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Effi Briest (Graded Reader), Kapitel 2. Das neue Zuhause

Kapitel 2. Das neue Zuhause

Das Hochzeitsfest war vorbei, alle waren wieder abgereist, das junge Paar noch am Abend des Hochzeitstags. Der Tag nach der Hochzeit war ein heller Oktobertag. Die Sonne schien. Briest und seine Frau saßen beim Frühstück.

„Gefiel dir Effi? Gefiel dir die ganze Geschichte? Effi war so sonderbar. Vielleicht liebt sie Geert nicht? Das wäre schlimm“, sagte Briest.

„Ich habe mir deswegen zuerst auch Sorgen gemacht. Aber ich habe dann verstanden, dass die Liebe für sie eigentlich nicht wichtig ist. Sie redet zwar davon, aber nur, weil sie irgendwo gelesen hat, Liebe sei das Höchste, das Schönste. Sie hat aber einen großen Ehrgeiz und sucht immer das Vergnügen.“

„Nun, das ist nicht schlimm. Ich bin beruhigt.“

„Ich nicht. Innstetten ist ein Karrieremacher, und das ist für Effis Ehrgeiz gut. Aber Innstetten wird nicht dafür sorgen, dass sie sich nicht langweilt. Irgendwann wird sie das merken. Was dann geschieht, weiß ich nicht.“

Drei Tage später kam eine Karte aus München. „Liebe Mama! Heute

Vormittag haben wir die Pinakothek besucht. Geert ist gut zu mir und erklärt mir alles. Es ist alles sehr schön, aber ich bin auch müde. In Italien wird es wohl besser werden. Tausend Grüße von Eurer Effi.“

Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Innsbruck, aus Verona, aus Vicenza, aus Padua, aus Venedig, und jede fing so an: „Wir haben heute Vormittag die berühmte Galerie besucht“. Wenn es keine Galerie war, dann war es eine Kirche.

Mitte November war Innstettens Urlaub zu Ende und sie reisten zurück. Von Berlin fuhren sie nach Stettin und dann weiter nach Klein- Tantow, zwei Meilen von Kessin. Dort wartete Innstettens Kutscher Kruse am Bahnhof. Sie stiegen in die Kutsche und fuhren los.

„Nun wirst du unsere guten Kessiner kennenlernen“, sagte Innstetten.

„Unsere guten Kessiner. Spottest du oder sind sie wirklich so gut?“

„So gut vielleicht nicht, aber anders als die anderen. In den kleinen See- und Handelsstädten am Meer wohnen Leute, die von weit her kommen.“

„Aber das ist ja entzückend, Geert. Du sprichst immer von einer kleinen Stadt, aber sie ist ja eine ganz neue Welt. Vielleicht gibt es einen Neger oder einen Türken, oder vielleicht sogar einen Chinesen.“

„Auch einen Chinesen. Wie gut du raten kannst. Wir haben einen gehabt, aber jetzt ist er tot und liegt auf dem Friedhof. Wenn du keine Angst hast, zeige ich dir einmal sein Grab.“

„Ach, lieber nicht, ich träume dann immer schlecht … Und solche fremden Leute habt ihr viele in Kessin?“

„Sehr viele. Die ganze Stadt besteht aus solchen Fremden, aus Menschen, deren Eltern oder Großeltern noch ganz woanders lebten. Zum Beispiel wohnen nicht weit von uns Macpherson, ein richtiger Schotte, und der Portugiese Beza. Etwas weiter weg wohnt ein Schwede, Stedingk, und dann haben wir den guten alten Doktor Hannemann, ein Däne, der lange in Island war und sogar ein kleines Buch geschrieben hat.“

„Das ist ja großartig, Geert. Das ist ja wie sechs Romane. Und weil es eine Seestadt ist, müsst ihr auch Kapitäne haben …“

„Da hast du ganz recht. Und dann haben wir auch Rollo …“

„Rollo?“

„Ja, Rollo. Ein wunderschöner Hund, der mich liebt und dich auch lieben wird. Aber sieh mal den Mond da drüben. Ist es nicht schön?“

Der Mond schien durch die Bäume auf den breiten Fluss.

„Ja, du hast recht Geert, wie schön. Aber auch ein bisschen unheimlich. In Italien war es ganz anders.“

Innstetten lachte. „Du hast wohl Angst wegen der Geschichte von dem Chinesen.“

„Du hast sie mir ja gar nicht erzählt.“

„Nein, aber ein Chinese ist schon so eine Geschichte … Jedenfalls sind wir bald da.“

Eine halbe Stunde später hielt der Wagen am Ende der Stadt vor einem einfachen, alten Haus an der Hauptstraße, die zu den Seebädern hinausführte. Das Landratsamt war auf der anderen Straßenseite.

Vor dem Haus warteten alle Hausangestellten: das Hausmädchen

Johanna, der Hausbursche Friedrich und die Köchin Christel. Auch Rollo war da und sah Effi neugierig an.

Der Hausflur war hell erleuchtet. Effi sah einige der Hochzeits-geschenke. Sie sah aber auch sonderbare Dinge: An der Decke hingen ein Schiff und dahinter ein Haifisch, und noch weiter hinten ein Krokodil. Innstetten zeigte Effi sein Wohn- und Arbeitszimmer und führte sie dann in ein zweites, größeres Zimmer. „Das, Effi, ist nun deins. Ich hoffe, dass es dir gefällt.“

„Ach, wie du mich verwöhnst. Dieser schöne Teppich und die Fischchen und die Blumen!“

„An den Blumen bin ich unschuldig. Friedrich, wo kommen die Blumen her?“

„Apotheker Gieshübler.“

„Ah, Gieshübler, Alonzo Gieshübler. Ich habe vergessen, dir von ihm zu erzählen. Nun, ich denke, du wirst ihn bald kennenlernen. Er ist der beste Mensch hier. Aber lass uns Tee trinken. Wo, bei dir oder bei mir?“

Es war schon heller Tag, als Effi am nächsten Morgen erwachte. Wo war Innstetten? Sie klingelte. Johanna kam.

„Ach, Johanna, ich glaube, ich habe zu lange geschlafen. Es muss schon spät sein.“

„Neun Uhr.“

„Und der Herr, steht er immer so früh auf ?“

„Immer, gnädige Frau. Darin ist er streng.“

„Der Herr hat ganz recht. Wo die Leute den Morgen verschlafen, da gibt es den ganzen Tag keine Ordnung mehr. Aber der Herr wird mit mir nicht so streng sein, ich habe diese Nacht lange nicht schlafen können und hatte sogar ein bisschen Angst.“

„Oh, warum denn?“

„Ich hörte über mir Geräusche, als ob jemand ganz leise tanzte.“

„Ja, das ist oben im Saal. Früher hörten wir es in der Küche auch. Aber jetzt hören wir es nicht mehr, wir haben uns daran gewöhnt. Die Fenster sind dort immer offen und deshalb schleifen die Gardinen am Boden hin und her. Das ist alles.“

Geert saß an seinem Schreibtisch, als Effi eintrat. Sie stand hinter ihm und küsste ihn, bevor er aufstehen konnte. Friedrich trat ein und brachte das Frühstück. Die beiden setzten sich.

„Geert, sage mir, wie leben wir hier? Du hast mir viel von der Stadt und den Leuten erzählt, aber kein Wort davon, wie wir selbst leben werden. Habt ihr denn adlige Familien in der Stadt?“

„Nein, meine liebe Effi. In der Nähe leben ein paar Adlige, die du kennenlernen wirst, aber hier in der Stadt gibt es gar nichts.“

„Gar nichts? Das kann ich nicht glauben, es leben doch dreitausend Menschen hier. Es kommt mir alles so exotisch vor. Gestern abend das Schiff draußen im Flur und dahinter der Haifisch und das Krokodil. Auch dein Zimmer ist so besonders, und dann der Saal oben mit seinen langen Gardinen …“

„Was weißt du vom Saal?“

„Nichts, ich habe bloß Johanna erzählt, dass ich in der Nacht Angst hatte, weil ich ein Geräusch über mir hörte. Und da hat sie mir von den Gardinen oben im Saal erzählt. Ich denke, wir schneiden sie einfach ab oder schließen wenigstens die Fenster.“

Innstetten wusste nicht, was er darauf antworten sollte und schwieg. Dann sagte er: „Du hast ganz recht, Effi, wir machen die langen Gardinen kürzer. Aber vielleicht nützt es nichts … Gut, ich zeige dir jetzt das Haus, und bestimmt kommt später Gieshübler, um dich kennenzulernen. Er wird bestimmt dein Freund werden, wenn ich ihn und dich recht kenne.“

Zuerst zeigte er Effi die Küche, dann traten sie in den Hof hinaus, wo die Zimmer der Angestellten, die Nebenräume, der Pferdestall und die Kutscherwohnung waren. Schließlich gingen sie in den oberen Stock. Der Ausblick auf die Stadt und auf den Fluss war sehr schön. Der Saal war leer, ebenso die vier kleinen Zimmer. Nur in einem davon standen drei Stühle, und an einem klebte das kleine Bild eines Chinesen.

Effi fragte: „Was soll der Chinese?“

Innstetten antwortete, dass er es nicht wisse.

Später wartete Effi in Geerts Zimmer auf Gieshübler. Innstetten war ins Landratsamt hinübergegangen. Endlich kam Friedrich und meldete Apotheker Gieshübler an. Ein kleiner Mann mit schiefer Schulter, der aber elegant gekleidet war und einen hohen Zylinder trug, trat ein. Er küsste Effi die Hand. Sie bat ihn, sich zu setzen.

„Sie haben mir gestern eine große Freude gemacht mit den Blumen. Innstetten meint, wir würden gute Freunde sein.“

Gieshübler war erfreut und fand den Mut, seinen viel zu hohen Zylinder neben sich hinzustellen. Dann erzählte er ihr, dass er Alonzo hieß, weil seine Mutter aus Andalusien gewesen war. Gieshübler war nicht verheiratet, wegen seiner schiefen Schulter, wie er sagte. Er war Apotheker in der vierten Generation. Auch Effi erzählte von ihrer Familie. Schließlich sagte sie: „Ich denke, Herr Gieshübler, Innstetten hatte ganz recht, als er mir sagte, wir würden gute Freunde.“

Gieshübler hätte nun am liebsten eine Liebeserklärung gemacht. Da dies aber nicht ging, stand er auf, suchte nach seinem Zylinder, den er zum Glück gleich fand, küsste ihr mehrmals die Hand und ging, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben.


Kapitel 2. Das neue Zuhause Chapter 2. the new home Capítulo 2. el nuevo hogar Chapitre 2 : La nouvelle maison Capitolo 2. la nuova casa Hoofdstuk 2. het nieuwe huis Rozdział 2. Nowy dom Capítulo 2. a nova casa Глава 2. новый дом Kapitel 2. Det nya hemmet Bölüm 2. Yeni Ev Розділ 2. Новий дім

Das Hochzeitsfest war vorbei, alle waren wieder abgereist, das junge Paar noch am Abend des Hochzeitstags. Der Tag nach der Hochzeit war ein heller Oktobertag. Die Sonne schien. Briest und seine Frau saßen beim Frühstück.

„Gefiel dir Effi? Gefiel dir die ganze Geschichte? Effi war so sonderbar. Vielleicht liebt sie Geert nicht? Das wäre schlimm“, sagte Briest.

„Ich habe mir deswegen zuerst auch Sorgen gemacht. Aber ich habe dann verstanden, dass die Liebe für sie eigentlich nicht wichtig ist. Sie redet zwar davon, aber nur, weil sie irgendwo gelesen hat, Liebe sei das Höchste, das Schönste. Sie hat aber einen großen Ehrgeiz und sucht immer das Vergnügen.“

„Nun, das ist nicht schlimm. Ich bin beruhigt.“

„Ich nicht. Innstetten ist ein Karrieremacher, und das ist für Effis Ehrgeiz gut. Aber Innstetten wird nicht dafür sorgen, dass sie sich nicht langweilt. Irgendwann wird sie das merken. Was dann geschieht, weiß ich nicht.“

Drei Tage später kam eine Karte aus München. „Liebe Mama! Heute

Vormittag haben wir die Pinakothek besucht. Geert ist gut zu mir und erklärt mir alles. Es ist alles sehr schön, aber ich bin auch müde. In Italien wird es wohl besser werden. Tausend Grüße von Eurer Effi.“

Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Innsbruck, aus Verona, aus Vicenza, aus Padua, aus Venedig, und jede fing so an: „Wir haben heute Vormittag die berühmte Galerie besucht“. Wenn es keine Galerie war, dann war es eine Kirche. If it wasn't a gallery, then it was a church.

Mitte November war Innstettens Urlaub zu Ende und sie reisten zurück. Von Berlin fuhren sie nach Stettin und dann weiter nach Klein- Tantow, zwei Meilen von Kessin. Dort wartete Innstettens Kutscher Kruse am Bahnhof. Sie stiegen in die Kutsche und fuhren los.

„Nun wirst du unsere guten Kessiner kennenlernen“, sagte Innstetten.

„Unsere guten Kessiner. Spottest du oder sind sie wirklich so gut?“

„So gut vielleicht nicht, aber anders als die anderen. In den kleinen See- und Handelsstädten am Meer wohnen Leute, die von weit her kommen.“

„Aber das ist ja entzückend, Geert. Du sprichst immer von einer kleinen Stadt, aber sie ist ja eine ganz neue Welt. You always talk about a small town, but it's a whole new world. Vielleicht gibt es einen Neger oder einen Türken, oder vielleicht sogar einen Chinesen.“

„Auch einen Chinesen. Wie gut du raten kannst. Wir haben einen gehabt, aber jetzt ist er tot und liegt auf dem Friedhof. Wenn du keine Angst hast, zeige ich dir einmal sein Grab.“

„Ach, lieber nicht, ich träume dann immer schlecht … Und solche fremden Leute habt ihr viele in Kessin?“

„Sehr viele. Die ganze Stadt besteht aus solchen Fremden, aus Menschen, deren Eltern oder Großeltern noch ganz woanders lebten. Zum Beispiel wohnen nicht weit von uns Macpherson, ein richtiger Schotte, und der Portugiese Beza. Etwas weiter weg wohnt ein Schwede, Stedingk, und dann haben wir den guten alten Doktor Hannemann, ein Däne, der lange in Island war und sogar ein kleines Buch geschrieben hat.“

„Das ist ja großartig, Geert. Das ist ja wie sechs Romane. Und weil es eine Seestadt ist, müsst ihr auch Kapitäne haben …“

„Da hast du ganz recht. Und dann haben wir auch Rollo …“

„Rollo?“

„Ja, Rollo. Ein wunderschöner Hund, der mich liebt und dich auch lieben wird. Aber sieh mal den Mond da drüben. Ist es nicht schön?“

Der Mond schien durch die Bäume auf den breiten Fluss.

„Ja, du hast recht Geert, wie schön. Aber auch ein bisschen unheimlich. In Italien war es ganz anders.“

Innstetten lachte. „Du hast wohl Angst wegen der Geschichte von dem Chinesen.“

„Du hast sie mir ja gar nicht erzählt.“

„Nein, aber ein Chinese ist schon so eine Geschichte … Jedenfalls sind wir bald da.“

Eine halbe Stunde später hielt der Wagen am Ende der Stadt vor einem einfachen, alten Haus an der Hauptstraße, die zu den Seebädern hinausführte. Das Landratsamt war auf der anderen Straßenseite.

Vor dem Haus warteten alle Hausangestellten: das Hausmädchen

Johanna, der Hausbursche Friedrich und die Köchin Christel. Auch Rollo war da und sah Effi neugierig an.

Der Hausflur war hell erleuchtet. Effi sah einige der Hochzeits-geschenke. Sie sah aber auch sonderbare Dinge: An der Decke hingen ein Schiff und dahinter ein Haifisch, und noch weiter hinten ein Krokodil. Innstetten zeigte Effi sein Wohn- und Arbeitszimmer und führte sie dann in ein zweites, größeres Zimmer. „Das, Effi, ist nun deins. Ich hoffe, dass es dir gefällt.“

„Ach, wie du mich verwöhnst. Dieser schöne Teppich und die Fischchen und die Blumen!“

„An den Blumen bin ich unschuldig. Friedrich, wo kommen die Blumen her?“

„Apotheker Gieshübler.“

„Ah, Gieshübler, Alonzo Gieshübler. Ich habe vergessen, dir von ihm zu erzählen. Nun, ich denke, du wirst ihn bald kennenlernen. Er ist der beste Mensch hier. Aber lass uns Tee trinken. Wo, bei dir oder bei mir?“

Es war schon heller Tag, als Effi am nächsten Morgen erwachte. Wo war Innstetten? Sie klingelte. Johanna kam.

„Ach, Johanna, ich glaube, ich habe zu lange geschlafen. Es muss schon spät sein.“

„Neun Uhr.“

„Und der Herr, steht er immer so früh auf ?“

„Immer, gnädige Frau. Darin ist er streng.“

„Der Herr hat ganz recht. Wo die Leute den Morgen verschlafen, da gibt es den ganzen Tag keine Ordnung mehr. Aber der Herr wird mit mir nicht so streng sein, ich habe diese Nacht lange nicht schlafen können und hatte sogar ein bisschen Angst.“

„Oh, warum denn?“

„Ich hörte über mir Geräusche, als ob jemand ganz leise tanzte.“

„Ja, das ist oben im Saal. Früher hörten wir es in der Küche auch. Aber jetzt hören wir es nicht mehr, wir haben uns daran gewöhnt. Die Fenster sind dort immer offen und deshalb schleifen die Gardinen am Boden hin und her. Das ist alles.“

Geert saß an seinem Schreibtisch, als Effi eintrat. Sie stand hinter ihm und küsste ihn, bevor er aufstehen konnte. Friedrich trat ein und brachte das Frühstück. Die beiden setzten sich.

„Geert, sage mir, wie leben wir hier? Du hast mir viel von der Stadt und den Leuten erzählt, aber kein Wort davon, wie wir selbst leben werden. Habt ihr denn adlige Familien in der Stadt?“

„Nein, meine liebe Effi. In der Nähe leben ein paar Adlige, die du kennenlernen wirst, aber hier in der Stadt gibt es gar nichts.“

„Gar nichts? Das kann ich nicht glauben, es leben doch dreitausend Menschen hier. Es kommt mir alles so exotisch vor. Gestern abend das Schiff draußen im Flur und dahinter der Haifisch und das Krokodil. Auch dein Zimmer ist so besonders, und dann der Saal oben mit seinen langen Gardinen …“

„Was weißt du vom Saal?“

„Nichts, ich habe bloß Johanna erzählt, dass ich in der Nacht Angst hatte, weil ich ein Geräusch über mir hörte. Und da hat sie mir von den Gardinen oben im Saal erzählt. Ich denke, wir schneiden sie einfach ab oder schließen wenigstens die Fenster.“

Innstetten wusste nicht, was er darauf antworten sollte und schwieg. Dann sagte er: „Du hast ganz recht, Effi, wir machen die langen Gardinen kürzer. Aber vielleicht nützt es nichts … Gut, ich zeige dir jetzt das Haus, und bestimmt kommt später Gieshübler, um dich kennenzulernen. Er wird bestimmt dein Freund werden, wenn ich ihn und dich recht kenne.“

Zuerst zeigte er Effi die Küche, dann traten sie in den Hof hinaus, wo die Zimmer der Angestellten, die Nebenräume, der Pferdestall und die Kutscherwohnung waren. Schließlich gingen sie in den oberen Stock. Der Ausblick auf die Stadt und auf den Fluss war sehr schön. Der Saal war leer, ebenso die vier kleinen Zimmer. Nur in einem davon standen drei Stühle, und an einem klebte das kleine Bild eines Chinesen.

Effi fragte: „Was soll der Chinese?“

Innstetten antwortete, dass er es nicht wisse.

Später wartete Effi in Geerts Zimmer auf Gieshübler. Innstetten war ins Landratsamt hinübergegangen. Endlich kam Friedrich und meldete Apotheker Gieshübler an. Ein kleiner Mann mit schiefer Schulter, der aber elegant gekleidet war und einen hohen Zylinder trug, trat ein. Er küsste Effi die Hand. Sie bat ihn, sich zu setzen.

„Sie haben mir gestern eine große Freude gemacht mit den Blumen. Innstetten meint, wir würden gute Freunde sein.“

Gieshübler war erfreut und fand den Mut, seinen viel zu hohen Zylinder neben sich hinzustellen. Dann erzählte er ihr, dass er Alonzo hieß, weil seine Mutter aus Andalusien gewesen war. Gieshübler war nicht verheiratet, wegen seiner schiefen Schulter, wie er sagte. Er war Apotheker in der vierten Generation. Auch Effi erzählte von ihrer Familie. Effi also talked about her family. Schließlich sagte sie: „Ich denke, Herr Gieshübler, Innstetten hatte ganz recht, als er mir sagte, wir würden gute Freunde.“ Finally she said, "I think Mr. Gieshübler, Innstetten was quite right when he told me we would be good friends."

Gieshübler hätte nun am liebsten eine Liebeserklärung gemacht. Gieshübler would now have preferred to make a declaration of love. Da dies aber nicht ging, stand er auf, suchte nach seinem Zylinder, den er zum Glück gleich fand, küsste ihr mehrmals die Hand und ging, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben. But as this was not possible, he got up, looked for his top hat, which he fortunately found straight away, kissed her hand several times and left without saying another word.