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2020-7 Imported from YouTube, Im Corona - Epizentrum: Was geschah in Norditalien?

Im Corona - Epizentrum: Was geschah in Norditalien?

Kurz vor der italienischen Grenze.

Auf dem Weg in ein Land,

in das zu diesem Zeitpunkt kaum jemand einreisen darf und will.

Wir fahren nach Norditalien.

Keine andere Region in Europa wurde so früh so heftig

vom Coronavirus getroffen wie die Lombardei.

Wir wollen wissen:

Warum starben hier so viel mehr Menschen am Coronavirus

als anderswo in der Welt?

Was geschah in Krankenhäusern wie diesem, aus dem die COVID-19-Toten

mit Militärtransportern weggeschafft wurden?

Bilder, die damals die Welt bewegten.

Und was können wir daraus lernen?

Das, was uns passiert ist,

kann in jeglicher anderen Situation wieder passieren.

Nembro, ein Ort mit 11.500 Einwohnern unweit von Bergamo.

"Insieme ce la faremo", zusammen schaffen wir das.

Diese Plakate hängen an fast jedem Haus.

Alleine in den ersten Monaten dieses Jahres

sind fast 200 Menschen in Nembro verstorben.

Viel mehr als sonst, noch mehr als in anderen Orten der Lombardei.

Es ist, als ob man die Atmosphäre des Todes atme, erzählen sie sich.

Auf diesem Platz da, da in diese Richtung,

da haben wir uns immer zu zehnt getroffen, 5 davon sind tot.

5 von 10 sind gestorben.

Und einem ist die Frau gestorben. Und einer der Mann.

Die Angst geht nicht weg.

Die Nähe zu den Liebsten ist immer noch gefährlich.

Jeder hier hat jemanden verloren, so wie Bäcker Salvatore Mazzola.

Mein Vater starb nach 9 Tagen.

Wir fragten nach Hilfe, aber niemand kam.

Jetzt müssen wir weitermachen.

Wir arbeiten hart hier, weil das Leben weitergehen muss.

Die Cafés in Nembro: kaum besucht, am Mittag meist schon wieder zu.

Die Hygienestandards sind hoch.

Überall werden Hände desinfiziert, Namen in Listen eingetragen,

auch vor dem Betreten der gerade erst wieder eröffneten Kirche.

Die Vergangenheit lässt sie nicht los.

Draußen war es völlig still.

Wir hörten nur die Sirenen der Krankenwagen

und die Totenglocken.

Das war surreal.

Und wir drinnen eingeschlossen mit dieser großen Angst.

Ganz langsam kehrt das Leben zurück.

Aber wie schlimm war es hier wirklich?

Wir begeben uns auf Spurensuche in Nembro.

Das Altenheim.

Seit Wochen leben alle Bewohner isoliert von der Außenwelt.

Zum Höhepunkt der Corona-Krise sind hier Duzende gestorben,

erzählt uns Valerio Poloni, der neue Leiter des Heims.

Wir haben vom 01.01. bis Ende März 37 Bewohner verloren.

Das ist ein Desaster gewesen.

Auch unser Arzt ist gestorben,

auch der Direktor, mein Vorgänger, ist gestorben.

Dieses Haus wurde besonders schlimm getroffen.

Was uns erstaunt: Kein einziger der Verstorbenen aus dem Heim

wurde auf das Coronavirus getestet.

In der gesamten Lombardei ist die Zahl der Toten in Pflegeheimen

bis Mitte April deutlich angestiegen.

Insgesamt starben über 3.000, nach offiziellen Zahlen.

Hier im Pflegeheim erhalten wir eine Erklärung dafür.

Die Gesundheitsverwaltung der Lombardei entschied damals,

viele Corona-Patienten mit milden Symptomen

ausgerechnet in den Pflegeheimen der Region unterzubringen.

Mitten unter Hochrisikogruppen.

Deshalb ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Für sich genommen, so gesehen, ist es klar,

das war eine absurde Entscheidung.

Ich nehme Kranke und stecke sie in eine Einrichtung mit Patienten,

die extrem schwach sind.

Das ist absurd.

Aber nicht nur alte Menschen starben in Nembro.

Warum so viele Tote ausgerechnet hier?

Riccardo Munda ist Hausarzt.

Er ist wütend, will uns unbedingt seine Praxis zeigen.

Diese hat er erst Mitte März übernommen.

Ich bin in die Praxis eines Kollegen gekommen,

der unter Corona-Verdacht war.

Und es gab keinerlei Ausrüstung, außer den Masken,

die ich Ende Februar selbst gekauft habe.

Die Politiker hätten ihn im Stich gelassen.

600 Euro habe er aus eigener Tasche für Ausrüstung ausgegeben.

Dabei haben Hausärzte wie Riccardo Munda

in Italien eine wichtige Rolle.

Denn sie empfangen Patienten nicht nur in ihrer Praxis,

sondern machen viele Hausbesuche.

Der Hausarzt ist der Filter

zwischen dem Bürger und den Gesundheitseinrichtungen.

Wenn man nicht will, dass die Einrichtungen verstopfen,

speziell in einer pandemischen Notlage wie dieser,

dann muss man die Hausärzte unterstützen,

die die Arbeit des Krankenhauses vielleicht zu Hause machen können.

Bevor der Gesundheitszustand eines Patienten den Punkt erreicht,

wo eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich ist.

Schlecht ausgerüstet steckten sich viele Hausärzte an.

165 Ärzte starben in Italien bislang.

Am Ende habe kaum noch jemand zu Hause behandelt.

Telefonisch kann man leider die Patienten nicht retten.

Vielleicht noch nicht mal mit einer einfachen Krankheit,

geschweige denn beim Coronavirus.

Tatsächlich sind hier Tausende Menschen aus diesem Grund gestorben.

Unterwegs nach Bergamo, wenige Kilometer von Nembro entfernt.

Das Krankenhaus Papa Giovanni.

Wir wollen von Chefarzt Marco Rizzi wissen:

Warum musste damals das Militär zu Hilfe kommen?

Irgendwann war kein Platz mehr in unserem Krankenhaus,

war kein Platz mehr in den Räumen der Friedhöfe.

Es gab also die dringende Notwendigkeit,

all diese Särge an einen anderen Ort außerhalb unserer Region zu bringen.

In Italien ist das üblich

bei großen Katastrophen wie Explosionen und Erdbeben,

wo schnelle Hilfe nötig ist, das Militär einzusetzen.

Als das Virus wütete,

platzte Marco Rizzis Krankenhaus aus allen Nähten.

Dabei hätte man einige der Patienten

in benachbarten Kliniken unterbringen können.

Es war sehr schwer, Plätze für unsere Patienten

in anderen Krankenhäusern in der Lombardei, in Piemont

oder in Venezien zu finden, während der schlimmsten Tage der Krise.

Und dort waren Betten frei,

wo Patienten hätten untergebracht werden können?

Zu einem gewissen Grad schon.

Die Katastrophe hier in Bergamo hätte abgeschwächt werden können,

wenn Kliniken besser zusammengearbeitet hätten.

Einer von vielen tragischen Fehlern, die in der Lombardei gemacht wurden.

Ob dies allein als Erklärung für die hohen Todeszahlen ausreicht?

Die rechtsnationalistische Regionalregierung

will sich zu den Vorwürfen auf Anfrage nicht äußern.

Fest steht: In der Lombardei gelten alleine nach offiziellen Zahlen

mehr als 16.000 Menschen als Corona-Tote.

Damit steht die Region weltweit mit an der Spitze.

Und doch sagen Experten:

In Wirklichkeit sind hier noch viel mehr Menschen

am Coronavirus gestorben als offiziell angegeben.

Das erzählt uns dieser Mann.

Der Mathematiker Luca Foresti

hat sich die Todeszahlen von Nembro genau angeschaut.

Mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Pro Monat starben in Nembro

normalerweise durchschnittlich 10 Menschen.

Von Ende Februar bis Mitte April waren es aber 166.

In einer Studie mit der Berliner Charité kommt Foresti zum Ergebnis:

Nur gut die Hälfte der Toten, die in dieser Zeit registriert wurden,

gelten offiziell als COVID-19-Tote.

Und viele Tote wurden nicht getestet.

Das bedeutet,

dass die offiziellen Zahlen wesentlich weniger Tote zeigen.

Ich gehe davon aus, dass etwa doppelt so viele gestorben sind.

Mehr COVID-19-Tote als offiziell bekannt?

In anderen Orten der Lombardei zeigt sich ein ähnliches Bild.

Und auch die Zahl der Infizierten dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Davon sind Virologen überzeugt.

Denn es wurden nur Menschen mit schweren Symptomen getestet.

Deshalb testet Foresti die Einwohner Nembros nun selbst auf Antikörper.

Wir hatten über Monate keine realistischen Daten.

Jeder verstand, dass die Daten, die wir haben, falsch sind.

Dass wir keine richtigen Zahlen haben.

Bleibt noch eine Frage offen:

Gibt es andere Erklärungen für die hohen Todeszahlen als COVID-19?

Nein, sagt der Epidemiologe Tobias Kurth von der Charité Berlin,

der an der Studie zu Nembro beteiligt war.

Wir haben durch die letzten 4, 5, 6 Jahre

eben eine relativ stabile Mortalitätsrate beobachten können

und dann eben einen sehr hohen Peak.

Und diesen Peak,

den können Sie eigentlich durch nichts anderes erklären

als durch die Pandemie.

Also, wenn Regionen so stark betroffen worden sind,

haben sie deutlich größere Konsequenzen,

als man das bisher sieht durch die COVID-19-Positiven.

Nembro zeigt, wie tödlich das Coronavirus sein kann,

wenn zu spät und naiv reagiert wird.

Deshalb warnt der Bürgermeister der Gemeinde davor,

das Virus zu unterschätzen.

An das deutsche Volk würde ich die Botschaft richten,

dass wir höchst vorsichtig sein müssen.

Man muss sehr zeitig agieren und darf es nicht unterschätzen.

Denn in der Unterschätzung oder in der verspäteten Reaktion

gab es dann Dramen.

Das, was uns passiert ist,

kann in jeglicher anderen Situation wieder passieren.

Im Corona - Epizentrum: Was geschah in Norditalien? In the Corona - Epicenter: What happened in Northern Italy? In het epicentrum van het coronavirus: wat gebeurde er in Noord-Italië? No epicentro do coronavírus: o que aconteceu no norte de Itália? В эпицентре коронавируса: что произошло на севере Италии? Vid coronavirusets epicentrum: vad hände i norra Italien? Koronavirüs merkez üssünde: Kuzey İtalya'da ne oldu? 在新冠疫情中心:意大利北部发生了什么?

Kurz vor der italienischen Grenze.

Auf dem Weg in ein Land,

in das zu diesem Zeitpunkt kaum jemand einreisen darf und will.

Wir fahren nach Norditalien.

Keine andere Region in Europa wurde so früh so heftig

vom Coronavirus getroffen wie die Lombardei.

Wir wollen wissen:

Warum starben hier so viel mehr Menschen am Coronavirus

als anderswo in der Welt?

Was geschah in Krankenhäusern wie diesem, aus dem die COVID-19-Toten

mit Militärtransportern weggeschafft wurden?

Bilder, die damals die Welt bewegten.

Und was können wir daraus lernen?

Das, was uns passiert ist,

kann in jeglicher anderen Situation wieder passieren.

Nembro, ein Ort mit 11.500 Einwohnern unweit von Bergamo.

"Insieme ce la faremo", zusammen schaffen wir das.

Diese Plakate hängen an fast jedem Haus.

Alleine in den ersten Monaten dieses Jahres

sind fast 200 Menschen in Nembro verstorben.

Viel mehr als sonst, noch mehr als in anderen Orten der Lombardei.

Es ist, als ob man die Atmosphäre des Todes atme, erzählen sie sich.

Auf diesem Platz da, da in diese Richtung,

da haben wir uns immer zu zehnt getroffen, 5 davon sind tot.

5 von 10 sind gestorben.

Und einem ist die Frau gestorben. Und einer der Mann.

Die Angst geht nicht weg.

Die Nähe zu den Liebsten ist immer noch gefährlich.

Jeder hier hat jemanden verloren, so wie Bäcker Salvatore Mazzola.

Mein Vater starb nach 9 Tagen.

Wir fragten nach Hilfe, aber niemand kam.

Jetzt müssen wir weitermachen.

Wir arbeiten hart hier, weil das Leben weitergehen muss.

Die Cafés in Nembro: kaum besucht, am Mittag meist schon wieder zu.

Die Hygienestandards sind hoch.

Überall werden Hände desinfiziert, Namen in Listen eingetragen,

auch vor dem Betreten der gerade erst wieder eröffneten Kirche.

Die Vergangenheit lässt sie nicht los.

Draußen war es völlig still.

Wir hörten nur die Sirenen der Krankenwagen

und die Totenglocken.

Das war surreal.

Und wir drinnen eingeschlossen mit dieser großen Angst.

Ganz langsam kehrt das Leben zurück.

Aber wie schlimm war es hier wirklich?

Wir begeben uns auf Spurensuche in Nembro.

Das Altenheim.

Seit Wochen leben alle Bewohner isoliert von der Außenwelt.

Zum Höhepunkt der Corona-Krise sind hier Duzende gestorben,

erzählt uns Valerio Poloni, der neue Leiter des Heims.

Wir haben vom 01.01. bis Ende März 37 Bewohner verloren.

Das ist ein Desaster gewesen.

Auch unser Arzt ist gestorben,

auch der Direktor, mein Vorgänger, ist gestorben.

Dieses Haus wurde besonders schlimm getroffen.

Was uns erstaunt: Kein einziger der Verstorbenen aus dem Heim

wurde auf das Coronavirus getestet.

In der gesamten Lombardei ist die Zahl der Toten in Pflegeheimen

bis Mitte April deutlich angestiegen.

Insgesamt starben über 3.000, nach offiziellen Zahlen.

Hier im Pflegeheim erhalten wir eine Erklärung dafür.

Die Gesundheitsverwaltung der Lombardei entschied damals,

viele Corona-Patienten mit milden Symptomen

ausgerechnet in den Pflegeheimen der Region unterzubringen.

Mitten unter Hochrisikogruppen.

Deshalb ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Für sich genommen, so gesehen, ist es klar,

das war eine absurde Entscheidung.

Ich nehme Kranke und stecke sie in eine Einrichtung mit Patienten,

die extrem schwach sind.

Das ist absurd.

Aber nicht nur alte Menschen starben in Nembro.

Warum so viele Tote ausgerechnet hier?

Riccardo Munda ist Hausarzt.

Er ist wütend, will uns unbedingt seine Praxis zeigen.

Diese hat er erst Mitte März übernommen.

Ich bin in die Praxis eines Kollegen gekommen,

der unter Corona-Verdacht war.

Und es gab keinerlei Ausrüstung, außer den Masken,

die ich Ende Februar selbst gekauft habe.

Die Politiker hätten ihn im Stich gelassen.

600 Euro habe er aus eigener Tasche für Ausrüstung ausgegeben.

Dabei haben Hausärzte wie Riccardo Munda

in Italien eine wichtige Rolle.

Denn sie empfangen Patienten nicht nur in ihrer Praxis,

sondern machen viele Hausbesuche.

Der Hausarzt ist der Filter

zwischen dem Bürger und den Gesundheitseinrichtungen.

Wenn man nicht will, dass die Einrichtungen verstopfen,

speziell in einer pandemischen Notlage wie dieser,

dann muss man die Hausärzte unterstützen,

die die Arbeit des Krankenhauses vielleicht zu Hause machen können.

Bevor der Gesundheitszustand eines Patienten den Punkt erreicht,

wo eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich ist.

Schlecht ausgerüstet steckten sich viele Hausärzte an.

165 Ärzte starben in Italien bislang.

Am Ende habe kaum noch jemand zu Hause behandelt.

Telefonisch kann man leider die Patienten nicht retten.

Vielleicht noch nicht mal mit einer einfachen Krankheit,

geschweige denn beim Coronavirus.

Tatsächlich sind hier Tausende Menschen aus diesem Grund gestorben.

Unterwegs nach Bergamo, wenige Kilometer von Nembro entfernt.

Das Krankenhaus Papa Giovanni.

Wir wollen von Chefarzt Marco Rizzi wissen:

Warum musste damals das Militär zu Hilfe kommen?

Irgendwann war kein Platz mehr in unserem Krankenhaus,

war kein Platz mehr in den Räumen der Friedhöfe.

Es gab also die dringende Notwendigkeit,

all diese Särge an einen anderen Ort außerhalb unserer Region zu bringen.

In Italien ist das üblich

bei großen Katastrophen wie Explosionen und Erdbeben,

wo schnelle Hilfe nötig ist, das Militär einzusetzen.

Als das Virus wütete,

platzte Marco Rizzis Krankenhaus aus allen Nähten.

Dabei hätte man einige der Patienten

in benachbarten Kliniken unterbringen können.

Es war sehr schwer, Plätze für unsere Patienten

in anderen Krankenhäusern in der Lombardei, in Piemont

oder in Venezien zu finden, während der schlimmsten Tage der Krise.

Und dort waren Betten frei,

wo Patienten hätten untergebracht werden können?

Zu einem gewissen Grad schon.

Die Katastrophe hier in Bergamo hätte abgeschwächt werden können,

wenn Kliniken besser zusammengearbeitet hätten.

Einer von vielen tragischen Fehlern, die in der Lombardei gemacht wurden.

Ob dies allein als Erklärung für die hohen Todeszahlen ausreicht?

Die rechtsnationalistische Regionalregierung

will sich zu den Vorwürfen auf Anfrage nicht äußern.

Fest steht: In der Lombardei gelten alleine nach offiziellen Zahlen

mehr als 16.000 Menschen als Corona-Tote.

Damit steht die Region weltweit mit an der Spitze.

Und doch sagen Experten:

In Wirklichkeit sind hier noch viel mehr Menschen

am Coronavirus gestorben als offiziell angegeben.

Das erzählt uns dieser Mann.

Der Mathematiker Luca Foresti

hat sich die Todeszahlen von Nembro genau angeschaut.

Mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Pro Monat starben in Nembro

normalerweise durchschnittlich 10 Menschen.

Von Ende Februar bis Mitte April waren es aber 166.

In einer Studie mit der Berliner Charité kommt Foresti zum Ergebnis:

Nur gut die Hälfte der Toten, die in dieser Zeit registriert wurden,

gelten offiziell als COVID-19-Tote.

Und viele Tote wurden nicht getestet.

Das bedeutet,

dass die offiziellen Zahlen wesentlich weniger Tote zeigen.

Ich gehe davon aus, dass etwa doppelt so viele gestorben sind.

Mehr COVID-19-Tote als offiziell bekannt?

In anderen Orten der Lombardei zeigt sich ein ähnliches Bild.

Und auch die Zahl der Infizierten dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Davon sind Virologen überzeugt.

Denn es wurden nur Menschen mit schweren Symptomen getestet.

Deshalb testet Foresti die Einwohner Nembros nun selbst auf Antikörper.

Wir hatten über Monate keine realistischen Daten.

Jeder verstand, dass die Daten, die wir haben, falsch sind.

Dass wir keine richtigen Zahlen haben.

Bleibt noch eine Frage offen:

Gibt es andere Erklärungen für die hohen Todeszahlen als COVID-19?

Nein, sagt der Epidemiologe Tobias Kurth von der Charité Berlin,

der an der Studie zu Nembro beteiligt war.

Wir haben durch die letzten 4, 5, 6 Jahre

eben eine relativ stabile Mortalitätsrate beobachten können

und dann eben einen sehr hohen Peak.

Und diesen Peak,

den können Sie eigentlich durch nichts anderes erklären

als durch die Pandemie.

Also, wenn Regionen so stark betroffen worden sind,

haben sie deutlich größere Konsequenzen,

als man das bisher sieht durch die COVID-19-Positiven.

Nembro zeigt, wie tödlich das Coronavirus sein kann,

wenn zu spät und naiv reagiert wird.

Deshalb warnt der Bürgermeister der Gemeinde davor,

das Virus zu unterschätzen.

An das deutsche Volk würde ich die Botschaft richten,

dass wir höchst vorsichtig sein müssen.

Man muss sehr zeitig agieren und darf es nicht unterschätzen.

Denn in der Unterschätzung oder in der verspäteten Reaktion

gab es dann Dramen.

Das, was uns passiert ist,

kann in jeglicher anderen Situation wieder passieren.