Versailler Vertrag I musstewissen Geschichte
In diesem Video beschäftigen wir uns mit dem Versailler Vertrag.
Der beendet den Ersten Weltkrieg
und ist für die junge deutsche Demokratie der Weimarer Republik
eine schwere Belastung.
Alles, was du dazu wissen musst, jetzt.
Wenn man einen Friedensvertrag schließen will,
dann muss man erst einmal aufhören zu kämpfen, ganz logisch.
Im Osten Europas schließen Deutschland und Russland,
beziehungsweise die Sowjetunion,
schon im Frühjahr, nämlich am 3. März 1918, Frieden.
An der Westfront wird aber weiter gekämpft.
Erst am 11. November 1918 kommt es zum Waffenstillstand.
Deutschland kapituliert, ergibt sich, die Waffen schweigen.
Aber wie kommt man nun zum Frieden?
Na ja, am 18. Januar 1919 treffen sich die Siegerstaaten des Krieges in Paris.
Es handelte sich um einen Weltkrieg und deshalb nehmen an der Konferenz teil:
Irgendwann reichen meine Finger gar nicht mehr.
Und etliche Staaten mehr.
Aber wirklich was zu sagen haben nur:
Da merkt ihr schon, die Verlierer, die sitzen gar nicht mit am Tisch.
Mit denen soll erst später verhandelt werden.
Um den Weltkrieg zu beenden,
werden schließlich zwischen den Siegermächten auf der einen Seite
und Deutschland und seinen Verbündeten auf der anderen Seite
insgesamt fünf Verträge geschlossen.
Der erste dieser Verträge, nämlich der, der das Deutsche Kaiserreich betrifft,
ist der Versailler Vertrag,
den die Siegermächte am 7. Mai 1919 den Deutschen übergeben.
Was steht nun in dem Vertrag drin?
Wichtig sind vier Punkte:
Deutschland muss alle schweren Waffen,
alle Kriegsschiffe, U-Boote, Panzer und Flugzeuge abgeben.
Die Armee darf künftig nur noch 100.000 Mann stark sein.
Die Gebiete westlich des Rheins werden von den Alliierten besetzt
und auch 50 Kilometer östlich des Rheins darf kein deutscher Soldat stehen.
Die Siegermächte Großbritannien und Frankreich wollen ihre Kosten
für den Krieg und die Schäden, die entstanden sind, ersetzt bekommen.
Die Höhe dieser Wiedergutmachung wird erst im Jahr 1921 endgültig festgelegt,
und zwar auf 132 Milliarden Goldmark.
Außerdem muss Deutschland Sachleistungen abgeben.
Lokomotiven, Maschinen, Vieh und vor allem Millionen Tonnen Kohle.
Drittens: Deutschland verliert auch Teile seines Staatsgebietes.
Elsass-Lothringen geht wieder an Frankreich,
Eupen-Malmedy an Belgien.
Teile Preußens werden Polen dazugeschlagen
und die Stadt Danzig wird eine freie Stadt, sie untersteht dem Völkerbund.
Außerdem müssen alle Kolonien abgetreten werden.
Weitere Gebiete kommen per Volksabstimmung
zum Beispiel zu Dänemark.
Damit verliert Deutschland etwa 13 Prozent seines Gebietes
und zehn Prozent der Bevölkerung.
Viertens: Im Artikel 231 des Versailler Vertrages wird festgehalten,
dass Deutschland und seine Verbündeten allein schuld sind am Krieg.
Die Deutschen empören sich über die Bestimmungen des Vertrages.
Da fragt man erst mal: Wie bitte? Erst Krieg führen und dann jammern?
Aber ganz so einfach darf man es sich aus der heutigen Sicht nicht machen.
Dazu muss man wissen, dass die Bevölkerung damals
nicht das weiß, was wir heute wissen.
Die militärische Führung und die Regierung des Kaiserreiches
haben die Leute schlicht und ergreifend angelogen,
wie die Lage an der Front wirklich war.
Obwohl schon lange feststand, dass der Krieg nicht gewonnen werden kann,
hat man weiter vom bevorstehenden Sieg gesprochen.
Dazu kommt, als Deutschland aufgeben musste,
stand ja kein feindlicher Soldat im Land.
Das heißt, die Bevölkerung hat die Niederlage nicht selbst sehen können.
Es bildete sich daraufhin eine Legende.
Nämlich die Legende, das Heer sei im Felde unbesiegt gewesen.
Allerdings hätten die demokratischen Politiker,
nachdem sie die Macht übernommen hatten,
dann einfach gesagt: "Nein, wir wollen den Krieg beenden,
wir fallen der Armee in den Rücken und wir wollen den Frieden."
Obwohl Deutschland den Krieg noch hätte gewinnen können.
Das ist die Legende.
Da hätte man von hinten einen Dolch in den Rücken der Armee gestoßen
und deswegen nennt man diese Legende auch die sogenannte Dolchstoßlegende.
Ihren Namen hat diese Dolchstoßlegende vom Chef der obersten Heeresleitung,
von Paul von Hindenburg.
Der hat gesagt, die Armee sei von hinten erdolcht worden.
Diese Legende haben ziemlich viele Menschen geglaubt.
Dabei war es genau andersrum.
Die Armee war am Ende und die oberste Führung hat es geschafft,
denen, die jetzt den Scherbenhaufen aufräumen müssen,
auch noch die Schuld in die Schuhe zu schieben,
nämlich den demokratischen Politikern.
Außerdem glauben die allermeisten Menschen,
dass Deutschland bei diesem Krieg das Opfer ist.
Dass die Kriegsgegner Deutschland die Schlacht aufgezwungen hätten.
Genau so hatte es die kaiserliche Regierung
und hat es auch die Armeeführung immer dargestellt.
Dabei plante man in Berlin Eroberungen.
Außerdem hat Deutschland den Krieg damit eröffnet,
dass es das neutrale Belgien überfallen hat.
Wenn ihr zur sogenannten Kriegsschuldfrage
mehr willen wollt, klickt oben auf das "i", da findet ihr ein Video dazu.
Dass man jetzt die alleinige Schuld tragen soll,
das empört die deutsche Bevölkerung und auch die Politiker.
Der deutsche Regierungschef Philipp Scheidemann von der SPD
lehnt den Vertrag als unannehmbar ab.
Die Menschen gehen zu Zehntausenden auf die Straße
und protestieren gegen den sogenannten Diktatfrieden,
also einen aufgezwungenen, einen ungerechten Friedensvertrag.
Allerdings drohen die Alliierten damit,
Deutschland zu besetzen, wenn der Vertrag nicht geschlossen wird.
Und deshalb sieht die Mehrheit der Nationalversammlung
auch keine andere Möglichkeit, als den Vertrag von Versailles zu unterschreiben.
Zwar ist praktisch jeder Abgeordnete dagegen,
die Schuld allein zu übernehmen, aber man fürchtet,
dass, wenn man nicht unterschreibt, Deutschland von den Siegern zerteilt wird.
Um das zu verhindern, ist man bereit, zu unterschreiben.
Am 28. Juni 1919 wird also der Versailler Vertrag unterzeichnet.
Und am 10. Januar 1920 tritt er in Kraft.
Der Versailler Vertrag belastete die junge deutsche Weimarer Republik schwer
und damit auch die junge Demokratie.
Die Geschichtswissenschaft ist sich heute sicher,
der missglückte Friedensvertrag von Versailles
hat den nächsten Krieg quasi begünstigt.
Aber waren die Staaten, die in Versailles verhandelt hatten,
dumm oder waren sie bösartig?
Nein, waren sie natürlich nicht.
Schauen wir uns die Motive der Sieger an.
Das wichtigste Ziel Frankreichs ist, vor Deutschland künftig sicher zu sein.
Und deshalb der Versuch, den Gegner zu schwächen, wo es geht.
Kleiner zu machen.
Deutschland soll keine Großmacht mehr sein.
Großbritannien wiederum will in der Tradition seiner Außenpolitik
ein Gleichgewicht der Kräfte schaffen.
Die neu entstehende Macht der Sowjetunion,
der Kommunismus, macht den Engländern Sorgen.
Deshalb möchte man Deutschland als Gegengewicht erhalten.
Geschwächt, aber nicht zu schwach.
Der Präsident der Vereinigten Staaten,
der setzt auf einen Frieden, der einen neuen Krieg unmöglich macht.
Er kann sich aber gegen die Europäer nicht durchsetzen,
verhandelt sich völlig ins Abseits und scheitert.
Sogar die USA selbst unterschreiben den Vertrag nicht
und schließen später einen eigenen Vertrag mit Deutschland.
Die Frage ist, wie ging man mit diesem Vertrag um?
Na ja, nach und nach
wurden die Bestimmungen aufgegeben oder gelockert.
1926 wurde Deutschland
gleichberechtigtes Mitglied der Völkerfamilie, des Völkerbundes.
1930 endete die Besetzung des Rheinlandes.
1932 endeten die Reparationen.
1938 wurden die festgeschriebenen Grenzen verändert,
indem das Nazi-Reich Österreich anschloss
und die Tschechoslowakei zum Teil anschloss.
Und nach 20 Jahren war der Krieg wieder da.
Die echte Lösung für den Frieden,
die fand man erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die deutsch-französische Aussöhnung
und Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Union.
Die es damals natürlich noch nicht gab,
das hat sich erst mit der Zeit so entwickelt.
Ihr seht also, der Versailler Vertrag
hat eigentlich mehr Probleme geschaffen als gelöst.
Und wie diese Probleme weitergingen, was daraus wurde,
das erfahrt ihr natürlich hier auf dem Kanal.
Deswegen abonnieren, dann verpasst ihr keine Videos.
Jetzt erst mal vielen Dank fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.
Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2018