Wie Elon Musk unser Gehirn aufrüsten will (feat. kurzgesagt)
Elon Musk arbeitet mit Hochdruck an einem Chip,
der ins menschliche Gehirn implantiert werden kann.
Das Projekt heißt "Neuralink".
Der Chip soll es uns ermöglichen,
Computer und Maschinen mit unserem Gehirn zu steuern.
Ultimativ soll der Chip unser Gehirn sogar stimulieren,
und damit unsere Wahrnehmung beeinflussen können.
Krankheiten wie Parkinson, Epilepsie und Alzheimer
könnten so in Zukunft eventuell behandelt werden.
Querschnittsgelähmte könnten Prothesen mit ihren Gedanken steuern
und vielleicht sogar wieder fühlen.
Doch was, wenn diese Technologie irgendwann so weit ist,
dass man jedes Gehirn komplett lesen und beeinflussen kann?
Musk träumt von ganz neuen, wortlosen Kommunikationswegen.
Von Menschen, die Sprachen aus dem Internet herunterladen
und direkt benutzen.
Man könnte vielleicht sogar vollständig
in virtuelle Realitäten eintauchen.
Rumfliegen, fühlen, schmecken, riechen.
Alles, während man zu Hause auf dem Sofa sitzt.
All das wirkt wahnsinnig weit weg.
Aber Menschen können heute schon Roboterarme, Drohnen und Maus-Cursor
mit ihren Gedanken steuern.
Wie funktioniert das alles?
Was ist heute schon machbar?
Was erst in ein paar 100 Jahren?
Und was vielleicht nie?
(Geheimnisvolle Musik)
Die Chips, die Elon Musk für sein Neuralink-Projekt nutzen will,
sind wichtige Bestandteile von sogenannten:
Kurz:
Ein BMI stellt im Prinzip eine Verbindung
zwischen einem menschlichen Gehirn und einem Computer her.
Aktuell werden diese BMIs hauptsächlich
für medizinische Zwecke erforscht.
Hier geht es vor allem darum, Menschen ihre Mobilität zurückzugeben
und neurologische Krankheiten zu behandeln.
In unserem Gehirn sind Milliarden von Nervenzellen,
die konstant miteinander kommunizieren.
Das sind unzählige, hochkomplexe biochemische Prozesse.
Diese Prozesse erzeugen bioelektrische Aktivität.
Elon Musk und Neuralink haben ein BMI mit ultradünnen Fäden entwickelt.
Die Fäden sind mit Elektroden ausgestattet,
die diese Aktivität im Gehirn messen können.
Die Signalqualität soll dabei deutlich besser sein als bei BMIs,
die die Hirnaktivität nur von außen messen.
Jetzt kann man zum Beispiel die Hirnregion beobachten,
die für die Motorik, also das Bewegen von Körperteilen,
zuständig ist.
Mit komplexen Algorithmen kann man dann entschlüsseln,
welche Hirnaktivität zu welcher Bewegung führt.
Wenn man nun einen Computer bedienen will,
liest das BMI keine direkten Gedanken aus.
Soll es auch erst mal nicht.
Vielmehr trainiert man, das BMI durch seine Gehirnaktivität
bewusst zu lenken.
Das kann Tage, Wochen, manchmal Monate dauern.
Aber sobald man es beherrscht,
kann man beispielsweise Prothesen bedienen
oder eine Drohne fliegen.
Andersrum wird es noch viel komplexer.
Wenn der Computer bestimmte Signale an das Gehirn senden soll.
Einem Mann mit künstlicher Armprothese
wurde beispielsweise die Sinneswahrnehmung des Fühlens
ins Gehirn projiziert.
Wenn man bestimmte Bereiche des Gehirns elektrisch stimuliert,
kann man das Zittern von Parkinson- Patienten deutlich einschränken.
BMIs sind also bereits in der Lage, unsere Wahrnehmung zu beeinflussen.
Die Signale sind aber noch sehr grob und ungenau.
Neben Elon Musk erforschen auch Facebook und andere Unternehmen
Brain Machine Interfaces.
Sie haben das nötige Geld und die nötige Vision,
um hochkarätige Teams aus Neurowissenschaftlern,
Ingenieuren und Medizinern zusammenzustellen.
Die Forschung wird so deutlich vorangetrieben.
Gleichzeitig träumt Musk öffentlich
von der Symbiose von Mensch und künstlicher Intelligenz.
Achieve a sort of symbiosis with artificial intelligence.
Er spricht von der Heilung neurologischer Krankheiten
und wortloser Kommunikation in weniger als ein paar Jahrzehnten.
Wir sind jetzt schon in der Lage, Infos aus dem Gehirn abzulesen.
Außerdem können wir andere Infos, wie das Fühlen eines Gegenstandes,
an das Gehirn senden.
Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis wir Netflix im Kopf streamen
und Alexa mit unseren Gedanken kommandieren können?
Neuralinks BMI ist mit ein paar 1.000 Elektroden ausgestattet.
Um die elektrische Aktivität des gesamten Gehirns messen zu können,
bräuchte man eher ein paar Milliarden.
Dafür ist das Nervengewebe unseres Gehirns aber nicht gemacht.
Sagen wir, man könnte es dennoch irgendwann
komplett mit Elektroden bespicken
und die elektrische Aktivität aufs Genaueste messen.
Selbst dann wären wir wahrscheinlich immer noch unendlich weit weg
von "Iron Man", "Westworld" und "Matrix".
Denn zwischen uns und der weltenerträumbaren Zukunft
liegt noch ein weiteres, viel größeres Hindernis.
Unser Gehirn ist eine Blackbox.
Wir haben es bis heute noch nicht wirklich verstanden
und sprechen seine Sprache nicht.
So sieht es auch:
Es wäre schon eine große Überraschung,
wenn wir zu unseren Lebzeiten das Gehirn komplett verstehen würden.
Das wär schon eine große Überraschung.
Wir wissen nicht was und wo unser Bewusstsein ist.
Wie genau werden Gedanken und Erinnerungen geformt?
Welche Rolle spielen unsere Emotionen dabei?
Elektrische Signale sind nur ein entferntes Echo dessen,
was sich hier wirklich abspielt.
Das Gehirn birgt ein koordiniertes Zusammenspiel
von Milliarden von Nervenzellen
und unbegreifbar vielen biochemischen Verbindungen
zwischen diesen Zellen.
Diese Verbindungen ändern sich konstant
und sind extrem individuell.
Den Code des Gehirns zu knacken,
könnte Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern.
Vielleicht klappt es nie,
weil unser Bewusstsein und unsere Gedanken eigentlich gar kein Code,
sondern etwas ganz anderes sind.
Ob das jetzt zehn Jahre oder 100 oder 1.000 braucht ...
Das ist:
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir draufkommen, ist gering,
weil wir uns vorher ausgelöscht haben.
Aber ... warum nicht?
Also, ich weiß nur noch nicht wie.
Nehmen wir einfach mal an, es wäre möglich.
Das Gehirn ähnelt einem Computer doch mehr als gedacht,
und der Code des Gehirns wurde entschlüsselt.
Stellen wir uns also einmal eine Zukunft vor,
in der der Großteil der Bevölkerung
ein unfassbar leistungsstarkes Implantat im Gehirn hat.
Damit können wir zum einen Computer bedienen,
zum anderen kann das Implantat unser Gehirn stimulieren und bespielen.
Wir können Filme auf unser Hirn laden
und vor dem inneren Auge die neueste Staffel "Love Island" streamen.
Das Gleiche gilt für Videospiele.
Man kann komplett in virtuelle Welten eintauchen,
man fliegt über eine Map, spürt den Wind auf der Haut,
riecht die Abgase der Großstadt
und schmeckt den Regen, der vom Himmel prasselt.
Man interagiert mit Charakteren,
die kaum von echten Menschen zu unterscheiden sind.
Wir kontrollieren Licht, Musik und die Temperatur unseres Smarthomes
mit unseren Gedanken.
Man denkt: "Ich möchte eine Pizza bestellen"
und kriegt die Bestätigung direkt in den Kopf gesendet.
Beim Abendessen unterhält und streitet man sich wortlos
mit seiner Familie.
In der Schule lernt man nichts mehr auswendig.
Informationen kann ja jeder jederzeit runterladen.
Stattdessen trainieren wir Konzentration und Prozesse.
Mit geschlossenen Augen scrollt man durch seinen Insta-Feed.
Eine Ben & Jerry's-Werbung wird angezeigt. Plötzlich spürt man die Wärme der Sonne,
kriegt Bock auf Eis und schmeckt das auf der Zunge:
Es ist völlig, absolut unklar,
ob irgendetwas davon jemals möglich sein wird.
Trotzdem müssen wir uns schon heute wichtige Fragen stellen.
Gerade weil große Unternehmen zurzeit viel Geld in die Hand nehmen
und den Fokus auf diese Technologie lenken.
Elon Musk macht große Versprechungen, lässt Leute träumen
und kurbelt die Fantasie an.
Das ist wahrscheinlich PR,
auf die wir ganz offensichtlich reingefallen sind.
Aber wie viele Menschen hören von Musk,
ihre Krankheit könnte in wenigen Jahrzehnten heilbar sein?
Obwohl führende Neurowissenschaftler im vehement widersprechen.
Ich kann also aus eigener Erfahrung sagen,
dass diese Leute bei ...
äh ... bei Patienten, die verzweifelt sind,
Hoffnungen erzeugen ...
die notwendig enttäuscht werden müssen.
Natürlich hat die Technologie unglaubliches Potenzial.
Aber ist das noch visionär oder eher unverantwortlich?
Wie kommuniziert man Ziele dieser Größenordnung?
Machine Learning ist ein fester Bestandteil von BMIs.
Die Computer lernen eigenständig, Hirnsignale besser zu interpretieren,
den Roboterarm dadurch immer und immer präziser zu bewegen.
Irgendwann ist dieses Geflecht aus Algorithmen und Datensträngen
vielleicht so undurchschaubar, dass wir es nicht mehr verstehen.
Was, wenn das Brain Machine Interface dann einen Fehler macht?
Wenn ein Mensch mit einer Prothese
aufgrund eines fehlinterpretierten Hirnsignals
einem anderen die Hand bricht? Wer ist verantwortlich?
Die Daten, die BMIs erzeugen,
sind heute noch keine Erinnerungen oder Gedanken.
Die Hirnaktivität wäre für große Technologiekonzerne
trotzdem ein weiterer wertvoller Datenpunkt.
Versicherer könnten mehr Geld verlangen,
wenn die Hirnaktivität bedenklich ist.
Unternehmen könnten einen schwachen mentalen Zustand
gezielt ausnutzen,
um dir ein passendes Gegenmittel in den Feed zu spielen.
Wie stellt man sicher, dass die Daten geschützt werden
und Nutzer gut informiert sind?
Neuralink ist ein extrem ambitioniertes Projekt.
Das Potenzial ist gigantisch.
Auch wenn Elon Musk sich mit seinen Träumereien
vielleicht etwas zurückhalten sollte.
Zwischen dem tatsächlichen Stand der Wissenschaft
und den Sci-Fi-Szenarien, liegen wahnsinnig viele Hürden,
Sackgassen und große gesellschaftliche Fragen.
Das sind Fragen, die wir uns schon heute stellen müssen.
Wir alle entscheiden,
in welche Richtung die Technologie sich entwickeln soll.
Die größte Herausforderung bleibt es aber,
unser Gehirn mit all seinen Geheimnissen besser zu verstehen.
Wie genau entstehen überhaupt Gedanken?
Warum haben wir ein Bewusstsein?
Und wie kam es zustande?
In unserem Video erfahrt ihr, wie sich das menschliche Bewusstsein
über Milliarden von Jahren Evolution entwickelt hat.
Und was genau ein Bewusstsein überhaupt ist.
Klickt einfach hier auf das Video.
(Bewegte Klaviermusik)