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Baron von Münchhausen (Graded Reader), 6. Die Wette

6. Die Wette

Alsbald machte ich mich mit meinem neuen Gefolge – dem Schnellläufer, dem Horcher, dem Jäger, dem starken Burschen und dem Windmacher – auf den Weg zum Sultan nach Kairo. Gemeinsam waren wir wirklich eine tolle Truppe, wie sich bald herausstellen sollte. Die Fünf verhalfen mir zu viel Ruhm und Ehre. Wir reisten mit dem Schiff auf dem Nil und genossen die Reise bei wunderbarem Wetter. Nach sechs Tagen erreichten wir den Sultanspalast und wurden vom Sultan fürstlich empfangen. Er war sehr zufrieden mit mir und wie ich seinen Geheimauftrag erfüllt hatte. Zur Belohnung lud er mich jeden Mittag und jeden Abend zum Essen ein und verwöhnte mich mit den köstlichsten Speisen, die ich je gegessen hatte.

So aßen wir regelmäßig gemeinsam in seinem Palast, aber leider gab es keinen Wein zum Essen, denn die Mohammedaner dürfen keinen Alkohol trinken. Das war wirklich schade, und auch der Sultan selbst schien das zu bedauern. Eines Tages zeigte mir der Sultan in seinem Keller eine Flasche Wein, die er dort heimlich lagerte. Es war die allerletzte Flasche eines sehr kostbaren ungarischen Weines, einem Tokaier. Er holte sie herauf, öffnete sie und schenkte uns beiden ein. „Ich weiß, werter Münchhausen, dass Sie etwas von gutem Wein verstehen“, sagte er. „Was halten Sie von diesem Tropfen?“

„Nun ja“, entgegnete ich, „nicht schlecht, ein gutes Weinchen, aber in Wien bei Kaiser Karl dem Sechsten habe ich einen noch viel besseren Wein getrunken. Den sollten Sie mal probieren!“

Der Sultan schüttelte den Kopf und sagte: „Das kann nicht sein. Dieser Wein ist ein Geschenk von einem ungarischen Grafen, der mir versicherte, dass er der allerbeste Wein sei.“

Da kam ich auf eine Idee. „Wetten, dass ich Ihnen in nur einer Stunde eine Flasche dieses edlen Weines aus dem kaiserlichen Weinkeller aus Wien bringen lassen werde?“

„Aber Münchhausen“, lachte er, „das ist doch unmöglich. In einer Stunde kann man nicht von Wien nach Kairo kommen.“ Der Sultan warnte mich und sagte: „Machen Sie keine Scherze mit dem Sultan! Es ist jetzt kurz von drei. Sollte der Wein bis vier Uhr nicht hier auf dem Tisch stehen, lasse ich Ihnen den Kopf abschlagen. Wenn Sie es aber schaffen, dann dürfen Sie sich aus meiner Schatzkammer so viel Gold, Silber, Perlen und Edelsteine nehmen, wie es der stärkste Mann tragen kann.“ Na das ist ein Wort, dachte ich mir und willigte in die Wette ein.

Ich ließ mir darauf Tinte, Feder und Papier bringen und schrieb an die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, Maria Theresia, einen Brief: „Ihre Majestät haben als Universalerbin Ihres hochverehrten Vaters gewiss auch dessen Weinkeller geerbt. Dürfte ich wohl freundlichst darum bitten, meinem Boten, der Ihnen diesen Brief bringt, eine Flasche von dem ungarischen Tokaier mitzugeben, den ich mit Ihrem Vater so oft gemeinsam trank? Aber bitte nur von dem allerbesten! Denn es geht um eine Wette, bei der ich sonst den Kopf verliere. Im Gegenzug stehe ich Ihnen zu Diensten, wann immer Sie meine Hilfe benötigen. Mit herzlichem Dank im Voraus, Ihr sehr ergebener Baron von Münchhausen.“

Es war fünf Minuten nach drei und ich übergab den Brief meinem Schnellläufer, der sich dieses Mal die Gewichte von den Füßen abschnallte und in Windeseile nach Wien lief. Der Sultan und ich tranken indes den Rest des Weines aus. Immer wieder blickten wir dabei zur Wanduhr. Sie schlug viertel vier. Dann schlug sie halb vier. Als sie drei viertel vier schlug, wurde ich nervös. Wo blieb denn nur mein Schnellläufer? Wenn er nicht rechtzeitig auftaucht, schickt der Sultan nach seinem Henker. Ich bat darum, in den Garten gehen zu dürfen und wurde dabei streng von seinen Dienern bewacht. So rief ich nach dem Horcher und dem Jäger. Der Horcher legte sein Ohr auf die Wiese und sagte, dass er den Schnellläufer schnarchen hörte, aber sehr weit entfernt. Da lief der Jäger zu seinem Hochstand und hielt Ausschau: „Ah, da liegt der Faulenzer ja, unter einer Eiche bei Belgrad und schläft. Die Flasche Wein liegt neben ihm im Gras. Na warte!“ Er schoss in die Luft und die Kugel traf in hohem Bogen die Eiche, unter der der Schnellläufer schnarchte. Darauf hin fielen Blätter, Zweige und Eicheln von dem Baum auf ihn herab und weckten ihn. Er sprang auf, nahm die Flasche und lief weiter. Eine Minute vor vier erreichte er den Sultanspalast und stellte die Flasche Tokaier auf den Tisch. Das war gerade noch mal gut gegangen.

Der Sultan war sprachlos. Nach einer Weile meinte er: „Ich habe wohl die Wette verloren.“

Er gab seinem Schatzmeister die Anweisung, dass ich mir so viel aus der Schatzkammer nehmen dürfe, wie der stärkste Mann tragen kann. Den kostbaren Wein wollte er aber lieber in seinem Keller verwahren. Ich bedankte mich bei dem Sultan und verabschiedete mich sogleich von ihm.

Der Sultan konnte ja nicht wissen, wie stark mein starker Bursche war. Mit langen Stricken schnürte mein Bursche die Kostbarkeiten zu einem riesigen Bündel zusammen. Ein paar wenige Sachen ließ er liegen. Dann hob er das Bündel auf seine Schultern und brachte es auf unser Schiff. Nun machten wir schnell die Leinen los, hoben den Anker und machten uns davon. Das war auch gut so. Als der Sultan von seinem Schatzmeister erfuhr, dass von seinen kostbaren Schätzen fast nichts mehr übrig war, kochte er vor Wut. Er ließ seinen Großadmiral rufen und befahl, der Kriegsflotte, den Schatz zurückzuerobern.

Kurze Zeit später sahen wir schon die gesamte türkische Kriegsflotte mit vollen Segeln auf uns zukommen. Mir wurde plötzlich ziemlich mulmig zumute. Aber da kam mein Windmacher auf mich zu und sagte: „Keine Bange, das haben wir gleich!“ Er trat ans Hinterdeck des Schiffes, hielt sich ein Nasenloch zu, holte Luft und blies. Mit dem einen Nasenloch blies er in Richtung der türkischen Flotte, die dadurch in Seenot geriet und mit zerbrochenen Masten und zerfetzten Segeln gerettet werden musste. Mit dem anderen Nasenloch blies er etwas vorsichtiger Wind in unser Segel, sodass wir ordentlich an Fahrt gewannen. In knapp drei Stunden waren wir in Italien.

Leider blieb mir von unserem Schatz nicht viel übrig, denn kaum in Italien angekommen, überfielen uns scharenweise Bettler, fast so viele wie Schwärme von Stechmücken. Nun gut, sie haben den ganzen Goldkram vermutlich nötiger als der Sultan. Wenn es für einen guten Zweck ist, so soll es mir recht sein.

Was ich sonst noch so alles erlebt habe, erzähle ich Ihnen ein anderes Mal.

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Alsbald machte ich mich mit meinem neuen Gefolge – dem Schnellläufer, dem Horcher, dem Jäger, dem starken Burschen und dem Windmacher – auf den Weg zum Sultan nach Kairo. Gemeinsam waren wir wirklich eine tolle Truppe, wie sich bald herausstellen sollte. Die Fünf verhalfen mir zu viel Ruhm und Ehre. Wir reisten mit dem Schiff auf dem Nil und genossen die Reise bei wunderbarem Wetter. Nach sechs Tagen erreichten wir den Sultanspalast und wurden vom Sultan fürstlich empfangen. Er war sehr zufrieden mit mir und wie ich seinen Geheimauftrag erfüllt hatte. Zur Belohnung lud er mich jeden Mittag und jeden Abend zum Essen ein und verwöhnte mich mit den köstlichsten Speisen, die ich je gegessen hatte.

So aßen wir regelmäßig gemeinsam in seinem Palast, aber leider gab es keinen Wein zum Essen, denn die Mohammedaner dürfen keinen Alkohol trinken. Das war wirklich schade, und auch der Sultan selbst schien das zu bedauern. Eines Tages zeigte mir der Sultan in seinem Keller eine Flasche Wein, die er dort heimlich lagerte. Es war die allerletzte Flasche eines sehr kostbaren ungarischen Weines, einem Tokaier. Er holte sie herauf, öffnete sie und schenkte uns beiden ein. „Ich weiß, werter Münchhausen, dass Sie etwas von gutem Wein verstehen“, sagte er. „Was halten Sie von diesem Tropfen?“

„Nun ja“, entgegnete ich, „nicht schlecht, ein gutes Weinchen, aber in Wien bei Kaiser Karl dem Sechsten habe ich einen noch viel besseren Wein getrunken. Den sollten Sie mal probieren!“

Der Sultan schüttelte den Kopf und sagte: „Das kann nicht sein. Dieser Wein ist ein Geschenk von einem ungarischen Grafen, der mir versicherte, dass er der allerbeste Wein sei.“

Da kam ich auf eine Idee. „Wetten, dass ich Ihnen in nur einer Stunde eine Flasche dieses edlen Weines aus dem kaiserlichen Weinkeller aus Wien bringen lassen werde?“

„Aber Münchhausen“, lachte er, „das ist doch unmöglich. In einer Stunde kann man nicht von Wien nach Kairo kommen.“ Der Sultan warnte mich und sagte: „Machen Sie keine Scherze mit dem Sultan! Es ist jetzt kurz von drei. Sollte der Wein bis vier Uhr nicht hier auf dem Tisch stehen, lasse ich Ihnen den Kopf abschlagen. Wenn Sie es aber schaffen, dann dürfen Sie sich aus meiner Schatzkammer so viel Gold, Silber, Perlen und Edelsteine nehmen, wie es der stärkste Mann tragen kann.“ Na das ist ein Wort, dachte ich mir und willigte in die Wette ein.

Ich ließ mir darauf Tinte, Feder und Papier bringen und schrieb an die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, Maria Theresia, einen Brief: „Ihre Majestät haben als Universalerbin Ihres hochverehrten Vaters gewiss auch dessen Weinkeller geerbt. Dürfte ich wohl freundlichst darum bitten, meinem Boten, der Ihnen diesen Brief bringt, eine Flasche von dem ungarischen Tokaier mitzugeben, den ich mit Ihrem Vater so oft gemeinsam trank? Aber bitte nur von dem allerbesten! Denn es geht um eine Wette, bei der ich sonst den Kopf verliere. Im Gegenzug stehe ich Ihnen zu Diensten, wann immer Sie meine Hilfe benötigen. Mit herzlichem Dank im Voraus, Ihr sehr ergebener Baron von Münchhausen.“

Es war fünf Minuten nach drei und ich übergab den Brief meinem Schnellläufer, der sich dieses Mal die Gewichte von den Füßen abschnallte und in Windeseile nach Wien lief. Der Sultan und ich tranken indes den Rest des Weines aus. Immer wieder blickten wir dabei zur Wanduhr. Sie schlug viertel vier. Dann schlug sie halb vier. Als sie drei viertel vier schlug, wurde ich nervös. Wo blieb denn nur mein Schnellläufer? Wenn er nicht rechtzeitig auftaucht, schickt der Sultan nach seinem Henker. Ich bat darum, in den Garten gehen zu dürfen und wurde dabei streng von seinen Dienern bewacht. So rief ich nach dem Horcher und dem Jäger. Der Horcher legte sein Ohr auf die Wiese und sagte, dass er den Schnellläufer schnarchen hörte, aber sehr weit entfernt. Da lief der Jäger zu seinem Hochstand und hielt Ausschau: „Ah, da liegt der Faulenzer ja, unter einer Eiche bei Belgrad und schläft. Die Flasche Wein liegt neben ihm im Gras. Na warte!“ Er schoss in die Luft und die Kugel traf in hohem Bogen die Eiche, unter der der Schnellläufer schnarchte. Darauf hin fielen Blätter, Zweige und Eicheln von dem Baum auf ihn herab und weckten ihn. Er sprang auf, nahm die Flasche und lief weiter. Eine Minute vor vier erreichte er den Sultanspalast und stellte die Flasche Tokaier auf den Tisch. Das war gerade noch mal gut gegangen.

Der Sultan war sprachlos. Nach einer Weile meinte er: „Ich habe wohl die Wette verloren.“

Er gab seinem Schatzmeister die Anweisung, dass ich mir so viel aus der Schatzkammer nehmen dürfe, wie der stärkste Mann tragen kann. Den kostbaren Wein wollte er aber lieber in seinem Keller verwahren. Ich bedankte mich bei dem Sultan und verabschiedete mich sogleich von ihm.

Der Sultan konnte ja nicht wissen, wie stark mein starker Bursche war. Mit langen Stricken schnürte mein Bursche die Kostbarkeiten zu einem riesigen Bündel zusammen. Ein paar wenige Sachen ließ er liegen. Dann hob er das Bündel auf seine Schultern und brachte es auf unser Schiff. Nun machten wir schnell die Leinen los, hoben den Anker und machten uns davon. Das war auch gut so. Als der Sultan von seinem Schatzmeister erfuhr, dass von seinen kostbaren Schätzen fast nichts mehr übrig war, kochte er vor Wut. Er ließ seinen Großadmiral rufen und befahl, der Kriegsflotte, den Schatz zurückzuerobern.

Kurze Zeit später sahen wir schon die gesamte türkische Kriegsflotte mit vollen Segeln auf uns zukommen. Mir wurde plötzlich ziemlich mulmig zumute. Aber da kam mein Windmacher auf mich zu und sagte: „Keine Bange, das haben wir gleich!“ Er trat ans Hinterdeck des Schiffes, hielt sich ein Nasenloch zu, holte Luft und blies. Mit dem einen Nasenloch blies er in Richtung der türkischen Flotte, die dadurch in Seenot geriet und mit zerbrochenen Masten und zerfetzten Segeln gerettet werden musste. Mit dem anderen Nasenloch blies er etwas vorsichtiger Wind in unser Segel, sodass wir ordentlich an Fahrt gewannen. In knapp drei Stunden waren wir in Italien.

Leider blieb mir von unserem Schatz nicht viel übrig, denn kaum in Italien angekommen, überfielen uns scharenweise Bettler, fast so viele wie Schwärme von Stechmücken. Nun gut, sie haben den ganzen Goldkram vermutlich nötiger als der Sultan. Wenn es für einen guten Zweck ist, so soll es mir recht sein.

Was ich sonst noch so alles erlebt habe, erzähle ich Ihnen ein anderes Mal.