Bevor Amanda Knox berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Als Engel mit den Eisaugen ging Amanda Knox
in die Justizgeschichte ein.
Wir nehmen den rätselhaften Mordfall,
der die damals 21-Jährige weltweit berühmt machte,
noch einmal genauer unter die Lupe.
(Schreibgeräusche)
(Lockere Musik)
Hier in einem schönen Steinhaus nahe der Universität
mit Blick ins Tal,
lebte Meredith Kercher seit drei Monaten ihren Traum:
ein Auslandssemester in Italien.
Die 21-jährige Engländerin wollte die Sprache lernen,
neue Leute treffen und in die italienische Kultur eintauchen.
Die Erasmus-Studentin hatte sich bewusst
für die beschauliche Universitäts- stadt Perugia entschieden.
Dort sei es sicherer als in den Millionenstädten Mailand oder Rom.
Dachte sie.
(Glas zerbricht)
(Telefonklingeln)
(Männerstimme:)
Die Adresse lautet: Villa della Pergola 7.
Doch Meredith wurde hier in ihrem Zimmer erstochen aufgefunden.
Ihre Mitbewohnerin, die Amerikanerin Amanda Knox,
hatte gemeinsam mit ihrem italienischen Freund Raffaele
die Polizei verständigt,
weil Meredith ihre Zimmertür nicht geöffnet hatte
und überall Blutflecken zu sehen waren.
Amanda sollte die erste Zeugin in dem Mordfall werden.
Zur Tatzeit sei sie bei Raffaele zu Hause gewesen.
Seit einer Woche waren die beiden ein Paar
und ununterbrochen zusammen.
Eigentlich habe Amanda noch arbeiten müssen in einer Bar,
doch ihr Chef Patrick sagte ihr ab.
Am nächsten Morgen sei sie zu ihrer WG gefahren.
Im Badezimmer überkam sie plötzlich ein mulmiges Gefühl.
Dann erst sei ihr aufgefallen,
dass die Wohnung völlig verwüstet gewesen sei.
Es war bestimmt jemand eingebrochen, war sich Amanda sicher.
Doch für den Staatsanwalt stand
schon beim ersten Betreten des Tatorts fest,
das war kein aus dem Ruder geratener Einbruch.
Zwar fehlten rund 300 Euro, aber keinerlei Wertgegenstände.
Der Stein, mit dem der vermeintliche Dieb
das Fenster eingeschlagen haben soll,
sei viel zu schwer gewesen, um ihn so hoch zu katapultieren.
Und noch wichtiger:
Die Scherben lagen über dem angerichteten Chaos, nicht darunter.
Noch fehlte den Ermittlern jede Spur, genauso wie die Mordwaffe.
Als sie Knox darauf ansprachen, bekam sie einen hysterischen Anfall.
Der Staatsanwalt ist sich sicher,
in diesem Moment erinnerte sich Amanda an ein Geräusch
oder an einen Schrei.
Vielleicht den von Meredith?
Von da an begann er, die Amerikanerin zu verdächtigen.
Nicht zu Unrecht, denn ein Computerexperte der Polizei
konnte das Alibi der beiden widerlegen.
Zur Tatzeit sei auf Raffaeles Laptop kein Film gelaufen.
Dann gab der 24-Jährige plötzlich zu,
dass Amanda nicht die ganze Nacht bei ihm gewesen sei.
In Amandas Verhör ging es vor allem um eine SMS,
die sie am Tatabend an ihren Chef geschrieben hatte.
Doch warum später, wenn sie nicht hatte arbeiten müssen?
Hatte sie Lumumba in der Tatnacht etwa getroffen?
Amanda fühlte sich in dem 14-stündigem Verhör,
das sie ohne Anwalt und Übersetzer führte, unter Druck gesetzt.
Plötzlich habe sie nicht mehr gewusst, was genau passiert sei
und brach zusammen.
Sie verstrickte sich in widersprüchliche Aussagen
und sagte plötzlich, dass sie ihren Chef am Tatort gesehen
und Meredith schreien gehört habe.
Wegen der Unstimmigkeiten in ihren Äußerungen
war sich Staatsanwalt Mignini ihrer Beteiligung am Mord sicher.
Der strenggläubige Katholik empfand die junge Frau in seiner Wahrnehmung
als diabolische Persönlichkeit,
die zu offen mit ihrer Sexualität umging.
Sein Verdacht sollte sich mit zwei Beweismitteln verhärten.
In Raffaeles Wohnung wurde das vermeintliche Tatmesser gefunden.
Außerdem tauchte der verschollen geglaubte Verschluss
von Merediths BH auf, unter einem Teppich am Tatort.
Nur Lumumbas DNA ließ sich nirgendwo feststellen,
weswegen der Barbesitzer wieder freigelassen wurde.
Amanda hatte also gelogen und einen Unbeteiligten beschuldigt.
Stattdessen konnten die Ermittler weitere Fingerabdrücke am Tatort
einer anderen Person zuordnen.
Rudy Hermann Guede war kein Unbe- kannter in der Via della Pergola 7.
Er war mit einigen Bewohnern des Hauses befreundet
und hatte ein Auge auf Meredith geworfen.
Am Abend der Tat hätten die beiden ein Date in Merediths Wohnung gehabt.
Doch eine Magenverstimmung habe in zeitweise auf die Toilette gezwungen.
In der Zwischenzeit sei ein Unbekannter eingebrochen
und habe Meredith erstochen.
Nachdem seine Versuche, die Frau zu retten, fehlschlugen,
sei er, aus Angst verdächtigt zu werden, einfach abgehauen.
Forensiker stellten den Tatverlauf hingegen wie folgt da:
Nachdem Rudy, der durch Amanda und Raffaele,
Zugang zur Wohnung erhalten habe, von der Toilette kam,
habe er Meredith sexuelle Avancen gemacht, die unerwidert blieben.
Also habe Rudy sie gewaltsam angegriffen
und schließlich zu sexuellen Handlungen gezwungen.
Dafür sprachen forensische Indizien.
Aufgrund der Schwere der Gewalt,
kam das Gericht außerdem zu dem Schluss,
dass es sich um eine Tätergruppe handeln musste.
Denn Meredith hielt sich mit Kampfsport fit
und hätte sich gegen eine Person vermutlich wehren können.
Die Beweislast sprach also gegen alle drei.
Auch die Presse war sich einig,
obwohl Knox und Sollecito weiterhin ihre Unschuld beteuerten.
Sie legten Berufung ein
und konnten eine neue forensische Prüfung aller Beweisstücke erwirken.
Unabhängige Experten kamen so zu einem überraschenden Ergebnis.
Die forensische Analyse ihrer Kollegen
sei stümperhaft und schlampig gewesen
und die Spuren daher kaum aussagekräftig.
Der Fall hatte sich schlagartig gewendet.
Doch Mignini glaubte weiterhin an Amandas Schuld.
Man müsse die Beweise in einem Zusammenhang stellen
und vor allem ihr diffuses Verhalten durchleuchten.
Dass sie die verwüstete Wohnung nicht wahrgenommen hatte,
dass sie am Tatort eiskalt herumknutschte,
dass sie in den Befragungen die Realität verklärte.
Aber rechtlich genügte das nicht.
Die Indizien, die Amanda und Raffaele anfangs belasteten,
sprachen inzwischen für sie.
Die beiden wurden freigesprochen.
Was meint ihr? Ist Amanda Knox wirklich unschuldig?
Oder hat sie Meredith Kercher umgebracht?
Und was hat es mit Rudy Guede auf sich?
(Unruhige Musik)
In diesem Video von "Die Frage"
darfst du übrigens selbst Richter spielen
und eine weitere spannende Biographie ist hier verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration, der Biograph.