Wie gefährlich sind Energy Drinks? | Die Ratgeber
Sie sind bunt. Sie sind schrill. Und machen wach.
Energy Drinks kommen gut an.
Weils schmeckt und wenn ich mal nicht geschlafen habe, hält es wach.
Ich verspreche mir, dass ich einigermaßen leistungsfähig bin.
Ich habe viele Arbeitskolleginnen, die das statt Kaffee trinken.
Ein Blick in den Supermarkt beweist:
Die Auswahl an Energydrinks ist mittlerweile riesig.
Nicht nur die Auswahl wird größer, sondern auch der Konsum mehr.
Inzwischen trinkt jeder Deutsche im Durchschnitt rund 6 Liter pro Jahr.
Schon jeden Tag, manchmal mehr, je nach dem, wie müde ich bin.
Es ist mal zum Genießen eiskalt.
Es gibt diese 0,5er-Flasche,
Eine über den Tag verteilt, dann passt das.
Besonders beliebt bei der jungen Zielgruppe: Red Bull.
Mit rund 49% Marktanteil ist das Unternehmen
absoluter Spitzenreiter unter den Energy Drinks in Deutschland.
Und auch beim Marktführer steigt seit Jahren der Umsatz.
Lag der 2010 noch bei knapp 3,8 Milliarden Euro weltweit,
waren es 2020 schon 6,3 Milliarden.
Ein Plus von 70 % in 10 Jahren.
Ein Großteil des Energy Drinks wird auch in Deutschland verkauft.
Allein im vergangenen Jahr
stieg der Absatz von Red Bull-Drinks in Deutschland um 19%.
Aber auch bei anderen Herstellern klingelt die Kasse.
Konkurrent Monster konnte weltweit 2020 4,6 Milliarden Dollar umsetzen.
Die Drinks kosten im Schnitt zwischen 69 Cent und 2,29 Euro.
Alexander Bleier ist Professor für Marketing
an der Frankfurt School of Finance and Management.
Er weiß, dass das aber nicht an der Qualität der Zutaten,
sondern am Marketing liegt.
Es ist nicht so, dass man die Inhaltsstoffe zusammenrechnet
und auf einen bestimmten Preis kommt, rechnet Marge drauf.
Es geht danach, was die Nachfrage bereit ist, zu bezahlen.
Insbesondere bei Energydrinks ist viel über die Geschichte,
den aktivierenden Charakter und alles, was die Leute mitkaufen.
Sich assoziieren mit starken Sportlern, mit starken Marken.
Das treibt den Preis dann so,
dass die Leute bereit sind, dafür einiges zu bezahlen.
Auch wenn das Marketing auf die Marke einzahlt,
ein Blick auf die Inhaltstoffe lohnt sich trotzdem.
So stecken in einer herkömmlichen 250ml-Dose Energy Drink
rund 80 mg Koffein.
Das entspricht so viel wie in drei 250ml-Dosen Cola
oder in einer Tasse Espresso.
Außerdem enthalten: jede Menge Zucker.
Genau 27 g stecken in einer 250ml-Dose Energy Drink.
Das ist genauso viel wie in einer Dose Cola der gleichen Größe
oder in einer halben Tafel Vollmilchschokolade drin sind.
Ohne Zucker schmecken die nicht.
Bin umgestiegen auf das zuckerfreie Red Bull,
um für den Kopf das gutzumachen.
Ist mir bewusst,
genauso wie es auch in anderen wie Cola oder sonst wo drin ist.
Deswegen versuche ich, das zu minimieren.
Doch gerade der Mix aus Zucker und Koffein
stimuliert Kreislauf und Stoffwechsel,
weiß Kardiologe Prof. Thomas Wendt, Nebenwirkungen inklusive.
Akute Nebenwirkungen können sein
Übelkeit und Erbrechen, ein Schweißausbruch.
Es kann auch Zittern auftreten.
Bei manchen Personen kommt es zu Herzrhythmusstörungen, zu Stolpern.
Richtig akute Risiken sind ein Herz-Kreislauf-Kollaps.
Langfristig können bei chronischem Genuss
auch ein Bluthochdruck entstehen.
Wie so oft gilt also: Die Dosis macht das Gift.
Wenn ich an einem Abend auf einer Party fünf Energy Drinks trinke,
dann werde ich abends schon hyper sein, zittrig und wach.
Wenn ich diese fünf Dosen verteilt über die Woche trinke,
dann macht das keinen Schaden.
Aber man muss trotzdem unterscheiden
zwischen der Wirkung auf Gesunde und auf bereits Vorerkrankte.
Viel Zucker, viel Koffein und trotzdem extrem erfolgreich.
Der Siegeszug der schrillen Wachmacher
ist trotz möglicher Nebenwirkungen lange nicht vorbei.
Stimmt, und der Experte ist deshalb auch noch da.
Bei uns ist Prof. Thomas Wendt, Kardiologe aus Frankfurt. Hallo!
Guten Abend.
Im Beitrag haben Sie gesagt:
Wer Vorerkrankungen hat, sollte aufpassen mit Energydrinks.
Bei welchen Vorerkrankungen?
Das sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
An erster Stelle der Herzinfarkt.
Dann Bluthochdruck oder Patienten, die von sich aus
zu Herz-Rhythmus-Störungen neigen.
Sie haben es im Beitrag gesagt, aber ich würde es gern besser verstehen.
Was verändert sich, wenn ich auf Dauer zu viele Energydrinks trinke?
Die sollen ja wachmachen, indem sie Blutdruck und Puls steigern.
Wenn ich ständig mit Energydrinks einen hohen Blutdruck aufbaue,
muss das Herz mehr arbeiten und die Gefäße sind belastet.
Auf lange Sicht entwickeln sich Folgen am Herzen und an den Gefäßen.
Meine Energydrinks waren heute drei Kaffee.
Ist das nicht dasselbe?
Da ist auch viel Koffein drin.
Auch hier macht die Dosis das Gift.
Man sagt, für gesunde Erwachsene sind fünf Tassen Kaffee in Ordnung.
In einer Tasse Kaffee sind etwa 80 mg Koffein.
Das ist dieselbe Dosis wie in einer Büchse.
Sie könnten auch mal in einer Prüfungsphase z.B.,
wenn sie die Stimulation brauchen, bis zu fünf Dosen trinken.
Aber nicht auf Dauer.
Dann gibt es noch den Zucker.
Es ist nicht mehr als in Cola. Aber gut ist es trotzdem nicht.
Wir haben hier die Zuckerwürfel aufgebaut, die in einer Dose sind.
Und dann gibt es noch Taurin. Das steht auch extra draußen dran.
Damit werben die. Was bewirkt dieser Inhaltsstoff?
Es ist eine natürliche Aminosäure.
Man sagte ihm auch eine stimulierende Wirkung nach.
Beweise habe ich dazu noch nicht gesehen.
Sie glauben nicht daran?
Ich glaube, es ist der Placeboeffekt, dass da Taurin drin ist.
Wie ist es mit anderen Organen, die noch betroffen sind?
Der Magen etwa.
Ich habe früher viel Energydrinks getrunken.
Als ich aufgehört habe, ging es meinem Magen besser.
Und die Zähne sind auch betroffen.
Beginnen wir mit dem Magen.
Wenn man diese Drinks eiskalt unterstützt,
wird das den Magen nicht erfreuen.
Das ist das Problem beim Magen.
Für die Zähne sind der Zucker und die Säure ein Problem.
Die Säure ist sehr aggressiv, gerade für den Zahnschmelz.
Deswegen sollte man das schnell runterschlucken.
Wir gucken mal auf die Zutaten.
Da steht: Wasser, Zucker, Glukosesirup.
Das kommt schon Zitronensäure steht an der vierten Stelle.
Davon muss also einiges drin sein.
Als Red Bull erfunden wurde, hieß es:
Nicht mit Alkohol mischen!
Kurz darauf, wurde Wodka-Red-Bull erfunden.
Was halten Sie davon?
Alkohol und Energydrinks potenzieren sich in der Wirkung.
Einmal in den Nebenwirkungen.
Beide können Herzrhythmusstörungen, also Stolpern des Herzens auslösen.
Wenn es zusammenkommt, kann es sich potenzieren.
Alkohol wirkt anfangs stimulierend, später aber müde.
Mit Energydrinks zusammen putscht es auf.
Da verschleiert der Energydrink die Wirkung des Alkohols.
Da kann man denken, noch fahrfähig zu sein.
Man wird risikobereiter.
Das ist eine unheilvolle Mischung.
Eltern fragen sich, ab wann dürfen Kinder so etwas trinken?
Oder auch einen Kaffee.
Da gibt es keine klaren Empfehlungen.
Warum braucht ein Kind eine Tasse Kaffee?
Warum brauch sie Energydrinks?
Vor der Pubertät sollten Sie lieber schlafen, wenn sie müde sind.
In der Pubertät können Sie ruhig mal so etwas trinken.
Es kommt da wohl auch auf die Körpermasse an.
Aber natürlich.
Ein 60-Kilo-Erwachsener gegen einen 60-Kilo-15-Jährigen:
Das ist ein Unterschied.
Da kann der 15-Jährigr mit der höheren Körperfülle
mehr vertragen als der Erwachsene.
Zumal, wenn der noch vorerkrankt ist.
Thomas Wendt, danke für Ihren Rat als Herzspezialist.