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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Ayahuasca: Was ist dran am Hype? Zwischen Ritual und Therapie (2/3)

Mit Jordan werden wir uns gleich in Trance atmen.

Transformational Breathwork, das ist einer von vielen Workshops in dieser Woche.

Eric macht gerade vor.

Es funktioniert folgendermaßen:

Das Ganze soll öffnen, reinigen und Blockaden lösen.

Überhaupt ist alles was wir hier machen - Yoga, Meditation, Übungen, Gruppentalks - eine

Vorbereitung auf die Ayahuasca Zeremonien.

Je gleichmäßiger ihr atmet in dieser Session, umso tiefer geht ihr und umso kraftvoller

wird der Prozess sein.

Ich darf hier kurz den Anfang filmen, dann mach ich selbst mit.

Einige der Teilnehmer beschreiben mir ihre Erfahrung danach als ähnlich beeindruckend

wie die Ayahuasca Zeremonie.

Und auch mich hat beim Atmen eine heftige Emowelle überrollt.

Danach habe ich mich total high gefühlt.

Aber nicht auf eine schlechte Art, nicht wie unter Drogen, sondern high vom Leben und von

der Liebe.

Ich glaube sowas habe ich noch nie erlebt.

Und das Einzige, was ich getan habe, war auf eine bestimmte Weise zu atmen und in bestimmten

Momenten mit meiner Stimme und meinem Körper das zu tun, wonach mir gerade war.

Wow.

Das ist wunderbar.

Ich liebe das.

In zwei Stunden beginnt die erste Zeremonie.

Kitschiger hätte die Einstimmung auf diesen Abend kaum sein können.

Drake zeigt mir noch sein Notizbuch, das er immer und überall dabeihat.

Das sind deine Ziele?

Ja, das habe ich gemacht, um mich vorzubereiten.

Meditation, Yoga, Tagebuch, kein Porno.

Nur Ernährung auf pflanzlicher Basis, keine Medikamente.

Vierzehn Tage bevor es losgeht.

Und das hast du vierzehn Tage lang gemacht?

Ja.

Kein Salz, Zucker oder Coffein, keinen Alkohol, keine scharfen Gewürze.

Nix was anregt, Sex ist auch nicht drin.

Mit dieser Diät soll Ayahuasca am besten wirken können.

Es ist der dritte Abend.

Gegen 19 Uhr werden sich alle hier hinter uns auf der Plattform versammeln.

Wer gleich krasse Bilder von Menschen die trippen oder kotzen erwartet: Fehlanzeige.

Wenn eine Kamera da ist, dann können die Menschen nicht wirklich loslassen.

Es gibt ganz viel, was in einer Zeremonie passieren kann.

Also, würdest du das mögen, dass jemand sieht, wie du dich übergibst oder vielleicht weinst?

Oder ununterbrochen eine Stunde lachst oder sowas.

Wahrscheinlich nicht, oder?

Nee, nee, das stimmt.

Vor der Reise dachte ich noch, dass Kollege Philipp und ich kein Ayahuasca nehmen werden.

Ich hatte vor kurzem eine Operation am Magen, sollte mich auf keinen Fall übergeben.

Jetzt sitzen wir doch in der Runde.

Ohne Teil des Prozesses zu sein hätten wir die Zeremonie – auch ohne Kamera - nicht

erleben dürfen.

Aber: Wir werden nur eine Miniportion Ayahuasca bekommen.

Magenfreundlich, wird mir versprochen.

Fühle in deinen Körper rein, heute Nacht kann dein Atem dein Anker sein.

Ein paar Handybilder können wir noch machen.

Dann gehen wir auf unsere Matten.

Nur ein paar Kerzen leuchten.

Wir sitzen im Kreis, später werden wir uns hinlegen.

Es ist noch warm.

Ich höre das Meeresrauschen, die Brüllaffen und ein Dauerzirpen.

Mauro und seine Assistentin singen Lieder.

Ich fühle mich behütet.

Dass andere sich übergeben, werde ich zwar mitkriegen, aber nicht negativ wahrnehmen.

Ich war kurz nach Mitternacht im Zelt, habe geschlafen, wie ein Baby.

Ich hatte Angst sowas wie einen Kater zu haben.

Aber ganz im Gegenteil: Ich fühl mich absolut klar.

Wie war's denn für dich?

Ja.

Ähm.

Super spannend war's.

Also ich… Mir ging's erstmal eine Stunde lang nicht so richtig gut, weil da habe ich

immer gedacht, ich muss gleich kotzen.

Aber das ging dann auch irgendwann weg und dann habe ich angefangen, dann kam so ein

Gefühl von: Ich muss unfassbar viel gähnen.

Also so richtig riesen groß, so wie man noch nie so gegähnt hat.

Und danach hat mich so eine Welle von Heulen überrollt.

Und das war aber richtig, richtig gut.

Also so ein gutes Heulen.

Man kann das tatsächlich relativ schwierig mit Worten beschreiben.

Mal habe ich mich gefühlt wie ein Kind, weil im Hintergrund ja immer so Gesänge waren.

Mal habe ich mich gefühlt, wie zwischen Traum und Wirklichkeit.

Dann hatte ich auch total die optischen Halluzinationen.

Es war klar, dass diese ganzen Menschen da sind in dem Raum und jedes Mal wenn da von

irgendwelchen anderen Leuten was kam, wie zum Beispiel, dass Menschen sich übergeben

haben oder irgendwie einen Laut von sich gegeben haben oder laut gegähnt oder gerülpst, dann

war das ganz komisch, dann hat es sich wie übertragen auf den Raum.

Als würde...

Das hört sich jetzt wirklich total bescheuert an...

Aber als würde so eine Energie sich übertragen und man hat diese Energie dann irgendwie mitgekriegt

und hatte dann nochmal so eine Rutsche mehr von entweder optischen Sachen oder ein Gefühl

oder einer Verbundenheit.

Also es war wirklich krass.

Ich glaube, ich könnten jetzt auch noch eine halbe Stunde länger labern.

Keine Sorge, mach ich nicht.

Die Wirkung des Minischlückchens war auf jeden Fall unerwartet intensiv.

Aber vollkommen positiv.

Drake, schläfst du noch?

Das ist dein Weckruf.

Ich bin echt gespannt ob es Drake ähnlich ging.

Meine Erfahrung war unerwartet.

Ich war ein bisschen frustriert und enttäuscht am Anfang.

Ich habe mich etwas seltsam gefühlt, ein bisschen abgehoben, ein bisschen high.

Aber ein richtiges Ayahuasca Erlebnis hatte ich bisher nicht.

Im Gegensatz zu mir hatten zwei Drittel der Teilnehmer ein „Nada Erlebnis“ – also

nichts groß gemerkt.

Im Gruppengespräch am Morgen ist die Enttäuschung spürbar.

Das Team hilft die Gefühle einzuordnen.

So ein bisschen Enttäuschung war schon zu merken.

Enttäuschung und Frustration.

Wie geht ihr damit um, also ich glaub bei euch war auch eine Spannung am Start deswegen, oder?

Ja.

Beim ersten Mal passiert es sehr häufig, dass man nichts spürt.

Aber was die meisten Menschen nicht über Ayahuasca wissen ist, dass Ayahuasca auch

ein Prozess ist.

Unser Schamane, Mauro, der nimmt auch eine gewisse Vorsicht, wenn er in eine Zeremonie

geht, besonders bei Menschen, die zum allerersten Mal Ayahuasca trinken.

Statt jede Person eine volle Dosis zu geben und die komplett wegzuhauen, wo sie vielleicht

Angst bekommen und sich dann zusammenziehen, das ist eigentlich genau das Gegenteil zu

dem, was wir wollen.

Und es ist sehr wichtig darauf zu gucken, wenn man frustriert ist, wenn man enttäuscht

ist: Okay woher kommt das?

Wir haben eine Kultur von Peak experiences entwickelt, also jeder will die nächste Peak

experience haben.

Entweder aus dem Flugzeug springen oder auf den Himalaya steigen, den Mount Everest oder

wie auch immer.

Stattdessen wirklich ein bisschen langsamer zu gehen und sich wirklich da einzufühlen

und zu schauen, wie kann das sich organisch entwickeln.

Und das ist, was wir hier machen wollen.

Dazu gehört für Adam und das Team eben auch sowas: Gruppenarbeit mit in die Augen gucken.

Auch Eyegazing genannt.

Soll helfen sich zu öffnen und zu verbinden.

Schaut in die Augen eures Gegenübers.

Ist euch das unangenehm?

Habt ihr Angst was sie sehen werden?

Werden sie euer wahres Ich sehen?

Greg macht sowas zum ersten Mal.

Und er hat sich hier zum ersten Mal in seinem Leben wirklich geöffnet und am Tag eins vor

der Gruppe über eine Diagnose gesprochen, mit der er seit seiner Jugend zu kämpfen hat.

Sicherlich gehe ich nicht davon aus, dass Ayahuasca mich heilen wird.

Aber ich hoffe, dass ich mich mental damit abfinden kann und es akzeptieren kann.

Die Kosten der Reise habe ich mir übrigens nochmal aufdröseln lassen.

Die 2.400 Euro gehen in Unterkunft, Essen, Workshops, Ayahuasca und Schamane plus Transport

und Personal.

Adam und seine Kollegen sind zur Vorbereitung eine Woche früher angereist.

Danach werden sie acht Wochen lang Nachsorge per Videocall für die Teilnehmer anbieten.

Es gibt viel Ayahuasca-Tourismus.

Ich habe das selbst erlebt in Iquitos in Peru.

Da steht der Schamane an jeder Ecke.

Richtig, für hundert Euro, heute Abend, war ganz unangenehm.

Die Menschen, die einfach nach Iquitos reisen und das noch nie gemacht haben, und wollen

für hundert Euro irgendwas machen - die verstehen das noch nicht.

Die Gefahr ist, dass du einen Schamanen hast, der vielleicht nur Geld verdienen will und

der kennt sich damit nicht aus, der hält den Raum nicht richtig.

Es gibt Vieles, was in diesem Bereich momentan ein bisschen fragwürdig ist.

Gebt einmal in der Google-Video-Suche Ayahuasca ein.

Die ersten Headlines: „Einmal sterben und zurück“, „Die Droge aus dem Regenwald“,

„Modedroge Ayahuasca“.

Der Ayahuasca-Tourismus trägt sicherlich zu diesem Bild bei.

Dass Psychedelika und pflanzliche Medizin als Drogen bezeichnet werden, das ist irreführend,

weil das Wort "Droge" vorbelastet ist und unterschiedliche Bedeutungen hat.

Aber ja, ich glaube wirklich, dass da Angst und tiefes Missverständnis gegenüber diesen

Mitteln herrschen.

Unsere indigene Geschichte ist in Vergessenheit geraten.

Heute sind viele Menschen Medikamentenabhängig und sterben sogar davon.

Das ist eine Billionenschwere globale Industrie.

Da steckt also eine ganze Menge Geld drin.

Die Pharmaindustrie will nicht die Ursache von Erkrankungen heilen, weil sie dann keine

Kunden mehr hätten, die ein Leben lang für Medikamente zahlen.

Immer und immer wieder.

Klar, dass das Thema für Jordan als Amerikaner emotional ist: Medikamentenmissbrauch ist

in den USA ein richtiges Problem.

Vor allem harte Schmerzmittel werden oft verschrieben oder sind direkt frei verkäuflich.

Die Opioid Epidemie ist die häufigste Todesursache bei Amerikanern unter 50.

Tag fünf geht zu Ende.

Die zweite Ayahuasca Nacht steht bevor.

Das was Mauro hier vorab für unsere Kamera macht, wird auch Teil der Zeremonie sein.

Die Rituale, die Ikarus – so heißen die Lieder –, das Flötenspiel: all das gehört

zu einer Zeremonie dazu und macht das Erlebnis aus.

Ich werde wieder wenig nehmen und an diesem Abend kaum etwas spüren.

Das erste Mal war für mich intensiv genug.

Und ich habe nicht das Bedürfnis, das zu toppen.

Und ja man, auch ich bin mittlerweile im Shanti Modus angekommen.

Ja irgendwie ist es alles ein bisschen hippie und esomäßig.

Aber wenn man dabei ist und mittendrin sitzt und mitmacht, dann ist das wirklich gut.

Dann tut das gut, dann macht das Spaß.

Ich bin nicht mehr angespannt, so wie am Anfang.

Ich schlafe wahnsinnig gut, was ich zuhause nicht mache.

Ich habe kaum Angst, was ich auch immer mal wieder habe und ich kann hier gut loslassen.

Und das, obwohl das wirklich nicht das Setting ist, in dem ich mich normalerweise entspannen kann.

Das ist wirklich komisch.

Ich kann mir das nicht erklären, mein rationales Gehirn setzt da aus und das ärgert mich.

Aber ich glaube, ich muss das auch irgendwie akzeptieren.

Im Gegensatz zu mir haben die meisten anderen bei der zweiten Zeremonie viel genommen.

Für einige war es eine lange, harte Nacht.

Das war eine ziemlich heftige Zeremonie.

Ich habe viel Weinen gesehen.

Ich habe viele Menschen gesehen, die sehr physische Erlebnisse hatten.

Andere haben nur ein großes Lächeln auf dem Gesicht gehabt, weil sie verschiedene

Realisationen gehabt haben und das finden wir nur am nächsten Tag heraus, wenn sie

die Sharings machen.

Aber die Energie, die war sehr, sehr stark in dem Raum gestern Abend.

Der Tag nach der Zeremonie besteht zu 80 Prozent aus dem Sharing, also dem Teilen seiner Erlebnisse.

Wir müssen ein neues Programm irgendwie entwickeln um das zu verstehen.

Und das braucht Zeit.

Wir sagen immer das braucht Tage, Wochen, Monate, manchmal Jahre.

Integration, so nennen es die Veranstalter.

Das soll helfen das Erlebnis mitzunehmen ins normale Leben.

Die typische Ayahuasca Erfahrung gibt's übrigens nicht.

Und so richtig verstehen, was jeder einzelne da durchgemacht hat, kann ich auch nicht.

Hattest du ein richtiges Erlebnis?

Ja, das hatte ich.

Endlich.

Ich kam in einen extrem tiefen Flow.

Ich bin komplett darin versunken, einfach da zu sein und nichts zu erzwingen.

Und was genau hast du gefühlt?

Das ist wahrscheinlich die schwerste Frage der Welt.

Ich habe da keine Worte für.

Wirklich nicht.

Und dann versucht er mir drei Minuten lang zu erklären warum er verstanden hat, dass

er die Gefühle die er erlebt hat, nicht in Worte fassen muss.

Wonach Greg am Anfang gesucht hat, die Sache mit dem Körper und der Unsicherheit, das

scheint jetzt gar nicht mehr wichtig.

Drake hat die Nacht durchgemacht.

Und ist dennoch ganz klar.

Während der Zeremonie kamen intensive Erfahrungen aus meiner Vergangenheit hoch, in Form von

Visionen.

Eine davon, wie mein Vater mich schlägt, als ich noch klein war und wie ich meine Mutter

verlasse, als ich früh ausgezogen bin.


Mit Jordan werden wir uns gleich in Trance atmen.

Transformational Breathwork, das ist einer von vielen Workshops in dieser Woche.

Eric macht gerade vor.

Es funktioniert folgendermaßen:

Das Ganze soll öffnen, reinigen und Blockaden lösen.

Überhaupt ist alles was wir hier machen - Yoga, Meditation, Übungen, Gruppentalks - eine

Vorbereitung auf die Ayahuasca Zeremonien.

Je gleichmäßiger ihr atmet in dieser Session, umso tiefer geht ihr und umso kraftvoller

wird der Prozess sein.

Ich darf hier kurz den Anfang filmen, dann mach ich selbst mit.

Einige der Teilnehmer beschreiben mir ihre Erfahrung danach als ähnlich beeindruckend

wie die Ayahuasca Zeremonie.

Und auch mich hat beim Atmen eine heftige Emowelle überrollt.

Danach habe ich mich total high gefühlt.

Aber nicht auf eine schlechte Art, nicht wie unter Drogen, sondern high vom Leben und von

der Liebe.

Ich glaube sowas habe ich noch nie erlebt.

Und das Einzige, was ich getan habe, war auf eine bestimmte Weise zu atmen und in bestimmten

Momenten mit meiner Stimme und meinem Körper das zu tun, wonach mir gerade war.

Wow.

Das ist wunderbar.

Ich liebe das.

In zwei Stunden beginnt die erste Zeremonie.

Kitschiger hätte die Einstimmung auf diesen Abend kaum sein können.

Drake zeigt mir noch sein Notizbuch, das er immer und überall dabeihat.

Das sind deine Ziele?

Ja, das habe ich gemacht, um mich vorzubereiten.

Meditation, Yoga, Tagebuch, kein Porno.

Nur Ernährung auf pflanzlicher Basis, keine Medikamente.

Vierzehn Tage bevor es losgeht.

Und das hast du vierzehn Tage lang gemacht?

Ja.

Kein Salz, Zucker oder Coffein, keinen Alkohol, keine scharfen Gewürze.

Nix was anregt, Sex ist auch nicht drin.

Mit dieser Diät soll Ayahuasca am besten wirken können.

Es ist der dritte Abend.

Gegen 19 Uhr werden sich alle hier hinter uns auf der Plattform versammeln.

Wer gleich krasse Bilder von Menschen die trippen oder kotzen erwartet: Fehlanzeige.

Wenn eine Kamera da ist, dann können die Menschen nicht wirklich loslassen.

Es gibt ganz viel, was in einer Zeremonie passieren kann.

Also, würdest du das mögen, dass jemand sieht, wie du dich übergibst oder vielleicht weinst?

Oder ununterbrochen eine Stunde lachst oder sowas.

Wahrscheinlich nicht, oder?

Nee, nee, das stimmt.

Vor der Reise dachte ich noch, dass Kollege Philipp und ich kein Ayahuasca nehmen werden.

Ich hatte vor kurzem eine Operation am Magen, sollte mich auf keinen Fall übergeben.

Jetzt sitzen wir doch in der Runde.

Ohne Teil des Prozesses zu sein hätten wir die Zeremonie – auch ohne Kamera - nicht

erleben dürfen.

Aber: Wir werden nur eine Miniportion Ayahuasca bekommen.

Magenfreundlich, wird mir versprochen.

Fühle in deinen Körper rein, heute Nacht kann dein Atem dein Anker sein.

Ein paar Handybilder können wir noch machen.

Dann gehen wir auf unsere Matten.

Nur ein paar Kerzen leuchten.

Wir sitzen im Kreis, später werden wir uns hinlegen.

Es ist noch warm.

Ich höre das Meeresrauschen, die Brüllaffen und ein Dauerzirpen.

Mauro und seine Assistentin singen Lieder.

Ich fühle mich behütet.

Dass andere sich übergeben, werde ich zwar mitkriegen, aber nicht negativ wahrnehmen.

Ich war kurz nach Mitternacht im Zelt, habe geschlafen, wie ein Baby.

Ich hatte Angst sowas wie einen Kater zu haben.

Aber ganz im Gegenteil: Ich fühl mich absolut klar.

Wie war's denn für dich?

Ja.

Ähm.

Super spannend war's.

Also ich… Mir ging's erstmal eine Stunde lang nicht so richtig gut, weil da habe ich

immer gedacht, ich muss gleich kotzen.

Aber das ging dann auch irgendwann weg und dann habe ich angefangen, dann kam so ein

Gefühl von: Ich muss unfassbar viel gähnen.

Also so richtig riesen groß, so wie man noch nie so gegähnt hat.

Und danach hat mich so eine Welle von Heulen überrollt.

Und das war aber richtig, richtig gut.

Also so ein gutes Heulen.

Man kann das tatsächlich relativ schwierig mit Worten beschreiben.

Mal habe ich mich gefühlt wie ein Kind, weil im Hintergrund ja immer so Gesänge waren.

Mal habe ich mich gefühlt, wie zwischen Traum und Wirklichkeit.

Dann hatte ich auch total die optischen Halluzinationen.

Es war klar, dass diese ganzen Menschen da sind in dem Raum und jedes Mal wenn da von

irgendwelchen anderen Leuten was kam, wie zum Beispiel, dass Menschen sich übergeben

haben oder irgendwie einen Laut von sich gegeben haben oder laut gegähnt oder gerülpst, dann

war das ganz komisch, dann hat es sich wie übertragen auf den Raum.

Als würde...

Das hört sich jetzt wirklich total bescheuert an...

Aber als würde so eine Energie sich übertragen und man hat diese Energie dann irgendwie mitgekriegt

und hatte dann nochmal so eine Rutsche mehr von entweder optischen Sachen oder ein Gefühl

oder einer Verbundenheit.

Also es war wirklich krass.

Ich glaube, ich könnten jetzt auch noch eine halbe Stunde länger labern.

Keine Sorge, mach ich nicht.

Die Wirkung des Minischlückchens war auf jeden Fall unerwartet intensiv.

Aber vollkommen positiv.

Drake, schläfst du noch?

Das ist dein Weckruf.

Ich bin echt gespannt ob es Drake ähnlich ging.

Meine Erfahrung war unerwartet.

Ich war ein bisschen frustriert und enttäuscht am Anfang.

Ich habe mich etwas seltsam gefühlt, ein bisschen abgehoben, ein bisschen high.

Aber ein richtiges Ayahuasca Erlebnis hatte ich bisher nicht.

Im Gegensatz zu mir hatten zwei Drittel der Teilnehmer ein „Nada Erlebnis“ – also

nichts groß gemerkt.

Im Gruppengespräch am Morgen ist die Enttäuschung spürbar.

Das Team hilft die Gefühle einzuordnen.

So ein bisschen Enttäuschung war schon zu merken.

Enttäuschung und Frustration.

Wie geht ihr damit um, also ich glaub bei euch war auch eine Spannung am Start deswegen, oder?

Ja.

Beim ersten Mal passiert es sehr häufig, dass man nichts spürt.

Aber was die meisten Menschen nicht über Ayahuasca wissen ist, dass Ayahuasca auch

ein Prozess ist.

Unser Schamane, Mauro, der nimmt auch eine gewisse Vorsicht, wenn er in eine Zeremonie

geht, besonders bei Menschen, die zum allerersten Mal Ayahuasca trinken.

Statt jede Person eine volle Dosis zu geben und die komplett wegzuhauen, wo sie vielleicht

Angst bekommen und sich dann zusammenziehen, das ist eigentlich genau das Gegenteil zu

dem, was wir wollen.

Und es ist sehr wichtig darauf zu gucken, wenn man frustriert ist, wenn man enttäuscht

ist: Okay woher kommt das?

Wir haben eine Kultur von Peak experiences entwickelt, also jeder will die nächste Peak

experience haben.

Entweder aus dem Flugzeug springen oder auf den Himalaya steigen, den Mount Everest oder

wie auch immer.

Stattdessen wirklich ein bisschen langsamer zu gehen und sich wirklich da einzufühlen

und zu schauen, wie kann das sich organisch entwickeln.

Und das ist, was wir hier machen wollen.

Dazu gehört für Adam und das Team eben auch sowas: Gruppenarbeit mit in die Augen gucken.

Auch Eyegazing genannt.

Soll helfen sich zu öffnen und zu verbinden.

Schaut in die Augen eures Gegenübers.

Ist euch das unangenehm?

Habt ihr Angst was sie sehen werden?

Werden sie euer wahres Ich sehen?

Greg macht sowas zum ersten Mal.

Und er hat sich hier zum ersten Mal in seinem Leben wirklich geöffnet und am Tag eins vor

der Gruppe über eine Diagnose gesprochen, mit der er seit seiner Jugend zu kämpfen hat.

Sicherlich gehe ich nicht davon aus, dass Ayahuasca mich heilen wird.

Aber ich hoffe, dass ich mich mental damit abfinden kann und es akzeptieren kann.

Die Kosten der Reise habe ich mir übrigens nochmal aufdröseln lassen.

Die 2.400 Euro gehen in Unterkunft, Essen, Workshops, Ayahuasca und Schamane plus Transport

und Personal.

Adam und seine Kollegen sind zur Vorbereitung eine Woche früher angereist.

Danach werden sie acht Wochen lang Nachsorge per Videocall für die Teilnehmer anbieten.

Es gibt viel Ayahuasca-Tourismus.

Ich habe das selbst erlebt in Iquitos in Peru.

Da steht der Schamane an jeder Ecke.

Richtig, für hundert Euro, heute Abend, war ganz unangenehm.

Die Menschen, die einfach nach Iquitos reisen und das noch nie gemacht haben, und wollen

für hundert Euro irgendwas machen - die verstehen das noch nicht.

Die Gefahr ist, dass du einen Schamanen hast, der vielleicht nur Geld verdienen will und

der kennt sich damit nicht aus, der hält den Raum nicht richtig.

Es gibt Vieles, was in diesem Bereich momentan ein bisschen fragwürdig ist.

Gebt einmal in der Google-Video-Suche Ayahuasca ein.

Die ersten Headlines: „Einmal sterben und zurück“, „Die Droge aus dem Regenwald“,

„Modedroge Ayahuasca“.

Der Ayahuasca-Tourismus trägt sicherlich zu diesem Bild bei.

Dass Psychedelika und pflanzliche Medizin als Drogen bezeichnet werden, das ist irreführend,

weil das Wort "Droge" vorbelastet ist und unterschiedliche Bedeutungen hat.

Aber ja, ich glaube wirklich, dass da Angst und tiefes Missverständnis gegenüber diesen

Mitteln herrschen.

Unsere indigene Geschichte ist in Vergessenheit geraten.

Heute sind viele Menschen Medikamentenabhängig und sterben sogar davon.

Das ist eine Billionenschwere globale Industrie.

Da steckt also eine ganze Menge Geld drin.

Die Pharmaindustrie will nicht die Ursache von Erkrankungen heilen, weil sie dann keine

Kunden mehr hätten, die ein Leben lang für Medikamente zahlen.

Immer und immer wieder.

Klar, dass das Thema für Jordan als Amerikaner emotional ist: Medikamentenmissbrauch ist

in den USA ein richtiges Problem.

Vor allem harte Schmerzmittel werden oft verschrieben oder sind direkt frei verkäuflich.

Die Opioid Epidemie ist die häufigste Todesursache bei Amerikanern unter 50.

Tag fünf geht zu Ende.

Die zweite Ayahuasca Nacht steht bevor.

Das was Mauro hier vorab für unsere Kamera macht, wird auch Teil der Zeremonie sein.

Die Rituale, die Ikarus – so heißen die Lieder –, das Flötenspiel: all das gehört

zu einer Zeremonie dazu und macht das Erlebnis aus.

Ich werde wieder wenig nehmen und an diesem Abend kaum etwas spüren.

Das erste Mal war für mich intensiv genug.

Und ich habe nicht das Bedürfnis, das zu toppen.

Und ja man, auch ich bin mittlerweile im Shanti Modus angekommen.

Ja irgendwie ist es alles ein bisschen hippie und esomäßig.

Aber wenn man dabei ist und mittendrin sitzt und mitmacht, dann ist das wirklich gut.

Dann tut das gut, dann macht das Spaß.

Ich bin nicht mehr angespannt, so wie am Anfang.

Ich schlafe wahnsinnig gut, was ich zuhause nicht mache.

Ich habe kaum Angst, was ich auch immer mal wieder habe und ich kann hier gut loslassen.

Und das, obwohl das wirklich nicht das Setting ist, in dem ich mich normalerweise entspannen kann.

Das ist wirklich komisch.

Ich kann mir das nicht erklären, mein rationales Gehirn setzt da aus und das ärgert mich.

Aber ich glaube, ich muss das auch irgendwie akzeptieren.

Im Gegensatz zu mir haben die meisten anderen bei der zweiten Zeremonie viel genommen.

Für einige war es eine lange, harte Nacht.

Das war eine ziemlich heftige Zeremonie.

Ich habe viel Weinen gesehen.

Ich habe viele Menschen gesehen, die sehr physische Erlebnisse hatten.

Andere haben nur ein großes Lächeln auf dem Gesicht gehabt, weil sie verschiedene

Realisationen gehabt haben und das finden wir nur am nächsten Tag heraus, wenn sie

die Sharings machen.

Aber die Energie, die war sehr, sehr stark in dem Raum gestern Abend.

Der Tag nach der Zeremonie besteht zu 80 Prozent aus dem Sharing, also dem Teilen seiner Erlebnisse.

Wir müssen ein neues Programm irgendwie entwickeln um das zu verstehen.

Und das braucht Zeit.

Wir sagen immer das braucht Tage, Wochen, Monate, manchmal Jahre.

Integration, so nennen es die Veranstalter.

Das soll helfen das Erlebnis mitzunehmen ins normale Leben.

Die typische Ayahuasca Erfahrung gibt's übrigens nicht.

Und so richtig verstehen, was jeder einzelne da durchgemacht hat, kann ich auch nicht.

Hattest du ein richtiges Erlebnis?

Ja, das hatte ich.

Endlich.

Ich kam in einen extrem tiefen Flow.

Ich bin komplett darin versunken, einfach da zu sein und nichts zu erzwingen.

Und was genau hast du gefühlt?

Das ist wahrscheinlich die schwerste Frage der Welt.

Ich habe da keine Worte für.

Wirklich nicht.

Und dann versucht er mir drei Minuten lang zu erklären warum er verstanden hat, dass

er die Gefühle die er erlebt hat, nicht in Worte fassen muss.

Wonach Greg am Anfang gesucht hat, die Sache mit dem Körper und der Unsicherheit, das

scheint jetzt gar nicht mehr wichtig.

Drake hat die Nacht durchgemacht.

Und ist dennoch ganz klar.

Während der Zeremonie kamen intensive Erfahrungen aus meiner Vergangenheit hoch, in Form von

Visionen.

Eine davon, wie mein Vater mich schlägt, als ich noch klein war und wie ich meine Mutter

verlasse, als ich früh ausgezogen bin.