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Momshaming - Konkurrenzkampf mit Kinderwagen | MDR DOK

"Bio-Möhren wären besser für dein Baby."

"Wenn du es immer trägst, verwöhnst du es."

"Du kannst es nicht loslassen."

"Dein Baby darf mit im Bett schlafen?"

"Du solltest dich echt mehr um deine Kinder kümmern."

"Igitt, du stillst immer noch?"

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Mütter werden beobachtet.

Vor allem von anderen Müttern.

Es scheint ein Wettkampf zu sein.

Wie halten Frauen diesen Druck aus?

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Ja, hallo erstmal.

Ich liebe immer diesen Satz.

Mein Name ist Nina, ich bin dieses Jahr 27 geworden.

Ich bin Mama von 2 süßen Mädels.

Angemeldet habe ich mich aus Spaß 2015.

2016 war mir etwas langweilig.

Wegen meiner Risikoschwangerschaft fing ich an, hier zu bloggen.

Mein Hauptding ist hier das Mamabloggen,

über meinen Alltag zu sprechen.

Das mache ich sehr gerne, könnte es mir aber nicht für immer vorstellen.

Nina aus Leipzig hat 50.000 Follower auf Instagram.

Wenn sie online ist, erlebt sie täglich,

wie Mütter miteinander konkurrieren.

Es ist ein richtiger Wettkampf, auch schon in der Schwangerschaft.

Ich dachte nie, dass es so ist.

Ich dachte, man wird Mama, man ist schwanger, alle verstehen sich,

alles ist toll.

Dass es schon in der Schwangerschaft losgeht,

hätte ich nie für möglich gehalten.

Sticheln, belehren, beileidigen. "Mombashing" heißt das im Netz.

Auch Nina muss das aushalten.

Ich hätte nicht erwartet, dass das Mama-Business so hart abgeht.

Dass man immer bewertet wird, in Schubladen gesteckt wird,

dass die Leute ständig meckern, dir ungefragt Ratschläge geben.

Gerade die ungefragten Ratschläge von Familie, Verwandten, Bekannten,

das ist wirklich überdimensional riesig.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Früher hatte sie Gelegenheitsjobs, heute verdient sie mit Instagram.

Für sie ist es ein Beruf, der mit Kindern gut zu schaffen ist.

Ihr ist klar, wer viel zeigt, macht sich angreifbar.

Doch wie feindselig Mütter sein können, überrascht sie immer wieder.

Der krasseste Kommentar war: "Deine Kinder sind total hässlich",

obwohl ich sie nicht zeige.

Und: "Die Missgeburten sind alle behindert."

Das war bisher das Krasseste, was ich bekommen habe.

Aber das ist schon eine sehr lange Zeit her.

Da war ich noch ganz frisch und hab auch geweint.

Das ging mir nahe. Das konnte ich nicht greifen.

Also ...

Damit muss man aber rechnen.

In der Anonymität des Netzes

scheinen auch letzte Grenzen zu fallen.

Weil da sehr viel Hass einfach mal entstehen kann.

Wenn du es nicht moderierst, kann das sehr doll ausufern.

Das möchte ich nicht.

Ich möchte, dass mein Profil ein Platz bleibt,

wo sich alle willkommen fühlen,

wohlfühlen und nicht vorverurteilt werden.

Nina kämpft gegen "Mombashing".

Auf ihrem Kanal löscht sie alle Kommentare, die zu weit gehen.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Ich habe einmal überlegt: Nina, lädst du hoch,

dass deine Tochter die Haare geglättet bekommen hat?

Ich hatte Angst vor dem eventuellen Shitstorm,

was ich für eine Mutter bin.

Aber ich dachte: Du lädst es hoch, weil es ist normal.

Sie ist im Lockdown nur zu Hause, sie sieht, dass es Mama macht,

warum darf ich es nicht auch ausprobieren?

Das ist bei anderen Themen wie Alkohol natürlich nicht gegeben.

Aber bei Gewöhnlichem, wo man denkt, das versteht eine andere Mama,

da kann es sein, dass die sagt:

Das geht gar nicht. Wie kann sie dem Kind mit 4 Jahren Haare glätten?

Mit dem Lockdown haben Beleidigungen zugenommen.

Der Druck auf Mütter ist gestiegen.

Existenzsorgen, Verantwortung und Angst, wie es weitergeht,

bringen viele Mütter an ihre Belastungsgrenze.

Der allgemeine Ton auf Instagram ist ein recht positiver.

Mir ist aufgefallen, dass man durch die Anonymität viel Hass verbreitet

und auch ungefragt was darunterschreibt.

Durch den Lockdown sind die Leute viel aggressiver, angespannter

und fühlen sich viel schneller angegriffen.

Deswegen hauen sie auch voll in die Kommentartasten.

Man ist irgendwie die Zielscheibe geworden,

für den Hass und auch für den Frust.

Den Mütterkrieg gibts nicht nur im Netz.

Ihre Freundin Almut hat Nina während der Schwangerschaft kennengelernt.

Beide haben Anfeindungen schon überall erlebt,

im Geburtsvorbereitungskurs, in der Nachbarschaft,

draußen mit dem Kinderwagen oder bei der Familienfeier.

Ist gar nicht so schlecht. Ja, voll.

Und die Views sind halt immer so bei 50.000.

Was ich dir noch sagen wollte, der eine Beitrag zu dem Thema

"Komm, gib dem Opa einen Kuss",

da haben wir eine Reichweite geschafft von 500.000.

Krass.

Auch die Kommentare waren richtig heftig.

Da ist unter einem Kommentar, das hab ich dir geschickt,

ein krasser Shitstorm ausgebrochen. Nee, hab ich nicht gesehen.

Eine Diskussion zwischen 2 Müttern. Krass.

Ich wusste nicht mehr, was ich schreiben sollte.

Ich halte mich meistens raus. Ja.

Auch Almut kennt den Wettkampf-Modus.

Ich erlebte es vor allem offline.

Manchmal gehts auch darum: Wem gehts am schlechtesten?

Oh ja.

"Ich habe nur 2 Stunden geschlafen."

Dann sagt die andere: "Ich hab nur eine Stunde geschlafen."

Motto: Mir gehts viel schlechter. Total.

Man kann doch sagen: "Ich kann dich so gut verstehen."

Das reicht. Nicht dieses, so nach oben.

Manchmal verstehe ich es auch, weil man keine anderen Themen hat.

Es ist von den Muttis auch oft nicht böse gemeint.

Auch wenn man so Tipps raushaut ...

Ich hab eine Freundin, die ist auch vor Kurzem erst Mama geworden.

Da merke ich schon, dass in mir, weil ich zweifache Mama bin,

dass oft so Dinge in mir hochkommen, die ich gerne sagen will.

Ich versuche mich dann zurückzuhalten.

Aber wenn man noch nicht so weiß, wie unangenehm sowas sein kann,

prasselt es raus.

Ja.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Priska Lachmann hat 3 Töchter.

Sie kennt das,

wenn die "guten" Ratschläge der anderen sie als Mutter verunsichern.

Kommentare von außen machen, dass man das noch mehr hinterfragt.

Dann denkst du: Das muss ich auch noch machen,

weil dann bin ich eine richtig gute Mutter.

Wenn ich noch Kastanien gesammelt habe

und wir die Knallerbsen geknallt, Blätter gepresst haben

und dann noch mit den Fingermalfarben gemalt haben,

dann hab ich noch vollwertige Biokost vom Bioladen gekauft,

noch vom Bauernhof, vom Dorf am besten,

noch regionale Anbieter unterstützt,

dann hab ich das wirklich gut gemacht."

Dass man sich dabei aufreibt und kaputtgeht, sehen die anderen nicht.

Doch wer zeigt schon gern Schwäche?

Wenn das der Kindergarten sieht, dass du dich nicht alleine anziehst.

Ich glaube, dass der vermeintliche Druck von außen so groß ist,

dass wir denken, es müsste alles perfekt sein.

Es ist ja nirgends perfekt.

Was ist überhaupt perfekt? Wer definiert das?

Egal, was Mutter macht, die anderen wissen es immer besser.

Aushalten, weglächeln oder sich dagegen wehren.

Du musst dich dahinstellen. Okay.

Ich fahre nicht auf deine Füße.

Einfach festhalten. Ja.

Das wars schon.

Ich bin harmoniebedürftig, möchte Konflikten aus dem Weg gehen.

Wenn eine ältere Dame zu mir sagte,

"oh, es ist kalt, das Kind braucht eine Mütze",

dann hab ich gesagt, "ach, ja, es geht, ist gar nicht so kalt.

Meinen Sie? Ja, ich hab ja eine mit."

Einfach, um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen.

Wenn sich jemand einmischt, trifft sie das.

Eine scheinbar harmlose Bemerkung über den Gartenzaun.

Und doch eine Bewertung.

Bei Priska sorgt das für Kopfkino und Unsicherheit.

* freudiges Kinderkreischen *

Meinen Mann tangiert das gar nicht.

Und ich denke bestimmt einen Tag oder länger drüber nach.

Ich kenne die Sätze immer noch, obwohl die schon Jahre her sind.

Das macht nachhaltig was mit einem.

Auch wenn man sich entschlossen hat, dass es keine Wirkung auf einen hat,

bleiben sie hängen.

Man hinterfragt die immer wieder.

Wenn man sich mal schlecht fühlt,

weil man zu viel gearbeitet hat, kommt dieser Satz wieder hoch.

Du denkst, stimmt es doch?

Müsste ich noch mehr Zeit verbringen und mich mehr aufreiben

und die Prioritäten anders setzen?

Hab ich es richtig gemacht?

Das zermürbt tatsächlich.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Priska ist in einem konservativen Elternhaus aufgewachsen.

Sie heiratete früh, bekommt ein Kind, studiert Theologie,

will Pfarrerin werden.

Doch daraus wird nichts. Sie lässt sich scheiden.

Ich hatte damals eine sehr persönliche Krise,

bei der viele irgendetwas dazu zu sagen hatten.

Die Krise hat mich komplett aus meinem Leben gerissen.

So viele dachten, sie könnten mir sagen, wie ich zu leben habe.

Das war ein ganz großer Schritt damals für mich, zu sagen,

ich entscheide mich, meinen eigenen Weg zu gehen.

Ich entscheide mich dafür. Es geht euch nichts an.

Ich glaube nicht mal, dass das böse gemeinte Ratschläge waren,

aber auch die haben sich wie Schläge angefühlt.

Gute Ratschläge, Nina kennt das.

Und mit ihr 77% der Mütter in Deutschland.

Sie alle wurden laut Forsa-Umfrage

schon mal für den Umgang mit ihrem Kind kritisiert.

Mütter, die aufeinander herumhacken, streben nach Anerkennung,

hat Dr. Eva Tolasch von der Universität Jena herausgefunden.

Die Soziologin forscht zu Frauen- und Geschlechterrollen.

Sie hat selbst 2 Kinder und kennt sich aus mit Mutterbildern.

Wenn es darum geht, was erwartet wird von der Mutter,

ist es ganz klar, dass sie ihr Projekt Familie leitet, managt,

dass sie die Unternehmerin ihrer selbst ist.

Man kriegt eine soziale Anerkennung darüber, dass man was geleistet hat.

Wenn das Kind erfolgreich ist, ist man auch erfolgreich.

Das heißt, man steht unter Beobachtung.

Man fühlt es nicht nur, sondern wird beobachtet.

Managerin, Hausfrau, Mutter, Partnerin.

Frauen leisten unglaublich viel.

Der Lockdown erhöht den Druck.

Das empfinde ich als anstrengend,

dass wir den ganzen Tag zusammen sind,

alle in diesem Haus.

Da will ich mir nicht vorstellen, wie das in einer Wohnung ist.

Priska ist Autorin, arbeitet zu Hause.

Ihr Schreibtisch ist voll.

Abgabetermine für Artikel und Bücher stehen an.

Möchtest du dir einen kleinen Stuhl holen und dich hierhersetzen?

Ja.

Wir kommen uns ein bisschen in die Quere.

Es gibt viele Sachen, die man nicht sieht in Familien.

Eine Sache ist, dass ich immer nachts und am Wochenende arbeite.

Wenn die Kinder tagsüber da sind, findet keine kreative Arbeit statt.

Dann schreibe ich E-Mails und mache administrative Sachen.

Aber alles, wo ich konzentriert arbeiten muss,

mich kreativ austoben muss oder Bücher schreiben kann,

das kann ich nicht tagsüber machen.

Das ist der Preis.

Dafür aber kann ich tagsüber ungestresst, sag ich mal,

ohne die Nerven zu verlieren, mir mit den Kindern 30 Minuten nehmen.

Das ist schon schön.

Sie will erfolgreich in ihrem Beruf und als Mutter sein.

In beiden Rollen muss sie funktionieren.

Eine enorme Leistung.

Hast du geguckt, was du heute hast?

Ich wollte heute einen Brief schreiben.

Okay.

Ich hab schon überlegt, für wen.

Für wen? Für Karin und noch für jemanden.

Ist doch eine schöne Idee.

Mhm.

Es wäre cool, wenn du 2, 3 Sachen schaffst.

Ich hab eine lange Liste.

So jetzt, ab, Spielen.

Auch Mütter haben Bedürfnisse.

Zwischen Selbstverwirklichung und Familie reiben sich viele auf.

Danke Jesus für das Essen, bitte segne uns, Amen.

Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb, guten Appetit.

Beim Essen geht Priska die nicht enden wollende To-Do-Liste durch.

Beim Ballett, die Schuhe und die Strumpfhosen,

wem passt denn jetzt was nicht?

Ich brauche Schuhe.

Parallel denkt sie über ihr aktuelles Buchprojekt nach.

Ich vermute, dass ich 2 Orte abgestrichen hab,

dass ich die geschrieben hab, und ich hab die nicht geschrieben.

Ich glaube, ich hab das Manuskript unvollständig abgegeben.

Vielleicht ist es auch, damit ich nicht heule.

Dann entscheide ich mich, darüber zu lachen.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

So vieles, an das zu denken ist.

Ohne ihren Mann würde Priska das nicht schaffen.

Ich teile mir mit meinem Mann quasi die Gedankenarbeit auf.

Der denkt genauso mit.

Dadurch kann ich wirklich abschalten.

Das war ein jahrelanger Prozess, dass ich loslassen kann,

dass er alle Schritte so kennt, die anfallen.

Dann gucken wir gleich mal, pass mal auf ...

Schule.

Es ist die letzte Schulwoche. Wir müssen noch Sachen zuschicken.

Warum klappt das so gut?

Weil wir uns geeinigt haben, was einem leicht von der Hand geht.

Das ist ein entscheidender Faktor.

Wir sind so zusammengewachsen.

Mir ging leicht von der Hand, ganz banal, das Staubsaugen.

Ich kann eine Stunde durch das ganze Haus rennen und saugen.

Ganz lustiges, banales Thema.

* Beide lachen. *

Es ist total wichtig, sich Hilfe zu suchen.

Das ist eine Lösung, die wir haben, um uns gegenseitig zu helfen,


Momshaming - Konkurrenzkampf mit Kinderwagen | MDR DOK

"Bio-Möhren wären besser für dein Baby."

"Wenn du es immer trägst, verwöhnst du es."

"Du kannst es nicht loslassen."

"Dein Baby darf mit im Bett schlafen?"

"Du solltest dich echt mehr um deine Kinder kümmern."

"Igitt, du stillst immer noch?"

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Mütter werden beobachtet.

Vor allem von anderen Müttern.

Es scheint ein Wettkampf zu sein.

Wie halten Frauen diesen Druck aus?

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Ja, hallo erstmal.

Ich liebe immer diesen Satz.

Mein Name ist Nina, ich bin dieses Jahr 27 geworden.

Ich bin Mama von 2 süßen Mädels.

Angemeldet habe ich mich aus Spaß 2015.

2016 war mir etwas langweilig.

Wegen meiner Risikoschwangerschaft fing ich an, hier zu bloggen.

Mein Hauptding ist hier das Mamabloggen,

über meinen Alltag zu sprechen.

Das mache ich sehr gerne, könnte es mir aber nicht für immer vorstellen.

Nina aus Leipzig hat 50.000 Follower auf Instagram.

Wenn sie online ist, erlebt sie täglich,

wie Mütter miteinander konkurrieren.

Es ist ein richtiger Wettkampf, auch schon in der Schwangerschaft.

Ich dachte nie, dass es so ist.

Ich dachte, man wird Mama, man ist schwanger, alle verstehen sich,

alles ist toll.

Dass es schon in der Schwangerschaft losgeht,

hätte ich nie für möglich gehalten.

Sticheln, belehren, beileidigen. "Mombashing" heißt das im Netz.

Auch Nina muss das aushalten.

Ich hätte nicht erwartet, dass das Mama-Business so hart abgeht.

Dass man immer bewertet wird, in Schubladen gesteckt wird,

dass die Leute ständig meckern, dir ungefragt Ratschläge geben.

Gerade die ungefragten Ratschläge von Familie, Verwandten, Bekannten,

das ist wirklich überdimensional riesig.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Früher hatte sie Gelegenheitsjobs, heute verdient sie mit Instagram.

Für sie ist es ein Beruf, der mit Kindern gut zu schaffen ist.

Ihr ist klar, wer viel zeigt, macht sich angreifbar.

Doch wie feindselig Mütter sein können, überrascht sie immer wieder.

Der krasseste Kommentar war: "Deine Kinder sind total hässlich",

obwohl ich sie nicht zeige.

Und: "Die Missgeburten sind alle behindert."

Das war bisher das Krasseste, was ich bekommen habe.

Aber das ist schon eine sehr lange Zeit her.

Da war ich noch ganz frisch und hab auch geweint.

Das ging mir nahe. Das konnte ich nicht greifen.

Also ...

Damit muss man aber rechnen.

In der Anonymität des Netzes

scheinen auch letzte Grenzen zu fallen.

Weil da sehr viel Hass einfach mal entstehen kann.

Wenn du es nicht moderierst, kann das sehr doll ausufern.

Das möchte ich nicht.

Ich möchte, dass mein Profil ein Platz bleibt,

wo sich alle willkommen fühlen,

wohlfühlen und nicht vorverurteilt werden.

Nina kämpft gegen "Mombashing".

Auf ihrem Kanal löscht sie alle Kommentare, die zu weit gehen.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Ich habe einmal überlegt: Nina, lädst du hoch,

dass deine Tochter die Haare geglättet bekommen hat?

Ich hatte Angst vor dem eventuellen Shitstorm,

was ich für eine Mutter bin.

Aber ich dachte: Du lädst es hoch, weil es ist normal.

Sie ist im Lockdown nur zu Hause, sie sieht, dass es Mama macht,

warum darf ich es nicht auch ausprobieren?

Das ist bei anderen Themen wie Alkohol natürlich nicht gegeben.

Aber bei Gewöhnlichem, wo man denkt, das versteht eine andere Mama,

da kann es sein, dass die sagt:

Das geht gar nicht. Wie kann sie dem Kind mit 4 Jahren Haare glätten?

Mit dem Lockdown haben Beleidigungen zugenommen.

Der Druck auf Mütter ist gestiegen.

Existenzsorgen, Verantwortung und Angst, wie es weitergeht,

bringen viele Mütter an ihre Belastungsgrenze.

Der allgemeine Ton auf Instagram ist ein recht positiver.

Mir ist aufgefallen, dass man durch die Anonymität viel Hass verbreitet

und auch ungefragt was darunterschreibt.

Durch den Lockdown sind die Leute viel aggressiver, angespannter

und fühlen sich viel schneller angegriffen.

Deswegen hauen sie auch voll in die Kommentartasten.

Man ist irgendwie die Zielscheibe geworden,

für den Hass und auch für den Frust.

Den Mütterkrieg gibts nicht nur im Netz.

Ihre Freundin Almut hat Nina während der Schwangerschaft kennengelernt.

Beide haben Anfeindungen schon überall erlebt,

im Geburtsvorbereitungskurs, in der Nachbarschaft,

draußen mit dem Kinderwagen oder bei der Familienfeier.

Ist gar nicht so schlecht. Ja, voll.

Und die Views sind halt immer so bei 50.000.

Was ich dir noch sagen wollte, der eine Beitrag zu dem Thema

"Komm, gib dem Opa einen Kuss",

da haben wir eine Reichweite geschafft von 500.000.

Krass.

Auch die Kommentare waren richtig heftig.

Da ist unter einem Kommentar, das hab ich dir geschickt,

ein krasser Shitstorm ausgebrochen. Nee, hab ich nicht gesehen.

Eine Diskussion zwischen 2 Müttern. Krass.

Ich wusste nicht mehr, was ich schreiben sollte.

Ich halte mich meistens raus. Ja.

Auch Almut kennt den Wettkampf-Modus.

Ich erlebte es vor allem offline.

Manchmal gehts auch darum: Wem gehts am schlechtesten?

Oh ja.

"Ich habe nur 2 Stunden geschlafen."

Dann sagt die andere: "Ich hab nur eine Stunde geschlafen."

Motto: Mir gehts viel schlechter. Total.

Man kann doch sagen: "Ich kann dich so gut verstehen."

Das reicht. Nicht dieses, so nach oben.

Manchmal verstehe ich es auch, weil man keine anderen Themen hat.

Es ist von den Muttis auch oft nicht böse gemeint.

Auch wenn man so Tipps raushaut ...

Ich hab eine Freundin, die ist auch vor Kurzem erst Mama geworden.

Da merke ich schon, dass in mir, weil ich zweifache Mama bin,

dass oft so Dinge in mir hochkommen, die ich gerne sagen will.

Ich versuche mich dann zurückzuhalten.

Aber wenn man noch nicht so weiß, wie unangenehm sowas sein kann,

prasselt es raus.

Ja.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Priska Lachmann hat 3 Töchter.

Sie kennt das,

wenn die "guten" Ratschläge der anderen sie als Mutter verunsichern.

Kommentare von außen machen, dass man das noch mehr hinterfragt.

Dann denkst du: Das muss ich auch noch machen,

weil dann bin ich eine richtig gute Mutter.

Wenn ich noch Kastanien gesammelt habe

und wir die Knallerbsen geknallt, Blätter gepresst haben

und dann noch mit den Fingermalfarben gemalt haben,

dann hab ich noch vollwertige Biokost vom Bioladen gekauft,

noch vom Bauernhof, vom Dorf am besten,

noch regionale Anbieter unterstützt,

dann hab ich das wirklich gut gemacht."

Dass man sich dabei aufreibt und kaputtgeht, sehen die anderen nicht.

Doch wer zeigt schon gern Schwäche?

Wenn das der Kindergarten sieht, dass du dich nicht alleine anziehst.

Ich glaube, dass der vermeintliche Druck von außen so groß ist,

dass wir denken, es müsste alles perfekt sein.

Es ist ja nirgends perfekt.

Was ist überhaupt perfekt? Wer definiert das?

Egal, was Mutter macht, die anderen wissen es immer besser.

Aushalten, weglächeln oder sich dagegen wehren.

Du musst dich dahinstellen. Okay.

Ich fahre nicht auf deine Füße.

Einfach festhalten. Ja.

Das wars schon.

Ich bin harmoniebedürftig, möchte Konflikten aus dem Weg gehen.

Wenn eine ältere Dame zu mir sagte,

"oh, es ist kalt, das Kind braucht eine Mütze",

dann hab ich gesagt, "ach, ja, es geht, ist gar nicht so kalt.

Meinen Sie? Ja, ich hab ja eine mit."

Einfach, um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen.

Wenn sich jemand einmischt, trifft sie das.

Eine scheinbar harmlose Bemerkung über den Gartenzaun.

Und doch eine Bewertung.

Bei Priska sorgt das für Kopfkino und Unsicherheit.

* freudiges Kinderkreischen *

Meinen Mann tangiert das gar nicht.

Und ich denke bestimmt einen Tag oder länger drüber nach.

Ich kenne die Sätze immer noch, obwohl die schon Jahre her sind.

Das macht nachhaltig was mit einem.

Auch wenn man sich entschlossen hat, dass es keine Wirkung auf einen hat,

bleiben sie hängen.

Man hinterfragt die immer wieder.

Wenn man sich mal schlecht fühlt,

weil man zu viel gearbeitet hat, kommt dieser Satz wieder hoch.

Du denkst, stimmt es doch?

Müsste ich noch mehr Zeit verbringen und mich mehr aufreiben

und die Prioritäten anders setzen?

Hab ich es richtig gemacht?

Das zermürbt tatsächlich.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

Priska ist in einem konservativen Elternhaus aufgewachsen.

Sie heiratete früh, bekommt ein Kind, studiert Theologie,

will Pfarrerin werden.

Doch daraus wird nichts. Sie lässt sich scheiden.

Ich hatte damals eine sehr persönliche Krise,

bei der viele irgendetwas dazu zu sagen hatten.

Die Krise hat mich komplett aus meinem Leben gerissen.

So viele dachten, sie könnten mir sagen, wie ich zu leben habe.

Das war ein ganz großer Schritt damals für mich, zu sagen,

ich entscheide mich, meinen eigenen Weg zu gehen.

Ich entscheide mich dafür. Es geht euch nichts an.

Ich glaube nicht mal, dass das böse gemeinte Ratschläge waren,

aber auch die haben sich wie Schläge angefühlt.

Gute Ratschläge, Nina kennt das.

Und mit ihr 77% der Mütter in Deutschland.

Sie alle wurden laut Forsa-Umfrage

schon mal für den Umgang mit ihrem Kind kritisiert.

Mütter, die aufeinander herumhacken, streben nach Anerkennung,

hat Dr. Eva Tolasch von der Universität Jena herausgefunden.

Die Soziologin forscht zu Frauen- und Geschlechterrollen.

Sie hat selbst 2 Kinder und kennt sich aus mit Mutterbildern.

Wenn es darum geht, was erwartet wird von der Mutter,

ist es ganz klar, dass sie ihr Projekt Familie leitet, managt,

dass sie die Unternehmerin ihrer selbst ist.

Man kriegt eine soziale Anerkennung darüber, dass man was geleistet hat.

Wenn das Kind erfolgreich ist, ist man auch erfolgreich.

Das heißt, man steht unter Beobachtung.

Man fühlt es nicht nur, sondern wird beobachtet.

Managerin, Hausfrau, Mutter, Partnerin.

Frauen leisten unglaublich viel.

Der Lockdown erhöht den Druck.

Das empfinde ich als anstrengend,

dass wir den ganzen Tag zusammen sind,

alle in diesem Haus.

Da will ich mir nicht vorstellen, wie das in einer Wohnung ist.

Priska ist Autorin, arbeitet zu Hause.

Ihr Schreibtisch ist voll.

Abgabetermine für Artikel und Bücher stehen an.

Möchtest du dir einen kleinen Stuhl holen und dich hierhersetzen?

Ja.

Wir kommen uns ein bisschen in die Quere.

Es gibt viele Sachen, die man nicht sieht in Familien.

Eine Sache ist, dass ich immer nachts und am Wochenende arbeite.

Wenn die Kinder tagsüber da sind, findet keine kreative Arbeit statt.

Dann schreibe ich E-Mails und mache administrative Sachen.

Aber alles, wo ich konzentriert arbeiten muss,

mich kreativ austoben muss oder Bücher schreiben kann,

das kann ich nicht tagsüber machen.

Das ist der Preis.

Dafür aber kann ich tagsüber ungestresst, sag ich mal,

ohne die Nerven zu verlieren, mir mit den Kindern 30 Minuten nehmen.

Das ist schon schön.

Sie will erfolgreich in ihrem Beruf und als Mutter sein.

In beiden Rollen muss sie funktionieren.

Eine enorme Leistung.

Hast du geguckt, was du heute hast?

Ich wollte heute einen Brief schreiben.

Okay.

Ich hab schon überlegt, für wen.

Für wen? Für Karin und noch für jemanden.

Ist doch eine schöne Idee.

Mhm.

Es wäre cool, wenn du 2, 3 Sachen schaffst.

Ich hab eine lange Liste.

So jetzt, ab, Spielen.

Auch Mütter haben Bedürfnisse.

Zwischen Selbstverwirklichung und Familie reiben sich viele auf.

Danke Jesus für das Essen, bitte segne uns, Amen.

Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb, guten Appetit.

Beim Essen geht Priska die nicht enden wollende To-Do-Liste durch.

Beim Ballett, die Schuhe und die Strumpfhosen,

wem passt denn jetzt was nicht?

Ich brauche Schuhe.

Parallel denkt sie über ihr aktuelles Buchprojekt nach.

Ich vermute, dass ich 2 Orte abgestrichen hab,

dass ich die geschrieben hab, und ich hab die nicht geschrieben.

Ich glaube, ich hab das Manuskript unvollständig abgegeben.

Vielleicht ist es auch, damit ich nicht heule.

Dann entscheide ich mich, darüber zu lachen.

* Musik: "Under Pressure" von Queen & David Bowie *

So vieles, an das zu denken ist.

Ohne ihren Mann würde Priska das nicht schaffen.

Ich teile mir mit meinem Mann quasi die Gedankenarbeit auf.

Der denkt genauso mit.

Dadurch kann ich wirklich abschalten.

Das war ein jahrelanger Prozess, dass ich loslassen kann,

dass er alle Schritte so kennt, die anfallen.

Dann gucken wir gleich mal, pass mal auf ...

Schule.

Es ist die letzte Schulwoche. Wir müssen noch Sachen zuschicken.

Warum klappt das so gut?

Weil wir uns geeinigt haben, was einem leicht von der Hand geht.

Das ist ein entscheidender Faktor.

Wir sind so zusammengewachsen.

Mir ging leicht von der Hand, ganz banal, das Staubsaugen.

Ich kann eine Stunde durch das ganze Haus rennen und saugen.

Ganz lustiges, banales Thema.

* Beide lachen. *

Es ist total wichtig, sich Hilfe zu suchen.

Das ist eine Lösung, die wir haben, um uns gegenseitig zu helfen,