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Aus dem Leben eines Taugenichts (1826), Aus dem Leben eines Taugenichts, Viertes Kapitel

Aus dem Leben eines Taugenichts, Viertes Kapitel

Nun ade, Mühle und Schloß und Portier! Nun ging's, daß mir der Wind am Hute pfiff. Rechts und links flogen Dörfer, Städte und Weingärten vorbei, daß es einem vor den Augen flimmerte; hinter mir die beiden Maler im Wagen, vor mir vier Pferde mit einem prächtigen Postillion, ich hoch oben auf dem Kutschbock, daß ich oft ellenhoch in die Höhe flog.

Das war so zugegangen: Als wir vor B. ankommen, kommt schon am Dorfe ein langer, dürrer grämlicher Herr im grünen Flauschrock uns entgegen, macht viele Bücklinge vor den Herrn Malern und führt uns in das Dorf hinein. Da stand unter den hohen Linden vor dem Posthause schon ein prächtiger Wagen mit vier Postpferden bespannt. Herr Leonhard meinte unterwegs, ich hätte meine Kleider ausgewachsen. Er holte daher geschwind andere aus seinem Mantelsack hervor, und ich mußte einen ganz neuen schönen Frack und Weste anziehen, die mir sehr vornehm zu Gesicht standen, nur daß mir alles zu lang und weit war und ordentlich um mich herumschlotterte. Auch einen ganz neuen Hut bekam ich, der funkelte in der Sonne, als wär er mit frischer Butter überschmiert. Dann nahm der fremde, grämliche Herr die beiden Pferde der Maler am Zügel, die Maler sprangen in den Wagen, ich auf den Bock, und so flogen wir schon fort, als eben der Postmeister mit der Schlafmütze aus dem Fenster guckte. Der Postillion blies lustig auf dem Horne, und so ging es frisch nach Italien hinein.

Ich hatte eigentlich da droben ein prächtiges Leben, wie der Vogel in der Luft und brauchte doch dabei nicht selbst zu fliegen. Zu tun hatte ich auch weiter nichts, als Tag und Nacht auf dem Bocke zu sitzen, und bei den Wirtshäusern manchmal Essen und Trinken an den Wagen herauszubringen, denn die Maler sprachen nirgends ein, und bei Tage zogen sie die Fenster am Wagen so fest zu, als wenn die Sonne sie erstechen wollte. Nur zuweilen steckte der Herr Guido sein hübsches Köpfchen zum Wagenfenster heraus und diskurrierte freundlich mit mir, und lachte dann den Herrn Leonhard aus, der das nicht leiden wollte und jedes Mal über die langen Diskurse böse wurde. Ein paarmal hätte ich bald Verdruß bekommen mit meinem Herrn. Das eine Mal, wie ich bei schöner, sternklarer Nacht droben auf dem Bock die Geige zu spielen anfing, und sodann späterhin wegen des Schlafes. Das war aber auch ganz zum Erstaunen! Ich wollte mir doch Italien recht genau besehen, und riß die Augen alle Viertelstunden weit auf. Aber kaum hatte ich ein Weilchen so vor mich hingesehen, so verschwirrten und verwickelten sich mir die sechzehn Pferdefüße vor mir wie Filet so hin und her und übers Kreuz, daß mir die Augen gleich wieder übergingen, und zuletzt geriet ich in ein solches entsetzliches und unaufhaltsames Schlafen, daß gar kein Rat mehr war. Da mocht es Tag oder Nacht, Regen oder Sonnenschein, Tirol oder Italien sein, ich hing bald rechts bald links, bald rücklings über den Bock herunter, ja manchmal tunkte ich mit solcher Vehemenz mit dem Kopfe nach dem Boden zu, daß mir der Hut weit vom Kopfe flog, und der Herr Guido im Wagen laut aufschrie.

So war ich, ich weiß selbst nicht wie, durch halb Welschland, das sie dort Lombardei nennen, durchgekommen, als wir an einem schönen Abend vor einem Wirtshause auf dem Lande stillhielten. Die Postpferde waren in dem daranstoßenden Stationsdorfe erst nach ein paar Stunden bestellt, die Herren Maler stiegen daher aus und ließen sich in ein besonderes Zimmer führen, um hier ein wenig zu rasten und einige Briefe zu schreiben. Ich aber war sehr vergnügt darüber, und verfügte mich sogleich in die Gaststube, um endlich wieder einmal so recht mit Ruhe und Kommodität zu essen und zu trinken. Da sah es ziemlich liederlich aus. Die Mägde gingen mit zerzottelten Haaren herum, und hatten die offenen Halstücher unordentlich um das gelbe Fell hängen. Um einen runden Tisch saßen die Knechte vom Hause in blauen Überziehhemden beim Abendessen, und glotzten mich zu weilen von der Seite an. Die hatten alle kurze, dicke Haarzöpfe und sahen so recht vornehm wie die jungen Herrlein aus. – Da bist du nun, dachte ich bei mir, und aß fleißig fort, da bist du nun endlich in dem Lande, woher immer die kuriosen Leute zu unserm Herrn Pfarrer kamen, mit Mausefallen und Barometern und Bildern. Was der Mensch doch nicht alles erfährt, wenn er sich einmal hinterm Ofen hervormacht!

Wie ich noch eben so esse und meditiere, wuscht ein Männlein, das bis jetzt in einer dunklen Ecke der Stube bei seinem Glase Wein gesessen hatte, auf einmal aus seinem Winkel wie eine Spinne auf mich los. Er war ganz kurz und bucklicht, hatte aber einen großen grauslichen Kopf mit einer langen römischen Adlernase, und sparsamen roten Backenbart, und die gepuderten Haare standen ihm von allen Seiten zu Berge, als wenn der Sturmwind durchgefahren wäre. Dabei trug er einen altmodischen, verschossenen Frack, kurze plüschene Beinkleider und ganz vergilbte seidene Strümpfe. Er war einmal in Deutschland gewesen, und dachte wunder wie gut er Deutsch verstünde. Er setzte sich zu mir und frug bald das, bald jenes, während er immerfort Tabak schnupfte: ob ich der Servitore sei? wenn wir arriware? ob wir nach Roma kehn? aber das wußte ich alles selber nicht, und konnte auch sein Kauderwelsch gar nicht verstehn. »Parlez vous françois?« sagte ich endlich in meiner Angst zu ihm. Er schüttelte mit dem großen Kopfe, und das war mir sehr lieb, denn ich konnte ja auch nicht Französisch. Aber das half alles nichts. Er hatte mich einmal recht aufs Korn genommen, er frug und frug immer wieder; je mehr wir parlierten, je weniger verstand einer den andern, zuletzt wurden wir beide schon hitzig, so daß mir's manchmal vorkam, als wollte der Signor mit seiner Adlernase nach mir hacken, bis endlich die Mägde, die den babylonischen Diskurs mit angehört hatten, uns beide tüchtig auslachten. Ich aber legte schnell Messer und Gabel hin und ging vor die Haustür hinaus. Denn mir war in dem fremden Lande nicht anders, als wäre ich mit meiner deutschen Zunge tausend Klafter tief ins Meer versenkt, und allerlei unbekanntes Gewürm ringelte sich und rauschte da in der Einsamkeit um mich her, und glotzte und schnappte nach mir.

Draußen war eine warme Sommernacht, so recht um gassatim zu gehen (d.h. auf der Straße zu gehen). Weit von den Weinbergen herüber hörte man noch zuweilen einen Winzer singen, dazwischen blitzte es manchmal von ferne, und die ganze Gegend zitterte und säuselte im Mondschein. Ja manchmal kam es mir vor, als schlüpfte eine lange dunkle Gestalt hinter den Haselnußsträuchen vor dem Hause vorüber und guckte durch die Zweige, dann war alles auf einmal wieder still. – Da trat der Herr Guido eben auf den Balkon des Wirtshauses heraus. Er bemerkte mich nicht, und spielte sehr geschickt auf einer Zither, die er im Hause gefunden haben mußte, und sang dann dazu wie eine Nachtigall:

»Schweigt der Menschen laute Lust:

Rauscht die Erde wie in Träumen

Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewußt,

Alte Zeiten, linde Trauer,

Und es schweifen leise Schauer

Wetterleuchtend durch die Brust.«

Ich weiß nicht, ob er noch mehr gesungen haben mag, denn ich hatte mich auf die Bank vor der Haustür hingestreckt, und schlief in der lauen Nacht vor großer Ermüdung fest ein.

Es mochten wohl ein paar Stunden ins Land gegangen sein, als mich ein Posthorn aufweckte, das lange Zeit lustig in meine Träume hereinblies, ehe ich mich völlig besinnen konnte. Ich sprang endlich auf, der Tag dämmerte schon an den Bergen, und die Morgenkühle rieselte mir durch alle Glieder. Da fiel mir erst ein, daß wir ja um diese Zeit schon wieder weit fort sein wollten. Aha, dachte ich, heut ist einmal das Wecken und Auslachen an mir. Wie wird der Herr Guido mit dem verschlafenen Lockenkopfe herausfahren, wenn er mich draußen hört! So ging ich in den kleinen Garten am Hause dicht unter die Fenster, wo meine Herren wohnten, dehnte mich noch einmal recht ins Morgenrot hinein und sang fröhlichen Mutes:

»Wenn der Hoppevogel schreit,

Ist der Tag nicht mehr weit,

Wenn die Sonne sich auftut,

Schmeckt der Schlaf noch so gut!«

Das Fenster war offen, aber es blieb alles still oben, nur der Nachtwind ging noch durch die Weinranken, die sich bis in das Fenster hineinstreckten. – »Nun, was soll denn das wieder bedeuten?« rief ich voll Erstaunen aus, und lief in das Haus und durch die stillen Gänge nach der Stube zu. Aber da gab es mir einen rechten Stich ins Herz. Denn wie ich die Tür aufreiße, ist alles leer, darin kein Frack, kein Hut, kein Stiefel. – Nur die Zither, auf der Herr Guido gestern gespielt hatte, hing an der Wand, auf dem Tische mitten in der Stube lag ein schöner voller Geldbeutel, worauf ein Zettel geklebt war. Ich hielt ihn näher ans Fenster, und traute meinen Augen kaum, es stand wahrhaftig mit großen Buchstaben darauf: »Für den Herrn Einnehmer!«

Was war mir aber das alles nütze, wenn ich meine lieben lustigen Herrn nicht wiederfand? Ich schob den Beutel in meine tiefe Rocktasche, das plumpste wie in einen tiefen Brunnen, daß es mich ordentlich hintenüber zog. Dann rannte ich hinaus, machte einen großen Lärm und weckte alle Knechte und Mägde im Hause. Die wußten gar nicht, was ich wollte, und meinten, ich wäre verrückt geworden. Dann aber verwunderten sie sich nicht wenig, als sie oben das leere Nest sahen. Niemand wußte etwas von meinen Herren. Nur die eine Magd – wie ich aus ihren Zeichen und Gestikulationen zusammenbringen konnte – hatte bemerkt, daß der Herr Guido, als er gestern abends auf dem Balkon sang, auf einmal laut aufschrie, und dann geschwind zu dem andern Herrn in das Zimmer zurückstürzte. Als sie hernach in der Nacht einmal aufwachte, hörte sie draußen Pferdegetrappel. Sie guckte durch das kleine Kammerfenster und sah den buckligen Signor, der gestern mit mir so viel gesprochen hatte, auf einem Schimmel im Mondschein quer übers Feld galoppieren, daß er immer ellenhoch überm Sattel in die Höhe flog und die Magd sich bekreuzte, weil es aussah wie ein Gespenst, das auf einem dreibeinigen Pferde reitet. – Da wußt ich nun gar nicht, was ich machen sollte.

Unterdes aber stand unser Wagen schon lange vor der Tür angespannt und der Postillion stieß ungeduldig ins Horn, daß er hätte bersten mögen, denn er mußte zur bestimmten Stunde auf der nächsten Station sein, da alles durch Laufzettel bis auf die Minute vorausbestellt war. Ich rannte noch einmal um das ganze Haus herum und rief die Maler, aber niemand gab Antwort, die Leute aus dem Hause liefen zusammen und gafften mich an, der Postillion fluchte, die Pferde schnaubten, ich, ganz verblüfft, springe endlich geschwind in den Wagen hinein, der Hausknecht schlägt die Tür hinter mir zu, der Postillion knallt und so ging's mit mir fort in die weite Welt hinein.

Aus dem Leben eines Taugenichts, Viertes Kapitel From the Life of a Good-for-Nothing, Chapter Four Dalla vita di un buono a nulla, capitolo quarto Da vida de um inútil, capítulo quatro 廢人的一生 第四章

Nun ade, Mühle und Schloß und Portier! Nun ging's, daß mir der Wind am Hute pfiff. Rechts und links flogen Dörfer, Städte und Weingärten vorbei, daß es einem vor den Augen flimmerte; hinter mir die beiden Maler im Wagen, vor mir vier Pferde mit einem prächtigen Postillion, ich hoch oben auf dem Kutschbock, daß ich oft ellenhoch in die Höhe flog.

Das war so zugegangen: Als wir vor B. ankommen, kommt schon am Dorfe ein langer, dürrer grämlicher Herr im grünen Flauschrock uns entgegen, macht viele Bücklinge vor den Herrn Malern und führt uns in das Dorf hinein. Это произошло так: Когда мы приехали к B., уже у деревни к нам подошел длинный, сухой, угрюмый господин в зеленом медвежьем пальто, много кланялся перед художниками и проводил нас в деревню. Da stand unter den hohen Linden vor dem Posthause schon ein prächtiger Wagen mit vier Postpferden bespannt. Под высокими липами перед почтовым домом уже стояла великолепная карета, запряженная четырьмя почтовыми лошадьми. Herr Leonhard meinte unterwegs, ich hätte meine Kleider ausgewachsen. По дороге мистер Леонард сказал, что я вырос из своей одежды. Er holte daher geschwind andere aus seinem Mantelsack hervor, und ich mußte einen ganz neuen schönen Frack und Weste anziehen, die mir sehr vornehm zu Gesicht standen, nur daß mir alles zu lang und weit war und ordentlich um mich herumschlotterte. Поэтому он быстро достал другие вещи из своей сумки, и мне пришлось надеть совершенно новый красивый смокинг и жилет, который очень хорошо смотрелся на мне, только все было мне слишком длинным и широким, и все вокруг меня стучалось. Auch einen ganz neuen Hut bekam ich, der funkelte in der Sonne, als wär er mit frischer Butter überschmiert. Мне также дали совершенно новую шляпу, которая сверкала на солнце, как будто ее намазали свежим маслом. Dann nahm der fremde, grämliche Herr die beiden Pferde der Maler am Zügel, die Maler sprangen in den Wagen, ich auf den Bock, und so flogen wir schon fort, als eben der Postmeister mit der Schlafmütze aus dem Fenster guckte. Затем недовольный незнакомец взял поводья у обоих лошадей художников, художники забрались в карету, я сел на колесницу, и мы уже помчались вперед, именно в этот момент почтмейстер выглянул в окно в шапке для сна. Der Postillion blies lustig auf dem Horne, und so ging es frisch nach Italien hinein. Почтальон весело затрубил в рог, и так мы свежо отправились в Италию.

Ich hatte eigentlich da droben ein prächtiges Leben, wie der Vogel in der Luft und brauchte doch dabei nicht selbst zu fliegen. На самом деле, у меня была замечательная жизнь там наверху, как птица в воздухе, и все равно мне не нужно было самому летать. Zu tun hatte ich auch weiter nichts, als Tag und Nacht auf dem Bocke zu sitzen, und bei den Wirtshäusern manchmal Essen und Trinken an den Wagen herauszubringen, denn die Maler sprachen nirgends ein, und bei Tage zogen sie die Fenster am Wagen so fest zu, als wenn die Sonne sie erstechen wollte. Мне нечего было делать, кроме как сидеть день и ночь на упряжке и иногда приносить еду и напитки к повозке у трактиров, потому что художники нигде не останавливались, и днем они так крепко закрывали окна лазурью, словно солнце хотело их убить. Nur zuweilen steckte der Herr Guido sein hübsches Köpfchen zum Wagenfenster heraus und diskurrierte freundlich mit mir, und lachte dann den Herrn Leonhard aus, der das nicht leiden wollte und jedes Mal über die langen Diskurse böse wurde. Лишь время от времени господин Гвидо высовывал свою красивую головку в окно повозки и дружелюбно беседовал со мной, а потом смеялся над господином Леонардом, который этого не терпел и каждый раз сердился на длинные разговоры. Ein paarmal hätte ich bald Verdruß bekommen mit meinem Herrn. Несколько раз я чуть не разозлился на своего господина. Das eine Mal, wie ich bei schöner, sternklarer Nacht droben auf dem Bock die Geige zu spielen anfing, und sodann späterhin wegen des Schlafes. Однажды, когда я начал играть на скрипке на бочке в прекрасную, звездную ночь, а затем из-за сна. Das war aber auch ganz zum Erstaunen! Ich wollte mir doch Italien recht genau besehen, und riß die Augen alle Viertelstunden weit auf. Я хотел хорошо рассмотреть Италию и распахивал глаза каждые пятнадцать минут. Aber kaum hatte ich ein Weilchen so vor mich hingesehen, so verschwirrten und verwickelten sich mir die sechzehn Pferdefüße vor mir wie Filet so hin und her und übers Kreuz, daß mir die Augen gleich wieder übergingen, und zuletzt geriet ich in ein solches entsetzliches und unaufhaltsames Schlafen, daß gar kein Rat mehr war. Но едва я какое-то время смотрел вперед, шестнадцать лошадиных ног запутались передо мной, как филе, взад-вперед и перекрестно, так что мои глаза снова закрылись, и в конечном итоге я погрузился в такой ужасный и неудержимый сон, что не было никакого спасения. Da mocht es Tag oder Nacht, Regen oder Sonnenschein, Tirol oder Italien sein, ich hing bald rechts bald links, bald rücklings über den Bock herunter, ja manchmal tunkte ich mit solcher Vehemenz mit dem Kopfe nach dem Boden zu, daß mir der Hut weit vom Kopfe flog, und der Herr Guido im Wagen laut aufschrie. Будь то день или ночь, дождь или солнце, Тироль или Италия, я то повисал справа, то слева, то лежа навзничь через козла, да так иногда в такой степени погружался головой вниз, что мой шляпа улетала далеко, и господин Гвидо в карете громко вскрикивал.

So war ich, ich weiß selbst nicht wie, durch halb Welschland, das sie dort Lombardei nennen, durchgekommen, als wir an einem schönen Abend vor einem Wirtshause auf dem Lande stillhielten. Не знаю как, но я уже проехал половину Вельшланда, который там называют Ломбардией, когда одним прекрасным вечером мы остановились у трактира в сельской местности. Die Postpferde waren in dem daranstoßenden Stationsdorfe erst nach ein paar Stunden bestellt, die Herren Maler stiegen daher aus und ließen sich in ein besonderes Zimmer führen, um hier ein wenig zu rasten und einige Briefe zu schreiben. Почтовые лошади были заказаны только через несколько часов в соседнем пристанционном поселке, поэтому художники вышли из машины и были проведены в специальную комнату, чтобы немного отдохнуть и написать несколько писем. Ich aber war sehr vergnügt darüber, und verfügte mich sogleich in die Gaststube, um endlich wieder einmal so recht mit Ruhe und Kommodität zu essen und zu trinken. Но я был очень рад этому и сразу же направился в салон, чтобы поесть и выпить в спокойствии и уюте. Da sah es ziemlich liederlich aus. Выглядело это довольно убого. Die Mägde gingen mit zerzottelten Haaren herum, und hatten die offenen Halstücher unordentlich um das gelbe Fell hängen. Служанки ходили с лохматыми волосами и распахнутыми платками, неряшливо свисавшими с их желтых халатов. Um einen runden Tisch saßen die Knechte vom Hause in blauen Überziehhemden beim Abendessen, und glotzten mich zu weilen von der Seite an. За ужином слуги из дома сидели вокруг круглого стола в синих комбинезонах и смотрели на меня исподлобья. Die hatten alle kurze, dicke Haarzöpfe und sahen so recht vornehm wie die jungen Herrlein aus. Все они имели короткие, толстые косички и выглядели очень изящно, как молодые господа. – Da bist du nun, dachte ich bei mir, und aß fleißig fort, da bist du nun endlich in dem Lande, woher immer die kuriosen Leute zu unserm Herrn Pfarrer kamen, mit Mausefallen und Barometern und Bildern. – Так вот ты, подумал я про себя, и продолжал усердно есть, вот ты наконец-то в стране, откуда всегда приходили странные люди к нашему пастору, с мышеловками, барометрами и картинами. Was der Mensch doch nicht alles erfährt, wenn er sich einmal hinterm Ofen hervormacht! Как много всего человек узнает, когда только выходит из-за печки!

Wie ich noch eben so esse und meditiere, wuscht ein Männlein, das bis jetzt in einer dunklen Ecke der Stube bei seinem Glase Wein gesessen hatte, auf einmal aus seinem Winkel wie eine Spinne auf mich los. Как я только сейчас ем и медитирую, маленький человечек, который до этого момента сидел в углу комнаты за своим бокалом вина, вдруг выбежал из своего угла на меня, как паук. Er war ganz kurz und bucklicht, hatte aber einen großen grauslichen Kopf mit einer langen römischen Adlernase, und sparsamen roten Backenbart, und die gepuderten Haare standen ihm von allen Seiten zu Berge, als wenn der Sturmwind durchgefahren wäre. Он был очень маленьким и горбатым, но имел большую отвратительную голову с длинным римским орлиным носом, скупым рыжим бакенбардом, и его причесанные волосы стояли дыбом со всех сторон, как будто через них прошел ураган. Dabei trug er einen altmodischen, verschossenen Frack, kurze plüschene Beinkleider und ganz vergilbte seidene Strümpfe. При этом он носил старомодный, выцветший фрак, короткие плюшевые брюки и совершенно пошарпанные шелковые носки. Er war einmal in Deutschland gewesen, und dachte wunder wie gut er Deutsch verstünde. Он когда-то был в Германии и думал, как хорошо он понимает немецкий. Er setzte sich zu mir und frug bald das, bald jenes, während er immerfort Tabak schnupfte: ob ich der Servitore sei? Он сел рядом со мной и то спрашивал то другое, все время нюхая табак: я ли слуга? wenn wir arriware? когда мы прибудем? ob wir nach Roma kehn? вернемся ли мы в Рим? aber das wußte ich alles selber nicht, und konnte auch sein Kauderwelsch gar nicht verstehn. но я сам не знал всего этого и вообще не мог понять его каудервельс. »Parlez vous françois?« sagte ich endlich in meiner Angst zu ihm. Наконец, в своем страхе я сказал ему: »Parlez vous françois?«. Er schüttelte mit dem großen Kopfe, und das war mir sehr lieb, denn ich konnte ja auch nicht Französisch. Он качал головой, и мне это очень понравилось, ведь и я не говорил по-французски. Aber das half alles nichts. Но это не помогло ни капли. Er hatte mich einmal recht aufs Korn genommen, er frug und frug immer wieder; je mehr wir parlierten, je weniger verstand einer den andern, zuletzt wurden wir beide schon hitzig, so daß mir's manchmal vorkam, als wollte der Signor mit seiner Adlernase nach mir hacken, bis endlich die Mägde, die den babylonischen Diskurs mit angehört hatten, uns beide tüchtig auslachten. Он однажды меня прилично допытывал, спрашивал снова и снова; чем больше мы беседовали, тем меньше понимал друг друга, в конце концов мы оба уже разгорячились, так что иногда мне казалось, что сэр хотел бы колоть меня своим орлиным носом, пока наконец две служанки, которые прислушивались к бабилонскому диалогу, не расхохотались над нами обоими. Ich aber legte schnell Messer und Gabel hin und ging vor die Haustür hinaus. Но я быстро положил нож и вилку и пошел к двери Denn mir war in dem fremden Lande nicht anders, als wäre ich mit meiner deutschen Zunge tausend Klafter tief ins Meer versenkt, und allerlei unbekanntes Gewürm ringelte sich und rauschte da in der Einsamkeit um mich her, und glotzte und schnappte nach mir. Потому что для меня в этой чужой стране было так, как будто я был погружен на тысячи футов своим немецким языком в море, и всякие незнакомые твари извивались и шуршали вокруг меня в одиночестве, пялясь и хлопая в мою сторону

Draußen war eine warme Sommernacht, so recht um gassatim zu gehen (d.h. Снаружи была теплая летняя ночь, такая подходящая для прогулок (что значит auf der Straße zu gehen). Weit von den Weinbergen herüber hörte man noch zuweilen einen Winzer singen, dazwischen blitzte es manchmal von ferne, und die ganze Gegend zitterte und säuselte im Mondschein. Далеко от виноградников периодически можно было услышать пение винодела, иногда мерцало вдалеке, и вся местность дрожала и шумела под лунным светом. Ja manchmal kam es mir vor, als schlüpfte eine lange dunkle Gestalt hinter den Haselnußsträuchen vor dem Hause vorüber und guckte durch die Zweige, dann war alles auf einmal wieder still. Да, иногда мне казалось, что длинная темная фигура прячется за кустами лесных орехов перед домом и выглядывает сквозь ветви; потом опять становилось тихо. – Da trat der Herr Guido eben auf den Balkon des Wirtshauses heraus. И тут же с балкона таверны вышел господин Гвидо. Er bemerkte mich nicht, und spielte sehr geschickt auf einer Zither, die er im Hause gefunden haben mußte, und sang dann dazu wie eine Nachtigall: Он меня не заметил и очень умело играл на цитре, которую, должно быть, нашел в доме, а затем пел под нее, как соловей:

»Schweigt der Menschen laute Lust: «Замолкает шум людской радости:

Rauscht die Erde wie in Träumen Шумит земля, как во снах»

Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewußt, Что едва осознает сердце,

Alte Zeiten, linde Trauer, Старые времена, нежная печаль,

Und es schweifen leise Schauer И тихо блуждают дрожи

Wetterleuchtend durch die Brust.« Молнии в груди.«

Ich weiß nicht, ob er noch mehr gesungen haben mag, denn ich hatte mich auf die Bank vor der Haustür hingestreckt, und schlief in der lauen Nacht vor großer Ermüdung fest ein. Я не знаю, продолжал ли он петь, потому что я уснул на скамейке перед дверью дома и крепко уснул в теплую ночь от усталости.

Es mochten wohl ein paar Stunden ins Land gegangen sein, als mich ein Posthorn aufweckte, das lange Zeit lustig in meine Träume hereinblies, ehe ich mich völlig besinnen konnte. Прошло, должно быть, пару часов, когда меня разбудил звук почтового рога, который долгое время весело звучал в моих мечтах, прежде чем я смог полностью прийти в себя. Ich sprang endlich auf, der Tag dämmerte schon an den Bergen, und die Morgenkühle rieselte mir durch alle Glieder. Наконец я вскочил, на горах уже смутно светал день, и утренняя прохлада пробежала сквозь все мои суставы. Da fiel mir erst ein, daß wir ja um diese Zeit schon wieder weit fort sein wollten. Тогда мне вдруг вспомнилось, что в это время мы уже должны были быть далеко отсюда. Aha, dachte ich, heut ist einmal das Wecken und Auslachen an mir. Ага, подумал я, сегодня на меня придется шутить и смеяться. Wie wird der Herr Guido mit dem verschlafenen Lockenkopfe herausfahren, wenn er mich draußen hört! Как господин Гвидо выйдет с моей спящей локонистой головы, услышав меня снаружи! So ging ich in den kleinen Garten am Hause dicht unter die Fenster, wo meine Herren wohnten, dehnte mich noch einmal recht ins Morgenrot hinein und sang fröhlichen Mutes: Так я пошел в небольшой сад у дома прямо под окна, где жили мои господа, еще раз растянулся на утреннем свете и запел весело:

»Wenn der Hoppevogel schreit, »Когда поет птица Хоппе»

Ist der Tag nicht mehr weit, День уже не за горами,

Wenn die Sonne sich auftut, Когда встаёт солнце,

Schmeckt der Schlaf noch so gut!« Спать все еще так хорошо!«

Das Fenster war offen, aber es blieb alles still oben, nur der Nachtwind ging noch durch die Weinranken, die sich bis in das Fenster hineinstreckten. Окно было открыто, но наверху было тихо, только ночной ветер продолжал проходить сквозь виноградные лозы, тянувшиеся аж до окна. – »Nun, was soll denn das wieder bedeuten?« rief ich voll Erstaunen aus, und lief in das Haus und durch die stillen Gänge nach der Stube zu. – "Ну, что это опять значит?" – воскликнул я в изумлении и побежал в дом и сквозь тихие коридоры к комнате. Aber da gab es mir einen rechten Stich ins Herz. Но тут мне пронзило сердце. Denn wie ich die Tür aufreiße, ist alles leer, darin kein Frack, kein Hut, kein Stiefel. Потому что, когда я открываю дверь, все пусто, здесь нет ни фрака, ни шляпы, ни сапога. – Nur die Zither, auf der Herr Guido gestern gespielt hatte, hing an der Wand, auf dem Tische mitten in der Stube lag ein schöner voller Geldbeutel, worauf ein Zettel geklebt war. – Только цитра, на которой играл вчера господин Гвидо, висела на стене, на столе посреди комнаты лежал красивый полный кошелек, к которому была приклеена записка. Ich hielt ihn näher ans Fenster, und traute meinen Augen kaum, es stand wahrhaftig mit großen Buchstaben darauf: »Für den Herrn Einnehmer!« Я приблизил его к окну и не поверил своим глазам, на нем действительно крупными буквами было написано: "Для господина сборщика!"

Was war mir aber das alles nütze, wenn ich meine lieben lustigen Herrn nicht wiederfand? Чем мне все это было полезно, если я не смог найти своих любимых веселых господ? Ich schob den Beutel in meine tiefe Rocktasche, das plumpste wie in einen tiefen Brunnen, daß es mich ordentlich hintenüber zog. Я положил мешок в глубокий карман пальто, он плеснулся, как в глубокий колодец, так что меня прямо занесло назад. Dann rannte ich hinaus, machte einen großen Lärm und weckte alle Knechte und Mägde im Hause. Потом я выбежал, поднял большой шум и разбудил всех слуг и горничных в доме. Die wußten gar nicht, was ich wollte, und meinten, ich wäre verrückt geworden. Они вообще не понимали, чего я хотел, и думали, что я сошел с ума. Dann aber verwunderten sie sich nicht wenig, als sie oben das leere Nest sahen. Но затем они очень удивились, увидев пустое гнездо наверху. Niemand wußte etwas von meinen Herren. Никто не знал ничего о моих господинах. Nur die eine Magd – wie ich aus ihren Zeichen und Gestikulationen zusammenbringen konnte – hatte bemerkt, daß der Herr Guido, als er gestern abends auf dem Balkon sang, auf einmal laut aufschrie, und dann geschwind zu dem andern Herrn in das Zimmer zurückstürzte. Только одна служанка - по ее знакам и жестам, которые я смогла собрать воедино, - заметила, что господин Гвидо, когда он вчера вечером пел на балконе, вдруг громко вскрикнул, а затем быстро вернулся в комнату к другому господину. Als sie hernach in der Nacht einmal aufwachte, hörte sie draußen Pferdegetrappel. Позже, когда она проснулась ночью, услышала звуки лошадей снаружи. Sie guckte durch das kleine Kammerfenster und sah den buckligen Signor, der gestern mit mir so viel gesprochen hatte, auf einem Schimmel im Mondschein quer übers Feld galoppieren, daß er immer ellenhoch überm Sattel in die Höhe flog und die Magd sich bekreuzte, weil es aussah wie ein Gespenst, das auf einem dreibeinigen Pferde reitet. Она выглянула через маленькое окно и увидела горбатого сеньора, который вчера так много разговаривал со мной, на мерине в лунном свете, галопирующего поперек поля так, что он всегда поднимался на локтевысоту над седлом и служанка сделала знак креста, потому что это выглядело как призрак, сидящий на троекоем лошади. – Da wußt ich nun gar nicht, was ich machen sollte. – Теперь я совсем не знал, что мне делать.

Unterdes aber stand unser Wagen schon lange vor der Tür angespannt und der Postillion stieß ungeduldig ins Horn, daß er hätte bersten mögen, denn er mußte zur bestimmten Stunde auf der nächsten Station sein, da alles durch Laufzettel bis auf die Minute vorausbestellt war. Тем временем наша карета уже давно стояла у двери, запряженная, и кучер начал неверяще трубить в рог, будто он мог бы разорваться, потому что он должен был быть на следующей станции в назначенное время, так как все было заказано заранее по минутам через бегунок. Ich rannte noch einmal um das ganze Haus herum und rief die Maler, aber niemand gab Antwort, die Leute aus dem Hause liefen zusammen und gafften mich an, der Postillion fluchte, die Pferde schnaubten, ich, ganz verblüfft, springe endlich geschwind in den Wagen hinein, der Hausknecht schlägt die Tür hinter mir zu, der Postillion knallt und so ging's mit mir fort in die weite Welt hinein. Я еще раз побежал вокруг всего дома и кричал на маляров, но никто не ответил, люди из дома собрались и уставились на меня, кучер ругался, лошади фыркали, я, совершенно растерянный, быстро вскочил в карету, дворецкий захлопнул дверь за мной, кучер хлопнул и вот уже я уезжал в долгое путешествие по широкому миру.