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2020-7 Imported from YouTube, Wie ein Geschäftsmann Banken um Milliarden betrog - Big Money | SWR Doku

Wie ein Geschäftsmann Banken um Milliarden betrog - Big Money | SWR Doku

. Dies ist die Geschichte eines Mannes, dessen Talent es war, Dinge zu verkaufen, die es gar nicht gab.

Manfred Schmider stand im Mittelpunkt des bis dahin größten Betrugsfalls

der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Dafür saß er sieben Jahre im Gefängnis.

Big Manni in seinen besten Jahren.

Eigener Jet, eigener Flughafen.

Villen in aller Welt.

Politiker sonnten sich in seinem Glanz.

Banker trugen ihm das Geld nur so nach.

Nichts war ihm groß genug.

Uns interessiert: Wie hat er das damals gemacht?

Wie schaffte er es, Maschinen zu verkaufen,

die es gar nicht gab nicht gab, und damit Milliarden zu ergaunern?

(Ernste Musik)

Bis jetzt hat er geschwiegen.

Heute lebt Manfred Schmider auf Mallorca.

Hierhin hat er sich der knapp 70-Jährige

nach den Jahren im Gefängnis zurückgezogen.

Er hat mit der Geschichte von damals noch nicht abgeschlossen.

Seine Familie möchte er aus diesem Film heraushalten.

Aufgewachsen ist er in Karlsruhe, der Vater war Kaufmann.

Auch er selbst war schon früh sehr geschäftstüchtig.

Wir treffen ihn in einem seiner Lieblingslokale

in der Nähe von Palma.

Ich war natürlich immer ehrgeizig, ich wollte immer was machen.

Ich habe Autos verkauft während des Studiums.

Angefangen mit VW, hinterher waren es Mercedes.

Ich habe mit 16 Jahren ...

Der Vater von einem Freund hatte eine Versicherungsagentur,

da habe ich nach der Schule Lebensversicherungen verkauft.

Ich war immer ein Mensch, der irgendwas tut, und versucht hat,

irgendwas zu machen.

Ich bin irgendwo mal falsch abgebogen, würde ich sagen.

Und ich habe es nicht gemerkt, oder zu spät gemerkt, ja.

Manfred Schmider verkaufte mit seiner Firma FlowTex Maschinen,

die es größtenteils nur auf dem Papier gab,

und betrog Banken und Leasinggesellschaften

um insgesamt 4,2 Milliarden Mark, so die Anklage damals.

Um zu verstehen, wie der Betrug gelingen konnte,

treffen wir uns mit Staatsanwalt Reinhard Hofmann.

Er hat Manfred Schmider in tagelangen Vernehmungen kennengelernt.

Noch heute lagern Tausende Akten

im Keller der Staatsanwaltschaft Mannheim.

Hofmann hat versucht, die Persön- lichkeit Schmiders zu ergründen.

Welche Motive trieben Manfred Schmider an?

Er hatte in der Schule wenig Freunde.

Und ein Grund, weswegen er später auch so geworden ist, war ja,

dass er mit 16 Jahren, Mitte der 60er-Jahre, ein Moped,

das hatten andere damals nicht.

Mittels dieses Mopeds hat er Schul- freunde geködert, an sich genommen,

weil er hatte da was zu bieten,

das war ein Grundbestandteil seines Charakters,

Menschen für sich einzunehmen.

Manfred Schmider hat es weit gebracht mit dieser Art.

Zum Chef von FlowTex.

In den 90ern nach außen DAS Vorzeige- unternehmen in Baden-Württemberg.

War schon furchteinflößend, ja.

Wenn er dann so durch die Gänge gelaufen ist,

er war immer sehr gut gekleidet, Maßanzug, Krawatte mit Nadel,

Weste, topgepflegt, Rolex am Arm - war eine imposante Erscheinung.

In allem, was er macht, ist er extrem.

Wenn er irgendwas vorhat,

läuft er wie ein Terrier durch die Gegend, bis er es hat.

Der Frankfurter Anwalt Klaus Ziegler war Manfred Schmiders Verteidiger

und kennt ihn seit gut 20 Jahren.

(Ernste Musik)

Christine Laabs war Manfred Schmiders Sekretärin.

Sie lebt und arbeitet heute in Baden-Baden.

Der Junge mit dem Moped hatte es 35 Jahre später

bis ganz nach oben geschafft.

Die Autos waren nur seine kleinsten Spielzeuge.

Auf dem Höhepunkt seines Luxuslebens feierte Big Manni

seinen 50. Geburtstag auf seinem schlossähnlichen Anwesen

auf dem Karlsruher Turmberg. (Hubschrauberlärm)

Wir haben um die 300 Einladungen rausgeschickt.

Es kamen auch fast alle: Politik, Wirtschaft,

Spiel, Sport, Spannung, also es waren alle dabei.

Die Leute sind den Einladungen hinterher gehechelt.

Das ist so, das war ein Event für Baden-Württemberg.

Er beeindruckte die High Society mit unvorstellbarem Luxus.

Privatjet mit goldenen Wasserhähnen.

Villen auf der ganzen Welt.

Unter anderem auf Ibiza, in Florida, Uruguay und in St. Moritz.

(Aufregende Musik)

Er besaß drei Schiffe, das Größte 55 Meter lang,

das hat er vom Sultan von Brunei gekauft.

Er hat es natürlich deutlich übertrieben mit seinem Luxus.

Und Luxus ist natürlich auf der einen Seite neidfördernd,

aber auf der anderen Seite ist Neid die höchste Form der Anerkennung.

Das hat er sicherlich auch ausgenutzt,

dass er dadurch Anerkennung bekommen hat.

Er hatte im Grunde alle Spielzeuge, die man so braucht.

Die schönsten Autos, die schönsten Yachten, die schnellsten Flugzeuge.

Und eben, das Besondere bei ihm, einen eigenen Verkehrsflughafen.

Wer hatte das schon?

Wir verabreden uns zu Dreharbeiten in Deutschland,

und fahren mit Manfred Schmider

zum Flughafen Karlsruhe Baden-Baden.

Seinem ehemaligen Flughafen.

Er hat eingewilligt, mit uns an die Orte zurückzukehren,

die für ihn und seinen Aufstieg nach ganz oben

eine wichtige Rolle gespielt haben.

Früher war Manfred Schmider oft hier,

denn zu seinen Glanzzeiten standen auf diesem Gelände

seine zwei Privatflugzeuge und sein Hubschrauber bereit.

Vergangene Zeiten.

All das konnte er sich damals leisten,

weil er in den 80ern auf eine Ge- schäftsidee in den USA gestoßen war.

"FlowMole" hieß das System aus Amerika.

Horizontalbohrmaschinen, mit denen man Leitungen verlegen konnte,

ohne den Boden aufzureißen.

Manfred Schmider zog das ganz groß auf.

Das Geld gaben Banken und Leasinggesellschaften,

die gerne an die scheinbar geniale Idee glaubten.

(Aufregende Musik)

Wir waren ja überzeugt, dass das ein Supersystem ist.

Und die Banken waren genauso überzeugt.

Und die haben dann angefangen mit 20 Millionen

das erste Mal Maschinen zu finanzieren

und das haben wir auch gemacht.

Manfred Schmider präsentierte die millionenteuren Maschinen

in aufwendigen Werbefilmen.

Am liebsten hätte er sie damals direkt vor der Tagesschau platziert.

"Verlegen Sie eine Gasleitung?" - "Anders als sonst."

"Wir verlegen unter der Erde." - "Ohne aufgraben?"

"Genau, wir verwenden ein neues System."

Doch so gut wie in den Werbefilmen

funktionierte das System in der Realität längst nicht.

Steine, Rohre oder Leitungen waren im Weg.

Das Bohrgeschäft kam daher nie richtig in Gang.

Trotzdem schaffte es Manfred Schmider,

seinen Geldgebern ein hochprofitables Unternehmen vorzugaukeln.

Es fing eigentlich an wie so eine Salamitaktik. Es ist ja nicht so,

dass wir jetzt da hingesessen sind: "Wir machen einen Riesenbetrug."

Wir haben an eine Geschichte geglaubt und so fing das an,

dass wir natürlich dann, sagen wir mal, Erfolg gezeigt haben,

Zahlen, die es so in der Realität noch nicht gab.

Wir haben im Prinzip in unserem Kopf die Zukunft vorweggenommen

und aufs Papier gepackt.

Und daraus ist eigentlich dieses System dann auch entstanden.

Und ...

die Banken haben das alles mitfinanziert, die waren begeistert.

Banken und Leasinggesellschaften glaubten der Werbewelt.

Am Ende waren es mehr als 3.000 Maschinen,

auf dem Papier und in der Werbung.

In Wirklichkeit gab es nicht mal 300.

Als Chef von FlowTex wusste Big Manni genau,

wie er Geldgeber von sich überzeugen und sie beeindrucken konnte.

Er kann einen Charme entwickeln, der beeindruckend ist.

Wenn man ihn wie ich länger kennt,

lässt das natürlich auch ein bisschen nach, die Wirkung,

das ist völlig klar.

Aber die meisten Menschen springen da noch drauf an,

um das mal ganz salopp zu sagen.

Vor 18 Jahren ist er das letzte Mal zu seiner Firma geflogen.

Heute macht er sich mit uns auf denselben Weg wie damals.

(Hubschrauberlärm)

Flieg gleich drüber.

Für die kurze Strecke zur Firma, mit dem Auto nur ein paar Minuten,

nahm er lieber den Helikopter.

Wirklich schnell. Effektiv.

Sie haben keine Staus.

Seine Geldgeber flogen oft und gerne mit.

Der Hubschrauber stand Tag und Nacht für ihn bereit.

Wir kommen jetzt direkt drüber. Hier rechts.

(Reporterin:) Da ist die Firmenzentrale und wo landet man da?

Da unten, wo die Container stehen, sind wir immer gelandet.

(Hubschrauberlärm)

Seine Mitarbeiter waren vorgewarnt.

Es war der einzige Chef, den ich hatte, den man immer gehört hat.

Der Hubschrauber fing an zu dröhnen und dann wusste ich genau:

Fünf Minuten später ist er da. Das war ein Statussymbol, ganz klar.

Und dann mal schnell zum Mittagessen ins Elsass zu fliegen,

das war was ganz Besonderes und hat alle beeindruckt,

die er mitgenommen hat. Mit Absicht.

Manfred Schmider in seinem Büro in Ettlingen.

Hier fühlte er sich unangreifbar, mächtig und anerkannt.

Mit großen Zahlen jonglierte er wie selbstverständlich.

Er hatte es aus einfachen Verhältnissen

zum Vorzeigeunternehmer im exklusiv ausgestatteten Büro gebracht.

Doch am 4. Februar 2000 war alles vorbei.

Manfred Schmider wurde in seiner Firma verhaftet.

Für die meisten seiner Mitarbeiter kam das scheinbar ganz überraschend.

Ein Freitag Nachmittag. Jeder war schon aufs Wochenende eingestellt.

als es hieß, die Polizei sei im Haus.

Steuerfahndung, Kriminalpolizei.

Sie werden's kaum glauben, da wurd mir auf einmal ganz anders,

hab ich gedacht, jetzt ist's vorbei.

Wenn die schon da sind, wenn die Steuerfahndung schon ...

auf dem Firmengelände ist, denn die kommt nicht ohne Grund.

Staatsanwaltschaft und Polizei nahmen kistenweise Beweismaterial mit.

Schon bald wurde klar, dass man es mit dem größten Betrugsfall

der deutschen Wirtschaftsgeschichte zu tun hatte.

(Angespannte Musik)

Manfred Schmider hatte bereits seit Monaten unter Druck gestanden.

Es war eine Nervosität da zwei, drei Monate vorher.

Er hatte Kopfschmerzen, Rückenschmerzen.

Ich hab halt gedacht, ja, er hat Stress.

Wie man sich das dann so erklärt.

Da wurden viele Aspirin in Wasser aufgelöst,

um die Kopfschmerzen zu lindern.

Knapp 20 Jahre später. Der FlowTex- Schriftzug auf dem Firmendach

ist nur noch zu erahnen.

Das Unternehmen, in dessen Glanz sich Banker und Politiker sonnten,

gibt es nicht mehr. Das Gebäude steht größtenteils leer.

Auf der Reise in Manfred Schmiders Vergangenheit

besuchen wir mit ihm seine frühere Firma.

Seit dem Zusammenbruch von FlowTex war er nicht mehr hier.

Das ist ein sehr komisches Gefühl,

nach 18 Jahren und zwei Wochen das erste Mal wieder hierher zu kommen.

Man hat es zwar im Kopf, aber wenn man dann davorsteht,

ist es doch ... sehr schwierig für mich.

Das alles noch mal Revue passieren zu lassen.

(Verkehrslärm)

Das war der schwerste Tag meines Lebens,

als ich das letzte Mal hier war.

An dem Tag, als Manfred Schmider das letzte Mal in seiner Firma war,

wurde er verhaftet.

Das war das Sekretariat.

Das heißt, die Frau Laabs ...

(Er atmet schwer aus.)

Von hier aus machte Big Manni seine Geschäfte.

Das ist schon sehr schwierig für mich, ja.

(Reporterin:) Wo stand Ihr Schreibtisch? - Hier.

Hier stand mein Schreibtisch.

Da läuft natürlich alles wie im Film ab, wenn man das noch mal sieht.

Ich bin froh, dass ich doch noch mal hergekommen bin.

Dass ich irgendwann mit der Geschichte

im Kopf auch mal abschließen kann, weil ...

(bedrückt:) Nicht so leicht ...

Aber ich würd jetzt gern wieder gehen.

(Er atmet schwer aus.)

Das System FlowTex funktionierte über ein Jahrzehnt.

Manfred Schmider schaffte es, immer mehr Maschinen,

die es größtenteils nicht gab,

an Leasinggesellschaften zu verkaufen und zurückzumieten.

Dafür benutzte der Mann, der in der Jugend Gebrauchtwagen verkauft hatte,

einen simplen Trick.

Da mussten wir natürlich kreativ sein, weil die Banken haben ja

Kontrollorgane, die dann zwischen- durch ihre Maschinen sehen wollten.

Dann haben wir im Prinzip die Typenschilder,

haben wir dann eben ausgetauscht.

Und ... immer so viele Maschinen in die Halle gestellt,

wie die grad sehen wollten.

In diesen Hallen, standen die wenigen Vorführmaschinen, die es real gab.

Banken und Leasinggesellschaften gaben sich zufrieden.

Sind gekommen, haben eine Liste, ein Blatt genommen,

haben sich die Nummern aufgeschrie- ben und sind wieder gegangen.

Und haben das mit ihren Briefen abgeglichen.

Also, die hatten jetzt zehn Briefe mit zehn Produktionsnummern.

Dann haben sie die Plaketten angeguckt,

ob die Nummern stimmen, das war im Prinzip dann alles.

Es ist ja alles gut gelaufen für ihn bis dahin.

Und es kann schon sein, dass er sich abends gefreut hat,

wie leicht die Menschen zu beeinflussen waren

und wie viele Menschen, ja, er damit erreicht hat.

Der Betrug schien so einfach, fast ein Selbstläufer.

Manfred Schmider machte weiter.

Immer neue Maschinen. Immer neue Kredite.

Denn die monatlichen Leasingraten mussten auch für die Maschinen

bezahlt werden, die es nur auf dem Papier gab.

(Angespannte Musik)

Es war ein klassisches Schneeballsystem.

Das funktioniert eine gewisse Weile,

weil mit den neu hereingekommenen Geldern

werden ja zunächst mal die älteren Gläubiger befriedigt.

Aber wenn ein Schneeballsystem mal ins Rollen gekommen ist,

dann wird es immer schwerer, das noch aufzuhalten.

Und es war ja dann Ende der 90er-Jahre so,

dass der Herr Schmider Monat für Monat

60 Millionen D-Mark aufbringen musste,

um die Leasingraten überhaupt noch monatlich bedienen zu können.

Aber Big Manni schaffte es, die Banker immer wieder zu blenden.

In der Werkstatt hatten sich Mitarbeiter

schon damals darüber gewundert, wie es Manfred Schmider gelingen konnte,

so mühelos Kredite zu bekommen.

Den Banken und den Leasingfirmen geb ich genauso die Schuld.

Wissen Sie, wenn ich zur Bank geh und sag,

ich will mir ein Auto kaufen, ich brauch 30.000 Mark,

muss ich den Kopf meiner Schwieger- mutter unterm Arm mitbringen.

Wenn er hingeht und sagt, er braucht 30 oder 100 Millionen,

dann fallen die vor ihm auf die Füße - so stell ich mir das vor.

Die Banken haben an Herrn Schmider, an FlowTex und dem ganzen Drumherum

jede Menge Geld verdient.

Da kämpfte eine Bankfiliale gegen die andere.

Was dürfen wir FlowTex noch mal Gutes tun?

Ohne diese Mitakteure

wäre dieses ganze Ding überhaupt nicht gelaufen.

Überhaupt nicht. Nicht ansatzweise.

Big Manni hielt die Besuche der hochrangigen Banker

in der Firma absichtlich kurz.

Viel Zeit verbrachte er mit seinem Besuch im Hubschrauber

und bei ausgedehnten Gourmet-Mittagessen.

(Hubschraubermotor, angespannte Musik)

Man ist auf den Flughafen nach Söllingen geflogen.

Und hat das Ganze dann mit einem Essen gefeiert.

Herr Schmider sprach von einem sogenannten feuchten Mittagessen.

Ein feuchtes Mittagessen besteht darin,

dass dabei auch reichlich Alkohol konsumiert wird.

Und dass dann die Beteiligten nicht mehr so ganz nüchtern sind.

(Treibende Musik) Mal flog man ins Elsass.

Mal lud Manfred Schmider Banker und Geschäftspartner auf seine Yacht

oder in eine seiner vielen Villen ein.

Er ließ sie teilhaben an seinem Luxusleben.

Sie schaffen Dinge, erschaffen Dinge,

zeigen nach außen ihren Erfolg. Das ist auch ganz wichtig gewesen.

Laden die Leute ein natürlich, manchmal aufs Schiff,

manchmal hoch zu einem Abendessen.

Und so hat sich das insgesamt ... verzahnt ineinander.

Und wie gesagt, der Erfolg musste eben einfach da sein,

um das Ganze nicht irgendwo kaputt gehen zu lassen.

Und dann kaufte er sich auch noch einen Flughafen.

1996, als die Geschäfte richtig gut liefen.

Die frühere NATO-Basis der Kanadier in Söllingen bei Baden-Baden.

Dabei ließ sich Manfred Schmider von einem Politiker helfen:

dem FDP-Ehrenvorsitzenden Jürgen Morlok.

Irgendwann sagte er: "Der Flughafen soll verkauft werden vom Bund."

Für im Verhältnis, muss man sagen, wenig Geld.

Unter 38 Millionen oder so, D-Mark.

Und dann hat der Dr. Morlok das auch noch eingefädelt,

dass wir vom Bund noch einen Zuschuss bekamen,

wenn wir den Flugbetrieb wieder aufnehmen und genehmigt bekommen.

Und das war natürlich eine tolle Geschichte.

Dann haben wir den Flughafen auch noch gekauft.

Er hat natürlich auch ganz bewusst agiert,

indem er sich bestimmte Politiker als Tor- und Türöffner engagierte.

Herr Morlok war ja ein verdienter Politiker in Baden-Württemberg,

der alle kannte.

Und damit ... war natürlich der Einstieg von Herrn Schmider

in diese Riege gewährleistet.

Zum damaligen Zeitpunkt sicher ein geschickter Schachzug.

Außerdem plante Manfred Schmider eine neue FlowTex-Zentrale

auf seinem Flughafen.

Zum Spatenstich kamen führende Politiker Baden-Württembergs.

Auch der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel.

(Bewegte Musik, Stimmengewirr)

Die neue FlowTex-Zentrale: ein Millionenpalast aus Glas.

Schon das Miniaturmodell ließ die Politiker staunen.

Und im Werbefilm wirkte das Modell noch imposanter.

Von hier aus werden die Projekte des dritten Jahrtausends angegangen.

Manfred Schmider präsentierte sich

als Lichtgestalt am Unternehmerhimmel und versprach,

das Ländle ganz nach vorne zu bringen.

Der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel

setzte sich sogar in den Bagger zur Feier des Baubeginns.

Heute will keiner von den Politikern aus Schmiders ehemaligem Umfeld

mit uns über FlowTex reden.

Der Fall Schmider sei doch längst vorbei,

und Erwin Teufel erinnert sich nicht mehr so genau.

So wie sich Schmider mit den Ministern gesonnt hat,

so haben sich die Minister mit Schmider gesonnt.

Also man hat sozusagen gegenseitig sich die Wichtigkeit bescheinigt.

Frieder Birzele, der frühere SPD-Innenminister,

leitete später den FlowTex- Untersuchungsausschuss im Landtag.

Fand aber keine Belege dafür,

dass die Landesregierung Schmider damals geschützt hätte.

Dabei hatte es schon lange Unstimmigkeiten bei FlowTex gegeben,

Steuerprüfungen, Ermittlungen,

außerdem eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe,

die das Betrugssystem bis in alle Einzelheiten beschrieb.

War der Fall zu prominent?

Wenn man weiß, der verkehrt mit Mitgliedern der Landesregierung,

der Ministerpräsident kommt, das muss ja ein seriöser Mann sein.

Wer würde sich sonst mit ihm einlassen?

Dann hat dies natürlich Auswirkungen auch auf die einzelnen Beamten.

Nicht so, dass die sagen: "Oh, da darf ich jetzt nichts mehr machen."

Aber das beeindruckt ja schon.

Und da weiß man - "Oh, prominent" - da muss ich vorsichtig sein.

Wie gut Manfred Schmider mit der Prominenz konnte,

zeigte sich an seinem 50. Geburtstag.

Ein Event, bei dem niemand fehlen wollte.

300 Gäste, Adel, Politik, Wirtschaft.

Der Junge aus einem Karlsruher Vorort hatte es weit gebracht.

Er gehörte jetzt dazu.

(Belebte Musik)

Fürstenbergs, Wittgensteins ...

Alle möglichen Politiker, bis zu Oettinger, der war auch da damals.

Ich krieg's gar nicht mehr alles zusammen.

Selbst der Franz Burda ist extra mit der Concorde,

der war im Urlaub, hier rübergeflogen,

um an dem Geburtstag teilzunehmen.

Also es war schon sehr hoch angesiedelt.

Und es war gewünscht, dass das Motto "Flughafen" war.

Das heißt, wir Sekretärinnen, auch die anderen Sekretärinnen im Haus,

bekamen blaue, dunkelblaue Kostüme wie Stewardessen.

Wir haben die Gäste empfangen und an ihre Tische geleitet.

Da gab es Bordkarten, das waren die Tischkarten. Das war das Motto.

Es gab ein tolles Catering, es war ein Feuerwerk da.

Also es war absolut ein Highlight.

Lothar Späth, der ehemalige Ministerpräsident

von Baden-Württemberg, gehörte ebenso zu den Gästen

und hielt die Laudatio auf Manfred Schmider.

Gefeiert wurde auf dem großzügigen Anwesen auf dem Karlsruher Turmberg,

wo Manfred Schmider mit seiner Frau Inge

und den beiden gemeinsamen Kindern lebte.

Bis zu seiner Verhaftung im Februar 2000.

(Angespannte Musik)

Mein größter Fehler war, dass ich die Tools,

die wir gehabt haben, um Erfolg zu zeigen nach außen,

auch für mich privat so benutzt habe,

um, sagen wir mal ... Neid zu erzeugen.

Und wenn Sie Neid erzeugen und Sie stürzen,

dann freuen sich alle drüber.

18 Jahre nach seiner Verhaftung.

Manfred Schmider zeigt uns sein ehemaliges Zuhause auf dem Turmberg.

Wie groß ist das Grundstück? - Ich weiß es nicht mehr. Groß.

Jetzt noch eine Kurve, dann sind wir da.

Nach dem Zusammenbruch von FlowTex wurde die Villa verkauft.

Wir dürfen nicht auf dem Gelände mit ihm filmen.

Herr Schmider, das war Ihre damalige Adresse? - Ja.

Ja.

Heute bleibt ihm nur noch der Blick von außen.

Das Grundstück, auf dem er einst lebte, ist 60.000 Quadratmeter groß.

Damals war das selbstverständlich für ihn.

Wenn man mit Abstand hierherkommt und das sieht,

versteht man gar nicht, dass man es nicht wahrgenommen hat.

Weil ... (Räuspern)

Man ... man rutscht da irgendwo rein, ohne dass ... man merkt,

dass es immer mehr und immer größer wird.

Er sei, so beschreibt er es, in einen Strudel geraten.

Er habe sich nicht mehr befreien können.

Sie haben nur noch ein Ziel:

Das Ziel zu erreichen, und mit allen Mitteln,

egal, was dazu benötigt wird.

Und dann fallen die Hemmschwellen.

Dann machen Sie Dinge, die nicht mehr richtig sind,

auch nicht mehr in der Grauzone,

sondern die dann wirklich schon ins Kriminelle gehen.

Und Sie verlieren das Gefühl dafür, das darf ich nicht machen.

Hinter dem Zaun hielt er Hof, empfing Gäste,

die er gerne mit seinem Reichtum beeindruckte.

Viele Freunde von damals

wollen heute aber nichts mehr von Manfred Schmider wissen.

Die waren beim Feiern ja immer alle dabei, haben sich im Erfolg gesonnt.

Zum Schluss, als es nicht mehr ging, war keiner mehr da, ne?

Als die Yachten weg waren,

war natürlich auch ein Großteil der Anziehungskraft weg.

Das muss man ganz schlicht sagen. Und ...

Und daran können Sie ermessen, welch gute Freunde das waren.

Solange jemand Macht hat, Ansehen hat,

sonnt man sich gerne in seinem Glanz.

Und wenn dann kriminelle Themen ins Spiel kommen,

dann will auf einmal keiner mehr was damit zu tun haben.

(Angespannte Musik, Motorsummen)

Können Sie ein bisschen tiefer gehen?

Das wär super.

Manfred Schmider möchte sein früheres Zuhause noch einmal von oben sehen.

So wie damals, als er von hier aus täglich mehrmals startete.

Da, wo das runde Ding ist, ist der Landeplatz. - Vor den Bäumen ...

Keiner der Verantwortlichen

schien Manfred Schmiders Lebensstil hinterfragt zu haben.

Wenn einer von seiner Wohnung zu seinem Geschäftssitz

den Hubschrauber benutzt, wie Schmider es getan hat,

dann muss man sich doch fragen: "Bei dieser kurzen Entfernung,

ist der noch normal, was geht in dem vor?"

Es scheint unglaublich, dass Manfred Schmider dieser Betrug

über Jahre gelingen konnte.

Aber je größer das Rad wurde, das er drehte, desto eher glaubte man ihm.

Die ganze Aura war natürlich die von Macht und Einfluss und Geld.

Und ... Es gibt so einen schönen Spruch: "too big to fail", ne?

Vielleicht hat man vermutet, dass es das ist.

Es zog keiner in Zweifel, dass da nichts dahinterstecken könnte.

"Ich muss meiner Frau, meiner Familie zeigen, was ich kann."

"Und letztlich dem Land Baden- Württemberg zeigen, was ich kann."

Und genau das hat er eben getan.

Der Herr Schmider hat sicherlich

nach dem lateinischen Sprichwort "mundus vult decipi" gehandelt.

Also er wusste, die Welt will betrogen werden.

(Lebhafte Musik)

So konnte Manfred Schmider beweisen,

dass man es vom Gebrauchtwagenhändler aus einfachen Verhältnissen

zum Vorzeigeunternehmer bringen kann.

Mit der Unterstützung von Banken und Politikern.

Ein schlechtes Gewissen gegenüber den Geschädigten hat er nicht.

Seine Wahrnehmung bis heute:

Die Geschädigten sind nur Banken ge- wesen, keine privaten Geschädigten,

um das zu sagen, es waren ausschließlich Banken.

Natürlich hat man immer ein schlechtes Gewissen.

Das hab ich auch, das ist nicht richtig, was wir gemacht haben.

Ich bin sehr hoch geflogen und noch tiefer gestürzt und ...

Es ist allein meine Schuld gewesen, ich kann niemand die Schuld geben.

Wie gesagt.

Die größten Schuldgefühle hab ich meiner Familie gegenüber,

weil ich die ins Unglück gestürzt hab durch diese Sache.

(Melancholische Musik)

SWR 2019

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. Dies ist die Geschichte eines Mannes, dessen Talent es war, Dinge zu verkaufen, die es gar nicht gab.

Manfred Schmider stand im Mittelpunkt des bis dahin größten Betrugsfalls

der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Dafür saß er sieben Jahre im Gefängnis.

Big Manni in seinen besten Jahren.

Eigener Jet, eigener Flughafen.

Villen in aller Welt.

Politiker sonnten sich in seinem Glanz.

Banker trugen ihm das Geld nur so nach.

Nichts war ihm groß genug.

Uns interessiert: Wie hat er das damals gemacht?

Wie schaffte er es, Maschinen zu verkaufen,

die es gar nicht gab nicht gab, und damit Milliarden zu ergaunern?

(Ernste Musik)

Bis jetzt hat er geschwiegen.

Heute lebt Manfred Schmider auf Mallorca.

Hierhin hat er sich der knapp 70-Jährige

nach den Jahren im Gefängnis zurückgezogen.

Er hat mit der Geschichte von damals noch nicht abgeschlossen.

Seine Familie möchte er aus diesem Film heraushalten.

Aufgewachsen ist er in Karlsruhe, der Vater war Kaufmann.

Auch er selbst war schon früh sehr geschäftstüchtig.

Wir treffen ihn in einem seiner Lieblingslokale

in der Nähe von Palma.

Ich war natürlich immer ehrgeizig, ich wollte immer was machen.

Ich habe Autos verkauft während des Studiums.

Angefangen mit VW, hinterher waren es Mercedes.

Ich habe mit 16 Jahren ...

Der Vater von einem Freund hatte eine Versicherungsagentur,

da habe ich nach der Schule Lebensversicherungen verkauft.

Ich war immer ein Mensch, der irgendwas tut, und versucht hat,

irgendwas zu machen.

Ich bin irgendwo mal falsch abgebogen, würde ich sagen.

Und ich habe es nicht gemerkt, oder zu spät gemerkt, ja.

Manfred Schmider verkaufte mit seiner Firma FlowTex Maschinen,

die es größtenteils nur auf dem Papier gab,

und betrog Banken und Leasinggesellschaften

um insgesamt 4,2 Milliarden Mark, so die Anklage damals.

Um zu verstehen, wie der Betrug gelingen konnte,

treffen wir uns mit Staatsanwalt Reinhard Hofmann.

Er hat Manfred Schmider in tagelangen Vernehmungen kennengelernt.

Noch heute lagern Tausende Akten

im Keller der Staatsanwaltschaft Mannheim.

Hofmann hat versucht, die Persön- lichkeit Schmiders zu ergründen.

Welche Motive trieben Manfred Schmider an?

Er hatte in der Schule wenig Freunde.

Und ein Grund, weswegen er später auch so geworden ist, war ja,

dass er mit 16 Jahren, Mitte der 60er-Jahre, ein Moped,

das hatten andere damals nicht.

Mittels dieses Mopeds hat er Schul- freunde geködert, an sich genommen,

weil er hatte da was zu bieten,

das war ein Grundbestandteil seines Charakters,

Menschen für sich einzunehmen.

Manfred Schmider hat es weit gebracht mit dieser Art.

Zum Chef von FlowTex.

In den 90ern nach außen DAS Vorzeige- unternehmen in Baden-Württemberg.

War schon furchteinflößend, ja.

Wenn er dann so durch die Gänge gelaufen ist,

er war immer sehr gut gekleidet, Maßanzug, Krawatte mit Nadel, he was always very well dressed, tailored suit, tie with pin,

Weste, topgepflegt, Rolex am Arm - war eine imposante Erscheinung. Waistcoat, well-groomed, Rolex on the arm - it was an imposing appearance.

In allem, was er macht, ist er extrem.

Wenn er irgendwas vorhat,

läuft er wie ein Terrier durch die Gegend, bis er es hat.

Der Frankfurter Anwalt Klaus Ziegler war Manfred Schmiders Verteidiger

und kennt ihn seit gut 20 Jahren.

(Ernste Musik)

Christine Laabs war Manfred Schmiders Sekretärin.

Sie lebt und arbeitet heute in Baden-Baden.

Der Junge mit dem Moped hatte es 35 Jahre später

bis ganz nach oben geschafft.

Die Autos waren nur seine kleinsten Spielzeuge.

Auf dem Höhepunkt seines Luxuslebens feierte Big Manni

seinen 50. Geburtstag auf seinem schlossähnlichen Anwesen

auf dem Karlsruher Turmberg. (Hubschrauberlärm)

Wir haben um die 300 Einladungen rausgeschickt.

Es kamen auch fast alle: Politik, Wirtschaft,

Spiel, Sport, Spannung, also es waren alle dabei.

Die Leute sind den Einladungen hinterher gehechelt.

Das ist so, das war ein Event für Baden-Württemberg.

Er beeindruckte die High Society mit unvorstellbarem Luxus.

Privatjet mit goldenen Wasserhähnen.

Villen auf der ganzen Welt.

Unter anderem auf Ibiza, in Florida, Uruguay und in St. Moritz.

(Aufregende Musik)

Er besaß drei Schiffe, das Größte 55 Meter lang,

das hat er vom Sultan von Brunei gekauft.

Er hat es natürlich deutlich übertrieben mit seinem Luxus.

Und Luxus ist natürlich auf der einen Seite neidfördernd,

aber auf der anderen Seite ist Neid die höchste Form der Anerkennung.

Das hat er sicherlich auch ausgenutzt,

dass er dadurch Anerkennung bekommen hat.

Er hatte im Grunde alle Spielzeuge, die man so braucht.

Die schönsten Autos, die schönsten Yachten, die schnellsten Flugzeuge.

Und eben, das Besondere bei ihm, einen eigenen Verkehrsflughafen.

Wer hatte das schon?

Wir verabreden uns zu Dreharbeiten in Deutschland,

und fahren mit Manfred Schmider

zum Flughafen Karlsruhe Baden-Baden.

Seinem ehemaligen Flughafen.

Er hat eingewilligt, mit uns an die Orte zurückzukehren,

die für ihn und seinen Aufstieg nach ganz oben

eine wichtige Rolle gespielt haben.

Früher war Manfred Schmider oft hier,

denn zu seinen Glanzzeiten standen auf diesem Gelände

seine zwei Privatflugzeuge und sein Hubschrauber bereit.

Vergangene Zeiten.

All das konnte er sich damals leisten,

weil er in den 80ern auf eine Ge- schäftsidee in den USA gestoßen war.

"FlowMole" hieß das System aus Amerika.

Horizontalbohrmaschinen, mit denen man Leitungen verlegen konnte,

ohne den Boden aufzureißen.

Manfred Schmider zog das ganz groß auf.

Das Geld gaben Banken und Leasinggesellschaften,

die gerne an die scheinbar geniale Idee glaubten.

(Aufregende Musik)

Wir waren ja überzeugt, dass das ein Supersystem ist.

Und die Banken waren genauso überzeugt.

Und die haben dann angefangen mit 20 Millionen

das erste Mal Maschinen zu finanzieren

und das haben wir auch gemacht.

Manfred Schmider präsentierte die millionenteuren Maschinen

in aufwendigen Werbefilmen.

Am liebsten hätte er sie damals direkt vor der Tagesschau platziert.

"Verlegen Sie eine Gasleitung?" - "Anders als sonst."

"Wir verlegen unter der Erde." - "Ohne aufgraben?"

"Genau, wir verwenden ein neues System."

Doch so gut wie in den Werbefilmen

funktionierte das System in der Realität längst nicht.

Steine, Rohre oder Leitungen waren im Weg.

Das Bohrgeschäft kam daher nie richtig in Gang.

Trotzdem schaffte es Manfred Schmider,

seinen Geldgebern ein hochprofitables Unternehmen vorzugaukeln.

Es fing eigentlich an wie so eine Salamitaktik. Es ist ja nicht so,

dass wir jetzt da hingesessen sind: "Wir machen einen Riesenbetrug."

Wir haben an eine Geschichte geglaubt und so fing das an,

dass wir natürlich dann, sagen wir mal, Erfolg gezeigt haben,

Zahlen, die es so in der Realität noch nicht gab.

Wir haben im Prinzip in unserem Kopf die Zukunft vorweggenommen

und aufs Papier gepackt.

Und daraus ist eigentlich dieses System dann auch entstanden.

Und ...

die Banken haben das alles mitfinanziert, die waren begeistert.

Banken und Leasinggesellschaften glaubten der Werbewelt.

Am Ende waren es mehr als 3.000 Maschinen,

auf dem Papier und in der Werbung.

In Wirklichkeit gab es nicht mal 300.

Als Chef von FlowTex wusste Big Manni genau,

wie er Geldgeber von sich überzeugen und sie beeindrucken konnte.

Er kann einen Charme entwickeln, der beeindruckend ist.

Wenn man ihn wie ich länger kennt,

lässt das natürlich auch ein bisschen nach, die Wirkung,

das ist völlig klar.

Aber die meisten Menschen springen da noch drauf an,

um das mal ganz salopp zu sagen.

Vor 18 Jahren ist er das letzte Mal zu seiner Firma geflogen.

Heute macht er sich mit uns auf denselben Weg wie damals.

(Hubschrauberlärm)

Flieg gleich drüber.

Für die kurze Strecke zur Firma, mit dem Auto nur ein paar Minuten,

nahm er lieber den Helikopter.

Wirklich schnell. Effektiv.

Sie haben keine Staus.

Seine Geldgeber flogen oft und gerne mit.

Der Hubschrauber stand Tag und Nacht für ihn bereit.

Wir kommen jetzt direkt drüber. Hier rechts.

(Reporterin:) Da ist die Firmenzentrale und wo landet man da?

Da unten, wo die Container stehen, sind wir immer gelandet.

(Hubschrauberlärm)

Seine Mitarbeiter waren vorgewarnt.

Es war der einzige Chef, den ich hatte, den man immer gehört hat.

Der Hubschrauber fing an zu dröhnen und dann wusste ich genau:

Fünf Minuten später ist er da. Das war ein Statussymbol, ganz klar.

Und dann mal schnell zum Mittagessen ins Elsass zu fliegen,

das war was ganz Besonderes und hat alle beeindruckt,

die er mitgenommen hat. Mit Absicht.

Manfred Schmider in seinem Büro in Ettlingen.

Hier fühlte er sich unangreifbar, mächtig und anerkannt.

Mit großen Zahlen jonglierte er wie selbstverständlich.

Er hatte es aus einfachen Verhältnissen

zum Vorzeigeunternehmer im exklusiv ausgestatteten Büro gebracht.

Doch am 4. Februar 2000 war alles vorbei.

Manfred Schmider wurde in seiner Firma verhaftet.

Für die meisten seiner Mitarbeiter kam das scheinbar ganz überraschend.

Ein Freitag Nachmittag. Jeder war schon aufs Wochenende eingestellt.

als es hieß, die Polizei sei im Haus.

Steuerfahndung, Kriminalpolizei.

Sie werden's kaum glauben, da wurd mir auf einmal ganz anders,

hab ich gedacht, jetzt ist's vorbei.

Wenn die schon da sind, wenn die Steuerfahndung schon ...

auf dem Firmengelände ist, denn die kommt nicht ohne Grund.

Staatsanwaltschaft und Polizei nahmen kistenweise Beweismaterial mit.

Schon bald wurde klar, dass man es mit dem größten Betrugsfall

der deutschen Wirtschaftsgeschichte zu tun hatte.

(Angespannte Musik)

Manfred Schmider hatte bereits seit Monaten unter Druck gestanden.

Es war eine Nervosität da zwei, drei Monate vorher.

Er hatte Kopfschmerzen, Rückenschmerzen.

Ich hab halt gedacht, ja, er hat Stress.

Wie man sich das dann so erklärt.

Da wurden viele Aspirin in Wasser aufgelöst,

um die Kopfschmerzen zu lindern.

Knapp 20 Jahre später. Der FlowTex- Schriftzug auf dem Firmendach

ist nur noch zu erahnen.

Das Unternehmen, in dessen Glanz sich Banker und Politiker sonnten,

gibt es nicht mehr. Das Gebäude steht größtenteils leer.

Auf der Reise in Manfred Schmiders Vergangenheit

besuchen wir mit ihm seine frühere Firma.

Seit dem Zusammenbruch von FlowTex war er nicht mehr hier.

Das ist ein sehr komisches Gefühl,

nach 18 Jahren und zwei Wochen das erste Mal wieder hierher zu kommen.

Man hat es zwar im Kopf, aber wenn man dann davorsteht,

ist es doch ... sehr schwierig für mich.

Das alles noch mal Revue passieren zu lassen.

(Verkehrslärm)

Das war der schwerste Tag meines Lebens,

als ich das letzte Mal hier war.

An dem Tag, als Manfred Schmider das letzte Mal in seiner Firma war,

wurde er verhaftet.

Das war das Sekretariat.

Das heißt, die Frau Laabs ...

(Er atmet schwer aus.)

Von hier aus machte Big Manni seine Geschäfte.

Das ist schon sehr schwierig für mich, ja.

(Reporterin:) Wo stand Ihr Schreibtisch? - Hier.

Hier stand mein Schreibtisch.

Da läuft natürlich alles wie im Film ab, wenn man das noch mal sieht.

Ich bin froh, dass ich doch noch mal hergekommen bin.

Dass ich irgendwann mit der Geschichte

im Kopf auch mal abschließen kann, weil ...

(bedrückt:) Nicht so leicht ...

Aber ich würd jetzt gern wieder gehen.

(Er atmet schwer aus.)

Das System FlowTex funktionierte über ein Jahrzehnt.

Manfred Schmider schaffte es, immer mehr Maschinen,

die es größtenteils nicht gab,

an Leasinggesellschaften zu verkaufen und zurückzumieten.

Dafür benutzte der Mann, der in der Jugend Gebrauchtwagen verkauft hatte,

einen simplen Trick.

Da mussten wir natürlich kreativ sein, weil die Banken haben ja

Kontrollorgane, die dann zwischen- durch ihre Maschinen sehen wollten. Control bodies who then occasionally wanted to see their machines.

Dann haben wir im Prinzip die Typenschilder,

haben wir dann eben ausgetauscht.

Und ... immer so viele Maschinen in die Halle gestellt,

wie die grad sehen wollten.

In diesen Hallen, standen die wenigen Vorführmaschinen, die es real gab.

Banken und Leasinggesellschaften gaben sich zufrieden.

Sind gekommen, haben eine Liste, ein Blatt genommen,

haben sich die Nummern aufgeschrie- ben und sind wieder gegangen.

Und haben das mit ihren Briefen abgeglichen.

Also, die hatten jetzt zehn Briefe mit zehn Produktionsnummern.

Dann haben sie die Plaketten angeguckt,

ob die Nummern stimmen, das war im Prinzip dann alles.

Es ist ja alles gut gelaufen für ihn bis dahin.

Und es kann schon sein, dass er sich abends gefreut hat,

wie leicht die Menschen zu beeinflussen waren

und wie viele Menschen, ja, er damit erreicht hat.

Der Betrug schien so einfach, fast ein Selbstläufer.

Manfred Schmider machte weiter.

Immer neue Maschinen. Immer neue Kredite.

Denn die monatlichen Leasingraten mussten auch für die Maschinen

bezahlt werden, die es nur auf dem Papier gab.

(Angespannte Musik)

Es war ein klassisches Schneeballsystem.

Das funktioniert eine gewisse Weile,

weil mit den neu hereingekommenen Geldern because with the new funds coming in

werden ja zunächst mal die älteren Gläubiger befriedigt.

Aber wenn ein Schneeballsystem mal ins Rollen gekommen ist,

dann wird es immer schwerer, das noch aufzuhalten.

Und es war ja dann Ende der 90er-Jahre so,

dass der Herr Schmider Monat für Monat

60 Millionen D-Mark aufbringen musste,

um die Leasingraten überhaupt noch monatlich bedienen zu können.

Aber Big Manni schaffte es, die Banker immer wieder zu blenden.

In der Werkstatt hatten sich Mitarbeiter

schon damals darüber gewundert, wie es Manfred Schmider gelingen konnte,

so mühelos Kredite zu bekommen.

Den Banken und den Leasingfirmen geb ich genauso die Schuld.

Wissen Sie, wenn ich zur Bank geh und sag,

ich will mir ein Auto kaufen, ich brauch 30.000 Mark,

muss ich den Kopf meiner Schwieger- mutter unterm Arm mitbringen.

Wenn er hingeht und sagt, er braucht 30 oder 100 Millionen,

dann fallen die vor ihm auf die Füße - so stell ich mir das vor.

Die Banken haben an Herrn Schmider, an FlowTex und dem ganzen Drumherum

jede Menge Geld verdient.

Da kämpfte eine Bankfiliale gegen die andere.

Was dürfen wir FlowTex noch mal Gutes tun?

Ohne diese Mitakteure

wäre dieses ganze Ding überhaupt nicht gelaufen.

Überhaupt nicht. Nicht ansatzweise.

Big Manni hielt die Besuche der hochrangigen Banker

in der Firma absichtlich kurz.

Viel Zeit verbrachte er mit seinem Besuch im Hubschrauber

und bei ausgedehnten Gourmet-Mittagessen.

(Hubschraubermotor, angespannte Musik)

Man ist auf den Flughafen nach Söllingen geflogen.

Und hat das Ganze dann mit einem Essen gefeiert.

Herr Schmider sprach von einem sogenannten feuchten Mittagessen.

Ein feuchtes Mittagessen besteht darin,

dass dabei auch reichlich Alkohol konsumiert wird.

Und dass dann die Beteiligten nicht mehr so ganz nüchtern sind.

(Treibende Musik) Mal flog man ins Elsass.

Mal lud Manfred Schmider Banker und Geschäftspartner auf seine Yacht

oder in eine seiner vielen Villen ein.

Er ließ sie teilhaben an seinem Luxusleben.

Sie schaffen Dinge, erschaffen Dinge,

zeigen nach außen ihren Erfolg. Das ist auch ganz wichtig gewesen.

Laden die Leute ein natürlich, manchmal aufs Schiff,

manchmal hoch zu einem Abendessen.

Und so hat sich das insgesamt ... verzahnt ineinander.

Und wie gesagt, der Erfolg musste eben einfach da sein,

um das Ganze nicht irgendwo kaputt gehen zu lassen.

Und dann kaufte er sich auch noch einen Flughafen.

1996, als die Geschäfte richtig gut liefen.

Die frühere NATO-Basis der Kanadier in Söllingen bei Baden-Baden.

Dabei ließ sich Manfred Schmider von einem Politiker helfen:

dem FDP-Ehrenvorsitzenden Jürgen Morlok.

Irgendwann sagte er: "Der Flughafen soll verkauft werden vom Bund."

Für im Verhältnis, muss man sagen, wenig Geld.

Unter 38 Millionen oder so, D-Mark.

Und dann hat der Dr. Morlok das auch noch eingefädelt,

dass wir vom Bund noch einen Zuschuss bekamen,

wenn wir den Flugbetrieb wieder aufnehmen und genehmigt bekommen.

Und das war natürlich eine tolle Geschichte.

Dann haben wir den Flughafen auch noch gekauft.

Er hat natürlich auch ganz bewusst agiert,

indem er sich bestimmte Politiker als Tor- und Türöffner engagierte.

Herr Morlok war ja ein verdienter Politiker in Baden-Württemberg,

der alle kannte.

Und damit ... war natürlich der Einstieg von Herrn Schmider

in diese Riege gewährleistet.

Zum damaligen Zeitpunkt sicher ein geschickter Schachzug.

Außerdem plante Manfred Schmider eine neue FlowTex-Zentrale

auf seinem Flughafen.

Zum Spatenstich kamen führende Politiker Baden-Württembergs.

Auch der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel.

(Bewegte Musik, Stimmengewirr)

Die neue FlowTex-Zentrale: ein Millionenpalast aus Glas. The new FlowTex headquarters: a palace of millions made of glass.

Schon das Miniaturmodell ließ die Politiker staunen.

Und im Werbefilm wirkte das Modell noch imposanter.

Von hier aus werden die Projekte des dritten Jahrtausends angegangen.

Manfred Schmider präsentierte sich

als Lichtgestalt am Unternehmerhimmel und versprach,

das Ländle ganz nach vorne zu bringen.

Der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel

setzte sich sogar in den Bagger zur Feier des Baubeginns. even sat in the excavator to celebrate the start of construction.

Heute will keiner von den Politikern aus Schmiders ehemaligem Umfeld

mit uns über FlowTex reden.

Der Fall Schmider sei doch längst vorbei,

und Erwin Teufel erinnert sich nicht mehr so genau.

So wie sich Schmider mit den Ministern gesonnt hat,

so haben sich die Minister mit Schmider gesonnt.

Also man hat sozusagen gegenseitig sich die Wichtigkeit bescheinigt.

Frieder Birzele, der frühere SPD-Innenminister,

leitete später den FlowTex- Untersuchungsausschuss im Landtag.

Fand aber keine Belege dafür,

dass die Landesregierung Schmider damals geschützt hätte.

Dabei hatte es schon lange Unstimmigkeiten bei FlowTex gegeben,

Steuerprüfungen, Ermittlungen,

außerdem eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe,

die das Betrugssystem bis in alle Einzelheiten beschrieb.

War der Fall zu prominent?

Wenn man weiß, der verkehrt mit Mitgliedern der Landesregierung,

der Ministerpräsident kommt, das muss ja ein seriöser Mann sein.

Wer würde sich sonst mit ihm einlassen?

Dann hat dies natürlich Auswirkungen auch auf die einzelnen Beamten.

Nicht so, dass die sagen: "Oh, da darf ich jetzt nichts mehr machen."

Aber das beeindruckt ja schon.

Und da weiß man - "Oh, prominent" - da muss ich vorsichtig sein.

Wie gut Manfred Schmider mit der Prominenz konnte,

zeigte sich an seinem 50. Geburtstag.

Ein Event, bei dem niemand fehlen wollte.

300 Gäste, Adel, Politik, Wirtschaft.

Der Junge aus einem Karlsruher Vorort hatte es weit gebracht.

Er gehörte jetzt dazu.

(Belebte Musik)

Fürstenbergs, Wittgensteins ...

Alle möglichen Politiker, bis zu Oettinger, der war auch da damals.

Ich krieg's gar nicht mehr alles zusammen.

Selbst der Franz Burda ist extra mit der Concorde,

der war im Urlaub, hier rübergeflogen,

um an dem Geburtstag teilzunehmen.

Also es war schon sehr hoch angesiedelt.

Und es war gewünscht, dass das Motto "Flughafen" war.

Das heißt, wir Sekretärinnen, auch die anderen Sekretärinnen im Haus,

bekamen blaue, dunkelblaue Kostüme wie Stewardessen.

Wir haben die Gäste empfangen und an ihre Tische geleitet.

Da gab es Bordkarten, das waren die Tischkarten. Das war das Motto.

Es gab ein tolles Catering, es war ein Feuerwerk da.

Also es war absolut ein Highlight.

Lothar Späth, der ehemalige Ministerpräsident

von Baden-Württemberg, gehörte ebenso zu den Gästen

und hielt die Laudatio auf Manfred Schmider.

Gefeiert wurde auf dem großzügigen Anwesen auf dem Karlsruher Turmberg,

wo Manfred Schmider mit seiner Frau Inge

und den beiden gemeinsamen Kindern lebte.

Bis zu seiner Verhaftung im Februar 2000.

(Angespannte Musik)

Mein größter Fehler war, dass ich die Tools,

die wir gehabt haben, um Erfolg zu zeigen nach außen,

auch für mich privat so benutzt habe,

um, sagen wir mal ... Neid zu erzeugen.

Und wenn Sie Neid erzeugen und Sie stürzen,

dann freuen sich alle drüber.

18 Jahre nach seiner Verhaftung.

Manfred Schmider zeigt uns sein ehemaliges Zuhause auf dem Turmberg.

Wie groß ist das Grundstück? - Ich weiß es nicht mehr. Groß.

Jetzt noch eine Kurve, dann sind wir da.

Nach dem Zusammenbruch von FlowTex wurde die Villa verkauft.

Wir dürfen nicht auf dem Gelände mit ihm filmen.

Herr Schmider, das war Ihre damalige Adresse? - Ja.

Ja.

Heute bleibt ihm nur noch der Blick von außen.

Das Grundstück, auf dem er einst lebte, ist 60.000 Quadratmeter groß.

Damals war das selbstverständlich für ihn.

Wenn man mit Abstand hierherkommt und das sieht,

versteht man gar nicht, dass man es nicht wahrgenommen hat.

Weil ... (Räuspern)

Man ... man rutscht da irgendwo rein, ohne dass ... man merkt,

dass es immer mehr und immer größer wird.

Er sei, so beschreibt er es, in einen Strudel geraten.

Er habe sich nicht mehr befreien können.

Sie haben nur noch ein Ziel:

Das Ziel zu erreichen, und mit allen Mitteln,

egal, was dazu benötigt wird.

Und dann fallen die Hemmschwellen.

Dann machen Sie Dinge, die nicht mehr richtig sind,

auch nicht mehr in der Grauzone,

sondern die dann wirklich schon ins Kriminelle gehen.

Und Sie verlieren das Gefühl dafür, das darf ich nicht machen.

Hinter dem Zaun hielt er Hof, empfing Gäste,

die er gerne mit seinem Reichtum beeindruckte.

Viele Freunde von damals

wollen heute aber nichts mehr von Manfred Schmider wissen.

Die waren beim Feiern ja immer alle dabei, haben sich im Erfolg gesonnt.

Zum Schluss, als es nicht mehr ging, war keiner mehr da, ne?

Als die Yachten weg waren,

war natürlich auch ein Großteil der Anziehungskraft weg.

Das muss man ganz schlicht sagen. Und ...

Und daran können Sie ermessen, welch gute Freunde das waren.

Solange jemand Macht hat, Ansehen hat,

sonnt man sich gerne in seinem Glanz.

Und wenn dann kriminelle Themen ins Spiel kommen,

dann will auf einmal keiner mehr was damit zu tun haben.

(Angespannte Musik, Motorsummen) (Tense music, engine hum)

Können Sie ein bisschen tiefer gehen?

Das wär super.

Manfred Schmider möchte sein früheres Zuhause noch einmal von oben sehen.

So wie damals, als er von hier aus täglich mehrmals startete.

Da, wo das runde Ding ist, ist der Landeplatz. - Vor den Bäumen ...

Keiner der Verantwortlichen

schien Manfred Schmiders Lebensstil hinterfragt zu haben.

Wenn einer von seiner Wohnung zu seinem Geschäftssitz

den Hubschrauber benutzt, wie Schmider es getan hat,

dann muss man sich doch fragen: "Bei dieser kurzen Entfernung,

ist der noch normal, was geht in dem vor?"

Es scheint unglaublich, dass Manfred Schmider dieser Betrug

über Jahre gelingen konnte.

Aber je größer das Rad wurde, das er drehte, desto eher glaubte man ihm.

Die ganze Aura war natürlich die von Macht und Einfluss und Geld.

Und ... Es gibt so einen schönen Spruch: "too big to fail", ne?

Vielleicht hat man vermutet, dass es das ist.

Es zog keiner in Zweifel, dass da nichts dahinterstecken könnte.

"Ich muss meiner Frau, meiner Familie zeigen, was ich kann."

"Und letztlich dem Land Baden- Württemberg zeigen, was ich kann."

Und genau das hat er eben getan.

Der Herr Schmider hat sicherlich

nach dem lateinischen Sprichwort "mundus vult decipi" gehandelt.

Also er wusste, die Welt will betrogen werden.

(Lebhafte Musik)

So konnte Manfred Schmider beweisen,

dass man es vom Gebrauchtwagenhändler aus einfachen Verhältnissen

zum Vorzeigeunternehmer bringen kann.

Mit der Unterstützung von Banken und Politikern.

Ein schlechtes Gewissen gegenüber den Geschädigten hat er nicht.

Seine Wahrnehmung bis heute:

Die Geschädigten sind nur Banken ge- wesen, keine privaten Geschädigten,

um das zu sagen, es waren ausschließlich Banken.

Natürlich hat man immer ein schlechtes Gewissen.

Das hab ich auch, das ist nicht richtig, was wir gemacht haben.

Ich bin sehr hoch geflogen und noch tiefer gestürzt und ...

Es ist allein meine Schuld gewesen, ich kann niemand die Schuld geben.

Wie gesagt.

Die größten Schuldgefühle hab ich meiner Familie gegenüber,

weil ich die ins Unglück gestürzt hab durch diese Sache.

(Melancholische Musik)

SWR 2019