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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping (1/2)

Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping (1)

Ach, die Schweiz. Schaut euch das mal an. Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Aber ein Paradies für die hier: Basejumper. Ich lieb das. Ich lieb das so unfassbar fest.

Es ist eine der gefährlichsten Sportarten, die es gibt.

Es ist genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist und das war der letzte Todesfall.

Wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst, dann das hört man schon.

Was sind das für Menschen, die so einen Sport machen? Ich will sie kennenlernen.

Dafür bin ich im Lauterbrunnental in der Schweiz – dem Ort für Basejumper.

Soviel schonmal vorweg: Am Ende wird es viel knapper als gedacht.

48 Meter. Schon niedrig.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert?

Drei, zwei, eins.

Schon schön. Absolut.

Das ist Florian. Er ist Anfang 30, lebt in Zürich, arbeitet als Barkeeper.

In diesem Film begleiten wir ihn drei Tage lang. Wollen verstehen, warum er diesen Sport macht.

Abkürzung. Ist das legal?

Unterwegs zum ersten Absprung. Würde jetzt schon ja sagen.

Basejumper springen von Objekten, also nicht aus dem Flugzeug, sondern von Häusern, Staudämmen oder Felsen.

In vielen Ländern ist das verboten oder nur mit Genehmigung möglich – wie in Deutschland.

Anders in der Schweiz. Hier kann springen, wer sich traut.

Das hat das Land zum bedeutendsten Ort für den Sport gemacht.

Florian hat vor vier Jahren mit dem Basejumpen angefangen. Noch ist es nur ein Hobby.

Hast du gezählt, dein wievielter Sprung ist das?

Ich bin jetzt bei 500 Sprüngen ungefähr. 500 Mal überlebt. Ja.

Die Liste verstorbener Basejumper ist lang – und das obwohl es weltweit schätzungsweise

nur einige Tausend Sportler gibt. Etwa 20 bis 40 von ihnen sterben jedes Jahr.

Kurz vor der Absprungstelle halten wir an. Hier will Florian seine Ausrüstung anziehen.

Guck mal hier, was mir ja gerade aufgefallen ist, die Plakette hier.

Der Mark. Kanntest du den?

Ja, ja. Also vor ziemlich genau zwei Jahren.

Ja, ja, da war ich hier sogar. Florian schaut nach, was genau passiert ist.

Auf einer Liste von verstorbenen Basejumpern. Mark war nach einem Salto in der Luft gegen die Felswand geprallt.

Ja, Mark. Ja, ja. Von Nose 3.

Nose 3 - so heißt die Absprungstelle. Ja, so läuft's manchmal.

Makabere Frage: Wenn du sagst, dann ist er eingeschlagen – hört man das?

Ja, das ist echt laut. Ja, das hört man schon. Ja, du musst dir überlegen, ist ja irgendwie 80 Kilo,

ist wie wenn du so einen Stein runterballerst. Da mit 80 Kilo, Stein, wenn der einschlägt,

das Vibrieren auf der Erde spürt man auch. Also das ist schon ein ziemlicher Einschlag,

wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst. Das hört man schon.

So ein ganz anderes Level an Angst, die da in mir aufkommt.

Noch nie musste ich mir bei einem Film ernsthaft Sorgen darum machen, dass jemand sterben könnte.

Ich bin derbe angespannt. Florian gar nicht.

Der Anzug auf dem Boden füllt sich nach dem Absprung mit Luft, damit Florian besser vom Fels wegfliegen kann.

Ist ganz schön klein der Fallschirm. Ist halt auch nur ein Schirm drin.

Richtig gehört. Basejumper haben keinen Notfallschirm. Wenn etwas schiefgeht, bleibt sowieso keine Zeit mehr dafür.

Löst das am Ende den Fallschirm aus? Genau, das ist der Pilote Chute.

Der fliegt hinterher quasi oder den wirfst du?

Ja, den packe ich jetzt und den packe ich unten in meinem Fallschirm rein, also in das Rig, also in den Rucksack.

Und da ziehst du dran? Und dann ist das Handle eigentlich. An dem ziehe ich dann den kleinen Schirm raus.

Und dann -Zieht er den Rest raus. Genau.

Ich will wissen, was ihn an dem Sport so fasziniert. Man gibt alles hin für den Moment.

Und es gibt eigentlich nichts Ehrlicheres, als sein Leben wie kurze Zeit aufzugeben. Mit dem Wissen:

“Okay, ich kann das. Es ist wie möglich, weißt du.?"

Jetzt ist es soweit. Da soll es runtergehen. Über 500 Meter hoch sind die Steilwände im Lauterbrunnental.

Im Schnitt springt hier alle paar Minuten ein Basejumper.

Alright. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap. Ja, eigentlich kann ich springen, würde ich sagen. -Hast Bock?

Okay, unbedingt. Endlich, so lange warten. -Viel Glück, mach keinen Scheiß.

Danke dir. Alright. Gut. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap.

Ja, dann gehe ich mal. Ja du.

Man sieht sich unten. Ja, guten Flug.

Dankeschön. Eins, zwei.

Er hat den Schirm immer noch nicht gezogen. Immer noch nicht. Alter, der ist schon richtig weit unten.

Warum zieht er den denn nicht? Jetzt ey.

Ok, ist safe unten.

Sah schon geil aus, aber der hat schon ganz schön lange ausgehalten, ohne den Schirm zu ziehen.

Echt wirklich, wenn in der Sekunde irgendwas nicht funktioniert, der hat einfach eine Sekunde gehabt sich vielleicht noch was anderes auszudenken.

Dann hätte es halt geknallt. Wir treffen Florian danach wieder.

Er will uns noch einen anderen Sprung zeigen.

Bei einem Sport, der ein hohes Risiko bringt, ist halt eine gewisse Todeszahl dabei.

Das ist beim Gleitschirmfliegen oder beim Hochalpinklettern oder bei anderen Sportarten auch so. Aber bei den Basejumpern ist es dann so:

Schon wieder ein Basejumper gestorben. Klar, riskant sind Extremsportarten immer.

Gleitschirmfliegen ist aber keine. Und die Zahlen, die ich recherchiert habe, zeigen: Basejumpen ist um ein Vielfaches gefährlicher.

Aber glaubst du, das wär überhaupt ein so erfolgreicher Sport und einer, den du gern machst, wäre diese Gefahr nicht da, dieser Nervenkitzel?

Ja, ist dann die Frage natürlich. Müssen hier links. Das Risiko bringt ja natürlich auch Reiz mit sich, oder?

Hm. Wahrscheinlich. Sonst wären wir ja nicht hier. An diesem Seil. Florian will sich damit in den Abgrund schwingen.

Digger, Digger, Digger. Mühsam. So.

Oh yeah!

That was perfect!

Wir treffen uns an der Seilbahn wieder. Was ich mittlerweile weiß: Basejumpen scheint verdammt viel Spaß zu machen.

Aber ist es das Risiko wirklich wert? Vielleicht finde ich bei denen ne Antwort.

Die drei Jungs sind Freunde von Florian. Sie kennen sich vom Springen.

Und genau das wollen sie auch jetzt tun. Wieder müssen wir dafür ein ganzes Stück laufen.

Das ist Max. Er steht bei Red Bull unter Vertrag. Performt bei Events der Firma Stunts im freien Fall.

Er kommt aus Deutschland, wohnt aber in der Schweiz. Er sagt, Basejumpen habe hier eine ganz andere Bedeutung.

Viele Leute, die hier wohnen, die gehen einfach Basespringen zum Spaß. So wie andere Leute nach der Arbeit noch ein bisschen Fußball spielen gehen im Park.

Das ist halt so Ein geiler Vergleich. Also ich verstehe, glaube ich, was du sagen willst.

Aber ich glaube, für so viele Menschen hinkt der Vergleich so unfassbar.

Anders als Florian springt der Rest hier schon mit Wingsuits. Anzüge mit Stoff an Armen und Beinen, die Menschen in Flügel verwandeln.

Diese Erfindung machte Basejumpen zum viralen Hit. Sie erlaubt Flugmanöver, bei denen Springer durch Felsspalten donnern, die nur wenige Meter breit sind.

Dann geht es los. Robin springt zuerst. Als nächstes Max. Florian. Und Yoshi.

Das, was die Jungs gemacht haben, so nah am Stein vorbeifliegen, das nennt sich Proximity-Fliegen.

Ist so eine der tödlichsten Sachen, die man machen kann. Dabei fliegen immer wieder Leute viel zu nah am Stein.

Und tatsächlich ist es genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist. Und das war der letzte Todesfall im Lauterbrunnental.

Und fällt mir nicht weiter ein, was ich dazu noch sagen soll.

Vielleicht das: Nach dem ersten Tag mit Basejumpern bin ich beeindruckt von ihrer Leidenschaft. Kann die Euphorie verstehen.

Dass sie mehr Abenteuer möchten und ihre Grenzen finden wollen, weil das nunmal nicht geht, wenn man Steuererklärungen macht – oder auf Youtube rumhängt.

Andererseits habe ich auch Angst vor dem Tod. Ja, klingt platt, aber ich lebe eben nur einmal und das doch bitte in voller Länge.

Alle den einfacheren Weg runtergehabt.

Definitiv. Ja, defintiv. Wo ihr alle vorhin gesprungen seid, das muss doch über uns sein direkt.

Genau, wenn du hochguckst, bei den Masten und dann hast du drei Finger zur rechten Seite und da leuchtet sowas ein bisschen.

Genau da. Genau. Wir bleiben noch auf ein Getränk.

Separat setzen? Müssen wir ja wohl fast, ne?

Noch gute Sprünge gehabt? Max.

Immer gute Sprünge. Bis bald.

Jeder Sprung ist ein guter Sprung. Bevor Max geht, will ich noch kurz mit ihm sprechen.

Er hat das, was Florian gern hätte: Sponsoren. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Was hält er von der Kritik an Red Bull? Die Getränkefirma unterstützt alle möglichen Extremsportarten, um ihren Energydrink zu vermarkten.

Dabei kommen immer wieder Athleten ums Leben.

Da kann es passieren, dass man unter Umständen Entscheidungen trifft, die halt ohne Kameras daneben vielleicht anders gewesen wären.

Da ist dann nicht der Sponsor dran Schuld, sondern irgendwie man selber, weil du steckst dir ja die Ziele selber.

Letztendlich ist es immer deine Wahl zu sagen, heute nicht, und du gehst wieder runter.

Und wenn du damit alle deine Sponsoren verlierst, so what? Ist besser als dein Leben. Ich glaube, da wird einfach die Verantwortung an den Sponsor abgegeben.

Letztendlich treffe ich die Entscheidung, ob ich springe oder nicht. Völlig egal, was für Konsequenzen das mit sich zieht, was die Sponsoren angeht.

Und das ist ja auch im Interesse. Die haben ja nichts davon, wenn einer ihrer Athleten irgendwie einen schweren Unfall hat oder tödlich verunglückt.

Manche Leute sagen. dann: Bad Publicity ist auch Publicity. Aber das sind trotzdem Menschen, die dich da betreuen, deine Athleten-Manager, deine Kollegen.

Von denen hat keiner Lust, irgendwie wie deinen Eltern zu erklären, was gerade passiert ist.

Man muss immer überlegen: Wir machen das, was wir machen, halt richtig, richtig gerne. Und wir wollen das noch viel, viel länger machen.

Und deshalb laufe ich lieber einmal mehr den Berg wieder runter und probiere es am nächsten

Tag, als es irgendwie aufs Spiel zu setzen und unter Umständen nie mehr machen zu können.

Florian auch war schon mit Red Bull in Kontakt.

Aber sie haben ihm gesagt, dass sie seit dem Tod eines gesponserten Basejumpers in der

Schweiz vorerst keine Springer mehr aufnehmen würden.

Mach's gut Max. Danke dir. Viel Spaß noch.

Der nächste Morgen. Florian ist schon wieder auf dem Weg zum ersten Absprung, ich bin noch beim ersten Kaffee.

Auf Instagram schaue ich mir weitere Sprünge von Yoshi an.

Das war der im blauen Anzug, der gestern so nah an der Felswand geflogen ist.

Ey, das ist so knapp. Links Felsen, rechts Felsen, unten Felsen.

Und echt maximal ein paar Meter über dem Boden.

Aber wir feiern es doch alle. Extreme Sachen gleich extrem viele Klicks.

Yoshi hat mir übrigens erzählt, dass er fast jeden Tag springe und solche spektakulären Flüge nicht einfach spontan mache, sondern lange dafür übe.

Und das ist ein Video von Florian. Er springt nicht nur von Felsen, sondern auch von Gebäuden.

Oder, wie hier zu sehen, von einem Baukran mitten in Zürich. Er macht es nachts, damit ihn niemand erwischt.

Denn es ist Hausfriedensbruch.

Florian sagt, durch die Stadt zu fliegen sei ein besonderer Kick.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so richtig genau, was ich denken soll. Einerseits ist das schon krass, was die machen und die Manöver, die die fliegen.

Aber andererseits hab ich echt auch als relativ verantwortungsvolle Menschen kennengelernt, die zwar Risiko eingehen. -Aber am Ende,

wer bin ich, denen zu sagen das: Was du machst - absoluter Schwachsinn. Müssen sie am Ende irgendwie auch selbst entscheiden.

Was ich bisher gelernt habe: Eine Gefahr für andere sind Basejumper nicht. Nur für sich selbst.

Trotzdem kann ich immer noch nicht richtig einschätzen, wie gefährlich das nun genau ist.

Deshalb schauen wir bei den Rettungsfliegern vorbei. Schließlich müssen sie in Notfällen ran.

Das ist Michael, Leiter des Rettungsteams.

Das war auf jeden Fall einer der eindrucksvollsten Auftritte zum Interview, die ich gesehen habe.

Was war der letzte Basejump-Einsatz, den ihr hattet?

Der letzte Basejumper-Einsatz, den wir hatten, war eine Landung in einem Baum.

Wie ist das ausgegangen? Glimpflich unverletzt.

Also der letzte Todesfall im Tal war, glaube ich, vor zwei Wochen knapp. Von der Via Ferrata.


Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping (1)

Ach, die Schweiz. Schaut euch das mal an. Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Aber ein Paradies für die hier: Basejumper. Ich lieb das. Ich lieb das so unfassbar fest.

Es ist eine der gefährlichsten Sportarten, die es gibt.

Es ist genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist und das war der letzte Todesfall.

Wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst, dann das hört man schon.

Was sind das für Menschen, die so einen Sport machen? Ich will sie kennenlernen.

Dafür bin ich im Lauterbrunnental in der Schweiz – dem Ort für Basejumper.

Soviel schonmal vorweg: Am Ende wird es viel knapper als gedacht.

48 Meter. Schon niedrig.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert?

Drei, zwei, eins.

Schon schön. Absolut.

Das ist Florian. Er ist Anfang 30, lebt in Zürich, arbeitet als Barkeeper.

In diesem Film begleiten wir ihn drei Tage lang. Wollen verstehen, warum er diesen Sport macht.

Abkürzung. Ist das legal?

Unterwegs zum ersten Absprung. Würde jetzt schon ja sagen.

Basejumper springen von Objekten, also nicht aus dem Flugzeug, sondern von Häusern, Staudämmen oder Felsen.

In vielen Ländern ist das verboten oder nur mit Genehmigung möglich – wie in Deutschland.

Anders in der Schweiz. Hier kann springen, wer sich traut.

Das hat das Land zum bedeutendsten Ort für den Sport gemacht.

Florian hat vor vier Jahren mit dem Basejumpen angefangen. Noch ist es nur ein Hobby.

Hast du gezählt, dein wievielter Sprung ist das?

Ich bin jetzt bei 500 Sprüngen ungefähr. 500 Mal überlebt. Ja.

Die Liste verstorbener Basejumper ist lang – und das obwohl es weltweit schätzungsweise

nur einige Tausend Sportler gibt. Etwa 20 bis 40 von ihnen sterben jedes Jahr.

Kurz vor der Absprungstelle halten wir an. Hier will Florian seine Ausrüstung anziehen.

Guck mal hier, was mir ja gerade aufgefallen ist, die Plakette hier.

Der Mark. Kanntest du den?

Ja, ja. Also vor ziemlich genau zwei Jahren.

Ja, ja, da war ich hier sogar. Florian schaut nach, was genau passiert ist.

Auf einer Liste von verstorbenen Basejumpern. Mark war nach einem Salto in der Luft gegen die Felswand geprallt.

Ja, Mark. Ja, ja. Von Nose 3.

Nose 3 - so heißt die Absprungstelle. Ja, so läuft's manchmal.

Makabere Frage: Wenn du sagst, dann ist er eingeschlagen – hört man das?

Ja, das ist echt laut. Ja, das hört man schon. Ja, du musst dir überlegen, ist ja irgendwie 80 Kilo,

ist wie wenn du so einen Stein runterballerst. Da mit 80 Kilo, Stein, wenn der einschlägt,

das Vibrieren auf der Erde spürt man auch. Also das ist schon ein ziemlicher Einschlag,

wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst. Das hört man schon.

So ein ganz anderes Level an Angst, die da in mir aufkommt.

Noch nie musste ich mir bei einem Film ernsthaft Sorgen darum machen, dass jemand sterben könnte.

Ich bin derbe angespannt. Florian gar nicht.

Der Anzug auf dem Boden füllt sich nach dem Absprung mit Luft, damit Florian besser vom Fels wegfliegen kann.

Ist ganz schön klein der Fallschirm. Ist halt auch nur ein Schirm drin.

Richtig gehört. Basejumper haben keinen Notfallschirm. Wenn etwas schiefgeht, bleibt sowieso keine Zeit mehr dafür.

Löst das am Ende den Fallschirm aus? Genau, das ist der Pilote Chute.

Der fliegt hinterher quasi oder den wirfst du?

Ja, den packe ich jetzt und den packe ich unten in meinem Fallschirm rein, also in das Rig, also in den Rucksack.

Und da ziehst du dran? Und dann ist das Handle eigentlich. An dem ziehe ich dann den kleinen Schirm raus.

Und dann -Zieht er den Rest raus. Genau.

Ich will wissen, was ihn an dem Sport so fasziniert. Man gibt alles hin für den Moment.

Und es gibt eigentlich nichts Ehrlicheres, als sein Leben wie kurze Zeit aufzugeben. Mit dem Wissen:

“Okay, ich kann das. Es ist wie möglich, weißt du.?"

Jetzt ist es soweit. Da soll es runtergehen. Über 500 Meter hoch sind die Steilwände im Lauterbrunnental.

Im Schnitt springt hier alle paar Minuten ein Basejumper.

Alright. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap. Ja, eigentlich kann ich springen, würde ich sagen. -Hast Bock?

Okay, unbedingt. Endlich, so lange warten. -Viel Glück, mach keinen Scheiß.

Danke dir. Alright. Gut. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap.

Ja, dann gehe ich mal. Ja du.

Man sieht sich unten. Ja, guten Flug.

Dankeschön. Eins, zwei.

Er hat den Schirm immer noch nicht gezogen. Immer noch nicht. Alter, der ist schon richtig weit unten.

Warum zieht er den denn nicht? Jetzt ey.

Ok, ist safe unten.

Sah schon geil aus, aber der hat schon ganz schön lange ausgehalten, ohne den Schirm zu ziehen.

Echt wirklich, wenn in der Sekunde irgendwas nicht funktioniert, der hat einfach eine Sekunde gehabt sich vielleicht noch was anderes auszudenken.

Dann hätte es halt geknallt. Wir treffen Florian danach wieder.

Er will uns noch einen anderen Sprung zeigen.

Bei einem Sport, der ein hohes Risiko bringt, ist halt eine gewisse Todeszahl dabei.

Das ist beim Gleitschirmfliegen oder beim Hochalpinklettern oder bei anderen Sportarten auch so. Aber bei den Basejumpern ist es dann so:

Schon wieder ein Basejumper gestorben. Klar, riskant sind Extremsportarten immer.

Gleitschirmfliegen ist aber keine. Und die Zahlen, die ich recherchiert habe, zeigen: Basejumpen ist um ein Vielfaches gefährlicher.

Aber glaubst du, das wär überhaupt ein so erfolgreicher Sport und einer, den du gern machst, wäre diese Gefahr nicht da, dieser Nervenkitzel?

Ja, ist dann die Frage natürlich. Müssen hier links. Das Risiko bringt ja natürlich auch Reiz mit sich, oder?

Hm. Wahrscheinlich. Sonst wären wir ja nicht hier. An diesem Seil. Florian will sich damit in den Abgrund schwingen.

Digger, Digger, Digger. Mühsam. So.

Oh yeah!

That was perfect!

Wir treffen uns an der Seilbahn wieder. Was ich mittlerweile weiß: Basejumpen scheint verdammt viel Spaß zu machen.

Aber ist es das Risiko wirklich wert? Vielleicht finde ich bei denen ne Antwort.

Die drei Jungs sind Freunde von Florian. Sie kennen sich vom Springen.

Und genau das wollen sie auch jetzt tun. Wieder müssen wir dafür ein ganzes Stück laufen.

Das ist Max. Er steht bei Red Bull unter Vertrag. Performt bei Events der Firma Stunts im freien Fall.

Er kommt aus Deutschland, wohnt aber in der Schweiz. Er sagt, Basejumpen habe hier eine ganz andere Bedeutung.

Viele Leute, die hier wohnen, die gehen einfach Basespringen zum Spaß. So wie andere Leute nach der Arbeit noch ein bisschen Fußball spielen gehen im Park.

Das ist halt so Ein geiler Vergleich. Also ich verstehe, glaube ich, was du sagen willst.

Aber ich glaube, für so viele Menschen hinkt der Vergleich so unfassbar.

Anders als Florian springt der Rest hier schon mit Wingsuits. Anzüge mit Stoff an Armen und Beinen, die Menschen in Flügel verwandeln.

Diese Erfindung machte Basejumpen zum viralen Hit. Sie erlaubt Flugmanöver, bei denen Springer durch Felsspalten donnern, die nur wenige Meter breit sind.

Dann geht es los. Robin springt zuerst. Als nächstes Max. Florian. Und Yoshi.

Das, was die Jungs gemacht haben, so nah am Stein vorbeifliegen, das nennt sich Proximity-Fliegen.

Ist so eine der tödlichsten Sachen, die man machen kann. Dabei fliegen immer wieder Leute viel zu nah am Stein.

Und tatsächlich ist es genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist. Und das war der letzte Todesfall im Lauterbrunnental.

Und fällt mir nicht weiter ein, was ich dazu noch sagen soll.

Vielleicht das: Nach dem ersten Tag mit Basejumpern bin ich beeindruckt von ihrer Leidenschaft. Kann die Euphorie verstehen.

Dass sie mehr Abenteuer möchten und ihre Grenzen finden wollen, weil das nunmal nicht geht, wenn man Steuererklärungen macht – oder auf Youtube rumhängt.

Andererseits habe ich auch Angst vor dem Tod. Ja, klingt platt, aber ich lebe eben nur einmal und das doch bitte in voller Länge.

Alle den einfacheren Weg runtergehabt.

Definitiv. Ja, defintiv. Wo ihr alle vorhin gesprungen seid, das muss doch über uns sein direkt.

Genau, wenn du hochguckst, bei den Masten und dann hast du drei Finger zur rechten Seite und da leuchtet sowas ein bisschen.

Genau da. Genau. Wir bleiben noch auf ein Getränk.

Separat setzen? Müssen wir ja wohl fast, ne?

Noch gute Sprünge gehabt? Max.

Immer gute Sprünge. Bis bald.

Jeder Sprung ist ein guter Sprung. Bevor Max geht, will ich noch kurz mit ihm sprechen.

Er hat das, was Florian gern hätte: Sponsoren. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Was hält er von der Kritik an Red Bull? Die Getränkefirma unterstützt alle möglichen Extremsportarten, um ihren Energydrink zu vermarkten.

Dabei kommen immer wieder Athleten ums Leben.

Da kann es passieren, dass man unter Umständen Entscheidungen trifft, die halt ohne Kameras daneben vielleicht anders gewesen wären.

Da ist dann nicht der Sponsor dran Schuld, sondern irgendwie man selber, weil du steckst dir ja die Ziele selber.

Letztendlich ist es immer deine Wahl zu sagen, heute nicht, und du gehst wieder runter.

Und wenn du damit alle deine Sponsoren verlierst, so what? Ist besser als dein Leben. Ich glaube, da wird einfach die Verantwortung an den Sponsor abgegeben.

Letztendlich treffe ich die Entscheidung, ob ich springe oder nicht. Völlig egal, was für Konsequenzen das mit sich zieht, was die Sponsoren angeht.

Und das ist ja auch im Interesse. Die haben ja nichts davon, wenn einer ihrer Athleten irgendwie einen schweren Unfall hat oder tödlich verunglückt.

Manche Leute sagen. dann: Bad Publicity ist auch Publicity. Aber das sind trotzdem Menschen, die dich da betreuen, deine Athleten-Manager, deine Kollegen.

Von denen hat keiner Lust, irgendwie wie deinen Eltern zu erklären, was gerade passiert ist.

Man muss immer überlegen: Wir machen das, was wir machen, halt richtig, richtig gerne. Und wir wollen das noch viel, viel länger machen.

Und deshalb laufe ich lieber einmal mehr den Berg wieder runter und probiere es am nächsten

Tag, als es irgendwie aufs Spiel zu setzen und unter Umständen nie mehr machen zu können.

Florian auch war schon mit Red Bull in Kontakt.

Aber sie haben ihm gesagt, dass sie seit dem Tod eines gesponserten Basejumpers in der

Schweiz vorerst keine Springer mehr aufnehmen würden.

Mach's gut Max. Danke dir. Viel Spaß noch.

Der nächste Morgen. Florian ist schon wieder auf dem Weg zum ersten Absprung, ich bin noch beim ersten Kaffee.

Auf Instagram schaue ich mir weitere Sprünge von Yoshi an.

Das war der im blauen Anzug, der gestern so nah an der Felswand geflogen ist.

Ey, das ist so knapp. Links Felsen, rechts Felsen, unten Felsen.

Und echt maximal ein paar Meter über dem Boden.

Aber wir feiern es doch alle. Extreme Sachen gleich extrem viele Klicks.

Yoshi hat mir übrigens erzählt, dass er fast jeden Tag springe und solche spektakulären Flüge nicht einfach spontan mache, sondern lange dafür übe.

Und das ist ein Video von Florian. Er springt nicht nur von Felsen, sondern auch von Gebäuden.

Oder, wie hier zu sehen, von einem Baukran mitten in Zürich. Er macht es nachts, damit ihn niemand erwischt.

Denn es ist Hausfriedensbruch.

Florian sagt, durch die Stadt zu fliegen sei ein besonderer Kick.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so richtig genau, was ich denken soll. Einerseits ist das schon krass, was die machen und die Manöver, die die fliegen.

Aber andererseits hab ich echt auch als relativ verantwortungsvolle Menschen kennengelernt, die zwar Risiko eingehen. -Aber am Ende,

wer bin ich, denen zu sagen das: Was du machst - absoluter Schwachsinn. Müssen sie am Ende irgendwie auch selbst entscheiden.

Was ich bisher gelernt habe: Eine Gefahr für andere sind Basejumper nicht. Nur für sich selbst.

Trotzdem kann ich immer noch nicht richtig einschätzen, wie gefährlich das nun genau ist.

Deshalb schauen wir bei den Rettungsfliegern vorbei. Schließlich müssen sie in Notfällen ran.

Das ist Michael, Leiter des Rettungsteams.

Das war auf jeden Fall einer der eindrucksvollsten Auftritte zum Interview, die ich gesehen habe.

Was war der letzte Basejump-Einsatz, den ihr hattet?

Der letzte Basejumper-Einsatz, den wir hatten, war eine Landung in einem Baum.

Wie ist das ausgegangen? Glimpflich unverletzt.

Also der letzte Todesfall im Tal war, glaube ich, vor zwei Wochen knapp. Von der Via Ferrata.