006 – West- und Eastcoast Helfergemeinde
Willkommen zu Gans am Boden. Ein Podcast von und mit Firefly.
Neulich habe ich Euch von Typen erzählt, die sich ein Hosenbein hochkrempeln. Stellt Euch vor. So einen Schnulli* habe ich neulich wiedergesehen. Diesmal aber habe ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihn darauf anzusprechen. Und nun bin ich etwas schlauer als vorher.
Es sei ein Erkennungszeichen zwischen Westcoast (englisch) und Eastcost (englisch). Da kann man mal sehen. Da habe ich so aus Unverständnis heraus Unrecht an der Mode unserer Jugendlichen ausgeübt. Da helfen unsere Jugendlichen ein paar Kinderbanden in Amerika, sich zu orientieren. Das ist also eigentlich gar keine richtige Mode, sondern Sozialdienst am amerikanischen Jungvolk.
Gut. Ich find das jetzt trotzdem nicht sonderlich toll mir hier in Europa eine ungewaschene Jungenwade anschauen zu müssen, nur weil einige ganz offensichtlich behinderte amerikanische Jugendliche mit Kompass-Komplex rumlaufen und sonst nicht wissen, wo sie sind.
Und wenn unsere Jugendlichen schon behinderten Kindern helfen wollen, dann sollen sie denen helfen, die hier wohnen. Zum Beispiel die Gruppe von Verwirrten, die sich aus Überzeugung die Haare abrasieren und in Bomberjacken randalierend durch die Gossen der Vorstadt ziehen. Die wissen auch nicht so recht, wo sie hingehören. Die glauben doch tatsächlich, die überlegene Herrenrasse zu sein. Und dabei haben die wenigsten von ihnen die mentale Fähigkeit, eins und eins zusammen zu zählen.
Damals hätte man solche Dummköpfe garantiert sofort als Kanonenfutter an die Front geschickt. Von wegen Arier! Groß und blond sollten die sein. Blauäugig und intelligent. Und was rennt hierzulande rum und grölt, sie wären Arier? Glatzköpfige, besoffene Bomberjackenträger und davon die meisten ohne wirklichen Schulabschluss. Super!
Man kann auch überhaupt nicht mehr erkennen, ob die wirklich mal blond gewesen waren. Aber was will man von den Jüngern des Reichs verlangen? Sie himmeln einen an, der auch behauptete Arier zu sein, der sogar festgelegt hat, wie ein Arier auszusehen und – wie sah er selber aus? Klein, dick, schwarzhaarig und er war zu blöd, sich den ganzen Schnäuzer abzurasieren. Aber auch diese verwirrten Kinder brauchen unsere Hilfe. Sie brauchen eine Richtung, in die sie marschieren können.
Ich persönlich wüsste schon, wo ich sie hinschicken würde. "Äh, Jungens, geht doch mal ein bisschen raus, spielen. Ja! Auf die Autobahn. Linke Spur. Und nehmt 'en (Umgspr: einen) Ball mit." Da trifft es sich auch ganz gut, dass diese rechten Volschprallos* den praktischen Brauch haben, immer einen Arm herauszustrecken. Ja, da kann man sie hinterher leicht unterm PKW hervorziehen.
Aber nun zurück zu unser Westcoast-Eastcoast-Helfergemeinde. Die sind auch nicht wirklich besser. Die hören sich Gangsterrapper an. Ehemalige Pseudoterroristen, die nun ihre kriminellen Machenschaften als Liedgut vermarkten. Tolle Wurst. Rap war mal eine Musik, die im Ghetto von armen Menschen gesungen wurde, die um brennende Mülltonnen herumstanden. Heute sitzt da ein 180 Kilogramm schwerer MC Whity-Weißmann in rosa Tarnklamotten am Pool einer Villa rum, behangen mit Goldkettchen wie ein Weihnachtsbaum. Ja und der klagt sein Leid den 25 blonden und braungebrannten Hoppelschnitten, die sich in ihren knappen Armutsbikinis in der Sonne braten. So 'ne (Umgspr: eine) scheiß Jugend wollte ich natürlich früher auch immer haben. Hm, 15 Jahre alt sein, in 'ner (Umgspr: einer) Villa mit Pool leben, 'en (Umgspr: ein) eigenes Handy besitzen, einen PC, mehrere Spielkonsolen und Designerklamotten, die sich im Preis ungefähr in der Höhe von Vatis letztem Einkommen bewegen. Dann natürlich wollte ich noch andere Sachen haben, die sich ein noch nie arbeitender Jugendlicher eigentlich nicht leisten könnte. Da ist mir natürlich klar, dass die Jungen und Mädchen von heute sich mit Alkohol, Drogen und Gewalttaten genau die gleiche scheiß Jugend besorgen wollen, wie ihre ach so tollen Vorbilder. Die Chancen, dann noch mit Gesang groß raus zu kommen sind dank DSDS* und unserem lieben Herrn Bohlen* ja schließlich bei Eins zu einer Millionen. Das lohnt sich. Und wollen wir doch mal ehrlich sein, was braucht die Welt noch dringender, als tausende weiterer Gangsterrapper, die ihre Pickel hinter Totenkopfmasken, Piratenkopftüchern und schrillen Sonnenbrillen verstecken?
Aber gesagt sei, wenn wir mit 15 besoffen rauchend auf der Straße rumgammelten, dann sahen auch wir Gewalt. Aber die sahen wir zu Hause und nicht nur auf Viva. Das war unser Vater. Und der hat uns ordentlich den Arsch versohlt. Danach hatten wir Hausarrest und einen wunden Hintern. Aber wir hatten auch was gelernt: Tue es nie wieder öffentlich.
Wenn das heute passiert und das bekiffte, besoffene und verzogene Balg Hilfe ruft, kommt sofort eine Jugendschutz-Emanzenschnepfe und Daddy ist schneller im Knast, als er gucken kann. In der Anklageschrift steht dann Freiheitsberaubung, Kindesmindeshandlung und Ausübung von unprovozierter Gewalt gegen Minderjährige.
Früher war zwar nicht alles, aber zumindestens einiges besser. Da können sich heutzutage einige 'ne (Umgspr: eine) Scheibe von abschneiden. Soviel steht schon mal fest.
Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com
Anmerkungen: Umgspr = Umgangsprache. Wird nahezu in ganz Deutschland verwendet und ist überall verständlich. Regional/Dialekt = Regional besondere Worte oder Aussprache. Werden nicht überall verstanden und sollten nicht so gesprochen werden. Erläuterungen: * Schnulli = Geringschätziger Ausdruck für jemanden, den man noch nicht für erwachsen hält. Schnulli kommt von Schnuller. * Volschprallos = Volksprallos. Ein Prallo ist jemand, der über Gebühr von sich überzeugt ist und das auch zeigt. * DSDS = Deutschland sucht den Superstar * Bohlen = Jurymitglied von DSDS * Viva = Musiksender
Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.