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2021 from Youtube, Leib-Seele-Problem · Philosophie der Neuzeit

Leib-Seele-Problem · Philosophie der Neuzeit

Hi! Ab heute behandeln wir in einer Reihe von zehn Beiträgen ein Thema aus der Epoche der Neuzeit

und dem Bereich der Philosophie des Geistes.

Gemeint ist das sogenannte Leib-Seele-Problem.

Hier und jetzt gibt es einen kurzen Überblick, was es mit diesem Problem auf sich hat,

sowie die Klärung einiger Kernbegriffe. Auf geht's!

Wir beamen uns mitten ins 17. Jahrhundert, zum 6. Mai 1643.

Auf diesen Tag ist das erste Schreiben Elisabeths von der Pfalz an den Herrn René Descartes datiert.

Descartes – man spricht das T mit, hab' ich gelernt, danke an Rick!

Ich hatte nie Französisch und in meinem ersten Philosophie-Semester hab' ich den Herrn

tatsächlich Des-car-tes ausgesprochen – das war falsch.

Elisabeth von der Pfalz bat »Monsieur Descartes« jedenfalls um eine Erklärung.

Sie wollte wissen, »wie die Seele des Menschen die Geister des Körpers veranlassen kann,

willentliche Handlungen auszuführen« , denn sie – die Seele – sei ja nichts als eine denkende Substanz.

Fünf Jahre später richtet Frans Burman eine sehr ähnliche Frage an »Renati Des Cartes«

und bekommt zur Antwort, dass dies recht schwer zu erklären sei.

Damit sprechen die Prinzessin und der Theologe genau Thema an, um das es in dieser Reihe gehen soll,

nämlich die psychophysische Wechselwirkung zwischen Körper und Geist.

Heißt: Die Interaktion zwischen der Psyche und der Physis.

Dieses Thema ist in der Philosophie als das Leib-Seele-Problem bekannt, im Englischen als body-mind-problem.

Ausgehend von den englischen Begriffen »body« und »mind« sollen in den folgenden Beiträgen

die Übersetzungen »Körper« und »Geist« verwendet werden. Damit will ich einerseits unpassende

Nebenbedeutungen des deutschen Leibesbegriffes meiden, der ja auch theologisch aufgeladen ist.

Andererseits soll damit die im Deutschen geläufige Unterscheidung von der Seele als Bereich

des Emotionalen gegenüber dem Geist als Bereich des Rationalen umgangen werden.

Ausnahmen gibt's, wenn im Original explizit von »Seele« die Rede ist, also von »anima« im Lateinischen

oder »âme« im Französischen. Aussprache nicht anders sicher...

Zitiert wird nach der Gesamtausgabe von Charles Adam und Paul Tannery, die im Internet Archive verfügbar ist.

Für die deutschen Übersetzungen liegen die Ausgaben

der Philosophischen Bibliothek des Felix Meiner Verlags zugrunde. Für weitere Literaturhinweise einfach

einen Blick ins Skript zu diesem Beitrag werfen – ist unten verlinkt.

Fortan sei also mit Geist als Übersetzung von mind der Bereich des Mentalen gemeint

(abgeleitet vom Lateinischen »mens« – Geist).

Dieser umfasst geistige und seelische Phänomene gleichermaßen.

Statt Leib-Seele-Problem findet dementsprechend die Bezeichnung Körper-Geist-Problem Verwendung.

Das nur als kleine Begriffsklärung vorweg.

Die Auffassung von Körper und Geist als zweierlei eigenständige Substanzen entspricht der Position

des Substanzdualismus (vom Lateinischen »duālis« – zwei enthaltend).

Diese stellt eine von vier Hauptpositionen zum Körper-Geist-Problem dar.

Aber was ist überhaupt eine Substanz?

Als einer der wichtigsten Vertreter des Substanzdualismus definierte Descartes

den Begriff Substanz im Anhang zu den zweiten Erwiderungen. Das liest sich so:

In den »Principia Philosophiæ« von 1644 schreibt Descartes außerdem Folgendes:

Vertreten wurde der Substanzdualismus bereits von Platon.

Inwiefern sich das neuzeitliche Konzept vom antiken unterscheidet und gesagt werden kann,

das Körper-Geist-Problem habe im 17. Jahrhundert zu seiner heute bekannten Form gefunden,

das hängt mit einem Wandel zusammen, der als »Mechanisierung des Weltbildes« bezeichnet wird.

Dieser Wandel liefert, in zentralen Aspekten wiedergegeben, den historischen Kontext,

der für das Verständnis von Descartes' Konzept von Bedeutung ist.

Eine solche historische und auch systematische Einführung ins Thema gibt's im nächsten Beitrag

über Substanzdualismus seit Platon.

Danach widmen wir uns dann ausführlich dem Werk von René Descartes, der mit den

»Meditationes de prima philosophia« einen Neuanfang in der Philosophie unternimmt.

Sein Vorhaben besteht in einer grundlegenden Erörterung und Bestimmung des Verhältnisses

von Ich, Welt und Gott. Sein Anliegen ist ein Beweis

für »die Existenz Gottes und die Verschiedenheit der menschlichen Seele vom Körper«

(So lautet der Untertitel zur zweiten Auflage der Mediationen, der von Descartes korrigiert wurde,

nachdem der Untertitel zur ersten Auflage das Anliegen nicht ganz richtig wiedergab – doch dazu später mehr.)

Mit der Behauptung von Seele und Körper als verschiedene Substanzen geht die Frage

zur Interaktion einher: Wo und wie findet die psychophysische Wechselwirkung statt?

Ja, bitte! Erklärung!?

Descartes erläutert sein interaktionistisches Modell in der Abhandlung »Die Passionen der Seele« von 1649.

Darin stellt der die umstrittene Hypothese auf, dass die Zirbeldrüse im Gehirn derjenige Ort sei,

an dem die Seele auf den Körper einwirke.

Descartes' Modell zur Interaktion und seine Zirbeldrüsen-Hypothese bilden den Gegenstand

des letzten Beitrags dieser Reihe, über Psychophysische Wechselwirkung bei Descartes.

Soweit eine kleine Einleitung und Orientierung zu den kommenden Inhalten.

Wenn du dich für die Philosophie der Neuzeit, die Philosophie des Geistes als Disziplin oder ganz konkret

für Descartes' »Meditationen« interessierst, dann bist du hier richtig.

Wenn nicht, dann könnte es ein bisschen langweilig werden.

Das ist natürlich schwer vorstellbar, auf diesem Kanal.

Philosophie ist nie langweilig!

Ich sag' schon mal vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!

Leib-Seele-Problem · Philosophie der Neuzeit Body-Soul-Problem - Philosophy of the Modern Era El problema cuerpo-mente - Filosofía de los tiempos modernos Il problema corpo-mente - Filosofia dei tempi moderni 心身の問題 - 近代の哲学 Lichaam-geest probleem - Filosofie van de moderne tijd Проблема "тело-разум" - Философия нового времени Kropp-Själ-Problemet - Den moderna tidens filosofi

Hi! Ab heute behandeln wir in einer Reihe von zehn Beiträgen ein Thema aus der Epoche der Neuzeit

und dem Bereich der Philosophie des Geistes.

Gemeint ist das sogenannte Leib-Seele-Problem. What is meant is the so-called body-soul problem.

Hier und jetzt gibt es einen kurzen Überblick, was es mit diesem Problem auf sich hat,

sowie die Klärung einiger Kernbegriffe. Auf geht's!

Wir beamen uns mitten ins 17. Jahrhundert, zum 6. Mai 1643. We beam ourselves into the middle of the 17th century, on May 6th, 1643.

Auf diesen Tag ist das erste Schreiben Elisabeths von der Pfalz an den Herrn René Descartes datiert. The first letter of Elisabeth of the Palatinate to the Lord René Descartes is dated on this day.

Descartes – man spricht das T mit, hab' ich gelernt, danke an Rick! Descartes - you speak the T with, I've learned, thanks to Rick!

Ich hatte nie Französisch und in meinem ersten Philosophie-Semester hab' ich den Herrn

tatsächlich Des-car-tes ausgesprochen – das war falsch. actually pronounced Des-car-tes - that was wrong.

Elisabeth von der Pfalz bat »Monsieur Descartes« jedenfalls um eine Erklärung. In any case, Elisabeth of the Palatinate asked "Monsieur Descartes" for an explanation.

Sie wollte wissen, »wie die Seele des Menschen die Geister des Körpers veranlassen kann, She wanted to know "how the human soul can induce the spirits of the body,

willentliche Handlungen auszuführen« , denn sie – die Seele – sei ja nichts als eine denkende Substanz. to carry out willful actions" because it - the soul - is nothing but a thinking substance.

Fünf Jahre später richtet Frans Burman eine sehr ähnliche Frage an »Renati Des Cartes«

und bekommt zur Antwort, dass dies recht schwer zu erklären sei.

Damit sprechen die Prinzessin und der Theologe genau Thema an, um das es in dieser Reihe gehen soll, In doing so, the princess and the theologian are addressing precisely the subject of this series,

nämlich die psychophysische Wechselwirkung zwischen Körper und Geist.

Heißt: Die Interaktion zwischen der Psyche und der Physis.

Dieses Thema ist in der Philosophie als das Leib-Seele-Problem bekannt, im Englischen als body-mind-problem.

Ausgehend von den englischen Begriffen »body« und »mind« sollen in den folgenden Beiträgen

die Übersetzungen »Körper« und »Geist« verwendet werden. Damit will ich einerseits unpassende

Nebenbedeutungen des deutschen Leibesbegriffes meiden, der ja auch theologisch aufgeladen ist. Avoid secondary meanings of the German term Leibesbegriff, which is also theologically charged.

Andererseits soll damit die im Deutschen geläufige Unterscheidung von der Seele als Bereich

des Emotionalen gegenüber dem Geist als Bereich des Rationalen umgangen werden.

Ausnahmen gibt's, wenn im Original explizit von »Seele« die Rede ist, also von »anima« im Lateinischen There are exceptions when the original explicitly refers to "soul", i.e. "anima" in Latin

oder »âme« im Französischen. Aussprache nicht anders sicher...

Zitiert wird nach der Gesamtausgabe von Charles Adam und Paul Tannery, die im Internet Archive verfügbar ist.

Für die deutschen Übersetzungen liegen die Ausgaben

der Philosophischen Bibliothek des Felix Meiner Verlags zugrunde. Für weitere Literaturhinweise einfach

einen Blick ins Skript zu diesem Beitrag werfen – ist unten verlinkt.

Fortan sei also mit Geist als Übersetzung von mind der Bereich des Mentalen gemeint Henceforth, spirit as a translation of mind means the realm of the mental

(abgeleitet vom Lateinischen »mens« – Geist).

Dieser umfasst geistige und seelische Phänomene gleichermaßen.

Statt Leib-Seele-Problem findet dementsprechend die Bezeichnung Körper-Geist-Problem Verwendung.

Das nur als kleine Begriffsklärung vorweg.

Die Auffassung von Körper und Geist als zweierlei eigenständige Substanzen entspricht der Position

des Substanzdualismus (vom Lateinischen »duālis« – zwei enthaltend).

Diese stellt eine von vier Hauptpositionen zum Körper-Geist-Problem dar.

Aber was ist überhaupt eine Substanz?

Als einer der wichtigsten Vertreter des Substanzdualismus definierte Descartes

den Begriff Substanz im Anhang zu den zweiten Erwiderungen. Das liest sich so:

In den »Principia Philosophiæ« von 1644 schreibt Descartes außerdem Folgendes:

Vertreten wurde der Substanzdualismus bereits von Platon.

Inwiefern sich das neuzeitliche Konzept vom antiken unterscheidet und gesagt werden kann,

das Körper-Geist-Problem habe im 17. Jahrhundert zu seiner heute bekannten Form gefunden,

das hängt mit einem Wandel zusammen, der als »Mechanisierung des Weltbildes« bezeichnet wird.

Dieser Wandel liefert, in zentralen Aspekten wiedergegeben, den historischen Kontext,

der für das Verständnis von Descartes' Konzept von Bedeutung ist. which is important for understanding Descartes' concept.

Eine solche historische und auch systematische Einführung ins Thema gibt's im nächsten Beitrag

über Substanzdualismus seit Platon.

Danach widmen wir uns dann ausführlich dem Werk von René Descartes, der mit den

»Meditationes de prima philosophia« einen Neuanfang in der Philosophie unternimmt.

Sein Vorhaben besteht in einer grundlegenden Erörterung und Bestimmung des Verhältnisses

von Ich, Welt und Gott. Sein Anliegen ist ein Beweis

für »die Existenz Gottes und die Verschiedenheit der menschlichen Seele vom Körper«

(So lautet der Untertitel zur zweiten Auflage der Mediationen, der von Descartes korrigiert wurde,

nachdem der Untertitel zur ersten Auflage das Anliegen nicht ganz richtig wiedergab – doch dazu später mehr.) after the subtitle of the first edition did not quite accurately reflect the issue - but more on that later.

Mit der Behauptung von Seele und Körper als verschiedene Substanzen geht die Frage

zur Interaktion einher: Wo und wie findet die psychophysische Wechselwirkung statt?

Ja, bitte! Erklärung!?

Descartes erläutert sein interaktionistisches Modell in der Abhandlung »Die Passionen der Seele« von 1649.

Darin stellt der die umstrittene Hypothese auf, dass die Zirbeldrüse im Gehirn derjenige Ort sei,

an dem die Seele auf den Körper einwirke.

Descartes' Modell zur Interaktion und seine Zirbeldrüsen-Hypothese bilden den Gegenstand

des letzten Beitrags dieser Reihe, über Psychophysische Wechselwirkung bei Descartes.

Soweit eine kleine Einleitung und Orientierung zu den kommenden Inhalten.

Wenn du dich für die Philosophie der Neuzeit, die Philosophie des Geistes als Disziplin oder ganz konkret

für Descartes' »Meditationen« interessierst, dann bist du hier richtig.

Wenn nicht, dann könnte es ein bisschen langweilig werden.

Das ist natürlich schwer vorstellbar, auf diesem Kanal.

Philosophie ist nie langweilig!

Ich sag' schon mal vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!