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YouTube | News Videos / Doku, Prostitution kommt zurück - Legal und illegal | WDR Doku

Prostitution kommt zurück - Legal und illegal | WDR Doku

(Frau 1) Prostitution ist Gewalt an Frauen.

Es ist weder Sex noch Arbeit.

(Frau 2) Ich bin der Meinung, die Frauen bräuchten mehr Rechte.

(Frau 3) Wir fallen alle unter dieses Prostituiertenschutzgesetz.

Sprich zweifelhafte Existenzen.

(Frau 4) Wir sind nicht die Kirchenheiligen.

Aber die kommen zu uns.

Die Bordelle sind wieder geöffnet.

Doch 6 Monate lang war Sexkauf in NRW komplett verboten.

Knapp 10.000 gemeldete Prostituierte waren davon betroffen.

Inoffiziell dürften es weit mehr sein.

Ich war in dieser Zeit unterwegs

und habe mit Frauen aus der Branche gesprochen.

Was hat das Verbot mit ihnen gemacht?

Und wie geht es jetzt weiter?

Wie sieht sie aus, die Prostitution in NRW?

Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR

Rotlicht an!

(alle) Ja.

Lasst uns wieder arbeiten.

(alle) Ja.

Ein Monat zuvor.

Spätsommer 2020 auf der Kölner Domplatte.

Heute passiert, was selten passiert.

Prostituierte zeigen ihr Gesicht in aller Öffentlichkeit.

Es ist nicht nur der Kampf um ihre Existenz.

Es ist auch ein Kampf um Anerkennung.

Wut treibt sie auf die Straße.

Und ich bin mittendrin.

(Frau) Ich hab mich bewusst für die Straße entschieden.

Besonders, weil Köln hier eine ganz tolle Anlage hat.

Und zwar die Geestemünder Straße.

Ich konnte mich waschen, ich hatte die Beratung

und ich fordere, dass Sie diese Plätze sofort öffnen.

Damit die Straßensexarbeiterinnen nicht illegal im Dunklen

ihre Arbeit verrichten müssen,

sondern geschützt ihrer Arbeit nachgehen können.

Ich erwarte von niemandem in dieser Gesellschaft,

dass er mit Prostitution einverstanden ist.

Er muss mich in meiner Berufsentscheidung zur Sexarbeit

nicht unterstützen.

Aber was ich von jedem in diesem Staat erwarte, ist,

dass ich die gleichen Rechte habe wie alle anderen.

Und insbesondere hier in Köln.

1/2 Jahr lang hatte die Politik die Branche offiziell stillgelegt.

Doch hier in Hagen ist man schon eine Weile vorbereitet

auf Kundschaft unter Corona.

Abgefahren. Mich erinnert es ein bisschen an...

Es ist eigentlich ein skurriles Objekt.

Und nur durch Corona-Zeiten hervorgebracht.

Es hat was von Geisterbahn.

Irgendwo reinkriechen, wo man nicht genau weiß, was da ist.

Der Zero-Corona-Raum ist noch Prototyp.

Hier sollen 2 Menschen Sex haben können,

ohne dabei dieselbe Luft zu atmen.

Getrennt von der Glasscheibe quer über dem Bett

und verbunden durch eine Luke auf Höhe der Matratze.

Der Mann, der das entwickelt hat, ist selbst Bordellbetreiber.

Ich mach das mein ganzes Leben.

Ich hab mein ganzes Leben in diesen Geschäften gearbeitet.

Ich hatte ne Maximalausdehnung, 25 Betriebe davon.

Ich stehe der Sache näher als kaum jemand im Ruhrgebiet.

Näher stehen zumindest die Frauen, würde ich sagen,

die dem Gewerbe nachgehen.

Was sagt du? Ist das praktikabel? – Soll ich zeigen? – Ja.

Die Plexiglasscheibe geht durch den ganzen Raum?

Ich komme von hier rein.

(Rottermann) Es ist sogar richtiges Glas.

(Livia) Ich kann da liegen.

(Rottermann) Plexiglas ist uns vor der Nase wegverkauft worden.

Jetzt erfahre ich zum 1. Mal unangenehm konkret,

wie Frauen wie Livia bei dieser Arbeit

auf einzelne Körperteile reduziert werden.

Von die Kunde geht nicht... Zusammen Luft haben.

Jetzt müssten wir das zum wirklichen Betrieb,

musst noch etwas weiter nach unten rutschen.

Es würden bestimmte Stellungen... Das fühlt sich komisch an.

Ich kann ihr Gesicht nicht mehr sehen.

Der Prototyp.

Wenn Sie da bei gehen würden, wär es...

Es kann auch umgekehrt gehen.

Dass der Gast von hierher kommt, seinen Unterleib durchschiebt

und von der anderen Seite bedient wird.

Um den Unterleib geht es ja in der Regel.

Kannst du dir vorstellen, so zu arbeiten? - Natürlich.

Ich glaube, es ist ein gutes System.

Ich bin eigentlich nicht mit Kunde im Zimmer,

weil ich hab diese Fenster.

Und ich nehm kein Luft... Ich krieg kein gar nix von Kunde.

Stimmt, es ist ein bisschen wie eine Durchreiche.

Ich glaube, dieses System geht gut.

Musst du alle Bordell aufmachen.

Viele Frau, viele Mädchen arbeiten privat, und das ist gefährlich.

Kennst du Frauen, die weiterarbeiten?

Ja, ein Frau, die früher arbeiten in Straße, jetzt privat machen.

Aber ich hab gehört, sie hat viele Problem mit Leute.

Weil weißt du nicht, wer kommt bei dir.

Okay, reden schön am Handy, aber weißt du nicht, wer kommt bei dir

und was kann passiert.

Wie gehts dir denn mit der Corona-Situation?

Dein Profil ist ja schon älter, ne?

Machst du mit Mundschutz den Kontakt?

Der Sexkauf im Netz boomt immer.

Sarah habe ich auf einer Seite für privaten Escortservice gefunden.

Wie viele Frauen hat sie sich noch nicht offiziell

als Prostituierte angemeldet,

arbeitet also illegal von zu Hause.

Einen Beruf hat sie nicht gelernt.

Sie prostituiert sich seit ihrem 14. Lebensjahr.

Aus Spaß, wie sie sagt.

Oh Gott.

Hast du den Spaß wiedergefunden nach den schlechten Erfahrungen?

Um sich vor Übergriffen zu schützen, arbeitet Sarah

unter Sicherheitsvorkehrungen, die ich nicht verraten darf.

Was sind das für Männer, die zu dir kommen?

Querbeet.

Meistens Geschäftsleute.

Stammkunden? – Ja.

Ärzte. Anwälte.

Vermisst du die in den 5 Monaten, in denen das jetzt schon... - Ja.

Wir telefonieren aber.

Sextelefonate?

Auch das.

Renate ist seit fast 50 Jahren im Sexgeschäft.

Nicht immer als Domina, aber immer auf der Essener Stahlstraße.

Eine der ältesten Bordellstraßen NRWs.

Hausdurchsuchungen und Gewaltdelikte sind hier keine Seltenheit.

Während des Sexkaufverbots gleicht sie eher einer Geisterstadt.

Die Prostituierten, die hier normalerweise arbeiten,

kämpfen ums Überleben.

Achtung, wir kommen.

Mit 4 Frauen bin ich verabredet, um mehr zu erfahren.

Okay, dann setzen wir uns.

3 von ihnen kommen aus Rumänien.

Aus Furcht, von ihren Familien erkannt zu werden,

möchten sie anonym bleiben.

Was war die Situation, aus der du heraus angefangen hast?

Da war keine Situation.

Ich wollte das immer machen.

Und irgendwo hat mir das gefallen.

Und dann ist es dabei geblieben.

Ist es bei euch ähnlich? - Nein.

Bei mir ist das ganz anders, ich mache es nur wegen Geld.

(Renate) Ja, normal.

Es ist einfach wie Arbeit.

Kein Spaß usw.

Kein Spaß?

Nicht manchmal ein bisschen?

Wenn ich dominante Sachen mache, natürlich.

Aber normale Sachen, nein.

Weil, das ist der schlechte Part,

Penetration?

Ja, es ist schwer.

Weil es gibt ganz verschiedene Leute.

Manche sind nicht anständig, und die machen dich kaputt.

Aber wenn du weißt, wie du kommunizieren musst

und wie du dich verhältst,

wenn du keinen Stress machst, dann kriegst du auch keine Probleme.

Aber wenn du nur über Geld und Zeit redest,

klar, machen die Leute dann Probleme.

Renate, was sagst du dazu, ist das eine Veränderung?

Du hast ja seit 1973 Jahrzehnte erlebt.

Die Zeiten kannst du nicht vergleichen.

Die sind anders geworden.

Und das Schlimmste ist, was passieren konnte,

mit der Corona-Pandemie.

Die haben von einer Stunde auf die andere die Straße zugemacht.

Der Sex findet ja statt oder sagen wir mal, der Sexkauf,

der Handel mit Sex findet statt.

Wo ist der jetzt?

Kennt ihr Kolleginnen, Frauen, die trotzdem jetzt Geld verdienen?

Oder müsst ihr das vielleicht selber machen?

Musst du selber machen.

Ich muss es selber machen.

Muss leben.

Ein Tag da, ein Tag da.

Was soll ich machen, sterben?

Aber das ist gefährlicher, oder? - Ja.

Das sowieso.

Ohne Corona ist die Arbeit auch gefährlich.

Eine Kollegin hat in Holland gearbeitet vor vielen Jahren.

Da hat jemand ihr ein Messer in den Bauch gesteckt.

Diese Arbeit ist sowieso...

...nicht einfach.

Wenn eine Frau sagt, sie hat nie ein Problem gehabt,

heißt das, dass sie lügt.

Aber für uns ist es unsere Arbeit.

Normal ist das nicht, aber es ist Arbeit.

Und wir wollen nicht vergessen, so schnelles und gutes Geld

verdienst du nicht, wenn du Putzfrau bist.

Ich habe bis jetzt eine Wohnung für mein Kind gekauft.

Ich habe Autos usw.

Mein Kind ist von unten bis oben eine Prinzessin.

Ich habe alles, was wichtig ist, gemacht.

Das Einzige, was ich noch machen muss,

ist Geld auf die Seite legen und damit mein eigenes Business machen.

Das war das Letzte, was mir noch fehlte, und dann kam Corona.

Jetzt brauche ich wieder ein bisschen Zeit.

Er war jetzt ein potenzieller Freier?

(Frau) Der an der Tankstelle auch.

Die beiden, der mit der Käppi, die hier sitzen.

Das ist eine Frau, die sich anbietet plus ihr Kerl.

Frau von links.

Blonde Haare, geht jetzt über die Straße vor euch.

Unterwegs nach 23 Uhr.

Weil der offizielle Straßenstrich in Essen geschlossen ist,

findet der Sexkauf jetzt 20 m weiter statt. Illegal.

Im Auto vor uns sitzen Maike und Sarah, Sozialarbeiterinnen,

die regelmäßig herkommen.

(Maike) Die Frauen, die man sieht auf der Straße,

wenn man welche sieht, sind das potenziell unsere.

Es gibt auch ein paar, die hier zum Fitnessstudio gehen.

Aber die allermeisten Frauen die man hier sehen wird an Frauen,

sind Frauen, die jetzt hier anschaffen gehen.

Die laufen dann hier auf und ab in der Hoffnung,

dass sich Freier und Prostituierte treffen? (Sarah) Genau.

Dass ein Kontakt stattfindet.

(Maike) Das ist auf jeden Fall ein Freier.

Und die meisten Autos, die am Rand stehen, sind Freierautos.

Die stehen und warten, da sind überall Typen drin.

Jetzt fahren wir hoch ins Gewerbegebiet.

(Sarah) Auch alles Freier.

(Maike) Alle mit einem Mann am Steuer sind Freier.

Sonst fährst du hier nicht her, weil hier gibts nichts.

Da verrichten die Frauen auch oder auch hier.

Die stellen sich hin ins Auto,

verrichten hier oder gehen ins Gebüsch.

Einmal die Woche sind die Frauen der Beratungsstelle freiRaum

für die Prostituierten da.

Ihre Klientinnen erkennen sie am Nummernschild.

(Maike) Hallo. (Frau) Hallo, wie gehts euch?

(Maike) Uns gehts gut, wie gehts dir?

(Frau) Gut, viel Stress.

Viel Polizei. (Maike) Echt?

(Frau) Haben mich schon einmal erwischt, aber beim Laufen.

(Sarah) Ja, eine andere Frau auch, haben sie erzählt.

(Frau) Haben meinen Pass... (Sarah) ...kontrolliert.

(Frau) Meinst du, da kommt was?

(Sarah) Nee. Wahrscheinlich nicht.

Die kontrollieren und sagen, du warst spazieren, oder?

(Frau) Ja, die haben gesagt,

du läufst hier seit gestern Abend rauf und runter.

(Sarah) Ja, machst halt Sport.

(Maike) Brauchst du Kondome? Welche?

(Frau) Die Großen, egal. Hauptsache Pariser.

(Maike) Feuchttücher? - Ja. Feuchttücher.

(Maike) Kriegst du auch.

Pass auf dich auf.

(Frau) Ich habe nur Sorge um mein Kind.

Immer Geld, Geld, immer Geld.

Es ist hier ein Zimmer, was z.B. eine Dame leergeräumt hat.

Weil sie gesagt hat, wer weiß, wann es weitergeht.

Desto mehr Zeit vergeht, werden andere Wege gesucht.

Wie kann es sein, dass es in einem offiziellen Betrieb wie diesem

untersagt ist, aber eigentlich den Damen der Weg geebnet wird

in die Illegalität?

Besuch im einzigen frauengeführten Bordell der Essener Stahlstraße.

Die Betreiberin nenne ich Rebecca.

Ihre Kinder sollen keine Probleme in der Schule bekommen.

(Rebecca) Hier oben gibt es 2 weitere Arbeitszimmer.

Diese Arbeitszimmer sind erstaunlich liebevoll ausgestattet.

Dafür, dass hier Knuten und Nähnadeln zum Einsatz kommen.

Für die Psyche der Frau oder die Psychohygiene,

könnt ich mir vorstellen, dass es schon...

...weniger schwierig ist, wenn man als Domina arbeitet.

Wo man wahrscheinlich nicht bei jedem Treffen

penetriert wird vom Kunden.

Wobei, da muss ich einhaken.

Weil ich da sagen würde, von meiner Erfahrung her in Gesprächen,

die ich hatte mit vielen Damen,

die bei mir waren, ist es natürlich auch eine Herausforderung.

Weil alles Dominante findet auf einer psychologischen Ebene statt,

wo viel Input kommt und man sehr viel reingibt in den Kundenmoment.

Bei gewissen Sonderwünschen muss man wissen, wie weit darf ich gehen.

Wann ist Schluss?

Da reden wir z.B. über Aktionen, wo auch Gewalt ausgeübt wird.

Oder Freiheitseinschränkungen.

Wenn ich z.B. jemandem Handschellen anlege.

Das ist unsere Melanie.

Hallo. - Hallo Melanie.

Kleider machen Leute.

Es ist wirklich sehr aufregend, dich so zu sehen.

Während ihres Arbeitsverbotes lebt Melanie auf Spendenbasis, sagt sie.

Ihre Kunden sind Männer in Führungspositionen,

die bei ihr Verantwortung abgeben wollen.

Auch sie möchte nicht erkannt werden.

Fühlst du dich bevormundet, dass man dir verbietet, deinen Job auszuüben?

Oder was ist das für ein Gefühl?

Wenn wir ehrlich sind,

sind wir schon immer jedem ein Dorn im Auge gewesen.

Uns will irgendwo bewusst keiner haben.

Das ist das Problem, worum es geht.

Warum wir wahrscheinlich auch mit nicht öffnen dürfen.

Deswegen protestieren wir. Wir wollen arbeiten.

Wir haben Rechte wie einer, der Nägel macht, auch.

Weil es ist eine normale Arbeit?

Für mich ist es meine normale Arbeit.


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(Frau 1) Prostitution ist Gewalt an Frauen.

Es ist weder Sex noch Arbeit.

(Frau 2) Ich bin der Meinung, die Frauen bräuchten mehr Rechte.

(Frau 3) Wir fallen alle unter dieses Prostituiertenschutzgesetz.

Sprich zweifelhafte Existenzen.

(Frau 4) Wir sind nicht die Kirchenheiligen.

Aber die kommen zu uns.

Die Bordelle sind wieder geöffnet.

Doch 6 Monate lang war Sexkauf in NRW komplett verboten.

Knapp 10.000 gemeldete Prostituierte waren davon betroffen.

Inoffiziell dürften es weit mehr sein.

Ich war in dieser Zeit unterwegs

und habe mit Frauen aus der Branche gesprochen.

Was hat das Verbot mit ihnen gemacht?

Und wie geht es jetzt weiter?

Wie sieht sie aus, die Prostitution in NRW?

Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR

Rotlicht an!

(alle) Ja.

Lasst uns wieder arbeiten.

(alle) Ja.

Ein Monat zuvor.

Spätsommer 2020 auf der Kölner Domplatte.

Heute passiert, was selten passiert.

Prostituierte zeigen ihr Gesicht in aller Öffentlichkeit.

Es ist nicht nur der Kampf um ihre Existenz.

Es ist auch ein Kampf um Anerkennung.

Wut treibt sie auf die Straße.

Und ich bin mittendrin.

(Frau) Ich hab mich bewusst für die Straße entschieden.

Besonders, weil Köln hier eine ganz tolle Anlage hat.

Und zwar die Geestemünder Straße.

Ich konnte mich waschen, ich hatte die Beratung

und ich fordere, dass Sie diese Plätze sofort öffnen.

Damit die Straßensexarbeiterinnen nicht illegal im Dunklen

ihre Arbeit verrichten müssen,

sondern geschützt ihrer Arbeit nachgehen können.

Ich erwarte von niemandem in dieser Gesellschaft,

dass er mit Prostitution einverstanden ist.

Er muss mich in meiner Berufsentscheidung zur Sexarbeit

nicht unterstützen.

Aber was ich von jedem in diesem Staat erwarte, ist,

dass ich die gleichen Rechte habe wie alle anderen.

Und insbesondere hier in Köln.

1/2 Jahr lang hatte die Politik die Branche offiziell stillgelegt.

Doch hier in Hagen ist man schon eine Weile vorbereitet

auf Kundschaft unter Corona.

Abgefahren. Mich erinnert es ein bisschen an...

Es ist eigentlich ein skurriles Objekt.

Und nur durch Corona-Zeiten hervorgebracht.

Es hat was von Geisterbahn.

Irgendwo reinkriechen, wo man nicht genau weiß, was da ist.

Der Zero-Corona-Raum ist noch Prototyp.

Hier sollen 2 Menschen Sex haben können,

ohne dabei dieselbe Luft zu atmen.

Getrennt von der Glasscheibe quer über dem Bett

und verbunden durch eine Luke auf Höhe der Matratze.

Der Mann, der das entwickelt hat, ist selbst Bordellbetreiber.

Ich mach das mein ganzes Leben.

Ich hab mein ganzes Leben in diesen Geschäften gearbeitet.

Ich hatte ne Maximalausdehnung, 25 Betriebe davon.

Ich stehe der Sache näher als kaum jemand im Ruhrgebiet.

Näher stehen zumindest die Frauen, würde ich sagen,

die dem Gewerbe nachgehen.

Was sagt du? Ist das praktikabel? – Soll ich zeigen? – Ja.

Die Plexiglasscheibe geht durch den ganzen Raum?

Ich komme von hier rein.

(Rottermann) Es ist sogar richtiges Glas.

(Livia) Ich kann da liegen.

(Rottermann) Plexiglas ist uns vor der Nase wegverkauft worden.

Jetzt erfahre ich zum 1. Mal unangenehm konkret,

wie Frauen wie Livia bei dieser Arbeit

auf einzelne Körperteile reduziert werden.

Von die Kunde geht nicht... Zusammen Luft haben.

Jetzt müssten wir das zum wirklichen Betrieb,

musst noch etwas weiter nach unten rutschen.

Es würden bestimmte Stellungen... Das fühlt sich komisch an.

Ich kann ihr Gesicht nicht mehr sehen.

Der Prototyp.

Wenn Sie da bei gehen würden, wär es...

Es kann auch umgekehrt gehen.

Dass der Gast von hierher kommt, seinen Unterleib durchschiebt

und von der anderen Seite bedient wird.

Um den Unterleib geht es ja in der Regel.

Kannst du dir vorstellen, so zu arbeiten? - Natürlich.

Ich glaube, es ist ein gutes System.

Ich bin eigentlich nicht mit Kunde im Zimmer,

weil ich hab diese Fenster.

Und ich nehm kein Luft... Ich krieg kein gar nix von Kunde.

Stimmt, es ist ein bisschen wie eine Durchreiche.

Ich glaube, dieses System geht gut.

Musst du alle Bordell aufmachen.

Viele Frau, viele Mädchen arbeiten privat, und das ist gefährlich.

Kennst du Frauen, die weiterarbeiten?

Ja, ein Frau, die früher arbeiten in Straße, jetzt privat machen.

Aber ich hab gehört, sie hat viele Problem mit Leute.

Weil weißt du nicht, wer kommt bei dir.

Okay, reden schön am Handy, aber weißt du nicht, wer kommt bei dir

und was kann passiert.

Wie gehts dir denn mit der Corona-Situation?

Dein Profil ist ja schon älter, ne?

Machst du mit Mundschutz den Kontakt?

Der Sexkauf im Netz boomt immer.

Sarah habe ich auf einer Seite für privaten Escortservice gefunden.

Wie viele Frauen hat sie sich noch nicht offiziell

als Prostituierte angemeldet,

arbeitet also illegal von zu Hause.

Einen Beruf hat sie nicht gelernt.

Sie prostituiert sich seit ihrem 14. Lebensjahr.

Aus Spaß, wie sie sagt.

Oh Gott.

Hast du den Spaß wiedergefunden nach den schlechten Erfahrungen?

Um sich vor Übergriffen zu schützen, arbeitet Sarah

unter Sicherheitsvorkehrungen, die ich nicht verraten darf.

Was sind das für Männer, die zu dir kommen?

Querbeet.

Meistens Geschäftsleute.

Stammkunden? – Ja.

Ärzte. Anwälte.

Vermisst du die in den 5 Monaten, in denen das jetzt schon... - Ja.

Wir telefonieren aber.

Sextelefonate?

Auch das.

Renate ist seit fast 50 Jahren im Sexgeschäft.

Nicht immer als Domina, aber immer auf der Essener Stahlstraße.

Eine der ältesten Bordellstraßen NRWs.

Hausdurchsuchungen und Gewaltdelikte sind hier keine Seltenheit.

Während des Sexkaufverbots gleicht sie eher einer Geisterstadt.

Die Prostituierten, die hier normalerweise arbeiten,

kämpfen ums Überleben.

Achtung, wir kommen.

Mit 4 Frauen bin ich verabredet, um mehr zu erfahren.

Okay, dann setzen wir uns.

3 von ihnen kommen aus Rumänien.

Aus Furcht, von ihren Familien erkannt zu werden,

möchten sie anonym bleiben.

Was war die Situation, aus der du heraus angefangen hast?

Da war keine Situation.

Ich wollte das immer machen.

Und irgendwo hat mir das gefallen.

Und dann ist es dabei geblieben.

Ist es bei euch ähnlich? - Nein.

Bei mir ist das ganz anders, ich mache es nur wegen Geld.

(Renate) Ja, normal.

Es ist einfach wie Arbeit.

Kein Spaß usw.

Kein Spaß?

Nicht manchmal ein bisschen?

Wenn ich dominante Sachen mache, natürlich.

Aber normale Sachen, nein.

Weil, das ist der schlechte Part,

Penetration?

Ja, es ist schwer.

Weil es gibt ganz verschiedene Leute.

Manche sind nicht anständig, und die machen dich kaputt.

Aber wenn du weißt, wie du kommunizieren musst

und wie du dich verhältst,

wenn du keinen Stress machst, dann kriegst du auch keine Probleme.

Aber wenn du nur über Geld und Zeit redest,

klar, machen die Leute dann Probleme.

Renate, was sagst du dazu, ist das eine Veränderung?

Du hast ja seit 1973 Jahrzehnte erlebt.

Die Zeiten kannst du nicht vergleichen.

Die sind anders geworden.

Und das Schlimmste ist, was passieren konnte,

mit der Corona-Pandemie.

Die haben von einer Stunde auf die andere die Straße zugemacht.

Der Sex findet ja statt oder sagen wir mal, der Sexkauf,

der Handel mit Sex findet statt.

Wo ist der jetzt?

Kennt ihr Kolleginnen, Frauen, die trotzdem jetzt Geld verdienen?

Oder müsst ihr das vielleicht selber machen?

Musst du selber machen.

Ich muss es selber machen.

Muss leben.

Ein Tag da, ein Tag da.

Was soll ich machen, sterben?

Aber das ist gefährlicher, oder? - Ja.

Das sowieso.

Ohne Corona ist die Arbeit auch gefährlich.

Eine Kollegin hat in Holland gearbeitet vor vielen Jahren.

Da hat jemand ihr ein Messer in den Bauch gesteckt.

Diese Arbeit ist sowieso...

...nicht einfach.

Wenn eine Frau sagt, sie hat nie ein Problem gehabt,

heißt das, dass sie lügt.

Aber für uns ist es unsere Arbeit.

Normal ist das nicht, aber es ist Arbeit.

Und wir wollen nicht vergessen, so schnelles und gutes Geld

verdienst du nicht, wenn du Putzfrau bist.

Ich habe bis jetzt eine Wohnung für mein Kind gekauft.

Ich habe Autos usw.

Mein Kind ist von unten bis oben eine Prinzessin.

Ich habe alles, was wichtig ist, gemacht.

Das Einzige, was ich noch machen muss,

ist Geld auf die Seite legen und damit mein eigenes Business machen.

Das war das Letzte, was mir noch fehlte, und dann kam Corona.

Jetzt brauche ich wieder ein bisschen Zeit.

Er war jetzt ein potenzieller Freier?

(Frau) Der an der Tankstelle auch.

Die beiden, der mit der Käppi, die hier sitzen.

Das ist eine Frau, die sich anbietet plus ihr Kerl.

Frau von links.

Blonde Haare, geht jetzt über die Straße vor euch.

Unterwegs nach 23 Uhr.

Weil der offizielle Straßenstrich in Essen geschlossen ist,

findet der Sexkauf jetzt 20 m weiter statt. Illegal.

Im Auto vor uns sitzen Maike und Sarah, Sozialarbeiterinnen,

die regelmäßig herkommen.

(Maike) Die Frauen, die man sieht auf der Straße,

wenn man welche sieht, sind das potenziell unsere.

Es gibt auch ein paar, die hier zum Fitnessstudio gehen.

Aber die allermeisten Frauen die man hier sehen wird an Frauen,

sind Frauen, die jetzt hier anschaffen gehen.

Die laufen dann hier auf und ab in der Hoffnung,

dass sich Freier und Prostituierte treffen? (Sarah) Genau.

Dass ein Kontakt stattfindet.

(Maike) Das ist auf jeden Fall ein Freier.

Und die meisten Autos, die am Rand stehen, sind Freierautos.

Die stehen und warten, da sind überall Typen drin.

Jetzt fahren wir hoch ins Gewerbegebiet.

(Sarah) Auch alles Freier.

(Maike) Alle mit einem Mann am Steuer sind Freier.

Sonst fährst du hier nicht her, weil hier gibts nichts.

Da verrichten die Frauen auch oder auch hier.

Die stellen sich hin ins Auto,

verrichten hier oder gehen ins Gebüsch.

Einmal die Woche sind die Frauen der Beratungsstelle freiRaum

für die Prostituierten da.

Ihre Klientinnen erkennen sie am Nummernschild.

(Maike) Hallo. (Frau) Hallo, wie gehts euch?

(Maike) Uns gehts gut, wie gehts dir?

(Frau) Gut, viel Stress.

Viel Polizei. (Maike) Echt?

(Frau) Haben mich schon einmal erwischt, aber beim Laufen.

(Sarah) Ja, eine andere Frau auch, haben sie erzählt.

(Frau) Haben meinen Pass... (Sarah) ...kontrolliert.

(Frau) Meinst du, da kommt was?

(Sarah) Nee. Wahrscheinlich nicht.

Die kontrollieren und sagen, du warst spazieren, oder?

(Frau) Ja, die haben gesagt,

du läufst hier seit gestern Abend rauf und runter.

(Sarah) Ja, machst halt Sport.

(Maike) Brauchst du Kondome? Welche?

(Frau) Die Großen, egal. Hauptsache Pariser.

(Maike) Feuchttücher? - Ja. Feuchttücher.

(Maike) Kriegst du auch.

Pass auf dich auf.

(Frau) Ich habe nur Sorge um mein Kind.

Immer Geld, Geld, immer Geld.

Es ist hier ein Zimmer, was z.B. eine Dame leergeräumt hat.

Weil sie gesagt hat, wer weiß, wann es weitergeht.

Desto mehr Zeit vergeht, werden andere Wege gesucht.

Wie kann es sein, dass es in einem offiziellen Betrieb wie diesem

untersagt ist, aber eigentlich den Damen der Weg geebnet wird

in die Illegalität?

Besuch im einzigen frauengeführten Bordell der Essener Stahlstraße.

Die Betreiberin nenne ich Rebecca.

Ihre Kinder sollen keine Probleme in der Schule bekommen.

(Rebecca) Hier oben gibt es 2 weitere Arbeitszimmer.

Diese Arbeitszimmer sind erstaunlich liebevoll ausgestattet.

Dafür, dass hier Knuten und Nähnadeln zum Einsatz kommen.

Für die Psyche der Frau oder die Psychohygiene,

könnt ich mir vorstellen, dass es schon...

...weniger schwierig ist, wenn man als Domina arbeitet.

Wo man wahrscheinlich nicht bei jedem Treffen

penetriert wird vom Kunden.

Wobei, da muss ich einhaken.

Weil ich da sagen würde, von meiner Erfahrung her in Gesprächen,

die ich hatte mit vielen Damen,

die bei mir waren, ist es natürlich auch eine Herausforderung.

Weil alles Dominante findet auf einer psychologischen Ebene statt,

wo viel Input kommt und man sehr viel reingibt in den Kundenmoment.

Bei gewissen Sonderwünschen muss man wissen, wie weit darf ich gehen.

Wann ist Schluss?

Da reden wir z.B. über Aktionen, wo auch Gewalt ausgeübt wird.

Oder Freiheitseinschränkungen.

Wenn ich z.B. jemandem Handschellen anlege.

Das ist unsere Melanie.

Hallo. - Hallo Melanie.

Kleider machen Leute.

Es ist wirklich sehr aufregend, dich so zu sehen.

Während ihres Arbeitsverbotes lebt Melanie auf Spendenbasis, sagt sie.

Ihre Kunden sind Männer in Führungspositionen,

die bei ihr Verantwortung abgeben wollen.

Auch sie möchte nicht erkannt werden.

Fühlst du dich bevormundet, dass man dir verbietet, deinen Job auszuüben?

Oder was ist das für ein Gefühl?

Wenn wir ehrlich sind,

sind wir schon immer jedem ein Dorn im Auge gewesen.

Uns will irgendwo bewusst keiner haben.

Das ist das Problem, worum es geht.

Warum wir wahrscheinlich auch mit nicht öffnen dürfen.

Deswegen protestieren wir. Wir wollen arbeiten.

Wir haben Rechte wie einer, der Nägel macht, auch.

Weil es ist eine normale Arbeit?

Für mich ist es meine normale Arbeit.