um,

ohne dass jemand sie dazu gezwungen hätte.

Da war für mich das Kopftuch eine Befreiung.

Ich konzentriere mich einfach mal. Ich gehe nach innen.

Alles Materielle und Weltliche ist dann nicht mehr wichtig.

Das war fast wie ein asketischer Gedanke, den ich dann gelebt habe.

Hülya Kandemir war schon eine bekannte Sängerin,

als sie entschied, das Kopftuch gehöre für sie zum Glauben dazu.

Für viele konservative Muslime wurde sie damit zum Vorbild.

Sogar auf der Bühne trug sie das Tuch.

Meine Fans, meine Band, meine Produzenten,

alle, die dazugehören, waren natürlich schockiert.

Aber ich fand die Reaktionen schlimmer,

als ich das Kopftuch abgesetzt habe.

Warum? Wie waren die?

Von der muslimischen Seite so ungefähr:

Ich hab meinen Weg verloren, den Glauben verloren.

Für sie ist das irgendwie gar nicht akzeptabel,

dass eine Frau erst ein Kopftuch trägt und es dann absetzt.

Das ist so, als würde man sie verraten.

Hülya Kandemir ist immer noch gläubig.

Das Kopftuch trägt sie im Alltag nicht mehr.

Sie sagt, sie habe für sich jetzt

den richtigen Mittelweg im Glauben gefunden.

Amela Cehadarevic aus Frankfurt hat eine andere Entscheidung getroffen.

20 Jahre hat sie in Deutschland kein Kopftuch getragen.

Seit vergangenem Jahr trägt sie es.

Für sie war es ein Akt der Emanzipation

und kein Zugeständnis an ihren Mann.

Das fragt jeder, ob ich das von meinem Mann aus tragen muss.

Waren Sie schuld?

Nein. Überhaupt nicht.

Mein Wunsch war das immer, mein innerlicher Wunsch.

In unserer Religion sagt man,

man soll niemanden zu etwas zwingen, was er nicht will.

Religion ist frei.

Wollten Sie ihm einen Gefallen tun?

Nee, damit tu ich keinen Gefallen.

Das habe ich nur für Gott und für mich gemacht.

Die Frage, ob der Koran das vorschreibt,

ist für sie nebensächlich.

Amela Cehadarevic ist mit sich und ihrer Religion im Reinen.

Eine Entscheidung, die man akzeptieren sollte,

meinen selbst Islamkritiker.

Ich sehe die Gesellschaft immer so,

dass eine Frau zwischen Punk-Leben und einem religiösen Leben wählt.

Die Entscheidung soll sie haben.

Sie kann sich zwischen Badeanzug und Burka entscheiden.

Auch Eltern und islamische Gesellschaft sollen das vermitteln:

"Du bist frei. Und du trägst die Verantwortung dafür."

Dann ist alles gut. Aber dahin wollen wir ja.

Dass das noch ein weiter Weg ist, meint die Mehrheit der Deutschen.

Nur sieben Prozent glauben,

dass Männer und Frauen im Islam gleichberechtigt behandelt werden.

88 Prozent glauben das nicht.

Sahira Awad hat sich früher komplett verhüllt,

bis auf Gesicht und Hände.

Heute entwirft sie provokante T-Shirts.

Dass sie sich wieder schminkt, ist auch ein Zeichen dafür,

dass sie sich nicht mehr gängeln lassen will.

Haben die Menschen recht, wenn sie sagen: