×

We gebruiken cookies om LingQ beter te maken. Als u de website bezoekt, gaat u akkoord met onze cookiebeleid.


image

Youtube-Lektionen - April 2020, Fitnesswahn im Netz – Brauchen wir eine Gegenbewegung?

Fitnesswahn im Netz – Brauchen wir eine Gegenbewegung?

Generell ist es einfach so, dass dies nicht der Realität entspricht.

Wenn man die Person jetzt real sehen würde, dann würd' die auch nicht so aussehen.

Es gibt tausende Fitness-Accounts bei Instagram und YouTube.

Mir fällt auf: Die Community wird immer größer, die Feeds werden voller mit Sixpacks,

Proteinshakes und Bildern aus dem Fitnessstudio.

Ich habe das Gefühl, alle wollen immer schlanker und sportlicher werden.

Das wirkt alles ganz schön extrem und ich frage mich: Macht uns das nicht krank?

Brauchen wir eine Gegenbewegung, also ein bisschen mehr Normalität und Realness auf Social Media?

Fitness-Instagramer und YouTuber kann man natürlich nicht alle über einen Kamm scheren,

die sind alle relativ unterschiedlich und deswegen konzentriere ich mich

jetzt einfach mal auf drei verschiedene Arten, die mir aufgefallen sind.

Einmal ist das die Art von Instagramern oder YouTuberin, die sich wirklich ausschließlich auf Fitness beschränken,

da geht es eben ganz viel um Fotos aus dem Fitnessstudio,

um Low Carb Diäten, um Proteinshakes und so weiter und so fort.

Dann haben wir die Leute, die das alles ein bisschen kritischer sehen,

die teilweise auch die Online- und die Offlinewelt zeigen - inwiefern sich das unterscheidet.

Da sieht man zum Beispiel, wie die Körper besonders posiert dastehen und wie es eben aussieht, wenn man entspannt ist.

Und die dritte Art - das sind Instagramer oder YouTuber,

die eigentlich hauptsächlich Lifestyle-Content haben, bei denen es aber manchmal so ist,

dass eben auch mal das ein oder andere Fitnessbild dazwischen rutscht.

... zum Beispiel bei Pamela Reif, die drei Millionen Follower hat.

Ich habe mir exemplarisch mehrere Fitnessaccounts rausgesucht und schreibe ihnen.

Mich würde interessieren, was sie über den Fitness- und Schlankheitswahn auf Instagram denken.

Während ich auf Antworten warte, treffe ich mich mit Carolin Krämer.

Sie hat als Erste in Deutschland dazu geforscht, was es mit uns macht, wenn wir Fitness-Bilder auf Instagram sehen.

Was war denn dann am Ende das Ergebnis der Studie?

Die Hauptfrage war ja die Wirkung von Instagram auf das Körperbild.

Und da kam leider heraus - ich wünschte, es wäre anders gewesen - je mehr du Instagram nutzt,

desto negativere Folgen hat dies auf dein eigenes Körperbild.

Je mehr du dich mit anderen vergleichst, desto negativer wirkt sich das aus.

Und je höher du den Druck eigentlich wahrnimmst, das heißt, wenn du selber Instagram nutzt,

und spürst, da ist jetzt ein Druck - dünner auszusehen, mehr Sport zu machen, gesünder zu leben

- je höher dieser Druck ist, desto negativer ist auch dein Körperbild.

67% der Befragten verspüren durch Fitness-Content bei Instagram den Druck, sich besser in Form zu bringen.

Über 50% haben das Gefühl, ihren Fettanteil reduzieren zu müssen.

Das ist dann schon ganz konkret auf den eigenen Körper bezogen.

Also, was muss ich ändern? Nicht nur: Ich muss mich ändern. Sondern: Wo? Wie? Ich muss meinen Fettanteil reduzieren.

Gab's denn sonst noch etwas im Ergebnis der Studie, außer dass du gehofft hättest,

dass das Ganze positiver ausfällt, das dich überrascht hat?

Dass das auch sehr jung anfängt. Also, die jüngste Teilnehmerin der Befragung ist zwölf.

Es ging von zwölf bis 50 Jahren und der Durchschnitt liegt bei knapp 22 Jahren.

Dass es aber wirklich schon so junge Mädchen so intensiv beeinflusst, das war eine krasse Erkenntnis.

Der Feed der Befragten besteht zu 60-70% aus Fitness-Accounts.

Zu den Fitness-Accounts, die ich am Anfang meiner Recherche angeschrieben habe, gehört auch Mirjams.

Sie hat eine halbe Million Follower und setzt sich für mehr Realität auf Instagram ein.

Ich habe bei ihr ein Foto gefunden, auf dem sie zeigt,

wie unterschiedlich sie in vorteilhaften Posen auf Social Media und relaxed im normalen Leben aussieht.

Ich möchte gerne wissen: Wie kam es zu diesem Foto?

Erstmal schön, dass du dir Zeit genommen hast für uns.

Wir haben das Foto gesehen - „Realität vs. Instagram“. Wie bist du denn darauf gekommen, das zu machen?

Generell ist es einfach so, dass da nichts, was man auf Instagram oder Social Media findet,

tatsächlich so ist - wie man sich da beispielsweise hinstellt, wie man sich da präsentiert.

Das entspricht nicht der Realität. Wenn man die Person real sehen würde, dann würde die nicht so aussehen.

Würdest du sagen, dass du generell die ganze Fitness-Welt kritisch siehst?

Kritisch würde ich es nur sehen, dass es da draußen viele Leute gibt,

die das alles zu ernst nehmen und sich manche Leute zu sehr als Vorbild nehmen.

Je nachdem, geht das schon in eine zu krasse Richtung, finde ich.

Also, das hat sich alles noch viel heftiger entwickelt. Jeder wird immer definierter,

man sieht immer mehr die Venen und die Sehnen. Das ist doch schon ziemlich extrem.

Ich habe auf deinem Instagram-Account gesehen, dass du etwas in Richtung Sport studiert hast,

ganz im Gegensatz zu vielen anderen YouTubern und Instagramern, die eben trotzdem Fitnesscontent hochladen,

ohne diese entsprechende Ausbildung zu haben. Glaubst du das Ganze ist für die Leute gefährlich, die sich das angucken?

Das Leute selbst, die das Video und die Übungen machen, die können diese Übungen normalerweise.

Die machen Übungen, die schon - wenn man sie falsch ausführt - definitiv zu gewissen körperlichen Schäden führen können

und wenn die Leute zu Hause das dann nachmachen, wenn die alleine ins Fitnessstudio gehen

und überhaupt keine Ahnung haben, nur aufgrund der Videos diese Übungen nachmachen,

dann kann das definitiv schädlich sein.

Für viele ersetzen Fitnessblogger Fitnesstrainer. Wie geht Mirjam mit dieser Verantwortung um?

Generell will ich kein falsches Bild vermitteln.

Ich würd' auch niemals irgend ein zwölf Wochen Programm auf den Markt bringen,

in dem ich sag': In zwölf Wochen zum Sixpack oder so.

Ich finde, das vermittelt einfach etwas komplett Falsches. Ich denke, ein gesunder trainierter Körper,

ist viel wichtiger, als extrem definiert zu sein. Das will ich auf gar keinen Fall vermitteln.

Mein Eindruck: Bei Mirjam steht, im Gegensatz zu vielen anderen Accounts, die Gesundheit im Vordergrund.

Um herauszufinden, ob das, was Fitnessblogger vorleben, eine gesundheitliche Gefahr für ihre Follower darstellt,

treffe ich mich mit dem Sportmediziner Michael Ehnert. Müssen wir Fitnessblogger kritisch sehen?

Das sind häufig Leute, die aus eigener Erfahrung und mit dem Erfolg, den die auf Instagram haben,

glaube ich, sich selber schon für Experten halten. Aber ihnen fehlt das Grundwissen.

Es bleibt aber dabei: Es entbindet den Sportler, der diese Ziele hat, den Hobbysportler

oder denjenigen, der einfach nur abnehmen möchte, nicht davon,

einmal wenigstens seinen medizinischen Grundzustand checken zu lassen. Denn sonst geht es schief - nachhaltig schief.

Auch gefährlich: Wenn Sport-Hashtags in einem Zusammenhang verwendet werden, wie beispielsweise bei diesem Foto von Debiflue.

Hier steht sie im Bikini am Strand und hat das Foto mit den Hashtags #fit und #healthy markiert,

obwohl sie meiner Ansicht nach alles andere als gesund aussieht.

Auch viele Instagram-Challenges gehen in diese Richtung, zum Beispiel Thigh Gap und Ab Crack.

Die erste Sache, die ich hier habe, das ist so eine Sache, die im Internet sehr weit verbreitet ist.

Das ist der sogenannte Thigh Gap, also, dass sich die Oberschenkel nicht mehr berühren.

Viele versuchen sich das anzutrainieren, wie viel ist denn da vielleicht auch Genetik, wie viel kann man das denn überhaupt trainieren?

Sie sprachen es schon an, es ist zum Einen die Genetik. Das heißt: Wie ist denn überhaupt meine Beinachse gestellt?

Wie sieht mein Becken aus? Frauen, insbesondere Frauen - es betrifft ja überwiegend Frauen, die das anstreben -

haben nun einmal eine andere Körperfettverteilung. Unglücklicherweise. Unter anderem an den Oberschenkeln.

Das heißt, dort lässt sich natürlich über eine Energiezufuhrreduktion, letztlich aber auch nicht mit

einer massiven Muskelaufbauarbeit, dieses Ziel erreichen. Das kann nicht gut gehen zusammen.

Man spricht von 2% aller Menschen überhaupt, die das dann so weit hinbekommen.

Weil sie, sagen wir mal, O-Beine, X-Beine haben. Eine andere Muskulatur, eine andere Fettverbrennung überhaupt.

Und genetisch und auch epigenetisch letztlich nicht die Grundvoraussetzung haben, dies zu erreichen.

Wenn man dann immer mehr merkt, man stagniert in der Entwicklung, wird noch weniger gegessen

und letztlich dann vielleicht auch in einer falschen Form trainiert und das führt dann sicherlich zu schweren Schäden.

Die nächste Sache, die wir haben, ist der sogennante Ab Crack, also hier diese Linie...

Erreichen tun das junge Frauen überwiegend mit der Reduzierung des Bauchfetts und zwar der des Unterhautfettgewebes.

Das Unterhautfettgewebe ist das, was am schlechtesten zu mobilisieren ist. Speziell bei Frauen.

Das heißt, auch da erreichen das die Frauen auch wieder nur über eine enorme Reduzierung der Kalorienzufuhr,

bis hin eben zur Magersucht - um an diese Fettreserven überhaupt heranzukommen.

Und dies halte ich für sehr gesundheitsschädlich mit sehr fragwürdigem Wert.

Diese Linie Alba, die wir Medizinier ja anatomisch so kennen, ist im Übrigen bei jedem auch sehr unterschiedlich angelegt.

Das heißt, Menschen, die es versuchen, werden es vielleicht niemals erreichen, weil sie niemals so aussehen werden.

Meist findet man diese Challenges nicht unbedingt auf den Accounts von Fitnessbloggern, sondern eher bei Lifestyle-Instagrammern.

Neben diesen Accounts habe ich bei Instagram auch ein paar gefunden,

die für mich eine Art Gegenbewegung zum Fitness-Wahn darstellen. Einer davon gehört Jule.

Knapp 18.000 Leute folgen ihr. Auf ihrem Account geht's unter anderem um Body Positivity.

Keine Ahnung, ich versuche halt einfach irgendwie zu zeigen: Das bin ich und ich muss nicht super viel Sport machen

und ich muss auch nicht nur Gemüse essen, wenn ich mich damit unwohl fühle.

Ich esse nun einmal super gerne Fast Food und deshalb poste ich auch sehr viel Fast Food

und hab halt diese Speckrollen am Bauch und dann poste ich die.

Ich versuche einfach den Leuten zu zeigen: Ihr könnt auch so sein, wie ihr halt seid

und das ist cool, so wie ihr seid. Das ist nämlich gut.

Warst du schon immer so, dass du gesagt hast: „Hey, ich steh da drüber” oder hat sich das erst mit der Zeit entwickelt?

Ne, das hat sich mit der Zeit erst entwickelt. Also, ich hab' sogar mit 15, 16 noch solche Shake-Diäten gemacht,

fand meine Hüften immer ganz schrecklich und hab' ständig versucht, die wegzutrainieren, meinen Bauch sowieso.

Und hab' dann aber auch irgendwann gemerkt, Sport ist nicht so mein Ding und gesund zu essen auch nicht wirklich.

Ich bin gut, so wie ich bin und muss nicht jeden Tag Sport machen, wenn mir das eigentlich überhaupt keinen Spaß macht.

Ich weiß, das ist gesund und ich zwinge mich manchmal auch wirklich dazu, Sport zu machen,

da ich merke, dass es meinem Rücken einfach gut tut, aber ich mach's jetzt nicht, um meinen Körper zu verändern.

Anders als Jule zeigen sich viele auf Instagram nicht so, wie sie tatsächlich aussehen,

sondern entscheiden sich stattdessen für ein Bild von sich, das möglichst dem Schlankheitsideal entspricht

- oft auch mit Hilfe von Apps. Wir wollen das auch mal mit einem Foto von Jule ausprobieren.

So, das ist jetzt das bearbeitete Foto. Wenn man hier unten drückt, dann kann man so springen zwischen bearbeitet und nicht bearbeitet.

Und das sieht einfach nur absurd aus...

Ich seh' einfach aus wie ein ganz anderer Mensch jetzt.

Mit der App haben wir nicht mal eine Minute für die Bearbeitung gebraucht.

Ist eine Gegenbewegung zu Trends wie diesen denn nun die richtige Reaktion?

Also, ich weiß gar nicht, ob man sich da überhaupt so krass zur Wehr setzen muss, ob man eine Gegenbewegung braucht,

denn es gibt ja Leute, die das interessiert und es gibt bestimmt auch Leute, die sich das angucken

und die das nicht triggert oder stört, die sich darüber keinen Kopf machen.

Für die ist das ja dann auch vollkommen okay. Aber es sollte auf jeden Fall irgendwie mehr Bandbreite geben,

für Leute, die das fertig macht.

Also, brauchen wir eine Gegenbewegung?

Vielleicht brauchen wir eher mehr Vielfalt und mehr Realness auf Instagram und auf YouTube

und es ist außerdem wichtig, mal so ein bisschen über das eigene Nutzungsverhalten nachzudenken.

Die Sachen, die ich mir da angucke, schaden die mir irgendwie mehr, also stressen die mich mehr,

oder sind die wirklich noch motivierend und inspirierend?

Außerdem: Wenn ihr euch so auf der Straße umguckt, die wenigsten Leute, die da unterwegs sind, sind ja wirklich super krass durchtrainiert.

Und wie auch schon der Sportmediziner gesagt hat, das ist wirklich nur ein sehr geringer Prozentsatz der Leute, die so aussehen.

Und die findet man sehr, sehr konzentriert auf Instagram und auf YouTube.

Und deswegen bekommt man als Nutzer den Eindruck, dass alle Körper so aussehen.

Was sagt ihr denn zum Fitnesstrend und findet ihr, dass wir eine Gegenbewegung brauchen?

Schreibt uns das doch mal unten in die Kommentare. Ich bin sehr gespannt und bis zum nächsten Mal.


Fitnesswahn im Netz – Brauchen wir eine Gegenbewegung? Fitness madness on the net - do we need a countermovement? Fitnessmani på nätet - behöver vi en motrörelse?

Generell ist es einfach so, dass dies nicht der Realität entspricht. In general, it is just that this does not correspond to reality.

Wenn man die Person jetzt real sehen würde, dann würd' die auch nicht so aussehen. If you saw the person for real now, they wouldn't look like that either.

Es gibt tausende Fitness-Accounts bei Instagram und YouTube. There are thousands of fitness accounts on Instagram and YouTube.

Mir fällt auf: Die Community wird immer größer, die Feeds werden voller mit Sixpacks, I notice: The community is getting bigger, the feeds are full of six-packs,

Proteinshakes und Bildern aus dem Fitnessstudio. Protein shakes and pictures from the gym.

Ich habe das Gefühl, alle wollen immer schlanker und sportlicher werden. I have the feeling that everyone wants to become slimmer and sportier.

Das wirkt alles ganz schön extrem und ich frage mich: Macht uns das nicht krank?

Brauchen wir eine Gegenbewegung, also ein bisschen mehr Normalität und Realness auf Social Media? Do we need a counter-movement, i.e. a little more normality and realness on social media?

Fitness-Instagramer und YouTuber kann man natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, Of course, fitness Instagrammers and YouTubers cannot all be lumped together,

die sind alle relativ unterschiedlich und deswegen konzentriere ich mich

jetzt einfach mal auf drei verschiedene Arten, die mir aufgefallen sind. now just in three different ways that I noticed.

Einmal ist das die Art von Instagramern oder YouTuberin, die sich wirklich ausschließlich auf Fitness beschränken, For one thing, that's the kind of Instagramer or YouTuber that's really limited to just fitness,

da geht es eben ganz viel um Fotos aus dem Fitnessstudio, it's all about photos from the gym,

um Low Carb Diäten, um Proteinshakes und so weiter und so fort.

Dann haben wir die Leute, die das alles ein bisschen kritischer sehen,

die teilweise auch die Online- und die Offlinewelt zeigen - inwiefern sich das unterscheidet. some of which also show the online and offline world - to what extent this differs.

Da sieht man zum Beispiel, wie die Körper besonders posiert dastehen und wie es eben aussieht, wenn man entspannt ist. You can see, for example, how the bodies are particularly posed and what it looks like when you're relaxed.

Und die dritte Art - das sind Instagramer oder YouTuber,

die eigentlich hauptsächlich Lifestyle-Content haben, bei denen es aber manchmal so ist, which actually mainly have lifestyle content, but where it is sometimes the case

dass eben auch mal das ein oder andere Fitnessbild dazwischen rutscht.

... zum Beispiel bei Pamela Reif, die drei Millionen Follower hat.

Ich habe mir exemplarisch mehrere Fitnessaccounts rausgesucht und schreibe ihnen.

Mich würde interessieren, was sie über den Fitness- und Schlankheitswahn auf Instagram denken.

Während ich auf Antworten warte, treffe ich mich mit Carolin Krämer.

Sie hat als Erste in Deutschland dazu geforscht, was es mit uns macht, wenn wir Fitness-Bilder auf Instagram sehen.

Was war denn dann am Ende das Ergebnis der Studie?

Die Hauptfrage war ja die Wirkung von Instagram auf das Körperbild.

Und da kam leider heraus - ich wünschte, es wäre anders gewesen - je mehr du Instagram nutzt,

desto negativere Folgen hat dies auf dein eigenes Körperbild.

Je mehr du dich mit anderen vergleichst, desto negativer wirkt sich das aus.

Und je höher du den Druck eigentlich wahrnimmst, das heißt, wenn du selber Instagram nutzt,

und spürst, da ist jetzt ein Druck - dünner auszusehen, mehr Sport zu machen, gesünder zu leben

- je höher dieser Druck ist, desto negativer ist auch dein Körperbild.

67% der Befragten verspüren durch Fitness-Content bei Instagram den Druck, sich besser in Form zu bringen.

Über 50% haben das Gefühl, ihren Fettanteil reduzieren zu müssen.

Das ist dann schon ganz konkret auf den eigenen Körper bezogen.

Also, was muss ich ändern? Nicht nur: Ich muss mich ändern. Sondern: Wo? Wie? Ich muss meinen Fettanteil reduzieren.

Gab's denn sonst noch etwas im Ergebnis der Studie, außer dass du gehofft hättest,

dass das Ganze positiver ausfällt, das dich überrascht hat?

Dass das auch sehr jung anfängt. Also, die jüngste Teilnehmerin der Befragung ist zwölf.

Es ging von zwölf bis 50 Jahren und der Durchschnitt liegt bei knapp 22 Jahren.

Dass es aber wirklich schon so junge Mädchen so intensiv beeinflusst, das war eine krasse Erkenntnis.

Der Feed der Befragten besteht zu 60-70% aus Fitness-Accounts.

Zu den Fitness-Accounts, die ich am Anfang meiner Recherche angeschrieben habe, gehört auch Mirjams.

Sie hat eine halbe Million Follower und setzt sich für mehr Realität auf Instagram ein.

Ich habe bei ihr ein Foto gefunden, auf dem sie zeigt,

wie unterschiedlich sie in vorteilhaften Posen auf Social Media und relaxed im normalen Leben aussieht.

Ich möchte gerne wissen: Wie kam es zu diesem Foto?

Erstmal schön, dass du dir Zeit genommen hast für uns.

Wir haben das Foto gesehen - „Realität vs. Instagram“. Wie bist du denn darauf gekommen, das zu machen?

Generell ist es einfach so, dass da nichts, was man auf Instagram oder Social Media findet,

tatsächlich so ist - wie man sich da beispielsweise hinstellt, wie man sich da präsentiert.

Das entspricht nicht der Realität. Wenn man die Person real sehen würde, dann würde die nicht so aussehen.

Würdest du sagen, dass du generell die ganze Fitness-Welt kritisch siehst?

Kritisch würde ich es nur sehen, dass es da draußen viele Leute gibt,

die das alles zu ernst nehmen und sich manche Leute zu sehr als Vorbild nehmen.

Je nachdem, geht das schon in eine zu krasse Richtung, finde ich.

Also, das hat sich alles noch viel heftiger entwickelt. Jeder wird immer definierter,

man sieht immer mehr die Venen und die Sehnen. Das ist doch schon ziemlich extrem.

Ich habe auf deinem Instagram-Account gesehen, dass du etwas in Richtung Sport studiert hast,

ganz im Gegensatz zu vielen anderen YouTubern und Instagramern, die eben trotzdem Fitnesscontent hochladen,

ohne diese entsprechende Ausbildung zu haben. Glaubst du das Ganze ist für die Leute gefährlich, die sich das angucken?

Das Leute selbst, die das Video und die Übungen machen, die können diese Übungen normalerweise.

Die machen Übungen, die schon - wenn man sie falsch ausführt - definitiv zu gewissen körperlichen Schäden führen können

und wenn die Leute zu Hause das dann nachmachen, wenn die alleine ins Fitnessstudio gehen

und überhaupt keine Ahnung haben, nur aufgrund der Videos diese Übungen nachmachen,

dann kann das definitiv schädlich sein.

Für viele ersetzen Fitnessblogger Fitnesstrainer. Wie geht Mirjam mit dieser Verantwortung um?

Generell will ich kein falsches Bild vermitteln.

Ich würd' auch niemals irgend ein zwölf Wochen Programm auf den Markt bringen,

in dem ich sag': In zwölf Wochen zum Sixpack oder so.

Ich finde, das vermittelt einfach etwas komplett Falsches. Ich denke, ein gesunder trainierter Körper,

ist viel wichtiger, als extrem definiert zu sein. Das will ich auf gar keinen Fall vermitteln.

Mein Eindruck: Bei Mirjam steht, im Gegensatz zu vielen anderen Accounts, die Gesundheit im Vordergrund.

Um herauszufinden, ob das, was Fitnessblogger vorleben, eine gesundheitliche Gefahr für ihre Follower darstellt,

treffe ich mich mit dem Sportmediziner Michael Ehnert. Müssen wir Fitnessblogger kritisch sehen?

Das sind häufig Leute, die aus eigener Erfahrung und mit dem Erfolg, den die auf Instagram haben,

glaube ich, sich selber schon für Experten halten. Aber ihnen fehlt das Grundwissen.

Es bleibt aber dabei: Es entbindet den Sportler, der diese Ziele hat, den Hobbysportler

oder denjenigen, der einfach nur abnehmen möchte, nicht davon,

einmal wenigstens seinen medizinischen Grundzustand checken zu lassen. Denn sonst geht es schief - nachhaltig schief.

Auch gefährlich: Wenn Sport-Hashtags in einem Zusammenhang verwendet werden, wie beispielsweise bei diesem Foto von Debiflue.

Hier steht sie im Bikini am Strand und hat das Foto mit den Hashtags #fit und #healthy markiert,

obwohl sie meiner Ansicht nach alles andere als gesund aussieht.

Auch viele Instagram-Challenges gehen in diese Richtung, zum Beispiel Thigh Gap und Ab Crack.

Die erste Sache, die ich hier habe, das ist so eine Sache, die im Internet sehr weit verbreitet ist.

Das ist der sogenannte Thigh Gap, also, dass sich die Oberschenkel nicht mehr berühren.

Viele versuchen sich das anzutrainieren, wie viel ist denn da vielleicht auch Genetik, wie viel kann man das denn überhaupt trainieren?

Sie sprachen es schon an, es ist zum Einen die Genetik. Das heißt: Wie ist denn überhaupt meine Beinachse gestellt?

Wie sieht mein Becken aus? Frauen, insbesondere Frauen - es betrifft ja überwiegend Frauen, die das anstreben -

haben nun einmal eine andere Körperfettverteilung. Unglücklicherweise. Unter anderem an den Oberschenkeln.

Das heißt, dort lässt sich natürlich über eine Energiezufuhrreduktion, letztlich aber auch nicht mit

einer massiven Muskelaufbauarbeit, dieses Ziel erreichen. Das kann nicht gut gehen zusammen.

Man spricht von 2% aller Menschen überhaupt, die das dann so weit hinbekommen.

Weil sie, sagen wir mal, O-Beine, X-Beine haben. Eine andere Muskulatur, eine andere Fettverbrennung überhaupt.

Und genetisch und auch epigenetisch letztlich nicht die Grundvoraussetzung haben, dies zu erreichen.

Wenn man dann immer mehr merkt, man stagniert in der Entwicklung, wird noch weniger gegessen

und letztlich dann vielleicht auch in einer falschen Form trainiert und das führt dann sicherlich zu schweren Schäden.

Die nächste Sache, die wir haben, ist der sogennante Ab Crack, also hier diese Linie...

Erreichen tun das junge Frauen überwiegend mit der Reduzierung des Bauchfetts und zwar der des Unterhautfettgewebes.

Das Unterhautfettgewebe ist das, was am schlechtesten zu mobilisieren ist. Speziell bei Frauen.

Das heißt, auch da erreichen das die Frauen auch wieder nur über eine enorme Reduzierung der Kalorienzufuhr,

bis hin eben zur Magersucht - um an diese Fettreserven überhaupt heranzukommen.

Und dies halte ich für sehr gesundheitsschädlich mit sehr fragwürdigem Wert.

Diese Linie Alba, die wir Medizinier ja anatomisch so kennen, ist im Übrigen bei jedem auch sehr unterschiedlich angelegt.

Das heißt, Menschen, die es versuchen, werden es vielleicht niemals erreichen, weil sie niemals so aussehen werden.

Meist findet man diese Challenges nicht unbedingt auf den Accounts von Fitnessbloggern, sondern eher bei Lifestyle-Instagrammern.

Neben diesen Accounts habe ich bei Instagram auch ein paar gefunden,

die für mich eine Art Gegenbewegung zum Fitness-Wahn darstellen. Einer davon gehört Jule.

Knapp 18.000 Leute folgen ihr. Auf ihrem Account geht's unter anderem um Body Positivity.

Keine Ahnung, ich versuche halt einfach irgendwie zu zeigen: Das bin ich und ich muss nicht super viel Sport machen

und ich muss auch nicht nur Gemüse essen, wenn ich mich damit unwohl fühle.

Ich esse nun einmal super gerne Fast Food und deshalb poste ich auch sehr viel Fast Food

und hab halt diese Speckrollen am Bauch und dann poste ich die.

Ich versuche einfach den Leuten zu zeigen: Ihr könnt auch so sein, wie ihr halt seid

und das ist cool, so wie ihr seid. Das ist nämlich gut.

Warst du schon immer so, dass du gesagt hast: „Hey, ich steh da drüber” oder hat sich das erst mit der Zeit entwickelt?

Ne, das hat sich mit der Zeit erst entwickelt. Also, ich hab' sogar mit 15, 16 noch solche Shake-Diäten gemacht,

fand meine Hüften immer ganz schrecklich und hab' ständig versucht, die wegzutrainieren, meinen Bauch sowieso.

Und hab' dann aber auch irgendwann gemerkt, Sport ist nicht so mein Ding und gesund zu essen auch nicht wirklich.

Ich bin gut, so wie ich bin und muss nicht jeden Tag Sport machen, wenn mir das eigentlich überhaupt keinen Spaß macht.

Ich weiß, das ist gesund und ich zwinge mich manchmal auch wirklich dazu, Sport zu machen,

da ich merke, dass es meinem Rücken einfach gut tut, aber ich mach's jetzt nicht, um meinen Körper zu verändern.

Anders als Jule zeigen sich viele auf Instagram nicht so, wie sie tatsächlich aussehen,

sondern entscheiden sich stattdessen für ein Bild von sich, das möglichst dem Schlankheitsideal entspricht

- oft auch mit Hilfe von Apps. Wir wollen das auch mal mit einem Foto von Jule ausprobieren.

So, das ist jetzt das bearbeitete Foto. Wenn man hier unten drückt, dann kann man so springen zwischen bearbeitet und nicht bearbeitet.

Und das sieht einfach nur absurd aus...

Ich seh' einfach aus wie ein ganz anderer Mensch jetzt.

Mit der App haben wir nicht mal eine Minute für die Bearbeitung gebraucht.

Ist eine Gegenbewegung zu Trends wie diesen denn nun die richtige Reaktion?

Also, ich weiß gar nicht, ob man sich da überhaupt so krass zur Wehr setzen muss, ob man eine Gegenbewegung braucht,

denn es gibt ja Leute, die das interessiert und es gibt bestimmt auch Leute, die sich das angucken

und die das nicht triggert oder stört, die sich darüber keinen Kopf machen.

Für die ist das ja dann auch vollkommen okay. Aber es sollte auf jeden Fall irgendwie mehr Bandbreite geben,

für Leute, die das fertig macht.

Also, brauchen wir eine Gegenbewegung?

Vielleicht brauchen wir eher mehr Vielfalt und mehr Realness auf Instagram und auf YouTube

und es ist außerdem wichtig, mal so ein bisschen über das eigene Nutzungsverhalten nachzudenken.

Die Sachen, die ich mir da angucke, schaden die mir irgendwie mehr, also stressen die mich mehr,

oder sind die wirklich noch motivierend und inspirierend?

Außerdem: Wenn ihr euch so auf der Straße umguckt, die wenigsten Leute, die da unterwegs sind, sind ja wirklich super krass durchtrainiert.

Und wie auch schon der Sportmediziner gesagt hat, das ist wirklich nur ein sehr geringer Prozentsatz der Leute, die so aussehen.

Und die findet man sehr, sehr konzentriert auf Instagram und auf YouTube.

Und deswegen bekommt man als Nutzer den Eindruck, dass alle Körper so aussehen.

Was sagt ihr denn zum Fitnesstrend und findet ihr, dass wir eine Gegenbewegung brauchen?

Schreibt uns das doch mal unten in die Kommentare. Ich bin sehr gespannt und bis zum nächsten Mal.