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2021 Tagesschau, tagesthemen 08.09.2021, 22:15 Uhr - Auftakt im Bataclan-Prozess gegen die mutmaßlichen Täter, Außenminister Maas

tagesthemen 08.09.2021, 22:15 Uhr - Auftakt im Bataclan-Prozess gegen die mutmaßlichen Täter, Außenminister Maas

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.09.2021)

Guten Abend.

Es gibt diese Ereignisse, die sind so einschneidend,

dass alle noch Jahre später wissen, wo sie waren, als es geschah.

In Paris war das so am 13. November 2015.

130 Menschen starben:

Vor dem Stade de France,

wo die deutsche und französische Nationalmannschaft gerade spielten.

Auf den Terrassen und in Bars im Nordosten der Stadt.

Und im Konzertsaal des Bataclan.

Die Terroranschläge des "Islamischen Staates"

haben Wunden hinterlassen, die heute wieder aufrissen.

Denn heute begann der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.

Frederike Hoffmann.

Ein Bier zum Aperitif, Tage vor Prozessbeginn.

Christophe Naudin überlebte den Anschlag im Bataclan 2015.

Dies ist eine seiner Lieblingskneipen.

Er kommt immer wieder hierher.

Ich war oft mit Freunden hier,

besonders mit Vincent, der im Bataclan getötet wurde.

Ich mag den Ort.

Dazu kommen schöne Erinnerungen.

Seine Erinnerungen an den 13. November 2015

sind dagegen schrecklich.

Mit zwei Kumpels ist er auf einem Konzert im Bataclan,

als Terroristen den Saal stürmen.

Christophes Freund Vincent wird getötet,

einer von 90 Toten im Bataclan.

Christophe überlebt, weil er in einen Abstellraum flüchten konnte.

Ich habe immer noch die Erinnerungen wie damals.

Als wir rausgekommen sind und die Szenerie gesehen haben,

mit den Leichen, dem Blut.

Die Konturen fransen in der Erinnerung aus.

Kurz nach den Anschlägen hat er wieder gearbeitet, als Lehrer.

Durch den Prozess komme vieles wieder hoch.

Ich bin nervös und reizbar, ich bin übervorsichtig.

So Sachen halt.

Zum Prozessauftakt kommt Christophe in den Justizpalast.

Er ist Nebenkläger, trägt ein rotes Band.

Das heißt:

Im Gericht möchte er keine Interviews geben.

Am ersten Prozesstag muss er mitansehen,

wie sich der Hauptangeklagte zum Islamischen Staat bekennt:

Den Saal provoziert.

Solche Erlebnisse möchte Gregory Reibenberg vermeiden.

Auch er ist Nebenkläger, wird als Zeuge aussagen.

Regelmäßig hingehen möchte er nicht.

Der Prozess ist mir wichtig.

Aber ich will nicht, dass emotional viel hochkocht.

Auf dieser Terrasse seiner Brasserie

feiert er am 13. November 2015 mit Freunden und Kollegen.

Da greifen die Attentäter mit Kalaschnikows an.

20 Menschen sterben, darunter die Mutter seiner Tochter.

Als er zwei Tage später das Blumenmeer vorm Laden sieht,

entscheidet er, die Brasserie wieder zu eröffnen.

Das war eine Art, denen zu sagen:

Unsere Werte sind stärker als eure.

Ihr bekommt meinen Hass und meinen Ärger nicht.

Wir sind stärker.

Opfer und Angehörige erhoffen sich Antworten.

Und dass er ihnen hilft, ein Stück weiterzukommen.

Christophe will verstehen, wie solche Anschläge möglich waren.

Es ist wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt

und die Opfer eine Stimme bekommen.

Der Prozess ist historisch.

Ob der Prozess ihm bei seiner persönlichen Aufarbeitung hilft,

da ist sich Christophe unsicher.

Das wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.

Auch sie sind Gotteskrieger.

Auch wenn sie mit denen des IS verfeindet sind,

so haben auch die Taliban im Namen Allahs Menschen getötet.

Bei Selbstmordattentaten und Anschlägen.

Jetzt bilden sie eine Regierung und wollen als solche behandelt werden

von denen, die sie gerade noch aus dem Land gejagt haben.

Um so schwieriger ist es für die westlichen Demokratien,

mit ihnen zu verhandeln.

Was sie aber müssen.

Noch immer sind Zehntausende, die ihnen geholfen haben im Land.

Bevor ich mit dem deutschen Außenminister spreche,

berichtet Christian Feld von dem Treffen von Heiko Maas

mit seinem US-Kollegen in Ramstein.

US-Außenminister Blinken bringt seinen deutschen Kollegen

am Nachmittag in eine ungewohnte Situation.

Dankesworte hat Maas zuletzt wenig gehört.

Der Reihe nach:

Die Airbase Ramstein ist für die Amerikaner

zum Drehkreuz geworden:

Um Familien in die USA zu bringen.

Eine kleine Gruppe aus Afghanistan stellt Asylanträge in Deutschland.

Kein Problem, wird Maas später sagen. Alle Vereinbarung würden eingehalten.

Sorgen machen Nachrichten aus Kabul:

Die Übergangsregierung entspricht nicht den Erwartungen:

Die Bildung einer Übergangsregierung ohne Einbeziehung anderer Gruppen

ist kein Signal für internationale Zusammenarbeit und Stabilität.

Gespräche mit den Taliban sind nötig,

eine diplomatische Anerkennung auf absehbare Zeit ausgeschlossen.

Schon wegen Kabinettsmitgliedern wie ihm: Siradschuddin Hakkani.

Der Innenminister wird vom FBI gesucht.

Mit einem Millionen-Kopfgeld.

Auf der Regierungsliste stehen nur Mitglieder der Taliban,

keine Frauen.

Wir sind besorgt

über die Zugehörigkeiten und Vergangenheit mancher Personen.

Maas und Blinken hatten sich

mit 22 Staaten, EU, NATO und UN zusammengeschaltet.

Mehr als humanitäre Hilfe für Afghanistan? Nur unter Bedingungen.

Die Taliban wollen internationale Legitimität und Unterstützung.

Das muss verdient werden.

Das klingt nach Druck ausüben.

Der Grüne Omid Nouripour macht sich wenig Hoffnung.

Dass Bedingungen an die Taliban gestellt werden,

ist richtig - aber wir haben wenig Möglichkeiten, diese umzusetzen.

Die Taliban haben das Sagen.

Die haben jedes Versprechen gebrochen,

was sie bisher gegeben haben.

Die Erwartung an die Taliban:

Wer das Land verlassen wolle, müsse das auch können.

Von den Menschen, denen die Bundesregierung Schutz versprach,

Bei den Ortskräften spricht Maas von 40.000 - theoretisch.

Diese Personen müssen eine Gefährdungsanzeige stellen.

Das haben noch nicht alle der Ortskräfte, die es gegeben hat,

über den festgelegten Zeitraum getan.

Weiß die Bundesregierung, was sie tut?

Nein, heißt es von der FDP.

Es herrscht Chaos.

Die Ministerien haben unterschiedliche Listen,

manche überhaupt keine.

Das Wirrwarr ist groß.

Der heutige Tag ist ein Versuch, aus der Defensive zu kommen.

Doch die Kritik hält an.

Der Außenminister ist zurück in Berlin, guten Abend, Herr Maas.

Guten Abend, Frau Miosga.

Ein religiöser Hardliner als Premier und ein Innenminister,

der als Terrorist auf Fahndungslisten steht.

Wie muss ich mir politische Gespräche mit Leuten vorstellen,

die brutale Anschläge verübt haben?

Das kann man sich zum Teil schwer vorstellen,

dass man überhaupt Gespräche führen muss.

Unabhängig davon, ob man mit den Personen selber spricht.

Aber wir müssen mit den Taliban sprechen.

Es ist keine Zeit, die Wunden zu lecken.

Es geht darum, wie vor Ort dafür gesorgt werden kann,

dass verhindert wird, was die Vereinten Nationen prognostizieren:

Dass es eine humanitäre Katastrophe gibt,

dass im bevorstehenden Winter Leute verhungern werden.

Dafür muss man mit den Taliban reden.

Auch, wenn es einem nicht gefällt.

Aber wir müssen Menschenleben retten.

Da gibt es keine verantwortungsvolle Alternative.

Es geht nicht nur um humanitäre Nothilfe.

Die Taliban wollen Entwicklungshilfe von Deutschland.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein,

damit das Geld aus Deutschland schließt?

Die Bedingungen sind ganz klar formuliert.

Von Deutschland und auch in der Europäischen Union.

Einhaltung grundlegender Menschenrechte.

Insbesondere von Frauenrechten.

Ungehinderter Zugang für humanitäre Hilfe.

Die Ausreise, wie es die Taliban angekündigt haben,

auch von afghanischen Staatsbürgern.

Und Afghanistan darf kein neuer Hort werden

für terroristische Organisationen.

Man darf von dort aus keine Anschläge planen können.

Man wird in den kommenden Wochen erst sehen,

ob sich das in diese Richtung entwickelt.

Davon hängt ab, ob die Grundlage gegeben ist,

über humanitäre Hilfe hinaus in Entwicklungshilfe zu gehen.

Das sind hehre Ziele.

Ein Frauenministerium gibt es seit gestern nicht mehr.

Sie wollen mit dem "Ministerium zur Förderung der Tugend

und zur Verhinderung des Lasters" über Frauenrechte sprechen?

Ich will gar nicht über Frauenrechte reden.

Ich will sehen, dass grundlegende Menschenrechte Bestand haben.

Das sind vor allem auch Frauenrechte.

Die sind in Afghanistan erst in den letzten Jahren

eingeführt und geachtet worden.

Die Taliban haben gesagt:

Mädchen sollen weiter in die Schule gehen,

Frauen sollen studieren können, arbeiten können.

Wir haben viele moderate Töne in den letzten Wochen gehört.

An denen werden wir die Taliban nicht messen.

Wir werden sie messen an dem, was geschieht, an ihren Taten.

Das wird genau in den kommenden Wochen zu beobachten sein.

Sie haben den Flughafen angesprochen.

Sie haben versprochen, nach Ende der Luftbrücke

auf anderen Wegen Deutsche und afghanische Helfer rauszuholen.

Von Hilfsorganisationen und Abgeordneten hören wir:

Immer wieder melden sich Menschen, denen Aufnahme zugesagt wurde,

die aber von Ihrer Behörde nicht kontaktiert wurden.

Was ist da los?

Zum Flughafen - da starten und landen wieder Flieger.

Im Moment wird Equipment nach Doha gebracht.

Plan der Kataris ist,

mit solchen Flügen auch Menschen wieder aus Afghanistan zu fliegen.

Im ersten Schritt: Staatsbürger von Drittstaaten.

Also auch die von uns.

Darüber haben wir heute auch mit den Vereinigten Staaten gesprochen.

Die schiere Anzahl der Ortskräfte, die es gab,

und die besonders Gefährdeten neben den Staatsbürgern:

Das sind bis zu 40.000 Menschen, inklusive ihrer Familien.

In der kurzen Evakuierungsphase gelang es nicht,

alle an den Flughafen zu bringen.

Wir mussten uns wegen der Anschlagsgefahren sogar überlegen,

ob wir überhaupt Leute an den Flughafen beordern.

Das war im Einzelfall schwierig.

Aber die 40.000 an den Flughafen zu rufen,

wäre unverantwortlich gewesen.

Das hat man gesehen beim Anschlag, den es dort gegeben hat.

Und es war sehr schwierig,

überhaupt Menschen durch die Tore in den Flughafen zu bringen.

Sie haben gesagt:

Viele, die noch im Land sind,

müssten erst mal ihre Gefährdungslage beantragen.

Hatten Sie nicht unbürokratische Hilfe versprochen?

Jetzt müssen die beweisen, dass sie gefährdet sind?

Sie müssen das nicht im Antrag begründen und beweisen.

Aber sie müssen die Anzeige stellen.

Es haben sich bisher nicht alle Ortskräfte gemeldet.

Die Ortskräfte müssen sich melden und drauf hinweisen,

dass sie aufgrund der früheren Tätigkeit gefährdet sind.

Dann werden sie aufgenommen, wie wir das bei den anderen getan haben.

Es gibt keinen Behördenaustausch.

Es werden keine Überprüfungen stattfinden,

was vor vielen Jahren geschehen ist.

Wir haben denen, die für uns gearbeitet haben,

grundsätzlich eine Aufnahme zugesagt.

Aber sie müssen sich melden.

Sie müssen sagen, dass sie aufgrund der Tätigkeit gefährdet sind.

Wir schauen auf das, was schiefgegangen ist.

Sie haben gesagt,

auch Sie hätten einer Fehleinschätzung unterlegen:

Wie schnell die Taliban Kabul einnehmen.

Auch Partner und Dienste haben die Lage falsch eingeschätzt.

Aber die deutsche Botschafterin in Washington

riet aufgrund von CIA-Warnungen schon am 6. August, zu evakuieren.

Dringlich.

Die Bundeswehr begann damit erst neun Tage später.

Wie kann das sein?

Da wissen Sie mehr als ich.

Die Botschafterin hat nicht zu einer Evakuierung geraten.

Sie hat lediglich von den Gesprächen berichtet,

die sie mit US-Gesprächspartnern geführt hatte.

Die haben nicht angekündigt, dass die US-Botschaft evakuiert wird.

Nur, dass sich die Lage verschlechtert.

Das war auch das Ergebnis unserer Analysen.

Schon Anfang August, bevor der Vermerk geschrieben wurde,

haben wir den Evakuierungsplan für die Botschaft aktualisiert.

Der wurde am 9. August scharfgestellt.

Sie haben erst nach Tagen reagiert.

Wieso hat das so lange gedauert?

Die Evakuierung hat noch viel später stattgefunden.

Weil die Amerikaner erst später evakuiert haben.

Es war immer klar, dass wir mit ihnen zusammen evakuieren.

Wie viele andere Staaten auch und deren Botschaftsangehörige.

Der Beschluss wurde in der US-Botschaft getroffen.

Er musste binnen drei Stunden umgesetzt werden.

Die deutsche Botschaft wurde wenige Minuten nach der Mitteilung

aus der Botschaft raus und mit anderen evakuiert worden.

Im Gegensatz zu anderen wurde unsere Evakuierung vorbereitet.

Keine Dokumente oder Listen wurden zurückgelassen.

Das war bei anderen bedauerlicherweise der Fall.

Die sind später dran gewesen.

Die Evakuierung musste sehr schnell gehen.

Wir waren angewiesen auf Informationen der Amerikaner.

Wir waren abhängig von deren Beschluss zur Evakuierung.

Nach dem Beschluss wurde das in unserer Botschaft schnell umgesetzt.

Das wird noch aufzuklären sein.

Dafür fordert die Opposition

einen Untersuchungsausschuss nach der Bundestagswahl.

Ist das nicht auch in Ihrem Interesse?

In meinem Interesse ist, dass viel aufgeklärt wird.

Im Moment, scheint mir, werden Fakten nur so gewertet,

wie es dem einen oder anderen politisch in den Kram passt.

Ich finde es richtig,

wenn sich der neue Bundestag mit diesen Fragen beschäftigt.

Alle Daten, die es dazu gibt, müssen vorgelegt werden.

In einem Untersuchungsausschuss?

Ja, wenn der Bundestag das so entscheidet.

Wir haben ein Interesse daran, dass die Dinge offengelegt werden.

Auch daran, dass Fehler, Fehleinschätzungen ... -

dass daraus Konsequenzen gezogen werden.

In der Weise, dass man das nicht noch mal macht.

Dass es nicht noch mal passiert.

Ich halte es für richtig,

dass das der neue Bundestag aufarbeiten wird.

Das kann in einem Untersuchungsausschuss sein

oder wie auch immer.

Danke für das Gespräch, Heiko Maas.

Das Interview haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Dass Jugendliche nicht interessiert seien an Politik,

war schon immer ein Klischee.

Nicht erst, seit Fridays for Future das Gegenteil bewiesen hat.

Was aber sein kann:

Dass das Angebot der Parteien junge Menschen oft nicht kickt.

Vielleicht, weil diese sich zu wenig um junge Interessen kümmern?

Der Verdacht, dass Politik vor allem Ältere im Blick hat,

lässt sich durch diese Zahlen erhärten:

38,2 % der Wähler sind ist über 60 Jahre alt.

Gerade mal 14,4 % sind unter 30.

4,6 % dürfen zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl mitmachen.

Jan Koch berichtet.

Ich als Erstwähler wünsche mir von der neuen Bundesregierung

eine klimabewusste Politik.

Weil es der letzte Bundestag ist, der etwas dagegen unternehmen kann.

Auch wenn es früher hätte passieren müssen.

Das lösen wir erst übermorgen:

So fühlt es sich für viele Jungwähler an,

wenn die Politik ihre Belange diskutiert.

Klimaschutz spielt die größte Rolle.

Auch im Rest der Gesellschaft:

Für 33 % ist er das Wahlthema Nummer Eins.

Weil wir noch am längsten auf dieser Welt ...

Das Fahrradwege ausgebaut werden

oder der Bahnverkehr attraktiver gestaltet wird.

Gerade im wirtschaftlichen Sinne.

Damit Pkw und Flugzeuge weniger genutzt werden.

Umweltschutz sollte das Kernthema jedes Konservativen sein:

Das Bewahren der Natur und Heimat, der örtlichen Flora und Fauna.

73 % der jungen Menschen sind unzufrieden damit,

wie ihre Anliegen aufgriffen werden.

Im Wahlkampf liegt der Fokus auf denen,

die die größere Gruppe stellen: Rentner.

Es fehle eine Lobby der Jungen.

Wenn das ausbleibt, sehe ich für das System eine Identitätskrise.

Wenn die Jungen wegbleiben und sagen:

Wo bleiben unsere Interessen?

Vielen Jungen geht es auch um soziale Gerechtigkeit, Geld, faire Löhne.

Generell Jobs, die zu wenig gewürdigt werden.

Die zu schlecht bezahlt werden.

Es ist wichtig, dass solche Themen angesprochen werden.

Die Krankenhäuser brauchen mehr Personal:

Statt Fallpauschalen bedarfsgerechte Finanzierung.

Und eine verbesserte Ausbildung.

Als Student betrifft es mich,

dass es in Berlin kaum bezahlbaren Wohnraum gibt.

Einigen geht es auch um Innen- und Sicherheitspolitik.

Höhere Investitionen bei Polizei und Bundeswehr.

Auch zur Vorbeugung von Cyber-Kriminalität.

Welche Partei wählen die jungen Wähler?

Meist schneiden die Grünen überdurchschnittlich ab,

während Union und SPD meist unterdurchschnittlich abschneiden.

In neuen Umfragen taucht auch die FDP weit vorne auf.

Ihr Thema: Freiheit.

Für viele Junge ein Thema nach den Corona-Einschränkungen.

Grundsätzlich wollen die Erstwähler eine Politik für morgen.

Und nicht nur für heute.

Was erwarten junge Wähler von denen, die gewählt werden wollen?

Dazu hat Christian Hoch vom WDR, selbst jung und Wähler,

diese Meinung:

Erstwähler bin ich nicht.

Bei der letzten Bundestagwahl durfte ich meine Kreuzchen machen.

Ich weiß noch, was für ein Gefühl das war,

endlich wählen zu können.

Ich gehöre zu den Jungwählern.

Egal, ob Erst- oder Jungwähler:

Mit 22 Jahren gehöre ich zu der Gruppe,

die am 26.9. in der Minderheit sein wird.

60 % der Wähler werden 50 Jahre oder älter sein.

Viele von uns haben den Eindruck,

dass wir nicht von den Parteien beachtet werden.

Dabei sind unsere Themen die drängendsten für unsere Zukunft.

Wie wird Deutschland klimaneutral?

Bekomme ich noch eine vernünftige Rente?

Wann muss ich mich nicht mehr darüber aufregen,

dass ich meinen OP-Bescheid per Fax an meinen Arzt schicken muss?

Die neue Bundesregierung muss, vor allem beim Klimaschutz,

schnell Antworten finden.

Wenn wir nichts ändern, wird meine Generation

bis zu 2,5 Grad Erderhitzung erleben.

Oder mehr.

Wir wollen, dass hinter diesen Entscheidungen

eine klare, langfristige Idee steckt.

Die Zeit muss vorbei sein,

in der sich Parteien mit Floskeln von Wahl zu Wahl hangeln.

Das ist zu wenig!

Jede Partei muss uns sagen können:

Wie sieht die Vision für Deutschland in 30 Jahren aus?

Also dann, wenn ich in den Augen der Jungen der Alte bin.

Wir haben es verdient, dass Parteien und ältere Wähler

uns zuhören, mit uns in einen Dialog treten.

Alleine können wir nicht für eine gute Zukunft sorgen.

Dafür sind wir zu wenige.

Die Meinung von Christian Hoch.

Wir kommen in die deutsche Provinz.

Von hier stammt Friedrich Merz.

Hier hat man ihn stets als Direktkandidat seiner CDU

in den Bundestag gewählt.

Bevor er sich im Streit mit der Bundeskanzlerin 2009 zurückzog.

Nun will Friedrich Merz es noch mal wissen.

Parteivorsitzender ist er nicht geworden,

aber Mitglied des Zukunftsteams von Armin Laschet.

Um die Zukunft der Union muss auch er sich sorgen:

Wenn es in den schwärzesten Regionen plötzlich grau wird

und alte Gewissheiten im Nebel zu verschwinden drohen.

Rupert Wiederwald war im Hochsauerlandkreis.

Bei einer Partei, bei der die Musik nicht mehr so spielt wie einst.

Die Kapelle gehört dazu.

Und der Gottesdienst natürlich auch.

Der Pfarrer hat die Messe auf den Sportplatz verlegt

zum Fest des Sport- und Spielvereins Langscheid / Enkhausen.

Das ist im Hochsauerlandkreis.

Heute feiern sie 100-jähriges Bestehen

mit Würstchen, Bier und Zusammensein.

Fußball gibt es natürlich auch.

Das ist Sauerland.

Jeder Ort im HSK hat einen eigenen Musikverein.

Seinen eigenen Sportverein.

Wir halten alle zusammen.

Das macht ein Dorf aus.

Ob konservativ oder wer wen immer wählt.

Wir sind Dorf.

Ich habe ein wunderbares Schild zu Hause:

"Dorfkind und stolz drauf."

Das Dorf ist trotz Regens zum geselligen Teil übergegangen.

Im ganzen Hochsauerlandkreis, im HSK, wie sie es hier nennen,

wurde immer mehrheitlich CDU gewählt.

Etwa von Menschen wie Markus Trippe.

Ihm kommen Zweifel.

Sauerland ist schwarz, CDU-Land.

Aber wir haben große Herausforderungen in der Politik.

Das ist schwierig, glaube ich schon.

Ist die CDU nicht mehr so, wie man sich das hier wünscht?

Ich kann nicht für andere reden.

Ich bin schon enttäuscht, was da passiert.

Ich bin mit dem Kandidaten ein bisschen unglücklich.

Es ist wahrscheinlich kein Besserer da.

(Lautsprecher) Jetzt geht es ums Ganze.

Fahrt aufnehmen, abheben, starten

kann man im Luftverkehr nur gegen den Wind.

Den haben wir jetzt ja.

Der CDU-Kandidat ist im Sauerland Friedrich Merz.

Der ist hier geboren.

Bis 2009 war er schon mal Bundestagsabgeordneter.

In Meschede kam er zum Kreisparteitag.

Gleichzeitig: offizieller Wahlkampfauftakt.

Der Wahlkampf hier sei ein Heimspiel, sagt er.

Er beschreibt eine Welt,

in der die CDU natürlicher Sieger ist.

Wir sind hier sehr stark verwurzelt in der Bevölkerung.

Wir sind sehr präsent in den Vereinen,

in gemeinnützigen Organisationen.

Das macht es aus.

Das ist nicht nur harte Parteipolitik.

Das ist viel gesellschaftliches Umfeld.

Sehr viel Vereinswesen.

Da ist die CDU präsent und zu Hause.

Zu Hause im Sauerland sind auch erfolgreiche Unternehmen.

Kleine mittelständische Firmen, die weltweit führend sind.

Wie die Condensator Dominit, die Firma von Christian Dresel.

Der neue Firmensitz ist fast CO2-neutral.

Für den Unternehmer und seine 70 Angestellten

ist die Energiewende "das Thema".

Sie produzieren Netzspannungsregler.

Mit denen können Stromschwankungen ausgeglichen werden.

Politisch ordnet er sich klar ein.

Ich bin stockschwarz.

Da bin ich klar, da stehe ich zu: Ich bin stockschwarz.

Aber die Schöpfung erhalten ist ein urschwarzes Thema.

Das hat leider Gottes

mancher Parteikamerad zwischendurch vergessen.

Gerne erklärt Dresel jedem Gast seine Produkte.

Und seine Erwartungen an die Politik.

In der Energiepolitik wäre das Ziel, dass uns klar wird,

dass wir die Energiewende in Wohlstand gestalten müssen.

Das packen alle Parteien nicht ausreichend an.

Wenn wir die Energiewende nicht in Wohlstand gestalten,

macht keiner mit.

♪ Chorgesang ♪

Beim Sportfest des SuS Langscheid / Enkhausen

singt die Musikkapelle von Tirol.

Die Jugendabteilung versorgt die Gäste.

Tom Zimmer (17) hat diverse Posten im Verein inne.

Landleben, Tradition, Werte sind für ihn wichtig.

Doch automatischer Fan von CDU-Kandidat Merz

ist er trotzdem nicht.

Er hat so Ansichten, altmodische,

die die Jugendlichen nicht unterstützen.

Der Hochsauerlandkreis, konservativ und traditionsbewusst.

Aber kein Selbstläufer mehr für die CDU und ihren Kandidaten.

Kein Selbstläufer ist eine Kampagne, die fast alle Parteien unterstützen:

Der Aufruf zum Impfen.

Inzwischen denkt man sich ungewöhnliche Aktionen aus,

um die Leute zu motivieren:

Berliner konnten sich die Spritze auf dem S-Bahn-Weg zur Arbeit

quasi im Vorbeifahren abholen.

Die Zahl der Impfwilligen stagniert.

Zwar sind mehr als 51 Mio. Deutsche vollständig geimpft,

die Quote liegt bei 61,6 %.

Das ist im europäischen Vergleich Mittelmaß und viel zu wenig,

um schwere Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden.

Auf den Intensivstationen liegen wieder mehr Covid-Patienten,

wie Michael Heussen berichtet.

Seit Beginn der Pandemie

hatten sie einen halben Tag ohne Corona-Fälle.

Das war ein Vormittag im Juli - danach wurde es wieder voller.

Jetzt liegen 22 Patienten auf dieser Intensivstation der Uniklinik Essen.

21 sind ungeimpft, die 22. hat eine Vorerkrankung.

Es ist eindeutig die Pandemie der Ungeimpften.

Finde ich das frustrierend? Ein bisschen schon.

Wir haben drei Wellen durch, das ist belastend für uns alle.

Das sind vermeidbare Infektionen, vermeidbare Verläufe.

Die ausgelastete Station, die vielen Patienten ...

Die Impfung ist verfügbar, insofern ist es schon frustrierend.

Dies kann man fast überall in Deutschland beobachten.

Wenn wir die Impfquoten nicht steigern,

kann die vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen.

Schon jetzt steigt die Zahl der Patienten im Krankenhaus.

Die Intensivbettenbelegung

hat sich in den letzten beiden Wochen fast verdoppelt.

Auch deswegen kündigt der Gesundheitsminister

eine Impf-Aktionswoche an - ab Montag.

Impfen ist eine persönliche Entscheidung.

Das soll sie auch bleiben.

Aber die Entscheidung betrifft auch andere.

Familie, Kollegen – aber auch uns als Gesellschaft.

In Düsseldorf fahren sie vom Impfzentrum in die Stadtteile,

stellen sich vor ein Einkaufszentrum.

Beim Shoppen mal kurz impfen lassen:

Das wollen nur wenige - manchmal 40, manchmal 150 am Tag.

Die meisten sind einmal geimpft, brauchen nur noch den zweiten Piks.

Er war gegen die Impfung,

dann hörte er vom Schicksal eines Freundes in der Türkei.

Er fühlte sich gut im Hotel.

Und dann am nächsten Tag ist er gestorben.

Man hat schon wirklich Angst.

Es gibt repräsentative Zahlen aus der Forschung:

Weniger Menschen als gedacht lehnen eine Impfung rigoros ab.

Eine gute Impfungskampagne könnte sich auszahlen:

Die Impfgegner sind keine stabile Gruppe.

Der harte Kern liegt unter 5 %, die immer dagegen waren.

Das ist überraschend wenig.

Für diese Frau in Essen kommt das zu spät:

Fünf Liter Blut werden jede Minute mit Sauerstoff angereichert

und zurück in ihren Körper gepumpt.

Das Pflegepersonal weiß:

Zwei von drei Patienten überleben das nicht.

In Dresden hat der Prozess

gegen eine Gruppe mutmaßlicher Linksextremisten begonnen.

Der Nachrichtenüberblick mit Judith Rakers.

Vor dem OLG Dresden stehen drei Männer und eine Frau,

die als Hauptbeschuldigte gilt.

Sie sollen als Mitglieder einer linksextremistischen Vereinigung

Menschen aus der rechten Szene überfallen und verletzt haben.

Laut Bundesanwaltschaft lehnen sie

den Rechtsstaat und das staatliche Gewaltmonopol ab.

Vor dem Gebäude protestierten Unterstützer gegen denn Prozess.

Die Nachfrage nach grünen Geldanlagen ist ungebrochen.

Das zeigte sich bei einer nachhaltigen Anleihe,

die die Bundesrepublik heute herausgab.

Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Profianleger stürzten sich auf die neue grüne Anleihe

der Bundesrepublik.

Obwohl sie negativ verzinst ist, keine Rendite abwirft.

Der Gesetzgeber verstärkt den Druck auf die Finanzbranche,

in nachhaltigere Anlagen zu investieren.

Um den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft

zu beschleunigen.

Gelder sollen umgelenkt werden.

Unter Privatanlegern besitzen 23 % nachhaltige Geldanlagen.

54 % wollen welche.

Die Euro-Mitgliedsländer sollen in den nächsten 5 Jahren

grüne Anleihen im Wert von 250 Mrd. Euro ausgeben.

In punkto Nachhaltigkeit ist der Investitionshunger groß.

Banken müssen offenlegen, wie viel Geld sie in Firmen investieren,

die die neuen Nachhaltigkeits-Regeln erfüllen.

Bei seinem ersten Spiel als Bundestrainer rumpelte es noch.

Im zweiten folgte dagegen ein Fußballfest.

So waren die Erwartungen hoch an Hansi Flick.

Heute Abend gegen Island möge das dritte WM-Qualifikationsspiel

binnen einer Woche gewonnen werden, und zwar spielfreudig und torreich.

Der Bundestrainer hat entspannt Platz genommen.

Schon wird es fußballerisch gemütlich.

Die DFB-Elf kombiniert und trifft.

Gnabry, das 1:0 für Deutschland in Reykjavik.

4. Spielminute, das 19. Länderspieltor von Gnabry.

Ein Freistoß von Kimmich in den Strafraum gechipt

führt zum zweiten Treffer (24. ).

Antonio Rüdiger kommt unbedrängt zum Kopfball.

2:0, Deutschland.

Trost für den einen oder anderen Isländer.

Zweite Halbzeit, die deutsche Mannschaft kontrolliert das Spiel.

Das zahlt sich aus.

Das 3:0 (56. ), und damit wird es endgültig komfortabel.

Unter die Latte, Leroy Sane der Torschütze.

Nicht alle sind kompromisslos treffsicher.

Timo Werner braucht Anlaufzeit.

Er verschwendet manche Chance.

Dann trifft er.

4:0 (89. ).

Dabei bleibt es.

Die deutsche Mannschaft festigt die Tabellenführung

in Gruppe J der WM-Qualifikation.

Bleibt noch der Blick aufs Wetter, den hat Karsten Schwanke.

Es wird wärmer als in Reykjavik.

Da waren heute 11 Grad.

Heute waren bei uns in Lörrach 30 Grad.

Über Frankreich bildeten sich am Nachmittag Gewitterwolken.

Die läuten das Ende des Spätsommer-Wetters ein.

Stellenweise bildet sich Nebel.

Morgen Vormittag im Südwesten Schauer.

Am Nachmittag können die im Westen kräftiger sein.

Starkregen ist möglich.

Die Temperaturen:

Morgen erwarten wir wieder sommerliche Werte.

Im Westen gibt es Schauer.

Wechselhaft geht es am Freitag weiter.

Im Osten wird es nochmals sommerlich.


tagesthemen 08.09.2021, 22:15 Uhr - Auftakt im Bataclan-Prozess gegen die mutmaßlichen Täter, Außenminister Maas

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.09.2021)

Guten Abend.

Es gibt diese Ereignisse, die sind so einschneidend,

dass alle noch Jahre später wissen, wo sie waren, als es geschah.

In Paris war das so am 13. November 2015.

130 Menschen starben:

Vor dem Stade de France,

wo die deutsche und französische Nationalmannschaft gerade spielten.

Auf den Terrassen und in Bars im Nordosten der Stadt.

Und im Konzertsaal des Bataclan.

Die Terroranschläge des "Islamischen Staates"

haben Wunden hinterlassen, die heute wieder aufrissen.

Denn heute begann der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.

Frederike Hoffmann.

Ein Bier zum Aperitif, Tage vor Prozessbeginn.

Christophe Naudin überlebte den Anschlag im Bataclan 2015.

Dies ist eine seiner Lieblingskneipen.

Er kommt immer wieder hierher.

Ich war oft mit Freunden hier,

besonders mit Vincent, der im Bataclan getötet wurde.

Ich mag den Ort.

Dazu kommen schöne Erinnerungen.

Seine Erinnerungen an den 13. November 2015

sind dagegen schrecklich.

Mit zwei Kumpels ist er auf einem Konzert im Bataclan,

als Terroristen den Saal stürmen.

Christophes Freund Vincent wird getötet,

einer von 90 Toten im Bataclan.

Christophe überlebt, weil er in einen Abstellraum flüchten konnte.

Ich habe immer noch die Erinnerungen wie damals.

Als wir rausgekommen sind und die Szenerie gesehen haben,

mit den Leichen, dem Blut.

Die Konturen fransen in der Erinnerung aus.

Kurz nach den Anschlägen hat er wieder gearbeitet, als Lehrer.

Durch den Prozess komme vieles wieder hoch.

Ich bin nervös und reizbar, ich bin übervorsichtig.

So Sachen halt.

Zum Prozessauftakt kommt Christophe in den Justizpalast.

Er ist Nebenkläger, trägt ein rotes Band.

Das heißt:

Im Gericht möchte er keine Interviews geben.

Am ersten Prozesstag muss er mitansehen,

wie sich der Hauptangeklagte zum Islamischen Staat bekennt:

Den Saal provoziert.

Solche Erlebnisse möchte Gregory Reibenberg vermeiden.

Auch er ist Nebenkläger, wird als Zeuge aussagen.

Regelmäßig hingehen möchte er nicht.

Der Prozess ist mir wichtig.

Aber ich will nicht, dass emotional viel hochkocht.

Auf dieser Terrasse seiner Brasserie

feiert er am 13. November 2015 mit Freunden und Kollegen.

Da greifen die Attentäter mit Kalaschnikows an.

20 Menschen sterben, darunter die Mutter seiner Tochter.

Als er zwei Tage später das Blumenmeer vorm Laden sieht,

entscheidet er, die Brasserie wieder zu eröffnen.

Das war eine Art, denen zu sagen:

Unsere Werte sind stärker als eure.

Ihr bekommt meinen Hass und meinen Ärger nicht.

Wir sind stärker.

Opfer und Angehörige erhoffen sich Antworten.

Und dass er ihnen hilft, ein Stück weiterzukommen.

Christophe will verstehen, wie solche Anschläge möglich waren.

Es ist wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt

und die Opfer eine Stimme bekommen.

Der Prozess ist historisch.

Ob der Prozess ihm bei seiner persönlichen Aufarbeitung hilft,

da ist sich Christophe unsicher.

Das wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.

Auch sie sind Gotteskrieger.

Auch wenn sie mit denen des IS verfeindet sind,

so haben auch die Taliban im Namen Allahs Menschen getötet.

Bei Selbstmordattentaten und Anschlägen.

Jetzt bilden sie eine Regierung und wollen als solche behandelt werden

von denen, die sie gerade noch aus dem Land gejagt haben.

Um so schwieriger ist es für die westlichen Demokratien,

mit ihnen zu verhandeln.

Was sie aber müssen.

Noch immer sind Zehntausende, die ihnen geholfen haben im Land.

Bevor ich mit dem deutschen Außenminister spreche,

berichtet Christian Feld von dem Treffen von Heiko Maas

mit seinem US-Kollegen in Ramstein.

US-Außenminister Blinken bringt seinen deutschen Kollegen

am Nachmittag in eine ungewohnte Situation.

Dankesworte hat Maas zuletzt wenig gehört.

Der Reihe nach:

Die Airbase Ramstein ist für die Amerikaner

zum Drehkreuz geworden:

Um Familien in die USA zu bringen.

Eine kleine Gruppe aus Afghanistan stellt Asylanträge in Deutschland.

Kein Problem, wird Maas später sagen. Alle Vereinbarung würden eingehalten.

Sorgen machen Nachrichten aus Kabul:

Die Übergangsregierung entspricht nicht den Erwartungen:

Die Bildung einer Übergangsregierung ohne Einbeziehung anderer Gruppen

ist kein Signal für internationale Zusammenarbeit und Stabilität.

Gespräche mit den Taliban sind nötig,

eine diplomatische Anerkennung auf absehbare Zeit ausgeschlossen.

Schon wegen Kabinettsmitgliedern wie ihm: Siradschuddin Hakkani.

Der Innenminister wird vom FBI gesucht.

Mit einem Millionen-Kopfgeld.

Auf der Regierungsliste stehen nur Mitglieder der Taliban,

keine Frauen.

Wir sind besorgt

über die Zugehörigkeiten und Vergangenheit mancher Personen.

Maas und Blinken hatten sich

mit 22 Staaten, EU, NATO und UN zusammengeschaltet.

Mehr als humanitäre Hilfe für Afghanistan? Nur unter Bedingungen.

Die Taliban wollen internationale Legitimität und Unterstützung.

Das muss verdient werden.

Das klingt nach Druck ausüben.

Der Grüne Omid Nouripour macht sich wenig Hoffnung.

Dass Bedingungen an die Taliban gestellt werden,

ist richtig - aber wir haben wenig Möglichkeiten, diese umzusetzen.

Die Taliban haben das Sagen.

Die haben jedes Versprechen gebrochen,

was sie bisher gegeben haben.

Die Erwartung an die Taliban:

Wer das Land verlassen wolle, müsse das auch können.

Von den Menschen, denen die Bundesregierung Schutz versprach,

Bei den Ortskräften spricht Maas von 40.000 - theoretisch.

Diese Personen müssen eine Gefährdungsanzeige stellen.

Das haben noch nicht alle der Ortskräfte, die es gegeben hat,

über den festgelegten Zeitraum getan.

Weiß die Bundesregierung, was sie tut?

Nein, heißt es von der FDP.

Es herrscht Chaos.

Die Ministerien haben unterschiedliche Listen,

manche überhaupt keine.

Das Wirrwarr ist groß.

Der heutige Tag ist ein Versuch, aus der Defensive zu kommen.

Doch die Kritik hält an.

Der Außenminister ist zurück in Berlin, guten Abend, Herr Maas.

Guten Abend, Frau Miosga.

Ein religiöser Hardliner als Premier und ein Innenminister,

der als Terrorist auf Fahndungslisten steht.

Wie muss ich mir politische Gespräche mit Leuten vorstellen,

die brutale Anschläge verübt haben?

Das kann man sich zum Teil schwer vorstellen,

dass man überhaupt Gespräche führen muss.

Unabhängig davon, ob man mit den Personen selber spricht.

Aber wir müssen mit den Taliban sprechen.

Es ist keine Zeit, die Wunden zu lecken.

Es geht darum, wie vor Ort dafür gesorgt werden kann,

dass verhindert wird, was die Vereinten Nationen prognostizieren:

Dass es eine humanitäre Katastrophe gibt,

dass im bevorstehenden Winter Leute verhungern werden.

Dafür muss man mit den Taliban reden.

Auch, wenn es einem nicht gefällt.

Aber wir müssen Menschenleben retten.

Da gibt es keine verantwortungsvolle Alternative.

Es geht nicht nur um humanitäre Nothilfe.

Die Taliban wollen Entwicklungshilfe von Deutschland.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein,

damit das Geld aus Deutschland schließt?

Die Bedingungen sind ganz klar formuliert.

Von Deutschland und auch in der Europäischen Union.

Einhaltung grundlegender Menschenrechte.

Insbesondere von Frauenrechten.

Ungehinderter Zugang für humanitäre Hilfe.

Die Ausreise, wie es die Taliban angekündigt haben,

auch von afghanischen Staatsbürgern.

Und Afghanistan darf kein neuer Hort werden

für terroristische Organisationen.

Man darf von dort aus keine Anschläge planen können.

Man wird in den kommenden Wochen erst sehen,

ob sich das in diese Richtung entwickelt.

Davon hängt ab, ob die Grundlage gegeben ist,

über humanitäre Hilfe hinaus in Entwicklungshilfe zu gehen.

Das sind hehre Ziele.

Ein Frauenministerium gibt es seit gestern nicht mehr.

Sie wollen mit dem "Ministerium zur Förderung der Tugend

und zur Verhinderung des Lasters" über Frauenrechte sprechen?

Ich will gar nicht über Frauenrechte reden.

Ich will sehen, dass grundlegende Menschenrechte Bestand haben.

Das sind vor allem auch Frauenrechte.

Die sind in Afghanistan erst in den letzten Jahren

eingeführt und geachtet worden.

Die Taliban haben gesagt:

Mädchen sollen weiter in die Schule gehen,

Frauen sollen studieren können, arbeiten können.

Wir haben viele moderate Töne in den letzten Wochen gehört.

An denen werden wir die Taliban nicht messen.

Wir werden sie messen an dem, was geschieht, an ihren Taten.

Das wird genau in den kommenden Wochen zu beobachten sein.

Sie haben den Flughafen angesprochen.

Sie haben versprochen, nach Ende der Luftbrücke

auf anderen Wegen Deutsche und afghanische Helfer rauszuholen.

Von Hilfsorganisationen und Abgeordneten hören wir:

Immer wieder melden sich Menschen, denen Aufnahme zugesagt wurde,

die aber von Ihrer Behörde nicht kontaktiert wurden.

Was ist da los?

Zum Flughafen - da starten und landen wieder Flieger.

Im Moment wird Equipment nach Doha gebracht.

Plan der Kataris ist,

mit solchen Flügen auch Menschen wieder aus Afghanistan zu fliegen.

Im ersten Schritt: Staatsbürger von Drittstaaten.

Also auch die von uns.

Darüber haben wir heute auch mit den Vereinigten Staaten gesprochen.

Die schiere Anzahl der Ortskräfte, die es gab,

und die besonders Gefährdeten neben den Staatsbürgern:

Das sind bis zu 40.000 Menschen, inklusive ihrer Familien.

In der kurzen Evakuierungsphase gelang es nicht,

alle an den Flughafen zu bringen.

Wir mussten uns wegen der Anschlagsgefahren sogar überlegen,

ob wir überhaupt Leute an den Flughafen beordern.

Das war im Einzelfall schwierig.

Aber die 40.000 an den Flughafen zu rufen,

wäre unverantwortlich gewesen.

Das hat man gesehen beim Anschlag, den es dort gegeben hat.

Und es war sehr schwierig,

überhaupt Menschen durch die Tore in den Flughafen zu bringen.

Sie haben gesagt:

Viele, die noch im Land sind,

müssten erst mal ihre Gefährdungslage beantragen.

Hatten Sie nicht unbürokratische Hilfe versprochen?

Jetzt müssen die beweisen, dass sie gefährdet sind?

Sie müssen das nicht im Antrag begründen und beweisen.

Aber sie müssen die Anzeige stellen.

Es haben sich bisher nicht alle Ortskräfte gemeldet.

Die Ortskräfte müssen sich melden und drauf hinweisen,

dass sie aufgrund der früheren Tätigkeit gefährdet sind.

Dann werden sie aufgenommen, wie wir das bei den anderen getan haben.

Es gibt keinen Behördenaustausch.

Es werden keine Überprüfungen stattfinden,

was vor vielen Jahren geschehen ist.

Wir haben denen, die für uns gearbeitet haben,

grundsätzlich eine Aufnahme zugesagt.

Aber sie müssen sich melden.

Sie müssen sagen, dass sie aufgrund der Tätigkeit gefährdet sind.

Wir schauen auf das, was schiefgegangen ist.

Sie haben gesagt,

auch Sie hätten einer Fehleinschätzung unterlegen:

Wie schnell die Taliban Kabul einnehmen.

Auch Partner und Dienste haben die Lage falsch eingeschätzt.

Aber die deutsche Botschafterin in Washington

riet aufgrund von CIA-Warnungen schon am 6. August, zu evakuieren.

Dringlich.

Die Bundeswehr begann damit erst neun Tage später.

Wie kann das sein?

Da wissen Sie mehr als ich.

Die Botschafterin hat nicht zu einer Evakuierung geraten.

Sie hat lediglich von den Gesprächen berichtet,

die sie mit US-Gesprächspartnern geführt hatte.

Die haben nicht angekündigt, dass die US-Botschaft evakuiert wird.

Nur, dass sich die Lage verschlechtert.

Das war auch das Ergebnis unserer Analysen.

Schon Anfang August, bevor der Vermerk geschrieben wurde,

haben wir den Evakuierungsplan für die Botschaft aktualisiert.

Der wurde am 9. August scharfgestellt.

Sie haben erst nach Tagen reagiert.

Wieso hat das so lange gedauert?

Die Evakuierung hat noch viel später stattgefunden.

Weil die Amerikaner erst später evakuiert haben.

Es war immer klar, dass wir mit ihnen zusammen evakuieren.

Wie viele andere Staaten auch und deren Botschaftsangehörige.

Der Beschluss wurde in der US-Botschaft getroffen.

Er musste binnen drei Stunden umgesetzt werden.

Die deutsche Botschaft wurde wenige Minuten nach der Mitteilung

aus der Botschaft raus und mit anderen evakuiert worden.

Im Gegensatz zu anderen wurde unsere Evakuierung vorbereitet.

Keine Dokumente oder Listen wurden zurückgelassen.

Das war bei anderen bedauerlicherweise der Fall.

Die sind später dran gewesen.

Die Evakuierung musste sehr schnell gehen.

Wir waren angewiesen auf Informationen der Amerikaner.

Wir waren abhängig von deren Beschluss zur Evakuierung.

Nach dem Beschluss wurde das in unserer Botschaft schnell umgesetzt.

Das wird noch aufzuklären sein.

Dafür fordert die Opposition

einen Untersuchungsausschuss nach der Bundestagswahl.

Ist das nicht auch in Ihrem Interesse?

In meinem Interesse ist, dass viel aufgeklärt wird.

Im Moment, scheint mir, werden Fakten nur so gewertet,

wie es dem einen oder anderen politisch in den Kram passt.

Ich finde es richtig,

wenn sich der neue Bundestag mit diesen Fragen beschäftigt.

Alle Daten, die es dazu gibt, müssen vorgelegt werden.

In einem Untersuchungsausschuss?

Ja, wenn der Bundestag das so entscheidet.

Wir haben ein Interesse daran, dass die Dinge offengelegt werden.

Auch daran, dass Fehler, Fehleinschätzungen ... -

dass daraus Konsequenzen gezogen werden.

In der Weise, dass man das nicht noch mal macht.

Dass es nicht noch mal passiert.

Ich halte es für richtig,

dass das der neue Bundestag aufarbeiten wird.

Das kann in einem Untersuchungsausschuss sein

oder wie auch immer.

Danke für das Gespräch, Heiko Maas.

Das Interview haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Dass Jugendliche nicht interessiert seien an Politik,

war schon immer ein Klischee.

Nicht erst, seit Fridays for Future das Gegenteil bewiesen hat.

Was aber sein kann:

Dass das Angebot der Parteien junge Menschen oft nicht kickt.

Vielleicht, weil diese sich zu wenig um junge Interessen kümmern?

Der Verdacht, dass Politik vor allem Ältere im Blick hat,

lässt sich durch diese Zahlen erhärten:

38,2 % der Wähler sind ist über 60 Jahre alt.

Gerade mal 14,4 % sind unter 30.

4,6 % dürfen zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl mitmachen.

Jan Koch berichtet.

Ich als Erstwähler wünsche mir von der neuen Bundesregierung

eine klimabewusste Politik.

Weil es der letzte Bundestag ist, der etwas dagegen unternehmen kann.

Auch wenn es früher hätte passieren müssen.

Das lösen wir erst übermorgen:

So fühlt es sich für viele Jungwähler an,

wenn die Politik ihre Belange diskutiert.

Klimaschutz spielt die größte Rolle.

Auch im Rest der Gesellschaft:

Für 33 % ist er das Wahlthema Nummer Eins.

Weil wir noch am längsten auf dieser Welt ...

Das Fahrradwege ausgebaut werden

oder der Bahnverkehr attraktiver gestaltet wird.

Gerade im wirtschaftlichen Sinne.

Damit Pkw und Flugzeuge weniger genutzt werden.

Umweltschutz sollte das Kernthema jedes Konservativen sein:

Das Bewahren der Natur und Heimat, der örtlichen Flora und Fauna.

73 % der jungen Menschen sind unzufrieden damit,

wie ihre Anliegen aufgriffen werden.

Im Wahlkampf liegt der Fokus auf denen,

die die größere Gruppe stellen: Rentner.

Es fehle eine Lobby der Jungen.

Wenn das ausbleibt, sehe ich für das System eine Identitätskrise.

Wenn die Jungen wegbleiben und sagen:

Wo bleiben unsere Interessen?

Vielen Jungen geht es auch um soziale Gerechtigkeit, Geld, faire Löhne.

Generell Jobs, die zu wenig gewürdigt werden.

Die zu schlecht bezahlt werden.

Es ist wichtig, dass solche Themen angesprochen werden.

Die Krankenhäuser brauchen mehr Personal:

Statt Fallpauschalen bedarfsgerechte Finanzierung.

Und eine verbesserte Ausbildung.

Als Student betrifft es mich,

dass es in Berlin kaum bezahlbaren Wohnraum gibt.

Einigen geht es auch um Innen- und Sicherheitspolitik.

Höhere Investitionen bei Polizei und Bundeswehr.

Auch zur Vorbeugung von Cyber-Kriminalität.

Welche Partei wählen die jungen Wähler?

Meist schneiden die Grünen überdurchschnittlich ab,

während Union und SPD meist unterdurchschnittlich abschneiden.

In neuen Umfragen taucht auch die FDP weit vorne auf.

Ihr Thema: Freiheit.

Für viele Junge ein Thema nach den Corona-Einschränkungen.

Grundsätzlich wollen die Erstwähler eine Politik für morgen.

Und nicht nur für heute.

Was erwarten junge Wähler von denen, die gewählt werden wollen?

Dazu hat Christian Hoch vom WDR, selbst jung und Wähler,

diese Meinung:

Erstwähler bin ich nicht.

Bei der letzten Bundestagwahl durfte ich meine Kreuzchen machen.

Ich weiß noch, was für ein Gefühl das war,

endlich wählen zu können.

Ich gehöre zu den Jungwählern.

Egal, ob Erst- oder Jungwähler:

Mit 22 Jahren gehöre ich zu der Gruppe,

die am 26.9. in der Minderheit sein wird.

60 % der Wähler werden 50 Jahre oder älter sein.

Viele von uns haben den Eindruck,

dass wir nicht von den Parteien beachtet werden.

Dabei sind unsere Themen die drängendsten für unsere Zukunft.

Wie wird Deutschland klimaneutral?

Bekomme ich noch eine vernünftige Rente?

Wann muss ich mich nicht mehr darüber aufregen,

dass ich meinen OP-Bescheid per Fax an meinen Arzt schicken muss?

Die neue Bundesregierung muss, vor allem beim Klimaschutz,

schnell Antworten finden.

Wenn wir nichts ändern, wird meine Generation

bis zu 2,5 Grad Erderhitzung erleben.

Oder mehr.

Wir wollen, dass hinter diesen Entscheidungen

eine klare, langfristige Idee steckt.

Die Zeit muss vorbei sein,

in der sich Parteien mit Floskeln von Wahl zu Wahl hangeln.

Das ist zu wenig!

Jede Partei muss uns sagen können:

Wie sieht die Vision für Deutschland in 30 Jahren aus?

Also dann, wenn ich in den Augen der Jungen der Alte bin.

Wir haben es verdient, dass Parteien und ältere Wähler

uns zuhören, mit uns in einen Dialog treten.

Alleine können wir nicht für eine gute Zukunft sorgen.

Dafür sind wir zu wenige.

Die Meinung von Christian Hoch.

Wir kommen in die deutsche Provinz.

Von hier stammt Friedrich Merz.

Hier hat man ihn stets als Direktkandidat seiner CDU

in den Bundestag gewählt.

Bevor er sich im Streit mit der Bundeskanzlerin 2009 zurückzog.

Nun will Friedrich Merz es noch mal wissen.

Parteivorsitzender ist er nicht geworden,

aber Mitglied des Zukunftsteams von Armin Laschet.

Um die Zukunft der Union muss auch er sich sorgen:

Wenn es in den schwärzesten Regionen plötzlich grau wird

und alte Gewissheiten im Nebel zu verschwinden drohen.

Rupert Wiederwald war im Hochsauerlandkreis.

Bei einer Partei, bei der die Musik nicht mehr so spielt wie einst.

Die Kapelle gehört dazu.

Und der Gottesdienst natürlich auch.

Der Pfarrer hat die Messe auf den Sportplatz verlegt

zum Fest des Sport- und Spielvereins Langscheid / Enkhausen.

Das ist im Hochsauerlandkreis.

Heute feiern sie 100-jähriges Bestehen

mit Würstchen, Bier und Zusammensein.

Fußball gibt es natürlich auch.

Das ist Sauerland.

Jeder Ort im HSK hat einen eigenen Musikverein.

Seinen eigenen Sportverein.

Wir halten alle zusammen.

Das macht ein Dorf aus.

Ob konservativ oder wer wen immer wählt.

Wir sind Dorf.

Ich habe ein wunderbares Schild zu Hause:

"Dorfkind und stolz drauf."

Das Dorf ist trotz Regens zum geselligen Teil übergegangen.

Im ganzen Hochsauerlandkreis, im HSK, wie sie es hier nennen,

wurde immer mehrheitlich CDU gewählt.

Etwa von Menschen wie Markus Trippe.

Ihm kommen Zweifel.

Sauerland ist schwarz, CDU-Land.

Aber wir haben große Herausforderungen in der Politik.

Das ist schwierig, glaube ich schon.

Ist die CDU nicht mehr so, wie man sich das hier wünscht?

Ich kann nicht für andere reden.

Ich bin schon enttäuscht, was da passiert.

Ich bin mit dem Kandidaten ein bisschen unglücklich.

Es ist wahrscheinlich kein Besserer da.

(Lautsprecher) Jetzt geht es ums Ganze.

Fahrt aufnehmen, abheben, starten

kann man im Luftverkehr nur gegen den Wind.

Den haben wir jetzt ja.

Der CDU-Kandidat ist im Sauerland Friedrich Merz.

Der ist hier geboren.

Bis 2009 war er schon mal Bundestagsabgeordneter.

In Meschede kam er zum Kreisparteitag.

Gleichzeitig: offizieller Wahlkampfauftakt.

Der Wahlkampf hier sei ein Heimspiel, sagt er.

Er beschreibt eine Welt,

in der die CDU natürlicher Sieger ist.

Wir sind hier sehr stark verwurzelt in der Bevölkerung.

Wir sind sehr präsent in den Vereinen,

in gemeinnützigen Organisationen.

Das macht es aus.

Das ist nicht nur harte Parteipolitik.

Das ist viel gesellschaftliches Umfeld.

Sehr viel Vereinswesen.

Da ist die CDU präsent und zu Hause.

Zu Hause im Sauerland sind auch erfolgreiche Unternehmen.

Kleine mittelständische Firmen, die weltweit führend sind.

Wie die Condensator Dominit, die Firma von Christian Dresel.

Der neue Firmensitz ist fast CO2-neutral.

Für den Unternehmer und seine 70 Angestellten

ist die Energiewende "das Thema".

Sie produzieren Netzspannungsregler.

Mit denen können Stromschwankungen ausgeglichen werden.

Politisch ordnet er sich klar ein.

Ich bin stockschwarz.

Da bin ich klar, da stehe ich zu: Ich bin stockschwarz.

Aber die Schöpfung erhalten ist ein urschwarzes Thema.

Das hat leider Gottes

mancher Parteikamerad zwischendurch vergessen.

Gerne erklärt Dresel jedem Gast seine Produkte.

Und seine Erwartungen an die Politik.

In der Energiepolitik wäre das Ziel, dass uns klar wird,

dass wir die Energiewende in Wohlstand gestalten müssen.

Das packen alle Parteien nicht ausreichend an.

Wenn wir die Energiewende nicht in Wohlstand gestalten,

macht keiner mit.

♪ Chorgesang ♪

Beim Sportfest des SuS Langscheid / Enkhausen

singt die Musikkapelle von Tirol.

Die Jugendabteilung versorgt die Gäste.

Tom Zimmer (17) hat diverse Posten im Verein inne.

Landleben, Tradition, Werte sind für ihn wichtig.

Doch automatischer Fan von CDU-Kandidat Merz

ist er trotzdem nicht.

Er hat so Ansichten, altmodische,

die die Jugendlichen nicht unterstützen.

Der Hochsauerlandkreis, konservativ und traditionsbewusst.

Aber kein Selbstläufer mehr für die CDU und ihren Kandidaten.

Kein Selbstläufer ist eine Kampagne, die fast alle Parteien unterstützen:

Der Aufruf zum Impfen.

Inzwischen denkt man sich ungewöhnliche Aktionen aus,

um die Leute zu motivieren:

Berliner konnten sich die Spritze auf dem S-Bahn-Weg zur Arbeit

quasi im Vorbeifahren abholen.

Die Zahl der Impfwilligen stagniert.

Zwar sind mehr als 51 Mio. Deutsche vollständig geimpft,

die Quote liegt bei 61,6 %.

Das ist im europäischen Vergleich Mittelmaß und viel zu wenig,

um schwere Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden.

Auf den Intensivstationen liegen wieder mehr Covid-Patienten,

wie Michael Heussen berichtet.

Seit Beginn der Pandemie

hatten sie einen halben Tag ohne Corona-Fälle.

Das war ein Vormittag im Juli - danach wurde es wieder voller.

Jetzt liegen 22 Patienten auf dieser Intensivstation der Uniklinik Essen.

21 sind ungeimpft, die 22. hat eine Vorerkrankung.

Es ist eindeutig die Pandemie der Ungeimpften.

Finde ich das frustrierend? Ein bisschen schon.

Wir haben drei Wellen durch, das ist belastend für uns alle.

Das sind vermeidbare Infektionen, vermeidbare Verläufe.

Die ausgelastete Station, die vielen Patienten ...

Die Impfung ist verfügbar, insofern ist es schon frustrierend.

Dies kann man fast überall in Deutschland beobachten.

Wenn wir die Impfquoten nicht steigern,

kann die vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen.

Schon jetzt steigt die Zahl der Patienten im Krankenhaus.

Die Intensivbettenbelegung

hat sich in den letzten beiden Wochen fast verdoppelt.

Auch deswegen kündigt der Gesundheitsminister

eine Impf-Aktionswoche an - ab Montag.

Impfen ist eine persönliche Entscheidung.

Das soll sie auch bleiben.

Aber die Entscheidung betrifft auch andere.

Familie, Kollegen – aber auch uns als Gesellschaft.

In Düsseldorf fahren sie vom Impfzentrum in die Stadtteile,

stellen sich vor ein Einkaufszentrum.

Beim Shoppen mal kurz impfen lassen:

Das wollen nur wenige - manchmal 40, manchmal 150 am Tag.

Die meisten sind einmal geimpft, brauchen nur noch den zweiten Piks.

Er war gegen die Impfung,

dann hörte er vom Schicksal eines Freundes in der Türkei.

Er fühlte sich gut im Hotel.

Und dann am nächsten Tag ist er gestorben.

Man hat schon wirklich Angst.

Es gibt repräsentative Zahlen aus der Forschung:

Weniger Menschen als gedacht lehnen eine Impfung rigoros ab.

Eine gute Impfungskampagne könnte sich auszahlen:

Die Impfgegner sind keine stabile Gruppe.

Der harte Kern liegt unter 5 %, die immer dagegen waren.

Das ist überraschend wenig.

Für diese Frau in Essen kommt das zu spät:

Fünf Liter Blut werden jede Minute mit Sauerstoff angereichert

und zurück in ihren Körper gepumpt.

Das Pflegepersonal weiß:

Zwei von drei Patienten überleben das nicht.

In Dresden hat der Prozess

gegen eine Gruppe mutmaßlicher Linksextremisten begonnen.

Der Nachrichtenüberblick mit Judith Rakers.

Vor dem OLG Dresden stehen drei Männer und eine Frau,

die als Hauptbeschuldigte gilt.

Sie sollen als Mitglieder einer linksextremistischen Vereinigung

Menschen aus der rechten Szene überfallen und verletzt haben.

Laut Bundesanwaltschaft lehnen sie

den Rechtsstaat und das staatliche Gewaltmonopol ab.

Vor dem Gebäude protestierten Unterstützer gegen denn Prozess.

Die Nachfrage nach grünen Geldanlagen ist ungebrochen.

Das zeigte sich bei einer nachhaltigen Anleihe,

die die Bundesrepublik heute herausgab.

Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Profianleger stürzten sich auf die neue grüne Anleihe

der Bundesrepublik.

Obwohl sie negativ verzinst ist, keine Rendite abwirft.

Der Gesetzgeber verstärkt den Druck auf die Finanzbranche,

in nachhaltigere Anlagen zu investieren.

Um den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft

zu beschleunigen.

Gelder sollen umgelenkt werden.

Unter Privatanlegern besitzen 23 % nachhaltige Geldanlagen.

54 % wollen welche.

Die Euro-Mitgliedsländer sollen in den nächsten 5 Jahren

grüne Anleihen im Wert von 250 Mrd. Euro ausgeben.

In punkto Nachhaltigkeit ist der Investitionshunger groß.

Banken müssen offenlegen, wie viel Geld sie in Firmen investieren,

die die neuen Nachhaltigkeits-Regeln erfüllen.

Bei seinem ersten Spiel als Bundestrainer rumpelte es noch.

Im zweiten folgte dagegen ein Fußballfest.

So waren die Erwartungen hoch an Hansi Flick.

Heute Abend gegen Island möge das dritte WM-Qualifikationsspiel

binnen einer Woche gewonnen werden, und zwar spielfreudig und torreich.

Der Bundestrainer hat entspannt Platz genommen.

Schon wird es fußballerisch gemütlich.

Die DFB-Elf kombiniert und trifft.

Gnabry, das 1:0 für Deutschland in Reykjavik.

4\\\\. Spielminute, das 19. Länderspieltor von Gnabry.

Ein Freistoß von Kimmich in den Strafraum gechipt

führt zum zweiten Treffer (24. ).

Antonio Rüdiger kommt unbedrängt zum Kopfball.

2:0, Deutschland.

Trost für den einen oder anderen Isländer.

Zweite Halbzeit, die deutsche Mannschaft kontrolliert das Spiel.

Das zahlt sich aus.

Das 3:0 (56. ), und damit wird es endgültig komfortabel.

Unter die Latte, Leroy Sane der Torschütze.

Nicht alle sind kompromisslos treffsicher.

Timo Werner braucht Anlaufzeit.

Er verschwendet manche Chance.

Dann trifft er.

4:0 (89. ).

Dabei bleibt es.

Die deutsche Mannschaft festigt die Tabellenführung

in Gruppe J der WM-Qualifikation.

Bleibt noch der Blick aufs Wetter, den hat Karsten Schwanke.

Es wird wärmer als in Reykjavik.

Da waren heute 11 Grad.

Heute waren bei uns in Lörrach 30 Grad.

Über Frankreich bildeten sich am Nachmittag Gewitterwolken.

Die läuten das Ende des Spätsommer-Wetters ein.

Stellenweise bildet sich Nebel.

Morgen Vormittag im Südwesten Schauer.

Am Nachmittag können die im Westen kräftiger sein.

Starkregen ist möglich.

Die Temperaturen:

Morgen erwarten wir wieder sommerliche Werte.

Im Westen gibt es Schauer.

Wechselhaft geht es am Freitag weiter.

Im Osten wird es nochmals sommerlich.