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Der Schatz von Franchard - Robert Louis Stevenson, Drittes Kapitel - Die Adoption - 02

Drittes Kapitel - Die Adoption - 02

Anastasie fühlte ihre Niederlage und zog sofort die Flagge ein. »Du brichst mir noch das Herz,« seufzte sie.

»Durchaus nicht,« sagte er. »Du wirst dich vier Wochen lang ein wenig unbehaglich fühlen, so wie ich es tat, als ich nach diesem abscheulichen Dorfe gebracht wurde; dann werden dein bewunderungswürdiger Verstand und deine gute Laune triumphieren, und ich sehe dich bereits zufrieden wie immer deinen Gatten zum glücklichsten aller Sterblichen machen.«

»Du weißt, daß ich dir nichts abschlagen kann,« sagte sie mit letztem, schwindendem Widerstande, »nichts, das dich wirklich glücklich macht. Wird es aber hiermit auch der Fall sein? Bist du dessen sicher, lieber Mann? Du sagst, du hättest ihn erst gestern nacht gefunden. Er kann ein ausgemachter Schwindler sein.«

»Ich glaube nicht,« erwiderte der Doktor. »Aber glaube ja nicht, daß ich so unvorsichtig bin, ihn sofort zu adoptieren. Ich bin, wie ich mir schmeichle, ein vollendeter Weltmann; ich habe alle Möglichkeiten ins Auge gefaßt. Mein Plan rechnet mit ihnen allen. Ich nehme den Burschen als Stalljungen auf. Maust er, murrt er, will er wieder fort, so werde ich einsehen, daß ich mich geirrt habe. Ich werde ihn alsdann nicht als einen Sohn von mir anerkennen und ihn wieder auf die Landstraße schicken.«

»Das wirst du niemals tun, wenn es erst soweit ist,« sagte seine Frau; »ich kenne dein gutes Herz.«

Sie streckte ihm mit einem Seufzer die Hand entgegen; der Doktor lächelte, als er sie ergriff und an die Lippen führte. Der Sieg war ihm leichter geworden, als er zu hoffen gewagt hatte. Wohl zum zwanzigsten Male hatte er die Wirksamkeit seines zuverlässigsten Gegenmittels erprobt, seines guten Schwerts Excalibur: die Rückkehr nach Paris. Ein sechsmonatiger Aufenthalt in der Hauptstadt bedeutete für einen Mann mit den Antezedenzien und Beziehungen Doktor Desprez' keine geringere Kalamität als den absoluten Ruin. Anastasie hatte die Reste seines Vermögens dadurch gerettet, daß sie ihn fest auf dem Lande angekettet hielt. Schon das Wort Paris genügte, um sie in Heidenangst zu versetzen. Lieber hätte sie ihrem Manne gestattet, sich hinten im Garten eine ganze Menagerie zu halten, von einem simplen Stalljungen ganz zu schweigen, als auch nur die Frage der Rückkehr aufs Tapet zu bringen.

Ungefähr um vier Uhr nachmittags gab der Gaukler seinen Geist auf; seit dem Anfall hatte er das Bewußtsein nicht wieder erlangt. Doktor Desprez wohnte seiner letzten Reise bei und erklärte die Farce für beendet. Darauf nahm er Jean-Marie bei der Schulter und führte ihn in den Garten des Gasthofs, wo neben dem Fluß eine bequeme Bank stand. Hier setzte er sich hin und hieß den Jungen sich zu seiner Linken niederlassen.

»Jean-Marie,« sagte er sehr ernsthaft, »diese Welt ist ungeheuer groß, und selbst Frankreich, das nur ein Zipfelchen von ihr darstellt, ist für einen kleinen Jungen wie dich ein weites Land. Unglücklicherweise steckt es voll eifriger, vorwärtsstrebender Menschen; und im Vergleich zu so vielen Mäulern sind die Bäckerläden nur recht dünn gesät. Dein Herr ist tot; du bist nicht imstande, dir selbst dein Brot zu verdienen; du willst doch auch nicht stehlen? Nein. Deine Lage ist also unerfreulich? Ja, im Augenblick sogar kritisch. Andererseits siehst du in mir einen zwar nicht alten, aber ältlichen Mann, der sich immer noch der Jugend seines Herzens erfreut; ein Mann der Bildung, der in weltlicher Hinsicht bequem situiert ist und eine gute Tafel führt: kurz, ein Mann, der weder als Freund noch als Wirt zu verachten ist. Ich biete dir Nahrung und Kleidung an und will dich abends unterrichten, was bei einem Jungen mit deinen Anlagen unendlich viel besser anschlagen wird, als wenn sämtliche Priester Europas es täten. Ich schlage dir keinerlei Lohn vor, sollte dir jedoch jemals der Gedanke kommen, mich zu verlassen, so wirst du die Tür offen finden, und ich werde dir zu deinem Eintritt in die Welt hundert Franken schenken. Dagegen habe ich ein altes Pferd mit Chaise, das sauber und in Ordnung zu halten du sehr rasch, erlernen würdest. Beeile dich ja nicht, zu antworten, nimm an oder lehne ab, ganz wie du es für richtig hältst. Vergiß nur nicht, daß ich kein sentimentaler oder wohltätiger Mensch bin, und daß, wenn ich dir diesen Vorschlag mache, ich meinen eigenen Zweck dabei verfolge – weil ich nämlich meinen Vorteil dabei ganz klar ins Auge gefaßt habe. Und jetzt überlege es dir.«

»Ich werde mich sehr freuen. Ich wüßte gar nicht, was ich sonst anfangen sollte. Ich danke Ihnen von Herzen, Herr, und werde versuchen, mich nützlich zu machen,« sagte der Junge.

»Danke,« sagte der Doktor warm, indem er sich erhob und sich die Stirn trocknete, denn er hatte Qualen ausgestanden, solange die Sache in der Schwebe war. Eine Weigerung hätte ihn nach der Szene am Mittag mit Anastasie lächerlich gemacht. »Wie heiß und schwül der Abend ist, findest du nicht auch? Ich habe von jeher gewünscht, im Sommer ein Fisch zu sein hier in der Loing bei Gretz, Jean-Marie. Dann würde ich mich unter einer Seerose verstecken und den Glocken zuhören, die von da unten ganz wunderbar zart klingen müssen. Das wäre noch ein Leben – meinst du nicht auch?«

»Ja,« sagte Jean-Marie.

»Gott sei Dank, du hast Phantasie,« rief der Doktor und umarmte den Jungen mit der ihm eigenen überströmenden Herzlichkeit, obwohl die Prozedur den Leidtragenden fast ebensosehr aus der Fassung brachte wie einen gleichaltrigen englischen Schulbuben. »Und jetzt,« fügte er hinzu, »will ich dich zu meiner Frau bringen.«

Madame Desprez saß in einem kühlen Morgenrock im Eßzimmer. Alle Läden waren heruntergelassen und die mit Kacheln ausgelegte Diele erst vor kurzem mit Wasser bespritzt. Sie hielt die Augen halb geschlossen, obwohl sie bei dem Eintritt der beiden vorgab, einen Roman zu lesen. Trotz ihrer Rührigkeit liebte sie es doch, sich von Zeit zu Zeit auszuruhen, und besaß einen ganz außergewöhnlichen Appetit für Schlaf.

Der Doktor entledigte sich einer feierlichen Vorstellungszeremonie, an deren Schluß er im Hinblick auf beide Teile hinzufügte: »Ihr müßt um meinetwillen versuchen, einander gern zu haben.«

»Er ist sehr hübsch.,« sagte Anastasie. »Willst du mir nicht einen Kuß geben, mein hübsches Kerlchen?«

Der Doktor war wütend und zerrte sie in den Gang hinaus. »Bist du verrückt, Anastasie?« fragte er. »Wo bleibt da der berühmte weibliche Takt? Weiß der Himmel, ich bin ihm noch nie begegnet. Du sprichst mit meinem kleinen Philosophen, als hättest du einen Säugling vor dir. Bitte ihn mit mehr Respekt anzureden; er darf nicht geküßt und eia-popeiat werden wie irgend ein x-beliebiges Kind.«

»Ich hab's doch nur dir zu Gefallen getan, das kannst du mir glauben,« entgegnete Anastasie; »aber ich will mir Mühe geben, es besser zu machen.«

Der Doktor entschuldigte sich wegen seines Eifers. »Weißt du, ich möchte wirklich, daß er sich bei uns zu Hause fühlt,« fuhr er fort. »Und dein Benehmen, meine Teuerste, war tatsächlich so blöde, so gänzlich, so hoffnungslos deplaciert, daß man selbst einem Heiligen einen etwas gar zu heftigen Tadel nicht hätte verargen können. Bitte, bitte, versuche doch, ob nicht auch eine Frau junge Leute zu verstehen vermag – aber das ist natürlich unmöglich – ich hätte ebensogut meine Worte sparen können. So halte wenigstens den Mund und beobachte auf das genaueste mein Verhalten. Es mag dir als Vorbild dienen.«

Anastasie tat, wie ihr geheißen war, und beobachtete des Doktors Verhalten. Sie bemerkte, daß er den Jungen im Laufe des Abends dreimal umarmte und es erreichte, den kleinen Kerl im allgemeinen so verwirrt und schüchtern zu machen, daß er weder zu essen noch zu sprechen vermochte. Allein sie besaß in den kleinen Dingen des Lebens einen echt weiblichen Heroismus. Sie verzichtete nicht nur darauf, an dem Doktor eine billige Rache zu nehmen, indem sie ihm seine Mißgriffe vorhielt, sondern tat noch ihr möglichstes, um deren nachteilige Wirkung auf Jean-Marie aufzuheben. Als Desprez ausging, um vor dem Schlafen ein letztes Mal frische Luft zu schöpfen, ging sie zu dem Jungen hin und nahm ihn bei der Hand.

»Du darfst dich über meines Mannes Art nicht wundern, und mußt auch keine Angst vor ihm haben,« sagte sie. »Er ist der gütigste aller Menschen, aber so klug, daß er manchmal schwer zu verstehen ist. Du wirst dich bald an ihn gewöhnt haben, und dann wirst du ihn liebgewinnen, denn man kann ja gar nicht anders. Was mich betrifft, so kannst du sicher sein, daß ich mein möglichstes tun werde, dich glücklich zu machen, und daß ich dich gar nicht quälen werde. Ich glaube, wir sollten ausgezeichnete Freunde sein, du und ich. Ich bin nicht klug, aber sehr gutmütig. Willst du mir nicht einen Kuß geben?«

Er hielt ihr sein Gesicht hin, und sie nahm ihn in ihre Arme und fing an zu weinen. Sie hatte als Frau in ihrer Gutmütigkeit gesprochen, hatte sich an ihren eigenen Worten erwärmt, und Zärtlichkeit war die Folge. Als der Doktor eintrat, fand er sie innig umschlungen: er schloß daraus, daß seine Frau wiederum einen Fehler begangen hatte, und wollte eben mit fürchterlicher Stimme anfangen: »Anastasie –,« als sie ihn lächelnd ansah und ihm mit dem Finger drohte. Darauf schwieg er erstaunt, während sie den Jungen in seine Dachkammer führte.

Drittes Kapitel - Die Adoption - 02 Chapter Three - The Adoption - 02 Capítulo tres - La adopción - 02 Hoofdstuk drie - De adoptie - 02 Capítulo Três - A adoção - 02 Kapitel tre - Adoptionen - 02

Anastasie fühlte ihre Niederlage und zog sofort die Flagge ein. Anastasie felt her defeat and immediately lowered her flag. Анастасія відчула свою поразку і одразу ж зняла прапор. »Du brichst mir noch das Herz,« seufzte sie. "You are breaking my heart," she sighed.

»Durchaus nicht,« sagte er. "By no means," he said. "Абсолютно ні", - сказав він. »Du wirst dich vier Wochen lang ein wenig unbehaglich fühlen, so wie ich es tat, als ich nach diesem abscheulichen Dorfe gebracht wurde; dann werden dein bewunderungswürdiger Verstand und deine gute Laune triumphieren, und ich sehe dich bereits zufrieden wie immer deinen Gatten zum glücklichsten aller Sterblichen machen.« "You will feel a little uncomfortable for four weeks, just as I did when I was brought to that dreadful village; then your admirable mind and good spirits will triumph, and I already see you making your husband the happiest of mortals, content as ever," LqS6LzyXP "You know that I cannot deny you anything," she said with a final, fading resistance, "nothing that truly makes you happy.

»Du weißt, daß ich dir nichts abschlagen kann,« sagte sie mit letztem, schwindendem Widerstande, »nichts, das dich wirklich glücklich macht. "You know I cannot deny you anything," she said with a last, fading resistance, "nothing that truly makes you happy. Will this be the case with this matter as well? Are you certain of it, dear husband? You say you only found him last night. He could be a complete fraud." Wird es aber hiermit auch der Fall sein? Will this be the case here as well? Bist du dessen sicher, lieber Mann? Are you sure about that, dear man? Du sagst, du hättest ihn erst gestern nacht gefunden. You say you only found him last night. Er kann ein ausgemachter Schwindler sein.« He could be a complete swindler."

»Ich glaube nicht,« erwiderte der Doktor. "I don't think so," the doctor replied. »Aber glaube ja nicht, daß ich so unvorsichtig bin, ihn sofort zu adoptieren. "But don't think that I am so careless as to adopt him immediately. Ich bin, wie ich mir schmeichle, ein vollendeter Weltmann; ich habe alle Möglichkeiten ins Auge gefaßt. I am, as I flatter myself, a polished man of the world; I have considered all possibilities. Mein Plan rechnet mit ihnen allen. My plan takes them all into account. Ich nehme den Burschen als Stalljungen auf. I will take the lad on as a stable boy. Maust er, murrt er, will er wieder fort, so werde ich einsehen, daß ich mich geirrt habe. If he sulks, grumbles, or wants to leave again, then I will see that I was mistaken. Ich werde ihn alsdann nicht als einen Sohn von mir anerkennen und ihn wieder auf die Landstraße schicken.« I will then not acknowledge him as a son of mine and send him back onto the road." LqS18iwZBq "You will never do that, when the time comes," said his wife; "I know your good heart."

»Das wirst du niemals tun, wenn es erst soweit ist,« sagte seine Frau; »ich kenne dein gutes Herz.« "You will never do that when the time comes," his wife said, "I know your kind heart." She reached out her hand to him with a sigh; the doctor smiled as he took it and brought it to his lips. The victory had come easier to him than he had dared to hope.

Sie streckte ihm mit einem Seufzer die Hand entgegen; der Doktor lächelte, als er sie ergriff und an die Lippen führte. She reached out her hand to him with a sigh; the doctor smiled as he took it and brought it to his lips. Der Sieg war ihm leichter geworden, als er zu hoffen gewagt hatte. The victory had come easier to him than he had dared to hope. Wohl zum zwanzigsten Male hatte er die Wirksamkeit seines zuverlässigsten Gegenmittels erprobt, seines guten Schwerts Excalibur: die Rückkehr nach Paris. For the twentieth time, he had tested the effectiveness of his most reliable remedy, his good sword Excalibur: the return to Paris. Ein sechsmonatiger Aufenthalt in der Hauptstadt bedeutete für einen Mann mit den Antezedenzien und Beziehungen Doktor Desprez' keine geringere Kalamität als den absoluten Ruin. A six-month stay in the capital meant no less than absolute ruin for a man with Doctor Desprez's background and connections. Anastasie hatte die Reste seines Vermögens dadurch gerettet, daß sie ihn fest auf dem Lande angekettet hielt. Anastasie had saved the remnants of his fortune by keeping him firmly chained to the countryside. Schon das Wort Paris genügte, um sie in Heidenangst zu versetzen. The mere mention of Paris was enough to fill her with mortal dread. Lieber hätte sie ihrem Manne gestattet, sich hinten im Garten eine ganze Menagerie zu halten, von einem simplen Stalljungen ganz zu schweigen, als auch nur die Frage der Rückkehr aufs Tapet zu bringen. She would have preferred to allow her husband to keep a whole menagerie in the back garden, let alone a simple stable boy, rather than even broach the subject of returning to the city.

Ungefähr um vier Uhr nachmittags gab der Gaukler seinen Geist auf; seit dem Anfall hatte er das Bewußtsein nicht wieder erlangt. The juggler gave up the ghost around four o'clock in the afternoon; since the seizure, he had not regained consciousness. Doktor Desprez wohnte seiner letzten Reise bei und erklärte die Farce für beendet. Doctor Desprez witnessed his final journey and declared the farce to be over. Darauf nahm er Jean-Marie bei der Schulter und führte ihn in den Garten des Gasthofs, wo neben dem Fluß eine bequeme Bank stand. He then took Jean-Marie by the shoulder and led him to the garden of the inn, where a comfortable bench stood by the river. Hier setzte er sich hin und hieß den Jungen sich zu seiner Linken niederlassen. Here he sat down and instructed the boy to sit to his left.

»Jean-Marie,« sagte er sehr ernsthaft, »diese Welt ist ungeheuer groß, und selbst Frankreich, das nur ein Zipfelchen von ihr darstellt, ist für einen kleinen Jungen wie dich ein weites Land. "Jean-Marie," he said very seriously, "this world is immensely huge, and even France, which is only a small part of it, is a vast country for a young boy like you. Unglücklicherweise steckt es voll eifriger, vorwärtsstrebender Menschen; und im Vergleich zu so vielen Mäulern sind die Bäckerläden nur recht dünn gesät. Unfortunately, it is full of eager, ambitious people; and compared to so many mouths, the bakeries are few and far between. Dein Herr ist tot; du bist nicht imstande, dir selbst dein Brot zu verdienen; du willst doch auch nicht stehlen? Your master is dead; you are unable to earn your own bread; you don't want to steal, right? Nein. No. Deine Lage ist also unerfreulich? So, your situation is unpleasant? Ja, im Augenblick sogar kritisch. Yes, at the moment, even critical. Andererseits siehst du in mir einen zwar nicht alten, aber ältlichen Mann, der sich immer noch der Jugend seines Herzens erfreut; ein Mann der Bildung, der in weltlicher Hinsicht bequem situiert ist und eine gute Tafel führt: kurz, ein Mann, der weder als Freund noch als Wirt zu verachten ist. On the other hand, you see in me a not old, but middle-aged man, who still enjoys the youth of his heart; a man of education, comfortably situated in worldly terms and who keeps a good table: in short, a man who is not to be despised as a friend or a host. Ich biete dir Nahrung und Kleidung an und will dich abends unterrichten, was bei einem Jungen mit deinen Anlagen unendlich viel besser anschlagen wird, als wenn sämtliche Priester Europas es täten. I offer you food and clothing and in the evenings I will teach you, which will be infinitely more beneficial for a boy with your abilities, than if all the priests in Europe were to do it. Ich schlage dir keinerlei Lohn vor, sollte dir jedoch jemals der Gedanke kommen, mich zu verlassen, so wirst du die Tür offen finden, und ich werde dir zu deinem Eintritt in die Welt hundert Franken schenken. I do not propose any wages, but if you ever think of leaving me, you will find the door open, and I will give you a hundred francs for your entry into the world. Dagegen habe ich ein altes Pferd mit Chaise, das sauber und in Ordnung zu halten du sehr rasch, erlernen würdest. In return, I have an old horse with a chaise that you would quickly learn to keep clean and in order. Beeile dich ja nicht, zu antworten, nimm an oder lehne ab, ganz wie du es für richtig hältst. Don't rush to answer, accept or decline as you see fit. Vergiß nur nicht, daß ich kein sentimentaler oder wohltätiger Mensch bin, und daß, wenn ich dir diesen Vorschlag mache, ich meinen eigenen Zweck dabei verfolge – weil ich nämlich meinen Vorteil dabei ganz klar ins Auge gefaßt habe. Just don't forget that I am not a sentimental or charitable person, and that when I make this proposal to you, I am pursuing my own purpose - because I have clearly aimed for my advantage in it. Und jetzt überlege es dir.« And now think about it."

»Ich werde mich sehr freuen. "I will be very happy. Ich wüßte gar nicht, was ich sonst anfangen sollte. I wouldn't know what else to do. Ich danke Ihnen von Herzen, Herr, und werde versuchen, mich nützlich zu machen,« sagte der Junge. Thank you from the bottom of my heart, sir, and I will try to be useful," said the boy.

»Danke,« sagte der Doktor warm, indem er sich erhob und sich die Stirn trocknete, denn er hatte Qualen ausgestanden, solange die Sache in der Schwebe war. "Thank you," said the doctor warmly, as he stood up and dried his forehead, because he had suffered agonies while the matter was in limbo. Eine Weigerung hätte ihn nach der Szene am Mittag mit Anastasie lächerlich gemacht. A refusal would have made him ridiculous after the scene at noon with Anastasie. »Wie heiß und schwül der Abend ist, findest du nicht auch? "How hot and muggy the evening is, don't you think? Ich habe von jeher gewünscht, im Sommer ein Fisch zu sein hier in der Loing bei Gretz, Jean-Marie. I have always wished to be a fish in the summer here in the Loing at Gretz, Jean-Marie. Dann würde ich mich unter einer Seerose verstecken und den Glocken zuhören, die von da unten ganz wunderbar zart klingen müssen. Then I would hide under a water lily and listen to the bells, which must sound wonderfully delicate from down there. Das wäre noch ein Leben – meinst du nicht auch?« That would be another life - don't you think so?"

»Ja,« sagte Jean-Marie. "Yes," said Jean-Marie.

»Gott sei Dank, du hast Phantasie,« rief der Doktor und umarmte den Jungen mit der ihm eigenen überströmenden Herzlichkeit, obwohl die Prozedur den Leidtragenden fast ebensosehr aus der Fassung brachte wie einen gleichaltrigen englischen Schulbuben. "Thank God, you have imagination," exclaimed the doctor and hugged the boy with his own overflowing warmth, although the procedure almost upset the recipient as much as it would an English schoolboy of the same age. »Und jetzt,« fügte er hinzu, »will ich dich zu meiner Frau bringen.« "And now," he added, "I will take you to my wife."

Madame Desprez saß in einem kühlen Morgenrock im Eßzimmer. Madame Desprez was sitting in a cool dressing gown in the dining room. Alle Läden waren heruntergelassen und die mit Kacheln ausgelegte Diele erst vor kurzem mit Wasser bespritzt. All the shutters were down, and the tiled floor had been recently sprinkled with water. Sie hielt die Augen halb geschlossen, obwohl sie bei dem Eintritt der beiden vorgab, einen Roman zu lesen. She kept her eyes half closed, although she pretended to be reading a novel when the two entered. Trotz ihrer Rührigkeit liebte sie es doch, sich von Zeit zu Zeit auszuruhen, und besaß einen ganz außergewöhnlichen Appetit für Schlaf. Despite her busyness, she liked to rest from time to time and had an extraordinary appetite for sleep.

Der Doktor entledigte sich einer feierlichen Vorstellungszeremonie, an deren Schluß er im Hinblick auf beide Teile hinzufügte: »Ihr müßt um meinetwillen versuchen, einander gern zu haben.« The doctor went through a solemn introduction ceremony, at the end of which he added, with both in mind, "You must try to like each other for my sake."

»Er ist sehr hübsch.,« sagte Anastasie. "He is very handsome," said Anastasie. »Willst du mir nicht einen Kuß geben, mein hübsches Kerlchen?« »Won't you give me a kiss, my handsome lad?«

Der Doktor war wütend und zerrte sie in den Gang hinaus. The doctor was furious and dragged her out into the hallway. »Bist du verrückt, Anastasie?« fragte er. "Are you crazy, Anastasie?" he asked. »Wo bleibt da der berühmte weibliche Takt? "Where is the famous female tact in that? Weiß der Himmel, ich bin ihm noch nie begegnet. Heavens know, I've never encountered it. Du sprichst mit meinem kleinen Philosophen, als hättest du einen Säugling vor dir. You're talking to my little philosopher as if you had an infant in front of you. Bitte ihn mit mehr Respekt anzureden; er darf nicht geküßt und eia-popeiat werden wie irgend ein x-beliebiges Kind.« Please address him with more respect; he should not be kissed and cooed at like any random child."

»Ich hab's doch nur dir zu Gefallen getan, das kannst du mir glauben,« entgegnete Anastasie; »aber ich will mir Mühe geben, es besser zu machen.« "I only did it to please you, believe me," replied Anastasie; "but I will try to do better."

Der Doktor entschuldigte sich wegen seines Eifers. The doctor apologized for his jealousy. »Weißt du, ich möchte wirklich, daß er sich bei uns zu Hause fühlt,« fuhr er fort. "You know, I really want him to feel at home with us," he continued. »Und dein Benehmen, meine Teuerste, war tatsächlich so blöde, so gänzlich, so hoffnungslos deplaciert, daß man selbst einem Heiligen einen etwas gar zu heftigen Tadel nicht hätte verargen können. "And your behavior, my dearest, was indeed so foolish, so completely, so hopelessly out of place that not even a saint could have been blamed for giving you a rather severe scolding. Bitte, bitte, versuche doch, ob nicht auch eine Frau junge Leute zu verstehen vermag – aber das ist natürlich unmöglich – ich hätte ebensogut meine Worte sparen können. Please, please, try to see if a woman can also understand young people - but that is of course impossible - I might as well have saved my words. So halte wenigstens den Mund und beobachte auf das genaueste mein Verhalten. So at least keep quiet and observe my behavior very closely. Es mag dir als Vorbild dienen.« It may serve as an example for you."

Anastasie tat, wie ihr geheißen war, und beobachtete des Doktors Verhalten. Anastasie did as she was told and observed the doctor's behavior. Sie bemerkte, daß er den Jungen im Laufe des Abends dreimal umarmte und es erreichte, den kleinen Kerl im allgemeinen so verwirrt und schüchtern zu machen, daß er weder zu essen noch zu sprechen vermochte. She noticed that he hugged the boy three times during the evening and managed to make the little guy so confused and shy in general that he couldn't eat or speak. Allein sie besaß in den kleinen Dingen des Lebens einen echt weiblichen Heroismus. But she possessed a true feminine heroism in the small things of life. Sie verzichtete nicht nur darauf, an dem Doktor eine billige Rache zu nehmen, indem sie ihm seine Mißgriffe vorhielt, sondern tat noch ihr möglichstes, um deren nachteilige Wirkung auf Jean-Marie aufzuheben. Not only did she refrain from seeking cheap revenge on the doctor by pointing out his mistakes, but she also did her best to counteract their negative effect on Jean-Marie. Als Desprez ausging, um vor dem Schlafen ein letztes Mal frische Luft zu schöpfen, ging sie zu dem Jungen hin und nahm ihn bei der Hand. When Desprez went out to get some fresh air one last time before bed, she went to the boy and took him by the hand.

»Du darfst dich über meines Mannes Art nicht wundern, und mußt auch keine Angst vor ihm haben,« sagte sie. "You shouldn't be surprised by my husband's manner, and you shouldn't be afraid of him," she said. »Er ist der gütigste aller Menschen, aber so klug, daß er manchmal schwer zu verstehen ist. "He is the kindest of all people, but so clever that he is sometimes hard to understand. Du wirst dich bald an ihn gewöhnt haben, und dann wirst du ihn liebgewinnen, denn man kann ja gar nicht anders. You will soon get used to him, and then you will grow fond of him, because one can't help it. Was mich betrifft, so kannst du sicher sein, daß ich mein möglichstes tun werde, dich glücklich zu machen, und daß ich dich gar nicht quälen werde. As for me, you can be sure that I will do my best to make you happy, and that I will not torment you at all. Ich glaube, wir sollten ausgezeichnete Freunde sein, du und ich. I believe we should be excellent friends, you and I. Ich bin nicht klug, aber sehr gutmütig. I am not clever, but very good-natured. Willst du mir nicht einen Kuß geben?« Won't you give me a kiss?"

Er hielt ihr sein Gesicht hin, und sie nahm ihn in ihre Arme und fing an zu weinen. He offered his face to her, and she took him in her arms and started to cry. Sie hatte als Frau in ihrer Gutmütigkeit gesprochen, hatte sich an ihren eigenen Worten erwärmt, und Zärtlichkeit war die Folge. She had spoken as a woman in her kindness, had warmed herself with her own words, and tenderness was the result. Als der Doktor eintrat, fand er sie innig umschlungen: er schloß daraus, daß seine Frau wiederum einen Fehler begangen hatte, und wollte eben mit fürchterlicher Stimme anfangen: »Anastasie –,« als sie ihn lächelnd ansah und ihm mit dem Finger drohte. When the doctor entered, he found them embracing warmly: he concluded that his wife had once again made a mistake and was about to start speaking in a terrible voice: "Anastasie—," when she looked at him smilingly and wagged her finger at him. Darauf schwieg er erstaunt, während sie den Jungen in seine Dachkammer führte. He was then surprised into silence, as she led the boy to his attic room.