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Baron von Münchhausen (Graded Reader), 5. Das eingefrorene Posthorn und andere Reisegeschichten

5. Das eingefrorene Posthorn und andere Reisegeschichten

Kurze Zeit später schlossen die Russen mit den Türken Frieden und ich wurde aus meiner Gefangenschaft entlassen und nach Petersburg zurückgeschickt. Und von dort aus trat ich meinen Heimweg nach Deutschland an. Es herrschte ein so strenger Winter, dass selbst die Sonne Frostbeulen bekam. Ich fror noch viel mehr als auf der Hinreise. Bedauerlicherweise wurde mir nach der Gefangenschaft mein Litauer nicht zurückgegeben. Er wurde von den Türken beschlagnahmt. So musste ich mit dem Postschlitten reisen. Auf der Fahrt kamen wir durch eine enge Schlucht, in der nur Platz für einen Wagen ist. Ich wies den Postillion an, auf seinem Horn ein kräftiges Signal zu geben, um damit ein entgegenkommendes Fahrzeug rechtzeitig zu warnen. Der Postillion setzte sein Horn an und blies kräftig hinein. Aber kein Ton war zu hören, so sehr er sich auch bemühte.

Das Versagen des Posthorns brachte uns wenig später in eine unangenehme Situation. Es uns kam tatsächlich eine andere Kutsche entgegen und wir konnten nicht aneinander vorbeifahren. Wir steckten fest. Was also tun? Ich stieg aus dem Postschlitten aus und spannte die beiden Pferde ab. Dann nahm ich den Schlitten samt Gepäck auf meine Schultern und sprang in einem Satz über den anderen Wagen hinweg. Das war gar nicht so leicht, denn der Schlitten war vollgepackt mit schweren Postpaketen. Ich setzte den Postschlitten sicher im Schnee ab und sprang sogleich wieder zurück um die Pferde zu holen. Diese packte ich mir rechts und links unter den Arm und wollte erneut über den Wagen springen. Aber eines der Pferde schlug mit den Hufen heftig um sich und machte Unfug. Da nahm ich seine Hufe und steckte sie in meine Jackentasche. Jetzt konnte ich zum Sprung ansetzen und sie sicher hinüberbringen. Der Postillion versuchte sich indessen an der Seite der anderen Kutsche vorbeizuquetschen, was ihm nur schwer gelang. Rasch spannten wir die Pferde wieder an und fuhren zur nächsten Poststation.

Im Gasthof machten wir Rast und erholten uns von unserem Abenteuer. Wir hängten unsere Jacken und das Posthorn an den Nagel über den Kamin, nahmen an dem Tisch Platz und ließen es uns schmecken. Doch plötzlich tönte es „Tereng! Trara! Tereng! Trara!“ Wir staunten nicht schlecht und schauten, woher diese Klänge kamen. Über dem Kamin hing das Posthorn, das nun langsam auftaute. Deshalb also konnte der Postillion auf dem Posthorn in der Schlucht kein Warnsignal geben. Nun kamen die ganzen Töne heraus, die vorher festgefroren in dem Horn steckten. Sie kamen in der Reihenfolge heraus, in der der Postillion hineingeblasen hatte. Ganze Melodien und Märsche ertönten und wir erfreuten uns an dem Konzert beim Essen.

Mit dieser Geschichte endet auch meine russische Reisegeschichte. Aber damit enden die Abenteuer, die ich erlebt habe, noch lange nicht. Und falls jemand glauben sollte, dass ich an der einen oder anderen Stelle etwas geflunkert hätte, so kann ich versichern, dass alle Geschichten wahr sind.

Einige Jahre später kam ich wieder einmal in die Türkei. Dieses Mal allerdings nicht in Gefangenschaft, sondern lebte dort als ehrenhafter Mann mit hohem Ansehen. Einmal war ich zu Gast beim Sultan, der mich bat, in Kairo einen geheimen Auftrag für ihn zu erledigen. Ich nahm den Auftrag gerne an und machte mich mit meinem Gefolge auf die Reise. Kurz hinter Istanbul begegneten wir einem sehr dünnen Mann, der unglaublich schnell durch die Gegend rannte. Als er näher kam, sah ich, dass er an jedem Fuß eine dicke Kugel als Gewicht hatte. Das machte mich neugierig und ich fragte ihn: „Wohin läufst du so schnell und was sollen die Gewichte an deinen Füßen?” „Ach“, antwortete er, „ich bin erst vor einer halben Stunde in Wien losgelaufen und will mir in Istanbul eine neue Arbeit suchen. Die Gewichte habe ich nur angehängt, damit ich nicht zu schnell laufe. Ich habe ja keine Eile.“

Das hat mich ganz schön beeindruckt, daher fragte ich ihn, ob er nicht mit mir reisen wolle. Er willigte ein und wurde mein Reisebegleiter. Mein Geheimauftrag in Ägypten war rasch erfüllt und ich benötigte meine Bediensteten nicht mehr. Mein neuer Freund blieb aber bei mir und wir reisten gemeinsam durch viele Städte und Länder. Unterwegs traf ich einige sehr außergewöhnliche Leute, mit denen ich Freundschaft schloss, und ich lud sie ein, mit mir zu reisen. Hört selbst, wie ich sie traf.

Einmal kam ich auf meiner Reise an einer Wiese vorbei, auf der ein Mann kniete und sein Ohr auf den Boden presste. Ich fragte ihn, ob er die Maulwürfe belauschen wolle. Er antwortete: „Ich höre das Gras wachsen.“ Ich war verblüfft und sagte: „So was kannst du?“ Er erwiderte: „Aber ja, das ist ganz leicht für mich.“ Ich engagierte ihn sofort. Leute, die so gut lauschen können, kann man immer gebrauchen.

Wenig später traf ich einen Jäger, der mit seinem Gewehr Löcher in die Luft schoss. „Was soll das?“, fragte ich ihn. „Auf was schießt du denn?“ Er lachte und sagte: „Ich probiere nur mein neues Gewehr aus. Auf der Spitze des Straßburger Münsters saß eben noch ein kleiner Spatz. Den habe ich mit einem Schuss vertrieben.“ Den Jäger hab ich natürlich auch gleich in mein Gefolge aufgenommen.

Ein paar Tage später kamen wir an einem Wald vorbei, wo ein stämmiger, dicker Mann an einem Strick herumzerrte, den er um den ganzen Wald gelegt hatte. „He, was machst du denn da?“, fragte ich. „Ich soll Holz holen und hab meine Axt vergessen“, erwiderte er. Und schwupps riss er den ganzen Wald mit bloßen Händen aus der Erde. So einen starken Kerl brauchte ich in meiner Truppe und nahm ihn auch gleich mit auf. Er verlangte allerdings einen sehr hohen Lohn für seine Tätigkeit, was mich ärgerte. Aber was soll's.

Wir liefen weiter, als ein heftiger Sturm auf kam, der unsere Pferde samt Wagen umwarf und durch die Luft wirbelte. Am Himmel war aber gar kein Unwetter zu sehen. In der Nähe standen sieben Windmühlen, deren Flügel sich rasend schnell drehten. Ein großer, kräftiger Kerl stand daneben, hielt sich das rechte Nasenloch zu und schnaubte durch das linke Nasenloch. Als er uns sah, hörte er auf zu schnauben und grüßte höflich. Sofort regte sich kein Lüftchen mehr und die Windmühlen standen still. „Aber was soll denn das?“, fragte ich verärgert. „Oh, verzeihen Sie“, sagt er, „ich mache den Windmühlen nur ein bisschen Wind. Hätte ich mir nicht das rechte Nasenloch zugehalten, stünden dort jetzt keine Windmühlen mehr.“ Es versteht sich, dass ich auch den Windmacher in mein Gefolge aufnahm.

So gehörten nun zu meinem Gefolge der Schnellläufer, der Horcher, der Jäger, der starke Bursche und der Windmacher.

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Kurze Zeit später schlossen die Russen mit den Türken Frieden und ich wurde aus meiner Gefangenschaft entlassen und nach Petersburg zurückgeschickt. A short time later, the Russians made peace with the Turks and I was released from my captivity and sent back to St. Petersburg. Und von dort aus trat ich meinen Heimweg nach Deutschland an. And from there I made my way home to Germany. Es herrschte ein so strenger Winter, dass selbst die Sonne Frostbeulen bekam. It was such a harsh winter that even the sun got frostbite. Ich fror noch viel mehr als auf der Hinreise. I was even more cold than on the outward journey. Bedauerlicherweise wurde mir nach der Gefangenschaft mein Litauer nicht zurückgegeben. Unfortunately, my Lithuanian was not returned to me after my captivity. Er wurde von den Türken beschlagnahmt. It was confiscated by the Turks. So musste ich mit dem Postschlitten reisen. Auf der Fahrt kamen wir durch eine enge Schlucht, in der nur Platz für einen Wagen ist. On the way, we passed through a narrow gorge where there was only room for one car. Ich wies den Postillion an, auf seinem Horn ein kräftiges Signal zu geben, um damit ein entgegenkommendes Fahrzeug rechtzeitig zu warnen. I instructed the postilion to sound a strong signal on his horn to warn an oncoming vehicle in good time. Der Postillion setzte sein Horn an und blies kräftig hinein. The postilion put on his horn and blew vigorously. Aber kein Ton war zu hören, so sehr er sich auch bemühte. But no sound could be heard, no matter how hard he tried.

Das Versagen des Posthorns brachte uns wenig später in eine unangenehme Situation. The failure of the post horn put us in an unpleasant situation a little later. Es uns kam tatsächlich eine andere Kutsche entgegen und wir konnten nicht aneinander vorbeifahren. There was actually another carriage coming towards us and we couldn't pass each other. Wir steckten fest. We were stuck. Was also tun? So what to do? Ich stieg aus dem Postschlitten aus und spannte die beiden Pferde ab. I got out of the mail sledge and unhitched the two horses. Dann nahm ich den Schlitten samt Gepäck auf meine Schultern und sprang in einem Satz über den anderen Wagen hinweg. Then I put the sledge and luggage on my shoulders and jumped over the other carriage in one leap. Das war gar nicht so leicht, denn der Schlitten war vollgepackt mit schweren Postpaketen. It wasn't easy at all, because the sleigh was packed full of heavy postal parcels. Ich setzte den Postschlitten sicher im Schnee ab und sprang sogleich wieder zurück um die Pferde zu holen. I set the mail sledge down safely in the snow and immediately jumped back to fetch the horses. Diese packte ich mir rechts und links unter den Arm und wollte erneut über den Wagen springen. I grabbed them under my right and left arm and wanted to jump over the car again. Aber eines der Pferde schlug mit den Hufen heftig um sich und machte Unfug. But one of the horses was beating its hooves violently and making mischief. Da nahm ich seine Hufe und steckte sie in meine Jackentasche. So I took his hooves and put them in my jacket pocket. Jetzt konnte ich zum Sprung ansetzen und sie sicher hinüberbringen. Der Postillion versuchte sich indessen an der Seite der anderen Kutsche vorbeizuquetschen, was ihm nur schwer gelang. Rasch spannten wir die Pferde wieder an und fuhren zur nächsten Poststation.

Im Gasthof machten wir Rast und erholten uns von unserem Abenteuer. Wir hängten unsere Jacken und das Posthorn an den Nagel über den Kamin, nahmen an dem Tisch Platz und ließen es uns schmecken. Doch plötzlich tönte es „Tereng! Trara! Tereng! Trara!“ Wir staunten nicht schlecht und schauten, woher diese Klänge kamen. Über dem Kamin hing das Posthorn, das nun langsam auftaute. Deshalb also konnte der Postillion auf dem Posthorn in der Schlucht kein Warnsignal geben. Nun kamen die ganzen Töne heraus, die vorher festgefroren in dem Horn steckten. Sie kamen in der Reihenfolge heraus, in der der Postillion hineingeblasen hatte. Ganze Melodien und Märsche ertönten und wir erfreuten uns an dem Konzert beim Essen.

Mit dieser Geschichte endet auch meine russische Reisegeschichte. Aber damit enden die Abenteuer, die ich erlebt habe, noch lange nicht. Und falls jemand glauben sollte, dass ich an der einen oder anderen Stelle etwas geflunkert hätte, so kann ich versichern, dass alle Geschichten wahr sind.

Einige Jahre später kam ich wieder einmal in die Türkei. Dieses Mal allerdings nicht in Gefangenschaft, sondern lebte dort als ehrenhafter Mann mit hohem Ansehen. Einmal war ich zu Gast beim Sultan, der mich bat, in Kairo einen geheimen Auftrag für ihn zu erledigen. Ich nahm den Auftrag gerne an und machte mich mit meinem Gefolge auf die Reise. Kurz hinter Istanbul begegneten wir einem sehr dünnen Mann, der unglaublich schnell durch die Gegend rannte. Als er näher kam, sah ich, dass er an jedem Fuß eine dicke Kugel als Gewicht hatte. Das machte mich neugierig und ich fragte ihn: „Wohin läufst du so schnell und was sollen die Gewichte an deinen Füßen?” „Ach“, antwortete er, „ich bin erst vor einer halben Stunde in Wien losgelaufen und will mir in Istanbul eine neue Arbeit suchen. Die Gewichte habe ich nur angehängt, damit ich nicht zu schnell laufe. Ich habe ja keine Eile.“

Das hat mich ganz schön beeindruckt, daher fragte ich ihn, ob er nicht mit mir reisen wolle. Er willigte ein und wurde mein Reisebegleiter. Mein Geheimauftrag in Ägypten war rasch erfüllt und ich benötigte meine Bediensteten nicht mehr. Mein neuer Freund blieb aber bei mir und wir reisten gemeinsam durch viele Städte und Länder. Unterwegs traf ich einige sehr außergewöhnliche Leute, mit denen ich Freundschaft schloss, und ich lud sie ein, mit mir zu reisen. Hört selbst, wie ich sie traf.

Einmal kam ich auf meiner Reise an einer Wiese vorbei, auf der ein Mann kniete und sein Ohr auf den Boden presste. Ich fragte ihn, ob er die Maulwürfe belauschen wolle. Er antwortete: „Ich höre das Gras wachsen.“ Ich war verblüfft und sagte: „So was kannst du?“ Er erwiderte: „Aber ja, das ist ganz leicht für mich.“ Ich engagierte ihn sofort. Leute, die so gut lauschen können, kann man immer gebrauchen.

Wenig später traf ich einen Jäger, der mit seinem Gewehr Löcher in die Luft schoss. „Was soll das?“, fragte ich ihn. „Auf was schießt du denn?“ Er lachte und sagte: „Ich probiere nur mein neues Gewehr aus. Auf der Spitze des Straßburger Münsters saß eben noch ein kleiner Spatz. Den habe ich mit einem Schuss vertrieben.“ Den Jäger hab ich natürlich auch gleich in mein Gefolge aufgenommen.

Ein paar Tage später kamen wir an einem Wald vorbei, wo ein stämmiger, dicker Mann an einem Strick herumzerrte, den er um den ganzen Wald gelegt hatte. „He, was machst du denn da?“, fragte ich. „Ich soll Holz holen und hab meine Axt vergessen“, erwiderte er. Und schwupps riss er den ganzen Wald mit bloßen Händen aus der Erde. So einen starken Kerl brauchte ich in meiner Truppe und nahm ihn auch gleich mit auf. Er verlangte allerdings einen sehr hohen Lohn für seine Tätigkeit, was mich ärgerte. Aber was soll's.

Wir liefen weiter, als ein heftiger Sturm auf kam, der unsere Pferde samt Wagen umwarf und durch die Luft wirbelte. Am Himmel war aber gar kein Unwetter zu sehen. In der Nähe standen sieben Windmühlen, deren Flügel sich rasend schnell drehten. Ein großer, kräftiger Kerl stand daneben, hielt sich das rechte Nasenloch zu und schnaubte durch das linke Nasenloch. Als er uns sah, hörte er auf zu schnauben und grüßte höflich. Sofort regte sich kein Lüftchen mehr und die Windmühlen standen still. „Aber was soll denn das?“, fragte ich verärgert. „Oh, verzeihen Sie“, sagt er, „ich mache den Windmühlen nur ein bisschen Wind. Hätte ich mir nicht das rechte Nasenloch zugehalten, stünden dort jetzt keine Windmühlen mehr.“ Es versteht sich, dass ich auch den Windmacher in mein Gefolge aufnahm.

So gehörten nun zu meinem Gefolge der Schnellläufer, der Horcher, der Jäger, der starke Bursche und der Windmacher.