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yazovs stuff, Jahrtausend-Schatz: Suche nach dem Bernsteinzimmer

Jahrtausend-Schatz: Suche nach dem Bernsteinzimmer

Im Katharinenpalast bei St. Petersburg in Russland ist es zu bewundern: das Bernsteinzimmer.

„Achtes Weltwunder“ wird es genannt – ein Traum aus kostbarem Bernstein. Doch der prachtvolle Raum ist eine Rekonstruktion.

Das Original ist verschwunden und treibt seit Jahrzehnten Heerscharen von Schatzsuchern um.

Bei Kriegsende wird es zum letzten Mal gesehen - als die Rote Armee Königsberg in Ostpreußen erobert.

Dort, im Schloss, beginnt eines der größten Rätsel der Kunstgeschichte: Wo steckt der Jahrtausendschatz, das Bernsteinzimmer?

Im Königsberger Schloss, in einem der weitläufigen Gewölbekeller und unterirdischen Gänge, vermuten viele den Schlüssel zum Geheimnis.

Verpackt in Kisten sollte hier das Bernsteinzimmer den Krieg unbeschadet überstehen – und den Russen nicht in die Hände fallen. Was ist aus den Kisten geworden?

Sind sie bei den Kämpfen um Königsberg verbrannt, wurden sie von der Wehrmacht versteckt, sind sie verschüttet?

Ich bezweifle sehr, dass man das Risiko eines Abtransportes eingegangen wäre.

Ich bin der Meinung, dass das Zimmer auf dem Stadtgebiet von Königsberg zurückgeblieben ist, so wie viele andere Kunstwerke auch.

In Königsberg wurde es aber nie gefunden. Das bestärkt diejenigen, die es woanders vermuten.

Das Bernsteinzimmer war einzigartig. Es konnte kein zweites geben. Auf der ganzen Welt ist nichts ähnliches geschaffen worden.

Die Deutschen haben sicherlich alles getan, um es in den Westen zu bringen. Es befindet sich dort irgendwo, davon bin ich überzeugt.

Andere vermuten, es sei im Keller des zerstörten Schlosses verbrannt. Beweise dafür fehlen.

Wandtäfelungen aus Bernsteinmosaiken und kunstvoll geschnitzten dreidimensionalen Figuren bilden einen einzigartigen Prachtraum.

Aus diesem Stoff entstehen Legenden - und ein Mythos, der im 18. Jahrhundert seinen Anfang nimmt.

Bernstein gilt als Gold der Ostsee. An den Stränden unweit von Königsberg wird es angeschwemmt - Millionen Jahre altes Harz.

Schon früh erkannten die Küstenbewohner den Wert des edlen Gesteins. Königsberg, einst Hauptstadt des Königreichs Preußen.

Im Schloss krönte sich 1701 Hohenzollernregent Friedrich III. selbst zum ersten König der Preußen. Von ihm kam die Idee zum Bernsteinzimmer.

Es war das erste Mal, dass man ein komplettes Zimmer mit Bernstein auskleiden wollte, ganze Quadratmeter mit den winzigen Steinen schmückte. Das war außergewöhnlich.

Noch im selben Jahr beginnen die Handwerker im Charlottenburger Schloss mit den Arbeiten am Bernsteinzimmer.

1713 erbt es Friedrich Wilhelm I., ein nüchterner Regent, dem solcher Luxus fremd ist.

Der „Soldatenkönig“ verschenkt den Schatz an einen kunstliebenden Regenten - Zar Peter den Großen - und sichert sich dadurch den Beistand der russischen Großmacht.

Kostbare Geschenke vertiefen die Freundschaft – zum beidseitigen Nutzen.

Im Winter 1716 geht das Bernsteinzimmer auf seine erste Reise – in eine weit entfernte Stadt, die der Beschenkte gerade erst gegründet hat: St. Petersburg an der Newa, Peters Fenster nach Europa.

Doch schon bald schwindet das Interesse des Zaren am Bernsteinzimmer.

So bleibt die kostbare Gabe unbeachtet, bis sie 1755 eine neue Heimat findet – in der Zarenresidenz Zarskoje Selo vor den Toren der Stadt.

Im Katharinenpalast wird das Zimmer um das Sechsfache vergrößert werden.

Katharina die Große, die Zarin aus Deutschland, ergänzt das Zimmer um wertvolle florentinische Mosaike.

So wird das Bernsteinzimmer als russisch-deutsches Meisterwerk über Jahrhunderte ein Symbol gegenseitiger Verbundenheit.

Bis in einem grausamen Krieg nichts mehr davon bleibt - und das Bernsteinzimmer Ziel deutscher Kunsträuber wird.

1941 überfällt die Wehrmacht die Sowjetunion. Im September erreichen Hitlers Truppen die Stadt an der Newa, die jetzt Leningrad heißt.

Viele Kunstschätze konnten zuvor von den sowjetischen Verteidigern gesichert werden.

Das Bernsteinzimmer aber bleibt im Katharinenpalast und fällt jetzt in die Hände der Deutschen. Das wertvolle Wandgetäfel wird verpackt - in 27 Kisten.

Wieder geht das Bernsteinzimmer auf Reisen, diesmal auf Lkw der Wehrmacht als Raubgut Richtung Westen,

über tausend Kilometer - ins Reichsgebiet nach Ostpreußen – in die Provinz-Hauptstadt Königsberg.

Dort, im Schloss, soll die Beute einen neuen Platz finden. Noch scheint der Krieg hier fern. Ein trügerisches Idyll.

Für die Nazis gehört das geraubte Zimmer wie selbstverständlich zu Königsberg. Hier herrscht ein Gauleiter, der selbst im Osten Kunstschätze raubt: Erich Koch.

In der Bevölkerung selbst herrschte die Auffassung vor, das ist kein Beutegut, das ist Eigentum, das wieder zurück kehrt an den eigentlichen Platz.

Die prachtvolle Beute übt große Faszination aus.

Ich kann mich noch genau erinnern. Man kam von der linken Seite rein und dann stand man in dieser Pracht wie goldene Sonne. Es glänzte sagenhaft. Das Bernsteinzimmer war ein Traum.

Für Museumsdirektor Alfred Rohde geht mit der Ankunft des Bernsteinzimmers ein Lebenstraum in Erfüllung.

Er ist Experte für Bernstein und betrachtet das Zimmer als seinen persönlichen Schatz.

Aus Angst vor alliierten Bomben lässt er es im Frühjahr 1944 abbauen und in die tiefen Gewölbekeller des Schlosses bringen.

Von da an hat niemand mehr das Bernsteinzimmer zu Gesicht bekommen.

Im August 1944 wird Königsberg bei einem britischen Luftangriff fast vollständig zerstört. Auch das Bernsteinzimmer?

Im September 1944 schreibt Museumsdirektor Rohde, es sei bis auf sechs Sockelplatten unversehrt geblieben. Jetzt sucht er nach Ausweichquartieren.

Er will die Kisten mit dem Bernsteinzimmer sicher verwahren irgendwo in der Umgebung von Königsberg.

Doch die meisten Depots sind schon überfüllt. Er reist nach Sachsen und sucht Burgen, die sich als Versteck eignen könnten – ohne Ergebnis.

Ich habe den Eindruck, dass mein Vater es nicht sehr eilig gehabt hat, die irgendwie anderweitig unterzubringen,

da er der Meinung war, dass sie im Keller des Schlosses am sichersten aufbewahrt wurden.

In der Nacht zum 12. Januar 1945 beginnt die sowjetische Großoffensive. Die deutsche Wehrmacht hat dem nichts mehr entgegenzusetzen.

Der Fall von Königsberg ist nur noch eine Frage der Zeit. Durchhalten um jeden Preis, so die Parole des Gauleiters Erich Koch.

In dieser Situation trifft Wolfgang Rohde seinen Vater und fragt ihn nach dem Bernsteinzimmer.

Mein Vater hat mir dabei dann erklärt, dass gottseidank die Kunstgegenstände und auch das Bernsteinzimmer rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurden.

Sie sind in die Kellergewölbe des Schlosses eingelagert worden.

Doch in welchem Kellerraum im Schloss das Bernsteinzimmer versteckt ist, das hat der Vater dem Sohn nicht anvertraut.

Hier gibt es unzählige Möglichkeiten, ein Labyrinth aus Gängen, Kammern und Gewölben, die in den Plänen nicht alle präzise verzeichnet sind.

Auf jeden Fall war die Aussage meines Vaters so klar, dass es nach meiner Ansicht feststand, dass zu diesem Zeitpunkt – am 13. Januar 1945 –

sich das Bernsteinzimmer noch im Königsberger Schloss aufgehalten hat.

Kann das Bernsteinzimmer in den letzten Kriegstagen noch den Weg aus der Stadt herausgefunden haben?

Für sechs Wochen gelingt es der Wehrmacht den Weg zur Ostseeküste freizukämpfen. Ein schmaler Korridor, der einzige Fluchtweg nach Westen. Hunderttausende können noch fliehen.

Mit Schiffen über die Ostsee. Gerüchte, das Bernsteinzimmer sei mit dem Flüchtlingsschiff „Gustloff“ untergegangen, konnten nie bestätigt werden.

Dennoch könnten die Kisten den Weg über die Ostsee gefunden haben, wie viele andere Kunstwerke auch, die dann unterirdisch eingelagert werden.

So fiel den vorrückenden Amerikanern das Reichsbankgold in die Hände, als sie die vermauerten Schächte eines Kalibergwerks in Thüringen öffneten.

Auch kostbare Ölgemälde alter Meister waren dort eingelagert. Vom Bernsteinzimmer keine Spur.

Die Suche danach wird für manche zur Obsession.

Jahrzehnte ihres Lebens verbringen Schatzsucher damit, das Geheimnis zu lüften – auch mit tragischen Folgen.

Der Schacht Wittekind in der Nähe von Göttingen, ein stillgelegtes Kali-Bergwerk.

Während des Krieges dienten seine Stollen als Depot für Wertvolles aus Bibliotheken und Museen.

Wenn die Waggons an die Rampe des Schachtes Wittekind gekommen sind, dann sind wir an die Arbeit gerufen und mussten die Waggons gleich so schnell wie es möglich war leer machen...

Solche Berichte elektrisieren Georg Stein, einen Hobbyhistoriker.

Er ist der hartnäckigste unter den Bernsteinzimmersuchern. Jedem Hinweis geht er nach, seine Leidenschaft wird zum Lebensinhalt.

Steins Archiv dokumentiert drei Jahrzehnte Schatzsuche.

Im Fall Wittekind ist sich Stein ganz sicher: hier muss das Bernsteinzimmer verborgen sein.

Denn im Schacht wird Bernsteinkunst gefunden. Sie stammt aus der Königsberger Universität.

Wenn sie Königsberg verlassen hat, warum nicht auch das Bernsteinzimmer?

Georg Stein will Grabungen vornehmen lassen, verschuldet sich. Das Gelände ist unzugänglich, der Schacht verschüttet. Der Schatzsucher verzweifelt zusehends.

20. Januar 1987, Titting in der Nähe von Eichstätt. Spaziergänger machen einen grausigen Fund. Der zuständige Polizist Dieter Wermuth erinnert sich.

Die Person lag rücklings auf der Lichtung. Neben dem Körper waren verschiedene Messer mit Blutanhaftungen. Im Bauchbereich massive Schnittverletzungen.

Der Tote ist Georg Stein, der Bernsteinzimmersucher. Dieter Wermuth verständigt die Gerichtsmedizin.

Das Besondere ist, dass ein Einstich am Oberbauch erfolgte und ein Schnitt geführt wurde ohne Darmverletzung.

Und dann, das scheint aber nicht zum Todeseintritt gereicht zu haben, dann kam ein Herzstich, der schließlich zum Tod geführt hat.

Das Ergebnis der Obduktion: Stein hat Selbstmord begangen. Hohe Schulden, Jahrzehnte der Suche ohne Erfolg.

Es war das Bernsteinzimmer, das Georg Stein zum Verhängnis wurde.

Auch in der DDR wird fieberhaft nach dem Schatz gesucht. Fahnder der Staatssicherheit durchkämmen die Republik und hoffen zu finden, was dem großen Bruder Sowjetunion gehört.

Allen voran Paul Enke, Stasi-Oberstleutnant. Er leitet die geheime Suche mit Decknamen „Puschkin“.

Bei der Stasi hat Enke den Spitznamen „Genosse Bernstein“, 130 mögliche Verstecke macht er ausfindig.

Zum 60. Geburtstag wird ihm der „Kampforden“ in Gold verliehen für „...intensive Nachforschungen nach dem Verbleib des von den Faschisten geraubten Bernsteinzimmers“.

„Mit großer Geduld und Hartnäckigkeit“, so die Akte, „geht er jedem, auch dem kleinsten Hinweis nach.“ Und findet doch – nichts.

Der sowjetische Geheimdienst geht anders vor, setzt dort an, wo das Bernsteinzimmer zuletzt gesehen wurde – in Königsberg.

Im April 1945 erobert die Rote Armee die zerstörte Stadt. Das Schloss ist nur noch eine traurige Ruine.

Überall in der Stadt fahnden Rotarmisten nach verborgenen Kunstschätzen – auch nach dem Bernsteinzimmer.

Einer weiß sicher, wo es verborgen ist: Museumdirektor Alfred Rohde. Und er will sein Wissen nutzen.

Mein Vater hatte mir gesagt, dass er wichtige Informationen hätte, die er den Russen weitergeben könnte und dass ihm schon deshalb nicht soviel passieren wird.

Rohde soll den Besatzern den Weg zu den geheimen Schatzkammern zeigen. Immer wieder wird der Kunsthistoriker vorgeladen.

Er gibt viele Hinweise, verrät den Verhöroffizieren, wo sie Gemälde und Skulpturen finden können. Das größte Geheimnis aber verschweigt er: das Versteck des Bernsteinzimmers.

Er hat uns in die Irre geführt, diesen und jenen Ort gezeigt, aber irgendwie konnten ihn unsere Geheimdienste einfach nicht durchschauen.

Im Dezember `45 stirbt Alfred Rohde unerwartet - und nimmt das Wissen um das Bernsteinzimmer mit ins Grab.

Das Bernsteinzimmer gilt als verloren. Ob es in Königsberg verbrannt ist oder doch noch aus der Stadt gebracht wurde, bleibt ein Rätsel.

1979 beginnen im Katharinenpalast bei St. Petersburg die Arbeiten an der Rekonstruktion, finanziert von einem deutschen Energieversorger.

3,5 Millionen US-Dollar stellt die Firma für das große Vorhaben zur Verfügung. So entsteht Bernsteinkunst im neuen Glanz.

In diesem einzigartigen Raum lebt er weiter, der Mythos des alten, des verschwundenen Bernsteinzimmers –

ein Meisterwerk, das so viele Menschen fasziniert und noch immer manche davon träumen lässt, es doch noch zu finden.

Welche verschwundenen Schätze kennt ihr noch? Schreibt es gerne in die Kommentare und wenn Euch das Video gefallen hat, lasst ein Abo da.

Jahrtausend-Schatz: Suche nach dem Bernsteinzimmer Millennium Treasure: Search for the Amber Room Tesoro del milenio: la búsqueda de la Habitación de Ámbar Trésor du millénaire : à la recherche de la chambre d'ambre Сокровище тысячелетия: поиски Янтарной комнаты Скарб тисячоліття: пошуки Бурштинової кімнати 千年宝藏:寻找琥珀屋

Im Katharinenpalast bei St. Petersburg in Russland ist es zu bewundern: das Bernsteinzimmer.

„Achtes Weltwunder“ wird es genannt – ein Traum aus kostbarem Bernstein. Doch der prachtvolle Raum ist eine Rekonstruktion.

Das Original ist verschwunden und treibt seit Jahrzehnten Heerscharen von Schatzsuchern um.

Bei Kriegsende wird es zum letzten Mal gesehen - als die Rote Armee Königsberg in Ostpreußen erobert.

Dort, im Schloss, beginnt eines der größten Rätsel der Kunstgeschichte: Wo steckt der Jahrtausendschatz, das Bernsteinzimmer?

Im Königsberger Schloss, in einem der weitläufigen Gewölbekeller und unterirdischen Gänge, vermuten viele den Schlüssel zum Geheimnis.

Verpackt in Kisten sollte hier das Bernsteinzimmer den Krieg unbeschadet überstehen – und den Russen nicht in die Hände fallen. Was ist aus den Kisten geworden?

Sind sie bei den Kämpfen um Königsberg verbrannt, wurden sie von der Wehrmacht versteckt, sind sie verschüttet?

Ich bezweifle sehr, dass man das Risiko eines Abtransportes eingegangen wäre.

Ich bin der Meinung, dass das Zimmer auf dem Stadtgebiet von Königsberg zurückgeblieben ist, so wie viele andere Kunstwerke auch.

In Königsberg wurde es aber nie gefunden. Das bestärkt diejenigen, die es woanders vermuten.

Das Bernsteinzimmer war einzigartig. Es konnte kein zweites geben. Auf der ganzen Welt ist nichts ähnliches geschaffen worden.

Die Deutschen haben sicherlich alles getan, um es in den Westen zu bringen. Es befindet sich dort irgendwo, davon bin ich überzeugt.

Andere vermuten, es sei im Keller des zerstörten Schlosses verbrannt. Beweise dafür fehlen.

Wandtäfelungen aus Bernsteinmosaiken und kunstvoll geschnitzten dreidimensionalen Figuren bilden einen einzigartigen Prachtraum.

Aus diesem Stoff entstehen Legenden - und ein Mythos, der im 18. Jahrhundert seinen Anfang nimmt.

Bernstein gilt als Gold der Ostsee. An den Stränden unweit von Königsberg wird es angeschwemmt - Millionen Jahre altes Harz.

Schon früh erkannten die Küstenbewohner den Wert des edlen Gesteins. Königsberg, einst Hauptstadt des Königreichs Preußen.

Im Schloss krönte sich 1701 Hohenzollernregent Friedrich III. selbst zum ersten König der Preußen. Von ihm kam die Idee zum Bernsteinzimmer.

Es war das erste Mal, dass man ein komplettes Zimmer mit Bernstein auskleiden wollte, ganze Quadratmeter mit den winzigen Steinen schmückte. Das war außergewöhnlich.

Noch im selben Jahr beginnen die Handwerker im Charlottenburger Schloss mit den Arbeiten am Bernsteinzimmer.

1713 erbt es Friedrich Wilhelm I., ein nüchterner Regent, dem solcher Luxus fremd ist.

Der „Soldatenkönig“ verschenkt den Schatz an einen kunstliebenden Regenten - Zar Peter den Großen - und sichert sich dadurch den Beistand der russischen Großmacht.

Kostbare Geschenke vertiefen die Freundschaft – zum beidseitigen Nutzen.

Im Winter 1716 geht das Bernsteinzimmer auf seine erste Reise – in eine weit entfernte Stadt, die der Beschenkte gerade erst gegründet hat: St. Petersburg an der Newa, Peters Fenster nach Europa.

Doch schon bald schwindet das Interesse des Zaren am Bernsteinzimmer.

So bleibt die kostbare Gabe unbeachtet, bis sie 1755 eine neue Heimat findet – in der Zarenresidenz Zarskoje Selo vor den Toren der Stadt.

Im Katharinenpalast wird das Zimmer um das Sechsfache vergrößert werden.

Katharina die Große, die Zarin aus Deutschland, ergänzt das Zimmer um wertvolle florentinische Mosaike.

So wird das Bernsteinzimmer als russisch-deutsches Meisterwerk über Jahrhunderte ein Symbol gegenseitiger Verbundenheit.

Bis in einem grausamen Krieg nichts mehr davon bleibt - und das Bernsteinzimmer Ziel deutscher Kunsträuber wird.

1941 überfällt die Wehrmacht die Sowjetunion. Im September erreichen Hitlers Truppen die Stadt an der Newa, die jetzt Leningrad heißt.

Viele Kunstschätze konnten zuvor von den sowjetischen Verteidigern gesichert werden.

Das Bernsteinzimmer aber bleibt im Katharinenpalast und fällt jetzt in die Hände der Deutschen. Das wertvolle Wandgetäfel wird verpackt - in 27 Kisten.

Wieder geht das Bernsteinzimmer auf Reisen, diesmal auf Lkw der Wehrmacht als Raubgut Richtung Westen,

über tausend Kilometer - ins Reichsgebiet nach Ostpreußen – in die Provinz-Hauptstadt Königsberg.

Dort, im Schloss, soll die Beute einen neuen Platz finden. Noch scheint der Krieg hier fern. Ein trügerisches Idyll.

Für die Nazis gehört das geraubte Zimmer wie selbstverständlich zu Königsberg. Hier herrscht ein Gauleiter, der selbst im Osten Kunstschätze raubt: Erich Koch.

In der Bevölkerung selbst herrschte die Auffassung vor, das ist kein Beutegut, das ist Eigentum, das wieder zurück kehrt an den eigentlichen Platz.

Die prachtvolle Beute übt große Faszination aus.

Ich kann mich noch genau erinnern. Man kam von der linken Seite rein und dann stand man in dieser Pracht wie goldene Sonne. Es glänzte sagenhaft. Das Bernsteinzimmer war ein Traum.

Für Museumsdirektor Alfred Rohde geht mit der Ankunft des Bernsteinzimmers ein Lebenstraum in Erfüllung.

Er ist Experte für Bernstein und betrachtet das Zimmer als seinen persönlichen Schatz.

Aus Angst vor alliierten Bomben lässt er es im Frühjahr 1944 abbauen und in die tiefen Gewölbekeller des Schlosses bringen.

Von da an hat niemand mehr das Bernsteinzimmer zu Gesicht bekommen.

Im August 1944 wird Königsberg bei einem britischen Luftangriff fast vollständig zerstört. Auch das Bernsteinzimmer?

Im September 1944 schreibt Museumsdirektor Rohde, es sei bis auf sechs Sockelplatten unversehrt geblieben. Jetzt sucht er nach Ausweichquartieren.

Er will die Kisten mit dem Bernsteinzimmer sicher verwahren irgendwo in der Umgebung von Königsberg.

Doch die meisten Depots sind schon überfüllt. Er reist nach Sachsen und sucht Burgen, die sich als Versteck eignen könnten – ohne Ergebnis.

Ich habe den Eindruck, dass mein Vater es nicht sehr eilig gehabt hat, die irgendwie anderweitig unterzubringen,

da er der Meinung war, dass sie im Keller des Schlosses am sichersten aufbewahrt wurden.

In der Nacht zum 12. Januar 1945 beginnt die sowjetische Großoffensive. Die deutsche Wehrmacht hat dem nichts mehr entgegenzusetzen.

Der Fall von Königsberg ist nur noch eine Frage der Zeit. Durchhalten um jeden Preis, so die Parole des Gauleiters Erich Koch.

In dieser Situation trifft Wolfgang Rohde seinen Vater und fragt ihn nach dem Bernsteinzimmer.

Mein Vater hat mir dabei dann erklärt, dass gottseidank die Kunstgegenstände und auch das Bernsteinzimmer rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurden.

Sie sind in die Kellergewölbe des Schlosses eingelagert worden.

Doch in welchem Kellerraum im Schloss das Bernsteinzimmer versteckt ist, das hat der Vater dem Sohn nicht anvertraut.

Hier gibt es unzählige Möglichkeiten, ein Labyrinth aus Gängen, Kammern und Gewölben, die in den Plänen nicht alle präzise verzeichnet sind.

Auf jeden Fall war die Aussage meines Vaters so klar, dass es nach meiner Ansicht feststand, dass zu diesem Zeitpunkt – am 13. Januar 1945 –

sich das Bernsteinzimmer noch im Königsberger Schloss aufgehalten hat.

Kann das Bernsteinzimmer in den letzten Kriegstagen noch den Weg aus der Stadt herausgefunden haben?

Für sechs Wochen gelingt es der Wehrmacht den Weg zur Ostseeküste freizukämpfen. Ein schmaler Korridor, der einzige Fluchtweg nach Westen. Hunderttausende können noch fliehen.

Mit Schiffen über die Ostsee. Gerüchte, das Bernsteinzimmer sei mit dem Flüchtlingsschiff „Gustloff“ untergegangen, konnten nie bestätigt werden.

Dennoch könnten die Kisten den Weg über die Ostsee gefunden haben, wie viele andere Kunstwerke auch, die dann unterirdisch eingelagert werden.

So fiel den vorrückenden Amerikanern das Reichsbankgold in die Hände, als sie die vermauerten Schächte eines Kalibergwerks in Thüringen öffneten.

Auch kostbare Ölgemälde alter Meister waren dort eingelagert. Vom Bernsteinzimmer keine Spur.

Die Suche danach wird für manche zur Obsession.

Jahrzehnte ihres Lebens verbringen Schatzsucher damit, das Geheimnis zu lüften – auch mit tragischen Folgen.

Der Schacht Wittekind in der Nähe von Göttingen, ein stillgelegtes Kali-Bergwerk.

Während des Krieges dienten seine Stollen als Depot für Wertvolles aus Bibliotheken und Museen.

Wenn die Waggons an die Rampe des Schachtes Wittekind gekommen sind, dann sind wir an die Arbeit gerufen und mussten die Waggons gleich so schnell wie es möglich war leer machen...

Solche Berichte elektrisieren Georg Stein, einen Hobbyhistoriker.

Er ist der hartnäckigste unter den Bernsteinzimmersuchern. Jedem Hinweis geht er nach, seine Leidenschaft wird zum Lebensinhalt.

Steins Archiv dokumentiert drei Jahrzehnte Schatzsuche.

Im Fall Wittekind ist sich Stein ganz sicher: hier muss das Bernsteinzimmer verborgen sein.

Denn im Schacht wird Bernsteinkunst gefunden. Sie stammt aus der Königsberger Universität.

Wenn sie Königsberg verlassen hat, warum nicht auch das Bernsteinzimmer?

Georg Stein will Grabungen vornehmen lassen, verschuldet sich. Das Gelände ist unzugänglich, der Schacht verschüttet. Der Schatzsucher verzweifelt zusehends.

20\. Januar 1987, Titting in der Nähe von Eichstätt. Spaziergänger machen einen grausigen Fund. Der zuständige Polizist Dieter Wermuth erinnert sich.

Die Person lag rücklings auf der Lichtung. Neben dem Körper waren verschiedene Messer mit Blutanhaftungen. Im Bauchbereich massive Schnittverletzungen.

Der Tote ist Georg Stein, der Bernsteinzimmersucher. Dieter Wermuth verständigt die Gerichtsmedizin.

Das Besondere ist, dass ein Einstich am Oberbauch erfolgte und ein Schnitt geführt wurde ohne Darmverletzung.

Und dann, das scheint aber nicht zum Todeseintritt gereicht zu haben, dann kam ein Herzstich, der schließlich zum Tod geführt hat.

Das Ergebnis der Obduktion: Stein hat Selbstmord begangen. Hohe Schulden, Jahrzehnte der Suche ohne Erfolg.

Es war das Bernsteinzimmer, das Georg Stein zum Verhängnis wurde.

Auch in der DDR wird fieberhaft nach dem Schatz gesucht. Fahnder der Staatssicherheit durchkämmen die Republik und hoffen zu finden, was dem großen Bruder Sowjetunion gehört.

Allen voran Paul Enke, Stasi-Oberstleutnant. Er leitet die geheime Suche mit Decknamen „Puschkin“.

Bei der Stasi hat Enke den Spitznamen „Genosse Bernstein“, 130 mögliche Verstecke macht er ausfindig.

Zum 60. Geburtstag wird ihm der „Kampforden“ in Gold verliehen für „...intensive Nachforschungen nach dem Verbleib des von den Faschisten geraubten Bernsteinzimmers“.

„Mit großer Geduld und Hartnäckigkeit“, so die Akte, „geht er jedem, auch dem kleinsten Hinweis nach.“ Und findet doch – nichts.

Der sowjetische Geheimdienst geht anders vor, setzt dort an, wo das Bernsteinzimmer zuletzt gesehen wurde – in Königsberg.

Im April 1945 erobert die Rote Armee die zerstörte Stadt. Das Schloss ist nur noch eine traurige Ruine.

Überall in der Stadt fahnden Rotarmisten nach verborgenen Kunstschätzen – auch nach dem Bernsteinzimmer.

Einer weiß sicher, wo es verborgen ist: Museumdirektor Alfred Rohde. Und er will sein Wissen nutzen.

Mein Vater hatte mir gesagt, dass er wichtige Informationen hätte, die er den Russen weitergeben könnte und dass ihm schon deshalb nicht soviel passieren wird.

Rohde soll den Besatzern den Weg zu den geheimen Schatzkammern zeigen. Immer wieder wird der Kunsthistoriker vorgeladen.

Er gibt viele Hinweise, verrät den Verhöroffizieren, wo sie Gemälde und Skulpturen finden können. Das größte Geheimnis aber verschweigt er: das Versteck des Bernsteinzimmers.

Er hat uns in die Irre geführt, diesen und jenen Ort gezeigt, aber irgendwie konnten ihn unsere Geheimdienste einfach nicht durchschauen.

Im Dezember `45 stirbt Alfred Rohde unerwartet - und nimmt das Wissen um das Bernsteinzimmer mit ins Grab.

Das Bernsteinzimmer gilt als verloren. Ob es in Königsberg verbrannt ist oder doch noch aus der Stadt gebracht wurde, bleibt ein Rätsel.

1979 beginnen im Katharinenpalast bei St. Petersburg die Arbeiten an der Rekonstruktion, finanziert von einem deutschen Energieversorger.

3,5 Millionen US-Dollar stellt die Firma für das große Vorhaben zur Verfügung. So entsteht Bernsteinkunst im neuen Glanz.

In diesem einzigartigen Raum lebt er weiter, der Mythos des alten, des verschwundenen Bernsteinzimmers –

ein Meisterwerk, das so viele Menschen fasziniert und noch immer manche davon träumen lässt, es doch noch zu finden.

Welche verschwundenen Schätze kennt ihr noch? Schreibt es gerne in die Kommentare und wenn Euch das Video gefallen hat, lasst ein Abo da.