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2021 Tagesschau, tagesthemen 09.04.2021, 21:45 Uhr - Großbritanniens Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben

tagesthemen 09.04.2021, 21:45 Uhr - Großbritanniens Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (09.04.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend zu den tagesthemen.

Die Politik muss warten, denn heute ist in Großbritannien

ein Repräsentant des Landes verstorben.

Der die Menschen so bezauberte, wie es wohl kein Politiker vermag.

Obwohl er sie immer wieder scherzhaft beleidigte.

Prinz Philip meinte zu wissen,

die britischen Frauen könnten nicht kochen.

Er begrüßte Helmut Kohl mal mit "Willkommen, Herr Reichskanzler".

Zu seiner Frau sagte er unmittelbar nach deren Krönung:

"Wo haste denn den Hut her?"

Heute ziehen die Briten ihren Hut vor ihm.

Denn der Herzog von Edinburgh, der Mann von Königin Elizabeth,

ist heute mit 99 Jahren gestorben.

99 Mal schlagen die Glocken im Minutentakt.

Die Flaggen wehen auf Halbmast.

Das Vereinigte Königreich trauert um Prinz Philip.

Ich wusste, dass es passieren wird.

Trotzdem hat es mich geschockt.

Das muss sehr traurig sein für die Queen.

Sie waren mehr als 70 Jahre zusammen.

Prinz Philip war ein Ehrenmann.

Ein Beispiel für Hingabe zum Vereinigten Königreich.

Premier Johnson würdigt Philips Verdienste.

Wir danken Prinz Philip für sein außergewöhnliches Leben

und seine Arbeit.

Am 10. Juni 1921 wird er

auf der griechischen Insel Korfu geboren.

Während seiner Marineausbildung in England

begegnet er Königin Elizabeth.

Zwei Jahre später heiraten beide, auch wenn es Widerstand gibt

gegen den Mann mit den deutschen Wurzeln.

Zu Hause kümmert sich Philipp um die Kinder.

Er findet neue Rollen.

Er ist ein Verfechter der Wissenschaft,

reist in die Antarktis und kämpft für die Umwelt.

Umweltschutz ist mehr als nur der Erhalt der Pflanzen -und Tierwelt.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir alle gefährdet sind.

Seine große Leidenschaft ist der Sport.

Er macht auf dem Rasen immer eine gute Figur.

Er bezeichnet sich gerne als innovativ.

Andere sehen in ihm einen royalen Rebellen.

Manchmal gehen die Pferde mit ihm durch.

Bei einigen Auslandsreisen sorgt er

mit kontroversen Bemerkungen für Unruhe.

Er stellt viele Rekorde auf.

Ist der dienstälteste König-Gemahl der Welt.

Macht über 22.000 Termine.

Was ist sein Vermächtnis?

Ich gehe nicht durchs Leben und denke an mein Vermächtnis.

Das Leben geht auch nach meinem Tod weiter.

Über mein Vermächtnis sollen andere urteilen.

Annette Dittert in London, wir haben schon gesehen,

dass sich viele Menschen vor Buckingham Palace versammeln.

Wie trauern die Briten um den verstorbenen Prinzen?

Sehr leise und sehr verhalten.

Der Palast hatte dazu aufgerufen,

nicht in großen Menschenmengen zusammenzukommen.

Viele Menschen kamen dennoch hierher,

um sich von Prinz Philip zu verabschieden.

Die Polizei war anwesend, ließ die Menschen aber trauern.

Prinz Philip hatte hinterlassen,

er wolle kein offizielles Staatsbegräbnis.

Sondern eher ein militärisches Ehrenzeremoniell.

Inmitten der Pandemie kann das sein, dass es kleiner wird.

Ab Mittwoch sind maximal Zusammenkünfte

mit 30 Personen möglich.

Vielleicht wird seine Beerdigung nur eine kleine private Zeremonie.

Und die übliche große öffentliche Anteilnahme muss ausfallen.

Was bedeutet der Verlust für die Geschicke des Königshauses?

Es ist keine leichte Zeit,

in der der Prinz die Queen und die gesamte Familie zurücklässt.

Die Queen bleibt jetzt alleine in einer Zeit,

die für ihre Monarchie sehr schwierig ist.

Der Mexit steht im Raum.

Und Vorwürfe, das Königshaus sei zu rassistisch.

Es sind keine leichten Zeiten.

Das muss die Queen ohne den Mann leisten,

der über 70 Jahre als Fels in der Brandung an ihrer Seite stand.

Die Menschen, die hierher kommen, haben vor allem Mitgefühl,

dass gilt der Queen.

Für sie ist der Tod ein harter Einschnitt.

Und es ist eine echte Zäsur für die Monarchie.

Eine Ära neigt sich dem Ende: die der älteren Generation.

Danke, Annette Dittert.

Zum Tod von Prinz Philip

sendet das Erste einen Nachruf direkt nach den tagesthemen.

Die Politik scheint sich in dieser Pandemie

zunehmend selbst zu lähmen.

Hört man dem Präsidenten der deutschen Intensivmedizin zu,

kostet dieser Stillstand Leben.

Es brennt - die Lage ist dramatisch.

und unser Appell an die politisch Verantwortlichen:

Akut zu handeln - jeder Tag zählt.

Sagt Gernot Marx angesichts immer mehr Patienten

auf den Intensivstationen.

Doch was helfen würde, wird so schnell nicht kommen.

Weil sich die Länder auf strengere Regeln nicht einigen können,

wurde das Treffen von Merkel und den Ministerpräsidenten abgesagt.

Nun soll es der Bund richten und die Länder entmachten -

zumindest ein bisschen.

Machtwort aus dem Kanzleramt:

Merkel lässt den Gipfel mit den Ländern absagen

und kündigt eine Notbremse per Bundesgesetz an.

Neu ist das Wie, nicht das Was.

Mit den Ländern hatte sie längst einen Lockdown verabredet,

wo die Inzidenz über 100 liegt.

Aber einige - wie Bayern - hielten sich nicht daran.

Nun greift der Bund durch.

Es bestand die Notwendigkeit, das zu vereinheitlichen

und mit dem Infektionsschutzgesetz diese Lösung zu finden.

Die Notbremse wurde sehr unterschiedlich ausgelegt.

Am Dienstag will die Kanzlerin die Notbremse im Kabinett beschließen.

Das Infektionsschutzgesetz soll ergänzt werden.

Ausgangsbeschränkungen könnten klar geregelt werden für Landkreise

mit über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern.

Über einer Inzidenz von 200 sei in Schulen Distanzunterricht geplant,

sagt Vizekanzler Scholz.

Das einheitlich für ganz Deutschland zu regeln, macht Sinn.

Dann herrschen Klarheit und Transparenz.

Die sind für das Vertrauen und den Endspurt notwendig.

Gesundheitsminister Spahn

hält einen harten Lockdown für zwei, drei Wochen für geboten.

In den Intensivstationen gibt es mehr Covid-Patienten, zunehmend jüngere.

Nötig sei konsequentes Handeln von Bund und Ländern.

Dass manche von Entspannung sprachen, versteht Spahn nicht.

Wenn manche die Einschätzung der Lage nicht teilen,

wird es schwierig.

Eine kurze Rücksprache reicht nicht.

Ich kann mich über manche Äußerungen dieser Tage nur wundern.

Notbremse?

Haben wir schon, betont Weil, Niedersachsens Ministerpräsident.

Nichts gegen eine bundesweite Regelung,

aber sein Land habe nichts nachzuholen.

Wenn das so geschieht, wie es erklärt wurde:

Wird Gegenstand des Gesetzes exakt das sein,

was Bund und Länder vor Wochen klar vereinbart haben.

In Niedersachsen haben wir uns dran gehalten.

In anderen Ländern wie auch Bayern hielten sich nicht alle so konsequent

an die Absprachen mit Kanzlerin und Kollegen so konsequent.

Es ist sehr sinnvoll, dass wir jetzt einen anderen Weg beschreiten.

Statt einer Endlosdebatte gibt es hoffentlich einen großen Wurf,

in dem wir die Notbremse scharf stellen

mit einem Bundesgesetz.

Dass die Kanzlerin das Parlament stärker einbinde,

begrüßt man in der Opposition.

Die Grünen wollen nicht nur über nächtliche Ausgangssperren reden,

auch über Arbeitsplätze.

Mehr mobiles Arbeiten, deutlich mehr Homeoffice,

die Möglichkeit, Betriebe runterzufahren.

Und dort, wo das nicht geht, verbindliche Tests.

Aus einer Notbremse darf kein Anlass

für einen unverhältnismäßigen Lockdown werden.

Wenn Zahlen steigen, müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Diese müssen verhältnismäßig bleiben.

Notbremse mit Ansage.

Sie werde nicht tatenlos noch vierzehn Tage zusehen, sagte sie.

Morgen will sie den Gesetzentwurf fertig haben.

Dann soll er auch mit den Ländern abgestimmt werden.

Es soll nicht nach Machtkampf aussehen.

Aber es ist wohl auch so klar, wer sich durchgesetzt hat.

Wie verschieben sich die Machtverhältnisse?

Darüber spreche ich mit Sabine Kropp.

Sie ist Professorin für Politikwissenschaften

an der Freien Universität Berlin.

Guten Abend. Guten Abend.

Die Länder und die Kanzlerin schaffen es nicht,

sich "zusammenzuraufen", wie der Bundespräsident sagte.

In dieser gefährlichen dritten Welle - was sagt uns das?

Seit der zweiten und auch der dritten Welle können wir beobachten:

Dass die Bereitschaft, evidenzbasiert Politik zu betreiben,

also auf die Wissenschaft zu hören, deutlich abgenommen hat.

Die Weigerung,

die Logik des exponentiellen Wachstums anzuerkennen.

Herausgekommen ist eine Situation,

in der die Einschätzung der Lage unterschiedlich ist.

Das wurde übersetzt in kleinteilige

und teilweise widersprüchliche Regelungen.

Und wenn Regeln keine einheitlichen Informationen liefern,

werden sie weniger befolgt.

Die Bürger verlieren das Vertrauen in die Politik.

Da sind wir angelangt.

Jetzt versucht man zu reagieren.

Stößt das föderale System hier an seine Grenzen?

Brauchen wir mehr Zentralgewalt?

Bei der Logik des Infektionsschutzes

kann man eine stärkere Befugnis des Bundes nicht abstreiten.

Andere föderale Länder waren zentralistischer,

etwa die Schweiz.

Es ist folgerichtig, dass der Bund Kompetenzen an sich zieht.

Und laut Grundgesetz hat er die Befugnis dazu.

Wir möchten verstehen, warum viele Länder sich so sträuben.

Warum halten die an Öffnungsmodellen fest,

wenn die Deutschen laut Umfragen für strengere Regeln sind?

Nach dem jüngsten Deutschlandtrend halten zwei Drittel

einen harten Lockdown für kurze Zeit richtig.

Die Länderregierungen müssen schwierige Abwägungen treffen.

Zwischen dem Gesundheitsschutz auf der einen Seite

und dem Bildungssystem auf der anderen Seite.

Und sie werden von unterschiedlichen Lobbyisten gedrängt.

Die harten Regeln, die berufliche Existenzen beeinträchtigen,

anders zu handhaben.

Sie sind einem harten Druck ausgesetzt.

Und es gibt eine Bereitschaft der Länder,

landespolitische Interessen stärker zu betonen.

Das hat mit Profilierung zu tun.

Und damit, dass die Landesverbände unterschiedlicher geworden sind

in ihren Positionen.

Aber es widerspricht dem, was viele Wissenschaftler sagen.

Dass im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben wird,

dass ab einer Inzidenz von 100 strengere Regeln verbindlich gelten.

Das ist weit von dem entfernt,

was Intensivmediziner für nötig halten.

Ist es der kleinste gemeinsame Nenner?

Das sieht so aus.

Unter der Grenze von 100

sollen die Länder in der Lage sein zu eigenem Handeln.

Es ist eine gesichtswahrende Lösung für die Landespolitik.

Denn sie würde sonst in ihrer Zuständigkeit entmachtet.

Es entspricht aber nicht dem Rat der Wissenschaft und der Medizin.

Würde etwas anders laufen, wenn wir kein Wahljahr hätten?

Das ist eine spannende Frage.

In Wahljahren sind die Landesverbände stärker geneigt,

polarisierende Positionen einzunehmen.

Um mit Konzepten zu punkten gegenüber den Wählern.

Hinzu kommt auch die Tatsache,

dass die CDU ihre Führungsfrage nicht geklärt hat.

Und zwei Ministerpräsidenten mit unterschiedlichen Lösungskonzepten

gegeneinander die Frage der Kanzlerkandidatur beantworten.

Ohne das wäre es vielleicht einfacher,

dass sich die CDU-geführten Länder hinter einen Kandidaten stellen.

Die lange Suche der Union trägt auch zu diesem desolaten Bild bei?

Ganz sicher.

Die CDU tut gut daran,

möglichst bald einen Kandidaten zu benennen.

Die Grünen sind auch in die Vorhand gegangen.

Und zu zeigen, dass die CDU ihre Kompetenz, regieren zu können,

in einer solchen existenziellen Krise auszuüben vermag.

Wieso hat Markus Söder noch nie gesagt,

dass er Kanzlerkandidat werden will?

Wie erklären Sie sich das?

Es gab laute Andeutungen in den letzten Wochen.

Er muss vorsichtig sein, den frisch gewählten Parteivorsitzenden

nicht durch eine unabgesprochene Ansage zu demontieren.

Er braucht die Unterstützung der Bundestagsabgeordneten.

Das Image von Söder, das er selber pflegt,

nämlich der Macher zu sein:

Es könnte mittelfristig leiden, wenn er zaudert,

dieses Wagnis einzugehen.

Danke für Ihre Einschätzung.

Gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung geführt.

Wird er es wollen und wird er es machen?

Der Mann, der sich noch zurückhält

und gleichzeitig jeden Tag von sich reden macht.

Oder der andere, der den CDU-Vorsitz übernommen hat

und qua Amt sagen dürfte:

"Ich will, also mach ich's auch."

Eines haben beide gemeinsam:

Politische Positionen geschickt wechseln,

auch wenn sie nicht immer geschickt verkauft sind.

Am Sonntag müssen Laschet und Söder bei der Unionsfraktion vorsprechen

und vielleicht sogar eine Entscheidung treffen?

Über die Kandidaten für die Kanzlerkandidatur der Union:

Söder oder Laschet - wer soll es machen?

Eine Entscheidung über unterschiedliche Politikstile

und oft unterschiedliche Positionen in der Corona-Politik.

Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall.

Zurück zu einer verantwortlichen Öffnung.

Für Söder sprechen die Umfragewerte.

Er liegt seit Langem vor Laschet.

In der Corona-Politik verkauft Söder sich gut.

Als mahnende Stimme an der Seite der Kanzlerin,

auch wenn in Bayern schon mal vorschnell geöffnet wurde.

Das Team Vorsicht hat sich durchgesetzt.

Im Berchtesgadener Land an der CSU-Basis sagen viele:

Söder kann Kanzler, Söder sollte es machen.

Wir sind zufrieden mit seiner Politik.

Er ist geradlinig und macht, was er sagt.

Manchmal ändert er seine Positionen, fängt Stimmungen auf.

Zum Beispiel beim Naturschutz.

Manche sagen, er sei zu flexibel.

Bei einigen in der CDU kommt das an.

Für mich ist wichtig,

dass jemand beim politischen Gegner Akzeptanz finden kann.

Söder hat das mit den Bienen hervorragend hingekriegt.

Gegen Söder spricht: Keiner weiß, ob er wirklich will.

Er kann sich nicht selbst ins Rennen schicken.

Und sein Auftreten kommt selbst bei den eigenen Leuten

nicht immer gut an.

Er sagt bei jedem zweiten Satz,

wie gut und wie klug und wie toll er ist.

Laschet gilt als Teamplayer, als integrative Kraft,

der Strömungen zusammenbringen kann.

Und als CDU-Vorsitzender hat er das erste Zugriffsrecht.

Viele in der Partei sehnen sich nach Ruhe an der Parteispitze.

An der Basis in NRW sind sie überzeugt:

Laschet ist der richtige Mann.

Das letzte Mal hieß es auch: Kann er Ministerpräsident?

Ja, und er kann auch Kanzler.

Der Mann kann viel bewirken.

Mit Armin Laschet können wir gut in die Zukunft gehen.

Gegen Laschet sprechen: die Umfragewerte.

Sein wechselhafter Kurs in der Corona-Politik

kostete ihn Zustimmung.

Mal wollte er lockern, zuletzt die Kehrtwende.

Deshalb brauchen wir einen Brückenlockdown.

Auf seinen Vorschlag wollte niemand hören.

Zweifel, dass er ein guter Krisenmanager ist.

Zweifel an seiner Führungsstärke.

Sollte er zurückziehen? Nein, sagen sie in an seiner Basis.

Es geht darum, wer das Land am besten regieren kann.

Die Regierungsbilanz von Laschet in NRW an:

Seit 2017 setzt er hier die richtigen Inhalte um.

Söder oder Laschet, wer soll es machen?

Die Union wird sich bald entscheiden müssen.

Die Kandidaten, die Kanzlerin und die Kunst,

eine Pandemie zu bewältigen:

Die Meinung von Michael Stempfle vom Südwestrundfunk.

Angela Merkel und ihre Verbündeten ziehen die Reißleine.

Infizieren sich in einem Landkreis besonders viele mit dem Coronavirus,

soll ein Gesetz regeln, was zu tun ist.

Die Botschaft:

Wenn ihr in den Ländern euch nicht an Verabredungen haltet,

schauen wir mal, ob ihr euch an Recht und Gesetz haltet.

Die Disziplinierungsmaßnahme kommt verdammt spät.

Die Bund- und Länder-Runde hat in den vergangenen Monaten

Vertrauen zerstört in unser politisches System.

Zur Erinnerung:

Wir befinden uns in einer nationalen Krise.

Das Gesundheitssystem wird herausgefordert,

Freiheitsrechte werden eingeschränkt, der Staat verschuldet sich massiv.

Beim Homeschooling fallen viele Schüler durchs Raster.

Nun der Versuch, Ordnung in die Corona-Politik zu bekommen

und Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Laschet und Söder,

mögen neben der Kanzlerin wie kleine Schuljungen erscheinen.

Merkel, die Krisenkanzlerin, die alle in den Schatten stellt?

Nein, das System Merkel -

mit nächtlichen Verhandlungen, Taktierereien - kommt an sein Ende.

Die Regierungschefin hätte das verhindern müssen.

Mit einem Krisenstab, der vorausschauend handelt.

Dann hätten wir Masken, Impfstoff und Tests gehabt.

Rechtzeitig und in ausreichender Menge.

Die potenziellen Nachfolger müssen uns klarmachen,

was sie besser können als Merkel.

Wir sind gespannt.

Die Meinung von Michael Stempfle.

Man hätte vermuten können, dass die Querelen

rund um die Pandemie-Bekämpfung eine Chance für die Opposition sind.

Laut war die AfD,

aber als Alternative konnte sie sich kaum profilieren.

Schaut man auf die Landtagswahlen

in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Erst konnte ein Lockdown nicht hart genug ausfallen.

Jetzt kämpft die AfD gegen den Lockdown

und für ein "normales" Deutschland.

Das ist das Ziel in einer Partei, in der Normalität so aussieht:

Streit ums Personal und die Frage,

wie weit rechtsaußen wollen wir sein?

Das interessiert auch den Verfassungsschutz.

Vom Vorabend des Bundesparteitags:

Man konnte sich staunend die Augen reiben.

Gemeinsames Lachen, fast so was wie Einigkeit.

Und das bei diesen zerstrittenen Parteichefs.

Der Grund: das Wahlprogramm.

Alle seien in der Partei damit sehr einverstanden,

schwärmt der Parteichef.

Die Menschen erleben ihre Freiheit als bedroht.

Das finden sie nicht normal, wir auch nicht.

Weil wir Patrioten sind, unser Land lieben,

es erhalten wollen, finden wir den Slogan gut.

"Deutschland, aber bitte normal."

Ganz nach dem Motto,

findet auch der Parteitag mit 600 Delegierten in Dresden statt.

Trotz der Pandemie.

Auch im Wahlprogramm sucht die AfD Deutschlands Zukunft

eher in der Vergangenheit:

Raus aus dem Euro, zurück zur Wehrpflicht,

zurück zu Grenzen, Förderung der traditionellen Familie.

Erhalt der Atomenergie und Kohleenergie.

Klingt wie: Früher war alles besser.

Einiges war früher auch besser.

Wenn ich an die Strompreise denke, an die innere Sicherheit.

Wenn ich unseren gesamten Rechtsstaat sehe,

da hat sich einiges im Land zum Negativen entwickelt.

Die AfD stellt sich als die Partei dar,

der es um Normalität geht.

Obwohl sie wegen der Rechtsextremisten in der Partei

im Visier des Verfassungsschutzes ist.

Der Politologe Schröder spricht von einer Strategie

der Selbstverharmlosung.

Sie verharmlosen hier im Kern radikales Vorgehen.

Da haben sie die normalen Leute als Referenz herangezogen.

Das ist sehr geschickt.

Es entspricht aber nicht den wahren Begebenheiten

und Interessen der Akteure in der AfD.

Die Akteure in der AfD dürften morgen beim Parteitag

vor allem die Frage der Spitzenkandidaten diskutieren.

Unklar ist, ob die Delegierten an diesem Wochenende

tatsächlich auch Spitzenkandidaten wählen.

Die zerstrittenen Parteilager konnten sich bisher nicht einigen.

Aber das ist bei der AfD ja normal.

In mehreren Corona-Testzentren gab es eine Datenpanne.

Mehr im Nachrichtenüberblick:

Die Testergebnisse und Adressen von etwa 7000 Menschen in fünf Städten

waren vorübergehend im Internet einsehbar.

Eine Datenschutz-Initiative hatte das Leck entdeckt

und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gemeldet.

Noch ist unklar, ob Unbefugte auf die Daten zugegriffen haben.

Wegen hoher Infektionszahlen stuft die Bundesregierung

die Türkei und Kroatien als Hochinzidenzgebiete ein.

Auch Reisende, die auf dem Landweg nach Deutschland kommen,

müssen einen negativen Corona-Test vorweisen.

Die Neuregelung gilt ab Sonntag.

Angesichts der Gewalt in Myanmar wächst die Kritik aus dem Ausland

an den Militärmachthabern.

In einer Erklärung forderten 18 Botschafter,

u.a. die USA und Großbritannien eine Rückkehr zur Demokratie.

Die Junta lehnte einen Besuch der UN-Sonder-Gesandten für Myanmar ab.

Bei der Niederschlagung der Proteste gab es heute wieder Tote.

Nach Angaben einer Gefangenen-Organisation

wurden mehr als 600 Menschen bisher umgebracht.

In Nordirland dauern die Ausschreitungen an.

Trotz der Aufrufe zum Gewaltverzicht bewarfen Jugendliche die Polizei

mit Steinen und Brandsätzen.

Auslöser der Unruhen ist der Brexit, durch den wieder eine Zollgrenze

zwischen dem britischen Nordirland und Irland entstanden ist.

Vorigen Nacht griffen erstmals auch irische Nationalisten die Polizei an.

Zwei Russen und ein US-Amerikaner sind an Bord einer Sojus-Kapsel

zur Weltraumstation ISS gestartet.

Die Trägerrakete war benannt nach Juri Gagarin,

der als erster Mensch vor 60 Jahren ins All geflogen war.

Bereits 3,5 Stunden nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur

dockte die Kapsel an der ISS an.

Dort befinden sich nunmehr zehn Raumfahrer.

Einen ähnlichen Blick wie von der ISS

hat auch unser Wettermann Karsten, wenn er Satellitenfotos studiert.

Was gibt's zur Zeit zu sehen?

Es sind spannende Bilder.

Aber kein Blick ist zu vergleichen mit dem von der ISS.

Heute gab es ein spektakuläres Bild.

Wir schauen in die Karibik.

Auf St. Vincent brach heute ein gigantischer Vulkan aus.

Die Aschewolke schoss auf bis zu acht Kilometer Höhe.

Hier gibt es ein Foto davon.

Sie ist gigantisch von Gewitterwolken umgeben.

Zurück zu unserem Wetter:

Das sehen wir nicht alle Tage.

Die Temperaturkurve geht hoch und runter.

Was ist los?

Wir haben es mit einer Luftmassengrenze zu tun.

Die erste Regenfront schiebt sich in der Nacht

von Westen nach Osten herein.

Tagsüber gibt es Sonne.

Am Nachmittag kommt der nächste Schub in Form von Regen.

Der zieht er in den Norden weiter.

Der Sonntag wird spektakulär.

Am Morgen kann es in Schleswig-Holstein Schnee geben.

Nachmittags und abends sieht der Schnee in die Eifel.

Am Montag erreichen die Schneefälle auch den Süden und Osten.

In tieferen Lagen ist es Regen.

Hier kommt jetzt der angekündigte Nachruf:

Philip - zum Tode des Herzogs von Edinburgh.

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert erinnert an den Prinzen.

Wir sind morgen wieder für sie da.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Wochenende.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 09.04.2021, 21:45 Uhr - Großbritanniens Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben tagesthemen 09.04.2021, 21:45 - Britain's Prince Philip dead at age 99 tagesthemen 09.04.2021, 21:45 - Le prince Philip de Grande-Bretagne est mort à l'âge de 99 ans

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (09.04.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend zu den tagesthemen.

Die Politik muss warten, denn heute ist in Großbritannien

ein Repräsentant des Landes verstorben.

Der die Menschen so bezauberte, wie es wohl kein Politiker vermag.

Obwohl er sie immer wieder scherzhaft beleidigte.

Prinz Philip meinte zu wissen, Prince Philip thought he knew

die britischen Frauen könnten nicht kochen. British women couldn't cook.

Er begrüßte Helmut Kohl mal mit "Willkommen, Herr Reichskanzler".

Zu seiner Frau sagte er unmittelbar nach deren Krönung:

"Wo haste denn den Hut her?"

Heute ziehen die Briten ihren Hut vor ihm.

Denn der Herzog von Edinburgh, der Mann von Königin Elizabeth,

ist heute mit 99 Jahren gestorben.

99 Mal schlagen die Glocken im Minutentakt.

Die Flaggen wehen auf Halbmast.

Das Vereinigte Königreich trauert um Prinz Philip.

Ich wusste, dass es passieren wird.

Trotzdem hat es mich geschockt.

Das muss sehr traurig sein für die Queen.

Sie waren mehr als 70 Jahre zusammen.

Prinz Philip war ein Ehrenmann.

Ein Beispiel für Hingabe zum Vereinigten Königreich.

Premier Johnson würdigt Philips Verdienste.

Wir danken Prinz Philip für sein außergewöhnliches Leben

und seine Arbeit.

Am 10. Juni 1921 wird er

auf der griechischen Insel Korfu geboren.

Während seiner Marineausbildung in England

begegnet er Königin Elizabeth.

Zwei Jahre später heiraten beide, auch wenn es Widerstand gibt

gegen den Mann mit den deutschen Wurzeln.

Zu Hause kümmert sich Philipp um die Kinder.

Er findet neue Rollen.

Er ist ein Verfechter der Wissenschaft,

reist in die Antarktis und kämpft für die Umwelt.

Umweltschutz ist mehr als nur der Erhalt der Pflanzen -und Tierwelt.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir alle gefährdet sind.

Seine große Leidenschaft ist der Sport.

Er macht auf dem Rasen immer eine gute Figur.

Er bezeichnet sich gerne als innovativ.

Andere sehen in ihm einen royalen Rebellen.

Manchmal gehen die Pferde mit ihm durch.

Bei einigen Auslandsreisen sorgt er

mit kontroversen Bemerkungen für Unruhe.

Er stellt viele Rekorde auf.

Ist der dienstälteste König-Gemahl der Welt.

Macht über 22.000 Termine.

Was ist sein Vermächtnis?

Ich gehe nicht durchs Leben und denke an mein Vermächtnis.

Das Leben geht auch nach meinem Tod weiter.

Über mein Vermächtnis sollen andere urteilen.

Annette Dittert in London, wir haben schon gesehen,

dass sich viele Menschen vor Buckingham Palace versammeln.

Wie trauern die Briten um den verstorbenen Prinzen?

Sehr leise und sehr verhalten.

Der Palast hatte dazu aufgerufen,

nicht in großen Menschenmengen zusammenzukommen.

Viele Menschen kamen dennoch hierher,

um sich von Prinz Philip zu verabschieden.

Die Polizei war anwesend, ließ die Menschen aber trauern.

Prinz Philip hatte hinterlassen,

er wolle kein offizielles Staatsbegräbnis.

Sondern eher ein militärisches Ehrenzeremoniell. It's more of a military honors ceremony.

Inmitten der Pandemie kann das sein, dass es kleiner wird.

Ab Mittwoch sind maximal Zusammenkünfte

mit 30 Personen möglich.

Vielleicht wird seine Beerdigung nur eine kleine private Zeremonie.

Und die übliche große öffentliche Anteilnahme muss ausfallen.

Was bedeutet der Verlust für die Geschicke des Königshauses?

Es ist keine leichte Zeit,

in der der Prinz die Queen und die gesamte Familie zurücklässt.

Die Queen bleibt jetzt alleine in einer Zeit,

die für ihre Monarchie sehr schwierig ist.

Der Mexit steht im Raum. The Mexit is in the room.

Und Vorwürfe, das Königshaus sei zu rassistisch.

Es sind keine leichten Zeiten.

Das muss die Queen ohne den Mann leisten,

der über 70 Jahre als Fels in der Brandung an ihrer Seite stand.

Die Menschen, die hierher kommen, haben vor allem Mitgefühl,

dass gilt der Queen.

Für sie ist der Tod ein harter Einschnitt.

Und es ist eine echte Zäsur für die Monarchie.

Eine Ära neigt sich dem Ende: die der älteren Generation.

Danke, Annette Dittert.

Zum Tod von Prinz Philip

sendet das Erste einen Nachruf direkt nach den tagesthemen.

Die Politik scheint sich in dieser Pandemie

zunehmend selbst zu lähmen.

Hört man dem Präsidenten der deutschen Intensivmedizin zu,

kostet dieser Stillstand Leben.

Es brennt - die Lage ist dramatisch.

und unser Appell an die politisch Verantwortlichen:

Akut zu handeln - jeder Tag zählt.

Sagt Gernot Marx angesichts immer mehr Patienten

auf den Intensivstationen.

Doch was helfen würde, wird so schnell nicht kommen.

Weil sich die Länder auf strengere Regeln nicht einigen können,

wurde das Treffen von Merkel und den Ministerpräsidenten abgesagt.

Nun soll es der Bund richten und die Länder entmachten -

zumindest ein bisschen.

Machtwort aus dem Kanzleramt:

Merkel lässt den Gipfel mit den Ländern absagen

und kündigt eine Notbremse per Bundesgesetz an.

Neu ist das Wie, nicht das Was.

Mit den Ländern hatte sie längst einen Lockdown verabredet,

wo die Inzidenz über 100 liegt.

Aber einige - wie Bayern - hielten sich nicht daran.

Nun greift der Bund durch.

Es bestand die Notwendigkeit, das zu vereinheitlichen

und mit dem Infektionsschutzgesetz diese Lösung zu finden.

Die Notbremse wurde sehr unterschiedlich ausgelegt.

Am Dienstag will die Kanzlerin die Notbremse im Kabinett beschließen.

Das Infektionsschutzgesetz soll ergänzt werden.

Ausgangsbeschränkungen könnten klar geregelt werden für Landkreise

mit über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern.

Über einer Inzidenz von 200 sei in Schulen Distanzunterricht geplant,

sagt Vizekanzler Scholz.

Das einheitlich für ganz Deutschland zu regeln, macht Sinn.

Dann herrschen Klarheit und Transparenz.

Die sind für das Vertrauen und den Endspurt notwendig.

Gesundheitsminister Spahn

hält einen harten Lockdown für zwei, drei Wochen für geboten.

In den Intensivstationen gibt es mehr Covid-Patienten, zunehmend jüngere.

Nötig sei konsequentes Handeln von Bund und Ländern.

Dass manche von Entspannung sprachen, versteht Spahn nicht.

Wenn manche die Einschätzung der Lage nicht teilen,

wird es schwierig.

Eine kurze Rücksprache reicht nicht.

Ich kann mich über manche Äußerungen dieser Tage nur wundern.

Notbremse?

Haben wir schon, betont Weil, Niedersachsens Ministerpräsident.

Nichts gegen eine bundesweite Regelung,

aber sein Land habe nichts nachzuholen.

Wenn das so geschieht, wie es erklärt wurde:

Wird Gegenstand des Gesetzes exakt das sein,

was Bund und Länder vor Wochen klar vereinbart haben.

In Niedersachsen haben wir uns dran gehalten.

In anderen Ländern wie auch Bayern hielten sich nicht alle so konsequent

an die Absprachen mit Kanzlerin und Kollegen so konsequent.

Es ist sehr sinnvoll, dass wir jetzt einen anderen Weg beschreiten.

Statt einer Endlosdebatte gibt es hoffentlich einen großen Wurf,

in dem wir die Notbremse scharf stellen

mit einem Bundesgesetz.

Dass die Kanzlerin das Parlament stärker einbinde,

begrüßt man in der Opposition.

Die Grünen wollen nicht nur über nächtliche Ausgangssperren reden,

auch über Arbeitsplätze.

Mehr mobiles Arbeiten, deutlich mehr Homeoffice,

die Möglichkeit, Betriebe runterzufahren.

Und dort, wo das nicht geht, verbindliche Tests.

Aus einer Notbremse darf kein Anlass

für einen unverhältnismäßigen Lockdown werden.

Wenn Zahlen steigen, müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Diese müssen verhältnismäßig bleiben.

Notbremse mit Ansage.

Sie werde nicht tatenlos noch vierzehn Tage zusehen, sagte sie.

Morgen will sie den Gesetzentwurf fertig haben.

Dann soll er auch mit den Ländern abgestimmt werden.

Es soll nicht nach Machtkampf aussehen.

Aber es ist wohl auch so klar, wer sich durchgesetzt hat.

Wie verschieben sich die Machtverhältnisse?

Darüber spreche ich mit Sabine Kropp.

Sie ist Professorin für Politikwissenschaften

an der Freien Universität Berlin.

Guten Abend. Guten Abend.

Die Länder und die Kanzlerin schaffen es nicht,

sich "zusammenzuraufen", wie der Bundespräsident sagte.

In dieser gefährlichen dritten Welle - was sagt uns das?

Seit der zweiten und auch der dritten Welle können wir beobachten:

Dass die Bereitschaft, evidenzbasiert Politik zu betreiben,

also auf die Wissenschaft zu hören, deutlich abgenommen hat.

Die Weigerung,

die Logik des exponentiellen Wachstums anzuerkennen.

Herausgekommen ist eine Situation,

in der die Einschätzung der Lage unterschiedlich ist.

Das wurde übersetzt in kleinteilige

und teilweise widersprüchliche Regelungen.

Und wenn Regeln keine einheitlichen Informationen liefern,

werden sie weniger befolgt.

Die Bürger verlieren das Vertrauen in die Politik.

Da sind wir angelangt.

Jetzt versucht man zu reagieren.

Stößt das föderale System hier an seine Grenzen?

Brauchen wir mehr Zentralgewalt?

Bei der Logik des Infektionsschutzes

kann man eine stärkere Befugnis des Bundes nicht abstreiten.

Andere föderale Länder waren zentralistischer,

etwa die Schweiz.

Es ist folgerichtig, dass der Bund Kompetenzen an sich zieht.

Und laut Grundgesetz hat er die Befugnis dazu.

Wir möchten verstehen, warum viele Länder sich so sträuben.

Warum halten die an Öffnungsmodellen fest,

wenn die Deutschen laut Umfragen für strengere Regeln sind?

Nach dem jüngsten Deutschlandtrend halten zwei Drittel

einen harten Lockdown für kurze Zeit richtig.

Die Länderregierungen müssen schwierige Abwägungen treffen.

Zwischen dem Gesundheitsschutz auf der einen Seite

und dem Bildungssystem auf der anderen Seite.

Und sie werden von unterschiedlichen Lobbyisten gedrängt.

Die harten Regeln, die berufliche Existenzen beeinträchtigen,

anders zu handhaben.

Sie sind einem harten Druck ausgesetzt.

Und es gibt eine Bereitschaft der Länder,

landespolitische Interessen stärker zu betonen.

Das hat mit Profilierung zu tun.

Und damit, dass die Landesverbände unterschiedlicher geworden sind

in ihren Positionen.

Aber es widerspricht dem, was viele Wissenschaftler sagen.

Dass im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben wird,

dass ab einer Inzidenz von 100 strengere Regeln verbindlich gelten.

Das ist weit von dem entfernt,

was Intensivmediziner für nötig halten.

Ist es der kleinste gemeinsame Nenner?

Das sieht so aus.

Unter der Grenze von 100

sollen die Länder in der Lage sein zu eigenem Handeln.

Es ist eine gesichtswahrende Lösung für die Landespolitik.

Denn sie würde sonst in ihrer Zuständigkeit entmachtet.

Es entspricht aber nicht dem Rat der Wissenschaft und der Medizin.

Würde etwas anders laufen, wenn wir kein Wahljahr hätten?

Das ist eine spannende Frage.

In Wahljahren sind die Landesverbände stärker geneigt,

polarisierende Positionen einzunehmen.

Um mit Konzepten zu punkten gegenüber den Wählern.

Hinzu kommt auch die Tatsache,

dass die CDU ihre Führungsfrage nicht geklärt hat.

Und zwei Ministerpräsidenten mit unterschiedlichen Lösungskonzepten

gegeneinander die Frage der Kanzlerkandidatur beantworten.

Ohne das wäre es vielleicht einfacher,

dass sich die CDU-geführten Länder hinter einen Kandidaten stellen.

Die lange Suche der Union trägt auch zu diesem desolaten Bild bei?

Ganz sicher.

Die CDU tut gut daran,

möglichst bald einen Kandidaten zu benennen.

Die Grünen sind auch in die Vorhand gegangen.

Und zu zeigen, dass die CDU ihre Kompetenz, regieren zu können,

in einer solchen existenziellen Krise auszuüben vermag.

Wieso hat Markus Söder noch nie gesagt,

dass er Kanzlerkandidat werden will?

Wie erklären Sie sich das?

Es gab laute Andeutungen in den letzten Wochen.

Er muss vorsichtig sein, den frisch gewählten Parteivorsitzenden

nicht durch eine unabgesprochene Ansage zu demontieren.

Er braucht die Unterstützung der Bundestagsabgeordneten.

Das Image von Söder, das er selber pflegt,

nämlich der Macher zu sein:

Es könnte mittelfristig leiden, wenn er zaudert,

dieses Wagnis einzugehen.

Danke für Ihre Einschätzung.

Gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung geführt.

Wird er es wollen und wird er es machen?

Der Mann, der sich noch zurückhält

und gleichzeitig jeden Tag von sich reden macht.

Oder der andere, der den CDU-Vorsitz übernommen hat

und qua Amt sagen dürfte:

"Ich will, also mach ich's auch."

Eines haben beide gemeinsam:

Politische Positionen geschickt wechseln,

auch wenn sie nicht immer geschickt verkauft sind.

Am Sonntag müssen Laschet und Söder bei der Unionsfraktion vorsprechen

und vielleicht sogar eine Entscheidung treffen?

Über die Kandidaten für die Kanzlerkandidatur der Union:

Söder oder Laschet - wer soll es machen?

Eine Entscheidung über unterschiedliche Politikstile

und oft unterschiedliche Positionen in der Corona-Politik.

Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall.

Zurück zu einer verantwortlichen Öffnung.

Für Söder sprechen die Umfragewerte.

Er liegt seit Langem vor Laschet.

In der Corona-Politik verkauft Söder sich gut.

Als mahnende Stimme an der Seite der Kanzlerin,

auch wenn in Bayern schon mal vorschnell geöffnet wurde.

Das Team Vorsicht hat sich durchgesetzt.

Im Berchtesgadener Land an der CSU-Basis sagen viele:

Söder kann Kanzler, Söder sollte es machen.

Wir sind zufrieden mit seiner Politik.

Er ist geradlinig und macht, was er sagt.

Manchmal ändert er seine Positionen, fängt Stimmungen auf.

Zum Beispiel beim Naturschutz.

Manche sagen, er sei zu flexibel.

Bei einigen in der CDU kommt das an.

Für mich ist wichtig,

dass jemand beim politischen Gegner Akzeptanz finden kann.

Söder hat das mit den Bienen hervorragend hingekriegt.

Gegen Söder spricht: Keiner weiß, ob er wirklich will.

Er kann sich nicht selbst ins Rennen schicken.

Und sein Auftreten kommt selbst bei den eigenen Leuten

nicht immer gut an.

Er sagt bei jedem zweiten Satz,

wie gut und wie klug und wie toll er ist.

Laschet gilt als Teamplayer, als integrative Kraft,

der Strömungen zusammenbringen kann.

Und als CDU-Vorsitzender hat er das erste Zugriffsrecht.

Viele in der Partei sehnen sich nach Ruhe an der Parteispitze.

An der Basis in NRW sind sie überzeugt:

Laschet ist der richtige Mann.

Das letzte Mal hieß es auch: Kann er Ministerpräsident?

Ja, und er kann auch Kanzler.

Der Mann kann viel bewirken.

Mit Armin Laschet können wir gut in die Zukunft gehen.

Gegen Laschet sprechen: die Umfragewerte.

Sein wechselhafter Kurs in der Corona-Politik

kostete ihn Zustimmung.

Mal wollte er lockern, zuletzt die Kehrtwende.

Deshalb brauchen wir einen Brückenlockdown.

Auf seinen Vorschlag wollte niemand hören.

Zweifel, dass er ein guter Krisenmanager ist.

Zweifel an seiner Führungsstärke.

Sollte er zurückziehen? Nein, sagen sie in an seiner Basis.

Es geht darum, wer das Land am besten regieren kann.

Die Regierungsbilanz von Laschet in NRW an:

Seit 2017 setzt er hier die richtigen Inhalte um.

Söder oder Laschet, wer soll es machen?

Die Union wird sich bald entscheiden müssen.

Die Kandidaten, die Kanzlerin und die Kunst,

eine Pandemie zu bewältigen:

Die Meinung von Michael Stempfle vom Südwestrundfunk.

Angela Merkel und ihre Verbündeten ziehen die Reißleine.

Infizieren sich in einem Landkreis besonders viele mit dem Coronavirus,

soll ein Gesetz regeln, was zu tun ist.

Die Botschaft:

Wenn ihr in den Ländern euch nicht an Verabredungen haltet,

schauen wir mal, ob ihr euch an Recht und Gesetz haltet.

Die Disziplinierungsmaßnahme kommt verdammt spät.

Die Bund- und Länder-Runde hat in den vergangenen Monaten

Vertrauen zerstört in unser politisches System.

Zur Erinnerung:

Wir befinden uns in einer nationalen Krise.

Das Gesundheitssystem wird herausgefordert,

Freiheitsrechte werden eingeschränkt, der Staat verschuldet sich massiv.

Beim Homeschooling fallen viele Schüler durchs Raster.

Nun der Versuch, Ordnung in die Corona-Politik zu bekommen

und Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Laschet und Söder,

mögen neben der Kanzlerin wie kleine Schuljungen erscheinen.

Merkel, die Krisenkanzlerin, die alle in den Schatten stellt?

Nein, das System Merkel -

mit nächtlichen Verhandlungen, Taktierereien - kommt an sein Ende.

Die Regierungschefin hätte das verhindern müssen.

Mit einem Krisenstab, der vorausschauend handelt.

Dann hätten wir Masken, Impfstoff und Tests gehabt.

Rechtzeitig und in ausreichender Menge.

Die potenziellen Nachfolger müssen uns klarmachen,

was sie besser können als Merkel.

Wir sind gespannt.

Die Meinung von Michael Stempfle.

Man hätte vermuten können, dass die Querelen

rund um die Pandemie-Bekämpfung eine Chance für die Opposition sind.

Laut war die AfD,

aber als Alternative konnte sie sich kaum profilieren.

Schaut man auf die Landtagswahlen

in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Erst konnte ein Lockdown nicht hart genug ausfallen.

Jetzt kämpft die AfD gegen den Lockdown

und für ein "normales" Deutschland.

Das ist das Ziel in einer Partei, in der Normalität so aussieht:

Streit ums Personal und die Frage,

wie weit rechtsaußen wollen wir sein?

Das interessiert auch den Verfassungsschutz.

Vom Vorabend des Bundesparteitags:

Man konnte sich staunend die Augen reiben.

Gemeinsames Lachen, fast so was wie Einigkeit.

Und das bei diesen zerstrittenen Parteichefs.

Der Grund: das Wahlprogramm.

Alle seien in der Partei damit sehr einverstanden,

schwärmt der Parteichef.

Die Menschen erleben ihre Freiheit als bedroht.

Das finden sie nicht normal, wir auch nicht.

Weil wir Patrioten sind, unser Land lieben,

es erhalten wollen, finden wir den Slogan gut.

"Deutschland, aber bitte normal."

Ganz nach dem Motto,

findet auch der Parteitag mit 600 Delegierten in Dresden statt.

Trotz der Pandemie.

Auch im Wahlprogramm sucht die AfD Deutschlands Zukunft

eher in der Vergangenheit:

Raus aus dem Euro, zurück zur Wehrpflicht,

zurück zu Grenzen, Förderung der traditionellen Familie.

Erhalt der Atomenergie und Kohleenergie.

Klingt wie: Früher war alles besser.

Einiges war früher auch besser.

Wenn ich an die Strompreise denke, an die innere Sicherheit.

Wenn ich unseren gesamten Rechtsstaat sehe,

da hat sich einiges im Land zum Negativen entwickelt.

Die AfD stellt sich als die Partei dar,

der es um Normalität geht.

Obwohl sie wegen der Rechtsextremisten in der Partei

im Visier des Verfassungsschutzes ist.

Der Politologe Schröder spricht von einer Strategie

der Selbstverharmlosung.

Sie verharmlosen hier im Kern radikales Vorgehen.

Da haben sie die normalen Leute als Referenz herangezogen.

Das ist sehr geschickt.

Es entspricht aber nicht den wahren Begebenheiten

und Interessen der Akteure in der AfD.

Die Akteure in der AfD dürften morgen beim Parteitag

vor allem die Frage der Spitzenkandidaten diskutieren.

Unklar ist, ob die Delegierten an diesem Wochenende

tatsächlich auch Spitzenkandidaten wählen.

Die zerstrittenen Parteilager konnten sich bisher nicht einigen. So far, the divided party camps have not been able to come to an agreement.

Aber das ist bei der AfD ja normal.

In mehreren Corona-Testzentren gab es eine Datenpanne.

Mehr im Nachrichtenüberblick:

Die Testergebnisse und Adressen von etwa 7000 Menschen in fünf Städten

waren vorübergehend im Internet einsehbar.

Eine Datenschutz-Initiative hatte das Leck entdeckt

und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gemeldet.

Noch ist unklar, ob Unbefugte auf die Daten zugegriffen haben.

Wegen hoher Infektionszahlen stuft die Bundesregierung

die Türkei und Kroatien als Hochinzidenzgebiete ein.

Auch Reisende, die auf dem Landweg nach Deutschland kommen,

müssen einen negativen Corona-Test vorweisen.

Die Neuregelung gilt ab Sonntag.

Angesichts der Gewalt in Myanmar wächst die Kritik aus dem Ausland

an den Militärmachthabern.

In einer Erklärung forderten 18 Botschafter,

u.a. die USA und Großbritannien eine Rückkehr zur Demokratie.

Die Junta lehnte einen Besuch der UN-Sonder-Gesandten für Myanmar ab.

Bei der Niederschlagung der Proteste gab es heute wieder Tote.

Nach Angaben einer Gefangenen-Organisation

wurden mehr als 600 Menschen bisher umgebracht.

In Nordirland dauern die Ausschreitungen an.

Trotz der Aufrufe zum Gewaltverzicht bewarfen Jugendliche die Polizei

mit Steinen und Brandsätzen.

Auslöser der Unruhen ist der Brexit, durch den wieder eine Zollgrenze

zwischen dem britischen Nordirland und Irland entstanden ist.

Vorigen Nacht griffen erstmals auch irische Nationalisten die Polizei an.

Zwei Russen und ein US-Amerikaner sind an Bord einer Sojus-Kapsel

zur Weltraumstation ISS gestartet.

Die Trägerrakete war benannt nach Juri Gagarin,

der als erster Mensch vor 60 Jahren ins All geflogen war.

Bereits 3,5 Stunden nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur

dockte die Kapsel an der ISS an.

Dort befinden sich nunmehr zehn Raumfahrer.

Einen ähnlichen Blick wie von der ISS

hat auch unser Wettermann Karsten, wenn er Satellitenfotos studiert.

Was gibt's zur Zeit zu sehen?

Es sind spannende Bilder.

Aber kein Blick ist zu vergleichen mit dem von der ISS.

Heute gab es ein spektakuläres Bild.

Wir schauen in die Karibik.

Auf St. Vincent brach heute ein gigantischer Vulkan aus.

Die Aschewolke schoss auf bis zu acht Kilometer Höhe.

Hier gibt es ein Foto davon.

Sie ist gigantisch von Gewitterwolken umgeben.

Zurück zu unserem Wetter:

Das sehen wir nicht alle Tage.

Die Temperaturkurve geht hoch und runter.

Was ist los?

Wir haben es mit einer Luftmassengrenze zu tun.

Die erste Regenfront schiebt sich in der Nacht

von Westen nach Osten herein.

Tagsüber gibt es Sonne.

Am Nachmittag kommt der nächste Schub in Form von Regen.

Der zieht er in den Norden weiter.

Der Sonntag wird spektakulär.

Am Morgen kann es in Schleswig-Holstein Schnee geben.

Nachmittags und abends sieht der Schnee in die Eifel.

Am Montag erreichen die Schneefälle auch den Süden und Osten.

In tieferen Lagen ist es Regen.

Hier kommt jetzt der angekündigte Nachruf:

Philip - zum Tode des Herzogs von Edinburgh.

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert erinnert an den Prinzen.

Wir sind morgen wieder für sie da.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Wochenende.

Copyright Untertitel: NDR 2021