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Youtube-Lektionen - April 2020, Fridays for Future – geht da noch was? Klimaaktivist Jakob im Realtalk I TRU DOK

Fridays for Future – geht da noch was? Klimaaktivist Jakob im Realtalk I TRU DOK

. Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut! Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Ich bin Jakob, 19 Jahre alt.

Ich hab mit ganz, ganz vielen anderen Aktivistis

die Fridays for Future-Bewegung in Deutschland gestartet.

Ich war ein sehr fauler Schüler.

Und plötzlich hatte ich einen halben Vollzeitjob mit Fridays for Future.

Es war irgendwie auch harte Arbeit.

Es war viel Mühe und der Glaube an etwas Verrücktes.

Wir sind eine Schülerinnen- und Schüler-Bewegung,

die 2018 in Deutschland angefangen hat,

im Dezember ungefähr die Schule zu bestreiken für das Klima.

Seitdem bin ich Klima-Aktivist.

Nächster Take.

An einer Schule lassen sie die SchülerInnen nicht raus.

Da gucken wir vorbei und werden richtig laut und sagen:

Lasst sie gehen und streiken. Wir müssen das tun für unsere Zukunft.

Danke schön.

Wenn ich auf uns vor 1,5 Jahren und mich als Schüler zurückschaue,

habe ich da großen Respekt vor.

Aber ich nehme die Person, die ich vor 1,5 Jahren war,

vielleicht nicht so ernst.

Deutlich mehr als 1000 Leute.

Okay, nicht erschrecken.

Ich bin's nur.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsthematik hat bei mir mit einer Doku

über die Herstellung von Klamotten begonnen.

Daraufhin habe ich mir sehr viel Gedanken gemacht,

was mein Konsum und mein Kleiderkauf auslöst

und sehr viel bei mir persönlich geändert.

Bis ich an einen Frustrationspunkt gekommen bin.

Ich habe gemerkt, wenn ich das alleine mache,

bringt das gar nichts, dann bewege ich zwar ein Stück.

Aber wenn wir die Welt verändern wollen,

müssen wir das gemeinsam machen.

Wir müssen gemeinsam kämpfen und streiten.

Als ich das 1. Mal von Greta gehört habe,

hat mich das nicht gejuckt.

In den Klimagruppen rund um den Hambacher Forst

ging das herum im September.

Alle dachten, coole Aktion, können wir vielleicht auch mal machen,

aber ist schon schwierig.

Schneller Kohleausstieg oder langfristige Jobsicherung?

Es geht um Klimaschutz in den nächsten Jahren,

damit wir unsere Verpflichtungen einhalten.

Es geht aber auch und sehr prominent um Arbeitsplätze.

Wir hatten halt dieses Problem in Deutschland,

diese völlig abgefuckte Kohlekommission.

Die hat es nicht gejuckt, dass,

wenn weiterhin Kohle verbrannt wird in Deutschland,

dass wir unter den Folgen als Generation leiden werden.

Das war für mich der Moment: Das muss doch alle ärgern.

Es kann nicht sein, dass es meine Greenpeace-Jugendgruppe interessiert.

Das muss doch alle interessieren. Das Thema trifft jeden.

Deswegen haben wir überlegt, wie wir uns einmischen.

Und dann kamen wir mit der Idee um die Ecke,

einen Schulstreik zu machen.

Ich habe gesagt: Hey, das ist es, Leute.

Aber wir machen das vernünftig,

wir wollen, dass richtig viele Leute kommen,

dass die Presse davon erfährt.

Damit waren anfangs viele Ängste verbunden.

Ich war unsicher, wie meine Schulleitung darauf reagiert,

wenn ich die Schule bestreike.

Montagabend haben wir beschlossen, die Aktion zu starten.

Nachts und abends haben wir die Pressemitteilung geschrieben,

die ging am Dienstag raus.

Am Dienstagnachmittag war das irgendwie in der Online-Zeitung.

Mittwoch regt sich die Bildungsministerin

tierisch darüber auf.

Und Donnerstag machen wir damit die Titelseite,

dass die Bildungsministerin ein Problem mit unserer Aktion hat.

Wir wollen keine Kohle!

Dann habe ich selber noch etwas Verrücktes gemacht.

Ich bin ins Sekretariat und meinte:

Ich muss eine Durchsage machen, die ist ganz wichtig.

Ich hab dann die Leute über unsere Lautsprecheranlage

zum Schulstreik aufgerufen.

Das hat sehr viel Stress verursacht.

Das war so, dass ich verdammt gestresst war.

Ich hatte am Abend noch meine Rede fertig geschrieben.

Ich musste um 6:00 raus, wir hatten den Streik für 8:00 Uhr angesetzt.

Es sollte ja voll während der Schulzeit sein.

Als ich gerade aus der Dusche raus war, klingelte mein Handy.

Dann war da jemand von der dpa Deutschland dran, ich so:

Seid ihr nicht die, die den Nachrichtendienst

für die meisten großen Zeitungen in Deutschland machen?

Er so: Ja. Ich so: ups.

Ich habe dann im Halbschlaf ein Zitat rausgegeben,

was dann später auf Welt.de gelandet ist.

Es war völlig, völlig überfordernd.

Es waren 500 Leute in Kiel tatsächlich.

Das war an dem Tag die größte Demo in Deutschland.

Es war stressig, ich war im Rausch.

Als wir angefangen habe mit Fridays for Future

habe ich aus Trotz daran geglaubt, dass wir etwas bewegen können.

Rein faktisch war mir irgendwo klar:

Ich bin ein Schüler, und die sitzen da in ihren großen Ministerien.

Als ich das 1. Mal vor den Toren des Landtags die Bildungsministerin

bepöbeln durfte, hat sich das Blatt gewendet.

Es besteht Handlungs- und kein Diskussionsbedarf!

Am 18. Januar 2019 haben wir zum 1. Mal sehr breit dazu aufgerufen,

in allen Städten zu streiken.

55 Städte waren dabei, wo Aktivistis vor Ort etwas organisiert haben.

Mit am Ende über 33.000 Leuten.

Ich war am 18. 1. auch wieder in Kiel,

und wir waren über 1000 Leute in Kiel.

Das war damals einfach nur riesig für uns.

Mein Bruder gab mir einen Tipp,

was sie immer im Fußballstadion rufen:

Wer nicht hüpft, der ist fürs andere Team oder so.

Und dann haben wir das einfach übernommen:

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle.

Weil es auch so arschkalt war.

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Dadurch haben wir es geschafft,

die Leute einigermaßen warm und bei Laune zu halten.

Worin wir unsere Zukunft sehen? Erneuerbare Energien!

Danke schön!

Meine Eltern haben genervt reagiert.

Boah, das ist schon wieder so eine Aktion, Jakob.

Und viele andere haben gesagt:

Ey, warum müsst ihr das in der Schulzeit machen?

Warum müsst ihr da rumprovozieren?

Hier werden Schüler in der Schule indoktriniert und instrumentalisiert.

Ich glaube, die reden hier an der Realität vorbei.

Wir wurden von Anfang an beschimpft und bekriegt.

Unsere GegnerInnen sind da vielfältig.

Am Anfang war es in Schleswig-Holstein

die Bildungsministerin.

Die AfD, die wir vom Platz gejagt haben.

Und dann waren es immer wieder irgendwelche konservativen Politiker.

Christian Lindner, wie man sie alle kennt.

Ich glaube, die haben Angst, um über die Klimakrise zu reden.

Die reden deswegen sehr viel über die Schulpflicht usw.

Sie sollten mal über unser Anliegen nachdenken

und nicht über unsere Protestform.

Am 25.1.2019 haben wir zum 1. Mal zentral in Berlin alle gestreikt.

Da sind wir mit 20 Bussen aus ganz Deutschland nach Berlin gefahren.

Und wir haben vor der Kohlekommission demonstriert.

Um Klimaschutz geht es beim Kohleausstieg,

und darum geht es auch den Schülerinnen und Schülern

von Fridays for Future.

Das Ganze ist eine weltweite Bewegung von Schülern,

die langsam Fahrt aufnimmt.

Wir durften unseren Brief direkt vor der Kohlekommission vorstellen.

Dafür haben wir im Vorfeld gekämpft.

Wir durften tatsächlich mit Peter Altmaier sprechen.

Der wollte auch auf unserer Demo reden mit Zehntausenden.

Wir haben von Anfang an gesagt: Die Bühne geben wir dir nicht.

Er ist trotzdem gekommen und wurde dann ziemlich traurig weggeschickt.

Der erzählt mir, dass Deutschland

die Wirtschaft so dringend braucht, um im Ausland gut dazustehen,

dass sie Klimaschutz nicht ernstnehmen können.

Wir wurden nicht ernst genommen.

Nach dem Motto, eine Woche treffe ich die Klimaaktivisten,

in der nächsten Woche die Bauern.

Ich höre mal zu, dann fühlen die sich wertgeschätzt.

Und dann mache ich wieder, was ich will.

Und so sollte es in der Demokratie nicht funktionieren.

Wir verändern die Welt in die richtige Richtung.

Die Erwachsenen haben den Kompass verloren.

Sie sagen, wir müssen da radikaler denken.

Wir müssen da radikaler ran.

Die zentrale Frage, die sich reell für junge Frauen stellt,

ist, ist es noch verantwortungsbewusst,

junge Menschen in dieser Welt hineinzusetzen,

die ihr ganzes Leben gegen diese Krise zu kämpfen haben werden.

Dass wir jetzt an vielen Stellen oft so gelesen werden,

als ob Luisa unser einziges Gesicht wäre,

halte ich für ein Problem.

Wenn Luisa etwas als persönliche Meinung sagt,

dann heißt es ganz oft: Fridays for Future sagt das,

das ist ein totales Problem für uns.

Aber das können wir jetzt nicht mehr wegbekommen.

Ich werde da niemandem für etwas die Schuld geben,

weil ich glaube, dass es nichts bringt.

Aber das ist für uns nicht optimal gelaufen.

Wenn Leute zum 100. Mal sagen: elitäre Bürger-Kinder,

dann denke ich mir: Cool, wenn du einen konkreten Vorschlag hast,

höre ich mit den gerne an.

Aber ansonsten kannst du das auch lassen.

Ich hatte eine dicke Haut.

Persönliche Beleidigungen und zum Teil Morddrohungen

lassen mich relativ kalt.

Aber mich berührt das jedes Mal,

wenn Fridays for Future an sich angegriffen wird,

weil ich mich so über die Bewegung identifiziere,

dass ich mich da genauso angegriffen fühle.

15.3.2019, da haben wir direkt den großen Rathausplatz in Kiel gefüllt.

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Hier ist es fett am abgehen.

Wir waren 6000 Leute,

die wir nur mit einem Einkaufswagen beschallt haben.

Wir hatten eine Holzkonstruktion eingebaut,

darauf standen Lautsprecher in mehrere Richtungen.

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Es sind zum Teil 14-, 15-Jährige gewesen,

die gemeinsam mit mir den krassen Laden organisiert haben

und mit uns Millionen auf die Straße gebracht haben.

Das hätte ich niemals für möglich gehalten.

Es macht echt Spaß, mit denen gemeinsam so etwas zu reißen.

Power!

Power to the people!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Schon vor den Sommerferien meinten alle:

Kinners, nach den Sommerferien ist langsam Schluss.

Da werdet ihr sterben als Bewegung.

Da sieht man, dass Schüler nicht demonstrieren, wenn keine Schule ist.

Deswegen hatten wir vorher schon total viel Angst,

dass etwas schief läuft.

Aber das haben wir ziemlich gut genutzt.

Es sind vielmehr als sonst, denn die Fridays for Future-Bewegung

hat zum ganz großen Streik aufgerufen.

Hunderttausende in Deutschland, Millionen weltweit.

20.9.2019 ist der Streik,

den wir am längsten vorbereitet haben.

Wir haben es geschafft, dass alle, die mit uns sympathisiert haben,

gesagt haben: Das lassen wir die Kiddies nicht mehr alleine machen.

Wir demonstrieren mit.

Wir zeigen, dass wir das als Bevölkerung wollen.

Das war ein riesiges Zeichen.

So etwas Machtvolles habe ich noch nie erlebt.

Ich weiß von vielen BewegungsforscherInnen,

dass es so etwas Machtvolles selten in der Geschichte gab.

Wir sind alle ins kalte Wasser gestürzt.

Und irgendwann lernt man, wie man ein Interview gibt,

wie man eine Demo organisiert.

Ich habe davor keine Veranstaltung mit 20 Leuten organisiert gehabt.

Ich glaube, Fridays for Future hat mich ganz viel befähigt,

Sachen anzupacken und mich selbst ernstzunehmen.

Das Coronavirus verändert zur Zeit das Leben in unserem Land dramatisch.

Personenansammlungen im Freien sind ausnahmslos verboten.

Viele Fragen jetzt ketzerisch:

Ist das das Ende von Fridays for Future?

Die Antwort ist:

Es darf nicht das Ende für Fridays for Future sein.

Es muss weitergehen, bis wir diese Klimakrise im Griff haben,

bis sich politisch etwas geändert hat.

Ja, cool, dass ihr dabei wart.

Jetzt einfach Tru Doku abonnieren und fleißig Kommentare schreiben.

Ich lese auf jeden Fall einige mit.

Wenn ihr noch was schauen wollt,

gibt es eine Die-Frage-Folge mit Fridays for Future.

Ansonsten noch eine weitere Tru-Doku-Folge.


Fridays for Future – geht da noch was? Klimaaktivist Jakob im Realtalk I TRU DOK Fridays for Future - is there anything left? Climate activist Jakob in Realtalk I TRU DOK Fridays for Future - ainda resta alguma coisa? O ativista climático Jakob em conversa real I TRU DOK

. Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut! Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Ich bin Jakob, 19 Jahre alt.

Ich hab mit ganz, ganz vielen anderen Aktivistis

die Fridays for Future-Bewegung in Deutschland gestartet.

Ich war ein sehr fauler Schüler.

Und plötzlich hatte ich einen halben Vollzeitjob mit Fridays for Future.

Es war irgendwie auch harte Arbeit.

Es war viel Mühe und der Glaube an etwas Verrücktes.

Wir sind eine Schülerinnen- und Schüler-Bewegung,

die 2018 in Deutschland angefangen hat,

im Dezember ungefähr die Schule zu bestreiken für das Klima.

Seitdem bin ich Klima-Aktivist.

Nächster Take.

An einer Schule lassen sie die SchülerInnen nicht raus.

Da gucken wir vorbei und werden richtig laut und sagen:

Lasst sie gehen und streiken. Wir müssen das tun für unsere Zukunft.

Danke schön.

Wenn ich auf uns vor 1,5 Jahren und mich als Schüler zurückschaue,

habe ich da großen Respekt vor.

Aber ich nehme die Person, die ich vor 1,5 Jahren war,

vielleicht nicht so ernst.

Deutlich mehr als 1000 Leute.

Okay, nicht erschrecken.

Ich bin's nur.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsthematik hat bei mir mit einer Doku

über die Herstellung von Klamotten begonnen.

Daraufhin habe ich mir sehr viel Gedanken gemacht,

was mein Konsum und mein Kleiderkauf auslöst

und sehr viel bei mir persönlich geändert.

Bis ich an einen Frustrationspunkt gekommen bin.

Ich habe gemerkt, wenn ich das alleine mache,

bringt das gar nichts, dann bewege ich zwar ein Stück.

Aber wenn wir die Welt verändern wollen,

müssen wir das gemeinsam machen.

Wir müssen gemeinsam kämpfen und streiten.

Als ich das 1. Mal von Greta gehört habe,

hat mich das nicht gejuckt.

In den Klimagruppen rund um den Hambacher Forst

ging das herum im September.

Alle dachten, coole Aktion, können wir vielleicht auch mal machen,

aber ist schon schwierig.

Schneller Kohleausstieg oder langfristige Jobsicherung?

Es geht um Klimaschutz in den nächsten Jahren,

damit wir unsere Verpflichtungen einhalten.

Es geht aber auch und sehr prominent um Arbeitsplätze.

Wir hatten halt dieses Problem in Deutschland,

diese völlig abgefuckte Kohlekommission.

Die hat es nicht gejuckt, dass,

wenn weiterhin Kohle verbrannt wird in Deutschland,

dass wir unter den Folgen als Generation leiden werden.

Das war für mich der Moment: Das muss doch alle ärgern.

Es kann nicht sein, dass es meine Greenpeace-Jugendgruppe interessiert.

Das muss doch alle interessieren. Das Thema trifft jeden.

Deswegen haben wir überlegt, wie wir uns einmischen.

Und dann kamen wir mit der Idee um die Ecke,

einen Schulstreik zu machen.

Ich habe gesagt: Hey, das ist es, Leute.

Aber wir machen das vernünftig,

wir wollen, dass richtig viele Leute kommen,

dass die Presse davon erfährt.

Damit waren anfangs viele Ängste verbunden.

Ich war unsicher, wie meine Schulleitung darauf reagiert,

wenn ich die Schule bestreike.

Montagabend haben wir beschlossen, die Aktion zu starten.

Nachts und abends haben wir die Pressemitteilung geschrieben,

die ging am Dienstag raus.

Am Dienstagnachmittag war das irgendwie in der Online-Zeitung.

Mittwoch regt sich die Bildungsministerin

tierisch darüber auf.

Und Donnerstag machen wir damit die Titelseite,

dass die Bildungsministerin ein Problem mit unserer Aktion hat.

Wir wollen keine Kohle!

Dann habe ich selber noch etwas Verrücktes gemacht.

Ich bin ins Sekretariat und meinte:

Ich muss eine Durchsage machen, die ist ganz wichtig.

Ich hab dann die Leute über unsere Lautsprecheranlage

zum Schulstreik aufgerufen.

Das hat sehr viel Stress verursacht.

Das war so, dass ich verdammt gestresst war.

Ich hatte am Abend noch meine Rede fertig geschrieben.

Ich musste um 6:00 raus, wir hatten den Streik für 8:00 Uhr angesetzt.

Es sollte ja voll während der Schulzeit sein.

Als ich gerade aus der Dusche raus war, klingelte mein Handy.

Dann war da jemand von der dpa Deutschland dran, ich so:

Seid ihr nicht die, die den Nachrichtendienst

für die meisten großen Zeitungen in Deutschland machen?

Er so: Ja. Ich so: ups.

Ich habe dann im Halbschlaf ein Zitat rausgegeben,

was dann später auf Welt.de gelandet ist.

Es war völlig, völlig überfordernd.

Es waren 500 Leute in Kiel tatsächlich.

Das war an dem Tag die größte Demo in Deutschland.

Es war stressig, ich war im Rausch.

Als wir angefangen habe mit Fridays for Future

habe ich aus Trotz daran geglaubt, dass wir etwas bewegen können.

Rein faktisch war mir irgendwo klar:

Ich bin ein Schüler, und die sitzen da in ihren großen Ministerien.

Als ich das 1. Mal vor den Toren des Landtags die Bildungsministerin

bepöbeln durfte, hat sich das Blatt gewendet.

Es besteht Handlungs- und kein Diskussionsbedarf!

Am 18. Januar 2019 haben wir zum 1. Mal sehr breit dazu aufgerufen,

in allen Städten zu streiken.

55 Städte waren dabei, wo Aktivistis vor Ort etwas organisiert haben.

Mit am Ende über 33.000 Leuten.

Ich war am 18. 1. auch wieder in Kiel,

und wir waren über 1000 Leute in Kiel.

Das war damals einfach nur riesig für uns.

Mein Bruder gab mir einen Tipp,

was sie immer im Fußballstadion rufen:

Wer nicht hüpft, der ist fürs andere Team oder so.

Und dann haben wir das einfach übernommen:

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle.

Weil es auch so arschkalt war.

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Dadurch haben wir es geschafft,

die Leute einigermaßen warm und bei Laune zu halten.

Worin wir unsere Zukunft sehen? Erneuerbare Energien!

Danke schön!

Meine Eltern haben genervt reagiert.

Boah, das ist schon wieder so eine Aktion, Jakob.

Und viele andere haben gesagt:

Ey, warum müsst ihr das in der Schulzeit machen?

Warum müsst ihr da rumprovozieren?

Hier werden Schüler in der Schule indoktriniert und instrumentalisiert.

Ich glaube, die reden hier an der Realität vorbei.

Wir wurden von Anfang an beschimpft und bekriegt.

Unsere GegnerInnen sind da vielfältig.

Am Anfang war es in Schleswig-Holstein

die Bildungsministerin.

Die AfD, die wir vom Platz gejagt haben.

Und dann waren es immer wieder irgendwelche konservativen Politiker.

Christian Lindner, wie man sie alle kennt.

Ich glaube, die haben Angst, um über die Klimakrise zu reden.

Die reden deswegen sehr viel über die Schulpflicht usw.

Sie sollten mal über unser Anliegen nachdenken

und nicht über unsere Protestform.

Am 25.1.2019 haben wir zum 1. Mal zentral in Berlin alle gestreikt.

Da sind wir mit 20 Bussen aus ganz Deutschland nach Berlin gefahren.

Und wir haben vor der Kohlekommission demonstriert.

Um Klimaschutz geht es beim Kohleausstieg,

und darum geht es auch den Schülerinnen und Schülern

von Fridays for Future.

Das Ganze ist eine weltweite Bewegung von Schülern,

die langsam Fahrt aufnimmt.

Wir durften unseren Brief direkt vor der Kohlekommission vorstellen.

Dafür haben wir im Vorfeld gekämpft.

Wir durften tatsächlich mit Peter Altmaier sprechen.

Der wollte auch auf unserer Demo reden mit Zehntausenden.

Wir haben von Anfang an gesagt: Die Bühne geben wir dir nicht.

Er ist trotzdem gekommen und wurde dann ziemlich traurig weggeschickt.

Der erzählt mir, dass Deutschland

die Wirtschaft so dringend braucht, um im Ausland gut dazustehen,

dass sie Klimaschutz nicht ernstnehmen können.

Wir wurden nicht ernst genommen.

Nach dem Motto, eine Woche treffe ich die Klimaaktivisten,

in der nächsten Woche die Bauern.

Ich höre mal zu, dann fühlen die sich wertgeschätzt.

Und dann mache ich wieder, was ich will.

Und so sollte es in der Demokratie nicht funktionieren.

Wir verändern die Welt in die richtige Richtung.

Die Erwachsenen haben den Kompass verloren.

Sie sagen, wir müssen da radikaler denken.

Wir müssen da radikaler ran.

Die zentrale Frage, die sich reell für junge Frauen stellt,

ist, ist es noch verantwortungsbewusst,

junge Menschen in dieser Welt hineinzusetzen,

die ihr ganzes Leben gegen diese Krise zu kämpfen haben werden.

Dass wir jetzt an vielen Stellen oft so gelesen werden,

als ob Luisa unser einziges Gesicht wäre,

halte ich für ein Problem.

Wenn Luisa etwas als persönliche Meinung sagt,

dann heißt es ganz oft: Fridays for Future sagt das,

das ist ein totales Problem für uns.

Aber das können wir jetzt nicht mehr wegbekommen.

Ich werde da niemandem für etwas die Schuld geben,

weil ich glaube, dass es nichts bringt.

Aber das ist für uns nicht optimal gelaufen.

Wenn Leute zum 100. Mal sagen: elitäre Bürger-Kinder,

dann denke ich mir: Cool, wenn du einen konkreten Vorschlag hast,

höre ich mit den gerne an.

Aber ansonsten kannst du das auch lassen.

Ich hatte eine dicke Haut.

Persönliche Beleidigungen und zum Teil Morddrohungen

lassen mich relativ kalt.

Aber mich berührt das jedes Mal,

wenn Fridays for Future an sich angegriffen wird,

weil ich mich so über die Bewegung identifiziere,

dass ich mich da genauso angegriffen fühle.

15.3.2019, da haben wir direkt den großen Rathausplatz in Kiel gefüllt.

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Hier ist es fett am abgehen.

Wir waren 6000 Leute,

die wir nur mit einem Einkaufswagen beschallt haben.

Wir hatten eine Holzkonstruktion eingebaut,

darauf standen Lautsprecher in mehrere Richtungen.

Wer nicht hüpft, der ist für Kohle. Hey! Hey!

Es sind zum Teil 14-, 15-Jährige gewesen,

die gemeinsam mit mir den krassen Laden organisiert haben

und mit uns Millionen auf die Straße gebracht haben.

Das hätte ich niemals für möglich gehalten.

Es macht echt Spaß, mit denen gemeinsam so etwas zu reißen.

Power!

Power to the people!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!

Schon vor den Sommerferien meinten alle:

Kinners, nach den Sommerferien ist langsam Schluss.

Da werdet ihr sterben als Bewegung.

Da sieht man, dass Schüler nicht demonstrieren, wenn keine Schule ist.

Deswegen hatten wir vorher schon total viel Angst,

dass etwas schief läuft.

Aber das haben wir ziemlich gut genutzt.

Es sind vielmehr als sonst, denn die Fridays for Future-Bewegung

hat zum ganz großen Streik aufgerufen.

Hunderttausende in Deutschland, Millionen weltweit.

20.9.2019 ist der Streik,

den wir am längsten vorbereitet haben.

Wir haben es geschafft, dass alle, die mit uns sympathisiert haben,

gesagt haben: Das lassen wir die Kiddies nicht mehr alleine machen.

Wir demonstrieren mit.

Wir zeigen, dass wir das als Bevölkerung wollen.

Das war ein riesiges Zeichen.

So etwas Machtvolles habe ich noch nie erlebt.

Ich weiß von vielen BewegungsforscherInnen,

dass es so etwas Machtvolles selten in der Geschichte gab.

Wir sind alle ins kalte Wasser gestürzt.

Und irgendwann lernt man, wie man ein Interview gibt,

wie man eine Demo organisiert.

Ich habe davor keine Veranstaltung mit 20 Leuten organisiert gehabt.

Ich glaube, Fridays for Future hat mich ganz viel befähigt,

Sachen anzupacken und mich selbst ernstzunehmen.

Das Coronavirus verändert zur Zeit das Leben in unserem Land dramatisch.

Personenansammlungen im Freien sind ausnahmslos verboten.

Viele Fragen jetzt ketzerisch:

Ist das das Ende von Fridays for Future?

Die Antwort ist:

Es darf nicht das Ende für Fridays for Future sein.

Es muss weitergehen, bis wir diese Klimakrise im Griff haben,

bis sich politisch etwas geändert hat.

Ja, cool, dass ihr dabei wart.

Jetzt einfach Tru Doku abonnieren und fleißig Kommentare schreiben.

Ich lese auf jeden Fall einige mit.

Wenn ihr noch was schauen wollt,

gibt es eine Die-Frage-Folge mit Fridays for Future.

Ansonsten noch eine weitere Tru-Doku-Folge.