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Youtube-Lektionen - April 2020, Christentum und Glaube im 21. Jahrhundert (NZZ Format 2009)

Christentum und Glaube im 21. Jahrhundert (NZZ Format 2009)

Rituale für alle neuen Lebensabschnitte.

Unterstützende Gespräche in der Bahnhofkirche.

Antworten auf Schicksalsschläge im Spital.

Orte der Besinnung und der Spiritualität.

Das Christentum prägt unseren Alltag..

..durch Kirchen, Kreuze, Kunstwerke und Rituale.

Die Bibel diente vielen westlichen Staatsverfassungen als Grundlage.

Aber die Kirchen haben grausame Kriege geführt.

Und noch vor 50 Jahren stand hinter jedem Tun ein strafender Gott.

Heute steht der liebende Gott im Zen- trum. Das vermitteln die Seelsorger.

Sie haben ihre Arbeit neu definiert.

Seelsorge geschieht in der Kirche auf ganz verschiedenen Ebenen.

Z.B. im Gottesdienst.

Und dann bei bestimmten Einzelfällen,..

..also z.B. bei Taufen, Todesfällen oder vor der Heirat.

Oder dann in Krankheitsfällen.

Es geht immer um dasselbe.

Es geht eigentlich immer darum, die Menschen im Glauben zu bestärken.

Man gibt den Leuten bestimmte Kriterien in die Hand,..

..damit sie schwierige Situationen im Leben bewältigen können..

..und über bestimmte Schwellen im Leben kommen.

Baden-Württemberg ist eine vorwiegend katholische Gegend.

Das Städtchen Engen und die Kirche wurden im Mittelalter gebaut.

Hier ist Heinz Neckermann Pfarrer.

Man kennt ihn. Er hat Kontakt zu allen Menschen.

Er arbeitet eng mit dem evangelischen Seelsorger zusammen.

Die beiden feiern gemeinsam den Eintritt der Kinder in die Schule.

Ein Ritual zu einem wichtigen Lebensabschnitt.

Es kommen Kinder aus der ganzen Region.

Und Kinder aus andern Glaubensgemeinschaften.

Auch Muslime und Hindi.

Herzlich willkommen hier in der Kirche zum Gottesdienst,..

..mit dem wir den 2. Schultag mit euch beginnen.

"Du bist nicht allein", das ist das Motto dieses Gottesdienstes.

Dass ihr nicht allein seid, sollt ihr, liebe Schulanfänger,..

..in diesem kommenden Schuljahr erleben.

Die Pfarrer betonen das Zusammen- gehörigkeitsgefühl und die Toleranz.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Der Mensch ist im christlichen Ver- ständnis sowohl gut als auch schwach.

Aber er ist zuallererst ein Geschöpf Gottes.

Das macht seine Würde aus. Diese Würde schützen die Seelsorger.

Für alle Kinder, dass sie voller Freude in die Schule gehen..

..und dass sie gute Freunde finden.

Herr Jesus Christus, unser Freund!

Alle: Wir bitten dich, erhöre uns!

Für alle Lehrpersonen, dass sie Verständnis für ihre Schüler haben..

..und gemeinsam mit ihnen lernen können.

Alle: Wir bitten dich, erhöre uns!

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Jedes Kind wird nach seinem Namen gefragt..

..und bekommt den Segen für den neuen Lebensabschnitt.

Ein eindrückliches Erlebnis.

Unsere Tochter war heute Morgen schon sehr nervös.

Das heute ist der perfekte Start in die Schulzeit.

Wir finden das sehr wichtig für die Kinder.

Die Kinder fühlen sich geborgen nach einem Gottesdienst.

Mein Sohn hat sich gefreut.

Wenn die Seelsorger die Gemeinsamkeiten betonen,..

..leben sie vor, was sie mitteilen möchten: das Friedfertige.

Viele Leute suchen Heimat, Geborgenheit und Gemeinschaft.

Im Gottesdienst erleben sie eine Gemeinschaft.

Miteinander beten ist anders als wenn ich alleine daheim bete.

Das auch wichtig und schön.

Aber gemeinsam zu singen und zu tanzen, das ist doch grossartig.

Wir wollen Heimat und Geborgenheit in der Kirche.

Man braucht jemanden, der einen trägt, wenn es einem dreckig geht.

Jemand, der fragt, wie es einem geht.

Fragen und Probleme ernst nehmen, Besuche zu Hause und im Altenheim,..

..das gehört auch zur Seelsorge.

Die Seelsorge ist eines der Wesens- merkmale der christlichen Kirche.

Guten Morgen! Trinken Sie schon die erste Flasche?

Ja.

Es geht auch hier um Würde und Respekt bis zum letzten Atemzug.

Der Friede sei mit diesem Haus und seinen Bewohnern.

Heinz Neckermann bringt auch die Kommunion,..

..wenn die Leute nicht mehr ausser Haus gehen können.

Kostet und seht, wie gut der Herr ist!

Für Menschen mit Sorgen richteten die Kirchen..

..Beratungsstellen für Kinder, Ehepaare oder Fremdarbeiter ein.

Und sie bieten Seelsorge per Telefon, per Internet oder per SMS an.

In Zürich gibt es eine Bahnhofkirche.

Sie wird von der katholischen und re- formierten Kirche gemeinsam betreut.

Hier kann man unangemeldet ein Gespräch..

..zu allen Themen, die drücken, wünschen.

2 Seelsorger sind abwechslungsweise anwesend..

..und haben Zeit, um zuzuhören und zu antworten.

Grüezi! Nehmen Sie doch Platz!

5 bis 10 intensive Gespräche führen sie täglich.

Es ist gratis.

Man kann einfach vorbeikommen. Man kann anonym bleiben.

Ich denke, das ist etwas Besonderes.

Die Leute wissen, dass das, was hier besprochen wird, hier drin bleibt.

Das sind alles ganz wichtige Punkte.

Ich erinnere mich an eine junge Frau, die gesagt hat:

"Ich habe 150 Kolleginnen, aber mit keiner kann ich reden."

"Ich vertraue niemandem, dass das, was ich ihm sage, bei ihm bleibt."

"Aber hier fühle ich mich sicher."

Wer Dienst hat, schreibt ein Weg-Wort.

Jeden Tag gibt es ein neues Weg-Wort.

Etwas zum Alltag, zu Themen wie Gerechtigkeit, Treue oder Mut.

Manchmal hilft eine freiwillige Helferin mit.

Anders als Psychologen bringen Seel- sorger sich selber im Gespräch ein.

Ein Gespräch ist immer eine Beziehung.

Das ist keine einseitige Sache oder eine Beratung.

Es ist ein Gespräch, das sich im Hier und Jetzt entwickelt.

Wir begeben uns beide hinein und wissen nicht, was kommt.

Es ist nichts vorgegeben. Es ist ein Gespräch, das sich entwickelt.

Die Ratsuchenden finden meist selber eine Lösung..

..und planen den nächsten Schritt.

Manchmal empfehlen die Seelsorger andere Fachleute.

Sie kennen alle Angebote.

Sie sind ausgebildet in Gesprächsführung.

Ihr Auftrag bleibt dennoch ein christlicher.

Es ist die Option für den Menschen und das Leben.

Ich sage oft: "Es ist gut, dass es dich gibt."

"Du bist gut, gewollt und angenommen."

Das ist der Kern der Seelsorge.

Die einzige Mission, die ich eigentlich hier habe, ist,..

..das den Menschen deutlich zu machen.

Diese Art der Unterstützung bräuchten wir Menschen viel mehr.

In der Kapelle neben den Büros..

..werden jeden Morgen 4 Kurzandachten gehalten.

Zudem wird das Weg-Wort vorgetragen.

Hier sind Angehörige aller Religionen willkommen.

Es gibt auch einen Gebetsteppich für Muslime.

Auch das Gespräch steht allen offen.

Es ist mir nicht wichtig, welche Religion die Menschen haben.

Mir ist wichtig, dass sie eine Religion haben,..

..dass sie etwas haben, womit sie sich verbunden fühlen.

Das kann ich im Gespräch nutzbar machen. Das kann ich aufnehmen.

Denn da sind ja viele gute Impulse vorhanden.

Ich kann das übrigens auch bei jemandem, der nichts glaubt.

Denn auch Nichtgläubige haben Dinge, an die sie trotzdem glauben.

Aber es ist schwieriger,..

..weil man dann nicht einfach auf Bekanntes zurückgreifen kann.

Dann muss man sehr genau hinhören,..

..um zu erfahren, wie die Weltsicht jenes Menschen aussieht.

70 % kommen ein Mal, 20 % benötigen ein 2. Gespräch..

..und 10 % werden über einige Zeit begleitet.

Täglich besuchen 300 bis 500 Menschen die Kapelle.

Und das Weg-Wort lesen 3'000 Menschen im Internet und 200 auf Papier.

Das Grossmünster ist die älteste Kirche Zürichs.

Sie ist 800 Jahre alt.

Im 16. Jh. wurde sie die Mutterkirche der Deutschschweizer Reformation.

Sie zieht Touristen und Gläubige magisch an.

Hier ist Käthi La Roche Pfarrerin.

Kirchen sind eigentlich gebaute Glaubenszeugnisse.

Etwas von dem, was wir glauben, ist in diesen Mauern geronnen.

Kirchen wurden zur Ehre Gottes erbaut.

In diesen Kirchen wurde so viel...

Die Wände sind imprägniert..

..von den Gebeten, den Klagen und dem Jubel von ganzen Generationen.

Ich glaube, dass das spürbar und sichtbar ist..

..für die Menschen, die in der Kirche sitzen.

Zudem erzählen Kunsthandwerker und Künstler..

..seit Jahrhunderten variationsreich von biblischen Geschichten.

Die Kirche hat eine Tradition weiterzugeben..

..und eine Kultur zu vermitteln.

Wenn sie das nicht mehr tut, stehen in 50 Jahren die jungen Leute..

..wie Analphabeten vor so einem Haus und können nichts mehr lesen.

Sie verstehen nichts mehr.

Die Literatur und die Musik ist durchdrungen von dieser Tradition.

Wenn diese Tradition lesbar bleiben soll, braucht es eine Vermittlerin.

Und das ist die Kirche.

Die Religionskenntnisse werden im Konfirmationsunterricht vertieft.

Da werden u.a. auch biblische Texte..

..mit wissenschaftlichen Theorien verglichen.

Ich denke, dass Viele in unserem Alter..

..gerne über solche Fragen reden.

Viele beschäftigen sich auch später,..

..also nicht nur hier in diesem Unterricht, mit solchen Fragen.

Man wird zum Denken angeregt.

Man denkt einfach mehr darüber nach,..

..was Gott ist und warum man auf der Welt ist.

Auch über ethische Fragen denkt man mehr nach.

Mit Freunden spricht man meist weniger über solche Sachen.

Normalerweise denke ich nicht über so etwas nach.

Auch die Geschichte von Gott kenne ich nicht gut.

Ich finde es gut, dass wir das besprechen.

Was schuf Gott laut der Schöpfungsgeschichte am 4. Tag?

Alle:Fisch und Vogel!

Und wer ist dieser Gott, der in der Bibel vielstimmig scheint?

Wenn man die ganze Bibel liest,..

..merkt man schon, dass es einen roten Faden gibt.

Gott wird von den Menschen..

..als die Macht der Liebe oder des Lebens beschrieben.

Aber das ist keine klare Definition,..

..unter der man sich etwas vorstellen kann.

Gott hat die Macht der Vergebung.

Und diese Macht ist stärker als alles, was uns zerstört.

Das ist eine Grundaussage des Glaubens.

Die Liebe, das Leben und das Vertrauen,..

..das sind die Mächte, die man sich bei der Hochzeit wünscht.

Die kirchliche Trauung und die persönliche Vorbereitung darauf..

..gehören zu den Aufgaben der Seelsorge.

Ich begrüsse Sie herzlich zum heutigen Festgottesdienst.

Wir wollen miteinander um den Segen und das Gelingen der Ehe..

..von Ulrich Schilling und Anna Dellorio bitten.

Früher verglich man die Ehe oft mit einem Hafen,..

..in den 2 die heiraten miteinander einlaufen um vor Anker zu gehen.

Die Stärke der reformierten Kirche liegt in der Auslegung der Bibel.

Die fremden Geschichten und Bilder des alten und neuen Testaments..

..geben, gut ausgelegt, oft ethischen oder moralischen Halt.

Sie lassen sich gut aktualisieren.

Darum beten wir um Bewahrung vor Stürmen und um Schutz vor Piraten,..

..welche das Schiff zum Kentern bringen könnten.

Die reformierte Kirche gilt als eher intellektuell.

Um auch das Gemüt anzusprechen,..

..werden Gottesdienste heute immer feierlicher.

Der Kern des Evangeliums bleibt dabei aber der Zuspruch,..

..dass jeder Mensch bejaht ist.

So sage jetzt mit Gottes Hilfe: Ja, ich will!

Ja, ich will!

Gott segne euch und behüte euch.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Die Ehe hält nicht länger, wenn man sich christlich trauen lässt.

Aber es ist etwas Erhabenes,..

..wenn einem viele Gäste bei einem wichtigen Schritt begleiten.

Ich bin christlich erzogen worden,..

..und das unter Bedingungen einer Diktatur in der DDR.

Der Glaube hat mir viel Kraft gegeben.

Ich wusste schon früh: Falls ich mal heirate, dann in einer Kirche.

Die kirchliche Trauung und die Taufe..

..nahmen in den letzten 30 Jahren um 50 % ab.

Die Seelsorger sind heute am ehesten gefragt für Beerdigungen,..

..sowohl für die Betreuung der Angehörigen..

..wie für den Trauergottesdienst.

In den letzten 30 Jahren traten 30 % der Mitglieder aus den Kirchen aus.

Das ist eine ganz persönliche, freie Entscheidung der Menschen.

Sie lassen sich nicht mehr vorschreiben,..

..ob sie einen christlichen Glauben annehmen oder nicht.

Das muss man einfach respektieren.

In andern Ländern gibt es das schon lange.

Nur in unsern abendländischen Ländern..

..sind die Menschen in die Kirchen hineingeboren worden.

Diese Zeit ist wirklich vorbei.

Umso mehr setzen sich die Kirchen für Menschen in Not ein.

Im Sozialbereich sind sie Deutschlands grösster Arbeitgeber.

Sie unterhalten unzählige Hilfswerke..

..für Obdachlose, Flüchtlinge, Aidskranke oder Kinder.

Sie bauen Schulen und Spitäler in der 3. Welt.

Sie sammeln Geld.

Sie kümmern sich um Menschen am Rande der Gesellschaft..

..und setzen sich für die Menschenrechte ein.

Das ist unser jüdisches und unser christliches Erbe.

Es geht um die Barmherzigkeit.

Es geht darum, für Gerechtigkeit einzutreten.

Wir kümmern uns um jene,..

..die in unserer Gesellschaft keine Lobby haben.

Die Krankenpflege und die Schule,..

..haben ihre Wurzeln im Engagement der Kirche.

Die Kirche forderte z.B. Bildung für alle.

Auch die Krankenpflege übernahm der Staat nicht von Anfang an.

Das Inselspital Bern mit seinen 1'000 Betten..

..unterhält eine katholische und eine reformierte Kapelle.

Unter den ca. 7'000 Mitarbeitern sind 8 für die Seelsorge angestellt.

In Bern sind das Theologinnen und Theologen,..

..die sich psychologisch weitergebildet haben.

Barbara Rieder Howald begleitet Patienten und ihre Angehörigen,..

..sofern sie es wünschen.

Auch die Themen des Gesprächs geben die Patienten vor.

Manchmal spielen religiöse oder spirituelle Anliegen eine Rolle.

Oft geht es auch darum, dass ein Gegenüber da ist.

Jemand, der mitträgt, versteht und zuhört.

Es kann darum gehen, die Vergangen- heit zu bewältigen und zu verstehen.

Aber häufig geht es auch um die Frage, wie es weitergeht.

Manchmal kommen auch andere Fragen auf:

Was ist mit meinem Leben? Welches sind meine Werte und Normen?

Gelten sie noch? Oder möchte ich einmal etwas anderes machen?

Auch das Thema der Endlichkeit kommt irgendwie zur Sprache,..

..weil es einem bewusster wird, dass das Leben endlich ist,..

..wenn man krank ist.

Die Spitalseelsorgenden, ob reformiert oder katholisch,..

..stehen Menschen aller Weltanschau- ungen und Kulturen zur Verfügung.

Sie vermitteln auch Kontaktpersonen der gewünschten Religion.

Sie haben einen Pikettdienst.

Für Patienten und Angehörige in Krisen..

..können sie während 24 Std. gerufen werden.

Nebst den Patienten und Angehörigen..

..stehen sie auch den Mitarbeitenden des Spitals zur Verfügung.

Denn diese sind in ihrer Arbeit oft grossen Belastungen ausgesetzt.

Die Seelsorgenden haben nicht einfach Lösungen.

Sie begleiten Menschen, die in einer Krise..

..eine neue Sicht auf ihr Leben entwickeln möchten oder müssen.

Es gibt leider immer noch Menschen,..

..die meinen, ihre Krankheit sei eine Strafe.

Solche Menschen verhärten sich dann darin.

Sie sagen sich dann: "Das und das hätte ich nicht tun sollen."

"Deshalb bin ich nun krank."

Da bin ich dann gerne bereit, ihnen auch zu sagen,..

..dass ihre Krankheit auch andere Gründe haben könnte.

Denn der Zusammenhang, den sie machen,..

..ist vielleicht ein wenig konstruiert.

Denn die Krankheit wäre wahrscheinlich auch gekommen,..

..wenn sie sich anders verhalten hätten.

Miriam Santonastasos Tochter Giulia kam mit einem Herzfehler zur Welt.

Sie musste operiert werden.

Jetzt, nach 4 Wochen der Unsicherheit, kamen positive Signale.

Was brachten die Gespräche mit der Seelsorgerin?

Einen gewissen Halt.

In dieser schwierigen Situation, die wir mit unserer Tochter haben,..

..hilft es mir viel, wenn ich mal Dampf ablassen kann.

Und ich kann auch einfach mal traurig sein,..

..ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Zudem tut es gut, einfach mit jemandem zu reden.

Bei grosser Belastung hadern Viele mit dem Schicksal.

Wenn etwas Schlimmes passiert, ist es verständlich,..

..wenn die Eltern fragen, warum das passiert ist.

Viele sind auch wütend.

Und diese Wut muss ausgedrückt werden können.

Nach der Wut kommt dann die Trauer. Und dann kommt die Ohnmacht.

Und dann versteht man, dass man das Leben nicht im Griff hat..

..und das es Dinge gibt, die wir nicht planen können.

Dinge, die einfach geschehen.

Daraus entsteht dann manchmal eine andere Art, mit dem Leben umzugehen.

Eine andere Art auch, dankbar zu sein für das, was man hat.

Und wenn das Kind wieder gesund wird,..

..dann ist es anders, als es vorher war.

Kloster und Erzabtei Beuron an der Donau.

Seine Glocken rufen täglich zum Gebet.

50 Benediktinermönche leben hier.

Arbeiten, Bilden und Beten, dies zu gleichen Teilen,..

..bestimmen den Alltag.

Das Kloster ist auch ein Wallfahrtsort.

Jährlich pilgern über 100'000 Menschen zur Beuroner Gnadenmutter.

Die barocke und vom Beuroner Stil geprägte Kirche berührt das Gemüt.

Oder die Seele?

Die Seele ist nicht auf den Punkt zu bringen.

Die Seele in uns ist der Bereich, der uns in die Tiefe hinabführt.

Sie ist der Bereich, wo wir mit uns selbst in Berührung kommen.

Sie ist auch der Bereich unserer Empfindungen.

Und sie ist der Bereich,..

...wo wir mit andern Menschen in Verbindung kommen.

Letztendlich ist die Seele auch unsere Verbindung zu Gott.

Die Metzgerei ist einer der Betriebe, in denen die Mönche arbeiten,..

..und die zum Unterhalt des Klosters beitragen.

Der Verkaufsladen ist aber auch zur Auskunftei für Lebensfragen geworden.

Bruder Burkhard war Landwirt und Metzgermeister.

Im Kloster hat er den Betrieb in 43 Jahren auf- und ausgebaut.

Viele kommen nach Beuron.

Die Metzgerei ist oft die erste Anlaufstelle.

Eine Frau aus Stuttgart sagte mir mal:

"Wenn ihr hinter diesen Mauern uns nicht helfen könnt, wer dann?"

"Ich bin extra hierhin gefahren, um mit jemand von euch zu reden."

Das sind Sachen, die mir alle Tage passieren.

Und nicht nur mir, sondern auch meinen Mitbrüdern.

Ob an der Pforte, am Telefon oder im Schriftverkehr:

Wir sind für alle da.

Das Kloster bietet z.B. Seminare über Burnout an.

Und man kann Besinnungstage im klostereigenen Gästebereich machen.

Die Nachfrage steigt kontinuierlich.

8'000 Übernachtungen sind es gegenwärtig pro Jahr.

Man kann sich hier Fragen stellen, die sonst im Alltag untergehen.

Oft liegt das am Ort.

Viele Gäste sagen: "Wenn ich durch die Klosterpforte eintrete,..

..bin ich in einer anderen Welt."

"Der Ort hier ist was Besonderes. Man spürt den Frieden."

Das erleben wir Mönche nicht so,..

..weil wir auch oft in der Hektik drin sind.

Das Kloster hier ist ein Raum,..

..in welchem die Menschen mit sich selbst zugange sein können.

Etwa in der Klosterbibliothek, zu welcher die Gäste Zugang haben.

Draussen im Alltag wird man mehr oder weniger fremdgesteuert.

Und hier steuert man sich von innen heraus.

Und ich glaube, das ist auch der grosse Unterschied.

Ich nutze diesen Aufenthalt hier auch immer,..

..um über meinen Beruf nachzudenken und mir neue, klare Ziele zu setzen.

Ich habe bisher keinen Ort gefunden, an dem ich das besser tun könnte.

Allein das Staunen über die Vielfalt der Natur bringt Ruhe.

Die Natur erinnert daran, dass man ein Teil eines Ganzen,..

..ein Teil einer Gemeinschaft ist.

Als Wallfahrts- und Besinnungsort bietet Beuron viele Wanderwege.

Und im Liebfrauental hat es eine Muttergottesgrotte.

Gerda Ley heiratete vor 51 Jahren im Kloster Beuron.

Ihr Mann ist schon seit langem gestorben.

Den Hochzeitstag verbringt sie am Ort ihres ehemaligen Glücks.

Nach dem Tod meines Mannes haderte ich mit Gott.

Ich habe mich gefragt, warum Gott das zulässt..

..und mir meinen Liebsten und meinen Kindern den Vater nimmt.

Aber dann habe ich gespürt,..

..dass ich irgendwie bei Gott doch eine Ruhe finde.

Ich ging dann auch wieder öfters in die Kirche.

Ich habe gemerkt, dass es mir einfach gut tut.

Die Stille, die Ruhe im Kloster ist für mich wie Seelenbalsam.

Ich komme jedes Jahr hierher.

Allerdings ist dieses Mal das erste Mal mit Übernachtung.

Es ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung.

Man kann mal aus der Alltagshektik ausbrechen.

Als Gast kommt man jederzeit in Kontakt mit den Mönchen.

Männer dürfen sogar mit ihnen essen.

Ernst geht es dabei nicht immer zu. Es wird viel gelacht.

Auch das ist Seelsorge.

Man kann sich mit den Mönchen über alles unterhalten.

Sie werden jedoch nicht von sich aus aktiv.

Die Beichte war früher Pflicht.

Heute stehen sogar im Kloster die Beichtstühle leer.

Man kann aber einen Beichtvater verlangen.

Das Gespräch findet in einem Raum statt.

Davon profitieren Viele, die nicht zum Dorfpfarrer wollen.

Das feierliche Hochamt gegen Mittag mit dem gregorianischen Choral..

..setzt dem Tag der Mönche einen sakralen Höhepunkt.

Die feierliche Gestaltung der Eucharistie, des Abendmahls,..

..ist die Spezialität der katholischen Kirche.

Die katholische Kirche will möglichst alle Sinne ansprechen.

Auch die Kommunion können heute alle empfangen,..

..die den Glauben an Christus teilen.

Die katholische Kirche eckt immer wieder an.

Z.B. wenn der Papst Entscheide über die Familienplanung fällt.

Dann kommt es teils zu Kirchenaustritten.

Anderseits wurden in Baden-Württemberg..

..noch nie so viele Segnungen von Gebäuden vorgenommen wie jetzt.

Die Leute erwarten schon, dass wir für sie da sind..

..und ihre Sorgen und Nöte ernst nehmen.

Das steht übrigens in unserem Hochgebet drin,..

..dass wir die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen müssen.

Wir gehen dorthin, wo die Menschen feiern und trauern.

Das wird erwartet. Die Kirche muss vor Ort sein.

Käthi La Roche möchte ihre Kirche, das Grossmünster in Zürich,..

..samt der Krypta aus dem 12. Jh..

..der Bevölkerung optisch und akustisch besinnlich präsentieren.

Mit der Sopranistin Andrea Viaricci..

..bereitet sie eine nächtliche Führung bei Kerzenschein vor.

Das Bedürfnis nach Spiritualität ist in der Bevölkerung gewachsen.

Das möchten die Seelsorger berücksichtigen.

Bibelauslegung, Gottesdienste, Gespräche..

..und Möglichkeiten für Spiritualität und Besinnung,..

..sind die Aufgaben, die sich die Seelsorge heute gibt.

Sie sahen: "Seelsorge".


Christentum und Glaube im 21. Jahrhundert (NZZ Format 2009)

Rituale für alle neuen Lebensabschnitte.

Unterstützende Gespräche in der Bahnhofkirche.

Antworten auf Schicksalsschläge im Spital.

Orte der Besinnung und der Spiritualität.

Das Christentum prägt unseren Alltag..

..durch Kirchen, Kreuze, Kunstwerke und Rituale.

Die Bibel diente vielen westlichen Staatsverfassungen als Grundlage.

Aber die Kirchen haben grausame Kriege geführt.

Und noch vor 50 Jahren stand hinter jedem Tun ein strafender Gott.

Heute steht der liebende Gott im Zen- trum. Das vermitteln die Seelsorger.

Sie haben ihre Arbeit neu definiert.

Seelsorge geschieht in der Kirche auf ganz verschiedenen Ebenen.

Z.B. im Gottesdienst.

Und dann bei bestimmten Einzelfällen,..

..also z.B. bei Taufen, Todesfällen oder vor der Heirat.

Oder dann in Krankheitsfällen.

Es geht immer um dasselbe.

Es geht eigentlich immer darum, die Menschen im Glauben zu bestärken.

Man gibt den Leuten bestimmte Kriterien in die Hand,..

..damit sie schwierige Situationen im Leben bewältigen können..

..und über bestimmte Schwellen im Leben kommen.

Baden-Württemberg ist eine vorwiegend katholische Gegend.

Das Städtchen Engen und die Kirche wurden im Mittelalter gebaut.

Hier ist Heinz Neckermann Pfarrer.

Man kennt ihn. Er hat Kontakt zu allen Menschen.

Er arbeitet eng mit dem evangelischen Seelsorger zusammen.

Die beiden feiern gemeinsam den Eintritt der Kinder in die Schule.

Ein Ritual zu einem wichtigen Lebensabschnitt.

Es kommen Kinder aus der ganzen Region.

Und Kinder aus andern Glaubensgemeinschaften.

Auch Muslime und Hindi.

Herzlich willkommen hier in der Kirche zum Gottesdienst,..

..mit dem wir den 2. Schultag mit euch beginnen.

"Du bist nicht allein", das ist das Motto dieses Gottesdienstes.

Dass ihr nicht allein seid, sollt ihr, liebe Schulanfänger,..

..in diesem kommenden Schuljahr erleben.

Die Pfarrer betonen das Zusammen- gehörigkeitsgefühl und die Toleranz.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Der Mensch ist im christlichen Ver- ständnis sowohl gut als auch schwach.

Aber er ist zuallererst ein Geschöpf Gottes.

Das macht seine Würde aus. Diese Würde schützen die Seelsorger.

Für alle Kinder, dass sie voller Freude in die Schule gehen..

..und dass sie gute Freunde finden.

Herr Jesus Christus, unser Freund!

Alle: Wir bitten dich, erhöre uns!

Für alle Lehrpersonen, dass sie Verständnis für ihre Schüler haben..

..und gemeinsam mit ihnen lernen können.

Alle: Wir bitten dich, erhöre uns!

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Jedes Kind wird nach seinem Namen gefragt..

..und bekommt den Segen für den neuen Lebensabschnitt.

Ein eindrückliches Erlebnis.

Unsere Tochter war heute Morgen schon sehr nervös.

Das heute ist der perfekte Start in die Schulzeit.

Wir finden das sehr wichtig für die Kinder.

Die Kinder fühlen sich geborgen nach einem Gottesdienst.

Mein Sohn hat sich gefreut.

Wenn die Seelsorger die Gemeinsamkeiten betonen,..

..leben sie vor, was sie mitteilen möchten: das Friedfertige.

Viele Leute suchen Heimat, Geborgenheit und Gemeinschaft.

Im Gottesdienst erleben sie eine Gemeinschaft.

Miteinander beten ist anders als wenn ich alleine daheim bete.

Das auch wichtig und schön.

Aber gemeinsam zu singen und zu tanzen, das ist doch grossartig.

Wir wollen Heimat und Geborgenheit in der Kirche.

Man braucht jemanden, der einen trägt, wenn es einem dreckig geht.

Jemand, der fragt, wie es einem geht.

Fragen und Probleme ernst nehmen, Besuche zu Hause und im Altenheim,..

..das gehört auch zur Seelsorge.

Die Seelsorge ist eines der Wesens- merkmale der christlichen Kirche.

Guten Morgen! Trinken Sie schon die erste Flasche?

Ja.

Es geht auch hier um Würde und Respekt bis zum letzten Atemzug.

Der Friede sei mit diesem Haus und seinen Bewohnern.

Heinz Neckermann bringt auch die Kommunion,..

..wenn die Leute nicht mehr ausser Haus gehen können.

Kostet und seht, wie gut der Herr ist!

Für Menschen mit Sorgen richteten die Kirchen..

..Beratungsstellen für Kinder, Ehepaare oder Fremdarbeiter ein.

Und sie bieten Seelsorge per Telefon, per Internet oder per SMS an.

In Zürich gibt es eine Bahnhofkirche.

Sie wird von der katholischen und re- formierten Kirche gemeinsam betreut.

Hier kann man unangemeldet ein Gespräch..

..zu allen Themen, die drücken, wünschen.

2 Seelsorger sind abwechslungsweise anwesend..

..und haben Zeit, um zuzuhören und zu antworten.

Grüezi! Nehmen Sie doch Platz!

5 bis 10 intensive Gespräche führen sie täglich.

Es ist gratis.

Man kann einfach vorbeikommen. Man kann anonym bleiben.

Ich denke, das ist etwas Besonderes.

Die Leute wissen, dass das, was hier besprochen wird, hier drin bleibt.

Das sind alles ganz wichtige Punkte.

Ich erinnere mich an eine junge Frau, die gesagt hat:

"Ich habe 150 Kolleginnen, aber mit keiner kann ich reden."

"Ich vertraue niemandem, dass das, was ich ihm sage, bei ihm bleibt."

"Aber hier fühle ich mich sicher."

Wer Dienst hat, schreibt ein Weg-Wort.

Jeden Tag gibt es ein neues Weg-Wort.

Etwas zum Alltag, zu Themen wie Gerechtigkeit, Treue oder Mut.

Manchmal hilft eine freiwillige Helferin mit.

Anders als Psychologen bringen Seel- sorger sich selber im Gespräch ein.

Ein Gespräch ist immer eine Beziehung.

Das ist keine einseitige Sache oder eine Beratung.

Es ist ein Gespräch, das sich im Hier und Jetzt entwickelt.

Wir begeben uns beide hinein und wissen nicht, was kommt.

Es ist nichts vorgegeben. Es ist ein Gespräch, das sich entwickelt.

Die Ratsuchenden finden meist selber eine Lösung..

..und planen den nächsten Schritt.

Manchmal empfehlen die Seelsorger andere Fachleute.

Sie kennen alle Angebote.

Sie sind ausgebildet in Gesprächsführung.

Ihr Auftrag bleibt dennoch ein christlicher.

Es ist die Option für den Menschen und das Leben.

Ich sage oft: "Es ist gut, dass es dich gibt."

"Du bist gut, gewollt und angenommen."

Das ist der Kern der Seelsorge.

Die einzige Mission, die ich eigentlich hier habe, ist,..

..das den Menschen deutlich zu machen.

Diese Art der Unterstützung bräuchten wir Menschen viel mehr.

In der Kapelle neben den Büros..

..werden jeden Morgen 4 Kurzandachten gehalten.

Zudem wird das Weg-Wort vorgetragen.

Hier sind Angehörige aller Religionen willkommen.

Es gibt auch einen Gebetsteppich für Muslime.

Auch das Gespräch steht allen offen.

Es ist mir nicht wichtig, welche Religion die Menschen haben.

Mir ist wichtig, dass sie eine Religion haben,..

..dass sie etwas haben, womit sie sich verbunden fühlen.

Das kann ich im Gespräch nutzbar machen. Das kann ich aufnehmen.

Denn da sind ja viele gute Impulse vorhanden.

Ich kann das übrigens auch bei jemandem, der nichts glaubt.

Denn auch Nichtgläubige haben Dinge, an die sie trotzdem glauben.

Aber es ist schwieriger,..

..weil man dann nicht einfach auf Bekanntes zurückgreifen kann.

Dann muss man sehr genau hinhören,..

..um zu erfahren, wie die Weltsicht jenes Menschen aussieht.

70 % kommen ein Mal, 20 % benötigen ein 2. Gespräch..

..und 10 % werden über einige Zeit begleitet.

Täglich besuchen 300 bis 500 Menschen die Kapelle.

Und das Weg-Wort lesen 3'000 Menschen im Internet und 200 auf Papier.

Das Grossmünster ist die älteste Kirche Zürichs.

Sie ist 800 Jahre alt.

Im 16. Jh. wurde sie die Mutterkirche der Deutschschweizer Reformation.

Sie zieht Touristen und Gläubige magisch an.

Hier ist Käthi La Roche Pfarrerin.

Kirchen sind eigentlich gebaute Glaubenszeugnisse.

Etwas von dem, was wir glauben, ist in diesen Mauern geronnen.

Kirchen wurden zur Ehre Gottes erbaut.

In diesen Kirchen wurde so viel...

Die Wände sind imprägniert..

..von den Gebeten, den Klagen und dem Jubel von ganzen Generationen.

Ich glaube, dass das spürbar und sichtbar ist..

..für die Menschen, die in der Kirche sitzen.

Zudem erzählen Kunsthandwerker und Künstler..

..seit Jahrhunderten variationsreich von biblischen Geschichten.

Die Kirche hat eine Tradition weiterzugeben..

..und eine Kultur zu vermitteln.

Wenn sie das nicht mehr tut, stehen in 50 Jahren die jungen Leute..

..wie Analphabeten vor so einem Haus und können nichts mehr lesen.

Sie verstehen nichts mehr.

Die Literatur und die Musik ist durchdrungen von dieser Tradition.

Wenn diese Tradition lesbar bleiben soll, braucht es eine Vermittlerin.

Und das ist die Kirche.

Die Religionskenntnisse werden im Konfirmationsunterricht vertieft.

Da werden u.a. auch biblische Texte..

..mit wissenschaftlichen Theorien verglichen.

Ich denke, dass Viele in unserem Alter..

..gerne über solche Fragen reden.

Viele beschäftigen sich auch später,..

..also nicht nur hier in diesem Unterricht, mit solchen Fragen.

Man wird zum Denken angeregt.

Man denkt einfach mehr darüber nach,..

..was Gott ist und warum man auf der Welt ist.

Auch über ethische Fragen denkt man mehr nach.

Mit Freunden spricht man meist weniger über solche Sachen.

Normalerweise denke ich nicht über so etwas nach.

Auch die Geschichte von Gott kenne ich nicht gut.

Ich finde es gut, dass wir das besprechen.

Was schuf Gott laut der Schöpfungsgeschichte am 4. Tag?

Alle:Fisch und Vogel!

Und wer ist dieser Gott, der in der Bibel vielstimmig scheint?

Wenn man die ganze Bibel liest,..

..merkt man schon, dass es einen roten Faden gibt.

Gott wird von den Menschen..

..als die Macht der Liebe oder des Lebens beschrieben.

Aber das ist keine klare Definition,..

..unter der man sich etwas vorstellen kann.

Gott hat die Macht der Vergebung.

Und diese Macht ist stärker als alles, was uns zerstört.

Das ist eine Grundaussage des Glaubens.

Die Liebe, das Leben und das Vertrauen,..

..das sind die Mächte, die man sich bei der Hochzeit wünscht.

Die kirchliche Trauung und die persönliche Vorbereitung darauf..

..gehören zu den Aufgaben der Seelsorge.

Ich begrüsse Sie herzlich zum heutigen Festgottesdienst.

Wir wollen miteinander um den Segen und das Gelingen der Ehe..

..von Ulrich Schilling und Anna Dellorio bitten.

Früher verglich man die Ehe oft mit einem Hafen,..

..in den 2 die heiraten miteinander einlaufen um vor Anker zu gehen.

Die Stärke der reformierten Kirche liegt in der Auslegung der Bibel.

Die fremden Geschichten und Bilder des alten und neuen Testaments..

..geben, gut ausgelegt, oft ethischen oder moralischen Halt.

Sie lassen sich gut aktualisieren.

Darum beten wir um Bewahrung vor Stürmen und um Schutz vor Piraten,..

..welche das Schiff zum Kentern bringen könnten.

Die reformierte Kirche gilt als eher intellektuell.

Um auch das Gemüt anzusprechen,..

..werden Gottesdienste heute immer feierlicher.

Der Kern des Evangeliums bleibt dabei aber der Zuspruch,..

..dass jeder Mensch bejaht ist.

So sage jetzt mit Gottes Hilfe: Ja, ich will!

Ja, ich will!

Gott segne euch und behüte euch.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Die Ehe hält nicht länger, wenn man sich christlich trauen lässt.

Aber es ist etwas Erhabenes,..

..wenn einem viele Gäste bei einem wichtigen Schritt begleiten.

Ich bin christlich erzogen worden,..

..und das unter Bedingungen einer Diktatur in der DDR.

Der Glaube hat mir viel Kraft gegeben.

Ich wusste schon früh: Falls ich mal heirate, dann in einer Kirche.

Die kirchliche Trauung und die Taufe..

..nahmen in den letzten 30 Jahren um 50 % ab.

Die Seelsorger sind heute am ehesten gefragt für Beerdigungen,..

..sowohl für die Betreuung der Angehörigen..

..wie für den Trauergottesdienst.

In den letzten 30 Jahren traten 30 % der Mitglieder aus den Kirchen aus.

Das ist eine ganz persönliche, freie Entscheidung der Menschen.

Sie lassen sich nicht mehr vorschreiben,..

..ob sie einen christlichen Glauben annehmen oder nicht.

Das muss man einfach respektieren.

In andern Ländern gibt es das schon lange.

Nur in unsern abendländischen Ländern..

..sind die Menschen in die Kirchen hineingeboren worden.

Diese Zeit ist wirklich vorbei.

Umso mehr setzen sich die Kirchen für Menschen in Not ein.

Im Sozialbereich sind sie Deutschlands grösster Arbeitgeber.

Sie unterhalten unzählige Hilfswerke..

..für Obdachlose, Flüchtlinge, Aidskranke oder Kinder.

Sie bauen Schulen und Spitäler in der 3. Welt.

Sie sammeln Geld.

Sie kümmern sich um Menschen am Rande der Gesellschaft..

..und setzen sich für die Menschenrechte ein.

Das ist unser jüdisches und unser christliches Erbe.

Es geht um die Barmherzigkeit.

Es geht darum, für Gerechtigkeit einzutreten.

Wir kümmern uns um jene,..

..die in unserer Gesellschaft keine Lobby haben.

Die Krankenpflege und die Schule,..

..haben ihre Wurzeln im Engagement der Kirche.

Die Kirche forderte z.B. Bildung für alle.

Auch die Krankenpflege übernahm der Staat nicht von Anfang an.

Das Inselspital Bern mit seinen 1'000 Betten..

..unterhält eine katholische und eine reformierte Kapelle.

Unter den ca. 7'000 Mitarbeitern sind 8 für die Seelsorge angestellt.

In Bern sind das Theologinnen und Theologen,..

..die sich psychologisch weitergebildet haben.

Barbara Rieder Howald begleitet Patienten und ihre Angehörigen,..

..sofern sie es wünschen.

Auch die Themen des Gesprächs geben die Patienten vor.

Manchmal spielen religiöse oder spirituelle Anliegen eine Rolle.

Oft geht es auch darum, dass ein Gegenüber da ist.

Jemand, der mitträgt, versteht und zuhört.

Es kann darum gehen, die Vergangen- heit zu bewältigen und zu verstehen.

Aber häufig geht es auch um die Frage, wie es weitergeht.

Manchmal kommen auch andere Fragen auf:

Was ist mit meinem Leben? Welches sind meine Werte und Normen?

Gelten sie noch? Oder möchte ich einmal etwas anderes machen?

Auch das Thema der Endlichkeit kommt irgendwie zur Sprache,..

..weil es einem bewusster wird, dass das Leben endlich ist,..

..wenn man krank ist.

Die Spitalseelsorgenden, ob reformiert oder katholisch,..

..stehen Menschen aller Weltanschau- ungen und Kulturen zur Verfügung.

Sie vermitteln auch Kontaktpersonen der gewünschten Religion.

Sie haben einen Pikettdienst.

Für Patienten und Angehörige in Krisen..

..können sie während 24 Std. gerufen werden.

Nebst den Patienten und Angehörigen..

..stehen sie auch den Mitarbeitenden des Spitals zur Verfügung.

Denn diese sind in ihrer Arbeit oft grossen Belastungen ausgesetzt.

Die Seelsorgenden haben nicht einfach Lösungen.

Sie begleiten Menschen, die in einer Krise..

..eine neue Sicht auf ihr Leben entwickeln möchten oder müssen.

Es gibt leider immer noch Menschen,..

..die meinen, ihre Krankheit sei eine Strafe.

Solche Menschen verhärten sich dann darin.

Sie sagen sich dann: "Das und das hätte ich nicht tun sollen."

"Deshalb bin ich nun krank."

Da bin ich dann gerne bereit, ihnen auch zu sagen,..

..dass ihre Krankheit auch andere Gründe haben könnte.

Denn der Zusammenhang, den sie machen,..

..ist vielleicht ein wenig konstruiert.

Denn die Krankheit wäre wahrscheinlich auch gekommen,..

..wenn sie sich anders verhalten hätten.

Miriam Santonastasos Tochter Giulia kam mit einem Herzfehler zur Welt.

Sie musste operiert werden.

Jetzt, nach 4 Wochen der Unsicherheit, kamen positive Signale.

Was brachten die Gespräche mit der Seelsorgerin?

Einen gewissen Halt.

In dieser schwierigen Situation, die wir mit unserer Tochter haben,..

..hilft es mir viel, wenn ich mal Dampf ablassen kann.

Und ich kann auch einfach mal traurig sein,..

..ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Zudem tut es gut, einfach mit jemandem zu reden.

Bei grosser Belastung hadern Viele mit dem Schicksal.

Wenn etwas Schlimmes passiert, ist es verständlich,..

..wenn die Eltern fragen, warum das passiert ist.

Viele sind auch wütend.

Und diese Wut muss ausgedrückt werden können.

Nach der Wut kommt dann die Trauer. Und dann kommt die Ohnmacht.

Und dann versteht man, dass man das Leben nicht im Griff hat..

..und das es Dinge gibt, die wir nicht planen können.

Dinge, die einfach geschehen.

Daraus entsteht dann manchmal eine andere Art, mit dem Leben umzugehen.

Eine andere Art auch, dankbar zu sein für das, was man hat.

Und wenn das Kind wieder gesund wird,..

..dann ist es anders, als es vorher war.

Kloster und Erzabtei Beuron an der Donau.

Seine Glocken rufen täglich zum Gebet.

50 Benediktinermönche leben hier.

Arbeiten, Bilden und Beten, dies zu gleichen Teilen,..

..bestimmen den Alltag.

Das Kloster ist auch ein Wallfahrtsort.

Jährlich pilgern über 100'000 Menschen zur Beuroner Gnadenmutter.

Die barocke und vom Beuroner Stil geprägte Kirche berührt das Gemüt.

Oder die Seele?

Die Seele ist nicht auf den Punkt zu bringen.

Die Seele in uns ist der Bereich, der uns in die Tiefe hinabführt.

Sie ist der Bereich, wo wir mit uns selbst in Berührung kommen.

Sie ist auch der Bereich unserer Empfindungen.

Und sie ist der Bereich,..

...wo wir mit andern Menschen in Verbindung kommen.

Letztendlich ist die Seele auch unsere Verbindung zu Gott.

Die Metzgerei ist einer der Betriebe, in denen die Mönche arbeiten,..

..und die zum Unterhalt des Klosters beitragen.

Der Verkaufsladen ist aber auch zur Auskunftei für Lebensfragen geworden.

Bruder Burkhard war Landwirt und Metzgermeister.

Im Kloster hat er den Betrieb in 43 Jahren auf- und ausgebaut.

Viele kommen nach Beuron.

Die Metzgerei ist oft die erste Anlaufstelle.

Eine Frau aus Stuttgart sagte mir mal:

"Wenn ihr hinter diesen Mauern uns nicht helfen könnt, wer dann?"

"Ich bin extra hierhin gefahren, um mit jemand von euch zu reden."

Das sind Sachen, die mir alle Tage passieren.

Und nicht nur mir, sondern auch meinen Mitbrüdern.

Ob an der Pforte, am Telefon oder im Schriftverkehr:

Wir sind für alle da.

Das Kloster bietet z.B. Seminare über Burnout an.

Und man kann Besinnungstage im klostereigenen Gästebereich machen.

Die Nachfrage steigt kontinuierlich.

8'000 Übernachtungen sind es gegenwärtig pro Jahr.

Man kann sich hier Fragen stellen, die sonst im Alltag untergehen.

Oft liegt das am Ort.

Viele Gäste sagen: "Wenn ich durch die Klosterpforte eintrete,..

..bin ich in einer anderen Welt."

"Der Ort hier ist was Besonderes. Man spürt den Frieden."

Das erleben wir Mönche nicht so,..

..weil wir auch oft in der Hektik drin sind.

Das Kloster hier ist ein Raum,..

..in welchem die Menschen mit sich selbst zugange sein können.

Etwa in der Klosterbibliothek, zu welcher die Gäste Zugang haben.

Draussen im Alltag wird man mehr oder weniger fremdgesteuert.

Und hier steuert man sich von innen heraus.

Und ich glaube, das ist auch der grosse Unterschied.

Ich nutze diesen Aufenthalt hier auch immer,..

..um über meinen Beruf nachzudenken und mir neue, klare Ziele zu setzen.

Ich habe bisher keinen Ort gefunden, an dem ich das besser tun könnte.

Allein das Staunen über die Vielfalt der Natur bringt Ruhe.

Die Natur erinnert daran, dass man ein Teil eines Ganzen,..

..ein Teil einer Gemeinschaft ist.

Als Wallfahrts- und Besinnungsort bietet Beuron viele Wanderwege.

Und im Liebfrauental hat es eine Muttergottesgrotte.

Gerda Ley heiratete vor 51 Jahren im Kloster Beuron.

Ihr Mann ist schon seit langem gestorben.

Den Hochzeitstag verbringt sie am Ort ihres ehemaligen Glücks.

Nach dem Tod meines Mannes haderte ich mit Gott.

Ich habe mich gefragt, warum Gott das zulässt..

..und mir meinen Liebsten und meinen Kindern den Vater nimmt.

Aber dann habe ich gespürt,..

..dass ich irgendwie bei Gott doch eine Ruhe finde.

Ich ging dann auch wieder öfters in die Kirche.

Ich habe gemerkt, dass es mir einfach gut tut.

Die Stille, die Ruhe im Kloster ist für mich wie Seelenbalsam.

Ich komme jedes Jahr hierher.

Allerdings ist dieses Mal das erste Mal mit Übernachtung.

Es ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung.

Man kann mal aus der Alltagshektik ausbrechen.

Als Gast kommt man jederzeit in Kontakt mit den Mönchen.

Männer dürfen sogar mit ihnen essen.

Ernst geht es dabei nicht immer zu. Es wird viel gelacht.

Auch das ist Seelsorge.

Man kann sich mit den Mönchen über alles unterhalten.

Sie werden jedoch nicht von sich aus aktiv.

Die Beichte war früher Pflicht.

Heute stehen sogar im Kloster die Beichtstühle leer.

Man kann aber einen Beichtvater verlangen.

Das Gespräch findet in einem Raum statt.

Davon profitieren Viele, die nicht zum Dorfpfarrer wollen.

Das feierliche Hochamt gegen Mittag mit dem gregorianischen Choral..

..setzt dem Tag der Mönche einen sakralen Höhepunkt.

Die feierliche Gestaltung der Eucharistie, des Abendmahls,..

..ist die Spezialität der katholischen Kirche.

Die katholische Kirche will möglichst alle Sinne ansprechen.

Auch die Kommunion können heute alle empfangen,..

..die den Glauben an Christus teilen.

Die katholische Kirche eckt immer wieder an.

Z.B. wenn der Papst Entscheide über die Familienplanung fällt.

Dann kommt es teils zu Kirchenaustritten.

Anderseits wurden in Baden-Württemberg..

..noch nie so viele Segnungen von Gebäuden vorgenommen wie jetzt.

Die Leute erwarten schon, dass wir für sie da sind..

..und ihre Sorgen und Nöte ernst nehmen.

Das steht übrigens in unserem Hochgebet drin,..

..dass wir die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen müssen.

Wir gehen dorthin, wo die Menschen feiern und trauern.

Das wird erwartet. Die Kirche muss vor Ort sein.

Käthi La Roche möchte ihre Kirche, das Grossmünster in Zürich,..

..samt der Krypta aus dem 12. Jh..

..der Bevölkerung optisch und akustisch besinnlich präsentieren.

Mit der Sopranistin Andrea Viaricci..

..bereitet sie eine nächtliche Führung bei Kerzenschein vor.

Das Bedürfnis nach Spiritualität ist in der Bevölkerung gewachsen.

Das möchten die Seelsorger berücksichtigen.

Bibelauslegung, Gottesdienste, Gespräche..

..und Möglichkeiten für Spiritualität und Besinnung,..

..sind die Aufgaben, die sich die Seelsorge heute gibt.

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