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2021 Tagesschau, tagesthemen 07.07.2021, 23:15 Uhr - Anschlag auf den niedländischen Kriminalreporter Peter de Vries: Wer steckt dahinter

tagesthemen 07.07.2021, 23:15 Uhr - Anschlag auf den niedländischen Kriminalreporter Peter de Vries: Wer steckt dahinter

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (07.07.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Bruder des Kronzeugen: umgebracht.

Anwalt des Kronzeugen: vor der eigenen Haustür erschossen.

Ein Kronzeugen-Berater im Prozess gegen das Organisierte Verbrechen

sollte nun wohl auch für immer zum Schweigen gebracht werden.

Mitten in Amsterdam, zwischen Bars und Cafes,

trafen Kriminalreporter Peter de Vries gestern mehrere Schüsse.

Er schwebt in Lebensgefahr.

In besagtem Prozess

geht es um eine Drogenbande und mutmaßliche Auftragsmorde.

Dass de Vries selbst in deren Visier geraten könnte,

war ihm wohl bewusst, dennoch lehnte er Personenschutz ab.

Korrespondent Michael Grytz

interviewte ihn vor Kurzem zu dem Prozess.

Er berichtet aus einem Land unter Schock.

Amsterdam im Frühjahr: größte Sicherheitsvorkehrungen.

Einer der bedeutendsten Strafprozesse gegen Organisierte Kriminalität

kommt in eine entscheidende Phase.

Mit dabei: Peter R. de Vries.

Er berät einen wichtigen Kornzeugen,

der gegen 17 Angeklagte aussagen soll.

Ihnen wird mehrfacher Mord vorgeworfen.

De Vries ist seit über 40 Jahren Kriminalreporter

und wohl der bekannteste des Landes.

Mit zwei Anwälten unterstützt er den Kronzeugen.

Im März hatte das ARD-Studio Brüssel ihn dazu interviewt.

Der Zeuge war am Rand der Verzweiflung.

Es waren schon sein Bruder und sein Anwalt ermordet worden.

Da hat er mich gefragt, ob ich ihm helfen kann.

2019:

Nachdem der unschuldige Bruder des Kronzeugen ermordet wurde,

wird dessen Anwalt auf offener Straße erschossen.

Die Niederlande sind erschüttert.

Ob der Anschlag auf de Vries

in Zusammenhang mit seiner Rolle als Berater des Kronzeugen steht:

Das ist unklar.

Menschen aus dem ganzen Land nehmen Anteil.

Das ist ein Mann ... wirklich super.

Der hat sich immer für andere eingesetzt.

Das macht mich fertig.

Ich bin extra gekommen, um mir das anzusehen.

Ich hab Herzklopfen.

Immer wieder gibt es Anschläge, auch auf Medien.

Ein Lieferwagen fährt in den Eingang eines Verlagshauses.

Journalisten von De Telegraaf

berichten oft über Organisierte Kriminalität.

Seit Jahren herrscht ein brutaler Mafiakrieg.

Es geht auch um Drogen und viele Milliarden Euro.

Allein im Hafen Rotterdam

werden jährlich Hunderte Tonnen Kokain eingeschmuggelt.

Wenn sie einen auf die Todesliste gesetzt haben:

Sie beobachten sie, machen Fotos, wohin geht er, zu welcher Zeit.

Wirklich professionell.

Sie nennen sie Spotter, Aufklärer.

Dann gibt es die Hitter, Schläger, das sind die Leute, die sie töten.

Peter de Vries verzichtete offenbar auf Polizeischutz.

Sein Risiko kannte er.

Ich sage immer:

Wenn du die Hitze nicht aushältst, geh raus aus der Küche.

Dann darfst du kein Kriminaljournalist werden.

Wie schlimm die Situation ist,

zeigen Aufnahmen der Polizei von einer Razzia 2020:

Rund 800 Festnahmen.

Waffen- und Drogenfunde, unterirdische Gefängnisse.

Ein Folterstuhl im schallisolierten Container.

Nicht die einzige spektakuläre Polizeiaktion in den letzten Monaten.

Amsterdam aber zeigt:

All das scheint die Organisierte Kriminalität nicht aufzuhalten.

Über den Anschlag sowie das Organisierte Verbrechen

bei uns in Europa habe ich mit Sebastian Fiedler gesprochen.

Er ist Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

Guten Abend, Herr Fiedler.

Guten Abend.

Sie haben nach dem Anschlag auf Peter de Vries getwittert:

Das Ausmaß Organisierter Kriminalität werde

"romantisiert, verklärt und nicht begriffen".

Nehmen wir organisiertes Verbrechen nicht ernst genug?

Ich muss es von den Konsequenzen her beurteilen.

Da wundert mich:

Es verschwindet schnell wieder

von der politischen Tagesordnung und der öffentlichen Debatte.

Aber nach der Wahrnehmung der Kriminalpolizei in Deutschland

hat das Thema ein viel größeres Ausmaß angenommen.

Aber man findet es so in der Statistik nicht wieder.

Was müssen wir wissen,

um organisiertes Verbrechen in Europa zu "begreifen"?

Wir müssen uns die Dimensionen vorstellen.

Europol geht davon aus, dass wir in der EU

etwa 5000 Gruppierungen der Organisierten Kriminalität kennen.

Die machen jährlich Milliardenumsätze

auf unterschiedlichen kriminellen Märkten.

Da geht es um Rauschgift, Menschenhandel, Waffenhandel,

um Umweltkriminalität, illegale Produkterzeugnisse.

Dieses Themenfeld ist geeignet,

den demokratischen Rechtsstaat in seinen Grundsätzen zu bedrohen.

Wie kann das schlimmer zum Ausdruck kommen

als durch einen Mordanschlag auf einen Journalisten,

der sich mit diesem Thema beschäftigt?

Das erschüttert einen Rechtsstaat in seinen Grundfesten.

Hat die Polizei, haben Sicherheitskräfte

schon aufgegeben bei der Bekämpfung Organisierter Kriminalität?

Nein, sie tun nichts anderes als sich dagegen zu stemmen.

Nach den Stichworten EncroChat und dem FBI-Coup

verfügen wir international über viele Detailerkenntnisse:

Die Tagebücher des organisierten Verbrechens liegen uns vor Augen.

Wir haben viele Ermittlungsansätze.

Aber wir müssen viele Gefahrensituationen abwehren.

Es geht um Kronzeugen,

zu entdecken, welche Gewaltsituationen geplant sind.

Das belastet alle deutschen Strafverfolgungsbehörden

in einem bisher unbekannten Ausmaß.

Fehlt es uns an Personal?

Bei den Kriminalpolizeien der Länder ist Land unter.

In NRW gab es eine Anhörung des Innenausschusses:

Polizei am Limit.

Das ist kein Geplänkel.

Das sagen auch Kolleg*innen, die im Innenministerium sitzen.

Die Kriminalpolizei beschäftigt sich stark mit Gefahrenabwehr.

Wir müssen aber auch erkennen, dass die Organisierte Kriminalität

bis in die letzten Winkel der Gesellschaft reicht.

Wenn sie vor Gewalttaten nicht zurückschreckt,

muss uns das besorgen.

Es gibt keine niederländische oder deutsche oder belgische

Organisierte Kriminalität.

Die ist global organisiert und muss auch so bekämpft werden.

Da geht es nicht um Befugnisse.

Man muss die Sicherheitsbehörden nachhaltig ertüchtigen.

Eine unserer Kernforderungen ist:

Wir brauchen einen neuen Pakt für den Rechtsstaat.

Ministerpräsidenten müssen mit einem künftigen Kanzler

diese Reihen schließen.

Danke, Sebastian Fiedler.

Sehr gerne.

Zu den Schwierigkeiten und zum Frust bei der Bewältigung der Pandemie

gehört sicher:

Dass wir zu Beginn fast gar nichts wussten über das neuartige Virus

und seine Verbreitungswege - und manches wissen wir bis heute nicht.

Wer sind denn nun die Pandemie-Treiber?

Wo stecken sich Menschen am häufigsten an?

Welche Rolle spielen Kinder dabei?

Eine Frage, die bald akut wird,

wenn die Schulen nach den Sommerferien loslegen.

Um mehr Licht ins Pandemie-Dunkel zu bringen,

führte die Uni Mainz eine spezielle Untersuchung durch:

Im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie.

Mit erstaunlichen Erkenntnissen.

In einem Tiefkühltank lagern mehr als eine Million Blutproben:

Für die Forscher der Uniklinik Mainz eine wissenschaftliche Goldgrube.

Die frostigen Daten sind Grundlage für die breitangelegte Corona-Studie.

Die Untersuchung leitet Philipp Wild.

Seit Oktober werden Befunde von mehr als 10.000 Probanden ausgewertet.

Ein Ergebnis:

Kinder sind keine Infektionstreiber.

Das könne weitreichende Folgen haben.

Ich denke, in der aktuellen Situation

kann man Kitas und Schulen öffnen im Herbst.

Wichtig ist die Einhaltung der Lüftungsmaßnahmen

und der Hygieneregeln.

Damit der Schutz aller Betroffenen gewährleistet ist.

Die Verbreitung der Viren, so die Studiendaten,

finde woanders statt - in Haushalten mit vielen Menschen.

Hier seien Ärmere stark betroffen.

Dabei halte sich diese Bevölkerungsgruppe

an die Hygieneregeln.

Es liegt an ihren Lebensverhältnissen.

Besonders betroffen sind Menschen mit prekären Wohnsituationen.

Wer in beengten Räumen lebt, hat deutlich höhere Risiken.

Was auch in dieser Gruppe mit präsent ist,

ist die niedrigere Impfquote.

Auch wirtschaftlich litten sozial Benachteiligte besonders.

Ihre knappen Einkommen seien in der Pandemie noch mal gesunken.

Über die Konsequenzen aus der Studie debattieren Wissenschaft und Politik.

Der Blick richtet sich vor allem auf Ärmere.

Sie haben oft mehr Vorbehalte

und oft geringere naturwissenschaftliche Vorbildung.

Man muss sich intensiver mit ihnen beschäftigen,

wenn man ihre Impfbereitschaft erhöhen will.

In Vorbereitung auf den Herbst sollte die Regierung

in sozial schwächeren Regionen mit Impfkampagnen anfangen.

Aber auch mit niedrigschwelligen Testangeboten.

Und Hygieneartikel wie FFP2-Masken speziell zur Verfügung stellen.

Weiter möglichst viel testen, auch wenn das teuer sei,

raten die Mainzer Forscher.

Und: viel impfen.

Dann sei man gut vorbereitet auf die vierte Welle.

Die komme ganz bestimmt.

Zur Corona-Studie der Uni Mainz und was aus ihr folgen sollte,

dazu hat Birgitta Weber vom SWR diese Meinung.

"Hier ist das Kinderzimmer von meinen Geschwistern,

Jamie, Jeremy, Julia, Emely."

So erzählte es uns Alina, als wir von Report Mainz vor über einem Jahr

in ihrer Wohnung in Kaiserslautern drehten.

Vier Kinder in einem Schlafzimmer,

sechs Kinder und ihre Mutter auf 54 Quadratmetern.

Wir besuchten Menschen im sozialen Brennpunkt

mehrfach während der Pandemie.

Wir haben berichtet, wie Spielplätze dichtgemacht wurden,

Schulen, Kitas, Kneipen.

Dabei boten sie die Möglichkeit, der Enge zu entfliehen.

Es waren Maßnahmen, die schützen sollten und das Gegenteil bewirkten.

Das zeigt die Mainzer Studie der Unimedizin deutlich.

Gerade Menschen in sozialen Brennpunkten machten viel richtig,

ihr Ansteckungsrisiko blieb aber höher.

Beengte Wohnverhältnisse sind ein Pandemietreiber,

das stellten Wissenschaftler eindeutig fest.

Überrascht uns das?

Geahnt haben wir es.

Nicht nur Report Mainz hat besorgt über die Viertel berichtet,

auch Wissenschaftler.

Warum haben Politiker kaum reagiert?

Sozialarbeit wurde zum Teil eingestellt,

Menschen alleingelassen.

Zugestanden sei, Wissenschaft und Politik waren Lernende.

Und doch:

Gerade die Leisen, Benachteiligten hatten sie kaum im Blick.

Nun zeigen die Wissenschaftler, was zu tun ist:

In die Viertel gehen, aufklären, impfen.

Vielleicht gelingt es so, die vierte Welle zu verhindern.

Sollte sie doch kommen, sollten wir uns erinnern:

Beengte Wohnverhältnisse sind ein Pandemietreiber.

Das gilt es zu berücksichtigen.

Die Meinung von Birgitta Weber.

Deutschland geht es gut, wenn es der Autoindustrie gut geht.

Das ist ein Leitsatz der Politik im Land der Auto-Erfinder.

Hierzulande hängen 800.000 Jobs von der Branche ab.

Was manchem folgerichtig erscheint, sehen Kritiker als Verhätschelung,

wenn es um nicht gerade ehrgeizige Klimaschutzvorgaben geht.

Wie viele andere Branchen auch wurde die Autoindustrie

in der Corona-Pandemie breit unterstützt von der Politik.

Für wen sich das ausgezahlt hat:

Frühjahr 2020:

Lockdown und in den Autofabriken wochenlang Stillstand.

Die Branche sendet Hilferufe.

Die Prognosen 2020 sind düster.

Wir müssen die Wirtschaft in Bewegung bringen.

'ne Absatzhilfe für Autos würde sehr gut helfen.

Die Hilfe kam –

u.a. in Form einer höheren Kaufprämie für Elektro-Autos und Hybride.

1,8 Milliarden Euro wurden seit 2020 ausgeschüttet.

Und als im Lockdown weniger Personal gebraucht wurde,

gab es auch dafür Hilfe:

Kurzarbeitergeld.

Die Belegschaft arbeitet weniger,

die Arbeitslosenversicherung zahlt mindestens 60 % des Gehalts.

Bei Daimler heißt es,

man habe so 700 Millionen Euro Personalkosten gespart.

Überraschung dann bei den Quartalsbilanzen im Frühjahr 2021:

Die angeblich krisengeschwächten Autobauer

berichten von beachtlich hohen Gewinnen.

Bei BMW sind es 2,8 Milliarden Euro.

Bei Volkswagen 3,4 Milliarden Euro,

Bei Daimler sogar 3,6 Milliarden Euro.

Auch Geld für die Aktionäre hat Daimler übrig:

1,4 Milliarden Euro Dividendenausschüttung.

Ein Schritt, der auf Kritik stößt.

Es kann nicht sein,

dass man die Hand aufhält und zugleich Geld ausschüttet.

Unternehmen, die Dividenden zahlen wollen,

sollten das Kurzarbeitergeld zurückzahlen.

Die Autohersteller weisen diese Forderung zurück.

Die Verbesserung der Situation sei Folge des guten Geschäfts in China -

das sei nicht vorhersehbar gewesen.

Zudem sei Kurzarbeitergeld keine staatliche Subvention,

sondern Versicherungsleistung.

Automobilhersteller haben seit 2005 mehr als 4,7 Mrd. Euro mehr

in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt als in Anspruch genommen.

Die Versicherungsleistung wird ja durch Beiträge gezahlt.

Deshalb kann ich die Forderung nicht nachvollziehen.

Allerdings brauchte die Bundesagentur für Arbeit

Hilfe aus dem Steuertopf.

Rund ein Drittel des Kurzarbeitergeldes

kam als Zuschuss aus dem Bundeshaushalt:

Sieben Milliarden Euro.

Es wurde jetzt aus Steuermitteln finanziert,

nicht mehr aus Versicherungsgeldern.

Damit müssen andere Regeln gelten.

Andere Länder haben das gemacht, haben verpflichtet:

Kurzarbeitergeld ist Krisenhilfe.

Da darf man nicht gleichzeitig Gewinne ausschütten.

Für die Belegschaft bedeutet Kurzarbeit weniger Verdienst.

Auch ein Sparprogramm gab es bei Daimler.

Am Werkstor in Stuttgart wollen wir herausfinden, wie die Stimmung ist.

Erst als die Kamera aus ist, sprechen einige mit uns.

Sie hätten den Eindruck,

man wolle auf ihre Kosten Aktionäre glücklich machen.

Und auf Kosten der Steuerzahler.

Noch vor dem Auto kam die Stahlproduktion,

eine der ältesten Industriebranchen Deutschlands.

Von ihr leben heute 85.000 Beschäftigte.

Aber der gewaltige Kohleverbrauch der Hochöfen

trägt zur schlechten Klimabilanz bei.

Über die Jahrzehnte wurde alles moderner.

Auch die Technik für nachhaltigen "grünen" Stahl ist erfunden.

Doch um einen Wirtschaftszweig ökologisch umzubauen,

braucht es Milliarden.

Reporter Peter Sauer war für unsere mittendrin-Serie

den Stahlstandort Völklingen im Saarland besucht.

Er zeigt uns,

wie dort der Wandel gelingen soll und was die Belegschaften erwarten.

Hier wird Stahl hergestellt seit über 100 Jahren.

Die Industrie ist im Saarland einer der größten Arbeitgeber.

Timo Ahr hat bei der Stahl-Holding-Saar gelernt.

Er treibt für die IG Metall den Wandel der Branche voran:

Mit grünem Stahl Industriearbeitsplätze erhalten.

Was bedeutet Stahl für die, die hier arbeiten?

Alles.

Es ist der Freundeskreis, Familie.

Es ist die Lebensgrundlage.

Die Stahlindustrie ist eng mit den Menschen verwurzelt

und durch die Historie eng an den Menschen.

Es ist eine große Familie.

Die bekommt Zuwachs.

Im Ausbildungszentrum Völklingen gehen 500 junge Leute in die Lehre.

Sie sind optimistisch, einen sicheren Job zu finden.

Man braucht Stahl.

Für Gebäude Stahl, für Autos, für Reifen.

Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern.

Ich hoffe, dass ich hier in Rente gehen kann.

Und genauso glücklich in ein paar Jahren zurückschaue:

Die Ausbildung war super.

Die Stahlindustrie in Europa steht unter Druck.

Es gibt Länder, die zu Dumping-Preisen anbieten.

Innovationen sind nötig.

100 Millionen Euro hat die Holding in die Stranggießanlage investiert,

zehn Millionen zur CO2-Reduktion.

Ein Schritt zum grünen Stahl, für den Wasserstoff wichtig ist.

Wir brauchen enorme Mengen für die Stahlindustrie.

Die Infrastruktur, muss geschaffen werden.

Wir reden ja von grünem Wasserstoff, den wir brauchen.

Weil wir nicht an der Küste liegen, ist das nicht einfach.

Wir brauchen erneuerbare Energie und die Infrastruktur.

Das ist wichtig,

damit die Industrie die Ziele erreichen kann.

Der Wandel wirkt sich auch auf im Saarland wichtige Autozulieferer aus.

Ahrs Gewerkschaft hat mit der Arbeitskammer

die Kampagne "Das Gute Morgen" gestartet.

Man will Kräfte bündeln.

Das Motto heißt nicht: Die gestalten.

Wir gestalten gemeinsam die Transformation.

Darauf kommt es an.

Klimaneutrale Produktion betrifft die ganze Gesellschaft.

IG Metall und Stahl-Holding-Saar wollen das diskutieren.

Sie haben ein Treffen mit Fridays for Future.

Das Beschnuppern zeigt mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze.

Der gemeinsame Nenner ist klar,

dass wir klimaneutralen Stahl im Saarland herstellen wollen.

Dass wir den Industriestandort behalten wollen.

Von der technischen Lösung sind wir beeindruckt.

Die saarländische Stahlindustrie bekennt sich zu den Klimazielen,

die von Regierung und EU vorgegeben sind.

Aber da ist klar:

Da müssen verlässliche Rahmenbedingungen

früh zur Verfügung stehen.

Dann können wir das Ziel erreichen.

Ahr fordert von Politik und EU klare Vorgaben

und einen Transformationsfonds von zehn Milliarden Euro.

So könne der Wandel zum grünen Stahl gelingen.

Dass wir Arbeitsplätze sichern und was für die Umwelt tun:

Das wäre meine Vision.

Wenn man die von Deutschland nach Europa

und international verbreitet, kann das gelingen.

Denn Stahl wird beim Ausbau von Windenergie oder der Mobilitätswende

von enormer Bedeutung sein.

Zwei Militärputsche binnen zwölf Monaten.

Vor 14 Tagen der Selbstmordanschlag auf eine UN-Patrouille,

bei dem auch zwölf deutsche Soldaten verletzt wurden.

Die Frage stand im Raum:

Wie geht es weiter mit dem Bundeswehreinsatz

im westafrikanischen Mali?

Einen, den die UN, als weltweit gefährlichste Mission bezeichnen.

Die Antwort des Bundes ist klar:

Trotz der Gefahren gehen beide Einsätze der Bundeswehr weiter.

Die UN-Stabilisierungsmission in Mali

und die EU-Militär-Ausbildungsmission.

Bei letzterer übernahm die Bundeswehr heute sogar die Führung.

Ben aus Belgien erklärt, was der Offizier so wissen muss.

Es ist der zweite Tag der Führungskräfteausbildung

im Militärcamp von Koulikoro, südlich der Hauptstadt Bamako.

Wen Ben unterrichtet,

wird eine Kompanie der malischen Armee führen – wenn nicht mehr.

Die Themen sind relativ breit gefächert.

Es geht von Führung über Kartenlesen bis hin zu allem,

was mit Kontern und Taktik zu tun hat.

Ich denke, sie sind wirklich an den verschiedenen Themen interessiert.

Ab heute hat Ben einen neuen Chef:

Ihn, den deutschen Brigadegeneral Jochen Deuer.

Etwa 1000 Soldaten aus 25 Ländern

befehligt er in der europäischen Ausbildungsmission EUTM.

Ein Deutscher übernimmt von einem Spanier - das Ziel bleibt:

Streitkräfte Malis und der Nachbarländer

für den Kampf gegen Terrorgruppen ausbilden.

Das Mandat reiche aus, meint Deuer.

Ich glaube, wir haben ein ausreichend robustes Mandat.

Man darf nicht vergessen: Wir sind eine Ausbildungsmission.

Wir befinden uns ja nicht im Kampf mit den Terroristen.

Wir bereiten malische Streitkräfte darauf vor,

dass sie sich behaupten können.

Aus Deutschland sind 110 EUTM-Ausbilder dabei.

Fast 900 deutsche Soldaten

sind zudem als Teil der UN-Friedenstruppe MINUSMA in Mali.

Seit Jahren ist die internationale Gemeinschaft hier aktiv -

den Konflikt konnte sie nicht lösen:

2016 zählte die Nichtregierungsorganisation ACLED

mehr als 300 Tote.

2020 waren es fast zehnmal so viele.

Vor allem Islamisten überziehen Mali mit Terror.

Dazu kommen große Spannungen zwischen Volksgruppen,

die die Konflikte befeuern.

Wenn die Malier nicht einig sind,

kann die internationale Gemeinschaft auch keinen Frieden bringen.

Mali ist im Zentrum, im Norden und Süden bedroht.

Und das ist nicht alles, aber es wird sich nichts ändern.

Wie auch?

Das Land dürstet nach Reformen, etwa in Bildung, Justiz, Gesundheit.

Die gab es nicht, dafür zwei Putsche durchs Militär.

Wohin soll es gehen?

Nach dem schweren Terroranschlag auf einen Bundeswehrkonvoi

wird diese Frage immer öfter auch in Deutschland gestellt.

Eine Debatte über deutsches Engagement im Ausland wär hilfreich,

auch über das Engagement in Mali.

Deutschland kann außenpolitische Positionen

durch die öffentliche Debatte besser festigen.

Die deutsche Debatte über den internationalen Einsatz wird kommen.

Im stark engagierten Frankreich und in Mali selbst

ist sie schon voll im Gange.

Zum EM-Halbfinale England gegen Dänemark kommen wir gleich.

Erst mal weitere Nachrichten:

Mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall sieht die Bundesregierung

nach wie vor Unterschiede zwischen Ost und West.

Das geht aus dem Jahresbericht zum Stand der Einheit hervor,

den der Ostbeauftragte des Bundes, Wanderwitz, vorstellte.

Danach holte Ostdeutschland wirtschaftlich zwar weiter auf,

liegt aber noch hinter dem Westen.

Zudem zeige sich bei Ostdeutschen

eine skeptischere Grundeinstellung zur Politik.

In Haiti wurde Präsident Moise offenbar Opfer eines Mordanschlags.

Moise sei vergangene Nacht

von Unbekannten überfallen und erschossen worden.

Das sagt Interims-Regierungschef Joseph.

Moise wurde 2016 zum Staatsoberhaupt Haitis gewählt.

Es gab Korruptionsvorwürfe und Proteste gegen ihn.

Seit Februar erschüttern massive Unruhen im Land.

Beobachter befürchten, dass der Anschlag die Krise verschärft.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband reichte vor dem OLG Stuttgart

eine Musterfeststellungsklage gegen Daimler ein.

Die Verbraucherschützer werfen dem Autobauer

bewusste Manipulation von Abgaswerten vor.

Konkret bezieht sich die Klage auf knapp 50.000 Geländewagenmodelle

der Serien GLC und GLK.

Mehr von Anja Kohl.

Wie schon mit VW würden sich Verbraucherschützer

auch mit Daimler gerne außergerichtlich einigen:

Über einen Vergleich,

um langwierige Prozesse mit ungewissem Ausgang zu vermeiden.

Daimler hat hierzu noch keine Stellung bezogen.

Verfahren, in denen es um andere Modelltypen ging,

gewann der Autobauer fast alle.

Ein Vergleich dürfte Daimler weniger teuer zu stehen kommen als VW,

wegen der geringeren Anzahl betroffener Fahrzeuge.

Die Nachricht von der Sammelklage

versetzte der Daimler-Aktie dennoch einen Dämpfer.

Dem Konzern droht auch noch eine Sammelklage von Aktionären

wegen der Verletzung von Informationspflichten.

Das größte Risiko kostspieliger Klagen von Autokäufern in den USA

legte Daimler vor einiger Zeit mit einem Vergleich bei.

Dort hat der Autobauer nichts mehr zu befürchten.

Der Belgier Wout van Aert

hat die elfte Etappe der Tour de France gewonnen.

Der Slowene Tadej Pogacar verteidigte das Gelbe Trikot

und baute den Vorsprung in der Gesamtwertung aus.

Große Freude beim Belgier Wout van Aert

nach der bisher schwersten Bergetappe.

Frust dagegen beim Deutschen Tony Martin.

Nach einem Sturz muss er ins Krankenhaus.

Die Tour ist für ihn vorbei.

Für die anderen Fahrer geht zweimal rauf zum Mont Ventoux.

Tausende Fans treiben die Fahrer auf den 1900 Meter hohen Berg.

Nach 198 Kilometern gewinnt Wout van Aert die elfte Etappe.

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden trägt weiter Pogacar.

Italien setzte sich nach einem enormen Kraftakt im Elfmeterschießen

gegen Spanien gestern durch.

Am Abend wurde ausgefochten,

wer der Gegner im EM-Endspiel Sonntag sein würde:

England oder Dänemark.

Es stand wie gestern nach 90 Minuten 1:1.

Er vor wenigen Minuten ging die Verlängerung zu Ende.

Mit historischem Ergebnis:

Erstmals steht England in einem EM-Finale.

Eik Galley.

Wembley explodiert.

England ackert sich in 120 Minuten erstmals in ein EM-Finale.

Der jüngste Däne sorgt für die Führung (30.).

Damsgaard verwandelt vier Tage nach seinem 21. Geburtstag einen Freistoß.

Pickford kann das erste Gegentor des Turniers nicht verhindern.

Schon gegen Russland

erzielte Damsgaard ein Traumtor aus der Distanz.

England kommt vor 65.000 Zuschauern neun Minuten später zum Ausgleich.

Raheem Sterling bejubelt ein Eigentor.

Dänemarks Innenverteidiger Kjaer

drückte den Ball beim Rettungsversuch über die Linie.

Kasper Schmeichel (55.) hält glänzend gegen Maguire.

Mehr gelingt keiner Mannschaft.

In der 102. Minute entscheidet der niederländische Schiedsrichter

auf Elfmeter für England.

Es ist kein klarer Kontakt zu erkennen.

Dennoch wird der Pfiff nicht zurückgenommen.

Harry Kane: schon drei Tore in den K.-o.-Spielen.

Er scheitert an Schmeichel, trifft aber im Nachschuss zum 2:1.

So erreicht England das Finale.

Gegner am Sonntag in Wembley ist Italien.

Ein Endspiel, das es so noch nie gab.

Annette Dittert am Trafalgar Square im Zentrum Londons:

Ich könnte mir vorstellen, dass absoluter Ausnahmezustand herrscht

nach dem historischen Finaleinzug.

Das Herz Londons, es bebt, es zitterte.

Jetzt wird gejubelt, geschrien und gesungen.

Ich zeige Ihnen das mal.

Die Fans sind entfesselt, Tausende sind um uns herum.

Sie haben es wirklich geschafft, sie sind im EM-Finale.

Das hat es noch nie gegeben.

Das Kane das entscheidende Tor geschossen hat,

der am Anfang so gedisst wurde ...

... und der so unterstützt wurde von Trainer Gareth Southgate.

Das ist auch ein Erfolg dieses Trainers.

Hier wurde "Kane" geschrien über Minuten nach dem Tor.

Jetzt geht es wirklich ins Finale Sonntag gegen Italien.

Das wird noch mal eine ganz schöne Zitterpartie

bis Sonntag hier in England.

Aber es wird eine große Party.

Sie haben erstmals die Chance, es zu schaffen,

obwohl Italien ein schwerer Gegner wird.

Aber die Hoffnung hier ist ins Unendliche gestiegen,

dass man vielleicht sogar noch den letzten Schritt schaffen kann.

Vielen Dank, Annette Dittert.

Mindestens so wichtig wie Fußball ist für manche das Wetter.

Da wirft Karsten Schwanke einen Blick auf den Klimawandel.

Zwei Punkte zum Stichwort Klimawandel:

Hitzerekorde gab es zuletzt in Kanada und in Nordnorwegen.

Es könnten neue purzeln, und zwar in Spanien.

Da kommt Sonntag heiße Luft aus der Sahara.

Es könnten bis zu 48 Grad gemessen werden.

Die höchste Temperatur in Europa wurde gemessen in Griechenland.

Sonntag oder Montag könnten diese Rekorde eingestellt werden.

Nummer zwei:

Auf diesem Internetportal können Sie für jeden Kreis nachschauen,

wie sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten ändern könnte.

Ich habe mir das angeschaut am Beispiel Hitzetage:

Das ist das schlechteste Szenario.

Die größte Veränderung gäbe es dann in Ludwigshafen.

Das gilt fürs Ende des Jahrhunderts.

Wenn Sie auf ihren Kreis klicken, erhalten Sie solche Kurven.

Das sind die verschiedenen Szenarien.

Unten sind die optimistischsten.

Wenn wir den CO2-Ausstoß minimieren,

kommen wir nicht in diese Extremwerte.

Beim Wetter spielen wieder extreme Regenfälle eine Rolle.

Morgen Vormittag kann es in diesem Bereich sehr viel Regen geben.

Nachmittags gibt es heftige Gewitter.

Es gibt auch Überschwemmungsgefahr.

Die weiteren Aussichten:

Freitag müssen wir noch mal mit extremen Niederschlägen rechnen.

Am Samstag gibt es eine Wetterberuhigung.

Abends kommen neue Schauer und Gewitter heran.

Karsten, vielen Dank.

Das war's von uns.

Im Ersten geht es weiter mit der sehenswerten Doku "Soldaten".

Sie begleitet drei Bundeswehr-Rekruten

bei der Ausbildung für den Auslandseinsatz.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 07.07.2021, 23:15 Uhr - Anschlag auf den niedländischen Kriminalreporter Peter de Vries: Wer steckt dahinter

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (07.07.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Bruder des Kronzeugen: umgebracht.

Anwalt des Kronzeugen: vor der eigenen Haustür erschossen.

Ein Kronzeugen-Berater im Prozess gegen das Organisierte Verbrechen

sollte nun wohl auch für immer zum Schweigen gebracht werden.

Mitten in Amsterdam, zwischen Bars und Cafes,

trafen Kriminalreporter Peter de Vries gestern mehrere Schüsse.

Er schwebt in Lebensgefahr.

In besagtem Prozess

geht es um eine Drogenbande und mutmaßliche Auftragsmorde.

Dass de Vries selbst in deren Visier geraten könnte,

war ihm wohl bewusst, dennoch lehnte er Personenschutz ab.

Korrespondent Michael Grytz

interviewte ihn vor Kurzem zu dem Prozess.

Er berichtet aus einem Land unter Schock.

Amsterdam im Frühjahr: größte Sicherheitsvorkehrungen.

Einer der bedeutendsten Strafprozesse gegen Organisierte Kriminalität

kommt in eine entscheidende Phase.

Mit dabei: Peter R. de Vries.

Er berät einen wichtigen Kornzeugen,

der gegen 17 Angeklagte aussagen soll.

Ihnen wird mehrfacher Mord vorgeworfen.

De Vries ist seit über 40 Jahren Kriminalreporter

und wohl der bekannteste des Landes.

Mit zwei Anwälten unterstützt er den Kronzeugen.

Im März hatte das ARD-Studio Brüssel ihn dazu interviewt.

Der Zeuge war am Rand der Verzweiflung.

Es waren schon sein Bruder und sein Anwalt ermordet worden.

Da hat er mich gefragt, ob ich ihm helfen kann.

2019:

Nachdem der unschuldige Bruder des Kronzeugen ermordet wurde,

wird dessen Anwalt auf offener Straße erschossen.

Die Niederlande sind erschüttert.

Ob der Anschlag auf de Vries

in Zusammenhang mit seiner Rolle als Berater des Kronzeugen steht:

Das ist unklar.

Menschen aus dem ganzen Land nehmen Anteil.

Das ist ein Mann ... wirklich super.

Der hat sich immer für andere eingesetzt.

Das macht mich fertig.

Ich bin extra gekommen, um mir das anzusehen.

Ich hab Herzklopfen.

Immer wieder gibt es Anschläge, auch auf Medien.

Ein Lieferwagen fährt in den Eingang eines Verlagshauses.

Journalisten von De Telegraaf

berichten oft über Organisierte Kriminalität.

Seit Jahren herrscht ein brutaler Mafiakrieg.

Es geht auch um Drogen und viele Milliarden Euro.

Allein im Hafen Rotterdam

werden jährlich Hunderte Tonnen Kokain eingeschmuggelt.

Wenn sie einen auf die Todesliste gesetzt haben:

Sie beobachten sie, machen Fotos, wohin geht er, zu welcher Zeit.

Wirklich professionell.

Sie nennen sie Spotter, Aufklärer.

Dann gibt es die Hitter, Schläger, das sind die Leute, die sie töten.

Peter de Vries verzichtete offenbar auf Polizeischutz.

Sein Risiko kannte er.

Ich sage immer:

Wenn du die Hitze nicht aushältst, geh raus aus der Küche.

Dann darfst du kein Kriminaljournalist werden.

Wie schlimm die Situation ist,

zeigen Aufnahmen der Polizei von einer Razzia 2020:

Rund 800 Festnahmen.

Waffen- und Drogenfunde, unterirdische Gefängnisse.

Ein Folterstuhl im schallisolierten Container.

Nicht die einzige spektakuläre Polizeiaktion in den letzten Monaten.

Amsterdam aber zeigt:

All das scheint die Organisierte Kriminalität nicht aufzuhalten.

Über den Anschlag sowie das Organisierte Verbrechen

bei uns in Europa habe ich mit Sebastian Fiedler gesprochen.

Er ist Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

Guten Abend, Herr Fiedler.

Guten Abend.

Sie haben nach dem Anschlag auf Peter de Vries getwittert:

Das Ausmaß Organisierter Kriminalität werde

"romantisiert, verklärt und nicht begriffen".

Nehmen wir organisiertes Verbrechen nicht ernst genug?

Ich muss es von den Konsequenzen her beurteilen.

Da wundert mich:

Es verschwindet schnell wieder

von der politischen Tagesordnung und der öffentlichen Debatte.

Aber nach der Wahrnehmung der Kriminalpolizei in Deutschland

hat das Thema ein viel größeres Ausmaß angenommen.

Aber man findet es so in der Statistik nicht wieder.

Was müssen wir wissen,

um organisiertes Verbrechen in Europa zu "begreifen"?

Wir müssen uns die Dimensionen vorstellen.

Europol geht davon aus, dass wir in der EU

etwa 5000 Gruppierungen der Organisierten Kriminalität kennen.

Die machen jährlich Milliardenumsätze

auf unterschiedlichen kriminellen Märkten.

Da geht es um Rauschgift, Menschenhandel, Waffenhandel,

um Umweltkriminalität, illegale Produkterzeugnisse.

Dieses Themenfeld ist geeignet,

den demokratischen Rechtsstaat in seinen Grundsätzen zu bedrohen.

Wie kann das schlimmer zum Ausdruck kommen

als durch einen Mordanschlag auf einen Journalisten,

der sich mit diesem Thema beschäftigt?

Das erschüttert einen Rechtsstaat in seinen Grundfesten.

Hat die Polizei, haben Sicherheitskräfte

schon aufgegeben bei der Bekämpfung Organisierter Kriminalität?

Nein, sie tun nichts anderes als sich dagegen zu stemmen.

Nach den Stichworten EncroChat und dem FBI-Coup

verfügen wir international über viele Detailerkenntnisse:

Die Tagebücher des organisierten Verbrechens liegen uns vor Augen.

Wir haben viele Ermittlungsansätze.

Aber wir müssen viele Gefahrensituationen abwehren.

Es geht um Kronzeugen,

zu entdecken, welche Gewaltsituationen geplant sind.

Das belastet alle deutschen Strafverfolgungsbehörden

in einem bisher unbekannten Ausmaß.

Fehlt es uns an Personal?

Bei den Kriminalpolizeien der Länder ist Land unter.

In NRW gab es eine Anhörung des Innenausschusses:

Polizei am Limit.

Das ist kein Geplänkel.

Das sagen auch Kolleg*innen, die im Innenministerium sitzen.

Die Kriminalpolizei beschäftigt sich stark mit Gefahrenabwehr.

Wir müssen aber auch erkennen, dass die Organisierte Kriminalität

bis in die letzten Winkel der Gesellschaft reicht.

Wenn sie vor Gewalttaten nicht zurückschreckt,

muss uns das besorgen.

Es gibt keine niederländische oder deutsche oder belgische

Organisierte Kriminalität.

Die ist global organisiert und muss auch so bekämpft werden.

Da geht es nicht um Befugnisse.

Man muss die Sicherheitsbehörden nachhaltig ertüchtigen.

Eine unserer Kernforderungen ist:

Wir brauchen einen neuen Pakt für den Rechtsstaat.

Ministerpräsidenten müssen mit einem künftigen Kanzler

diese Reihen schließen.

Danke, Sebastian Fiedler.

Sehr gerne.

Zu den Schwierigkeiten und zum Frust bei der Bewältigung der Pandemie

gehört sicher:

Dass wir zu Beginn fast gar nichts wussten über das neuartige Virus

und seine Verbreitungswege - und manches wissen wir bis heute nicht.

Wer sind denn nun die Pandemie-Treiber?

Wo stecken sich Menschen am häufigsten an?

Welche Rolle spielen Kinder dabei?

Eine Frage, die bald akut wird,

wenn die Schulen nach den Sommerferien loslegen.

Um mehr Licht ins Pandemie-Dunkel zu bringen,

führte die Uni Mainz eine spezielle Untersuchung durch:

Im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie.

Mit erstaunlichen Erkenntnissen.

In einem Tiefkühltank lagern mehr als eine Million Blutproben:

Für die Forscher der Uniklinik Mainz eine wissenschaftliche Goldgrube.

Die frostigen Daten sind Grundlage für die breitangelegte Corona-Studie.

Die Untersuchung leitet Philipp Wild.

Seit Oktober werden Befunde von mehr als 10.000 Probanden ausgewertet.

Ein Ergebnis:

Kinder sind keine Infektionstreiber.

Das könne weitreichende Folgen haben.

Ich denke, in der aktuellen Situation

kann man Kitas und Schulen öffnen im Herbst.

Wichtig ist die Einhaltung der Lüftungsmaßnahmen

und der Hygieneregeln.

Damit der Schutz aller Betroffenen gewährleistet ist.

Die Verbreitung der Viren, so die Studiendaten,

finde woanders statt - in Haushalten mit vielen Menschen.

Hier seien Ärmere stark betroffen.

Dabei halte sich diese Bevölkerungsgruppe

an die Hygieneregeln.

Es liegt an ihren Lebensverhältnissen.

Besonders betroffen sind Menschen mit prekären Wohnsituationen.

Wer in beengten Räumen lebt, hat deutlich höhere Risiken.

Was auch in dieser Gruppe mit präsent ist,

ist die niedrigere Impfquote.

Auch wirtschaftlich litten sozial Benachteiligte besonders.

Ihre knappen Einkommen seien in der Pandemie noch mal gesunken.

Über die Konsequenzen aus der Studie debattieren Wissenschaft und Politik.

Der Blick richtet sich vor allem auf Ärmere.

Sie haben oft mehr Vorbehalte

und oft geringere naturwissenschaftliche Vorbildung.

Man muss sich intensiver mit ihnen beschäftigen,

wenn man ihre Impfbereitschaft erhöhen will.

In Vorbereitung auf den Herbst sollte die Regierung

in sozial schwächeren Regionen mit Impfkampagnen anfangen.

Aber auch mit niedrigschwelligen Testangeboten.

Und Hygieneartikel wie FFP2-Masken speziell zur Verfügung stellen.

Weiter möglichst viel testen, auch wenn das teuer sei,

raten die Mainzer Forscher.

Und: viel impfen.

Dann sei man gut vorbereitet auf die vierte Welle.

Die komme ganz bestimmt.

Zur Corona-Studie der Uni Mainz und was aus ihr folgen sollte,

dazu hat Birgitta Weber vom SWR diese Meinung.

"Hier ist das Kinderzimmer von meinen Geschwistern,

Jamie, Jeremy, Julia, Emely."

So erzählte es uns Alina, als wir von Report Mainz vor über einem Jahr

in ihrer Wohnung in Kaiserslautern drehten.

Vier Kinder in einem Schlafzimmer,

sechs Kinder und ihre Mutter auf 54 Quadratmetern.

Wir besuchten Menschen im sozialen Brennpunkt

mehrfach während der Pandemie.

Wir haben berichtet, wie Spielplätze dichtgemacht wurden,

Schulen, Kitas, Kneipen.

Dabei boten sie die Möglichkeit, der Enge zu entfliehen.

Es waren Maßnahmen, die schützen sollten und das Gegenteil bewirkten.

Das zeigt die Mainzer Studie der Unimedizin deutlich.

Gerade Menschen in sozialen Brennpunkten machten viel richtig,

ihr Ansteckungsrisiko blieb aber höher.

Beengte Wohnverhältnisse sind ein Pandemietreiber,

das stellten Wissenschaftler eindeutig fest.

Überrascht uns das?

Geahnt haben wir es.

Nicht nur Report Mainz hat besorgt über die Viertel berichtet,

auch Wissenschaftler.

Warum haben Politiker kaum reagiert?

Sozialarbeit wurde zum Teil eingestellt,

Menschen alleingelassen.

Zugestanden sei, Wissenschaft und Politik waren Lernende.

Und doch:

Gerade die Leisen, Benachteiligten hatten sie kaum im Blick.

Nun zeigen die Wissenschaftler, was zu tun ist:

In die Viertel gehen, aufklären, impfen.

Vielleicht gelingt es so, die vierte Welle zu verhindern.

Sollte sie doch kommen, sollten wir uns erinnern:

Beengte Wohnverhältnisse sind ein Pandemietreiber.

Das gilt es zu berücksichtigen.

Die Meinung von Birgitta Weber.

Deutschland geht es gut, wenn es der Autoindustrie gut geht.

Das ist ein Leitsatz der Politik im Land der Auto-Erfinder.

Hierzulande hängen 800.000 Jobs von der Branche ab.

Was manchem folgerichtig erscheint, sehen Kritiker als Verhätschelung,

wenn es um nicht gerade ehrgeizige Klimaschutzvorgaben geht.

Wie viele andere Branchen auch wurde die Autoindustrie

in der Corona-Pandemie breit unterstützt von der Politik.

Für wen sich das ausgezahlt hat:

Frühjahr 2020:

Lockdown und in den Autofabriken wochenlang Stillstand.

Die Branche sendet Hilferufe.

Die Prognosen 2020 sind düster.

Wir müssen die Wirtschaft in Bewegung bringen.

'ne Absatzhilfe für Autos würde sehr gut helfen.

Die Hilfe kam –

u.a. in Form einer höheren Kaufprämie für Elektro-Autos und Hybride.

1,8 Milliarden Euro wurden seit 2020 ausgeschüttet.

Und als im Lockdown weniger Personal gebraucht wurde,

gab es auch dafür Hilfe:

Kurzarbeitergeld.

Die Belegschaft arbeitet weniger,

die Arbeitslosenversicherung zahlt mindestens 60 % des Gehalts.

Bei Daimler heißt es,

man habe so 700 Millionen Euro Personalkosten gespart.

Überraschung dann bei den Quartalsbilanzen im Frühjahr 2021:

Die angeblich krisengeschwächten Autobauer

berichten von beachtlich hohen Gewinnen.

Bei BMW sind es 2,8 Milliarden Euro.

Bei Volkswagen 3,4 Milliarden Euro,

Bei Daimler sogar 3,6 Milliarden Euro.

Auch Geld für die Aktionäre hat Daimler übrig:

1,4 Milliarden Euro Dividendenausschüttung.

Ein Schritt, der auf Kritik stößt.

Es kann nicht sein,

dass man die Hand aufhält und zugleich Geld ausschüttet.

Unternehmen, die Dividenden zahlen wollen,

sollten das Kurzarbeitergeld zurückzahlen.

Die Autohersteller weisen diese Forderung zurück.

Die Verbesserung der Situation sei Folge des guten Geschäfts in China -

das sei nicht vorhersehbar gewesen.

Zudem sei Kurzarbeitergeld keine staatliche Subvention,

sondern Versicherungsleistung.

Automobilhersteller haben seit 2005 mehr als 4,7 Mrd. Euro mehr

in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt als in Anspruch genommen.

Die Versicherungsleistung wird ja durch Beiträge gezahlt.

Deshalb kann ich die Forderung nicht nachvollziehen.

Allerdings brauchte die Bundesagentur für Arbeit

Hilfe aus dem Steuertopf.

Rund ein Drittel des Kurzarbeitergeldes

kam als Zuschuss aus dem Bundeshaushalt:

Sieben Milliarden Euro.

Es wurde jetzt aus Steuermitteln finanziert,

nicht mehr aus Versicherungsgeldern.

Damit müssen andere Regeln gelten.

Andere Länder haben das gemacht, haben verpflichtet:

Kurzarbeitergeld ist Krisenhilfe.

Da darf man nicht gleichzeitig Gewinne ausschütten.

Für die Belegschaft bedeutet Kurzarbeit weniger Verdienst.

Auch ein Sparprogramm gab es bei Daimler.

Am Werkstor in Stuttgart wollen wir herausfinden, wie die Stimmung ist.

Erst als die Kamera aus ist, sprechen einige mit uns.

Sie hätten den Eindruck,

man wolle auf ihre Kosten Aktionäre glücklich machen.

Und auf Kosten der Steuerzahler.

Noch vor dem Auto kam die Stahlproduktion,

eine der ältesten Industriebranchen Deutschlands.

Von ihr leben heute 85.000 Beschäftigte.

Aber der gewaltige Kohleverbrauch der Hochöfen

trägt zur schlechten Klimabilanz bei.

Über die Jahrzehnte wurde alles moderner.

Auch die Technik für nachhaltigen "grünen" Stahl ist erfunden.

Doch um einen Wirtschaftszweig ökologisch umzubauen,

braucht es Milliarden.

Reporter Peter Sauer war für unsere mittendrin-Serie

den Stahlstandort Völklingen im Saarland besucht.

Er zeigt uns,

wie dort der Wandel gelingen soll und was die Belegschaften erwarten.

Hier wird Stahl hergestellt seit über 100 Jahren.

Die Industrie ist im Saarland einer der größten Arbeitgeber.

Timo Ahr hat bei der Stahl-Holding-Saar gelernt.

Er treibt für die IG Metall den Wandel der Branche voran:

Mit grünem Stahl Industriearbeitsplätze erhalten.

Was bedeutet Stahl für die, die hier arbeiten?

Alles.

Es ist der Freundeskreis, Familie.

Es ist die Lebensgrundlage.

Die Stahlindustrie ist eng mit den Menschen verwurzelt

und durch die Historie eng an den Menschen.

Es ist eine große Familie.

Die bekommt Zuwachs.

Im Ausbildungszentrum Völklingen gehen 500 junge Leute in die Lehre.

Sie sind optimistisch, einen sicheren Job zu finden.

Man braucht Stahl.

Für Gebäude Stahl, für Autos, für Reifen.

Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern.

Ich hoffe, dass ich hier in Rente gehen kann.

Und genauso glücklich in ein paar Jahren zurückschaue:

Die Ausbildung war super.

Die Stahlindustrie in Europa steht unter Druck.

Es gibt Länder, die zu Dumping-Preisen anbieten.

Innovationen sind nötig.

100 Millionen Euro hat die Holding in die Stranggießanlage investiert,

zehn Millionen zur CO2-Reduktion.

Ein Schritt zum grünen Stahl, für den Wasserstoff wichtig ist.

Wir brauchen enorme Mengen für die Stahlindustrie.

Die Infrastruktur, muss geschaffen werden.

Wir reden ja von grünem Wasserstoff, den wir brauchen.

Weil wir nicht an der Küste liegen, ist das nicht einfach.

Wir brauchen erneuerbare Energie und die Infrastruktur.

Das ist wichtig,

damit die Industrie die Ziele erreichen kann.

Der Wandel wirkt sich auch auf im Saarland wichtige Autozulieferer aus.

Ahrs Gewerkschaft hat mit der Arbeitskammer

die Kampagne "Das Gute Morgen" gestartet.

Man will Kräfte bündeln.

Das Motto heißt nicht: Die gestalten.

Wir gestalten gemeinsam die Transformation.

Darauf kommt es an.

Klimaneutrale Produktion betrifft die ganze Gesellschaft.

IG Metall und Stahl-Holding-Saar wollen das diskutieren.

Sie haben ein Treffen mit Fridays for Future.

Das Beschnuppern zeigt mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze.

Der gemeinsame Nenner ist klar,

dass wir klimaneutralen Stahl im Saarland herstellen wollen.

Dass wir den Industriestandort behalten wollen.

Von der technischen Lösung sind wir beeindruckt.

Die saarländische Stahlindustrie bekennt sich zu den Klimazielen,

die von Regierung und EU vorgegeben sind.

Aber da ist klar:

Da müssen verlässliche Rahmenbedingungen

früh zur Verfügung stehen.

Dann können wir das Ziel erreichen.

Ahr fordert von Politik und EU klare Vorgaben

und einen Transformationsfonds von zehn Milliarden Euro.

So könne der Wandel zum grünen Stahl gelingen.

Dass wir Arbeitsplätze sichern und was für die Umwelt tun:

Das wäre meine Vision.

Wenn man die von Deutschland nach Europa

und international verbreitet, kann das gelingen.

Denn Stahl wird beim Ausbau von Windenergie oder der Mobilitätswende

von enormer Bedeutung sein.

Zwei Militärputsche binnen zwölf Monaten.

Vor 14 Tagen der Selbstmordanschlag auf eine UN-Patrouille,

bei dem auch zwölf deutsche Soldaten verletzt wurden.

Die Frage stand im Raum:

Wie geht es weiter mit dem Bundeswehreinsatz

im westafrikanischen Mali?

Einen, den die UN, als weltweit gefährlichste Mission bezeichnen.

Die Antwort des Bundes ist klar:

Trotz der Gefahren gehen beide Einsätze der Bundeswehr weiter.

Die UN-Stabilisierungsmission in Mali

und die EU-Militär-Ausbildungsmission.

Bei letzterer übernahm die Bundeswehr heute sogar die Führung.

Ben aus Belgien erklärt, was der Offizier so wissen muss.

Es ist der zweite Tag der Führungskräfteausbildung

im Militärcamp von Koulikoro, südlich der Hauptstadt Bamako.

Wen Ben unterrichtet,

wird eine Kompanie der malischen Armee führen – wenn nicht mehr.

Die Themen sind relativ breit gefächert.

Es geht von Führung über Kartenlesen bis hin zu allem,

was mit Kontern und Taktik zu tun hat.

Ich denke, sie sind wirklich an den verschiedenen Themen interessiert.

Ab heute hat Ben einen neuen Chef:

Ihn, den deutschen Brigadegeneral Jochen Deuer.

Etwa 1000 Soldaten aus 25 Ländern

befehligt er in der europäischen Ausbildungsmission EUTM.

Ein Deutscher übernimmt von einem Spanier - das Ziel bleibt:

Streitkräfte Malis und der Nachbarländer

für den Kampf gegen Terrorgruppen ausbilden.

Das Mandat reiche aus, meint Deuer.

Ich glaube, wir haben ein ausreichend robustes Mandat.

Man darf nicht vergessen: Wir sind eine Ausbildungsmission.

Wir befinden uns ja nicht im Kampf mit den Terroristen.

Wir bereiten malische Streitkräfte darauf vor,

dass sie sich behaupten können.

Aus Deutschland sind 110 EUTM-Ausbilder dabei.

Fast 900 deutsche Soldaten

sind zudem als Teil der UN-Friedenstruppe MINUSMA in Mali.

Seit Jahren ist die internationale Gemeinschaft hier aktiv -

den Konflikt konnte sie nicht lösen:

2016 zählte die Nichtregierungsorganisation ACLED

mehr als 300 Tote.

2020 waren es fast zehnmal so viele.

Vor allem Islamisten überziehen Mali mit Terror.

Dazu kommen große Spannungen zwischen Volksgruppen,

die die Konflikte befeuern.

Wenn die Malier nicht einig sind,

kann die internationale Gemeinschaft auch keinen Frieden bringen.

Mali ist im Zentrum, im Norden und Süden bedroht.

Und das ist nicht alles, aber es wird sich nichts ändern.

Wie auch?

Das Land dürstet nach Reformen, etwa in Bildung, Justiz, Gesundheit.

Die gab es nicht, dafür zwei Putsche durchs Militär.

Wohin soll es gehen?

Nach dem schweren Terroranschlag auf einen Bundeswehrkonvoi

wird diese Frage immer öfter auch in Deutschland gestellt.

Eine Debatte über deutsches Engagement im Ausland wär hilfreich,

auch über das Engagement in Mali.

Deutschland kann außenpolitische Positionen

durch die öffentliche Debatte besser festigen.

Die deutsche Debatte über den internationalen Einsatz wird kommen.

Im stark engagierten Frankreich und in Mali selbst

ist sie schon voll im Gange.

Zum EM-Halbfinale England gegen Dänemark kommen wir gleich.

Erst mal weitere Nachrichten:

Mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall sieht die Bundesregierung

nach wie vor Unterschiede zwischen Ost und West.

Das geht aus dem Jahresbericht zum Stand der Einheit hervor,

den der Ostbeauftragte des Bundes, Wanderwitz, vorstellte.

Danach holte Ostdeutschland wirtschaftlich zwar weiter auf,

liegt aber noch hinter dem Westen.

Zudem zeige sich bei Ostdeutschen

eine skeptischere Grundeinstellung zur Politik.

In Haiti wurde Präsident Moise offenbar Opfer eines Mordanschlags.

Moise sei vergangene Nacht

von Unbekannten überfallen und erschossen worden.

Das sagt Interims-Regierungschef Joseph.

Moise wurde 2016 zum Staatsoberhaupt Haitis gewählt.

Es gab Korruptionsvorwürfe und Proteste gegen ihn.

Seit Februar erschüttern massive Unruhen im Land.

Beobachter befürchten, dass der Anschlag die Krise verschärft.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband reichte vor dem OLG Stuttgart

eine Musterfeststellungsklage gegen Daimler ein.

Die Verbraucherschützer werfen dem Autobauer

bewusste Manipulation von Abgaswerten vor.

Konkret bezieht sich die Klage auf knapp 50.000 Geländewagenmodelle

der Serien GLC und GLK.

Mehr von Anja Kohl.

Wie schon mit VW würden sich Verbraucherschützer

auch mit Daimler gerne außergerichtlich einigen:

Über einen Vergleich,

um langwierige Prozesse mit ungewissem Ausgang zu vermeiden.

Daimler hat hierzu noch keine Stellung bezogen.

Verfahren, in denen es um andere Modelltypen ging,

gewann der Autobauer fast alle.

Ein Vergleich dürfte Daimler weniger teuer zu stehen kommen als VW,

wegen der geringeren Anzahl betroffener Fahrzeuge.

Die Nachricht von der Sammelklage

versetzte der Daimler-Aktie dennoch einen Dämpfer.

Dem Konzern droht auch noch eine Sammelklage von Aktionären

wegen der Verletzung von Informationspflichten.

Das größte Risiko kostspieliger Klagen von Autokäufern in den USA

legte Daimler vor einiger Zeit mit einem Vergleich bei.

Dort hat der Autobauer nichts mehr zu befürchten.

Der Belgier Wout van Aert

hat die elfte Etappe der Tour de France gewonnen.

Der Slowene Tadej Pogacar verteidigte das Gelbe Trikot

und baute den Vorsprung in der Gesamtwertung aus.

Große Freude beim Belgier Wout van Aert

nach der bisher schwersten Bergetappe.

Frust dagegen beim Deutschen Tony Martin.

Nach einem Sturz muss er ins Krankenhaus.

Die Tour ist für ihn vorbei.

Für die anderen Fahrer geht zweimal rauf zum Mont Ventoux.

Tausende Fans treiben die Fahrer auf den 1900 Meter hohen Berg.

Nach 198 Kilometern gewinnt Wout van Aert die elfte Etappe.

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden trägt weiter Pogacar.

Italien setzte sich nach einem enormen Kraftakt im Elfmeterschießen

gegen Spanien gestern durch.

Am Abend wurde ausgefochten,

wer der Gegner im EM-Endspiel Sonntag sein würde:

England oder Dänemark.

Es stand wie gestern nach 90 Minuten 1:1.

Er vor wenigen Minuten ging die Verlängerung zu Ende.

Mit historischem Ergebnis:

Erstmals steht England in einem EM-Finale.

Eik Galley.

Wembley explodiert.

England ackert sich in 120 Minuten erstmals in ein EM-Finale.

Der jüngste Däne sorgt für die Führung (30.).

Damsgaard verwandelt vier Tage nach seinem 21. Geburtstag einen Freistoß.

Pickford kann das erste Gegentor des Turniers nicht verhindern.

Schon gegen Russland

erzielte Damsgaard ein Traumtor aus der Distanz.

England kommt vor 65.000 Zuschauern neun Minuten später zum Ausgleich.

Raheem Sterling bejubelt ein Eigentor.

Dänemarks Innenverteidiger Kjaer

drückte den Ball beim Rettungsversuch über die Linie.

Kasper Schmeichel (55.) hält glänzend gegen Maguire.

Mehr gelingt keiner Mannschaft.

In der 102. Minute entscheidet der niederländische Schiedsrichter

auf Elfmeter für England.

Es ist kein klarer Kontakt zu erkennen.

Dennoch wird der Pfiff nicht zurückgenommen.

Harry Kane: schon drei Tore in den K.-o.-Spielen.

Er scheitert an Schmeichel, trifft aber im Nachschuss zum 2:1.

So erreicht England das Finale.

Gegner am Sonntag in Wembley ist Italien.

Ein Endspiel, das es so noch nie gab.

Annette Dittert am Trafalgar Square im Zentrum Londons:

Ich könnte mir vorstellen, dass absoluter Ausnahmezustand herrscht

nach dem historischen Finaleinzug.

Das Herz Londons, es bebt, es zitterte.

Jetzt wird gejubelt, geschrien und gesungen.

Ich zeige Ihnen das mal.

Die Fans sind entfesselt, Tausende sind um uns herum.

Sie haben es wirklich geschafft, sie sind im EM-Finale.

Das hat es noch nie gegeben.

Das Kane das entscheidende Tor geschossen hat,

der am Anfang so gedisst wurde ...

... und der so unterstützt wurde von Trainer Gareth Southgate.

Das ist auch ein Erfolg dieses Trainers.

Hier wurde "Kane" geschrien über Minuten nach dem Tor.

Jetzt geht es wirklich ins Finale Sonntag gegen Italien.

Das wird noch mal eine ganz schöne Zitterpartie

bis Sonntag hier in England.

Aber es wird eine große Party.

Sie haben erstmals die Chance, es zu schaffen,

obwohl Italien ein schwerer Gegner wird.

Aber die Hoffnung hier ist ins Unendliche gestiegen,

dass man vielleicht sogar noch den letzten Schritt schaffen kann.

Vielen Dank, Annette Dittert.

Mindestens so wichtig wie Fußball ist für manche das Wetter.

Da wirft Karsten Schwanke einen Blick auf den Klimawandel.

Zwei Punkte zum Stichwort Klimawandel:

Hitzerekorde gab es zuletzt in Kanada und in Nordnorwegen.

Es könnten neue purzeln, und zwar in Spanien.

Da kommt Sonntag heiße Luft aus der Sahara.

Es könnten bis zu 48 Grad gemessen werden.

Die höchste Temperatur in Europa wurde gemessen in Griechenland.

Sonntag oder Montag könnten diese Rekorde eingestellt werden.

Nummer zwei:

Auf diesem Internetportal können Sie für jeden Kreis nachschauen,

wie sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten ändern könnte.

Ich habe mir das angeschaut am Beispiel Hitzetage:

Das ist das schlechteste Szenario.

Die größte Veränderung gäbe es dann in Ludwigshafen.

Das gilt fürs Ende des Jahrhunderts.

Wenn Sie auf ihren Kreis klicken, erhalten Sie solche Kurven.

Das sind die verschiedenen Szenarien.

Unten sind die optimistischsten.

Wenn wir den CO2-Ausstoß minimieren,

kommen wir nicht in diese Extremwerte.

Beim Wetter spielen wieder extreme Regenfälle eine Rolle.

Morgen Vormittag kann es in diesem Bereich sehr viel Regen geben.

Nachmittags gibt es heftige Gewitter.

Es gibt auch Überschwemmungsgefahr.

Die weiteren Aussichten:

Freitag müssen wir noch mal mit extremen Niederschlägen rechnen.

Am Samstag gibt es eine Wetterberuhigung.

Abends kommen neue Schauer und Gewitter heran.

Karsten, vielen Dank.

Das war's von uns.

Im Ersten geht es weiter mit der sehenswerten Doku "Soldaten".

Sie begleitet drei Bundeswehr-Rekruten

bei der Ausbildung für den Auslandseinsatz.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich.

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