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Video lessons from YouTube, Rapper Kex Kuhl über seine Depressionen, Panikattacken und "Rick and Morty"

Rapper Kex Kuhl über seine Depressionen, Panikattacken und "Rick and Morty"

Eine Depression zu haben, bedeutet nicht, sie zu bekämpfen sein Leben lang, es

bedeutet, damit klar zu kommen, dass man eine Depression hat, weil, du bist halt

ein depressiver Mensch, daran wird sich nichts ändern.

Hi, ich bin Taha, werde auch Kex Kuhl genannt – in gediegenen Fachkreisen.

Ich bin Rapper.

Ich habe Depressionen, Angststörungen und Panikattacken.

Ich wusste noch nicht sofort, dass es die Psyche ist, ich dachte einfach, mit mir

selber stimmt irgendetwas nicht. Irgendwas hat gefehlt, und ich dachte

immer ... So eine gewisse Leere war da, und ich dachte immer, okay, es ist die

Heimat und das sind die Freunde und die Familie, aber als ich dort war, war

diese Leere nicht gefüllt. Ich habe fast vier Jahre in diesem Zustand verbracht,

um danach von einem guten Freund drauf aufmerksam gemacht zu werden

dass doch vielleicht irgendetwas mit meiner Psyche sein könnte.

Ich hatte Panik und Schweißausbrüche und konnte nicht mehr Bahn fahren und

den ganzen Krempel, den jeder kennt, der das auch hat.

Das hat sehr viel mit meiner Identität gemacht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein fertiges Album, das

ich komplett weggeschmissen habe, weil ich das nicht mehr war und irgendwie

versucht habe, auf mein Ego zu achten und nicht auf meinen seelischen Zustand oder

meinen psychischen Zustand. Eine Depression zu haben, bedeutet nicht, sie

zu bekämpfen sein Leben lang, es bedeutet, damit klarzukommen, dass man

eine Depression hat, weil, du bist halt ein depressiver Mensch, daran wird sich

nichts ändern. Man muss halt irgendwie damit klar kommen, und ich komme super

damit klar.

Ich bin 27 und leide unter Panikattacken.

Manchmal stehe ich im Supermarkt, und es überkommt mich einfach.

Die einzige Person, die mich da versteht, ist meine Freundin, die auch mal an Panikattacken

litt. Das Schlimmste dabei ist, dass all meine anderen Freunde nicht verstehen,

wie sich das anfühlt. In meinem Freundeskreis ist das ähnlich. Ein

Großteil meiner Freunde hat auch Panikattacken und Depressionen und

Ängste, aber ich habe auch ein sehr, sehr harten Teil meines Freundeskreises

so würde ich die jetzt mal nennen, der sich mit sowas überhaupt nicht auskennt.

Also so gar nicht. Die können das auch nicht nachvollziehen. Ich hatte

natürlich auch schon Panikattacken bei denen zu Hause, und die haben gesagt: "Was ist

mit dir?" Und ich so: "Hey, mir geht's nicht gut." Und der konnte es nicht nachvollziehen. Aber das

Wichtige ist, sich einfach nicht zu verstellen, weil, ich habe mal gelernt

dass man dann Panikattacken bekommt, wenn man nicht man selbst ist

Wenn du nicht du selbst bist, dann geht's dir schlecht. Meine erste richtige

Panikattacke, die hatte ich auf meiner Tour. Bei dem Freund zu Hause, da

dachte ich, ich sterbe.

Er hat das mitbekommen, dass

es mir nicht gut geht und ist rüber gekommen, hat mir einen Tee gemacht, hat mich

beruhigt und hat mir dann von seinen Panikattacken erzählt, und das hat mich

unfassbar beruhigt. Dann haben wir "Rick and Morty" geguckt. Also ich glaube ja, dass

die Leute eine Panikattacke echt besser verstehen können als eine Depression.

Du kannst sagen: "Eine Panikattacke ist ungefähr so: Dein Herz schlägt schnell, du

kriegst wenig Luft, es fühlt sich an wie ein Herzinfarkt, ist aber keiner.

Du stirbst nicht, aber alles in deinem Körper sagt dir, dass du stirbst."

Dann können die sich ein bisschen ein Bild davon machen und denken

sich, Angst hatte ich ja auch schon mal, als ich Riesenrad fahren wollte oder

irgendwie mal einen großen Hund gesehen habe und habe mich

erschreckt. Das kannst du nehmen, diese Angst. Die nimmst du dann mal 100

ungefähr, vielleicht ein bisschen mehr und streckst das auf eine halbe Stunde.

Das ist eine Panikattacke. Ja ich habe es auch schon mal geschafft, mich selbst zu

triggern, also die Panik selber zu triggern. Normalerweise kommt das von

außen, wenn ich zu grellem Licht ausgesetzt bin, oder – jetzt

zum Beispiel nicht, hier fühle ich mich wohl. Aber wenn ich zum Beispiel in der U-Bahn sitze

dann passiert das von außen. Aber manchmal schaffe ich es

auch, mich selbst zu triggern, wie zum Beispiel, wenn ich Songs darüber

schreibe, was ich ja sehr gerne mache. Und neulich habe ich einen Song über

genau den Zustand geschrieben, wie es ist, sich mit jemandem zu unterhalten und der

andere merkt nicht, dass man ganz unauffällig seinen Puls misst, mit der

Hand und unter dem Ärmel. Und das hat mich selber sehr getriggert.

Ich habe einfach eine Panikattacke während des Textschreibens alleine zu Hause bekommen.

Aber das war auch wieder eine Panikattacke, die in Ordnung war

Weil ich wusste, dass ich eine habe. Es war keine, wo ich dachte: "Okay ich sterbe

jetzt", sondern ich wusste, das ist eine Panikattacke, in einer halben Stunde geht es

um, danach bin ich müde, und mehr war es auch nicht. Meine Arbeitskollegen und

meine Familie können die Krankheit einfach nicht nachvollziehen.

Oft kann ich nicht mal mehr Auto fahren. Das wissen viele aus meinem Umfeld, lassen

mich aber trotzdem ins Auto steigen und erwarten, dass ich funktioniere.

Der Grund, wieso ich lache, ist, weil ich es kenne. Ich kenne es. Ich kenne es

einfach. Vor allem das mit dem Autofahren war bei mir ein Problem, und

manche haben einfach erwartet, dass ich dann halt Auto fahre. Aber es stimmt schon

dass die meisten nicht verstehen, dass es eine Krankheit ist. Also die meisten

denken, das ist was mit der Psyche, also wird sich das entweder ausgedacht, oder

es wird hoch geschaukelt, oder es ist gar nicht so schlimm, wie es scheint, aber dem

ist nicht so. Meistens ist es sogar noch schlimmer, als man es zeigen möchte. Ich

habe schon ziemlich oft die Erfahrung gemacht, dass Leute Depressionen und

Angststörungen vor allem als charakterschwach sehen.

Das hat es mir anfangs auch ein bisschen schwierig gemacht, zu sagen, ich

mache jetzt komplett neue Musik und Musik mit dem Schwerpunkt auf mich und

meine Gefühle und darüber zu sprechen. Vor allem im Hip-Hop, da wirst du auch

gleich direkt damit konfrontiert. "Heul doch nicht rum".

Ich würde gerne mal nicht heulen. Das Wichtigste ist, mit jemandem darüber zu reden.

Das klingt immer so banal, aber es ist so unfassbar

wichtig, weil man dann einfach nicht mehr mit diesen Gedanken alleine ist.

Und man kann sich das nicht wirklich vorstellen, aber der Verstand bist ja

nicht du selbst. Ich habe so lange gebraucht, um das zu verstehen.

Aber du bist nicht dein Verstand. Du bist nicht das, was dein Verstand dir einredet

Das ist für mich einfach nur ein weiteres Ding in meinem Körper.

Das muss man lernen, zu unterscheiden, also sich selbst von seinem Verstand oder

von seinen Gedanken zu unterscheiden und das kann man alleine nicht. Also

zumindest am Anfang nicht. "Ein Mann Mitte 30, der in die Klapse muss.

Das hört sich einfach so sehr nach gescheiterter Existenz an."

Also für mich klingt das nach jemandem, der was macht und der was unternimmt

Also das ist glaube ich das Schlimmste, was du machen kannst. Dir selber in

der schwierigen Zeit noch mehr Steine in den Weg zu legen.

Eine Krankheit legt dir schon genug Steine in den Weg. Du kannst eh schon so

viele Sachen nicht machen – oder nicht mit ruhigem Gewissen machen. Wieso solltest

du dann auch noch dich selber verleugnen und auf dein supermännliches

Ego achten und denken, wenn ich eine Depression habe, bin ich kein Mann mehr. Das ist

größter Schwachsinn. Ich habe schon schon sehr früh angefangen, die Musik zum

Beispiel von Casper zu hören. Ich dachte mir schon ab und an, ich würde auch

voll gern mal so ein bisschen ehrlicher sein in Songs, oder zumindest Songs über

mich selbst machen. Zu der Zeit, in der ich dann anerkannt hatte, dass ich so

eine Depression hatte, habe ich ja auch versucht, alles Schlechte zu vermeiden,

was auch Nachrichten, aber auch Musik anging. Das heißt, ich habe auch keine

traurigen Songs oder wütende Songs gehört. Ich habe ein Jahr fast nur Bob

Dylan gehört, und der hat auch sehr viel über sich selbst gesprochen

und ich fand das eigentlich ganz geil. "Ich bin 17 und habe Angst, dass ich nie

aus diesem Kreislauf rauskomme. Ich war schon mehrmals in Behandlung

wegen meiner Depression und habe Angstattacken.

Ich habe zwei Therapien hinter mir und gehe mittlerweile jede Woche zum

Psychologen. Aber was, wenn es einfach nie aufhört."

Das Ding ist halt, es wird besser. Das ist schon mal das Erste, was

ich sagen kann, also zumindest aus eigener Erfahrung.

Es wird hundertprozentig besser. So schlimm, wie es in deinem schlimmsten

Moment ist, wird es nie wieder. Vor allem, wenn du die Diagnose hast, dann hat

man immer ein Stückchen Sicherheit. Ein sehr schönes Bild, was mir sehr geholfen

hat, war, mir wurde mal gesagt, das ist wie ein kleiner Raum, wie so ein Kellerraum.

Da ist auf der linken Seite eine Tür und auf der rechten Seite ein kleines

Fenster. Und dieses Fenster bricht durch die Angst durch und der Raum füllt sich

mit Wasser. Entweder kannst du die Tür aufmachen und das Wasser durchfließen

lassen, oder du lässt die Tür zu und sie platzt so

oder so irgendwann. Also die Tür geht so oder so kaputt und die Angst kommt so

oder so dadurch. In konkreten Momenten, wo ich richtig Angst hatte, hat mir das als

allererstes sehr geholfen. 478 Atembande hat mir sehr geholfen, das ist die Gang.

4-7-8 ist diese Atemtechnik mit vier Sekunden einatmen, sieben anhalten und

acht rauslassen. Das bringt auch sehr, sehr viel, weil, es

beruhigt dich einfach. Das ist einfach eine Reaktion deines Körpers. Du musst

dann entspannen, dein Körper muss entspannen. Also es gibt echt sehr, sehr viel

und ich bin mir ziemlich sicher, dass das irgendwann besser wird. Ich meine, die

Person ist 17. Mit 17 Depressionen und Angstattacken ist eine krasse Nummer,

muss man sagen. Und dein Hirn ist noch nicht ausgewachsen

Da entwickelt sich noch so viel, die Persönlichkeit wird noch

entwickelt, und man findet sich erstmal noch selbst, da ist noch nicht mal die

Pubertät vorbei, also da ist noch so viel Zeit, um das zu überwinden.

Deswegen, finde ich, ist die Angst an dieser Stelle nicht berechtigt, dass man

aus diesem Kreislauf nicht rauskommt. Und das habe ich zum Glück auch hinbekommen. Und

stehe jetzt oder beziehungsweise sitze ich jetzt da, wo ich sitze und kann behaupten:

Mir geht es gut, und ich kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in

der überfüllten U-Bahn in Berlin-Mitte ... von hier aus kann ich nach Hause fahren, ohne

Angst zu haben


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Eine Depression zu haben, bedeutet nicht, sie zu bekämpfen sein Leben lang, es

bedeutet, damit klar zu kommen, dass man eine Depression hat, weil, du bist halt

ein depressiver Mensch, daran wird sich nichts ändern.

Hi, ich bin Taha, werde auch Kex Kuhl genannt – in gediegenen Fachkreisen.

Ich bin Rapper.

Ich habe Depressionen, Angststörungen und Panikattacken.

Ich wusste noch nicht sofort, dass es die Psyche ist, ich dachte einfach, mit mir

selber stimmt irgendetwas nicht. Irgendwas hat gefehlt, und ich dachte

immer ... So eine gewisse Leere war da, und ich dachte immer, okay, es ist die

Heimat und das sind die Freunde und die Familie, aber als ich dort war, war

diese Leere nicht gefüllt. Ich habe fast vier Jahre in diesem Zustand verbracht,

um danach von einem guten Freund drauf aufmerksam gemacht zu werden

dass doch vielleicht irgendetwas mit meiner Psyche sein könnte.

Ich hatte Panik und Schweißausbrüche und konnte nicht mehr Bahn fahren und

den ganzen Krempel, den jeder kennt, der das auch hat.

Das hat sehr viel mit meiner Identität gemacht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein fertiges Album, das

ich komplett weggeschmissen habe, weil ich das nicht mehr war und irgendwie

versucht habe, auf mein Ego zu achten und nicht auf meinen seelischen Zustand oder

meinen psychischen Zustand. Eine Depression zu haben, bedeutet nicht, sie

zu bekämpfen sein Leben lang, es bedeutet, damit klarzukommen, dass man

eine Depression hat, weil, du bist halt ein depressiver Mensch, daran wird sich

nichts ändern. Man muss halt irgendwie damit klar kommen, und ich komme super

damit klar.

Ich bin 27 und leide unter Panikattacken.

Manchmal stehe ich im Supermarkt, und es überkommt mich einfach.

Die einzige Person, die mich da versteht, ist meine Freundin, die auch mal an Panikattacken

litt. Das Schlimmste dabei ist, dass all meine anderen Freunde nicht verstehen,

wie sich das anfühlt. In meinem Freundeskreis ist das ähnlich. Ein

Großteil meiner Freunde hat auch Panikattacken und Depressionen und

Ängste, aber ich habe auch ein sehr, sehr harten Teil meines Freundeskreises

so würde ich die jetzt mal nennen, der sich mit sowas überhaupt nicht auskennt.

Also so gar nicht. Die können das auch nicht nachvollziehen. Ich hatte

natürlich auch schon Panikattacken bei denen zu Hause, und die haben gesagt: "Was ist

mit dir?" Und ich so: "Hey, mir geht's nicht gut." Und der konnte es nicht nachvollziehen. Aber das

Wichtige ist, sich einfach nicht zu verstellen, weil, ich habe mal gelernt

dass man dann Panikattacken bekommt, wenn man nicht man selbst ist

Wenn du nicht du selbst bist, dann geht's dir schlecht. Meine erste richtige

Panikattacke, die hatte ich auf meiner Tour. Bei dem Freund zu Hause, da

dachte ich, ich sterbe.

Er hat das mitbekommen, dass

es mir nicht gut geht und ist rüber gekommen, hat mir einen Tee gemacht, hat mich

beruhigt und hat mir dann von seinen Panikattacken erzählt, und das hat mich

unfassbar beruhigt. Dann haben wir "Rick and Morty" geguckt. Also ich glaube ja, dass

die Leute eine Panikattacke echt besser verstehen können als eine Depression.

Du kannst sagen: "Eine Panikattacke ist ungefähr so: Dein Herz schlägt schnell, du

kriegst wenig Luft, es fühlt sich an wie ein Herzinfarkt, ist aber keiner.

Du stirbst nicht, aber alles in deinem Körper sagt dir, dass du stirbst."

Dann können die sich ein bisschen ein Bild davon machen und denken

sich, Angst hatte ich ja auch schon mal, als ich Riesenrad fahren wollte oder

irgendwie mal einen großen Hund gesehen habe und habe mich

erschreckt. Das kannst du nehmen, diese Angst. Die nimmst du dann mal 100

ungefähr, vielleicht ein bisschen mehr und streckst das auf eine halbe Stunde.

Das ist eine Panikattacke. Ja ich habe es auch schon mal geschafft, mich selbst zu

triggern, also die Panik selber zu triggern. Normalerweise kommt das von

außen, wenn ich zu grellem Licht ausgesetzt bin, oder – jetzt

zum Beispiel nicht, hier fühle ich mich wohl. Aber wenn ich zum Beispiel in der U-Bahn sitze

dann passiert das von außen. Aber manchmal schaffe ich es

auch, mich selbst zu triggern, wie zum Beispiel, wenn ich Songs darüber

schreibe, was ich ja sehr gerne mache. Und neulich habe ich einen Song über

genau den Zustand geschrieben, wie es ist, sich mit jemandem zu unterhalten und der

andere merkt nicht, dass man ganz unauffällig seinen Puls misst, mit der

Hand und unter dem Ärmel. Und das hat mich selber sehr getriggert.

Ich habe einfach eine Panikattacke während des Textschreibens alleine zu Hause bekommen.

Aber das war auch wieder eine Panikattacke, die in Ordnung war

Weil ich wusste, dass ich eine habe. Es war keine, wo ich dachte: "Okay ich sterbe

jetzt", sondern ich wusste, das ist eine Panikattacke, in einer halben Stunde geht es

um, danach bin ich müde, und mehr war es auch nicht. Meine Arbeitskollegen und

meine Familie können die Krankheit einfach nicht nachvollziehen.

Oft kann ich nicht mal mehr Auto fahren. Das wissen viele aus meinem Umfeld, lassen

mich aber trotzdem ins Auto steigen und erwarten, dass ich funktioniere.

Der Grund, wieso ich lache, ist, weil ich es kenne. Ich kenne es. Ich kenne es

einfach. Vor allem das mit dem Autofahren war bei mir ein Problem, und

manche haben einfach erwartet, dass ich dann halt Auto fahre. Aber es stimmt schon

dass die meisten nicht verstehen, dass es eine Krankheit ist. Also die meisten

denken, das ist was mit der Psyche, also wird sich das entweder ausgedacht, oder

es wird hoch geschaukelt, oder es ist gar nicht so schlimm, wie es scheint, aber dem

ist nicht so. Meistens ist es sogar noch schlimmer, als man es zeigen möchte. Ich

habe schon ziemlich oft die Erfahrung gemacht, dass Leute Depressionen und

Angststörungen vor allem als charakterschwach sehen.

Das hat es mir anfangs auch ein bisschen schwierig gemacht, zu sagen, ich

mache jetzt komplett neue Musik und Musik mit dem Schwerpunkt auf mich und

meine Gefühle und darüber zu sprechen. Vor allem im Hip-Hop, da wirst du auch

gleich direkt damit konfrontiert. "Heul doch nicht rum".

Ich würde gerne mal nicht heulen. Das Wichtigste ist, mit jemandem darüber zu reden.

Das klingt immer so banal, aber es ist so unfassbar

wichtig, weil man dann einfach nicht mehr mit diesen Gedanken alleine ist.

Und man kann sich das nicht wirklich vorstellen, aber der Verstand bist ja

nicht du selbst. Ich habe so lange gebraucht, um das zu verstehen.

Aber du bist nicht dein Verstand. Du bist nicht das, was dein Verstand dir einredet

Das ist für mich einfach nur ein weiteres Ding in meinem Körper.

Das muss man lernen, zu unterscheiden, also sich selbst von seinem Verstand oder

von seinen Gedanken zu unterscheiden und das kann man alleine nicht. Also

zumindest am Anfang nicht. "Ein Mann Mitte 30, der in die Klapse muss.

Das hört sich einfach so sehr nach gescheiterter Existenz an."

Also für mich klingt das nach jemandem, der was macht und der was unternimmt

Also das ist glaube ich das Schlimmste, was du machen kannst. Dir selber in

der schwierigen Zeit noch mehr Steine in den Weg zu legen.

Eine Krankheit legt dir schon genug Steine in den Weg. Du kannst eh schon so

viele Sachen nicht machen – oder nicht mit ruhigem Gewissen machen. Wieso solltest

du dann auch noch dich selber verleugnen und auf dein supermännliches

Ego achten und denken, wenn ich eine Depression habe, bin ich kein Mann mehr. Das ist

größter Schwachsinn. Ich habe schon schon sehr früh angefangen, die Musik zum

Beispiel von Casper zu hören. Ich dachte mir schon ab und an, ich würde auch

voll gern mal so ein bisschen ehrlicher sein in Songs, oder zumindest Songs über

mich selbst machen. Zu der Zeit, in der ich dann anerkannt hatte, dass ich so

eine Depression hatte, habe ich ja auch versucht, alles Schlechte zu vermeiden,

was auch Nachrichten, aber auch Musik anging. Das heißt, ich habe auch keine

traurigen Songs oder wütende Songs gehört. Ich habe ein Jahr fast nur Bob

Dylan gehört, und der hat auch sehr viel über sich selbst gesprochen

und ich fand das eigentlich ganz geil. "Ich bin 17 und habe Angst, dass ich nie

aus diesem Kreislauf rauskomme. Ich war schon mehrmals in Behandlung

wegen meiner Depression und habe Angstattacken.

Ich habe zwei Therapien hinter mir und gehe mittlerweile jede Woche zum

Psychologen. Aber was, wenn es einfach nie aufhört."

Das Ding ist halt, es wird besser. Das ist schon mal das Erste, was

ich sagen kann, also zumindest aus eigener Erfahrung.

Es wird hundertprozentig besser. So schlimm, wie es in deinem schlimmsten

Moment ist, wird es nie wieder. Vor allem, wenn du die Diagnose hast, dann hat

man immer ein Stückchen Sicherheit. Ein sehr schönes Bild, was mir sehr geholfen

hat, war, mir wurde mal gesagt, das ist wie ein kleiner Raum, wie so ein Kellerraum.

Da ist auf der linken Seite eine Tür und auf der rechten Seite ein kleines

Fenster. Und dieses Fenster bricht durch die Angst durch und der Raum füllt sich

mit Wasser. Entweder kannst du die Tür aufmachen und das Wasser durchfließen

lassen, oder du lässt die Tür zu und sie platzt so

oder so irgendwann. Also die Tür geht so oder so kaputt und die Angst kommt so

oder so dadurch. In konkreten Momenten, wo ich richtig Angst hatte, hat mir das als

allererstes sehr geholfen. 478 Atembande hat mir sehr geholfen, das ist die Gang.

4-7-8 ist diese Atemtechnik mit vier Sekunden einatmen, sieben anhalten und

acht rauslassen. Das bringt auch sehr, sehr viel, weil, es

beruhigt dich einfach. Das ist einfach eine Reaktion deines Körpers. Du musst

dann entspannen, dein Körper muss entspannen. Also es gibt echt sehr, sehr viel

und ich bin mir ziemlich sicher, dass das irgendwann besser wird. Ich meine, die

Person ist 17. Mit 17 Depressionen und Angstattacken ist eine krasse Nummer,

muss man sagen. Und dein Hirn ist noch nicht ausgewachsen

Da entwickelt sich noch so viel, die Persönlichkeit wird noch

entwickelt, und man findet sich erstmal noch selbst, da ist noch nicht mal die

Pubertät vorbei, also da ist noch so viel Zeit, um das zu überwinden.

Deswegen, finde ich, ist die Angst an dieser Stelle nicht berechtigt, dass man

aus diesem Kreislauf nicht rauskommt. Und das habe ich zum Glück auch hinbekommen. Und

stehe jetzt oder beziehungsweise sitze ich jetzt da, wo ich sitze und kann behaupten:

Mir geht es gut, und ich kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in

der überfüllten U-Bahn in Berlin-Mitte ... von hier aus kann ich nach Hause fahren, ohne

Angst zu haben