UFOs - Was ist dran? | Das Fermi-Paradoxon: Teil 13 (2019)
Am 18. November letzten Jahres kontaktierte eine Pilotin der British Airways beim Flug
von Kanada nach London die irische Flugsicherung und erkundigte sich, ob gerade militärische
Übungen abgehalten würden, denn ein „unbekanntes Flugobjekt“ sei neben ihrem Flugzeug aufgetaucht,
bevor es mit „sehr hoher Geschwindigkeit“ wieder verschwunden sei. Die irische Flugsicherung
verneinte dies – gleichzeitig meldeten sich weitere Piloten. Auch sie hatten ähnliche
Objekte beobachtet – anscheinend einer ähnlichen Flugbahn folgend, und zwar mit – so die
Piloten – astronomischen Geschwindigkeiten. Ein Bericht unter vielen, welcher mehr zu
sein scheint, als nur eine Einbildung eines beliebigen Internet-Users. Vielleicht lohnt
sich daher tatsächlich die Frage, ob Aliens vielleicht längst hier sind und uns aus ihren
Shuttles heraus beobachten. Was ist dran an UFOs? Ich bin Ronny, willkommen bei Raumzeit.
Ähnlich wie bei der letzten Folge zum Fermi-Paradoxon wird es auch hier wieder Stimmen geben, die
fragen, warum wir uns denn mit UFOs beschäftigen – wir sind doch sonst so wissenschaftlich.
Dies aber bedarf einiger Qualifizierung. Zunächst mal kann man sich so ziemlich jedem Thema
wissenschaftlich nähern – zum anderen werden UFO Beobachtungen oft fälschlich bestimmten
Personengruppen zugeschrieben. Meist geht man von Menschen mit geringerem IQ mit teils
gar pathologischen Erscheinungen aus. Dies wurde allerdings in mehrfachen Studien
widerlegt. UFO Sichtungen treten quer durch alle Bevölkerungsgruppen auf – ein einziger
statistisch relevanter Faktor besteht darin, dass UFO Sichtungen häufiger im nicht-städtischen
Bereich auftreten. Etwas, was sich schon durch Beobachtungsbedingungen erklären lässt.
Im letzten Jahr wurde eine anonyme Befragung von Astronomen vorgenommen – auch in dieser
Personengruppe gaben 5% an, UFOs gesichtet zu haben; ein Prozentsatz, der sich nicht
von den Sichtungen der Gesamtbevölkerung unterscheidet. Mehr noch – der Glaube an
die Existenz von außerirdischem Leben allgemein und UFOs im Besonderen findet sich eher bei
intellektuelleren Zeitgenossen. Also was genau sind UFOs? Im alltäglichen
Sprachgebrauch verstehen wir darunter fast immer Raumschiffe von extraterrestrischen
Besuchern. Präziser natürlich werden sie mit ihrer eigentlichen Bezeichnung – Unidentified
Flying Objects; Nicht-identifizierte Flugobjekte, gefasst. Um sich von der alltagssprachlichen
Verwendung abzugrenzen, benutzen daher Wissenschaftler, die sich mit UFO-Phänomenen beschäftigen,
gern den alternativen Begriff UAP, unidentified aerial phenomenon: Nicht-identifiziertes Luft
Phänomen. Und Sichtungen oder vermeintliche Sichtungen
solcher Phänomene gibt es viele. Bereits vor dem 19. Jahrhundert wurde eine Reihe vermerkt,
etwa in Nürnberg 1561 oder in Basel fünf Jahre später. Viel zitiert ist auch ein Vermerk
aus einer japanischen Chronik von 1231: der Sh?gun Kuj? Yoritsune lagerte am 24. September mit seiner
Armee. In der Nacht erschienen merkwürdige Lichter am Himmel, diese schienen in Kreisen
hin und her zu schwingen und konnten bis zum frühen Morgen beobachtet werden. Yoritsune
ordnete eine „vollständige wissenschaftliche Untersuchung“ der Sichtung an – mit
dem Ergebnis: Der Wind müsse die Sterne hin und her bewegt haben.
Solche historischen Vermerke bieten uns allerdings nicht viel. Sie sind begrenzt in Aussagekraft
und Detailfülle. Interessanter sind ohne Zweifel UFO-Beobachtungen ab dem 20. Jahrhundert.
Teils traten diese in Wellen auf, so etwa in den 1950ern in den USA, 1989-1990 in Belgien
und 2008 in Texas. Die Phänomene konnten fast immer natürlich
oder anthropogen erklärt werden: typische Gründe für Fehlsichtungen waren Planeten
wie die Venus, Ballons, Leuchtgeschosse des Militärs, Lenticularwolken, Kugelblitze,
Meteore und natürlich die ISS. Allerdings verblieb immer eine gewisse Zahl von Sichtungen,
die zwar glaubwürdig waren allerdings nicht erklärt werden konnten. Die Zahlen schwanken
zwischen 5-20% aller Beobachtungen. Grund genug für diverse Regierungen, staatliche
oder unabhängige Arbeitsgruppen zu bilden, die sich mit dem UFO bzw. UAP Phänomen beschäftigten.
Beispielhaft seien hier der CONDON Report der Universität von Colorado sowie das von
der US-Air Force durchgeführte Project Blue Book genannt. Beide Studien allerdings kamen
zum Ergebnis, dass eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem UFO-Phänomen uninteressant
sei und wurden eingestellt. Anders etwa in Frankreich – die dort 1977
von staatlicher Seite gegründete Gruppe GEIPAN arbeitet noch immer und sieht das Potenzial
für revolutionäre wissenschaftliche Entdeckungen. Der ebenfalls französische COMETA Report
von 1999, der aus dem Umfeld des Militärs stammt, sieht gar die Existenz von UAPs als
quasi bewiesen an und favorisiert die extraterrestrische Hypothese zur Erklärung.
Kann man so einem Bericht folgen und damit das Fermi-Paradoxon zu den Akten legen? Schwierig.
Occam's Razor zwingt uns zunächst erstmal zum Verneinen. Occam's Razor ist ein philosophisches
Prinzip, welches auf einen Englischen Franziskaner des 14. Jahrhunderts, William von Ockham,
zurückgeht. Er argumentierte, dass von zwei Lösungen für ein Problem sehr wahrscheinlich
diejenige die richtige ist, welche weniger Annahmen verlangt – kurz, die einfachere.
Wollen wir eine unerklärte Erscheinung am Himmel natürlich auflösen, dann suchen wir
nach astronomischen Phänomenen wie einem Meteor oder – bei Sichtungen von Einzelbeobachtern
– eventuell nach psychologischen oder soziologischen Erklärungen. Stellen wir aber Außerirdische
in den Raum, dann unterstellen wir automatisch eine Vielzahl von teils abenteuerlichen Annahmen:
es gibt außerirdische Intelligenz, diese verfügt über interstellare Reisefähigkeit;
sie sind hier aber sie wollen keinen echten Kontakt; sie verfügen über weitreichende
Tarntechnologie, usw. Ein in der Stratosphäre verglühendes Stückchen
Staub oder ein Wetterballon wirkt da tatsächlich realistischer. Aber – wie bei den vermeintlichen
prähistorischen Besuchern der Erde gilt auch hier, dass aktuell keine Falsifizierung, keine
Widerlegung der Hypothese möglich ist. Persönlich frage ich mich gern, was uns denn
die UFO-Sichtungen der letzten 100 Jahre über die spekulativen Besucher verraten würden.
Sie würden bereits geraume Zeit beobachten, wenn wir auch nur den Bruchteil eines Prozents
aller Sichtungen mit Aliens erklären würden. Sie sind hier, lassen sich allerdings im Weltraum
nicht beobachten – ein interstellares Schiff allerdings sollte an sich über das halbe
EM-Spektrum hinweg deutlich sichtbar sein. Zwar gibt es auch potenzielle Sichtungen im
All, diese wenigen aber werden überzeugend falsifiziert, wie es zum Beispiel im Zusammenhang
mit einem Foto der SOHO Sonde geschah, welche eine frappierend raumschiffähnliche Struktur
neben der Sonne zeigte, die sich letztlich aber nur als Artefakt kosmischer Strahlung
entpuppte. Unsere Außerirdischen verfügen weiter über
eine quasi perfekte Tarnung, sowohl im Radar- als auch im visuellen Bereich. Wir können
sie nicht orten und nicht sehen. Bis dann die Tarnung aus ungeklärten Gründen plötzlich
versagt und sie sichtbar werden, um dann teils spektakuläre und scheinbar physikalisch unmögliche
Flugmanöver auszuführen. Es fällt mir – und ich betone nochmal die subjektive Sicht hier
– schwer, mir eine interstellare Zivilisation vorzustellen, die so auftreten würde.
Sollten wir die interessanten – nicht erklärbaren – Sichtungen dennoch wissenschaftlich untersuchen?
Natürlich. Es spricht wenig dagegen und möglicherweise warten lohnende Erkenntnisse auf uns, auch
wenn wir keine fremde Zivilisation entdecken. Wir hoffen, auch unsere Beschäftigung mit
den scheinbar esoterischeren Ideen rund um das Fermi-Paradoxon hat euch gefallen, schreibt
uns unbedingt eure Meinung als Kommentar. Wir bleiben auch in der nächsten Folge noch
in dieser Kategorie und werden fragen, ob wir möglicherweise selbst die Aliens sind.
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Unser besonderer Dank gilt unserem Galaktischen Overlord Rico Wittke.
Wir sagen wie immer, danke fürs Zuschauen und – 42.