Dämonenfluch von Hume Nisbet - 01
Zu der damaligen Zeit waren in England alle ganz verrückt nach Spiritismus, und keine einzige Party konnte sich vollständig nennen, wenn nicht neben anderen Unterhaltungen eine Geister-erschütternde Séance dargeboten wurde.
Eines Nachts war ich in das Haus eines Freundes eingeladen, welcher ein großer Anhänger sämtlicher Erscheinungsformen der unsichtbaren Welt war, und der mich um einer Expertise zu einem berühmten Trance-Medium bat. »Sowohl hübsch als auch ein Geschenk des Himmels ist dieses Mädchen, von dem ich sicher bin, dass du sie mögen wirst«, meinte er, als er bei mir anfragte.
Ich glaube nicht an der Rückkehr von Geistern, und doch meinte ich, es könnte amüsant werden, willigte ein und erschien zu dem vereinbarten Zeitpunkt. Zu jener Zeit war ich gerade von einem langen Auslandsaufenthalt zurückgekehrt, und in einem sehr heiklen Gesundheitszustand, von äußeren Eindrücken leicht beeinflussbar, und nervös in einem außergewöhnlichen Umfang.
Zur angegebenen Zeit fand ich mich also im Hause meines Freundes ein und wurde dann den dort bereits Sitzenden vorgestellt, welche sich als Zeugen dieses Phänomens versammelt hatten. Einige waren wie ich den Regeln des Tisches fremd; andere, die Fortgeschritteneren, nahmen ihre Plätze in derselben Reihenfolge ein, die sie in früheren Sitzungen bereits eingenommen hatten. Das Trancemedium war noch nicht erschienen, und während des Wartens auf ihr Kommen, ließen wir uns nieder und eröffneten die Séance mit einer Hymne.
Wir hatten gerade die zweite Strophe erreicht (seufz), als sich die Tür öffnete. Das Medium glitt hinein und ließ sich auf ihren Platz, einem freien Sitz an meiner Seite, nieder. Schließlich fiel sie mit den anderen in die letzte Strophe ein. Danach saßen wir alle regungslos mit unseren Hände auf der Tischplatte ruhend und warteten auf die erste Manifestation der unsichtbaren Welt.
Nun jedoch, obwohl ich bis jetzt meinte, dass alle diese Aufführungen sehr lächerlich seien, schien etwas in der Stille zu lauern – und durch das fahle Licht – das Gas war niedrig gedreht worden – war das Zimmer mit Schatten angefüllt. Irgendetwas an der fragilen Gestalt mit ihrem herabgesenkten Kopf an meiner Seite, ergriff mich mit einem so seltsamen Gefühl der Angst und des eisigen Schreckens, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte.
Ich bin von Natur aus nicht mit Phantasie begabt oder zu Aberglauben geneigt, aber von dem Moment an, als das junge Mädchen den Raum betreten hatte, fühlte ich mich, als ob sich eine Hand auf meine Herz gelegt hätte, eine kalte Eisenhand, um es zusammen zu pressen, damit es zu Pochen aufhöre.
Mein Gehör schien ebenfalls äußerst akurat und empfindlich geworden, so dass das Schlagen der Uhr in meiner Westentasche wie das Stampfen eines Quarz-Zerkleinerers klang, und die gepressten Atemzüge jener um mich herum, wie das laute und nerventötende Schnauben einer Dampfmaschine.
Nur wenn ich mich umdrehte, um das Trancemedium zu betrachten, beruhigte ich mich. Dann schien es wieder, als ob ein eiskalter Luftzug durch mein Gehirn schösse, was wiederum, solange er anhielt, diese schrecklichen Geräusche unterdrückte.
»Sie ist besessen«, flüsterte mein Gastgeber auf meiner anderen Seite. »Warte, sie wird gleich anfangen zu sprechen, und uns erzählen, wen wir hier neben uns haben.«
Während wir also saßen und warteten, bewegte sich der Tisch mehrmals unter unseren Händen, während in regelmäßigen Abständen ein Klopfen aus diesem heraus und von überall im Raum erklang, – eine sehr seltsame und bluterstarrende, doch irgendwie lächerliche Darbietung, welche mich halb geneigt fühlen ließ, aus Angst fortlaufen, während die andere Hälfte dazu neigte, still sitzen zu bleiben und zu lachen. Im Großen und Ganzen denke ich jedoch, hatte der Horror vollständigen Besitz von mir ergriffen.
Da erhob das Mädchen den Kopf, legte ihre Hand auf die meine und begann, in eine fremden, eintönigen, weit entfernten Stimme zu sprechen: »Dies ist mein erster Besuch, seit ich aus dem Erdenleben geschieden bin, und ihr habt mich hierher gerufen.«
Ich schauderte, als ihre Hand die meine berührte, hatte aber nicht die Kraft, sie ihrem leichten, weichen Griff zu entziehen.
»Ich bin das, was man eine verlorene Seele nennen; das heißt, ich bin nun in den untersten Sphären des Jenseits. Letzte Woche war ich noch in einem Körper, und habe meinen Tod auf die Whitechapel-Art gefunden. Ich war, was Sie eine Unglückliche nennen, ja, wahrlich, unglücklich genug. Soll ich Ihnen schildern, wie es passierte?«
Die Augen des Mediums waren geschlossen, und, ob aufgrund meiner verzerrten Einbildung oder auch nicht, sie wirkte älter und auch entschieden liederlicher, seitdem sie sich gesetzt hatte; oder besser gesagt, als ob eine leichte, hauchdünne Maske, niedrig und von Laster durchtränkt, die ehemals feinen Gesichtszüge ersetzt hätte.
Niemand sprach, und so fuhr das Trancemedium fort: »Ich war den ganzen Tag glücklos und ohne Nahrung unterwegs gewesen, so dass ich meinen geschwächten Körper durch den Schneematsch und Schlamm schleppte, denn es war den ganzen Tag feucht, und ich bis auf die Haut durchnässt – und elend, ah, zehntausend Mal elender war ich, als ich es jetzt bin, denn die Erde ist eine weit schlimmere Hölle für solche wie mich, als unsere Hölle es hier ist.
Ich lief in dieser Nacht unbehelligt an mehrere Passanten vorbei. Nicht einer von ihnen sprach mich an, denn die Arbeit war knapp während dieses Winters, und ich nehme an, ich sah nicht mehr so verlockend aus, wie ich es früher tat; nur einmal antwortete mir ein Mann mit dunklem Gesicht, mittelgroß, mit einer sanften Stimme, und viel besser gekleidet als meine üblichen Begleiter.
Er fragte mich, wohin ich ginge, und als er mich verließ, drückte er mir eine Münze in die Hand, für die ich ihm dankte. Es war gerade noch Zeit für das letzten Schankhaus, so eilte ich mich, – aber als ich in den Pub kam und einen Blick auf meine Hand warf, fand ich eine merkwürdige ausländische Münze dort, mit ausgefallenen Zeichen darauf, die der Schankwirt nicht nehmen würde, also ging ich wieder hinaus in den dunklen Nebel und Regen ohne mein Getränk.
Es hatte keinen Sinn in dieser Nacht weiterzumachen. Also wendete ich mich in Richtung des Hofes, wo meine Unterkunft war, in der Absicht, da ich ja doch kein Essen bekam, nach Hause zu gehen und zu schlafen. Als ich plötzlich spürte, wie mich etwas sanft von hinten berührte, so als ob jemand meinen Schal packte, da blieb ich stehen und drehte mich um, zu sehen, wer es wäre.
Ich war allein, und niemand in meiner Nähe, nichts als Nebel und das Halblicht der Platzlampe. Und doch fühlte ich mich, als ob mich etwas festhalte, obwohl ich nicht sehen konnte, was es war, und – dass es sich um mich herum verstärkte.
Ich versuchte zu schreien, aber konnte es nicht, da sich dieser unsichtbaren Griff um meine Kehle schloss und mich würgte, und dann fiel ich nieder, und für einen Moment war alles vergessen.