×

LingQをより快適にするためCookieを使用しています。サイトの訪問により同意したと見なされます cookie policy.


image

Visual Politik DE, Deutschlands PROBLEM mit CORONA-BONDS - VisualPolitik DE (1)

Deutschlands PROBLEM mit CORONA-BONDS - VisualPolitik DE (1)

Wenn es die Europäische Union nicht schon gäbe, müssten die Politiker sie erfinden,

denn woraus sonst könnten sie so verlässlich ihre ganzen Fuck-Ups schieben?

Auf ein Killer-Virus? Na, hoffentlich wird das nicht jedes Jahr gehn. Nein, der langfristig

verlässliche perfekte Sündenbock ist und bleibt die EU.

Denn immer wenn die Dinge in einem Land gut laufen, ist dies natürlich das Verdienst

der jeweiligen nationalen Regierung. Aber wenn mal wieder alles schief geht, ist genau

wer am allem schuld? Richtig! Diese furchtbare EU!

Diese Polit-Folklore ist mittlerweile fester Bestandteil des politischens Spektrums geworden,

ob links oder rechts von der Mitte.

Wieso sollte es also in der Corona-Krise anders sein?

All die üblichen Verdächitgen kamen aus ihren Löchern gekrochen und klagten an: "Wie

ist es verdammt nochmal möglich, dass die Europäische Union nicht gegen Corona getan

hat?"

Dabei müsste die eigentliche Frage doch lauten: Was hätte die EU überhaupt tun können?

Ja, das ist mein voller Ernst! Denkt mal einen Moment darüber nach!

Für Gesundheitspolitik und die damit verbudene verbunden Budgets sind einzig und allein die

einzelnen Nationalstaaten zuständig. Und dasselbe gilt für die verschiedenen Gesundheits-

und Krankenversicheurngssysteme in den einzelnen Mitgliedsstatten.

Viele Leute glauben, dass ganz Europa sowas wie ein einheitliches öffentliches Gesundheitssystem

hat, nur weil es diese blauen europäischen Krankenversicherungskärtchen gibt.

Tatsächlich sieht es aber ganz anders aus. In der EU gibt es nämlich zwei große, sich

grundsätzlich voneinander unterscheidende Modelle der Gesundheitsversorgung.

Ok, welche wären das? Hättet ihr eine Idee?

Nun, da wäre zum einen das sogenannte "Beveridge"-System, welches nach Lord Beveridge benannt ist, der

einer Kommission vorsaß, die nach dem zweiten Weltkrieg des britische Gesundheitswesen reformierte.

Es beruht auf dem Prinzip, dass das gesamte Gesundheitswesen, alle Krankenhäuser, Ärzte

und notwendige Medikamende, direkt aus der Staatskasse, also aus Steuermitteln, finanziert

wird und allen Bürgern zugänglich ist. Allerdings kann man sich im Beveridge-System meistens

den Arzt oder die Behandlungseinrichtung nicht selbst aussuchen. Sie werden jedem Bürger

fest zugewiesen, alles wird zentral vom Staat geplant und bezahlt. Außer in Großbritannien

haben dieses System auch z.B. Spanien, Dänemark und Neuseeland übernommen.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch noch das "Bismarck"-System. Genau! Das ist nach

dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck benannt, denn Deutschland führte unter seiner

Regierung bereits im Jahr 1883 als erstes Land der Welt die getzliche Krankenversicherungspflicht

ein.

Kernstück des bismarckschen Modells ist, dass die Erbringung der Gesundheitsversorgung

- durch Krankenhäuser und freie Ärze - von der Finanzierung der dadurch entstehenden

Gesundheitskosten unabhängig ist. Es stehen sich also gesetzliche oder private

Krankenversicherung und die Erbringer der Gesundheitsversorgung gegenüber. Es gibt

also einen Markt. Der Staat greift zwar regulierend ein, aber ansonsten kann ich mir weitgehend

frei aussuchen, in welches Krankenhaus oder zu welchem Arzt ich gehe. Und eben auch, von

welcher Versicherung ich mit die Kosten finanzieren lasse.

Heute haben neben Deutschland auch viele andere Länder wie Österreich, Ungarn, Tschechien

oder Frankreich das Bismarck-System übernommen.

Ebenso wie die System an sich, schwanken jedoch auch die Gesundheitsbudgets von Land zu Land

ganz enorm.

Das schlägt sich dann beispielsweise bei der Intensivpflege nieder. Während Deutschland

über 29 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner verfügt, sind es in Spanien nur 9,7 und in

Finnland 6,1.

Gut, und als es nun um die Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 ging, welcher Art waren diese

in erster Linie? Nun, Schulschließungen liegen z.B. im Kompetenzbereich

der Schul- und Kultusministerien. Diese können also nur die Nationalstaaten beschließen,

oder wie in Deutschland sogar nur die einzelnen Bundesländer.

Ähnlich ist es bei Grenzschließungen, Ausgangsbeschränkungen, der Koordination von Polizei und Armee.

All das fällt einfach nicht in den Kompetenzbereich der EU, dafür sind nur die einzelnen Länder

zuständig.

Es gibt jedoch EU-Institutionen, die Empfehlungen aussprechen können. Und dies ist durch aus

geschehen. Aber seht mal, was dann einzelne Mitgliedsländer wie z.B. Spanien daraus gemacht

haben:

Die Feierlichkeiten am 8. März fanden entgegen den Kriterien der europäischen Agentur statt

Aber es gibt noch eine Sache, bei der die Europäische Union helfen kann: die Wirtschaft.

Und das ist keine Kleinigkeit. Niemand weiß, wie die Welt nach der Coronavirus-Krise aussehen

wird. Aber eines ist ganz klar: Wir werden eine Rezession ungeheueren Ausmaßes erleben.

Wir haben unser gesamtes Produktionsgefüge für mehrere Wochen lahm gelegt. Viele Unternehmen,

werden schließen müssen, da ihnen das Geld ausgeht oder ihre Geschäftsmodelle zerstört

wurden. Das Resultat sind Tausende und Abertausende von Arbeitslose.

Wir haben wohl ein sehr, sehr schlechtes Jahr vor uns. Und das praktisch weltweit.

Coronavirus: Rekordzahl von Amerikanern meldet sich arbeitslos

Und wie ihr euch vorstellen könnt, müssen die Regierungen nun Hilfspläne aufstellen.

Es geht um die verlängerung von Krediten, Steuerbefreiungen oder direkten Subventionen.

Einige Länder wie Deutschland, Österreich, die USA, Großbritannien und Tschechien haben

bereits angekündigt, dass es Überbrückungsleistungen für Selbständige eben wird, oder dass diese

für ein paar Monate keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen.

Unterm Strich bedeutet dies vor allem: Die Corona-Krise wird für alle sehr sehr teuer.

Und womit wird diese fette Corona-Rechnung beglichen werden? Ganz einfach: mit Schulden.

Staaten rund um den Globus werden massiv Anleihen ausgeben müssen.

Deswegen konnte man sich darauf verlassen, dass auch jene alte Idee aus der Schublade

geholt wird, über der in jeder Krise innerhalb der Euro-Zone gerungen wird: EURO-BONDS.

Ok, worum geht es dabei: Nun, im Grunde ganz einfach darum, dass nicht mehr wie bisher

jeder einzelne Staat seine eigenen Staatsanleihen auflegt. Stattdessen soll es gemeinsame Anleihen

für alle Staaten der Euro-Zone geben. D.h. die Schulden werden auf alle Mitgliedstaaten

verteilt - jeder haftet für jeden.

Tja, und was meint ihr, wer sich auf die Ausgabe dieser Staatsanleigen am allermeisten von

allen freut? Ratet mal! Nun, mit absoluter Bestimmtheit kann ich das

auch nicht sagen. Aber wenn wir tippen müsste, würde ich sagen die italienische Mafia. Die

freut sich auf diese neuen Euro-Bonds schon wie kleine Kinder auf den Weihnachtsmann.

Hat euch das jetzt etwas überrascht und fragt ihr euch, warum ich gerade auf die italienische

Mafia komme? Dann passt jetzt gut auf, denn am Ende dieses

Videos werdet ihr genau verstehen, warum gerade diese Verbracherbande so viel Freude an europäischen

Staatsanleigen hätte.

Schauen wir und doch zunächst mal die offiziellen Gegenspieler in diesem Nervenkrieg an!

Die Deutschen und die Niederländer blockieren auf europäischer Video-Konferenz die Corona-Bonds

der Europäischen Union

Für einige von euch wird das jetzt ein Déjà-vu sein, denn es handelt sich um nichts anderes

als um ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte "Nordeuropa gegen Südeuropa".

Die Nord-Länder treten für Sparmaßnahmen ein und die Süd-Länder wollen Geld auszugeben,

als ob es kein morgen gäbe. Und wieder einmal brechen die alten Wunden und die gleichen

Spannungen innerhalb Europas auf, wie bei jeder Finanz- oder Wirtschaftskrise.

Und ihr könnt davon ausgehen, dass es dieser Streit auch diesmal verdammt dreckig wird.

Der portugiesische Premierminister z.b. hat bereits die erste Breitseite gefeuert, ale

er die Position der Niederlande als "widerlich" bezeichnete. Die spanischen Medien haben bereits

begonnen, gegen die Niederlande und Deutschland ordentlich Stimmung zu machen.

Und viele werden sich angesichts der Lage ganz berechtigt fragen: geht es hier nicht

einfach um Solidarität? Und sind nicht eigentlich die Niederlande und Deutschland die bösen

Egoisten? Wären Eurobonds oder, wie sie jetzt genannt werden, Coronabonds, nicht eine recht

gute Idee zur Lösung der durch die Corona-Krise verursachten Finanzprobleme?

Heute werden wir diese Fragen beantworten, aber zuerst werden wir uns ein wenig mit der

Geschichte beschäftigen.

NEUE HERAUSFORDERUNGEN, ALTE REZEPTE

Die Finanzkrise von 2008 begann als eine Schuldenkrise der Banken und mündete in eine Schuldenkrise

der Staaten. Damals mussten Portugal, Italien, Griechenland

und Spanien massiv Kredite aufnehmen. Und ja, ich habe sie in genau dieser Reihenfolge

aufgeführt, weil die internationale Presse diesen Länder die Abkürzung P.I.G.S. verpasst

hat. P für Portugal, I für Italien, G für Griechenland und S für Spanien. Eine Anspielung

auf das englische Wort für "Schweine" hatten die Urheber dieses Küruels aber gaaanz bestimmt

nicht im Sinn. Alles nur purer Zufall! Gell?

Nun, was man aber ganz bestimmt sagen kann ist, das diese PIGS einen Schweinehunger hatten...

nach Geld. Und woher nehmen wenn nicht stehlen? Nun,

das Übliche ist die Ausgabe von Staatsanleihen auf dem Bond-Markt.

Aber was ist ein Bond, auch Schulverschreibung oder Anleihe genannt eigentlich? Nun, es ist

ein Blatt Papier, das z.B. von einem Staat herausgegeben wird und Du als Investor kannst

dieses Stück Papier für Geld kaufen. Auf dem Papier steht, dass z.B. Spanien oder

eben das herausgebende Land Dir die Geldsumme, die Du für das Papier bei seiner Herausgabe

bezahlt hast, nach einer festgelegten Zeit wieder zurückzahlt. Außerdem ist auf dem

Papier auch ein Zinssatz festgelegt, denn jedes Jahr zahlt Dir der ausgebende Staat

auch noch Zinsen dafür, dass Du ihm über die Anleihe Dein sauer verdientes Geld geliehen

hast.

Klingt doch eigentlich wie ein gutes und sicheres Geschäft, oder? Denn auf Staaten kann man

doch vertrauen, gell? Nun, leider nicht ganz. Es gibt Länder, die

ihre Schulden nicht zurückzahlen. Und ihr könnt mir getrost glauben, dass wenn

ein Unternehmen Euch Geld schuldet und dies nicht zurückzahlen will, dann habt Ihr ein

Problem - denn ihr müsst es vor Gericht zerren. Wenn der Schuldner aber kein Unternehmen,

sondern ein Staat ist, bleibt euch nichts anderes übrig als... beten

Ich gebe Euch ein Beispiel.

Investoren bereiten sich auf Verluste bei den Schuldenverhandlungen mit Argentinien

vor

Genau. Tausende von Investoren, die Argentinien Geld geliehen haben, gehen davon aus, dass

sie ihr Geld nie wiedersehen werden. Schlimmer noch! Diejenigen, die es wagen, aufzumucken

und darauf hinweisen, dass sie Argentinien ihnen schwarz auf weiß versprochen hat, das

ihnen zustehende Geld zurückzuzahlen, laufen Gefahr, als "Aasgeierfonds" oder "Finanzterroristen"

beschimpft zu werden.

Nun im Fall Argentiniens spricht man von einem hohes Ausfallrisiko. Und was passiert, wenn

ein Land ein hohes Ausfallrisiko hat? Nun, es muss mehr Zinsen auf die Schulden zahlen.

Mit anderen Worten: die Investoren vertrauen erst gar nicht drauf, ihr Geld am Ende zurückzubekommen.

Aber wenn der Staat ihnen verspricht, jedes Jahr ganz viel Zinsen zu bezahlen, gehen sie

dieses Risiko ein, denn sie hoffen, den geliehenen Betrag und vielleicht noch etwas mehr wenigsten

über die Zinsen zurückzuerhalten. Ein Spiel auf Zeit.

Das erklärt, warum die 10-jährige argentinische Anleihe einen Zinssatz von 30 % hat - und

die deutsche -0,3 %.

Ja, das hast Du richtig gehört. Wenn Du dem deutschen Staat Geld leihst, bekommst Du nicht

nur gar keine Zinsen, sondern Du musst auch noch Geld dafür bezahlen, dass der deutsche

Fiskus mit Deinem Geld machen kann, was er will. Und wieso ist das so? Nun, weil alle

Investoren Deutschland unglaublich stark vertrauen, dass es seine Schulden zurückzahlt. So sehr,

dass sie Deutschland sozusagen mit Freude eine kleine Gebühr dafür bezahlen, dass

es für 10 Jahre ihr Geld so schön risikofrei "in Obhut nimmt".

Wer aber misst eigentlich dieses Risiko eines Zahlungsausfalls? Nun, dafür gibt es spezialisierte

Unternehmen, die so genannten Rating-Agenturen. Die drei bedeutendsten sind: Moody's, Fitch

und Standard and Poors. Diese Agenturen wälzen die Rechnungsbücher eines Landes, untersuchen

seine Wirtschaftsstruktur, bewerten die Leistungsfähigkeit seiner Unternehmen... und... aller anderen

Steuerzahler, denn von diesen müssen die Schulden und Zinsen ja letztendlich erarbeitet

und eingetrieben werden.

Nach der Finanzkrise des Jahres 2008 hatten Länder wie Spanien riesige Defizite angehäuft.

Dies bedeutete, dass die Regierung viel mehr ausgab, als sie an Steuern von ihren Bürgern

und Unternehmen einnahm. Hinzu kamen eine hohe Arbeitslosigkeit, überall Strukturprobleme

und eine grassierende Korruption. Mit anderen Worten: Spaniens Risiko, seine Schulden irgendwann

nicht mehr zurückzahlen zu können, war recht hoch.

Das Ergebnis waren sehr hohe Zinssätze für Aufnahme neuer Schulden über Staatsanleihen.

Damit ihr eine Vorstellung bekommt, dass dies kein Pappenstiel ist: In Spanien bilden die

Schuldzinsen auch heute noch den drittgrößte Posten im Staatshaushalt. Nur die Zinsen - von

Tilgungen ist nicht die Rede.

Mit anderen Worten: Wenn man nicht gerade Deutschland ist, kann Geld leihen am Anleihemarkt

sehr teuer werden.

Aber einen Moment mal, denn es gibt für die armen PIGS noch eine billigere Alternative

zum Anleihemarkt! Sie können sich das Geld doch auch ganz einfach

von einem Freund borgen. Zu einem Freundschaftspreis natürlich, also sehr sehr niedrigen Zisen.


Deutschlands PROBLEM mit CORONA-BONDS - VisualPolitik DE (1) Germany's PROBLEM with CORONA BONDS - VisualPolitik EN (1)

Wenn es die Europäische Union nicht schon gäbe, müssten die Politiker sie erfinden,

denn woraus sonst könnten sie so verlässlich ihre ganzen Fuck-Ups schieben?

Auf ein Killer-Virus? Na, hoffentlich wird das nicht jedes Jahr gehn. Nein, der langfristig

verlässliche perfekte Sündenbock ist und bleibt die EU.

Denn immer wenn die Dinge in einem Land gut laufen, ist dies natürlich das Verdienst

der jeweiligen nationalen Regierung. Aber wenn mal wieder alles schief geht, ist genau

wer am allem schuld? Richtig! Diese furchtbare EU!

Diese Polit-Folklore ist mittlerweile fester Bestandteil des politischens Spektrums geworden,

ob links oder rechts von der Mitte.

Wieso sollte es also in der Corona-Krise anders sein?

All die üblichen Verdächitgen kamen aus ihren Löchern gekrochen und klagten an: "Wie

ist es verdammt nochmal möglich, dass die Europäische Union nicht gegen Corona getan

hat?"

Dabei müsste die eigentliche Frage doch lauten: Was hätte die EU überhaupt tun können?

Ja, das ist mein voller Ernst! Denkt mal einen Moment darüber nach!

Für Gesundheitspolitik und die damit verbudene verbunden Budgets sind einzig und allein die

einzelnen Nationalstaaten zuständig. Und dasselbe gilt für die verschiedenen Gesundheits-

und Krankenversicheurngssysteme in den einzelnen Mitgliedsstatten.

Viele Leute glauben, dass ganz Europa sowas wie ein einheitliches öffentliches Gesundheitssystem

hat, nur weil es diese blauen europäischen Krankenversicherungskärtchen gibt.

Tatsächlich sieht es aber ganz anders aus. In der EU gibt es nämlich zwei große, sich

grundsätzlich voneinander unterscheidende Modelle der Gesundheitsversorgung.

Ok, welche wären das? Hättet ihr eine Idee?

Nun, da wäre zum einen das sogenannte "Beveridge"-System, welches nach Lord Beveridge benannt ist, der

einer Kommission vorsaß, die nach dem zweiten Weltkrieg des britische Gesundheitswesen reformierte.

Es beruht auf dem Prinzip, dass das gesamte Gesundheitswesen, alle Krankenhäuser, Ärzte

und notwendige Medikamende, direkt aus der Staatskasse, also aus Steuermitteln, finanziert

wird und allen Bürgern zugänglich ist. Allerdings kann man sich im Beveridge-System meistens

den Arzt oder die Behandlungseinrichtung nicht selbst aussuchen. Sie werden jedem Bürger

fest zugewiesen, alles wird zentral vom Staat geplant und bezahlt. Außer in Großbritannien

haben dieses System auch z.B. Spanien, Dänemark und Neuseeland übernommen.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch noch das "Bismarck"-System. Genau! Das ist nach

dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck benannt, denn Deutschland führte unter seiner

Regierung bereits im Jahr 1883 als erstes Land der Welt die getzliche Krankenversicherungspflicht

ein.

Kernstück des bismarckschen Modells ist, dass die Erbringung der Gesundheitsversorgung

- durch Krankenhäuser und freie Ärze - von der Finanzierung der dadurch entstehenden

Gesundheitskosten unabhängig ist. Es stehen sich also gesetzliche oder private

Krankenversicherung und die Erbringer der Gesundheitsversorgung gegenüber. Es gibt

also einen Markt. Der Staat greift zwar regulierend ein, aber ansonsten kann ich mir weitgehend

frei aussuchen, in welches Krankenhaus oder zu welchem Arzt ich gehe. Und eben auch, von

welcher Versicherung ich mit die Kosten finanzieren lasse.

Heute haben neben Deutschland auch viele andere Länder wie Österreich, Ungarn, Tschechien

oder Frankreich das Bismarck-System übernommen.

Ebenso wie die System an sich, schwanken jedoch auch die Gesundheitsbudgets von Land zu Land

ganz enorm.

Das schlägt sich dann beispielsweise bei der Intensivpflege nieder. Während Deutschland

über 29 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner verfügt, sind es in Spanien nur 9,7 und in

Finnland 6,1.

Gut, und als es nun um die Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 ging, welcher Art waren diese

in erster Linie? Nun, Schulschließungen liegen z.B. im Kompetenzbereich

der Schul- und Kultusministerien. Diese können also nur die Nationalstaaten beschließen,

oder wie in Deutschland sogar nur die einzelnen Bundesländer.

Ähnlich ist es bei Grenzschließungen, Ausgangsbeschränkungen, der Koordination von Polizei und Armee.

All das fällt einfach nicht in den Kompetenzbereich der EU, dafür sind nur die einzelnen Länder

zuständig.

Es gibt jedoch EU-Institutionen, die Empfehlungen aussprechen können. Und dies ist durch aus

geschehen. Aber seht mal, was dann einzelne Mitgliedsländer wie z.B. Spanien daraus gemacht

haben:

Die Feierlichkeiten am 8. März fanden entgegen den Kriterien der europäischen Agentur statt

Aber es gibt noch eine Sache, bei der die Europäische Union helfen kann: die Wirtschaft.

Und das ist keine Kleinigkeit. Niemand weiß, wie die Welt nach der Coronavirus-Krise aussehen

wird. Aber eines ist ganz klar: Wir werden eine Rezession ungeheueren Ausmaßes erleben.

Wir haben unser gesamtes Produktionsgefüge für mehrere Wochen lahm gelegt. Viele Unternehmen,

werden schließen müssen, da ihnen das Geld ausgeht oder ihre Geschäftsmodelle zerstört

wurden. Das Resultat sind Tausende und Abertausende von Arbeitslose.

Wir haben wohl ein sehr, sehr schlechtes Jahr vor uns. Und das praktisch weltweit.

Coronavirus: Rekordzahl von Amerikanern meldet sich arbeitslos

Und wie ihr euch vorstellen könnt, müssen die Regierungen nun Hilfspläne aufstellen.

Es geht um die verlängerung von Krediten, Steuerbefreiungen oder direkten Subventionen.

Einige Länder wie Deutschland, Österreich, die USA, Großbritannien und Tschechien haben

bereits angekündigt, dass es Überbrückungsleistungen für Selbständige eben wird, oder dass diese

für ein paar Monate keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen.

Unterm Strich bedeutet dies vor allem: Die Corona-Krise wird für alle sehr sehr teuer.

Und womit wird diese fette Corona-Rechnung beglichen werden? Ganz einfach: mit Schulden.

Staaten rund um den Globus werden massiv Anleihen ausgeben müssen.

Deswegen konnte man sich darauf verlassen, dass auch jene alte Idee aus der Schublade

geholt wird, über der in jeder Krise innerhalb der Euro-Zone gerungen wird: EURO-BONDS.

Ok, worum geht es dabei: Nun, im Grunde ganz einfach darum, dass nicht mehr wie bisher

jeder einzelne Staat seine eigenen Staatsanleihen auflegt. Stattdessen soll es gemeinsame Anleihen

für alle Staaten der Euro-Zone geben. D.h. die Schulden werden auf alle Mitgliedstaaten

verteilt - jeder haftet für jeden.

Tja, und was meint ihr, wer sich auf die Ausgabe dieser Staatsanleigen am allermeisten von

allen freut? Ratet mal! Nun, mit absoluter Bestimmtheit kann ich das

auch nicht sagen. Aber wenn wir tippen müsste, würde ich sagen die italienische Mafia. Die

freut sich auf diese neuen Euro-Bonds schon wie kleine Kinder auf den Weihnachtsmann.

Hat euch das jetzt etwas überrascht und fragt ihr euch, warum ich gerade auf die italienische

Mafia komme? Dann passt jetzt gut auf, denn am Ende dieses

Videos werdet ihr genau verstehen, warum gerade diese Verbracherbande so viel Freude an europäischen

Staatsanleigen hätte.

Schauen wir und doch zunächst mal die offiziellen Gegenspieler in diesem Nervenkrieg an!

Die Deutschen und die Niederländer blockieren auf europäischer Video-Konferenz die Corona-Bonds

der Europäischen Union

Für einige von euch wird das jetzt ein Déjà-vu sein, denn es handelt sich um nichts anderes

als um ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte "Nordeuropa gegen Südeuropa".

Die Nord-Länder treten für Sparmaßnahmen ein und die Süd-Länder wollen Geld auszugeben,

als ob es kein morgen gäbe. Und wieder einmal brechen die alten Wunden und die gleichen

Spannungen innerhalb Europas auf, wie bei jeder Finanz- oder Wirtschaftskrise.

Und ihr könnt davon ausgehen, dass es dieser Streit auch diesmal verdammt dreckig wird.

Der portugiesische Premierminister z.b. hat bereits die erste Breitseite gefeuert, ale

er die Position der Niederlande als "widerlich" bezeichnete. Die spanischen Medien haben bereits

begonnen, gegen die Niederlande und Deutschland ordentlich Stimmung zu machen.

Und viele werden sich angesichts der Lage ganz berechtigt fragen: geht es hier nicht

einfach um Solidarität? Und sind nicht eigentlich die Niederlande und Deutschland die bösen

Egoisten? Wären Eurobonds oder, wie sie jetzt genannt werden, Coronabonds, nicht eine recht

gute Idee zur Lösung der durch die Corona-Krise verursachten Finanzprobleme?

Heute werden wir diese Fragen beantworten, aber zuerst werden wir uns ein wenig mit der

Geschichte beschäftigen.

NEUE HERAUSFORDERUNGEN, ALTE REZEPTE

Die Finanzkrise von 2008 begann als eine Schuldenkrise der Banken und mündete in eine Schuldenkrise

der Staaten. Damals mussten Portugal, Italien, Griechenland

und Spanien massiv Kredite aufnehmen. Und ja, ich habe sie in genau dieser Reihenfolge

aufgeführt, weil die internationale Presse diesen Länder die Abkürzung P.I.G.S. verpasst

hat. P für Portugal, I für Italien, G für Griechenland und S für Spanien. Eine Anspielung

auf das englische Wort für "Schweine" hatten die Urheber dieses Küruels aber gaaanz bestimmt

nicht im Sinn. Alles nur purer Zufall! Gell?

Nun, was man aber ganz bestimmt sagen kann ist, das diese PIGS einen Schweinehunger hatten...

nach Geld. Und woher nehmen wenn nicht stehlen? Nun,

das Übliche ist die Ausgabe von Staatsanleihen auf dem Bond-Markt.

Aber was ist ein Bond, auch Schulverschreibung oder Anleihe genannt eigentlich? Nun, es ist

ein Blatt Papier, das z.B. von einem Staat herausgegeben wird und Du als Investor kannst

dieses Stück Papier für Geld kaufen. Auf dem Papier steht, dass z.B. Spanien oder

eben das herausgebende Land Dir die Geldsumme, die Du für das Papier bei seiner Herausgabe

bezahlt hast, nach einer festgelegten Zeit wieder zurückzahlt. Außerdem ist auf dem

Papier auch ein Zinssatz festgelegt, denn jedes Jahr zahlt Dir der ausgebende Staat

auch noch Zinsen dafür, dass Du ihm über die Anleihe Dein sauer verdientes Geld geliehen

hast.

Klingt doch eigentlich wie ein gutes und sicheres Geschäft, oder? Denn auf Staaten kann man

doch vertrauen, gell? Nun, leider nicht ganz. Es gibt Länder, die

ihre Schulden nicht zurückzahlen. Und ihr könnt mir getrost glauben, dass wenn

ein Unternehmen Euch Geld schuldet und dies nicht zurückzahlen will, dann habt Ihr ein

Problem - denn ihr müsst es vor Gericht zerren. Wenn der Schuldner aber kein Unternehmen,

sondern ein Staat ist, bleibt euch nichts anderes übrig als... beten

Ich gebe Euch ein Beispiel.

Investoren bereiten sich auf Verluste bei den Schuldenverhandlungen mit Argentinien

vor

Genau. Tausende von Investoren, die Argentinien Geld geliehen haben, gehen davon aus, dass

sie ihr Geld nie wiedersehen werden. Schlimmer noch! Diejenigen, die es wagen, aufzumucken

und darauf hinweisen, dass sie Argentinien ihnen schwarz auf weiß versprochen hat, das

ihnen zustehende Geld zurückzuzahlen, laufen Gefahr, als "Aasgeierfonds" oder "Finanzterroristen"

beschimpft zu werden.

Nun im Fall Argentiniens spricht man von einem hohes Ausfallrisiko. Und was passiert, wenn

ein Land ein hohes Ausfallrisiko hat? Nun, es muss mehr Zinsen auf die Schulden zahlen.

Mit anderen Worten: die Investoren vertrauen erst gar nicht drauf, ihr Geld am Ende zurückzubekommen.

Aber wenn der Staat ihnen verspricht, jedes Jahr ganz viel Zinsen zu bezahlen, gehen sie

dieses Risiko ein, denn sie hoffen, den geliehenen Betrag und vielleicht noch etwas mehr wenigsten

über die Zinsen zurückzuerhalten. Ein Spiel auf Zeit.

Das erklärt, warum die 10-jährige argentinische Anleihe einen Zinssatz von 30 % hat - und

die deutsche -0,3 %.

Ja, das hast Du richtig gehört. Wenn Du dem deutschen Staat Geld leihst, bekommst Du nicht

nur gar keine Zinsen, sondern Du musst auch noch Geld dafür bezahlen, dass der deutsche

Fiskus mit Deinem Geld machen kann, was er will. Und wieso ist das so? Nun, weil alle

Investoren Deutschland unglaublich stark vertrauen, dass es seine Schulden zurückzahlt. So sehr,

dass sie Deutschland sozusagen mit Freude eine kleine Gebühr dafür bezahlen, dass

es für 10 Jahre ihr Geld so schön risikofrei "in Obhut nimmt".

Wer aber misst eigentlich dieses Risiko eines Zahlungsausfalls? Nun, dafür gibt es spezialisierte

Unternehmen, die so genannten Rating-Agenturen. Die drei bedeutendsten sind: Moody's, Fitch

und Standard and Poors. Diese Agenturen wälzen die Rechnungsbücher eines Landes, untersuchen

seine Wirtschaftsstruktur, bewerten die Leistungsfähigkeit seiner Unternehmen... und... aller anderen

Steuerzahler, denn von diesen müssen die Schulden und Zinsen ja letztendlich erarbeitet

und eingetrieben werden.

Nach der Finanzkrise des Jahres 2008 hatten Länder wie Spanien riesige Defizite angehäuft.

Dies bedeutete, dass die Regierung viel mehr ausgab, als sie an Steuern von ihren Bürgern

und Unternehmen einnahm. Hinzu kamen eine hohe Arbeitslosigkeit, überall Strukturprobleme

und eine grassierende Korruption. Mit anderen Worten: Spaniens Risiko, seine Schulden irgendwann

nicht mehr zurückzahlen zu können, war recht hoch.

Das Ergebnis waren sehr hohe Zinssätze für Aufnahme neuer Schulden über Staatsanleihen.

Damit ihr eine Vorstellung bekommt, dass dies kein Pappenstiel ist: In Spanien bilden die

Schuldzinsen auch heute noch den drittgrößte Posten im Staatshaushalt. Nur die Zinsen - von

Tilgungen ist nicht die Rede.

Mit anderen Worten: Wenn man nicht gerade Deutschland ist, kann Geld leihen am Anleihemarkt

sehr teuer werden.

Aber einen Moment mal, denn es gibt für die armen PIGS noch eine billigere Alternative

zum Anleihemarkt! Sie können sich das Geld doch auch ganz einfach

von einem Freund borgen. Zu einem Freundschaftspreis natürlich, also sehr sehr niedrigen Zisen.