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2021 Tagesschau, tagesthemen 07.08.2021, 23:20 Uhr - Zahlreiche gesellschaftliche Themen neben sportlichen Ergebnissen im Fokus bei Olymp

tagesthemen 07.08.2021, 23:20 Uhr - Zahlreiche gesellschaftliche Themen neben sportlichen Ergebnissen im Fokus bei Olymp

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (07.08.2021)

Guten Abend.

Mit Gartenschläuchen, Eimern, Traktoren

und dem Mut der Verzweiflung kämpfen sie gegen das Flammen-Inferno an.

Überall dort, wo die Feuerwehr noch nicht hinkommen kann,

stemmen sich Anwohner und Nachbarn gegen die Brände in Griechenland.

Nun endlich kommt auch Unterstützung aus dem Ausland dazu.

Auch Deutschland entsendet Feuerwehr- und THW-Leute.

Aber immer wieder entzünden sich neue Brandherde.

Erneut mussten Dutzende Ortschaften evakuiert werden.

Wo die Flammen den Landweg abschneiden,

muss die Küstenwache Anwohner über das Meer retten.

Die Feuerwehren konzentrierten sich zuletzt

auf die Brände rund um Athen.

Besonders betroffen ist aber auch die Insel Euböa.

Natalie Amiri.

Es sieht aus wie in der Hölle,

sagt Alexis Kekos über sein Haus nördlich von Athen.

Es ist das Geburtshaus seiner Frau.

Als sie die Zerstörung sah, sei sie fast ohnmächtig geworden.

Noch vorgestern hat er hier ein Buch gelesen.

Heute ist alles zerstört.

Bücher, Bücherregale - alles wurde verbrannt.

Nichts ist übrig geblieben.

Wir müssen wieder von vorne beginnen.

70 Jahre hat man sich Mühe gegeben, etwas zu errichten.

Auf einen Schlag ist alles weg.

Hoffentlich bleiben wir gesund.

Und hoffentlich macht die Regierung in Zukunft ihre Politik besser.

Aber es hätte schlimmer kommen können -

die andere Hälfte seines Hauses blieb verschont.

Feuerwehr und Löschflugzeuge kamen, als die Flammen gerade

auf die andere Seite des Hauses übergreifen wollten.

Die Einsatzkräfte konzentrierten sich

auf die stärker besiedelte brennende Region im Norden Athens.

Die Feuer auf Euböa wurden vernachlässigt.

Dort spielten sich dramatische Szenen ab.

Über 1000 Menschen wurden mit Fähren in Sicherheit gebracht.

Die Küste des Ferienortes stand in Flammen.

Die Feuerfront auf Euböa erstreckt sich über mehr als 30 Kilometer.

Wenn der Albtraum-Sommer vorbei ist, werden wir uns darauf fokussieren,

die Schäden so schnell wie möglich zu beheben.

Dazu gehöre auch die Wiederaufforstung

der betroffenen Gebiete, so der Ministerpräsident.

Nach ersten Schätzungen

liegen in Griechenland 60.000 Hektar in Schutt und Asche.

Die Wälder um Athen galten als die Lunge der Hauptstadt.

Daran denkt Alexis Kekos gerade nicht.

Sondern daran,

wie er diese Zerstörung je wieder aufbauen soll.

Natalie Amiri in Athen.

Rund um die griechische Hauptstadt

scheint sich die Lage etwas beruhigt zu haben.

Richtig.

Rund um die nördlichen Vororte von Athen

konnte man etwas die Brände eindämmen.

In Euböa aber ist die Lage dramatisch.

Weiterhin mussten zig Dörfer evakuiert werden.

Die Menschen rennen, wissen aber gar nicht,

in welche Richtung, die Flammen kommen von allen Seiten.

Der Generalgouverneur der Region hat am Morgen auf Facebook

einen Hilferuf gestartet:

"Schickt uns endlich Löschflugzeuge, die wir seit Tagen anfordern!"

Insgesamt wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung.

Was genau sind die Kritikpunkte?

Die Kritik lautet: Zu wenig von allem und viel zu langsam!

Offiziell hat Griechenland über 70 Löschflugzeuge und Helikopter.

Nur 15 sollen im Einsatz sein.

Man fragt sich: Wo ist der Rest?

Die Bevölkerung sagt:

"Wir wissen doch, dass es im Sommer heiß und trocken wird.

Wir hatten schon zwei Hitzeperioden.

Wieso ist die Regierung nicht darauf vorbereitet,

auf solche Brände zu reagieren?

Warum sind wir jetzt abhängig von internationaler Hilfe?"

Regierungschef Mitsotakis hat vor vier Tagen um Hilfe gebeten,

die ist gestern hier angekommen.

Aber die Griechen fragen sich: Warum kriegen wir das nicht allein hin?

Natalie Amiri, vielen Dank.

Gerne.

Auch in Türkei machen die Waldbrände

Bevölkerung und Einsatzkräften weiter schwer zu schaffen.

Ganze Berghänge sind vernichtet.

Besonders die Küstenregionen im Süden und Westen sind betroffen,

etwa die Provinzen Antalya und Mugla.

Dort kämpften die Feuerwehrleute so unermüdlich,

dass einige in ihren Fahrzeugen schliefen, so ein Einsatzleiter.

Aus Köycegiz berichtet Bernd Niebrügge.

Die Brände in den Wäldern der Gemeinde Köycegiz

sind seit Tagen außer Kontrolle.

V.a. Bauernhöfe, Nutztiere und Olivenhaine

müssen vor den Flammen gerettet werden.

Anwohner haben ihre Höfe verlassen – dennoch packen sie weiter mit an,

um ihre wirtschaftliche Existenz zu retten.

Mit Freiwilligen von Hilfsorganisationen

schlagen sie Schneisen in noch unversehrte Baum- und Buschgebiete,

um die Feuerwände zu stoppen.

Ramazan Esmeli und andere Helfer

müssen wegen dem giftigen Rauch die Arbeit unterbrechen.

Es sieht schlecht aus, das Feuer zieht weiter.

Wenn es das Dorf Otmanlar erreicht, ist nichts mehr zu retten.

Sie arbeiten im Schichtdienst,

um die Brände durchgehend zu bekämpfen.

Seit heute werfen Löschflugzeuge und -hubschrauber fast im Minutentakt

Wassermassen auf die Flammen.

In der Provinz Antalya hat Regen die Lage verbessert.

Von hier sind Ausrüstung und zusätzliche Einsatzkräfte

in die Provinz Mugla verlegt worden.

Viele ausländische Hubschrauber und Flugzeuge löschen die Brände,

während 20 türkische Löschflugzeuge unbrauchbar im Hangar stehen.

Das bleibt ein Problem für die türkische Regierung.

Zwei Löschflugzeuge der EU mussten ihren Einsatz hier beenden.

Die EU hat sie zurückgerufen mit der Begründung,

dass sie in Griechenland und anderen EU-Staaten gebraucht werden.

Laut türkischer Regierung wurden bis heute über 150.000 Hektar Land

von den Waldbränden erfasst.

Die Häuser von über 1000 Familien sind beschädigt oder zerstört.

Katharina Willinger in Marmaris.

Sie waren den ganzen Tag in den Brandgebieten unterwegs.

Welche Eindrücke haben Sie da mitgenommen?

Wir sind in Köycegiz heute schnell an einen großen Brand geraten.

Laut Einsatzkräften war der außer Kontrolle

wegen des starken Windes.

Wieder einmal fiel uns auf, wie schwer die Brände zu erreichen sind.

Es ist eine Berglandschaft.

Für Feuerwehrautos ist das sehr schwer zu erreichen.

Man ist dort auf die Unterstützung aus der Luft angewiesen.

Wir haben heute gesehen, als wir ankamen:

Im Minutentakt kamen Löschflugzeuge und Helikopter.

Die Anwohner haben uns bestätigt, dass es der erste Tag ist,

wo sie große Unterstützung aus der Luft wahrnehmen.

Denn die Situation in Antalya scheint sich zu beruhigen.

Dort hat es zum Glück geregnet.

Einsatzkräfte von dort konnten abgezogen werden

und helfen jetzt hier.

Das ist auch dringend notwendig.

Die Brände sind immer noch sehr gefährlich.

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal sind aus der ganzen Republik

Freiwillige dorthin aufgebrochen, um zu helfen.

Erleben Betroffene in der Türkei auch eine solche Solidarität?

Auf jeden Fall.

Wir haben in den letzten Tagen Helfer aus allen Teilen des Landes gesehen.

Feuerwehrleute aus allen Teilen des Landes kommen her.

Die professionellen Einsatzkräfte mussten einige Helfer

am Berg abweisen und ins Tal schicken.

Sie hätten hier sonst im Wege gestanden.

Eine Frau sagte, es sei ihr Land, ihre grüne Lunge.

Es täte ihr im Herzen weh, sie könne nicht zu Hause sitzen und nichts tun.

Sie und ihre Helfergruppe sind aus Istanbul hergekommen,

um etwas zu tun.

Das ist die Stimmung in der Türkei.

Jeder fiebert mit, jeder hofft, dass es endlich regnet.

Danke, Katharina Willinger.

Morgen endet Olympia in Tokio.

Bemerkenswert andere Spiele -

bei denen nicht alles Gold war, was sportlich geglänzt haben mag.

Viele Themen neben dem reinen Sport fanden den Weg in die Öffentlichkeit

und wurden auch öffentlich diskutiert.

Nicht nur Corona.

Der auch der Sportwelt nicht fremde Rassismus etwa, oder Sexismus.

Das Tabu psychologische Belastung - dass manche Sportler

psychisch einen hohen Preis zahlen für den Erfolg.

Eine Bilanz der Spiele abseits des Medaillenspiegels.

Cecilia Knodt.

Olympia in Tokio dreht sich nicht nur um sportliche Höchstleistungen.

Kugelstoßerin Raven Saunders holt Silber –

dann verstößt sie gegen die Olympische Charta:

Sie gibt ein politisches Statement,

kreuzt ihre Arme als Geste gegen Unterdrückung.

Dafür wird sie verwarnt.

Ein Zeichen setzen wollen auch die deutschen Turnerinnen.

Mit langbeinigen Anzügen protestieren sie

gegen die Sexualisierung von Frauen im Sport.

Sie ermutigen zur Selbstbestimmung:

Genau das wollen wir sagen:

Dass jeder anziehen soll, worin er sich wohlfühlt.

Gefühle zeigen, Debatten anstoßen –

das gehöre immer mehr zu Athletinnen und Athleten dazu.

Diese Olympischen Spiele haben uns gezeigt,

welche Werte wichtig sind bei der nächsten Generation.

Selbstbestimmtes Auftreten,

Sportlerinnen, die entscheiden möchten:

"Will ich in knappen Outfits turnen? Oder lieber in langen Anzügen?"

Die junge Generation denkt um.

Wir können alte Werte nicht mehr so unreflektiert hinnehmen

und könnten gesellschaftlich über das eine oder andere nachdenken.

Auch olympische Ideale wie Vielfalt und Toleranz

werden immer wieder auf die Probe gestellt.

Ein Tiefpunkt:

Die rassistischen Rufe des deutschen Radsportdirektors Patrick Moster.

Der DOSB schickt ihn nach Hause.

Olympia wird Bühne der Weltpolitik, als die Belarussin Timanowskaja

sich von Sportfunktionären nicht den Mund verbieten lassen will

und eine Entführung befürchtet.

Ist die Vorstellung von neutralen, unpolitischen Spielen überholt?

Sportgroßereignisse waren immer schon politisch,

nur bisher eher aus der anderen Richtung.

Politiker haben sich neben erfolgreiche Sportler gestellt,

um sich in deren Erfolg zu sonnen.

Jetzt kippt das.

Sportler nutzen die Plattform, um ihre Statements abzugeben,

auf Themen hinzuweisen oder zu sensibilisieren.

Vielleicht DAS Statement der Spiele setzt Turn-Superstar Simone Biles.

Höher, schneller, weiter - sie will nicht mehr mitmachen,

nicht zum Preis ihrer psychischen Gesundheit.

Viel Applaus für so viel Mut und Ehrlichkeit.

Und so ist Olympia 2020 einmal mehr auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Als die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja (24)

sich vom eigenen Verband so bedroht fühlte,

fand sie Zuflucht in Polen.

Da ist sie nicht allein:

Viele Oppositionelle aus Belarus sind ins Nachbarland geflohen,

bekommen in Polen Hilfe und Schutz vor einem Unrechtsregime.

Ausgerechnet in einem Land, dem die EU vorwirft,

gegen Rechtsstaatsprinzipien zu verstoßen.

Schnell keimte der Vorwurf auf:

Lenkt die Regierungspartei PiS mit dem Visum für Timanowskaja

von den Vorwürfen gegen Polen ab und nutzt den Fall politisch?

Bettina Scharkus.

Seit gestern ist auch er in Warschau in Sicherheit:

Arseni, der Mann der belarussischen Leichtathletin Kristina Timanowskaja.

Binnen einer Stunde musste er sein Zuhause in Minsk verlassen,

sonst hätte ihn womöglich die Polizei abgeholt.

Ich habe weniger Angst um mein Leben als um das meiner Frau.

Wäre ich in Minsk geblieben,

hätten sie über mich Druck auf sie ausüben können.

Die Olympia-Teilnehmerin Timanowskaja war nach Polen geflohen:

Nach einem kritischem Post im Netz

wollte sie das belarussische Regime zur Rückkehr nach Minsk zwingen.

Warschau gewährte ihr Asyl.

Die Hilfe der Polen bedeutet mir sehr viel.

Besonders danke ich dem Außenministerium,

das mich sofort unterstützt hat.

Polens Premierminister hat angerufen und gesagt,

Polen sei bereit, mir zu helfen.

Schon bei der Ankunft wurde sie vom Außenministerium empfangen.

Für die umstrittene PiS-Regierung ist der Fall eine gute Chance,

sich demokratisch und großherzig zu zeigen.

Frau Timanowskaja ist an einem sicheren Ort

und kann dort frei von Bedrohung leben.

In Polen leben über 10.000 Belarussen,

viele organisieren von hier aus Proteste gegen Präsident Lukaschenko.

Die große Mehrheit der Polen

ist solidarisch mit der belarussischen Bevölkerung.

Diese Solidarität nütze der konservativen PiS-Regierung.

Diese Regierung nutzt den Fall, um zu zeigen:

Wäre Polen nicht demokratisch, wäre es hier so schlimm,

wie einige es darstellen, dann würde niemand hier Asyl suchen.

Timanowskaja sagt im ARD-Interview,

sie sei Sportlerin und unpolitisch - bis jetzt.

Was mir passiert ist, hat etwas bewirkt.

Viele unterstützen mich, ihre Stimmen sollen gehört werden.

Wir wollen nur frei sein.

Zurück in Lukaschenkos Weißrussland will das Paar auf keinen Fall.

Timanowskaja will in Warschau bleiben

und ihre Sportkarriere fortsetzen - unter polnischer Flagge.

Als Konsequenz aus der Pandemie fordert die rheinland-pfälzische

Ministerpräsidentin Dreyer ein bundesweites Expertengremium.

Damit beginnen die Nachrichten mit Constantin Schreiber.

Die Krisenstäbe von Bund und Ländern müssten besser verzahnt werden,

sagte die SPD-Politikerin.

Dazu müsse ein Expertenteam aus verschiedenen Disziplinen

auf Bundesebene eingerichtet werden.

Dieses solle Bund-Länder-Sitzungen vorbereiten,

die teils sehr lange gedauert hätten.

Die nächste Bund-Länder-Konferenz berät am Dienstag

über das weitere Vorgehen.

In Paris und weiteren französischen Städten

demonstrierten über 230.000 Menschen gegen die verschärften Corona-Regeln:

Die Impfpflicht für Gesundheitspersonal

sowie den "Gesundheitspass".

Dieser Nachweis über Impfung, Negativ-Test oder Genesung

ist ab Montag zum Restaurantbesuch und bei Reisen erforderlich.

Der Bundesverband der Industrie kritisiert den Bundestagswahlkampf,

der bisher inhaltsschwach sei.

Hauptgeschäftsführer Lang sagte der Welt am Sonntag:

Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und Corona

sei es höchste Zeit, von Nebensächlichkeiten wegzukommen.

Es müsse intensiv debattiert werden über die Konzepte der Parteien

zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland.

Unter dem Motto "Seenotrettung ist unverhandelbar"

demonstrierten Menschenrechtsgruppen in mehreren Städten

für eine humane Flüchtlingspolitik.

Sie forderten die EU auf, legale Fluchtwege sicherzustellen.

Inzwischen konnten 257 Migranten

auf Sizilien von Bord der deutschen Sea-Watch 3 gehen.

Italien hatte dies nach Tagen gestattet.

Am vorletzten Olympia-Tag in Tokio

sind fürs deutsche Team so manche Medaillen-Hoffnungen zerplatzt.

Aber, Andreas Käckell, ein Traum ist noch in Erfüllung gegangen.

Ja, im Lager der medaillenmäßig bislang enttäuschenden Kanuten.

Bisher nur einmal Silber und einmal Bronze.

Aber heute wurde der Kajak-Vierer seiner Favoritenrolle gerecht.

Knapper, aber verdienter Sieg vor Spanien.

Auch wenn's verpönt ist, im Teamsport einen herauszuheben -

hier ist das okay:

Für Ronald Rauhe war's im letzten Rennen seiner Karriere

die fünfte Olympia-Medaille.

Der Ausnahme-Athlet

wurde zum Fahnenträger für die Abschlussfeier ernannt.

Welt, lass dich umarmen!

Doch noch Gold - und das im letzten Rennen von Ronald Rauhe.

Das war mein Traum, meine Karriere so zu beenden.

Der Plan ist aufgegangen.

Ein grandioses Finish beschert dem Kajak-Vierer den Sieg.

* (Kommentator) Es wird ganz eng! *

* Deutschland ist knapp vorne! *

* Das wird Gold! *

Doch noch Gold!

Vier Mann in einem Boot.

Einem geht das Herz schon kurz vor dem Ziel auf.

Ich hab im Fernsehen gesehen:

Ich hab früher gefeiert als die anderen drei.

Ich konnte die Emotionen einen Schlag früher nicht zurückhalten.

Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke

an der Seite von Ronald Rauhe.

Das Bild mit der Fahne hat Vorsehungscharakter.

Sie werden die deutsche Fahne tragen bei der Abschlussfeier heute.

Was bedeutet Ihnen das?

Ist das so? Ja.

Puh ... Jetzt weint er wieder, toll.

Ich hatte mich gerade beruhigt - und bin wieder aus der Fassung.

Das macht mich glücklich und stolz.

Das werde ich mit Stolz annehmen und tragen, wow!

Dass sie im Ersatzboot paddeln: heute nur eine Randnotiz.

Welt, lass dich umarmen.

Denn heute gehört sie dem K4 um Fahnenträger Rauhe.

Auch ohne Medaille kann man Gewinnerin sein:

Melat Kejeta, als Angehörige einer verfolgten Volksgruppe

aus Äthiopien geflüchtet,

erfüllte sich neun Jahre danach ihren Traum:

Sie errang im Marathonlauf für ihre neue Heimat Deutschland

einen sechsten Platz.

In ihrem erst zweiten Rennen über diese lange Distanz,

bei 30 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit.

"Laufen ist mein Leben" – das sind ihre Worte.

Die schmale schüchterne Frau hat ein großes Kämpferherz.

Hier in Sapporo kämpft sie gegen die Hitze

und ein bisschen gegen sich selbst.

Das Wetter ist sehr, sehr heiß.

Ich hab versucht, Top 3 zu bekommen,

aber ich habe Magenprobleme, und die Hitze ist unglaublich.

Magenprobleme beim Marathon – für die 28-Jährige harmlos

im Vergleich zu dem, was sie alles erlebt hat.

In Äthiopien wird ihre Familie verfolgt, politisch unterdrückt.

Sie gehören zur Volksgruppe der Oromo.

Im Internet kann man viel über sie lesen.

2013 traf sie die schwere Entscheidung,

die Familie zu verlassen.

Sie flüchtet über Italien und Belgien,

landet in einem Heim in Gießen.

Und hat nun das neue, sportliche zu Hause in Kassel.

Dort wird vor dem TV mitgefiebert, applaudiert.

Bei ihrem zweiten Marathon-Wettbewerb überhaupt

rennt sie 116 Sekunden hinter der Siegerin ins Ziel.

Rang 6 – bravo!

Ich bin zufrieden, das ist mein erster olympischer Marathon.

Das war mein Kindheitstraum.

Vielleicht träumt sie schon von den Olympischen Spielen Paris –

Laufen ist und bleibt ihr Leben.

Und noch ein Beispiel für "keine Medaille, aber klasse Leistung!":

Konstanze Klosterhalfen blieb über die 10.000 Meter

nur knapp über ihrem deutschen Rekord.

Dennoch reichte es nur zu Platz 8.

Der Sieg ging an die Niederländerin Sifan Hassan,

die schon Gold über 5000 Meter gewonnen hatte.

Die wohl größte Enttäuschung heute hatte Johannes Vetter zu verkraften.

Nach 19 Siegen in Folge und als Nummer 1 der Welt

galt er als Gold-Favorit im Speerwerfen.

Aber er verpasste sogar das Finale der besten acht.

Dafür machte er die äußeren Umstände verantwortlich.

Enttäuschender Abgang eines Weltmeisters.

Johannes Vetter, wohl DER deutsche Goldfavorit,

scheitert im Finalvorkampf.

Ist schade, bitter, kotzt mich an.

Vor allem für die Leute daheim, die Daumen gedrückt haben.

Der Bodenbelag wird zum unüberwindbaren Gegner:

Vetter findet ihn zu weich und sein Bein keinen Halt.

Der 100-Kilo-Speerwurf-Koloss aus Offenburg

bekommt seine Kraft nicht transportiert.

Die Anlage kann man nach dem Wettkampf in die Tonne kloppen.

Ist halt gefährlich.

Für Leute wie mich, die härter da hinstemmen,

ist der Boden net gemacht, die rutschen weg.

Das versaut die Leistung.

Nur 82,52 Meter, nur Rang 9 für Johannes Vetter,

der zuvor 19 Wettkämpfe in Folge gewinnen konnte.

Während er mit den Bedingungen hadert,

kommen andere damit klar.

Der Inder Neeraj Chopra gewinnt Gold mit 87,58 Meter.

Julian Weber aus Mainz wirft 85,30 Meter und wird Vierter.

Auch die Springreiter hatten sich eine Medaille ausgerechnet.

Es wäre die erste gewesen bei diesen Spielen.

Am Ende landeten Thieme, Tebbel und Deußer

im Team-Wettbewerb auf Rang 9.

Bis zum Ritt von Deußer hatten sie noch Medaillenchancen,

dann aber die Verweigerung seines Pferdes Killer Queen.

Für Deußer keine Frage: Er schonte das Pferd und gab auf.

Das hätte man sich gestern gewünscht.

Springreiten im Modernen Fünfkampf:

Annika Schleu versuchte mehrmals,

das Pferd mit der Gerte zum Springen zu bewegen.

Das Verhalten der Trainerin hatte jetzt erste Konsequenzen:

Bundestrainerin Raisner wurde von den Spielen ausgeschlossen.

Sie hatte Schleu aufgefordert, das Pferd zu schlagen,

und es selbst traktiert.

Zu einem positiveren Thema.

Heute gab es auch hierzulande großen Sport:

Die erste Runde im DFB-Pokal, mit einer echten Überraschung.

Erstligist Greuther Fürth

verlor im Elfmeterschießen beim Viertligisten Babelsberg.

Solche Bilder machen den DFB-Pokal besonders.

Ekstase beim Viertligisten nach der Elfmeter-Sensation.

Dabei ging Fürth nach dieser Aktion zunächst per Strafstoß in Führung.

Hrgota in der 22. Minute.

Der SV Babelsberg kämpfte sich wenige Tage nach einem Trainerwechsel

zurück in die Partie und glich noch vor der Pause aus.

In der zweiten Hälfte witterte der Außenseiter seine Chance.

Hoffmann in der 70. Minute mit dem 2:1.

Gerade rechtzeitig rettete Greuther Fürth in die Verlängerung.

Dort gab es keine Tore, also gab es Elfmeterschießen.

Nach zehn Schützen: unentschieden.

Dann trat Bauer für Fürth, der Torwart wehrte ab.

Dann traf Danko zum Sieg.

Mit 5:4 im Elfmeterschießen

wirft der Viertligist den Bundesligisten aus dem Pokal.

Eine Blamage für Greuther Fürth.

Die weiteren Ergebnisse von heute:

Die Lottozahlen:

So, jetzt hoffen wir auf Gold für Emma Hinze beim Bahnradfahren.

Ab kurz nach 3 hier im Ersten.

Wecker schon gestellt, Ingo?

Mal gucken, ob ich es schaffe, wach zu bleiben.

Sonst morgen in den tagesthemen die Zusammenfassung.

Und damit zum Wetter.

Geht's bergauf mit den Temperaturen, Claudia Kleinert?

Ja.

Vielleicht kommt sogar etwas länger der Sommer zurück.

Nicht ununterbrochen, unterbrochen durch Schauer und Gewitter.

Diese rötliche Farbe bewegt sich von Spanien über Südfrankreich zu uns.

Es wird orange:

Am Mittwoch Temperaturen von 28 Grad im Süden.

Je nachdem, wie lange sich das Tief hält,

bleibt der Sommer eine ganze Weile.

In der Nacht aber erstmals Schauer und Gewitter.

Punktuell hat es sehr stark geregnet.

In der Nacht wird das Ganze nachlassen.

Der Regen aus dem Südosten zieht ab.

Morgen aus Norden und Nordwesten neue Schauer und Gewitter.

Die nächsten Tage im Süden meist schön,

nach Norden und Nordwesten häufiger Schauer und Gewitter.

Das waren die tagesthemen.

Hier folgt das Wort zum Sonntag zum Thema gendergerechte Sprache.

Wir sind morgen wieder da, um 21.45 Uhr.

Bis dahin tschüss, und bleiben Sie zuversichtlich!

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 07.08.2021, 23:20 Uhr - Zahlreiche gesellschaftliche Themen neben sportlichen Ergebnissen im Fokus bei Olymp tagesthemen 07.08.2021, 23:20 - Numerous social issues in focus at Olympics alongside sporting results tagesthemen 7 Ağustos 2021, 23:20 - Olympus'ta spor sonuçlarına ek olarak çok sayıda sosyal konu odak noktasında

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (07.08.2021)

Guten Abend.

Mit Gartenschläuchen, Eimern, Traktoren

und dem Mut der Verzweiflung kämpfen sie gegen das Flammen-Inferno an.

Überall dort, wo die Feuerwehr noch nicht hinkommen kann,

stemmen sich Anwohner und Nachbarn gegen die Brände in Griechenland.

Nun endlich kommt auch Unterstützung aus dem Ausland dazu.

Auch Deutschland entsendet Feuerwehr- und THW-Leute.

Aber immer wieder entzünden sich neue Brandherde.

Erneut mussten Dutzende Ortschaften evakuiert werden.

Wo die Flammen den Landweg abschneiden,

muss die Küstenwache Anwohner über das Meer retten.

Die Feuerwehren konzentrierten sich zuletzt

auf die Brände rund um Athen.

Besonders betroffen ist aber auch die Insel Euböa.

Natalie Amiri.

Es sieht aus wie in der Hölle,

sagt Alexis Kekos über sein Haus nördlich von Athen.

Es ist das Geburtshaus seiner Frau.

Als sie die Zerstörung sah, sei sie fast ohnmächtig geworden.

Noch vorgestern hat er hier ein Buch gelesen.

Heute ist alles zerstört.

Bücher, Bücherregale - alles wurde verbrannt.

Nichts ist übrig geblieben.

Wir müssen wieder von vorne beginnen.

70 Jahre hat man sich Mühe gegeben, etwas zu errichten.

Auf einen Schlag ist alles weg.

Hoffentlich bleiben wir gesund.

Und hoffentlich macht die Regierung in Zukunft ihre Politik besser.

Aber es hätte schlimmer kommen können -

die andere Hälfte seines Hauses blieb verschont.

Feuerwehr und Löschflugzeuge kamen, als die Flammen gerade

auf die andere Seite des Hauses übergreifen wollten.

Die Einsatzkräfte konzentrierten sich

auf die stärker besiedelte brennende Region im Norden Athens.

Die Feuer auf Euböa wurden vernachlässigt.

Dort spielten sich dramatische Szenen ab.

Über 1000 Menschen wurden mit Fähren in Sicherheit gebracht.

Die Küste des Ferienortes stand in Flammen.

Die Feuerfront auf Euböa erstreckt sich über mehr als 30 Kilometer.

Wenn der Albtraum-Sommer vorbei ist, werden wir uns darauf fokussieren,

die Schäden so schnell wie möglich zu beheben.

Dazu gehöre auch die Wiederaufforstung

der betroffenen Gebiete, so der Ministerpräsident.

Nach ersten Schätzungen

liegen in Griechenland 60.000 Hektar in Schutt und Asche.

Die Wälder um Athen galten als die Lunge der Hauptstadt.

Daran denkt Alexis Kekos gerade nicht.

Sondern daran,

wie er diese Zerstörung je wieder aufbauen soll.

Natalie Amiri in Athen.

Rund um die griechische Hauptstadt

scheint sich die Lage etwas beruhigt zu haben.

Richtig.

Rund um die nördlichen Vororte von Athen

konnte man etwas die Brände eindämmen.

In Euböa aber ist die Lage dramatisch.

Weiterhin mussten zig Dörfer evakuiert werden.

Die Menschen rennen, wissen aber gar nicht,

in welche Richtung, die Flammen kommen von allen Seiten.

Der Generalgouverneur der Region hat am Morgen auf Facebook

einen Hilferuf gestartet:

"Schickt uns endlich Löschflugzeuge, die wir seit Tagen anfordern!"

Insgesamt wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung.

Was genau sind die Kritikpunkte?

Die Kritik lautet: Zu wenig von allem und viel zu langsam!

Offiziell hat Griechenland über 70 Löschflugzeuge und Helikopter.

Nur 15 sollen im Einsatz sein.

Man fragt sich: Wo ist der Rest?

Die Bevölkerung sagt:

"Wir wissen doch, dass es im Sommer heiß und trocken wird.

Wir hatten schon zwei Hitzeperioden.

Wieso ist die Regierung nicht darauf vorbereitet,

auf solche Brände zu reagieren?

Warum sind wir jetzt abhängig von internationaler Hilfe?"

Regierungschef Mitsotakis hat vor vier Tagen um Hilfe gebeten,

die ist gestern hier angekommen.

Aber die Griechen fragen sich: Warum kriegen wir das nicht allein hin?

Natalie Amiri, vielen Dank.

Gerne.

Auch in Türkei machen die Waldbrände

Bevölkerung und Einsatzkräften weiter schwer zu schaffen.

Ganze Berghänge sind vernichtet.

Besonders die Küstenregionen im Süden und Westen sind betroffen,

etwa die Provinzen Antalya und Mugla.

Dort kämpften die Feuerwehrleute so unermüdlich,

dass einige in ihren Fahrzeugen schliefen, so ein Einsatzleiter.

Aus Köycegiz berichtet Bernd Niebrügge.

Die Brände in den Wäldern der Gemeinde Köycegiz

sind seit Tagen außer Kontrolle.

V.a. Bauernhöfe, Nutztiere und Olivenhaine

müssen vor den Flammen gerettet werden.

Anwohner haben ihre Höfe verlassen – dennoch packen sie weiter mit an,

um ihre wirtschaftliche Existenz zu retten.

Mit Freiwilligen von Hilfsorganisationen

schlagen sie Schneisen in noch unversehrte Baum- und Buschgebiete,

um die Feuerwände zu stoppen.

Ramazan Esmeli und andere Helfer

müssen wegen dem giftigen Rauch die Arbeit unterbrechen.

Es sieht schlecht aus, das Feuer zieht weiter.

Wenn es das Dorf Otmanlar erreicht, ist nichts mehr zu retten.

Sie arbeiten im Schichtdienst,

um die Brände durchgehend zu bekämpfen.

Seit heute werfen Löschflugzeuge und -hubschrauber fast im Minutentakt

Wassermassen auf die Flammen.

In der Provinz Antalya hat Regen die Lage verbessert.

Von hier sind Ausrüstung und zusätzliche Einsatzkräfte

in die Provinz Mugla verlegt worden.

Viele ausländische Hubschrauber und Flugzeuge löschen die Brände,

während 20 türkische Löschflugzeuge unbrauchbar im Hangar stehen.

Das bleibt ein Problem für die türkische Regierung.

Zwei Löschflugzeuge der EU mussten ihren Einsatz hier beenden.

Die EU hat sie zurückgerufen mit der Begründung,

dass sie in Griechenland und anderen EU-Staaten gebraucht werden.

Laut türkischer Regierung wurden bis heute über 150.000 Hektar Land

von den Waldbränden erfasst.

Die Häuser von über 1000 Familien sind beschädigt oder zerstört.

Katharina Willinger in Marmaris.

Sie waren den ganzen Tag in den Brandgebieten unterwegs.

Welche Eindrücke haben Sie da mitgenommen?

Wir sind in Köycegiz heute schnell an einen großen Brand geraten.

Laut Einsatzkräften war der außer Kontrolle

wegen des starken Windes.

Wieder einmal fiel uns auf, wie schwer die Brände zu erreichen sind.

Es ist eine Berglandschaft.

Für Feuerwehrautos ist das sehr schwer zu erreichen.

Man ist dort auf die Unterstützung aus der Luft angewiesen.

Wir haben heute gesehen, als wir ankamen:

Im Minutentakt kamen Löschflugzeuge und Helikopter.

Die Anwohner haben uns bestätigt, dass es der erste Tag ist,

wo sie große Unterstützung aus der Luft wahrnehmen.

Denn die Situation in Antalya scheint sich zu beruhigen.

Dort hat es zum Glück geregnet.

Einsatzkräfte von dort konnten abgezogen werden

und helfen jetzt hier.

Das ist auch dringend notwendig.

Die Brände sind immer noch sehr gefährlich.

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal sind aus der ganzen Republik

Freiwillige dorthin aufgebrochen, um zu helfen.

Erleben Betroffene in der Türkei auch eine solche Solidarität?

Auf jeden Fall.

Wir haben in den letzten Tagen Helfer aus allen Teilen des Landes gesehen.

Feuerwehrleute aus allen Teilen des Landes kommen her.

Die professionellen Einsatzkräfte mussten einige Helfer

am Berg abweisen und ins Tal schicken.

Sie hätten hier sonst im Wege gestanden.

Eine Frau sagte, es sei ihr Land, ihre grüne Lunge.

Es täte ihr im Herzen weh, sie könne nicht zu Hause sitzen und nichts tun.

Sie und ihre Helfergruppe sind aus Istanbul hergekommen,

um etwas zu tun.

Das ist die Stimmung in der Türkei.

Jeder fiebert mit, jeder hofft, dass es endlich regnet.

Danke, Katharina Willinger.

Morgen endet Olympia in Tokio.

Bemerkenswert andere Spiele -

bei denen nicht alles Gold war, was sportlich geglänzt haben mag.

Viele Themen neben dem reinen Sport fanden den Weg in die Öffentlichkeit

und wurden auch öffentlich diskutiert.

Nicht nur Corona.

Der auch der Sportwelt nicht fremde Rassismus etwa, oder Sexismus.

Das Tabu psychologische Belastung - dass manche Sportler

psychisch einen hohen Preis zahlen für den Erfolg.

Eine Bilanz der Spiele abseits des Medaillenspiegels.

Cecilia Knodt.

Olympia in Tokio dreht sich nicht nur um sportliche Höchstleistungen.

Kugelstoßerin Raven Saunders holt Silber –

dann verstößt sie gegen die Olympische Charta:

Sie gibt ein politisches Statement,

kreuzt ihre Arme als Geste gegen Unterdrückung.

Dafür wird sie verwarnt.

Ein Zeichen setzen wollen auch die deutschen Turnerinnen.

Mit langbeinigen Anzügen protestieren sie

gegen die Sexualisierung von Frauen im Sport.

Sie ermutigen zur Selbstbestimmung:

Genau das wollen wir sagen:

Dass jeder anziehen soll, worin er sich wohlfühlt.

Gefühle zeigen, Debatten anstoßen –

das gehöre immer mehr zu Athletinnen und Athleten dazu.

Diese Olympischen Spiele haben uns gezeigt,

welche Werte wichtig sind bei der nächsten Generation.

Selbstbestimmtes Auftreten,

Sportlerinnen, die entscheiden möchten:

"Will ich in knappen Outfits turnen? Oder lieber in langen Anzügen?"

Die junge Generation denkt um.

Wir können alte Werte nicht mehr so unreflektiert hinnehmen

und könnten gesellschaftlich über das eine oder andere nachdenken.

Auch olympische Ideale wie Vielfalt und Toleranz

werden immer wieder auf die Probe gestellt.

Ein Tiefpunkt:

Die rassistischen Rufe des deutschen Radsportdirektors Patrick Moster.

Der DOSB schickt ihn nach Hause.

Olympia wird Bühne der Weltpolitik, als die Belarussin Timanowskaja

sich von Sportfunktionären nicht den Mund verbieten lassen will

und eine Entführung befürchtet.

Ist die Vorstellung von neutralen, unpolitischen Spielen überholt?

Sportgroßereignisse waren immer schon politisch,

nur bisher eher aus der anderen Richtung.

Politiker haben sich neben erfolgreiche Sportler gestellt,

um sich in deren Erfolg zu sonnen.

Jetzt kippt das.

Sportler nutzen die Plattform, um ihre Statements abzugeben,

auf Themen hinzuweisen oder zu sensibilisieren.

Vielleicht DAS Statement der Spiele setzt Turn-Superstar Simone Biles.

Höher, schneller, weiter - sie will nicht mehr mitmachen,

nicht zum Preis ihrer psychischen Gesundheit.

Viel Applaus für so viel Mut und Ehrlichkeit.

Und so ist Olympia 2020 einmal mehr auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Als die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja (24)

sich vom eigenen Verband so bedroht fühlte,

fand sie Zuflucht in Polen.

Da ist sie nicht allein:

Viele Oppositionelle aus Belarus sind ins Nachbarland geflohen,

bekommen in Polen Hilfe und Schutz vor einem Unrechtsregime.

Ausgerechnet in einem Land, dem die EU vorwirft,

gegen Rechtsstaatsprinzipien zu verstoßen.

Schnell keimte der Vorwurf auf:

Lenkt die Regierungspartei PiS mit dem Visum für Timanowskaja

von den Vorwürfen gegen Polen ab und nutzt den Fall politisch?

Bettina Scharkus.

Seit gestern ist auch er in Warschau in Sicherheit:

Arseni, der Mann der belarussischen Leichtathletin Kristina Timanowskaja.

Binnen einer Stunde musste er sein Zuhause in Minsk verlassen,

sonst hätte ihn womöglich die Polizei abgeholt.

Ich habe weniger Angst um mein Leben als um das meiner Frau.

Wäre ich in Minsk geblieben,

hätten sie über mich Druck auf sie ausüben können.

Die Olympia-Teilnehmerin Timanowskaja war nach Polen geflohen:

Nach einem kritischem Post im Netz

wollte sie das belarussische Regime zur Rückkehr nach Minsk zwingen.

Warschau gewährte ihr Asyl.

Die Hilfe der Polen bedeutet mir sehr viel.

Besonders danke ich dem Außenministerium,

das mich sofort unterstützt hat.

Polens Premierminister hat angerufen und gesagt,

Polen sei bereit, mir zu helfen.

Schon bei der Ankunft wurde sie vom Außenministerium empfangen.

Für die umstrittene PiS-Regierung ist der Fall eine gute Chance,

sich demokratisch und großherzig zu zeigen.

Frau Timanowskaja ist an einem sicheren Ort

und kann dort frei von Bedrohung leben.

In Polen leben über 10.000 Belarussen,

viele organisieren von hier aus Proteste gegen Präsident Lukaschenko.

Die große Mehrheit der Polen

ist solidarisch mit der belarussischen Bevölkerung.

Diese Solidarität nütze der konservativen PiS-Regierung.

Diese Regierung nutzt den Fall, um zu zeigen:

Wäre Polen nicht demokratisch, wäre es hier so schlimm,

wie einige es darstellen, dann würde niemand hier Asyl suchen.

Timanowskaja sagt im ARD-Interview,

sie sei Sportlerin und unpolitisch - bis jetzt.

Was mir passiert ist, hat etwas bewirkt.

Viele unterstützen mich, ihre Stimmen sollen gehört werden.

Wir wollen nur frei sein.

Zurück in Lukaschenkos Weißrussland will das Paar auf keinen Fall.

Timanowskaja will in Warschau bleiben

und ihre Sportkarriere fortsetzen - unter polnischer Flagge.

Als Konsequenz aus der Pandemie fordert die rheinland-pfälzische

Ministerpräsidentin Dreyer ein bundesweites Expertengremium.

Damit beginnen die Nachrichten mit Constantin Schreiber.

Die Krisenstäbe von Bund und Ländern müssten besser verzahnt werden,

sagte die SPD-Politikerin.

Dazu müsse ein Expertenteam aus verschiedenen Disziplinen

auf Bundesebene eingerichtet werden.

Dieses solle Bund-Länder-Sitzungen vorbereiten,

die teils sehr lange gedauert hätten.

Die nächste Bund-Länder-Konferenz berät am Dienstag

über das weitere Vorgehen.

In Paris und weiteren französischen Städten

demonstrierten über 230.000 Menschen gegen die verschärften Corona-Regeln:

Die Impfpflicht für Gesundheitspersonal

sowie den "Gesundheitspass".

Dieser Nachweis über Impfung, Negativ-Test oder Genesung

ist ab Montag zum Restaurantbesuch und bei Reisen erforderlich.

Der Bundesverband der Industrie kritisiert den Bundestagswahlkampf,

der bisher inhaltsschwach sei.

Hauptgeschäftsführer Lang sagte der Welt am Sonntag:

Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und Corona

sei es höchste Zeit, von Nebensächlichkeiten wegzukommen.

Es müsse intensiv debattiert werden über die Konzepte der Parteien

zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland.

Unter dem Motto "Seenotrettung ist unverhandelbar"

demonstrierten Menschenrechtsgruppen in mehreren Städten

für eine humane Flüchtlingspolitik.

Sie forderten die EU auf, legale Fluchtwege sicherzustellen.

Inzwischen konnten 257 Migranten

auf Sizilien von Bord der deutschen Sea-Watch 3 gehen.

Italien hatte dies nach Tagen gestattet.

Am vorletzten Olympia-Tag in Tokio

sind fürs deutsche Team so manche Medaillen-Hoffnungen zerplatzt.

Aber, Andreas Käckell, ein Traum ist noch in Erfüllung gegangen.

Ja, im Lager der medaillenmäßig bislang enttäuschenden Kanuten.

Bisher nur einmal Silber und einmal Bronze.

Aber heute wurde der Kajak-Vierer seiner Favoritenrolle gerecht.

Knapper, aber verdienter Sieg vor Spanien.

Auch wenn's verpönt ist, im Teamsport einen herauszuheben -

hier ist das okay:

Für Ronald Rauhe war's im letzten Rennen seiner Karriere

die fünfte Olympia-Medaille.

Der Ausnahme-Athlet

wurde zum Fahnenträger für die Abschlussfeier ernannt.

Welt, lass dich umarmen!

Doch noch Gold - und das im letzten Rennen von Ronald Rauhe.

Das war mein Traum, meine Karriere so zu beenden.

Der Plan ist aufgegangen.

Ein grandioses Finish beschert dem Kajak-Vierer den Sieg.

* (Kommentator) Es wird ganz eng! *

* Deutschland ist knapp vorne! *

* Das wird Gold! *

Doch noch Gold!

Vier Mann in einem Boot.

Einem geht das Herz schon kurz vor dem Ziel auf.

Ich hab im Fernsehen gesehen:

Ich hab früher gefeiert als die anderen drei.

Ich konnte die Emotionen einen Schlag früher nicht zurückhalten.

Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke

an der Seite von Ronald Rauhe.

Das Bild mit der Fahne hat Vorsehungscharakter. The picture with the flag has a providential character.

Sie werden die deutsche Fahne tragen bei der Abschlussfeier heute.

Was bedeutet Ihnen das?

Ist das so? Ja.

Puh ... Jetzt weint er wieder, toll.

Ich hatte mich gerade beruhigt - und bin wieder aus der Fassung.

Das macht mich glücklich und stolz.

Das werde ich mit Stolz annehmen und tragen, wow!

Dass sie im Ersatzboot paddeln: heute nur eine Randnotiz.

Welt, lass dich umarmen.

Denn heute gehört sie dem K4 um Fahnenträger Rauhe.

Auch ohne Medaille kann man Gewinnerin sein:

Melat Kejeta, als Angehörige einer verfolgten Volksgruppe

aus Äthiopien geflüchtet,

erfüllte sich neun Jahre danach ihren Traum:

Sie errang im Marathonlauf für ihre neue Heimat Deutschland

einen sechsten Platz.

In ihrem erst zweiten Rennen über diese lange Distanz,

bei 30 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit.

"Laufen ist mein Leben" – das sind ihre Worte.

Die schmale schüchterne Frau hat ein großes Kämpferherz.

Hier in Sapporo kämpft sie gegen die Hitze

und ein bisschen gegen sich selbst.

Das Wetter ist sehr, sehr heiß.

Ich hab versucht, Top 3 zu bekommen,

aber ich habe Magenprobleme, und die Hitze ist unglaublich.

Magenprobleme beim Marathon – für die 28-Jährige harmlos

im Vergleich zu dem, was sie alles erlebt hat.

In Äthiopien wird ihre Familie verfolgt, politisch unterdrückt.

Sie gehören zur Volksgruppe der Oromo.

Im Internet kann man viel über sie lesen.

2013 traf sie die schwere Entscheidung,

die Familie zu verlassen.

Sie flüchtet über Italien und Belgien,

landet in einem Heim in Gießen.

Und hat nun das neue, sportliche zu Hause in Kassel.

Dort wird vor dem TV mitgefiebert, applaudiert. There they cheer and applaud in front of the TV.

Bei ihrem zweiten Marathon-Wettbewerb überhaupt

rennt sie 116 Sekunden hinter der Siegerin ins Ziel.

Rang 6 – bravo!

Ich bin zufrieden, das ist mein erster olympischer Marathon.

Das war mein Kindheitstraum.

Vielleicht träumt sie schon von den Olympischen Spielen Paris –

Laufen ist und bleibt ihr Leben.

Und noch ein Beispiel für "keine Medaille, aber klasse Leistung!":

Konstanze Klosterhalfen blieb über die 10.000 Meter

nur knapp über ihrem deutschen Rekord.

Dennoch reichte es nur zu Platz 8.

Der Sieg ging an die Niederländerin Sifan Hassan,

die schon Gold über 5000 Meter gewonnen hatte.

Die wohl größte Enttäuschung heute hatte Johannes Vetter zu verkraften.

Nach 19 Siegen in Folge und als Nummer 1 der Welt

galt er als Gold-Favorit im Speerwerfen.

Aber er verpasste sogar das Finale der besten acht.

Dafür machte er die äußeren Umstände verantwortlich.

Enttäuschender Abgang eines Weltmeisters.

Johannes Vetter, wohl DER deutsche Goldfavorit,

scheitert im Finalvorkampf.

Ist schade, bitter, kotzt mich an.

Vor allem für die Leute daheim, die Daumen gedrückt haben.

Der Bodenbelag wird zum unüberwindbaren Gegner:

Vetter findet ihn zu weich und sein Bein keinen Halt.

Der 100-Kilo-Speerwurf-Koloss aus Offenburg

bekommt seine Kraft nicht transportiert.

Die Anlage kann man nach dem Wettkampf in die Tonne kloppen.

Ist halt gefährlich.

Für Leute wie mich, die härter da hinstemmen,

ist der Boden net gemacht, die rutschen weg.

Das versaut die Leistung.

Nur 82,52 Meter, nur Rang 9 für Johannes Vetter,

der zuvor 19 Wettkämpfe in Folge gewinnen konnte.

Während er mit den Bedingungen hadert,

kommen andere damit klar.

Der Inder Neeraj Chopra gewinnt Gold mit 87,58 Meter.

Julian Weber aus Mainz wirft 85,30 Meter und wird Vierter.

Auch die Springreiter hatten sich eine Medaille ausgerechnet.

Es wäre die erste gewesen bei diesen Spielen.

Am Ende landeten Thieme, Tebbel und Deußer In the end, Thieme, Tebbel and Deußer landed

im Team-Wettbewerb auf Rang 9.

Bis zum Ritt von Deußer hatten sie noch Medaillenchancen,

dann aber die Verweigerung seines Pferdes Killer Queen.

Für Deußer keine Frage: Er schonte das Pferd und gab auf.

Das hätte man sich gestern gewünscht.

Springreiten im Modernen Fünfkampf:

Annika Schleu versuchte mehrmals,

das Pferd mit der Gerte zum Springen zu bewegen.

Das Verhalten der Trainerin hatte jetzt erste Konsequenzen:

Bundestrainerin Raisner wurde von den Spielen ausgeschlossen.

Sie hatte Schleu aufgefordert, das Pferd zu schlagen,

und es selbst traktiert.

Zu einem positiveren Thema.

Heute gab es auch hierzulande großen Sport:

Die erste Runde im DFB-Pokal, mit einer echten Überraschung.

Erstligist Greuther Fürth

verlor im Elfmeterschießen beim Viertligisten Babelsberg.

Solche Bilder machen den DFB-Pokal besonders.

Ekstase beim Viertligisten nach der Elfmeter-Sensation.

Dabei ging Fürth nach dieser Aktion zunächst per Strafstoß in Führung.

Hrgota in der 22. Minute.

Der SV Babelsberg kämpfte sich wenige Tage nach einem Trainerwechsel

zurück in die Partie und glich noch vor der Pause aus.

In der zweiten Hälfte witterte der Außenseiter seine Chance.

Hoffmann in der 70. Minute mit dem 2:1.

Gerade rechtzeitig rettete Greuther Fürth in die Verlängerung.

Dort gab es keine Tore, also gab es Elfmeterschießen.

Nach zehn Schützen: unentschieden.

Dann trat Bauer für Fürth, der Torwart wehrte ab.

Dann traf Danko zum Sieg.

Mit 5:4 im Elfmeterschießen

wirft der Viertligist den Bundesligisten aus dem Pokal.

Eine Blamage für Greuther Fürth.

Die weiteren Ergebnisse von heute:

Die Lottozahlen:

So, jetzt hoffen wir auf Gold für Emma Hinze beim Bahnradfahren.

Ab kurz nach 3 hier im Ersten.

Wecker schon gestellt, Ingo?

Mal gucken, ob ich es schaffe, wach zu bleiben.

Sonst morgen in den tagesthemen die Zusammenfassung.

Und damit zum Wetter.

Geht's bergauf mit den Temperaturen, Claudia Kleinert?

Ja.

Vielleicht kommt sogar etwas länger der Sommer zurück.

Nicht ununterbrochen, unterbrochen durch Schauer und Gewitter.

Diese rötliche Farbe bewegt sich von Spanien über Südfrankreich zu uns.

Es wird orange:

Am Mittwoch Temperaturen von 28 Grad im Süden.

Je nachdem, wie lange sich das Tief hält,

bleibt der Sommer eine ganze Weile.

In der Nacht aber erstmals Schauer und Gewitter.

Punktuell hat es sehr stark geregnet.

In der Nacht wird das Ganze nachlassen.

Der Regen aus dem Südosten zieht ab.

Morgen aus Norden und Nordwesten neue Schauer und Gewitter.

Die nächsten Tage im Süden meist schön,

nach Norden und Nordwesten häufiger Schauer und Gewitter.

Das waren die tagesthemen.

Hier folgt das Wort zum Sonntag zum Thema gendergerechte Sprache.

Wir sind morgen wieder da, um 21.45 Uhr.

Bis dahin tschüss, und bleiben Sie zuversichtlich!

Copyright Untertitel: NDR 2021