tagesschau 19.04.2021, 17:00 Uhr - Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (19.04.2021)
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Am Ende setzte sich die Kandidatin durch:
Die Grünen-Spitze nimmt bei der Bundestagswahl
mit Annalena Baerbock Kurs auf das Kanzleramt.
Co-Chef Habeck verzichtete auf die Kandidatur.
In ihrer Rede bezeichnete Baerbock
den Klimaschutz als die Aufgabe ihrer Generation.
Sie strebe eine Politik für die gesamte Breite der Gesellschaft an.
Gemeinsam wie so häufig treten die beiden Parteivorsitzenden auf.
Doch in Sachen Kanzlerkandidatur
macht Habeck die Bühne frei für seine Co-Parteivorsitzende:
Wir beide wollten es. Aber es kann nur eine machen.
Und so ist heute der Moment:
Die erste grüne Kanzlerkandidatin wird Annalena Baerbock.
Die Entscheidung haben die Parteichefs miteinander ausgemacht.
Eine zentrale Rolle soll laut Baerbock
die Frage der Emanzipation gespielt haben.
Sie sieht sich als Kandidatin des Neuanfangs.
Demokratie lebt vom Wechsel.
Ja, ich war noch nie Kanzlerin, noch nie Ministerin.
Ich trete an für Erneuerung - für den Status quo stehen andere.
Selbstbewusst, durchsetzungsstark,
eine leidenschaftliche Trampolinspringerin.
Mehr Privates erfährt man von der 40-Jährigen nicht.
Ihren Ehemann, ihre beiden Kinder, hält sie aus der Öffentlichkeit raus.
Baerbocks Aufstieg in der Partei rasant.
Mit 25 geht die studierte Völkerrechtlerin in die Politik.
Nach dem Vorsitz in Brandenburg
übernimmt sie mit Habeck den Bundesvorsitz der Grünen.
Ihre Leitlinien für eine künftig Regierung:
Gerechtigkeit und Klimaneutralität.
Ein Land, in dem Klimaschutz das Fundament schafft für Wohlstand,
Freiheit und Sicherheit.
Ein Klimaschutz, der Pendler auf dem Land mitdenkt.
Ein Klimaschutz für Alleinerziehende mit geringem Einkommen.
Für Industriearbeiter, damit wir alle gut leben können.
In den Wahlkampf wollen Baerbock und Habeck als Team ziehen.
Doch allein Annalena Baerbock
hat als Kandidatin der Grünen das Amt der Kanzlerin im Visier.
In Berlin ist Nicole Kohnert.
Hat Baerbock das Rennen gemacht, weil sie eine Frau ist?
Das werden sicherlich einige sagen.
Sie hätte das Rennen gemacht, weil sie eine Frau ist.
Die Grünen sind jedoch eine Partei der Emanzipation.
Eine weibliche Kandidatin steht ihnen.
Sie ist jedoch sehr stark und analytisch.
Wegen ihrer inhaltlichen Stärke
hat die Völkerrechtlerin das Rennen gemacht.
Eine schwarz-grüne Koalition gilt als wahrscheinlichste Konstellation
nach der Wahl.
Wäre Baerbock dafür zu haben?
Sie wäre dafür zu haben,
wenn die Grünen eine Regierung anführen.
Das sagte sie auch heute.
Sie wollen in die Regierung kommen.
Über Koalitionen spricht man später.
In welcher Form, das ist heute nicht das Thema.
Sie wollen eine Regierung anführen.
Die Grünen haben diese Frage also geklärt.
In der Union ist das Ringen um die Kanzlerkandidatur
noch in vollem Gange.
Ein Treffen der Anwärter gestern Abend blieb offenbar ohne Ergebnis.
In einer Stellungnahme am Mittag stellte CSU-Chef Söder klar,
dass die Entscheidung innerhalb der CDU getroffen werden müsse.
DIE strebt laut Parteichef Laschet
in einer Vorstandssitzung am Abend eine Klärung an.
Ziel ist, dass die Union die Bundestagswahl gewinnt.
Das geht nur mit viel Gemeinsamkeit und viel Kontakt.
Mit einem gemeinsamen Wahlprogramm
und einem gemeinsamen Kanzlerkandidaten.
Wie wir dahin kommen,
werden wir am Abend im Bundesvorstand beraten.
Ich werde einen Vorschlag unterbreiten.
Und ich hoffe, dass wir diese Woche zu einer Entscheidung kommen.
Wir als CSU und somit auch ich respektieren jede Entscheidung.
Meine Bereitschaft war und ist ein Angebot.
Es ist ein Angebot zur Unterstützung.
Ein Angebot, für unser Land und die Union
einen wichtigen Beitrag zu leisten, um am Ende erfolgreich zu sein.
Die Entscheidung, ob das Angebot angenommen wird,
kann nur die CDU treffen.
Sie ist die größere Schwester. Das wird sie immer bleiben
In Berlin ist Tina Hassel.
Das geplante Treffen der CDU um 18 Uhr, was ist davon zu erwarten?
Mit Sicherheit wird das eine spannende Sitzung.
Es wird ein Stimmungsbild geben,
ob der Vorstand hinter Armin Laschet steht.
Ob vielleicht auch durchgezählt wird.
Ob ein Beschluss herbeigeführt wird, wissen wir noch nicht.
Es ist klar, dass gerade viel telefoniert wird.
Es werden Vorstände abtelefoniert.
Man will wissen, wo die sich positionieren.
Und ob die Söder-Fans leiser werden,
wo er nun auf dem geordneten Rückzug ist.
Wenn Sie die Stimmung, auch die Aussagen bewerten:
Hat Laschet noch eine Chance?
Zumindest kann man sagen,
die Entscheidung ist zurück in der Hand der Partei.
Alle großen Unterstützer stehen hinter Herrn Laschet.
Das Pendel schwingt zurück.
An der Basis ist in vielen Landesverbänden
die Stimmung pro Söder.
Es ist eine Auseinandersetzung zwischen Parteiführung und -basis.
Gäbe es heute ein Bild 70 zu 30 -
würde das Markus Söder genügen?
Die Partei hat jedoch übernommen.
Es könnte für Armin Laschet ausgehen.
Sicher ist das nicht.
Im Umgang mit der Pandemie sollen für Länder und Landkreise
mit hohen Inzidenzwerten bundesweit einheitliche Regeln gelten.
Dazu verständigten sich die Koalitionsfraktionen
auf Änderungen des Infektionsschutzgesetzes.
Die Ausgangsbeschränkungen sollen demnach von 22 bis 5 Uhr gelten,
kürzer als geplant.
Der Bundestag will das Gesetz am Mittwoch beraten und verabschieden.
Ab wann sollen Ausgangsbeschränkungen gelten,
ab wann Schulen und wann der Einzelhandel geschlossen werden?
Die Fraktionen von Union und SPD
überarbeiteten die Vorschläge der Bundesregierung:
Mit den Änderungen konnten wir einen Beitrag leisten,
die Wirksamkeit zu erhöhen und an der Akzeptanz zu arbeiten.
Die Pflicht für den Arbeitgeber, Homeoffice anzubieten,
wurde in den Entwurf geschrieben.
Darauf hatte die SPD bestanden.
Bisher wurden die Arbeitnehmer in der Pandemie
nicht so in den Mittelpunkt gerückt, wie es nötig ist.
Die Linken sprechen von einer Mogelpackung,
weil Ausnahmen erlaubt bleiben.
Es gibt keine wirkliche Homeoffice-Pflicht.
Und leider sind die Möglichkeiten, davon abzuweichen, viel zu groß.
Die FDP bezweifelt Wirksamkeit
und Verhältnismäßigkeit der Ausgangsbeschränkungen.
Es wäre mutig gewesen,
dieses problematische Instrument aus dem Gesetz zu streichen.
Der Bundestag berät am Mittwoch abschließend über den Entwurf.
Vier Monate nach dem Start der Corona-Impfkampagne in den USA
haben über 50 % aller Erwachsenen mindestens eine Dosis erhalten.
Laut Gesundheitsbehörde wurden fast 210 Millionen Impfungen verabreicht.
Seit heute ist die Priorisierung von Alters- oder Berufsgruppen
aufgehoben.
Präsident Biden hatte angekündigt, dass bis Ende Mai
genug Impfstoff für alle Erwachsenen zur Verfügung stehen würde.
Es war ein Versprechen von US-Präsident Biden
und es hat funktioniert:
Seit heute können sich im ganzen Land Menschen ab 16 Jahren impfen lassen.
In einigen Gemeinden waren die ersten Jugendlichen bereits dran,
alle unter 18, in Begleitung ihrer Eltern.
Man muss sich impfen lassen, um das Virus zu bezwingen.
Mir geht's gut. Der Arm tut ein bisschen weh.
Ob im Auto, in riesigen Impfzentren oder kleinen Apotheken –
jeden Tag werden bis zu vier Mio. Impfdosen verabreicht.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist einmal geimpft.
Mehr als 30 Prozent haben den vollen Impfschutz.
Doch der US-Seuchenexperte Fauci warnt,
die Lage sei noch immer prekär.
Wir haben 70.000 Neuinfektionen pro Tag.
Es wäre nicht vorsichtig,
zu früh den Sieg zu erklären und nachlässig zu werden.
Das größte Hindernis:
Fast jeder fünfte Amerikaner zögert, sich impfen zu lassen,
vor allem Republikaner.
Impfen – ja oder nein, ist ein politisches Thema.
Zum anderen gibt es die Sorge vor Nebenwirkungen.
Vor allem, nachdem der Impfstoff Johnson & Johnson gestoppt wurde. Er soll am Freitag wieder zugelassen werden.
Derweil testet BioNTech/Pfizer
die Verträglichkeit bei Kindern ab sechs Monaten.
Die Experten hoffen,
dass spätestens Anfang 2022 alle Kinder geimpft werden können.
Eine Studie kommt zur Automesse in Shanghai zum Ergebnis,
deutsche Autohersteller seien besser durch die Krise gekommen als andere.
Und das, obwohl einige Fachleute
Daimler und Co. fast schon abgeschrieben hatten.
Samir Ibrahim, warum sind die deutsche Autobauer erfolgreich?
Weil sie, wie wir aus Erfahrung wissen, schnell umdenken können.
Sie haben lange mit elektrischen Antrieben gehadert.
Nun haben sie umgedacht.
Sie holen schneller auf, als gedacht.
BMW hat in Shanghai angekündigt,
dass sie die Anzahl der E-Autos erhöhen wollen.
Der DAX war heute auf Rekordhoch.
Kein Grund zur Sorge: Es ist ein kleiner Rücksetzer.
Der Gesundheitszustand von Kreml-Kritiker Nawalny (44)
ist offenbar kritisch.
Nach Angaben russischer Behörden
wurde er heute in ein Gefängniskrankenhaus verlegt.
Sein Anwalt bestätigte diese Darstellung,
andere Mitarbeiter des Nawalny-Teams stellten dies infrage.
Der EU-Außenbeauftragte Borrell hatte zuvor Russland
für Nawalnys Gesundheitszustand verantwortlich gemacht.
Er nannte dessen Lage besorgniserregend.
Der Großbrand in der südafrikanischen Metropole Kapstadt
beschäftigt weiter die Rettungskräfte.
Das Feuer am Fuße des Tafelberg- Nationalparks
zerstörte mehrere historische Gebäude.
Starker Wind behindert die Löscharbeiten.
Der Tafelberg ist das Wahrzeichen Kapstadts
und steht unter Naturschutz.
Dichter Rauch liegt morgens über Kapstadt,
mehrere Hektar Land sind zerstört.
Tausende mussten ihre Unterkünfte verlassen.
Hunderte Freiwillige halfen der Feuerwehr.
An dieser Stelle des Tafelbergs brennt es immer wieder,
dieser Brand gilt als der schwerste seit Jahren.
Noch ist das Feuer nicht unter Kontrolle.
Am Nachmittag sah es ganz gut aus, dann ging es wieder los.
Der Wind wurde wieder stärker und seit zwei Stunden scheint das Feuer,
auf andere Teile des Berges überzugreifen.
Gestern verzweifelte Versuche,
die älteste Universität Südafrikas zu retten.
Viele der 250 Feuerwehrleute mussten mit Brandwunden ins Krankenhaus.
Ein Teil der Bibliothek ging verloren.
Zerstört auch die älteste Windmühle des Landes.
Der Brand verbreitete sich rasant,
bei Windgeschwindigkeiten zwischen 40 und 50 Stundenkilometern.
Die Flammen kamen beunruhigend nahe an Straßen und Häuser.
Die ganze Nacht lief der Einsatz -
nun bereitet sich Kapstadt auf eine weitere Feuernacht vor.
Die Wetteraussichten:
Morgen im Norden sonnig und trocken.
Sonst wechselhaft und am Nachmittag örtlich kräftige Schauer.
Um 20 Uhr melden wir uns mit der nächsten tagesschau.
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