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Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles, Neuntes Kapitel - Zweiter Bericht des Doktor Watson - 01

Neuntes Kapitel - Zweiter Bericht des Doktor Watson - 01

Das Licht über dem Moor

Baskerville Hall, den 15. Oktober.

Mein lieber Holmes!

Wenn ich in den ersten Tagen meiner hiesigen Tätigkeit genötigt war, Dich mit recht spärlichen Nachrichten abzuspeisen, so mußt Du zugeben, daß ich das Versäumte jetzt nachhole, denn die Ereignisse drängen und jagen jetzt einander. Der Höhepunkt meines letzten Berichtes war die überraschende Beobachtung Barrymores am Fenster; und heute habe ich wieder einen ganzen Haufen an Neuigkeiten, von denen ich annehmen darf, daß sie Dich nicht wenig überraschen werden. Die Ereignisse haben eine Wendung genommen, die sich gar nicht vorhersehen ließ. Die Verhältnisse sind in den letzten achtundvierzig Stunden in mancher Beziehung viel klarer, in mancher Beziehung aber auch viel verworrener geworden. Aber ich will Dir das Ganze berichten, und Du kannst dann selber urteilen.

Ehe ich mich am anderen Morgen zum Frühstück begab, ging ich in den Korridor hinunter und untersuchte das Zimmer, worin Barrymore die Nacht vorher gewesen war. Das Fenster in der Westwand, durch welches er mit so gespannter Aufmerksamkeit in die Nacht hinausgespäht hatte, zeichnet sich, wie ich sofort bemerkte, vor allen anderen Fenstern des Gebäudes durch eine ganz besondere Eigentümlichkeit aus: Man hat von dort einen vollkommenen Überblick über das Moor. Durch eine Lücke zwischen zwei Bäumen sieht man es ganz nahe und deutlich vor sich liegen, während man von den anderen Fenstern aus nur entferntere Partien des Moors in verschwommenen Umrissen sieht. Da also nur dies eine Fenster die erwähnte Aussicht aufweist, so folgt daraus, daß Barrymore irgendwen oder irgendwas auf dem Moor suchte. Die Nacht war sehr finster, ich kann mir daher kaum vorstellen, wie er hoffen konnte, jemanden in der Dunkelheit zu sehen. Mir war der Gedanke gekommen, es könnte sich möglicherweise um irgendeine Liebesaffäre handeln. Das hätte sein heimliches Umherschleichen und zugleich auch die niedergedrückte Stimmung seiner Frau erklärt. Der Mann ist ein auffallend hübscher Bursche, von dem man sich wohl denken kann, daß er einem Landmädel das Herz zu stehlen vermag; die Annahme erschien daher nicht ganz unbegründet. Das Öffnen der Tür, das ich später im gehört hatte, ließ sich damit erklären, daß er zu einem heimlichen Stelldichein ins Freie gegangen war. Mit diesem Gedanken beschäftigte ich mich den Morgen über, und ich wollte Dir meinen Verdacht doch jedenfalls mitteilen, wenngleich der Lauf der Ereignisse wohl dargetan dürfte, daß derselbe unbegründet war.

Aber mochte nun Barrymores nächtliches Herumwandern hiermit oder auf eine andere Weise zu erklären sein – ich fühlte, daß die Verantwortlichkeit, das Rätsel so lange für mich allein zu behalten, bis ich selber die Lösung gefunden, zu schwer auf mir lasten würde. Ich suchte also nach dem Frühstück den Baronet in seinem Arbeitszimmer auf und teilte ihm alles mit, was ich gesehen hatte. Er war weniger überrascht, als ich es erwartet hatte.

»Ich wußte bereits,« sagte er, »daß Barrymore nächtlicherweile herumgeht und hatte die Absicht, mit ihm darüber zu sprechen. Zwei- oder dreimal habe ich, gerade um die von Ihnen genannte Stunde, seine Schritte im Korridor kommen und gehen hören.«

»Dann macht er also vielleicht jede Nacht den Gang zu jenem Fenster?«

»Kann sein. Wenn es der Fall wäre, so könnten wir ihm ja heimlich nachgehen und sehen, was er dort treibt. Was würde wohl Ihr Freund Holmes tun, wenn er hier wäre?«

»Vermutlich genau dasselbe, was Sie soeben anregten,« antwortete ich. »Er würde Barrymore nachgehen und mit eigenen Augen sehen, was er macht.«

»Dann wollen wir zusammen gehen.«

»Aber er würde uns ganz gewiß hören.«

»Der Mann ist ziemlich schwerhörig – aber einerlei, wir müssen es darauf ankommen lassen. Wir wollen heute nacht aufbleiben und in meinem Zimmer warten, bis er vorbeikommt.«

Sir Henry rieb sich vergnügt die Hände; augenscheinlich begrüßte er das Abenteuer als eine Abwechslung von seinem so ruhigen Leben auf dem Moor.

Der Baronet hat sich mit dem Baumeister, der für Sir Charles die Pläne entworfen hatte, und auch mit einem Londoner Bauunternehmer in Verbindung gesetzt; wir können daher erwarten, daß hier in kurzer Zeit große Veränderungen platzgreifen. Möbellieferanten und Tapezierer waren von Plymouth hier, und aus allem geht hervor, daß unser Freund sich mit großen Plänen trägt, und weder Geld noch Mühe zu sparen gedenkt, um den alten Glanz seiner Familie wiederherzustellen. Wenn das Haus umgebaut und neu eingerichtet ist, fehlt bloß noch eine Frau, um es vollständig zu machen. Unter uns gesagt: es geht aus recht deutlichen Anzeichen hervor, daß es daran nicht fehlen wird, wenn nur die Dame will, denn ich habe selten jemand so verliebt gesehen, wie er es in unsere schöne Nachbarin, Fräulein Stapleton ist. Es geht jedoch mit dieser Liebe nicht so sacht und eben, wie man es den Umständen nach erwarten sollte. Heute zum Beispiel kam ganz unerwartet etwas in die Quere, was unseren Freund sehr überrascht und geärgert hat.

Nach der soeben geschilderten Unterhaltung betreffs Barrymores setzte Sir Henry seinen Hut auf und machte sich zum Ausgehen fertig. Natürlich tat ich dasselbe.

»Was, gehen Sie auch aus, Watson?« fragte er, indem er mich ganz sonderbar ansah.

»Das kommt darauf an, ob Sie aufs Moor hinausgehen,« antwortete ich.

»Jawohl, das tue ich.«

»Nun, Sie wissen, was für Vorschriften ich habe. Es tut mir leid, mich aufzudrängen, aber Sie hörten ja selbst, wie ernstlich Holmes darauf bestand, daß ich Ihnen nicht von der Seite gehen, und besonders, daß ich Sie nicht allein aufs Moor hinauslassen dürfe.«

Sir Henry legte mit einem freundlichen Lächeln seine Hand auf meine Schulter und sagte:

»Mein lieber Junge, Holmes hat in aller seiner Weisheit gewisse Dinge nicht vorausgesehen, die sich während meines Aufenthaltes hier auf dem Moor zugetragen haben. Sie verstehen mich. Ich bin gewiß, Sie sind der letzte, der den Spielverderber machen möchte. Ich muß allein gehen.«

Das brachte mich in eine höchst unangenehme Lage. Ich wußte nicht, was ich sagen oder machen sollte, und bevor ich mit mir selbst im reinen war, hatte er seinen Stock genommen und war gegangen.

Als ich die Angelegenheit aber nochmals überdachte, machte ich mir die bittersten Vorwürfe, daß ich ihn, unter welchem Vorwand auch immer, den Augen gelassen hatte. Ich malte mir aus, mit welchen Gefühlen ich Dir vor Augen treten würde, wenn ich bekennen mußte, es hätte sich durch meine Vernachlässigung Deiner Anweisungen irgend ein Unglück zugetragen. Ich kann Dir sagen, bei dem bloßen Gedanken errötete ich. Dann fiel mir ein, es könnte vielleicht noch nicht zu spät sein ihn einzuholen; ich machte mich daher unverzüglich in die Richtung nach Merripit House auf den Weg.

So schnell ich laufen konnte, eilte ich die Straße entlang, konnte aber von Sir Henry nichts entdecken, bis ich an die Stelle kam, wo der Fußweg über das Moor abzweigt. In der Befürchtung, ich wäre vielleicht überhaupt auf ganz falschem Weg, erstieg ich einen Hügel, von dem aus ich eine weite Aussicht haben mußte. Wirklich sah ich ihn sofort. Er ging ungefähr eine Viertelmeile entfernt auf dem Moorweg, und an seiner Seite befand sich eine Dame, die nur Fräulein Stapleton sein konnte. Offenbar herrschte bereits ein Einverständnis zwischen ihnen; sie mußten sich auf Verabredung getroffen haben. In ihr Gespräch vertieft gingen sie langsam auf dem Fußpfad weiter. Oft machte sie rasche, kleine Handbewegungen, als wenn sie etwas mit besonderem Nachdruck sagte; er hingegen hörte ihr mit gespannter Aufmerksamkeit zu und schüttelte ein paarmal in energischer Verneinung den Kopf. Hinter einem Felsblock verborgen, beobachtete ich sie mit größter Aufmerksamkeit; ich war ganz ratlos, was ich weiter tun sollte. Wäre ich ihnen nachgegangen und hätte mich in ihre vertrauliche Unterhaltung eingemischt, so wäre das eine beleidigende Taktlosigkeit gewesen; dabei aber schrieb mir meine Pflicht klar und deutlich vor, ihn keinen Augenblick aus den Augen zu verlieren. Einen Freund auszuspionieren war eine erbärmliche Aufgabe. Ich fand jedoch keinen anderen Ausweg, als ihn von meinem Hügel aus zu beobachten und ihm dies hinterher einzugestehen und dadurch mein Gewissen zu erleichtern. Wäre er von einer plötzlichen Gefahr bedroht worden, dann war ich freilich zu weit entfernt, um ihm von Nutzen sein zu können; Du wirst mir aber gewiß zugeben, daß ich in schwieriger Lage, und daß eine andere Handlungsweise für mich nicht möglich war.

Neuntes Kapitel - Zweiter Bericht des Doktor Watson - 01 Chapter Nine - Second Report of Doctor Watson - 01

Das Licht über dem Moor

Baskerville Hall, den 15. Oktober.

Mein lieber Holmes!

Wenn ich in den ersten Tagen meiner hiesigen Tätigkeit genötigt war, Dich mit recht spärlichen Nachrichten abzuspeisen, so mußt Du zugeben, daß ich das Versäumte jetzt nachhole, denn die Ereignisse drängen und jagen jetzt einander. If in the first days of my activity here I was forced to fob you off with rather scanty news, you must admit that I am now making up for what I missed, because events are now pressing and chasing each other. Der Höhepunkt meines letzten Berichtes war die überraschende Beobachtung Barrymores am Fenster; und heute habe ich wieder einen ganzen Haufen an Neuigkeiten, von denen ich annehmen darf, daß sie Dich nicht wenig überraschen werden. Die Ereignisse haben eine Wendung genommen, die sich gar nicht vorhersehen ließ. Die Verhältnisse sind in den letzten achtundvierzig Stunden in mancher Beziehung viel klarer, in mancher Beziehung aber auch viel verworrener geworden. Aber ich will Dir das Ganze berichten, und Du kannst dann selber urteilen.

Ehe ich mich am anderen Morgen zum Frühstück begab, ging ich in den Korridor hinunter und untersuchte das Zimmer, worin Barrymore die Nacht vorher gewesen war. Das Fenster in der Westwand, durch welches er mit so gespannter Aufmerksamkeit in die Nacht hinausgespäht hatte, zeichnet sich, wie ich sofort bemerkte, vor allen anderen Fenstern des Gebäudes durch eine ganz besondere Eigentümlichkeit aus: Man hat von dort einen vollkommenen Überblick über das Moor. The window in the west wall, through which he had peered out into the night with such rapt attention, is, as I immediately noticed, distinguished from all other windows in the building by a very special peculiarity: One has a perfect overview of the moor from there. Durch eine Lücke zwischen zwei Bäumen sieht man es ganz nahe und deutlich vor sich liegen, während man von den anderen Fenstern aus nur entferntere Partien des Moors in verschwommenen Umrissen sieht. Through a gap between two trees you can see it very close and clearly in front of you, while from the other windows you can only see more distant parts of the moor in blurred outlines. Da also nur dies eine Fenster die erwähnte Aussicht aufweist, so folgt daraus, daß Barrymore irgendwen oder irgendwas auf dem Moor suchte. So, since only this one window has the view mentioned, it follows that Barrymore was looking for someone or something on the moor. Die Nacht war sehr finster, ich kann mir daher kaum vorstellen, wie er hoffen konnte, jemanden in der Dunkelheit zu sehen. Mir war der Gedanke gekommen, es könnte sich möglicherweise um irgendeine Liebesaffäre handeln. Das hätte sein heimliches Umherschleichen und zugleich auch die niedergedrückte Stimmung seiner Frau erklärt. This would have explained his sneaking around and at the same time also the depressed mood of his wife. Der Mann ist ein auffallend hübscher Bursche, von dem man sich wohl denken kann, daß er einem Landmädel das Herz zu stehlen vermag; die Annahme erschien daher nicht ganz unbegründet. The man is a strikingly handsome fellow, of whom one can well imagine that he is capable of stealing the heart of a country girl; the assumption, therefore, did not seem entirely unfounded. Das Öffnen der Tür, das ich später im gehört hatte, ließ sich damit erklären, daß er zu einem heimlichen Stelldichein ins Freie gegangen war. The opening of the door, which I heard later, could be explained by the fact that he had gone outside for a secret rendezvous. Mit diesem Gedanken beschäftigte ich mich den Morgen über, und ich wollte Dir meinen Verdacht doch jedenfalls mitteilen, wenngleich der Lauf der Ereignisse wohl dargetan dürfte, daß derselbe unbegründet war. I was thinking about this all morning, and I wanted to tell you about my suspicions, even though the course of events should prove that they were unfounded.

Aber mochte nun Barrymores nächtliches Herumwandern hiermit oder auf eine andere Weise zu erklären sein – ich fühlte, daß die Verantwortlichkeit, das Rätsel so lange für mich allein zu behalten, bis ich selber die Lösung gefunden, zu schwer auf mir lasten würde. But whether Barrymore's nocturnal wanderings could be explained by this or in some other way, I felt that the responsibility of keeping the mystery to myself until I found the solution myself would weigh too heavily on me. Ich suchte also nach dem Frühstück den Baronet in seinem Arbeitszimmer auf und teilte ihm alles mit, was ich gesehen hatte. Er war weniger überrascht, als ich es erwartet hatte.

»Ich wußte bereits,« sagte er, »daß Barrymore nächtlicherweile herumgeht und hatte die Absicht, mit ihm darüber zu sprechen. "I already knew," he said, "that Barrymore was going around at night and had every intention of talking to him about it. Zwei- oder dreimal habe ich, gerade um die von Ihnen genannte Stunde, seine Schritte im Korridor kommen und gehen hören.«

»Dann macht er also vielleicht jede Nacht den Gang zu jenem Fenster?«

»Kann sein. Wenn es der Fall wäre, so könnten wir ihm ja heimlich nachgehen und sehen, was er dort treibt. If it were the case, we could secretly follow him and see what he is doing there. Was würde wohl Ihr Freund Holmes tun, wenn er hier wäre?«

»Vermutlich genau dasselbe, was Sie soeben anregten,« antwortete ich. "Probably exactly the same thing you just suggested," I replied. »Er würde Barrymore nachgehen und mit eigenen Augen sehen, was er macht.«

»Dann wollen wir zusammen gehen.«

»Aber er würde uns ganz gewiß hören.«

»Der Mann ist ziemlich schwerhörig – aber einerlei, wir müssen es darauf ankommen lassen. "The man is pretty hard of hearing - but either way, we'll have to take our chances. Wir wollen heute nacht aufbleiben und in meinem Zimmer warten, bis er vorbeikommt.«

Sir Henry rieb sich vergnügt die Hände; augenscheinlich begrüßte er das Abenteuer als eine Abwechslung von seinem so ruhigen Leben auf dem Moor. Sir Henry rubbed his hands in glee; apparently he welcomed the adventure as a change from his so quiet life on the moor.

Der Baronet hat sich mit dem Baumeister, der für Sir Charles die Pläne entworfen hatte, und auch mit einem Londoner Bauunternehmer in Verbindung gesetzt; wir können daher erwarten, daß hier in kurzer Zeit große Veränderungen platzgreifen. Möbellieferanten und Tapezierer waren von Plymouth hier, und aus allem geht hervor, daß unser Freund sich mit großen Plänen trägt, und weder Geld noch Mühe zu sparen gedenkt, um den alten Glanz seiner Familie wiederherzustellen. Furniture suppliers and upholsterers were here from Plymouth, and from everything it is evident that our friend is carrying on great plans, and intends to spare neither money nor trouble to restore the old splendor of his family. Wenn das Haus umgebaut und neu eingerichtet ist, fehlt bloß noch eine Frau, um es vollständig zu machen. When the house is remodeled and refurnished, all that is missing is a woman to make it complete. Unter uns gesagt: es geht aus recht deutlichen Anzeichen hervor, daß es daran nicht fehlen wird, wenn nur die Dame will, denn ich habe selten jemand so verliebt gesehen, wie er es in unsere schöne Nachbarin, Fräulein Stapleton ist. Between us, it is quite clear that there will be no lack of it, if only the lady wants it, because I have rarely seen anyone so in love as he is with our beautiful neighbor, Miss Stapleton. Es geht jedoch mit dieser Liebe nicht so sacht und eben, wie man es den Umständen nach erwarten sollte. However, this love does not go as smoothly and evenly as one should expect according to the circumstances. Heute zum Beispiel kam ganz unerwartet etwas in die Quere, was unseren Freund sehr überrascht und geärgert hat. Today, for example, something unexpectedly got in the way, which greatly surprised and annoyed our friend.

Nach der soeben geschilderten Unterhaltung betreffs Barrymores setzte Sir Henry seinen Hut auf und machte sich zum Ausgehen fertig. Natürlich tat ich dasselbe.

»Was, gehen Sie auch aus, Watson?« fragte er, indem er mich ganz sonderbar ansah.

»Das kommt darauf an, ob Sie aufs Moor hinausgehen,« antwortete ich. "That depends on whether you go out on the moor," I replied.

»Jawohl, das tue ich.«

»Nun, Sie wissen, was für Vorschriften ich habe. Es tut mir leid, mich aufzudrängen, aber Sie hörten ja selbst, wie ernstlich Holmes darauf bestand, daß ich Ihnen nicht von der Seite gehen, und besonders, daß ich Sie nicht allein aufs Moor hinauslassen dürfe.«

Sir Henry legte mit einem freundlichen Lächeln seine Hand auf meine Schulter und sagte:

»Mein lieber Junge, Holmes hat in aller seiner Weisheit gewisse Dinge nicht vorausgesehen, die sich während meines Aufenthaltes hier auf dem Moor zugetragen haben. "My dear boy, Holmes, in all his wisdom, did not foresee certain things that happened while I was here on the moor. Sie verstehen mich. Ich bin gewiß, Sie sind der letzte, der den Spielverderber machen möchte. I am sure you are the last person who wants to be a killjoy. Ich muß allein gehen.«

Das brachte mich in eine höchst unangenehme Lage. Ich wußte nicht, was ich sagen oder machen sollte, und bevor ich mit mir selbst im reinen war, hatte er seinen Stock genommen und war gegangen. I didn't know what to say or do, and before I was clear with myself, he had taken his cane and left.

Als ich die Angelegenheit aber nochmals überdachte, machte ich mir die bittersten Vorwürfe, daß ich ihn, unter welchem Vorwand auch immer, den Augen gelassen hatte. But when I reconsidered the matter, I reproached myself most bitterly for having let him out of my sight, under whatever pretext. Ich malte mir aus, mit welchen Gefühlen ich Dir vor Augen treten würde, wenn ich bekennen mußte, es hätte sich durch meine Vernachlässigung Deiner Anweisungen irgend ein Unglück zugetragen. I imagined how I would feel when I had to confess that some misfortune had occurred as a result of my neglect of your instructions. Ich kann Dir sagen, bei dem bloßen Gedanken errötete ich. I can tell you, I blushed at the mere thought. Dann fiel mir ein, es könnte vielleicht noch nicht zu spät sein ihn einzuholen; ich machte mich daher unverzüglich in die Richtung nach Merripit House auf den Weg. Then it occurred to me that it might not be too late to catch up with him; so I set off immediately in the direction of Merripit House.

So schnell ich laufen konnte, eilte ich die Straße entlang, konnte aber von Sir Henry nichts entdecken, bis ich an die Stelle kam, wo der Fußweg über das Moor abzweigt. In der Befürchtung, ich wäre vielleicht überhaupt auf ganz falschem Weg, erstieg ich einen Hügel, von dem aus ich eine weite Aussicht haben mußte. Wirklich sah ich ihn sofort. Er ging ungefähr eine Viertelmeile entfernt auf dem Moorweg, und an seiner Seite befand sich eine Dame, die nur Fräulein Stapleton sein konnte. Offenbar herrschte bereits ein Einverständnis zwischen ihnen; sie mußten sich auf Verabredung getroffen haben. Apparently there was already an understanding between them; they must have met by appointment. In ihr Gespräch vertieft gingen sie langsam auf dem Fußpfad weiter. Engrossed in their conversation, they walked slowly along the footpath. Oft machte sie rasche, kleine Handbewegungen, als wenn sie etwas mit besonderem Nachdruck sagte; er hingegen hörte ihr mit gespannter Aufmerksamkeit zu und schüttelte ein paarmal in energischer Verneinung den Kopf. Often she made rapid, small hand movements, as if saying something with particular emphasis; he, on the other hand, listened to her with rapt attention, shaking his head a few times in vigorous denial. Hinter einem Felsblock verborgen, beobachtete ich sie mit größter Aufmerksamkeit; ich war ganz ratlos, was ich weiter tun sollte. Wäre ich ihnen nachgegangen und hätte mich in ihre vertrauliche Unterhaltung eingemischt, so wäre das eine beleidigende Taktlosigkeit gewesen; dabei aber schrieb mir meine Pflicht klar und deutlich vor, ihn keinen Augenblick aus den Augen zu verlieren. If I had followed them and interfered in their confidential conversation, it would have been an insulting indelicacy; but at the same time my duty clearly dictated that I should not lose sight of him for a moment. Einen Freund auszuspionieren war eine erbärmliche Aufgabe. Ich fand jedoch keinen anderen Ausweg, als ihn von meinem Hügel aus zu beobachten und ihm dies hinterher einzugestehen und dadurch mein Gewissen zu erleichtern. However, I found no other way out than to watch him from my hill and admit this to him afterwards, thereby easing my conscience. Wäre er von einer plötzlichen Gefahr bedroht worden, dann war ich freilich zu weit entfernt, um ihm von Nutzen sein zu können; Du wirst mir aber gewiß zugeben, daß ich in schwieriger Lage, und daß eine andere Handlungsweise für mich nicht möglich war.