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Kaspar Hauser (Graded Reader), Kapitel 2. Kaspar unter Menschen

Kapitel 2. Kaspar unter Menschen

In den nächsten Tagen und Wochen versucht man ohne Erfolg das dunkle, schreckliche Rätsel um Kaspar Hauser zu lösen. Er ist nicht blöd- oder wahnsinnig. Er ist so sanft, folgsam und gutartig, dass keiner ihn für einen Wilden halten kann oder für einen Knaben, der unter den Tieren des Waldes aufgewachsen ist.

Er kennt keine Worte und Begriffe, keine alltäglichen Gegenstände und Erscheinungen der Natur. Er zeigt Abscheu gegenüber allen Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und Bedürfnissen des Lebens und hat starke Besonderheiten in seinem ganzen Wesen. Man könnte ihn für einen Bürger halten, der von einem anderen Planeten kommt und erst im reifen Alter durch ein Wunder auf die Erde herab gekommen ist.

Allein der Geruch unserer Speisen erregt in ihm einen Schauder. Ein Tropfen Wein oder Kaffee, ohne sein Wissen unter sein Wasser gemischt, verursachen in ihm Angstschweiß, Erbrechen und starke Kopfschmerzen. Auch Milch mag er nicht. Man versteckt einmal Fleisch in seinem Brot. Er riecht es sofort und zeigt darüber starke Abscheu.

Die Nacht fängt für ihn mit Sonnenuntergang an und endet mit Sonnenaufgang. Er liegt dann auf seinem Strohsack. Bei Tag sitzt er mit ausgestreckten Füßen auf dem Boden.

Als er in den ersten Tagen zum ersten Mal eine brennende Kerze vor sich sieht, zeigt er große Freude. Er greift hinein und verbrennt sich Hand und Finger, die er zu spät unter Schreien und Weinen zurückzieht.

Sie wollen ihn prüfen und hauen mit Säbeln nach ihm. Er bewegt sich nicht, weil er die Gefahr nicht erkennt.

Als man ihm einen Spiegel gibt, greift er nach seinem Spiegelbild und sucht den Menschen hinter dem Spiegel.

Menschen nennt er „Bua“ und zu Tieren sagt er „Ross“. Bei weißen Tieren zeigt er Wohlgefallen, bei schwarzen Tieren zeigt er Furcht.

Am Anfang scheinen Kaspers Seele und Sinne wie erstarrt. Dann nimmt er immer mehr von der Welt wahr. Erst nach einigen Tagen hört er die Turmuhr und die Glocken und ist sehr erstaunt. Einige Wochen später hört er die Musik einer Bauernhochzeit, die ihm sehr gut gefällt. Als man ihn neben eine laute Trommel stellt, ist er sehr erschüttert. Er bekommt Zuckungen und muss weggebracht werden.

Kaspar wird täglich auf die Polizeistation geführt, wo er einen großen Teil des Tages verbringt. Dort untersucht man ihn. Bald haben ihn alle lieb.

Weil Kaspar oft „Ross! Ross!“ ruft, schenkt ein Polizeisoldat ihm ein weißes, hölzernes Spielpferd. Als Kaspar das Pferd sieht, ist er sehr froh.

Er begrüßt es wie einen alten Freund, den er lange nicht gesehen hat und auf den er gewartet hat. Er weint mit lächelndem Gesicht und setzt sich sofort auf den Boden zu dem Pferd. Er streichelt es und schaut es die ganze Zeit an. Dann behängt er es mit bunten und goldenen Gegenständen, wie zum Beispiel Papierstücken, Bändern oder Münzen. Als er die Polizeistation verlassen soll, versucht er, das Ross mitzunehmen. Aber es ist zu schwer für ihn und er muss weinen. Jedes Mal, wenn er auf die Polizeistation kommt, setzt er sich zu seinem lieben Ross auf den Boden. Ein Polizeisoldat sagt später: „Stundenlang hat Kaspar mit seinem Ross gespielt. Er hat kein bisschen auf das geschaut, was um ihn herum passiert ist.“

Er bekommt weitere Rösser für seine Wohnung im Turm. Sie sind immer bei ihm. Auch hier sitzt Kaspar auf dem Boden und dekoriert sie mit verschiedenen Gegenständen, die er oft wechselt.

Er versucht auch, ihnen Brot zu fressen zu geben. Der Gefangenenwächter will ihm verständlich machen, dass diese Pferde nicht fressen können. Kaspar ist sicher, dass sie es können und zeigt auf die Brotkrumen an ihrer Schnauze. Sie sind dort hängen geblieben.

Einmal schläft er auf einem Pferd ein. Als er herunterfällt, verletzt er sich am Finger. Er meint, dass das Pferd ihn gebissen hat.

Tiere und Menschen unterscheidet er nur an ihrem Aussehen. Männer und Frauen unterscheidet er an der Kleidung. Die Kleidung der Frauen gefällt ihm besser, weil sie viele auffällige Farben hat. Weil er gerne Frauenkleider tragen möchte, äußert er auch später noch oft den Wunsch, ein Mädchen zu werden.

Er kann nicht verstehen, dass aus kleinen Kindern große Leute werden. Man erklärt ihm, dass er auch einmal ein Kind gewesen ist und dass er wahrscheinlich noch viel größer wird, als er schon ist. Erst als er einige Monate später die Markierungen seiner Größe an der Wand sieht, versteht er, dass er größer geworden ist.

Von Religion oder einer Dogmatik sind in seiner Seele nichts zu finden. Einige Geistliche kommen schon in den ersten Wochen nach seinem Erscheinen in Nürnberg zu ihm. Kaspar aber versteht von ihren Fragen, Reden und Predigten so viel wie ein Tier.

Als er auf dem Turm wohnt, beobachtet der Gefangenenwächter Hiltel ihn für mehrere Wochen. Dieser erzählt Folgendes über Kasper Hauser: „Er verhält sich wie ein kleines Kind und zeigt dabei die größte Natürlichkeit und Unschuld.

Anfangs hat er alles um sich herum vergessen, wenn er sich mit seinen Spielsachen beschäftigt hat. Die große Freude am Spiel war aber nur von kurzer Dauer. Als man ihm nützlichere Gegenstände gezeigt hat, hatte er an diesen mehr Interesse.

Er hatte nichts Falsches an sich. Auch als ich und meine Frau ihm zum ersten Mal die Kleidung ausgezogen haben und ihn gewaschen haben, war sein Verhalten so natürlich wie das eines Kindes.

Ich habe manchmal meinen elfjährigen Sohn Julius und meine dreijährige Tochter Margareta zu ihm gelassen. Julius hat ihn das Sprechen gelehrt, ihm Buchstaben gezeigt und versucht, ihm Begriffe zu erklären. Mit Margareta hat er anfangs sehr gern gespielt. Sie hat ihm gezeigt, wie man Glasperlen an eine Schnur reiht.“

Schon nach den ersten Tagen wird Kaspar nicht mehr als Gefangener, sondern als Kind behandelt, das Pflege und Erziehung braucht. Der Gefangenenwächter nimmt ihn mit an seinen Familientisch. Dort isst er nichts, aber er sitzt mit Hiltel und seiner Familie zusammen. Er lernt, wie man seine Hände auf menschliche Art gebraucht. Er lernt auch andere Sitten kennen und ahmt sie nach.

Er spielt gerne mit den Kindern des Wächters. Auch sie beschäftigen sich gerne mit dem gutmütigen und unwissenden Jüngling. Julius hat ihn besonders lieb und er freut sich, dass er einen so großen Burschen das Sprechen lehren kann.

Bald kommt eine Menge neugieriger Menschen zu Kaspar. Nur wenige wollen ihn nur anschauen. Manche lachen über ihn oder machen wissenschaftliche Experimente mit ihm.

Es gibt aber auch viele, die versuchen, mit ihm zu sprechen und ihn zum Sprechen zu bringen. Sie sagen ihm Worte und Redensarten vor, die er nachsprechen soll. Sie versuchen ihm durch Zeichen und Pantomime, Unbekanntes bekannt und Unverständliches verständlich zu machen.

Durch jede Sache, durch jedes Spielzeug lernt er neue Begriffe und Worte. Besonders der Kontakt mit den Menschen bringt Kaspar Hauser zum Denken und Reflektieren. Er will sich auch mitteilen können und lernt deshalb in dieser Zeit immer mehr dazu.

Zwei Wochen nach Kaspars Ankunft in Nürnberg kümmert sich Professor Daumer, ein junger Gelehrter, um seine geistige Entwicklung und Bildung.

In kurzer Zeit lernt Kasper so gut sprechen, dass er auf einfache Art seine Gedanken ausdrücken kann.

Natürlich ist seine Sprache für lange Zeit lückenhaft, arm und kindisch. Man kann nur selten mit Sicherheit wissen, was er sagen will. Der Zuhörer muss vieles erraten und durch Vermutungen ergänzen.

Der Bürgermeister Herr Binder hat als Chef der städtischen Polizei ein besonderes Interesse an Kaspar. Er lässt den Jungen fast täglich in seine Wohnung zu seiner Familie bringen. Er spricht mit Kaspar und lässt ihn sprechen. Durch viele Fragen versucht er, Auskunft über sein Leben und Erscheinen zu bekommen. Am Ende schreibt er eine Geschichte über Kaspers Leben, die am 7. Juli öffentlich gemacht wird.

Man weiß nicht, wie viel wirklich aus Kaspars Erinnerung kommt. Die Geschichte stimmt aber im Großen und Ganzen mit dem überein, was Hauser später selbst schreibt und dem Autor dieses Buches in verschiedenen Situationen erzählt.


Kapitel 2. Kaspar unter Menschen Chapter 2. Kaspar among people Capítulo 2. Kaspar entre la gente Chapitre 2 : Kaspar parmi les hommes Capitolo 2. Kaspar tra la gente 第2章 人々の中のカスパー Rozdział 2. Kaspar wśród ludzi Capítulo 2 - Kaspar entre as pessoas Глава 2. Каспар среди людей Bölüm 2. Kaspar insanlar arasında 第二章人与人之间的加斯帕 第2章 人與人之間的加斯帕

In den nächsten Tagen und Wochen versucht man ohne Erfolg das dunkle, schreckliche Rätsel um Kaspar Hauser zu lösen. Er ist nicht blöd- oder wahnsinnig. Er ist so sanft, folgsam und gutartig, dass keiner ihn für einen Wilden halten kann oder für einen Knaben, der unter den Tieren des Waldes aufgewachsen ist. È così gentile, obbediente e benevolo che nessuno potrebbe scambiarlo per un selvaggio o un ragazzo cresciuto tra gli animali della foresta.

Er kennt keine Worte und Begriffe, keine alltäglichen Gegenstände und Erscheinungen der Natur. He knows no words and concepts, no everyday objects and phenomena of nature. Er zeigt Abscheu gegenüber allen Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und Bedürfnissen des Lebens und hat starke Besonderheiten in seinem ganzen Wesen. He shows disgust for all habits, comforts and needs of life and has strong peculiarities in his whole being. Mostra avversione verso tutte le abitudini, le comodità e i bisogni della vita e presenta forti peculiarità in tutto il suo essere. Man könnte ihn für einen Bürger halten, der von einem anderen Planeten kommt und erst im reifen Alter durch ein Wunder auf die Erde herab gekommen ist. He could be mistaken for a citizen who comes from another planet and only came down to earth by a miracle at a ripe old age. Potrebbe essere scambiato per un cittadino di un altro pianeta che è sceso miracolosamente sulla terra solo in età matura.

Allein der Geruch unserer Speisen erregt in ihm einen Schauder. Il solo odore del nostro cibo lo fa rabbrividire. Ein Tropfen Wein oder Kaffee, ohne sein Wissen unter sein Wasser gemischt, verursachen in ihm Angstschweiß, Erbrechen und starke Kopfschmerzen. A drop of wine or coffee, without his knowledge mixed with his water, cause in him anxiety sweat, vomiting and severe headache. Una goccia di vino o di caffè, mescolata a sua insaputa nell'acqua, gli provoca sudore freddo, vomito e forte mal di testa. Auch Milch mag er nicht. Non gli piace nemmeno il latte. Man versteckt einmal Fleisch in seinem Brot. Er riecht es sofort und zeigt darüber starke Abscheu.

Die Nacht fängt für ihn mit Sonnenuntergang an und endet mit Sonnenaufgang. For him, the night begins at sunset and ends at sunrise. Er liegt dann auf seinem Strohsack. He then lies on his straw sack. Bei Tag sitzt er mit ausgestreckten Füßen auf dem Boden. By day, he sits on the ground with his feet outstretched.

Als er in den ersten Tagen zum ersten Mal eine brennende Kerze vor sich sieht, zeigt er große Freude. Quando vede una candela accesa davanti a sé per la prima volta nei primi giorni, mostra una grande gioia. Er greift hinein und verbrennt sich Hand und Finger, die er zu spät unter Schreien und Weinen zurückzieht. He reaches in and burns his hand and fingers, which he pulls back too late, screaming and crying. Allunga la mano e si brucia la mano e le dita, che tira indietro troppo tardi, urlando e piangendo.

Sie wollen ihn prüfen und hauen mit Säbeln nach ihm. They want to test him and cut him with sabers. Vogliono metterlo alla prova e colpirlo con le sciabole. Er bewegt sich nicht, weil er die Gefahr nicht erkennt.

Als man ihm einen Spiegel gibt, greift er nach seinem Spiegelbild und sucht den Menschen hinter dem Spiegel. Quando gli viene dato uno specchio, raggiunge il suo riflesso e cerca la persona dietro lo specchio.

Menschen nennt er „Bua“ und zu Tieren sagt er „Ross“. Chiama le persone "Bua" e gli animali "Ross". Bei weißen Tieren zeigt er Wohlgefallen, bei schwarzen Tieren zeigt er Furcht.

Am Anfang scheinen Kaspers Seele und Sinne wie erstarrt. All'inizio, l'anima e i sensi di Kasper sembrano congelati. Dann nimmt er immer mehr von der Welt wahr. Poi percepisce sempre di più il mondo. Erst nach einigen Tagen hört er die Turmuhr und die Glocken und ist sehr erstaunt. Einige Wochen später hört er die Musik einer Bauernhochzeit, die ihm sehr gut gefällt. Qualche settimana dopo, sente la musica di un matrimonio contadino, che gli piace molto. Als man ihn neben eine laute Trommel stellt, ist er sehr erschüttert. Er bekommt Zuckungen und muss weggebracht werden. He starts twitching and has to be taken away. Ha le convulsioni e deve essere portato via.

Kaspar wird täglich auf die Polizeistation geführt, wo er einen großen Teil des Tages verbringt. Kaspar is taken to the police station every day, where he spends a large part of the day. Kaspar viene portato ogni giorno alla stazione di polizia, dove trascorre gran parte della giornata. Dort untersucht man ihn. There they examine him. Bald haben ihn alle lieb. Soon everyone loves him.

Weil Kaspar oft „Ross! Ross!“ ruft, schenkt ein Polizeisoldat ihm ein weißes, hölzernes Spielpferd. Als Kaspar das Pferd sieht, ist er sehr froh.

Er begrüßt es wie einen alten Freund, den er lange nicht gesehen hat und auf den er gewartet hat. Lo saluta come un vecchio amico che non vede da tempo e che sta aspettando. Er weint mit lächelndem Gesicht und setzt sich sofort auf den Boden zu dem Pferd. He cries with a smiling face and immediately sits on the ground with the horse. Piange con il sorriso sulle labbra e si siede subito a terra accanto al cavallo. Er streichelt es und schaut es die ganze Zeit an. He strokes it and looks at it all the time. Dann behängt er es mit bunten und goldenen Gegenständen, wie zum Beispiel Papierstücken, Bändern oder Münzen. Then he hangs it with colorful and golden objects, such as pieces of paper, ribbons or coins. Poi lo decora con oggetti colorati e dorati, come pezzi di carta, nastri o monete. Als er die Polizeistation verlassen soll, versucht er, das Ross mitzunehmen. Aber es ist zu schwer für ihn und er muss weinen. Ma è troppo difficile per lui e deve piangere. Jedes Mal, wenn er auf die Polizeistation kommt, setzt er sich zu seinem lieben Ross auf den Boden. Ogni volta che arriva alla stazione di polizia, si siede a terra con il suo amato destriero. Ein Polizeisoldat sagt später: „Stundenlang hat Kaspar mit seinem Ross gespielt. Er hat kein bisschen auf das geschaut, was um ihn herum passiert ist.“

Er bekommt weitere Rösser für seine Wohnung im Turm. Ottiene più cavalli per il suo appartamento nella torre. Sie sind immer bei ihm. Auch hier sitzt Kaspar auf dem Boden und dekoriert sie mit verschiedenen Gegenständen, die er oft wechselt. Anche qui Kaspar si siede sul pavimento e lo decora con vari oggetti, che cambia spesso.

Er versucht auch, ihnen Brot zu fressen zu geben. Der Gefangenenwächter will ihm verständlich machen, dass diese Pferde nicht fressen können. La guardia carceraria cerca di fargli capire che questi cavalli non possono mangiare. Kaspar ist sicher, dass sie es können und zeigt auf die Brotkrumen an ihrer Schnauze. Kaspar è sicuro che possano farcela e indica le briciole di pane sul loro muso. Sie sind dort hängen geblieben.

Einmal schläft er auf einem Pferd ein. Una volta si addormenta su un cavallo. Als er herunterfällt, verletzt er sich am Finger. Er meint, dass das Pferd ihn gebissen hat. Pensa che il cavallo lo abbia morso.

Tiere und Menschen unterscheidet er nur an ihrem Aussehen. Männer und Frauen unterscheidet er an der Kleidung. Die Kleidung der Frauen gefällt ihm besser, weil sie viele auffällige Farben hat. Weil er gerne Frauenkleider tragen möchte, äußert er auch später noch oft den Wunsch, ein Mädchen zu werden. Because he would like to wear women's clothes, he often expresses the wish to become a girl even later. Poiché gli piacerebbe indossare abiti femminili, esprime spesso il desiderio di diventare una ragazza in futuro.

Er kann nicht verstehen, dass aus kleinen Kindern große Leute werden. He can't understand how little kids become big people. Man erklärt ihm, dass er auch einmal ein Kind gewesen ist und dass er wahrscheinlich noch viel größer wird, als er schon ist. Gli viene detto che anche lui un tempo era un bambino e che probabilmente crescerà molto più di quanto non sia già. Erst als er einige Monate später die Markierungen seiner Größe an der Wand sieht, versteht er, dass er größer geworden ist. Solo quando, qualche mese dopo, vede i segni della sua altezza sul muro, si rende conto di essere diventato più alto.

Von Religion oder einer Dogmatik sind in seiner Seele nichts zu finden. Non c'è nulla di religioso o di dogmatico nella sua anima. Einige Geistliche kommen schon in den ersten Wochen nach seinem Erscheinen in Nürnberg zu ihm. Kaspar aber versteht von ihren Fragen, Reden und Predigten so viel wie ein Tier. Kaspar, however, understands as much of their questions, speeches and sermons as an animal. Ma Kaspar capisce le sue domande, i suoi discorsi e le sue prediche come un animale.

Als er auf dem Turm wohnt, beobachtet der Gefangenenwächter Hiltel ihn für mehrere Wochen. Dieser erzählt Folgendes über Kasper Hauser: „Er verhält sich wie ein kleines Kind und zeigt dabei die größte Natürlichkeit und Unschuld. Di Kasper Hauser dice: "Si comporta come un bambino piccolo e mostra la massima naturalezza e innocenza.

Anfangs hat er alles um sich herum vergessen, wenn er sich mit seinen Spielsachen beschäftigt hat. All'inizio dimenticava tutto ciò che lo circondava quando era occupato con i suoi giocattoli. Die große Freude am Spiel war aber nur von kurzer Dauer. Tuttavia, la grande gioia del gioco è durata poco. Als man ihm nützlichere Gegenstände gezeigt hat, hatte er an diesen mehr Interesse. When he was shown more useful items, he had more interest in them. Quando gli sono stati mostrati oggetti più utili, si è interessato di più.

Er hatte nichts Falsches an sich. Non c'era nulla di sbagliato in lui. Auch als ich und meine Frau ihm zum ersten Mal die Kleidung ausgezogen haben und ihn gewaschen haben, war sein Verhalten so natürlich wie das eines Kindes.

Ich habe manchmal meinen elfjährigen Sohn Julius und meine dreijährige Tochter Margareta zu ihm gelassen. A volte lasciavo con lui mio figlio Julius di undici anni e mia figlia Margareta di tre. Julius hat ihn das Sprechen gelehrt, ihm Buchstaben gezeigt und versucht, ihm Begriffe zu erklären. Julius gli insegnò a parlare, gli mostrò le lettere e cercò di spiegargli i concetti. Mit Margareta hat er anfangs sehr gern gespielt. Sie hat ihm gezeigt, wie man Glasperlen an eine Schnur reiht.“

Schon nach den ersten Tagen wird Kaspar nicht mehr als Gefangener, sondern als Kind behandelt, das Pflege und Erziehung braucht. Der Gefangenenwächter nimmt ihn mit an seinen Familientisch. Dort isst er nichts, aber er sitzt mit Hiltel und seiner Familie zusammen. Er lernt, wie man seine Hände auf menschliche Art gebraucht. Er lernt auch andere Sitten kennen und ahmt sie nach. Conosce anche altre usanze e le imita.

Er spielt gerne mit den Kindern des Wächters. Auch sie beschäftigen sich gerne mit dem gutmütigen und unwissenden Jüngling. Si divertono anche a trattare con i giovani bonari e ignoranti. Julius hat ihn besonders lieb und er freut sich, dass er einen so großen Burschen das Sprechen lehren kann.

Bald kommt eine Menge neugieriger Menschen zu Kaspar. Nur wenige wollen ihn nur anschauen. Pochi vogliono solo guardarlo. Manche lachen über ihn oder machen wissenschaftliche Experimente mit ihm. Alcuni ridono di lui o fanno esperimenti scientifici con lui.

Es gibt aber auch viele, die versuchen, mit ihm zu sprechen und ihn zum Sprechen zu bringen. Sie sagen ihm Worte und Redensarten vor, die er nachsprechen soll. Gli dicono parole e detti che deve ripetere. Sie versuchen ihm durch Zeichen und Pantomime, Unbekanntes bekannt und Unverständliches verständlich zu machen. Usano segni e pantomima per cercare di rendere familiare l'ignoto e comprensibile l'incomprensibile.

Durch jede Sache, durch jedes Spielzeug lernt er neue Begriffe und Worte. Besonders der Kontakt mit den Menschen bringt Kaspar Hauser zum Denken und Reflektieren. Il contatto con le persone, in particolare, fa pensare e riflettere Kaspar Hauser. Er will sich auch mitteilen können und lernt deshalb in dieser Zeit immer mehr dazu. Vuole anche essere in grado di comunicare e quindi impara sempre di più in questo periodo.

Zwei Wochen nach Kaspars Ankunft in Nürnberg kümmert sich Professor Daumer, ein junger Gelehrter, um seine geistige Entwicklung und Bildung. Due settimane dopo l'arrivo di Kaspar a Norimberga, il professor Daumer, un giovane studioso, si occupa del suo sviluppo mentale e della sua educazione.

In kurzer Zeit lernt Kasper so gut sprechen, dass er auf einfache Art seine Gedanken ausdrücken kann. In a short time, Kasper learns to speak so well that he can express his thoughts in a simple way.

Natürlich ist seine Sprache für lange Zeit lückenhaft, arm und kindisch. Man kann nur selten mit Sicherheit wissen, was er sagen will. Der Zuhörer muss vieles erraten und durch Vermutungen ergänzen.

Der Bürgermeister Herr Binder hat als Chef der städtischen Polizei ein besonderes Interesse an Kaspar. Il sindaco Binder, in quanto capo della polizia municipale, ha un interesse particolare per Kaspar. Er lässt den Jungen fast täglich in seine Wohnung zu seiner Familie bringen. Er spricht mit Kaspar und lässt ihn sprechen. Durch viele Fragen versucht er, Auskunft über sein Leben und Erscheinen zu bekommen. Am Ende schreibt er eine Geschichte über Kaspers Leben, die am 7. Juli öffentlich gemacht wird. Alla fine, scrive una storia sulla vita di Kasper, che sarà resa pubblica il 7 luglio.

Man weiß nicht, wie viel wirklich aus Kaspars Erinnerung kommt. One does not know how much really comes from Kaspar's memory. Non sappiamo quanto di tutto ciò provenga realmente dalla memoria di Kaspar. Die Geschichte stimmt aber im Großen und Ganzen mit dem überein, was Hauser später selbst schreibt und dem Autor dieses Buches in verschiedenen Situationen erzählt. However, the story is broadly consistent with what Hauser himself later writes and tells the author of this book in various situations. Tuttavia, la storia è ampiamente coerente con quanto Hauser stesso scrive in seguito e racconta all'autore di questo libro in varie situazioni.