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Youtube videos, Das bedeutet Intergeschlechtlichkeit! ‼️ | Auf Klo

Das bedeutet Intergeschlechtlichkeit! ‼️ | Auf Klo

. Die Ärzte haben gesagt, es ist eine Operation und dann ist euer Mädchen ein normales Mädchen grundsätzlich.

*Titelmelodie*

Wisst ihr, was krass und einfach falsch ist?

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 500 Menschen operiert,

obwohl sie nicht krank sind und ihnen auch sonst nichts fehlt

oder die Operationen nichts besser in ihrem Leben machen.

Und das nur, weil Ärzt*innen nicht genau feststellen können,

ob jemand männlich oder weiblich ist.

Audrey ist mein Gast heute, hallo! - Hallo!

Und du hattest ja so eine Operation.

Kannst du mir erzählen, was da genau passiert ist?

Als meine Mutter schwanger war, hat sie eine Amniozentese gemacht,

also einen Test, um zu sehen, ob ich gesund bin.

Da hat man gesehen, dass das Kind XY-Chromosomensatz hat.

Das ist, was man typisch einem Jungen zuordnet.

Dann bin ich zur Welt gekommen und ich war ein Mädchen.

Da haben sie gemerkt, dass es ein Problem gibt.

Dann haben sie verschiedene Tests gemacht

und gesehen, dass ich Hoden in meinem Bauch habe.

Dass ich keinen Uterus oder all diese Sachen da habe.

Und dadurch, dass ich auch keine Babys zur Welt bringen kann.

Und gesagt, dass ich dann operiert werden muss.

Dass die Hoden weggenommen werden sollen,

weil es ein erhöhtes Risiko an Krebs gibt z.B.

Und dass man nicht weiß,

wie ich mich dann entwickeln werde mit dem Testosteron.

Ob ich dann eine männliche Pubertät bekomme.

Ich habe aber auch schon gesagt bei mir,

weil man es nicht äußerlich gesehen hat.

Bei einigen Inter-Variationen sieht man das auch äußerlich.

Dann haben sie gesagt, man kann darauf warten,

bis sie 5,6 oder 7 Jahre alt ist.

Das ist Audrey. Sie ist 26 Jahre, Schweizerin und sie ist... - Inter.

Was ist Intergeschlechtlichkeit eigentlich?

Kleiner Spoiler vorab: Es geht nicht um Geschlechtsidentität.

Und auch nicht um sexuelle Identität oder Orientierung.

Und es geht auch nicht um Geschlechtsausdruck.

Sondern es geht um Biologie.

Das biologische Geschlecht umfasst nicht nur die Genitalien,

sondern auch Hormone, Chromosomen und Gonaden, also Eierstöcke und Hoden.

Jemand mit XX-Chromosom

mit überwiegend Östrogen-Hormon und Eierstöcken gilt als weiblich.

Ein Mensch mit XY-Chromosom,

überwiegend Testosteron-Hormon und Testikel, gilt als männlich.

Bei intergeschlechtlichen Menschen können die Ebenen variieren.

Es kann Z.B. sein, dass jemand ein XX-Chromosom hat,

Hoden und eine Vulva.

Oder dass jemand mit einem Penis auch Eierstöcke hat

und v.a. Östrogen ausschüttet.

Oder dass jemand weder Hoden noch Eierstöcke hat.

Das sind nur einige Beispiele.

Die Variationen und Formen können aber ganz verschieden sein.

Leider führen Unwissen und Tabuisierung dazu,

dass die Rechte von intergeschlechtlichen Menschen

oft verletzt werden.

Auch Audrey musste nicht nur Operationen und Hormontherapien

über sich ergehen lassen.

Vor 2 Jahren machte sie eine Ärztin so wütend,

dass sie endgültig genug hatte.

Davon, dass ihr erzählt wurde, etwas sei falsch mit ihr

und davon, dass andere über ihren Körper bestimmen.

Sie vernetzte sich mit anderen intergeschlechtlichen Menschen,

gründete einen Verein und einen YouTube-Kanal

und spricht seitdem öffentlich darüber,

was alles schiefläuft in einer Welt, die in 2 Schubladen denkt.

- Ganz schön viel passiert in den letzten 2 Jahren.

Trotzdem hat sie immer noch Zeit für andere Dinge, die ihr wichtig sind.

Trifft sich mit Freund*innen, plant die nächste Reise,

oder versucht den Neujahrsvorsatz,

endlich ordentlicher zu werden, umzusetzen.

Hier, weil Audrey ihn sich gewünscht hat, ihr coolster Move ist das:

Ich hatte meine erste Operation mit 8.

Ich hatte da 2 Operationen in einem.

Das war zuerst eine Gonadektomie.

Also ich hatte kleine Hoden in meinem Bauch, und sie haben sie weggenommen.

Was ist nach der Operation passiert?

War alles so, wie sich die Ärzte das vorgestellt haben?

Nein. Leider nicht.

Das funktioniert nicht wirklich so, wie man das geplant hat.

Meinen Eltern wurde gesagt, es ist eine Operation und dann ist es okay.

Und da haben sie auch eingewilligt.

Dann schlussendlich waren es 4 große Operationen.

Und dann noch über 100 kleine Eingriffe unter Vollnarkose.

Was schon echt heftig ist für ein Kind

und eigentlich etwas, was nicht nützlich ist für meine Gesundheit.

Durch diese Gonadektomie, die erste Operation,

habe ich keine Hormone mehr produziert.

Von 8 bis 12.

Weil die Hoden eigentlich dafür zuständig waren? - Genau, ja.

Die Hormone, die sind nicht nur zuständig für die Pubertät,

es sind Wachstumshormone.

Und im Wachstum, v.a. im Kindesalter,

ist es auch für die Knochenintensität,

dass du solide, kräftige Knochen hast.

Man sieht jetzt, dass meine Knochen- intensität immer schwerer wird.

Das ist, weil ich für 4-5 Jahre absolut keine Hormone hatte.

Mit 12 musste ich mit der Pubertät anfangen,

um Brüste zu entwickeln usw.

Und dann musste ich das durch Hormontherapie nehmen.

Und das muss ich dann bis ich sterbe grundsätzlich nehmen.

Das Problem ist halt,

dass du ein ganz kleines erhöhtes Risiko auf Krebs in der Gonade hast,

ist es immer noch kein Grund... Das ist ja schon eine Gefahr,

aber die ist von 1-3 %, also wirklich ganz klein.

Aber dann gibst du Hormone,

die dann auch noch andere Krebse erregen können.

Das macht wirklich absolut gar keinen Sinn.

Was haben deine Eltern dir damals gesagt,

warum du alle paar Wochen ins Krankenhaus musst?

Meine Eltern wurde angeraten,

der Familie und mir nicht das zu erzählen.

Das könnte problematisch sein für meine Identität

oder die Familie... Keine Ahnung.

Als ich 5 Jahre alt war, 6 Jahre, habe ich immer Puppe gespielt,

mit meiner Schwester.

Und dann die Puppe immer unter das T-Shirt getan

und dann eine Geburt gegeben. - Kinder halt.

Und meine Eltern wussten ja,

dass ich keine Kinder zur Welt bringen kann.

Und dadurch haben sie mir dann gesagt, die Nachbarin,

sie hat adoptiert und sie ist ja auch nicht die Mutter von dem Baby,

das ändert eigentlich gar nichts.

Du musst dann bestimmt auch adoptieren.

Das war das erste Mal,

dass ich verstanden habe, dass ich irgendwie anders bin.

Wobei, ich habe es nicht als wirklich anders empfunden,

da die Nachbarin auch adoptiert hat.

Und dann habe ich immer mit meiner Schwester Adoption gespielt.

Wir haben die Puppen in einen Schrank getan und dann einfach sie gekauft.

- Easypeasy.

Bist du deinen Eltern böse,

dass sie dem Ganzen zugestimmt haben, was mit dir gemacht wurde?

Absolut nicht. Meine Eltern tuen mir auch ein bisschen leid.

Weil sie waren die ersten Opfer von dieser ganzen Sache.

Weil sie waren die ersten und einzigen,

die darüber Bescheid wussten von Anfang an.

Und sie hatten keine Ahnung darüber, was Inter ist.

Und sie waren einfach so alleine gelassen.

Und sie haben wirklich versucht,

das Beste zu machen mit dem kleinen Wissen, das sie hatten.

Wann ist dir aufgefallen, dass du keine Krankheit hattest?

Das erste Mal, dass ich mich wirklich bewähren musste,

dass ich nicht krank bin,

das war bei der Endokrinologin.

Das ist nicht lange her, das war im Februar 2016.

Weil es gibt viele Familien, die mehrere Fälle in der Familie haben.

Da denken die Ärzte, es ist vielleicht vererblich.

Und sie wollte den Test machen bei meiner Schwester.

Ich dachte, ja, warum nicht? Wenn das irgendwie weiterhelfen kann.

Aber ich habe trotzdem und zum Glück gefragt,

was ist das Ziel von diesem Test?

Und sie war so, weil deine Schwester kann Kinder zur Welt bringen

und wenn sie ein Kind hat wie du,

dann kann sie die richtige Wahl nehmen, also abtreiben.

- Was?! - Ja.

Ich war noch nie so wütend in meinem Leben.

Und da habe ich so gefragt, aber ist meine Existenz nichts wert?

Ich meine, ich bin nicht krank. Und sie: Doch, Sie sind krank.

Ich bin nicht krank, Sie haben mich krank gemacht.

Denn ohne diese Operationen müsste ich gar keine Hormone nehmen.

Und ich müsste nicht all diese Eingriffe haben. Ich war gesund.

Das war das erste Mal, dass ich mich da wirklich offen

damit bewegen musste, dass ich nicht krank bin.

Du meintest, dass du total wütend warst. Kein Wunder!

Was hat die Wut gemacht mit dir, oder wie ging es weiter?

Ich kam raus, ich war wütend,

ich war am Weinen, ich war wirklich sauer.

Und das war das erste Mal,

dass ich meinem Freundeskreis die Wahrheit gesagt habe über mich,

meine Eingriffe und all das. Also mein erstes Coming-out sozusagen.

Ich habe auch gesagt, ich möchte jetzt was dagegen machen.

Ich dachte an alle Leute, die inter sind.

Es gibt so viele Leute,

die danach depressiv sind und Selbstwertprobleme haben.

Das ist auch verständlich,

mit der ganzen Stigmatisierung vom Krankenhaus.

Dann haben wir einen Film gemacht mit dem französischen Fernsehen.

Das war das erste Mal, dass ich eine Inter-Person kennengelernt habe.

Sie ist meine jetzige beste Freundin.

Wir waren in meiner Küche und ich war so gestresst,

sie zu sehen, sie zu treffen.

Es war für sie auch das erste Mal, dass sie jemanden kennengelernt hat.

Und wir haben so viel gesprochen, für 5 Stunden.

Das war wirklich wie alle Pyjamapartys

und alle Gespräche, die du haben kannst, im Leben, aber an einem Tag.

Wenn du aufwächst, hast du immer Diskussionen mit Mädchen

über Pubertät, über der Regel, Pickel, was auch immer.

Und ich war in der Mitte

und ich konnte mit keinem mich identifizieren.

Weil ich hatte andere Erfahrungen gemacht.

Mein Körper hat anders reagiert. Ich hatte auch medizinische Erfahrungen,

die ich mit jemandem teilen wollte.

Und ich konnte das einfach nicht.

Ich habe nie gedacht, ja, ich bin ein Junge.

Ich habe mich immer

in der weiblichen Rolle eigentlich identifizieren können.

Geschlechtsmerkmale

haben eigentlich nichts mit Geschlechtsidentität zu tun.

Ich habe meinen Freundinnen gesagt, dass ich die Periode habe.

Ich habe nie darüber gesprochen.

Durch den Film habe ich dann die Inter-Community kennengelernt.

und mich auch mehr und mehr engagiert.

Ja, jetzt bin ich hier.

Was muss sich ändern,

um die Lage für Inter-Menschen besser zu machen?

Es gibt viele Sachen, die sich noch ändern müssen, leider.

Aber man muss genau wissen, was sind die Gründe dieser Operationen?

Welche Operationen möchte ich?

Und sie muss auch wissen, die Person,

was sind die Nebenwirkungen, die Risiken von diesen Operationen?

Weil es gibt welche.

Und nur, wenn all diese Faktoren wirklich bewilligt worden sind,

dann kann man eine Operation machen.

Und sonst sollte das per Gesetz verboten sein.

Ihr hattet noch ganz viele weitere Fragen an Audrey auf Instagram.

Z.B. die hier.

- Wieso werden so viele intergeschlechtliche Personen

ohne Konsens operiert, obwohl ihnen nichts fehlt?

- Das und noch mehr beantworten wir im nächsten Video am Dienstag.

Oder es ist hier oben verlinkt.

Vielen, vielen Dank, dass du bei uns warst! - Danke euch!

- Bis dann! Tschüssi! - Tschüss!

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)


Das bedeutet Intergeschlechtlichkeit! ‼️ | Auf Klo This is what intersex means! ‼️ | In loo Isto é o que significa intersexo! ‼️ | No loo

. Die Ärzte haben gesagt, es ist eine Operation . Os médicos disseram que se trata de uma operação und dann ist euer Mädchen ein normales Mädchen grundsätzlich. e depois a sua rapariga é uma rapariga normal, basicamente.

*Titelmelodie*

Wisst ihr, was krass und einfach falsch ist? Sabem o que é que está flagrante e simplesmente errado?

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 500 Menschen operiert, Todos os anos, cerca de 500 pessoas são operadas na Alemanha,

obwohl sie nicht krank sind und ihnen auch sonst nichts fehlt embora não estejam doentes e também não tenham qualquer outro problema

oder die Operationen nichts besser in ihrem Leben machen. ou as operações não fazem nada melhor nas suas vidas.

Und das nur, weil Ärzt*innen nicht genau feststellen können, E isto apenas porque os médicos não conseguem determinar com exactidão,

ob jemand männlich oder weiblich ist. se alguém é homem ou mulher.

Audrey ist mein Gast heute, hallo! - Hallo! A Audrey é a minha convidada de hoje, olá! - Olá!

Und du hattest ja so eine Operation.

Kannst du mir erzählen, was da genau passiert ist?

Als meine Mutter schwanger war, hat sie eine Amniozentese gemacht,

also einen Test, um zu sehen, ob ich gesund bin. por isso um teste para ver se sou saudável.

Da hat man gesehen, dass das Kind XY-Chromosomensatz hat. Foi então que viu que a criança tinha um conjunto de cromossomas XY.

Das ist, was man typisch einem Jungen zuordnet. É o que normalmente se atribui a um rapaz.

Dann bin ich zur Welt gekommen und ich war ein Mädchen. Depois nasci e era uma rapariga.

Da haben sie gemerkt, dass es ein Problem gibt. Foi nessa altura que se aperceberam que havia um problema.

Dann haben sie verschiedene Tests gemacht Depois fizeram vários testes

und gesehen, dass ich Hoden in meinem Bauch habe. e viu que tenho testículos na minha barriga.

Dass ich keinen Uterus oder all diese Sachen da habe. Que não tenho útero nem nada disso.

Und dadurch, dass ich auch keine Babys zur Welt bringen kann.

Und gesagt, dass ich dann operiert werden muss. E disse que eu teria de ser operado.

Dass die Hoden weggenommen werden sollen, Que os testículos devem ser retirados,

weil es ein erhöhtes Risiko an Krebs gibt z.B. porque existe um risco acrescido de cancro, por exemplo

Und dass man nicht weiß,

wie ich mich dann entwickeln werde mit dem Testosteron.

Ob ich dann eine männliche Pubertät bekomme.

Ich habe aber auch schon gesagt bei mir,

weil man es nicht äußerlich gesehen hat.

Bei einigen Inter-Variationen sieht man das auch äußerlich.

Dann haben sie gesagt, man kann darauf warten,

bis sie 5,6 oder 7 Jahre alt ist.

Das ist Audrey. Sie ist 26 Jahre, Schweizerin und sie ist... - Inter.

Was ist Intergeschlechtlichkeit eigentlich?

Kleiner Spoiler vorab: Es geht nicht um Geschlechtsidentität.

Und auch nicht um sexuelle Identität oder Orientierung.

Und es geht auch nicht um Geschlechtsausdruck.

Sondern es geht um Biologie.

Das biologische Geschlecht umfasst nicht nur die Genitalien,

sondern auch Hormone, Chromosomen und Gonaden, also Eierstöcke und Hoden.

Jemand mit XX-Chromosom

mit überwiegend Östrogen-Hormon und Eierstöcken gilt als weiblich.

Ein Mensch mit XY-Chromosom,

überwiegend Testosteron-Hormon und Testikel, gilt als männlich.

Bei intergeschlechtlichen Menschen können die Ebenen variieren.

Es kann Z.B. sein, dass jemand ein XX-Chromosom hat,

Hoden und eine Vulva.

Oder dass jemand mit einem Penis auch Eierstöcke hat

und v.a. Östrogen ausschüttet.

Oder dass jemand weder Hoden noch Eierstöcke hat.

Das sind nur einige Beispiele.

Die Variationen und Formen können aber ganz verschieden sein.

Leider führen Unwissen und Tabuisierung dazu,

dass die Rechte von intergeschlechtlichen Menschen

oft verletzt werden.

Auch Audrey musste nicht nur Operationen und Hormontherapien

über sich ergehen lassen.

Vor 2 Jahren machte sie eine Ärztin so wütend,

dass sie endgültig genug hatte.

Davon, dass ihr erzählt wurde, etwas sei falsch mit ihr

und davon, dass andere über ihren Körper bestimmen.

Sie vernetzte sich mit anderen intergeschlechtlichen Menschen,

gründete einen Verein und einen YouTube-Kanal

und spricht seitdem öffentlich darüber,

was alles schiefläuft in einer Welt, die in 2 Schubladen denkt.

- Ganz schön viel passiert in den letzten 2 Jahren.

Trotzdem hat sie immer noch Zeit für andere Dinge, die ihr wichtig sind.

Trifft sich mit Freund*innen, plant die nächste Reise,

oder versucht den Neujahrsvorsatz,

endlich ordentlicher zu werden, umzusetzen.

Hier, weil Audrey ihn sich gewünscht hat, ihr coolster Move ist das:

Ich hatte meine erste Operation mit 8.

Ich hatte da 2 Operationen in einem.

Das war zuerst eine Gonadektomie.

Also ich hatte kleine Hoden in meinem Bauch, und sie haben sie weggenommen.

Was ist nach der Operation passiert?

War alles so, wie sich die Ärzte das vorgestellt haben?

Nein. Leider nicht.

Das funktioniert nicht wirklich so, wie man das geplant hat.

Meinen Eltern wurde gesagt, es ist eine Operation und dann ist es okay.

Und da haben sie auch eingewilligt.

Dann schlussendlich waren es 4 große Operationen.

Und dann noch über 100 kleine Eingriffe unter Vollnarkose.

Was schon echt heftig ist für ein Kind

und eigentlich etwas, was nicht nützlich ist für meine Gesundheit.

Durch diese Gonadektomie, die erste Operation,

habe ich keine Hormone mehr produziert.

Von 8 bis 12.

Weil die Hoden eigentlich dafür zuständig waren? - Genau, ja.

Die Hormone, die sind nicht nur zuständig für die Pubertät,

es sind Wachstumshormone.

Und im Wachstum, v.a. im Kindesalter,

ist es auch für die Knochenintensität,

dass du solide, kräftige Knochen hast.

Man sieht jetzt, dass meine Knochen- intensität immer schwerer wird.

Das ist, weil ich für 4-5 Jahre absolut keine Hormone hatte.

Mit 12 musste ich mit der Pubertät anfangen,

um Brüste zu entwickeln usw.

Und dann musste ich das durch Hormontherapie nehmen.

Und das muss ich dann bis ich sterbe grundsätzlich nehmen.

Das Problem ist halt,

dass du ein ganz kleines erhöhtes Risiko auf Krebs in der Gonade hast,

ist es immer noch kein Grund... Das ist ja schon eine Gefahr,

aber die ist von 1-3 %, also wirklich ganz klein.

Aber dann gibst du Hormone,

die dann auch noch andere Krebse erregen können.

Das macht wirklich absolut gar keinen Sinn.

Was haben deine Eltern dir damals gesagt,

warum du alle paar Wochen ins Krankenhaus musst?

Meine Eltern wurde angeraten,

der Familie und mir nicht das zu erzählen.

Das könnte problematisch sein für meine Identität

oder die Familie... Keine Ahnung.

Als ich 5 Jahre alt war, 6 Jahre, habe ich immer Puppe gespielt,

mit meiner Schwester.

Und dann die Puppe immer unter das T-Shirt getan

und dann eine Geburt gegeben. - Kinder halt.

Und meine Eltern wussten ja,

dass ich keine Kinder zur Welt bringen kann.

Und dadurch haben sie mir dann gesagt, die Nachbarin,

sie hat adoptiert und sie ist ja auch nicht die Mutter von dem Baby,

das ändert eigentlich gar nichts.

Du musst dann bestimmt auch adoptieren.

Das war das erste Mal,

dass ich verstanden habe, dass ich irgendwie anders bin.

Wobei, ich habe es nicht als wirklich anders empfunden,

da die Nachbarin auch adoptiert hat.

Und dann habe ich immer mit meiner Schwester Adoption gespielt.

Wir haben die Puppen in einen Schrank getan und dann einfach sie gekauft.

- Easypeasy.

Bist du deinen Eltern böse,

dass sie dem Ganzen zugestimmt haben, was mit dir gemacht wurde?

Absolut nicht. Meine Eltern tuen mir auch ein bisschen leid.

Weil sie waren die ersten Opfer von dieser ganzen Sache.

Weil sie waren die ersten und einzigen,

die darüber Bescheid wussten von Anfang an.

Und sie hatten keine Ahnung darüber, was Inter ist.

Und sie waren einfach so alleine gelassen.

Und sie haben wirklich versucht,

das Beste zu machen mit dem kleinen Wissen, das sie hatten.

Wann ist dir aufgefallen, dass du keine Krankheit hattest?

Das erste Mal, dass ich mich wirklich bewähren musste,

dass ich nicht krank bin,

das war bei der Endokrinologin.

Das ist nicht lange her, das war im Februar 2016.

Weil es gibt viele Familien, die mehrere Fälle in der Familie haben.

Da denken die Ärzte, es ist vielleicht vererblich.

Und sie wollte den Test machen bei meiner Schwester.

Ich dachte, ja, warum nicht? Wenn das irgendwie weiterhelfen kann.

Aber ich habe trotzdem und zum Glück gefragt,

was ist das Ziel von diesem Test?

Und sie war so, weil deine Schwester kann Kinder zur Welt bringen

und wenn sie ein Kind hat wie du,

dann kann sie die richtige Wahl nehmen, also abtreiben.

- Was?! - Ja.

Ich war noch nie so wütend in meinem Leben.

Und da habe ich so gefragt, aber ist meine Existenz nichts wert?

Ich meine, ich bin nicht krank. Und sie: Doch, Sie sind krank.

Ich bin nicht krank, Sie haben mich krank gemacht.

Denn ohne diese Operationen müsste ich gar keine Hormone nehmen.

Und ich müsste nicht all diese Eingriffe haben. Ich war gesund.

Das war das erste Mal, dass ich mich da wirklich offen

damit bewegen musste, dass ich nicht krank bin.

Du meintest, dass du total wütend warst. Kein Wunder!

Was hat die Wut gemacht mit dir, oder wie ging es weiter?

Ich kam raus, ich war wütend,

ich war am Weinen, ich war wirklich sauer.

Und das war das erste Mal,

dass ich meinem Freundeskreis die Wahrheit gesagt habe über mich,

meine Eingriffe und all das. Also mein erstes Coming-out sozusagen.

Ich habe auch gesagt, ich möchte jetzt was dagegen machen.

Ich dachte an alle Leute, die inter sind.

Es gibt so viele Leute,

die danach depressiv sind und Selbstwertprobleme haben.

Das ist auch verständlich,

mit der ganzen Stigmatisierung vom Krankenhaus.

Dann haben wir einen Film gemacht mit dem französischen Fernsehen.

Das war das erste Mal, dass ich eine Inter-Person kennengelernt habe.

Sie ist meine jetzige beste Freundin.

Wir waren in meiner Küche und ich war so gestresst,

sie zu sehen, sie zu treffen.

Es war für sie auch das erste Mal, dass sie jemanden kennengelernt hat.

Und wir haben so viel gesprochen, für 5 Stunden.

Das war wirklich wie alle Pyjamapartys

und alle Gespräche, die du haben kannst, im Leben, aber an einem Tag.

Wenn du aufwächst, hast du immer Diskussionen mit Mädchen

über Pubertät, über der Regel, Pickel, was auch immer.

Und ich war in der Mitte

und ich konnte mit keinem mich identifizieren.

Weil ich hatte andere Erfahrungen gemacht.

Mein Körper hat anders reagiert. Ich hatte auch medizinische Erfahrungen,

die ich mit jemandem teilen wollte.

Und ich konnte das einfach nicht.

Ich habe nie gedacht, ja, ich bin ein Junge.

Ich habe mich immer

in der weiblichen Rolle eigentlich identifizieren können.

Geschlechtsmerkmale

haben eigentlich nichts mit Geschlechtsidentität zu tun.

Ich habe meinen Freundinnen gesagt, dass ich die Periode habe.

Ich habe nie darüber gesprochen.

Durch den Film habe ich dann die Inter-Community kennengelernt.

und mich auch mehr und mehr engagiert.

Ja, jetzt bin ich hier.

Was muss sich ändern,

um die Lage für Inter-Menschen besser zu machen?

Es gibt viele Sachen, die sich noch ändern müssen, leider.

Aber man muss genau wissen, was sind die Gründe dieser Operationen?

Welche Operationen möchte ich?

Und sie muss auch wissen, die Person,

was sind die Nebenwirkungen, die Risiken von diesen Operationen?

Weil es gibt welche.

Und nur, wenn all diese Faktoren wirklich bewilligt worden sind,

dann kann man eine Operation machen.

Und sonst sollte das per Gesetz verboten sein.

Ihr hattet noch ganz viele weitere Fragen an Audrey auf Instagram.

Z.B. die hier.

- Wieso werden so viele intergeschlechtliche Personen

ohne Konsens operiert, obwohl ihnen nichts fehlt?

- Das und noch mehr beantworten wir im nächsten Video am Dienstag.

Oder es ist hier oben verlinkt.

Vielen, vielen Dank, dass du bei uns warst! - Danke euch!

- Bis dann! Tschüssi! - Tschüss!

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)